Stiftung Gesundheit & Ernährung
S t i f t u n g
Gesundheit & Ernährung
Schweiz
QR Code
Beste Aussichten für Ihre Gesundheit

Roggen, roh, bio?

Entdecken Sie vielseitige Verwendungsmöglichkeiten von Roggen in der Küche, die allfällige Saison, Preise und gesundheitliche Vorteile. Erfahren Sie mehr über wichtige Nährstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, Anbau und Ökobilanz.

Die aus der USDA Datenbank stammenden Nährstoffe der Zutat haben wir komplettiert.
11%
Wasser
 86
Makronährstoff Kohlenhydrate 86.37%
/12
Makronährstoff Proteine 11.77%
/02
Makronährstoff Fette 1.86%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, 0.7g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, 0.1g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 6:1

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Hier essenzielle Linolsäure (LA) 0.66 g zu essenzieller Alpha-Linolensäure (ALA) 0.11 g = 6.1:1.
Verhältnis Total Omega-6- = 0.66 g zu Omega-3-Fettsäuren Total = 0.11 g = 6.1:1.
Im Durchschnitt benötigen wir pro Tag je ca. 2 g LA und ALA, aus denen ein gesunder Körper auch EPA und DHA etc. herstellt.

Roggen (Secale cereale) zählt zur Familie der Süssgräser und ist neben Weizen eine der bedeutendsten Getreidearten in den gemässigten Breiten. Roh ist Roggen als gekeimte Sprosse oder eingeweicht geniessbar. Im Handel ist Roggen auch in Bio-Qualität erhältlich.

Verwendung in der Küche

Roggen hat als ganzes Korn einen herzhaften, aromatischen und kräftigen Geschmack. Eingeweicht oder in Form von Sprossen (gekeimt) lässt sich Roggen roh (Rohkost) in Salaten geniessen. Auch im Müesli schmeckt er gut: Zusammen mit frischen Früchten wie Äpfeln, Bananen, Orangen oder Mandarinen entsteht ein gesundes und vollwertiges Frühstück, das lange satt hält. Weichen Sie die Körner vor dem Verzehr 6–12 Stunden in ausreichend Wasser ein – das macht sie leichter verdaulich. Achten Sie ausserdem darauf, gründlich zu kauen.

Mit Gemüse oder Pilzen können Sie den gekochten Roggen für verschiedenste Pfannengerichte, Aufläufe (süss oder salzig) oder auch als Füllung für z.B. Auberginen, Tomaten, Zucchini oder Rondini-Kürbisse verwenden. Sie können Roggen auch wie Reis als Beilage oder als Risotto servieren.

Roggenkeime sind leichter verdaulich und nährstoffreicher als ganze, rohe Roggenkörner (ähnlich wie Weizen, gekeimt). Die Keimlinge schmecken mild bis süsslich und lassen sich wunderbar in Müeslis, Salaten, Gemüsegerichten, Suppen oder Smoothies verwenden sowie in Brotteig zu einem Keimbrot verarbeiten. Roggenkeimlinge können ausserdem als Basis für ein Essener-Brot dienen (roh, vegan). Die Trocknung sollte entweder natürlich an der Sonne oder im Dörrgerät bei maximal 41 °C erfolgen, damit die Rohkostqualität erhalten bleibt.

Ähnlich wie bei Haferflocken dämpft, wälzt und trocknet man die Roggenkörner, um daraus Roggenflocken herzustellen. Sie eignen sich für Porridge, Backwaren oder als Ersatz für Haferflocken. Bei Roggenschrot zerkleinert man die Körner grob, was das Kochen erleichtert. Um die Verdaulichkeit zu erhöhen, weicht man sowohl Schrot als auch Flocken vor dem Verzehr ein.23

Zu Mehl gemahlen finden die Roggenkörner in Broten und Backwaren Verwendung. Roggen steht nach Weizen an zweiter Stelle der Getreidearten, deren Mehl für die Herstellung von Backwaren, insbesondere Brot und Keksen, zum Einsatz kommt.1 Vollkorn-Mischbrote mit Roggen sind meist etwas flacher und kompakter als Brote aus Weizenmehl. Die enthaltenen Pentosane (wasserbindende Schleimstoffe) verhindern das "Kleben", weshalb das Ansäuern von reinem Roggenteig notwendig für eine lockere, elastische Konsistenz ist.13 So stellt man reines Roggenbrot (z.B. Pumpernickel) mithilfe eines Sauerteigs her. Backwaren aus Roggenmehl sind sehr kräftig im Geschmack, halten lange satt und bleiben deutlich länger frisch als Weizenmehlprodukte.

Roggenkörner finden ausserdem als Kaffee-Ersatz, für die Herstellung von Spirituosen (Korn, Whiskey, Wodka) und von Roggenbier Verwendung.

Eigene Zubereitung

Roggen kochen: Roggenkörner zählen zu den Langgarern, ähnlich wie Dinkel, Kamut, Gerste, Weizen oder Wildreis. Um die Kochzeit etwas zu verkürzen, sollte man Roggen mit der 2,5-fachen Menge Wasser (ungesalzen) über Nacht einweichen. Danach das Einweichwasser abgiessen und nochmals durchspülen. Zum Kochen verwendet man die ca. 2,5-fache Menge an Wasser, kocht die Roggenkörner ca. 30-45 Min. und lässt sie ca. 30-60 Min. nachquellen (je nach gewünschter Konsistenz).

Roggen keimen lassen: Zum Keimen des Roggens muss man die ganzen, rohen Roggenkörner zunächst während ca. 12 h einweichen (am besten über Nacht). Weitere Informationen dazu finden Sie in unserem Artikel über Phytinsäure bzw. Phytat und das Einweichen oder Keimen. Nach dem Einweichen das Wasser abgiessen und die Körner gründlich abspülen. Füllen Sie die Roggenkörner in ein sauberes (idealerweise steriles) Keimglas und stellen Sie es an einen lichtarmen Ort bei Temperaturen von etwa 18-20 °C. Achten Sie darauf, dass sich kein Wasser im Keimglas sammelt. Die Sprossen sollte man mind. zweimal täglich mit kaltem Wasser spülen. Überprüfen Sie regelmässig den Geruch des Keimguts – es darf auf keinen Fall vermodert oder verdorben riechen. Die Keimdauer beträgt 3-4 Tage, danach sind die Roggenkeime bereit für den Verzehr als gesunde Rohkost.

Veganes Rezept für Roggen-Porridge mit Quittenkompott

Zutaten (für 2 Personen): Für das Porridge: 500 ml Wasser, 100 g Roggenschrot (bio), 1 Prise Salz.

Für das Quittenkompott: 1 Quitte (250 g), 2-3 EL Wasser, 3 EL Agavensirup, 1 Prise Zimt, 1 Prise Vanillepulver (oder etwas Bourbon-Vanille).

Zubereitung: Die rohe Quitte abwaschen, die Kerne mitsamt Gehäuse entfernen und das Fruchtfleisch in ca. 1 cm grosse Stücke schneiden. Quittenstücke zusammen mit Wasser und Agavensirup in einen Topf geben. Das Ganze 12-14 Min. köcheln lassen, dabei gelegentlich umrühren. Zimt und Vanille hinzugeben. Für das Porridge Wasser im Topf zum Kochen bringen. Roggenschrot beigeben, bei mittlerer Hitze 8-10 Min. köcheln lassen und gelegentlich umrühren. Dabei entsteht ein cremiger Brei. Porridge mit einer Prise Salz würzen und mit dem veganen Quittenkompott servieren.

Veganes Rezept für mediterranen Roggen-Salat

Zutaten (für 4 Personen): 150 g Roggen-Körner (bio), 250 ml Wasser, 200 g Cherry-Tomaten, 125 g Rucola, 50 g getrocknete Tomaten, 50 g schwarze Oliven, 30 g Pinienkerne, 1 kleine rote Zwiebel, 1 Knoblauchzehe, 2 EL Balsamicoessig, 2 EL Rapsöl, ½ TL Meersalz.

Zubereitung: Roggen kochen (siehe Anleitung unter "Eigene Zubereitung"), abgiessen, mit kaltem Wasser abschrecken und abtropfen lassen. Cherry-Tomaten abwaschen und halbieren. Die getrockneten Tomaten sowie die Oliven in Streifen schneiden. Rucola abspülen. Zwiebel schälen und in Ringe schneiden. Knoblauch schälen und fein hacken. Knoblauch, Essig, Rapsöl, die Hälfte des Rucola und Salz in einen Mixer geben, der alles zu einem feinen Dressing püriert. Roggen mit dem Dressing vermischen. Tomaten, Oliven, getrocknete Tomaten, Zwiebelringe, Pinienkerne und den restlichen Rucola auf dem Roggen verteilen und den nahrhaften veganen Salat geniessen.

Vegane Rezepte mit Roggen (Korn) finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
.

Einkauf - Lagerung

Roggen (ganze Körner) sind ganzjährig bei Grossverteilern wie Edeka, Rewe, Migros und Spar sowie in Online-Shops erhältlich – oft auch in Bio-Qualität. Weitere Supermärkte wie Coop, Denner, Volg, Aldi, Lidl, Hofer und Billa führen Roggenmehl, Backwaren aus Roggen sowie andere Roggenprodukte in ihrem Sortiment. Roggenkörner und Roggenprodukte finden Sie zudem in Bio-Läden und Bio-Supermärkten (z.B. Denn's Biomarkt, Alnatura) in kontrollierter Bio-Qualität.

Bevorzugen Sie am besten Bio-Roggen: naturbelassen, hochwertig und frei von synthetischen Düngern oder Pestiziden.

Die Verfügbarkeit von Roggen ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.

Tipps zur Lagerung

Roggenkörner lagern sich am besten in einer Papiertüte an einem trockenen Ort bei etwa 15 °C. Rohe Körner sind unter diesen Bedingungen rund ein Jahr haltbar. Aus Roggen hergestelltes Mehl sollte man gut verschlossen an einem trockenen, kühlen Ort aufbewahren, um es vor Fremdgerüchen und Schimmel zu schützen.23 Dunkles Roggenmehl mit hohem Ausmahlungsgrad (z.B. Vollkornmehl oder Roggenmehl 1370) ist drei bis sechs Monate haltbar. Helles Roggenmehl mit geringerem Ausmahlungsgrad (z.B. Roggenmehl 815) bleibt etwa ein Jahr lang frisch.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Zusammensetzung und Menge der Inhaltsstoffe, inkl. sekundäre Pflanzenstoffe, variieren extrem je nach Sorte, Wachstumsbedingungen und Verarbeitungsmethoden etc.

Die 338 kcal pro 100 g Roggen stammen überwiegend aus Kohlenhydraten (76 g/100g). Mit einem Eiweissgehalt von 10g/100g hat Roggen einen ähnlichen Proteingehalt wie Weizenkörner, liegt jedoch über dem von weissem Rundkornreis (6,5 g/100g). Im Vergleich zu Dinkel (15 g/100g) und Hafer (17 g/100g) fällt der Proteingehalt etwas niedriger aus. Roggen enthält mit etwa 1,6 g/100g nur wenig Fett und ist mit 15 g Ballaststoffen pro 100 g besonders sättigend.2

Roggen enthält 2,6 mg Mangan pro 100 g, was 129 % des täglichen Bedarfs deckt. Ähnlich viel Mangan ist in Kamut bzw. Khorasan-Weizen, Flohsamenschalen und Leinsamen zu finden. Deutlich mehr weisen Weizenkeime mit 13 mg/100g und Teff mit 9,2 mg/100g auf.2 Der Körper benötigt Mangan unter anderem für den Kohlenhydratstoffwechsel und den Aufbau von Knorpelgewebe.3

Die in 100 g Roggenkörner enthaltenen 0,11 g Tryptophan decken den Tagesbedarf zu 44 % ab. Vergleichbare Gehalte haben Dinkel und Basmatireis. Roher Hafer enthält mit 0,23 g/100g nahezu doppelt so viel Tryptophan.2

Die Aminosäure Threonin ist mit 0,29 g/100g enthalten (31 % des Tagesbedarfs). Ähnliche Werte finden sich in Weizenmehl, veganem Toastbrot und Vollkorn-Maisgriess. Viel mehr Threonin liefert Lupinenschrot mit 1,3 g/100g.2

Der Anteil an Phosphor macht bei einer Aufnahme von 100 g Roggen rund 47 % des Tagesbedarfs aus. Den Gehalt von 332 mg/100g kann man mit demjenigen von Vollkornreis und Buchweizen vergleichen.2

Die gesamten Inhaltsstoffe von Roggen, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Roggenprodukte (z.B. Roggenvollkornbrote) haben nachweislich positive Effekte auf den Insulinstoffwechsel im Vergleich zu Brot aus Weizen – selbst bei gleichem Kalorien- und Kohlenhydratgehalt, was sich positiv auf die Vorbeugung von Typ-2-Diabetes auswirken könnte. Neuere Studien deuten darauf hin, dass die Veränderungen des Blutzuckerverlaufs diese Wirkungen teilweise erklären.8

Ausserdem zeigen mehrere Untersuchungen, dass Lebensmittel auf Roggenbasis einen positiven Einfluss auf das Sättigungsgefühl haben, was beim Gewichtsmanagement hilfreich sein kann. Zudem kann Roggenverzehr Entzündungen senken und Blutfettwerte verbessern.8

Ein zentraler gesundheitlicher Vorteil von Roggen liegt in seinem hohen Gehalt an Ballaststoffen. Dazu zählen Arabinoxylane, Zellulose, β-Glucane, Fruktane und Lignin. Im Vergleich zu Weizen ist der Ballaststoffgehalt im Roggen höher, insbesondere bei den löslichen Arabinoxylanen, die vor allem im Endosperm vorkommen. Diese löslichen Fasern tragen zur Viskosität bei, was sich positiv auf die Verdauung und Gesundheit auswirken kann.8

Lösliche Ballaststoffe und Fruktane dienen ausserdem als Nahrungsquelle für nützliche Darmbakterien und fördern dadurch die Darmgesundheit. Unlösliche Fasern erhöhen das Stuhlvolumen und verkürzen die Darmtransitzeit, was Verstopfung vorbeugen kann17 und das Risiko für Darmkrebs senkt.8

Der hohe Ballaststoffanteil im Roggen trägt auch zur Senkung des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei.7 Darüber hinaus zeigt Roggen eine positive Wirkung auf die Durchblutung: Er soll die Arterienwände elastischer machen, das Blut "dünnflüssiger" halten, den Blutdruck senken und so die Gefässgesundheit unterstützen.17

Sekundäre Pflanzenstoffe

Viele gesundheitliche Wirkungen von Roggen kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.

Roggen enthält u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:1,4

  • Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxybenzoesäuren: (Benzoesäure, Gallussäure, Vanillinsäure), Hydroxyzimtsäuren (Ferulasäure, p-Cumarsäure, Sinapinsäure); Phenolische Verbindungen: Catechole (Catechol); Flavonoide: Flavanole (Catechin), Flavonole (Quercetin);
  • Weitere organische Verbindungen: Aldehyde: (Vanillin), Alkylresorcinole

Die sekundären Pflanzenstoffe im Roggen haben antioxidative Eigenschaften. Das bedeutet, dass sie dabei helfen, das Immunsystem zu stärken und die Auswirkungen von Alterung und Stress im Körper zu verringern. Diese Stoffe tragen dazu bei, den Körper vor schädlichen freien Radikalen zu schützen und fördern so einen gesunden Lebensstil.4

Alkylresorcinole kommen vor allem in den äusseren Schalen von Weizen- und Roggenkörnern vor und sind eine wichtige Quelle in der menschlichen Ernährung. Sie sind in Vollkornprodukten enthalten und haben krebshemmende Eigenschaften, die das Wachstum von Krebszellen verlangsamen können.5

Eine Studie von 2019 untersuchte die Auswirkung einer Diät, die reich an Vollkornprodukten und Roggenkleie ist, auf die Gesundheit von Männern mit Prostatakrebs. Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass diese Diät das Wachstum des Prostatatumors verlangsamen könnte.10 Weitere Untersuchungen legen nahe, dass Roggenprodukte aus Vollkornroggenmehl auch das Risiko für Brustkrebs senken können.16

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Für Menschen mit Unverträglichkeiten wie Zöliakie, Weizenallergie oder nicht-zöliakischer Glutenempfindlichkeit ist der Verzehr von Roggen sowie anderen Getreidesorten wie Weizen, Gerste und in seltenen Fällen auch Hafer nicht geeignet. Verantwortlich sind hauptsächlich die Speicherproteine (Gluten). Zu den wichtigsten Glutenproteinen zählen Gliadine (Weizen), Secaline (Roggen), Hordeine (Gerste) und Avenine (Hafer).6

Geeignete glutenfreie Alternativen sind unter anderem Mais, Vollkornreis, Hirse und Pseudogetreide wie Buchweizen, Quinoa und Amarant.

Zusätzlich enthält Roggen einen hohen Anteil an FODMAPs (fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole). FODMAPs sind Lebensmittelinhaltsstoffe, von denen jeder als potenzielle Ursache für Unverträglichkeiten bekannt ist (aufgrund ihrer schlechten Resorption im Dünndarm). Im Roggenkorn sind vor allem Oligosaccharide (Mehrfachzucker) enthalten. Menschen, die empfindlich auf Oligosaccharide reagieren, sollten daher auf den Genuss von Roggenkörnern verzichten, sonst drohen Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall.11

Ein weiteres Problem stellte früher der Mutterkornpilz (Claviceps purpurea) im Roggenanbau dar. Da Roggen ein Fremdbefruchter ist, stehen seine Ähren lange offen. So kann es statt zu einer Befruchtung der Blüte leicht zu einer Infizierung durch den Pilz kommen. Der Schädling produziert giftige Alkaloide, die in grösseren Mengen zu Durchblutungsstörungen, Darmkrämpfen, Halluzinationen bis hin zum Tod führen können. Die Vergiftung tritt heute jedoch selten auf, da die neuen Roggensorten weniger anfällig für den Schimmelpilz sind und man bei der Verarbeitung Fremdkörper (z.B. Stroh, Insekten, Pilze) vom Roggen trennt.12

Volksmedizin - Naturheilkunde

Roggenkleie in Form eines Umschlags gilt als Hausmittel bei Insektenstichen und Ohrenschmerzen. Geröstetes, mit Wasser vermengtes Roggenmehl soll gegen Brechreiz und Übelkeit helfen. Ein Tee aus jungem Roggen soll blutreinigend und schleimlösend wirken.

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Roggen ist relativ unempfindlich gegenüber Schädlingen, weshalb der Einsatz von Pestiziden und Düngern oftmals reduziert ist.20 Trotzdem lohnt sich der Kauf von Bio-Roggen und Bio-Roggenprodukten. Beim biologischen Roggenanbau (bio) ist die Belastung mit Pestiziden und Pilzgiften (Mykotoxine) nochmals deutlich geringer. Roggen ist neben Weizen das wichtigste Getreide im ökologischen Landbau (bio). Spezielle Züchtungen bringen hellkörnige Roggensorten hervor (z.B. Lichtkornroggen).13

Roggen weist einen CO2-Fussabdruck von 1,17 kg CO2eq/kg auf. Im Gegensatz dazu weist Weizen 1,24 kg CO2eq/kg auf.18

Der Wasserfussabdruck für die Herstellung von 1 kg Roggen liegt bei 1544 Litern. Andere Getreidearten sind wasserintensiver: Weizen benötigt 1827 l/kg, Hafer 1788 l/kg.15

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?

Tierschutz - Artenschutz

Die globale Nahrungsmittelproduktion hat sich in den letzten 60 Jahren mehr als verdoppelt. Ermöglicht durch Landnutzungsänderungen (z.B. Wald zu Agrarfläche), die Nutzung von synthetischem Dünger, Pestiziden, Züchtung und weiter technologische Fortschritte der 'Grünen Revolution'. Leider hatten diese Neuerungen massiv negative Effekte auf die Umwelt und verursachten den Verlust von Habitaten für die Tier- und Pflanzenwelt – die Biodiversität nahm stark ab. Eine zentrale Herausforderung für die Landwirtschaft der Zukunft besteht darin, genügend Lebensmittel zu produzieren, ohne die Umwelt weiter zu belasten.9

Weltweites Vorkommen - Anbau

Man geht davon aus, dass Roggen ursprünglich aus Südwestasien stammt. Genetisch ist Roggen mit Weizen und Gerste verwandt.1,4

2020 gehören Deutschland (3'237'600 Tonnen), Polen (2'415'640 Tonnen) und Russland (1'428'421 Tonnen) zu den grössten Produzenten.4,13 Auch Länder wie Dänemark, Belarus, China, Ukraine, Kanada, die Türkei und die USA bauen grosse Mengen an Roggen an.4

Wild zu finden

Der kultivierte Roggen (Secale cereale) geht vermutlich auf den Wildroggen Secale cereale subsp. vavilovii aus Südwestasien zurück. Im Gegensatz zu Weizen und Gerste begannen die Menschen jedoch erst deutlich später – etwa ab der europäischen Bronzezeit – damit, Roggen gezielt als Nutzpflanze anzubauen.21

Anbau - Ernte

In der nördlichen Hemisphäre baut man Roggen meist als Winterroggen an.23

Roggen ist eine sehr robuste Getreidepflanze, die auch unter schwierigen Umweltbedingungen wie niedrigen Temperaturen, Trockenheit und geringer Bodenfruchtbarkeit hohe Erträge erzielt.1,20 Die Samen können bereits bei Temperaturen von etwa 1 bis 3 °C keimen. Roggenkörner sind oval oder keilförmig und haben eine hell- bis dunkelbraune Farbe. Roggen gehört wie Weizen und Gerste zur gleichen Getreidefamilie, weist jedoch Unterschiede in Korngrösse, Nährstoffzusammensetzung und Geschmack auf.1

Am besten wächst Roggen in leichten, sandigen Böden, die gut durchlässig und eher trocken sind. Der Boden sollte einen pH-Wert zwischen 4,5 und 8,2 haben. Auch nährstoffarme oder salzhaltige Böden sowie saure Böden mit viel Aluminium sind für Roggen kein Problem.1

Roggen ist eine sogenannte Langtagpflanze und benötigt 40 bis 60 Tage bis zur Blüte. Die gesamte Wachstumszeit dauert etwa 120 bis 150 Tage.1 Die Erntezeit liegt zwischen Ende Juli und Anfang August.22 Zudem gilt er als stressresistentes und krankheitsresistentes Getreide.1

Weiterführende Informationen

Was ist Roggen? Roggen (Secale cereale) gilt als eine wichtige traditionelle Getreideart und gehört zur Familie der Süssgräser (Poaceae), seine Gattung ist Secale.1,20 Er ist ein einjähriges, robustes, genügsames Getreide. Was sind Ähren? Ähren sind eine Form des Blütenstandes bei Getreidearten. Beim Roggen zeichnen sie sich durch eine charakteristische vierkantige Form aus. Eine einzelne Ähre ist in der Regel 8 bis 16 cm lang.

Die Spelzen-freien Körner sind blau-grün gefärbt, mit dreieckigem Querschnitt und tragen eine Längsfurche.19 Das Roggenkorn besteht, wie das Korn bei fast jedem Getreide, aus Schale, Aleuronschicht, Mehlkörper und Keimling.

Roggenmehl ist in verschiedenen Ausmahlungsgraden (Typen) erhältlich. Die Typenzahl sagt aus, wie viele mg Mineralstoffe in 100 g Mehl enthalten sind. Die Typisierung (der Typ oder die Type) ist je nach Land unterschiedlich. Roggen-Vollkornmehl trägt keine Typennummer. Roggenmehl Typ 815 enthält dementsprechend 815 mg Mineralstoffe pro 100 g.

  • Roggenmehl Typ 815 (D) eignet sich zum Backen von hellen Roggen- und Mischbroten, Kleingebäck und Fladen. In der Schweiz ist es als Roggenmehl, hell, bekannt und in Österreich kennt man es als Typ 500.
  • Roggenmehl Typ 997 (D) findet mit seinem kräftigeren Geschmack in Roggenbroten, Mischbroten, Ciabatta und Schüttelbroten Verwendung.
  • Roggenmehl Typ 1150 (D) kann man gemeinsam mit Weizenmehl für Mischbrote und Brötchen einsetzen. Das Roggenmehl, mittel (CH), kennt man in AT als Typ 960.
  • Deutschland unterteilt noch in Roggen Typ 1590 (als geeignetes Mehl für Mischbrote) und Typ 1740 (für Schrotbrot). Typ 1800 ist ein dunkles Mehl, das man für rustikales Schrotbrot und Sauerteigbrot verwendet.14

Alternative Namen

Es gibt verschiedene Schreibweisen für Roggenkörner, einschliesslich fehlerhafter Varianten: Roggen, Roggen Körner, Roggen-Körner, Roggenkorn, Roggen-Korn, Roggen Korn, Rogen Korn, Rogen Getreide, Korn Roggen und Körner Roggen.

Im Englischen ist Roggen unter den Bezeichnungen rye, rye grain, cereal rye oder winter rye bekannt. Im Spanischen nennt man Roggen centeno en grano, im Russischen зерна ржи, ржаное зерно oder зерно рожь, im Türkischen çavdar tanesi.

Sonstige Anwendungen

Bevor man das Roggenkorn für den Verzehr entdeckt hatte, nutzte man Roggen (roh) vorrangig als Futtermittel für Nutzvieh. Auch heute verfüttert man noch einen grossen Teil der Roggenkörner an Tiere - v.a. als Schrot oder Grüngetreide. Zudem gewinnt Roggen zunehmend an Bedeutung als nachwachsender Rohstoff für die Herstellung von Ethanol und Biomethan.13

Literaturverzeichnis - 23 Quellen

1.

Kaur P, Sandhu KS et al. Unraveling the bioactive profile, antioxidant and dna damage protection potential of rye (Secale cereale) flour. Antioxidants. 2021;10(8):1214.

2.USDA United States Department of Agriculture.
3.

Brodziak-Dopierała B, Kwapuliński J et al. The content of manganese and iron in hip joint tissue. J Trace Elem Med Biol. 2013;27(3):208-212.

4.

Kaur P, Singh Sandhu K et al. Rye: A wonder crop with industrially important macromolecules and health benefits. Food Research International. 2021;150:110769.

5.

Zabolotneva AA, Shatova OP et al. An Overview of Alkylresorcinols Biological Properties and Effects. J Nutr Metab. 2022;2022:1-12.

6.

Schalk K, Lexhaller B et al. Isolation and characterization of gluten protein types from wheat, rye, barley and oats for use as reference materials. PLoS One. 2017;12(2):e0172819.

7.

Soliman GA. Dietary fiber, atherosclerosis, and cardiovascular disease. Nutrients. 2019;11(5):1155.

8.

Jonsson K, Andersson R et al. Rye and health - Where do we stand and where do we go? Trends in Food Science & Technology. 2018;79:78-87.

9.

Wittwer RA, Bender SF et al. Organic and conservation agriculture promote ecosystem multifunctionality. Sci Adv. 2021;7(34):eabg6995.

10.

Zamaratskaia G, Mhd Omar NA et al. Consumption of whole grain/bran rye instead of refined wheat decrease concentrations of TNF-R2, e-selectin, and endostatin in an exploratory study in men with prostate cancer. Clinical Nutrition. 2020;39(1):159-165.

11.

Smollich M, Vogelreuter A. Nahrungsmittelunverträglichkeiten Lactose-Fructose-Histamin-Gluten. 2. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft: Stuttgart. 2018.

12.

Kind S, Schurack S et al. brachypodium distachyon as alternative model host system for the ergot fungus claviceps purpurea. Molecular Plant Pathology. 2018;19(4):1005-1011.

13.

Pini U. Das Bio-Food Handbuch. Ullmann Verlag: Potsdam. 2014.

14.

Swr de: Welches Mehl wofür? Verwendung von Typen 405, 1050 & Co. 2024.

15.

Mekonnen MM, Hoekstra AY. The green, blue and grey water footprint of crops and derived crop products. Hydrol. Earth Syst. Sci. 2011;15:1577-1600.

16.

Adlercreutz H. Can rye intake decrease risk of human breast cancer? Food & Nutrition Research. 2010;54(1):5231.

17.

Pamplona Roger JD. Heilkräfte der Nahrung. Ein Praxishandbuch. Advent-Verlag: Zürich. 2006.

18.

CONCITO. The Big Climate Database, version 1.2. Rye kernels, whole/cracked. Wheat, kernels, whole/cracked. 2025.

19.

Pflanzenforschung de: Roggen.

20.

Targonska-Karasek M, Boczkowska M et al. Investigation of obsolete diversity of rye (Secale cereale L.) using multiplexed SSR fingerprinting and evaluation of agronomic traits. J Appl Genetics. 2020;61(4):513-529.

21.

Schreiber M, Özkan H et al. Evolution and domestication of rye. In: Rabanus-Wallace MT, Stein N (Eds.) The Rye Genome. Springer International Publishing; 2021:85-100.

22.

Landwirtschaftskammer Oberösterreich: Bio-Winterroggen (Secale cereale). 2021.

23.

Usman M, Davidson J. Health Benefits of Rye. Mendon Cottage Books. 2015.

AutorInnen:

Kommentare