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Wildreis (Wasserreis, roh?, bio?)

Entdecken Sie vielseitige Verwendungsmöglichkeiten von Wildreis in der Küche, die allfällige Saison, Preise und gesundheitliche Vorteile. Erfahren Sie mehr über wichtige Nährstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, Anbau und Ökobilanz.

8%
Wasser
 83
Makronährstoff Kohlenhydrate 82.57%
/16
Makronährstoff Proteine 16.24%
/01
Makronährstoff Fette 1.19%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, 0.4g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, 0.3g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 1:1

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Hier essenzielle Linolsäure (LA) 0.38 g zu essenzieller Alpha-Linolensäure (ALA) 0.3 g = 1.26:1.
Verhältnis Total Omega-6- = 0.38 g zu Omega-3-Fettsäuren Total = 0.3 g = 1.26:1.
Im Durchschnitt benötigen wir pro Tag je ca. 2 g LA und ALA, aus denen ein gesunder Körper auch EPA und DHA etc. herstellt.

Wildreis gehört botanisch zur Gattung Zizania, auch als Wasserreis bekannt, und ist keine wilde Form des klassischen Reis (Oryza sativa). Wildreis ist in Bio-Qualität erhältlich, aber durch die aufwendige Trocknung (Darren) ist Wasserreis nicht mehr roh.

Verwendung in der Küche

Die Samen von Wildreis haben eine Länge von 1-2 cm und sind dunkelbraun bis schwarz. Der als Gemüse geschätzte Mandschurische Wasserreis (Zizania latifolia) ist weniger bekannt für seine Samen, sondern für die verdickten Stängel. Durch den Befall des Pilzes Ustilago esculenta bildet die Pflanze vergrösserte untere Halme aus. In China heisst dieser Wasserbambus auch Jiaobai. Die hier folgende Beschreibung behandelt vorwiegend die Samen von amerikanischen Zizania-Arten.

Gekocht schmeckt Wildreis leicht nussig und intensiver als klassischer Reis. Wildreis und Schwarzer Reis ähneln sich optisch stark, gehören jedoch verschiedenen botanischen Gattungen an. Beide schmecken nussig, haben aber unterschiedliche Aromen. Schwarzer Reis besitzt ein typisches Vollkornaroma, während Wildreis eine milde Teenote mit sich bringt.2

Häufig ist der relativ teure Wasserreis gemischt mit weissem Langkornreis (evtl. Parboiled), Basmatireis oder Naturreis. Der aromatische Wildreis eignet sich gedämpft als Beilage zu Currys oder Eintöpfen. Zudem lassen sich leckere Wildreis-Pfannengerichte mit z.B. Hülsenfrüchten und Gemüse zaubern. Auch als Gratin, Auflauf oder als Zutat in Suppen schmeckt der nussige Wildreis. Erkaltet können Sie Wildreis in einer Bowl, mit Gemüse als Salat oder mit Früchten für Dessertkreationen verwenden.

Getrocknete Wildreiskörner gibt es auch zu Schrot, Flocken oder Mehl verarbeitet. So ist der Wildreis gut geeignet für die Zubereitung von Gebäck.

Zubereitung von Wildreis

Spülen Sie Wildreis immer gut mit kaltem Wasser ab. Fügen Sie für die anschliessende Zubereitung je nach gewünschter Konsistenz die zwei- bis dreifache Menge kochendes Wasser hinzu und kochen Sie den Reis ca. 45 bis 50 Min. bei schwacher Hitze.

Sortenspezifische Zubereitungszeiten finden Sie meist auf der Verpackung. Diese variieren besonders bei Reismischungen oder vorbehandelten Produkten. In der Regel benötigt der Wildreis aber durch den erfolgten Trocknungsprozess, das sogenannte Darren, eine längere Garzeit als weisser Reis. Die Garzeit können Sie durch eine längere Einweichzeit (z.B. 2 h) etwas verkürzen. Wildreis ist gar, wenn der Grossteil der länglichen Körner aufgeplatzt vorliegt und einen Blick auf das weisse Innere freigibt.

Veganes Rezept für Wildreis mit Thymian-Karotten

Zutaten (für 4 Personen): 200 g Wildreis (bio), 6 Karotten, 1 Zwiebel, 2 Knoblauchzehen, 1 EL Rapsöl (raffiniert), 200 ml Hafersahne, Zitronenschale von einer ganzen Bio-Zitrone, Zitronensaft von einer halben Zitrone, 2 TL Thymian, etwas Salz und Pfeffer.

Zubereitung: Den Wildreis mit kaltem Wasser abspülen und in einem Topf mit Wasser für wenige Minuten einweichen. Die Karotten schälen und in dünne Scheiben schneiden. Zwiebeln und Knoblauch schälen und fein würfeln. Rapsöl in eine Pfanne geben und die Zwiebelwürfel darin glasig andünsten und anschliessend die Karottenscheiben dazugeben. Den Wildreis nach Herstellerangaben zubereiten. Die Hafersahne nach und nach zu den Karotten in die Pfanne giessen. Knoblauch, Zitronenabrieb und -saft nach ca. 10 Minuten dazugeben und noch 10 Min. einkochen. Zum Schluss Thymian dazugeben und mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Veganes Rezept für Karottensuppe mit Wildreis

Zutaten (für 4 Personen): 100 g Wildreis (bio), 800 g Karotten, 200 g Kartoffeln, 1 Zwiebel, Ingwer (ein 2-cm-Stück), 1 rote Chilischote, 1 L Leitungswasser, 200 ml pflanzliche Sahne (Sojasahne oder Hafersahne), 1 L Gemüsebrühe, 1-2 EL Limettensaft, 75 g getrocknete Cranberrys, 2 EL Rapsöl, Koriander, etwas Salz, Pfeffer und Muskat

Zubereitung: Den Wildreis zuerst waschen und nach Packungsanweisung kochen. Karotten und Kartoffeln waschen, schälen und klein schneiden. Zwiebel und Ingwer nach dem Schälen würfeln. Die rote Chilischote putzen, längs aufschneiden, entkernen, waschen und fein hacken. Rapsöl in einem grossen Topf erhitzen und die vorbereiteten Zutaten (ausser Wildreis) darin andünsten. Mit Wasser und einem Teil der Sahne ablöschen. Gemüsebrühe einrühren und ca. 20 Min. zugedeckt köcheln lassen. Anschliessend die Suppe pürieren. Den abgetropften Wildreis zur Suppe hinzugeben. Mit Salz, Pfeffer, Muskat sowie Limettensaft abschmecken. Die Suppe mit der restlichen Sahne, den Cranberrys und grob gehacktem Koriander anrichten.

Vegane Rezepte mit Wildreis finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
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Einkauf - Lagerung

Reinen Wildreis (in Bio-Qualität) finden Sie ganzjährig im Feinkosthandel (z.B. Globus), im Internet (z.B. Reishunger, Puravita, Brack), in Reformhäusern, Bio-Läden oder Bio-Supermärkten wie Alnatura und Denn's Biomarkt, z.B. als Wildreis Natur bio oder Manoomin bezeichnet. In Supermärkten wie Coop, Migros, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Hofer, Rewe, Edeka, Billa etc. gibt es meist Wildreis in Form von Mischreispackungen (Wildreis-Mix z.B. mit Langkornreis, Parboiled-Reis oder Basmatireis) - auch aus biologischem Anbau.

Die Verfügbarkeit von Wildreis ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.

Tipps zur Lagerung

Aufgrund seines erhöhten Feuchtigkeitsanteils ist Wildreis schwieriger zu lagern als Reis. Daher sind Lagerung und Endprodukte auch teurer.

Dunkel, kühl und trocken gelagert hält sich Wildreis am besten. Es ist zu empfehlen, den Wildreis aus der Verpackung in ein Vorratsglas (-dose) umzufüllen. So vermeiden Sie, dass Schadstoffe aus Verpackungsmaterialien in den Wildreis einziehen.22 Angaben zum Mindesthaltbarkeitsdatum können in Abhängigkeit des jeweiligen Produkts variieren.

Wildreis sollten Sie nicht neben geruchsintensiven Lebensmitteln wie Kaffee, Tee oder Gewürzen lagern, da er sonst deren Geruch annimmt.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Zusammensetzung und Menge der Inhaltsstoffe, inkl. sekundäre Pflanzenstoffe, variieren extrem je nach Sorte, Wachstumsbedingungen und Verarbeitungsmethoden etc.

Der Energiegehalt von Wildreis ist mit demjenigen von weissem Langkornreis vergleichbar - pro 100 g hat Wildreis 357 kcal. Diese Kalorien stammen überwiegend aus Kohlenhydraten – 75 g/100g (davon 6,2 g Ballaststoffe). Der Eiweissgehalt von 15 g/100g ist ähnlich wie bei Getreidearten, wie z.B. Hafer (17 g) und Dinkel (15 g), Jasminreis (7,1 g) und Basmatireis (9 g) haben deutlich weniger Eiweiss. Wildreis ist mit 1,1 g Fett pro 100 g äusserst fettarm.3

100 g Wildreis decken 72 % des empfohlenen Tagesbedarfs an der essenziellen Aminosäure Tryptophan (0,18 g/100g). Quinoa enthält ähnlich viel; reife Sojabohnen übersteigen den Tagesbedarf von Tryptophan (0,59 g/100g = 238 %).3

Wildreis weist mit 1,3 mg/100g eine beachtliche Menge an Mangan auf. Ähnlich viel Mangan pro 100 g enthalten Buchweizen oder Linsen, etwas mehr Mangan haben Kichererbsen mit 2 mg/100g.3

Zink ist in Wildreis pro 100 g zu 6 mg enthalten. Ähnlich viel Zink bieten Pinienkerne. Hanfsamen decken mit 9,9 mg/100g den täglichen Bedarf an diesem Spurenelement.3

Die gesamten Inhaltsstoffe von Wildreis, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Ist Wildreis gesund? Reiner Wildreis verfügt über mehr Mineralstoffe, Spurenelemente und B-Vitamine als geschälter, weisser Reis. Überdies besitzt Wildreis mehr Ballaststoffe und hochwertiges Eiweiss. Aufgrund seines geringen Fettanteils passt Wildreis bestens zu einer fettarmen Ernährung.4,5

Indigene Völker Amerikas schätzen den Nährwert von Wildreis seit Jahrhunderten. Zwar gibt es noch keine Studien mit Menschen, doch Tierversuche zeigen eine Senkung des Cholesterinspiegels und eine Verbesserung des Blutzuckers. Ernährungsempfehlungen zur Erhöhung des Vollkornverzehrs und das wachsende Interesse an sogenannten Urgetreiden sprechen ebenfalls für den Einsatz von Wildreis in der menschlichen Ernährung.16

Wildreis ist wie weisser Reis glutenfrei und deshalb für Personen, die an Glutenunverträglichkeit oder Zöliakie leiden, gut geeignet.15 Beim Einkauf ist immer auf das Symbol für glutenfreie Lebensmittel (durchgestrichene Ähre) zu achten. Gluten zu vermeiden, ist sinnvoll für Menschen mit Zöliakie, Weizenallergie, Glutenunverträglichkeit oder für diejenigen, die sich unwohl fühlen, wenn sie Gluten zu sich nehmen.12

Der glykämische Index (GI) gibt an, wie stark ein Lebensmittel den Blutzuckerspiegel beeinflusst. Wildreis (aus Saskatchewan, Kanada) hat mit einem GI von 57 (bezogen auf Glukose) den niedrigsten Wert im Vergleich zu Naturreis (66) und weissem Reis (72); was ihn aus ernährungsphysiologischer Sicht zu einer günstigeren Wahl macht.16

Ein hoher Konsum von weissem Reis steht im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Im Vergleich zu weissem Reis verbessert Wildreis, wie eine Studie aus dem Jahr 2020 zeigte, bei fettleibigen Mäusen Blutzucker, Insulinresistenz, Blutfette und Entzündungen.17

Gamma-Aminobuttersäure, kurz GABA, im Wildreis ist eine nicht-proteinogene Aminosäure und der wichtigste hemmende Neurotransmitter im zentralen Nervensystem von Säugetieren. GABA spielt eine zentrale Rolle für die psychische Gesundheit. Studien an Tieren und Menschen zeigen zudem, dass GABA blutdrucksenkend wirkt (abhängig von der Dosis). In keimendem Wildreis steigt der GABA-Gehalt stark an.4

Sekundäre Pflanzenstoffe

Viele gesundheitliche Wirkungen von Wildreis kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen. Wildreis enthält u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:4

  • Isoprenoide: Triterpene und -terpenoide (Phytosterole, γ-Oryzanol, β-Sitosterol, Campesterol, Cycloartenol, Avenasterol, 24-methylenecycloartenol, Stigmasterol, Clerosterol, 23-Dehydrositosterol, Gramisterol, Citrostadienol)
  • Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxybenzoesäuren (p-Hydroxybenzoesäure, Syringasäure, Vanillinsäure, Gallussäure), Hydroxyzimtsäuren (p-Cumarsäure, Ferulasäure, Sinapinsäure); Flavonoide: Flavonole (Quercetin, Rutin), Flavanole (Epigallocatechin), Flavonoid-Glycoside, Flavone (Tricin); Tannine (Proanthocyanidine A und B)
  • Weitere organische Verbindungen: p-Hydroxybenzaldehyd, Vanillin

Die phenolischen Verbindungen in Wildreis, wie Ferulasäure, Sinapinsäure und Flavonoide (z.B. Quercetin, Rutin, Tricin), tragen wesentlich zu den antioxidativen Eigenschaften bei. Diese Stoffe neutralisieren freie Radikale und reduzieren oxidativen Stress, was zur Prävention chronischer Krankheiten beiträgt (z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Metabolisches Syndrom, Krebs, Entzündungskrankheiten, Neurodegenerative Erkrankungen). Proanthocyanidine, insbesondere B- und A-Typ-Proanthocyanidine, sind ebenfalls starke Radikalfänger.4

Tricin-Derivate (z.B. Salcolin A, B, C, D) und Flavonoid-Glycoside aus Wildreis zeigen entzündungshemmende Wirkungen. Sie hemmen die Produktion von entzündungsfördernden Molekülen wie Stickstoffmonoxid (NO) und Tumornekrosefaktor-α (TNF-α), durch die Unterdrückung von Cyclooxygenase-2 und Mitogen-aktivierten Proteinkinasen.4

Die antiallergischen Wirkungen von Wildreis sind auf die enthaltenen Tricin-Derivate zurückzuführen. Diese Stoffe hemmen die Freisetzung von β-Hexosaminidase, einem Marker für allergische Reaktionen, und reduzieren die Produktion von TNF-α in Mastzellen. Salcolin D zeigte die stärkste Hemmung allergischer Reaktionen.4

Phytosterole und γ-Oryzanol in Wildreis trugen bei Untersuchungen an Mäusen zur Prävention von Atherosklerose bei. Sie senken die Cholesterinwerte im Plasma, einschliesslich LDL- und VLDL-Cholesterin (Vorstufe des "schlechten" LDLs), und hemmen entzündungsfördernde Modulatoren sowie die Adhäsion von Monozyten.4

Wildreis enthält Inhaltsstoffe, die Insulinresistenz und Lipotoxizität lindern können, welche durch eine fettreiche Ernährung entstanden. Phenolische Verbindungen und Flavonoide regulieren die Expression von entzündungsfördernden Zytokinen, senken die Blutfettwerte und verbessern die Glukoseaufnahme. Diese Effekte tragen zur Prävention von Stoffwechselerkrankungen bei.4 Eine Studie zeigte, dass mit Wildreis gefütterte Mäuse, im Vergleich zu weissem Reis, über mehr als 700 signifikant häufigere Metaboliten verfügten – ein Hinweis auf die vielfältige gesundheitliche Wirkung von Wildreis im Stoffwechsel.17

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Eine Infektion von Wildreissaatgut mit dem hochgiftigen Mutterkornpilz (Claviceps purpurea) ist möglich. Infizierte Körner zeichnen sich entweder durch rosafarbene oder violette Flecken aus. Teilweise kommt es durch den pilzbedingten Wachstumsschub zu einer deutlichen Vergrösserung der infizierten Körner.6 Claviceps purpurea verursacht erhebliche gesundheitliche Schäden, insbesondere durch seine 'Ergotalkaloide', die sowohl vaskuläre als auch neurologische Systeme beeinflussen. Ergotismus war im Mittelalter, vorwiegend in Europa, durch den Verzehr von kontaminiertem Roggenbrot weitverbreitet. Diese Krankheit war auch bekannt unter dem Namen 'Antoniusfeuer'. Ergotismus verursacht körperliche Symptome wie Juckreiz, Taubheit, Muskelkrämpfe, starke Schmerzen, brennende oder kalte Gliedmassen, trockene Gangrän (Gewebsnekrosen) mit möglichem Verlust von Fingern oder Gliedmassen sowie Fehlgeburten und Milchmangel. Zusätzlich können Symptome wie Krampfanfälle, manische Zustände und Halluzinationen auftreten. Heute ist das Risiko für Ergotismus in entwickelten Ländern aufgrund verbesserter landwirtschaftlicher Praktiken und strengerer Lebensmittelkontrollen gering. In Entwicklungsländern treten jedoch weiterhin Ausbrüche auf.23

Der Anbau und die Ernte von Wildreis in Gebieten mit Gewässern, die mit Schwermetallen kontaminiert sind, können laut einer Studie aus Wisconsin zu erhöhten Werten von Arsen und Blei in den Pflanzen führen, was gesundheitliche Folgen mit sich bringt.7 Anorganisches Arsen (iAs) ist krebserregend und ein ernstes globales Gesundheitsrisiko. Es wirkt schädigend auf fast alle Organe und verursacht Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Lungenerkrankungen. In einer Studie aus dem Jahr 2020 enthielt brauner Reis deutlich mehr iAs als weisser Reis oder Wildreis. 28 von 55 getesteten Reissorten überschritten den EU-Grenzwert für Babynahrung (maximal 20 g pro Tag).24

Volksmedizin - Naturheilkunde

Wildreis findet in der Traditionellen Chinesischen Medizin Anwendung bei der Behandlung von Diabetes und Magen-Darm-Erkrankungen.4

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Die Datenbank Carboncloud gibt 2025 für Wildreis aus den USA einen CO2-Fussabdruck von 7,11 kg CO2eq/kg an.25 Das ist ein sehr grosser Fussabdruck, vergleichbar mit jenem von Bio-Käse. Eine Bio-Kartoffel kommt hingegen nur auf 0,2 kg CO2eq/kg, Dinkel hat einen Fussabdruck von 0,7 kg CO2eq/kg.27 Möglicherweise hängt der hohe Fussabdruck mit der energieintensiven Verarbeitung (Darren - siehe "Industrielle Herstellung") zusammen.

Zum Wasserfussabdruck von Wildreis liegen uns bisher keine Studien vor. Vollkornreis benötigt durchschnittlich ca. 2172 l Wasser pro kg.28

Der Bio-Anbau verzichtet auf chemisch-synthetische Pestizide. Kunstdünger und Pestizide spielen beim konventionellen Anbau von Wildreis oft eine grosse Rolle. Diese Mittel steigern jedoch nicht nur die Erträge, sondern auch Risiken für die Umwelt und ihre Bewohner. Auch die mechanische Ernte durch Propellerboote ist mit ökologischen Risiken verbunden, da es zu Schäden an der übrigen Vegetation kommen kann.11

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?

Tierschutz - Artenschutz

Wilder Reis (Zizania aquatica und Zizania palustris) ist seit Tausenden von Jahren ein wichtiger Bestandteil der aquatischen Ökosysteme der Laurentischen Grossen Seen in Amerika. Vor der europäischen Besiedlung nutzte die indigene Bevölkerung den Wildreis als Nahrungsquelle. Zu dieser Zeit war er weitverbreitet und wuchs in dichten Beständen. Seit dem 19. Jahrhundert hat jedoch der menschliche Einfluss durch Urbanisierung und Verbauung von Gewässern die Lebensräume stark geschädigt. In Bundesstaaten wie Michigan existieren heute nur noch etwa 1 % der ursprünglichen Wildreis-Bestände.21

Auch der Klimawandel gefährdet die Lebensweise indigener Menschen im Gebiet der Grossen Seen, denn durch veränderte Niederschläge und Wintertemperaturen gehen die Bestände der (heiligen) Wasserpflanze Wildreis (Manoomin) zurück, was zu einem jährlichen Ernteverlust von 5 bis 7 % führt.26

Weltweites Vorkommen - Anbau

Die Gattung Zizania umfasst vier bekannte Arten. Drei davon stammen aus Nordamerika, eine aus Asien:4,9

Nordamerika:

  • Zizania aquatica stammt vom gemässigten Osten sowie Südosten der USA (entlang der Atlantikküste vom Sankt-Lorenz-Strom bis Louisiana).
  • Zizania palustris ist in Kanada sowie im Norden und im Mittleren Westen der USA heimisch.
  • Zizania texana ist ein Endemit einer kleinen Region in Texas und wächst am San Marcos River.

Asien:

  • Zizania latifolia (Griseb.) ist eine mehrjährige Pflanze, die im östlichen Sibirien, in China, Japan, Korea, Taiwan, Nordostindien sowie in Myanmar und Vietnam beheimatet ist. Neben den Samen sind auch die Stängel ein beliebtes Nahrungsmittel.

Der Mandschurischen Wasserreis (Zizania latifolia) ist in Neuseeland – versehentlich eingeschleppt – eine invasive Art.10

Wild zu finden

Natürlicherweise wächst Wildreis an Ufern von Flüssen und Seen in Nordamerika und Ostasien. Das macht die Ernte schwierig und aufwendig. Um gut an die Wildgraspflanzen zu gelangen, erntete man den Wildreis früher (und teilweise auch noch heute bei der traditionellen Ernte) vom Kanu aus. Dieser grosse Aufwand führt auch zu hohen Preisen, weshalb Wildreis-Produzenten ihn in Kanada und dem Norden der USA häufig auf gefluteten Feldern oder in künstlichen Wasserbassins kultivieren.2

Anbau - Ernte

Wildreis wächst heute überwiegend in künstlichen Reisfeldern (Paddies), eine Praxis, welche ihren Ursprung in den 1950er Jahren hat. Zuallererst in Minnesota kultiviert, hat sich die Produktion aufgrund der steigenden Nachfrage und der wirtschaftlichen Bedeutung auf Regionen wie Kalifornien, Oregon, Saskatchewan sowie Länder ausserhalb Nordamerikas wie Australien, Finnland und Ungarn ausgeweitet. Die wachsende Beliebtheit von Wildreis ist auf seine gesundheitlichen Vorteile (hohe Nährstoffdichte, antioxidative und cholesterinsenkende Eigenschaften), seine Vielseitigkeit in der Lebensmittelverarbeitung und seine Nachhaltigkeit (Selbst-Aussaat) zurückzuführen.14

Traditionelle Ernte: Wildreis wächst natürlicherweise in niedrigen Gewässern und Seen in den nördlichen USA und Kanada. Traditionell erntet man Wildreis von Booten aus. Die ErntehelferInnen biegen die Halme mit einem Stock nieder und mit einem zweiten Stock schlagen sie die Körner aus den Ähren. Der Wildreis fällt so ins Kanu, und die Halme schnellen wieder hoch. Einige Körner landen dabei im Wasser. Diese sichern die Ernte für das kommende Jahr.1,5,11 Dieser wild geerntete Reis trägt häufig den Namen Manoomin-Reis (Manoomin rice).

Kultivierter Wildreis: Anbau und Ernte erfolgen in künstlichen Wasserbassins oder auf gefluteten Feldern. Um grössere und einfacher zu entspelzende Körner zu erzielen, säen die LandwirtInnen meist Kreuzungen der Ursprungspflanze.8

Welche Farbe hat der auch Wildreis genannte Wasserreis? Frisch geernteter, roher Wildreis ist grün und die Früchte sehen den Nadeln von Koniferen sehr ähnlich.

Industrielle Herstellung

Wildreis enthält viel Feuchtigkeit. Daher erfolgt nach der Ernte eine Trocknung auf etwa 10 % Restfeuchtigkeit und anschliessendes Darren oder Rösten.18

Industrielles "Darren" (Trocknen) von Wildreis benötigt Temperaturen von ca. 148-176 °C (bzw. ca. 300-350 Grad Fahrenheit).20 Dieses Vorgehen gibt Wildreis seinen nussartigen Geschmack, aber es deaktiviert fettspaltende Enzyme und zerstört wertvolle Aminosäuren. Folglich ist dieser Wildreis kein Rohkost-Produkt mehr.5,11

Industriell verarbeiteter Wildreis liegt vor dem Darren meist mehr als eine Woche im Wasser (engl. curing), um die Spelzen aufzuweichen. Dadurch bekommen die Samen eine durchgehend dunkelbraune bis schwarze Farbe und eine härtere Konsistenz.5,19

Bei der traditionellen Produktionsmethode (manoomin rice) trocknet der Reis in der Sonne, das Rösten erfolgt über dem Feuer und danach direkt das Entfernen der Spelzen. Dieser Reis ist heller, nicht einheitlich dunkel gefärbt.19

Weiterführende Informationen

Was ist Wasserreis bzw. Wildreis? Carl von Linné hat die Gattung Zizania aufgestellt, deren Name vom griechischen Wort 'zizánion' für im "Wasser wachsend" abgeleitet ist. Die Gattung zählt wie der weisse Reis (Oryza sativa) zur Tribus Oryzeae innerhalb der Familie der Süssgräser (Poaceae/Gramineae).4,13 Da Wildreis botanisch zur Familie der Süssgräser gehört, ist er kein Pseudogetreide. Zum Pseudogetreide zählen u.a. Quinoa, Buchweizen, Amaranth und Chiasamen.

Alternative Namen

Wildreis hat folgende Synonyme: Wasserreis, Indianerreis, Indianerkorn, Kanadareis, Kanadischer Reis oder Kanadischer Wildreis. Man findet auch Schreibweisen wie Wasser Reis, Wild Reis oder Wilder Reis. Im Englischen sind für Wildreis folgende Bezeichnungen üblich: 'wild rice', 'canada rice', 'canadian rice', 'indian rice', 'Manomin rice' (Manoomin rice), 'water oats', 'marsh oats' oder 'blackbird oats'.

Sonstige Anwendungen

Neben ihrer Verwendung als Lebensmittel eignet sich die Wasserreispflanze auch als Zierpflanze in Gartenteichen.8

Literaturverzeichnis - 28 Quellen

1.

Moyle JB. Wild rice in Minnesota. The Journal of Wildlife Management. 1944;8:177-184.

2.

Reishunger de: Wild Reis: Besondere Spezialität aus Nordamerika. UND Bio Wild Reis.

3.

USDA United States Department of Agriculture.

4.

Yu X, Chu M et al. Wild Rice (Zizania spp.): A Review of its Nutritional Constituents, Phytochemicals, Antioxidant Activities, and Health-Promoting Effects. Food Chemistry. 2020;331:1-15.

5.

Anderson RA. Wild Rice: Nutritional Review. Cereal chemistry. 1976;53:949-955.

6.

Peterson LA. A Field Guide to Edible Wild Plants of Eastern and Central North America. Houghton Mifflin Company: New York City; 1999: 228.

7.

Bennett JP, Chiriboga E et al. Heavy Metals in Wild Rice from Northern Wisconsin. Science of The Total Environment. 2000;246:261-269.

8.

Mooselakewildrice com: About Wild Rice.

9.

USDA Natural Resources Conservation Services: Zizania aquatica, Zizania palustris, Zizania texana, Zizania latifolia.

10.

Invasive Species Specialist Group (Iucngisd org): Zizania latifolia.

11.

Krautstein H. schrotundkorn de: Wildreis – die schwarze Delikatesse aus Kanada. 1999.

12.

Health Harvard edu: Ditch the Gluten, Improve your Health? 

13.

Pflanzen-lexikon com: Zizania (Wasserreis).

14.

Kornberger S, Jovanovic HMR et al. Wild Rice (Zizania spp.) as a Model Macrophyte Toxicity Test Species for Ecotoxicological Risk Assessment. In: Menone ML, Metcalfe C, Herausgeber. The Ecotoxicology of Aquatic Macrophytes. Cham: Springer International Publishing; 2023:109-136.

15.

Klensporf-Pawlik D, Aladedunye F. Wild Rice: Nutritional and Health-Promoting Attributes. In: Taylor JRN, Awika JM (Ed.). Gluten-Free Ancient Grains. Elsevier; 2017:271–296.

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Timm DA, Slavin JL. Review: Wild Rice: Both an Ancient Grain and a Whole Grain. Cereal Chem. 2014;91(3):207–210.

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Zhao R, Wan P et al. North American Wild Rice-Attenuated Hyperglycemia in High-Fat-Induced Obese Mice: Involvement of AMP-Activated Protein Kinase. J Agric Food Chem. 2020;68(33):8855–8862.

18.

Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: Getreide Warenkunde.

19.

Bergo A. Forager Chef: Wild Rice or Manoomin: Varieties and Differences, Purchasing and Cooking. 2020.

20.

United States Patent. Method of Curing and Drying Wild Rice. Finnell NW. Dec. 9, 1975. US3925564A.

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Menon M, Sarkar B et al. Do Arsenic Levels in Rice pose a Health Risk to the UK Population? Ecotoxicology and Environmental Safety. 2020;197:110601.

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