Stiftung Gesundheit & Ernährung
S t i f t u n g
Gesundheit & Ernährung
Schweiz
QR Code
Beste Aussichten für Ihre Gesundheit

Dinkel, roh (Spelz, Fesen, Vesen, bio?)

Entdecken Sie vielseitige Verwendungsmöglichkeiten von Dinkel in der Küche, die allfällige Saison, Preise und gesundheitliche Vorteile. Erfahren Sie mehr über wichtige Nährstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, Anbau und Ökobilanz.

11%
Wasser
 81
Makronährstoff Kohlenhydrate 80.5%
/17
Makronährstoff Proteine 16.71%
/03
Makronährstoff Fette 2.79%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, 1.2g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, 0.1g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 0:0

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Werte sind zu klein, um relevant zu sein.

Dinkel (Triticum aestivum ssp. spelta), auch Spelz oder Schwabenkorn genannt, ist eine wichtige Weizenunterart. Im Handel ist er auch in Bio-Qualität erhältlich und weist geschmacklich eine leicht nussige Note auf. Der rohe Verzehr von Dinkel ist nicht empfehlenswert.

Verwendung in der Küche

Das rohe Dinkelkorn kann man vielfältig verwenden. Daraus hergestellte Produkte sind in verschiedenen Varianten und Ausführungen erhältlich. Besonders in der Küche findet Schwabenkorn Anwendung, vor allem bei der Herstellung von Brot und Gebäck. Backwaren aus hellem Dinkelmehl (oder Dinkelvollkornmehl) haben die Eigenschaft, schneller auszutrocknen und weniger formstabil zu sein als Produkte aus Weizenmehl. Dinkel-Teig ist jedoch weicher und benötigt kürzere Backzeiten. In Oberschwaben sind traditionelle Backwaren wie Knauzenwecken und Schwäbische Seelen besonders beliebt.

Gekochte Dinkelkörner eignen sich als Beilage zu Pfannengemüse mit Karotten, Tomaten, Zucchini, Gemüsepaprika oder Zwiebeln sowie zu Suppen oder Salaten.

In der Küche bietet Dinkel eine beeindruckende Vielfalt an Verwendungsmöglichkeiten. Ganze Dinkelkörner sind im rohen Zustand sehr hart und schwer verdaulich. Wer sie dennoch roh verwenden möchte, sollte sie vorab einige Stunden oder über Nacht in Wasser einweichen oder keimen. So eignen sie sich für Müeslis oder andere rohe Speisen im Rahmen einer Rohkosternährung.4

Dinkelflocken kann man wiederum roh essen, allerdings sind die im Handel erhältlichen meist nicht mehr roh, da sie erhitzt sind. Wer wirklich rohe Dinkelflocken möchte, kann sie mit einer Flockenmühle aus ganzen, ungekochten Dinkelkörnern selbst herstellen. Dafür sollte man die Körner vor dem Quetschen kurz einweichen. Dinkelflocken sind fester, nussiger im Geschmack und fettärmer als Haferflocken. Sie eignen sich für Müeslis, süsse Speisen oder zum Binden von Suppen und Saucen.4

Grünkern ist halbreif geernteter Dinkel, den man traditionell über Buchenholzfeuer oder in Heissluftanlagen röstet. Durch diese Verarbeitung ist er nicht mehr roh. Besonders beliebt ist Grünkernschrot für Suppen, Bratlinge oder Risotto-ähnliche Gerichte.

Dinkelgriess entsteht durch das Mahlen und Sieben des Dinkelkorns und lässt sich wie klassischer Griess verwenden. Dinkelreis oder Perldinkel hingegen besteht aus geschälten, leicht geschliffenen Körnern ohne Randschichten. Man kann ihn wie Reis verwenden und ist eine regionale, umweltfreundliche Alternative zu weissem Reis.4

Wenn man das ganze Dinkelkorn vermahlt, erhält man Dinkelvollkornmehl. Dieses eignet sich für Brot, Gebäck und andere Backwaren. Dinkelvollkornmehl hat mehr Nähr- und Mineralstoffe als andere hellere Mehlsorten.

Dinkel-Bulgur besteht aus teilweise geschälten, vorgekochten bzw. gedämpften, getrockneten und zerkleinerten Dinkelkörnern. Er ist somit nicht mehr roh.4

Auch Dinkelkaffee, ein koffeinfreier Ersatz aus gemälztem, geröstetem und gemahlenem Dinkel (Schwabenkorn), erfreut sich wachsender Beliebtheit. Je nach Zubereitungsart gibt es ihn als Instantprodukt oder zum Aufbrühen.

Und schliesslich Dinkelmilch bzw. Dinkeldrink: Diese pflanzliche Milchalternative besteht aus eingeweichtem, gemahlenem Dinkel, Wasser sowie je nach Hersteller weiteren Zutaten wie Süssungsmitteln oder zugesetzten Vitaminen.4

Eigene Zubereitung

Dinkel kochen: Um Dinkel zu kochen, eignet sich die Wassermethode besser als die Quellmethode. Bei der Wassermethode kochen Sie den Dinkel mit mehr Wasser und giessen das überschüssige Wasser nach dem Kochen ab. Spülen Sie die Dinkelkörner gründlich ab und weichen Sie sie dann für 8 bis 16 Stunden (oder über Nacht) in ausreichend Wasser (ca. 2 cm mehr als die Körner) im Kühlschrank ein. Dadurch verkürzt sich die Kochzeit. Spülen Sie die eingeweichten Körner nochmals ab und kochen Sie sie in der 3- bis 4-fachen Menge Wasser.

Nachdem das Wasser zum Kochen kommt, reduzieren Sie die Hitze nach etwa 10 Minuten und lassen die Körner zugedeckt 40 bis 50 Minuten bei niedriger Hitze köcheln. Je nach Dinkelart und gewünschter Konsistenz variiert die Kochzeit: Für eine festere Textur reichen etwa 30 Minuten, für eine weichere Konsistenz sollten Sie den Dinkel ca. 60 Minuten kochen. Giessen Sie das überschüssige Wasser ab und verwenden Sie den fertigen Dinkel nach Belieben.

Dinkel keimen lassen: Um Dinkelkörner keimen zu lassen, nutzen Sie ein Keimglas, ein Keimgerät oder einen Sprossenturm (Sprossenzucht). Beim Keimen ist Sauberkeit sehr wichtig, weshalb alle Geräte und das Saatgut gründlich gewaschen sein müssen. Weichen Sie die Körner etwa 12 Stunden in Wasser ein. Wenn Sie ein Keimglas verwenden, kann das Einweichen direkt darin erfolgen. Nach dem Einweichen spülen Sie die Körner zweimal gründlich ab und giessen das Wasser ab. Stellen Sie das Keimglas schräg, damit das Wasser vollständig abfliessen kann und keine Staunässe entsteht. Nun sind die Körner 2- bis 3-mal täglich zu spülen. Stellen Sie das Keimglas an einen hellen Ort, jedoch nicht direkt in die Sonne. Nach 1-2 Tagen bilden sich die ersten Faserwurzeln. Nach 3-4 Tagen sind die Dinkelkeimlinge bereit zur Ernte. Sobald sich kleine Stängel mit Blättern bilden, nennt man diese Sprossen. Diese Keimlinge und Sprossen sind Rohkost und lassen sich beispielsweise in Salaten geniessen.10

Dinkelreis bzw. Perldinkel (Dinkel, geschliffen) muss man nicht einweichen. Er benötigt eine kürzere Kochzeit von etwa 20 bis 30 Minuten und ist nicht mehr keimfähig.

Veganes Rezept für Dinkel-Müesli mit Dinkelflocken

Zutaten (für 2 Personen): 4 EL Dinkelflocken (bio), 1 Apfel, 1 Banane, 1 EL Walnüsse, 1 Becher pflanzliches Joghurt (z.B. Sojajoghurt, vegan).

Zubereitung: Geben Sie die Dinkelflocken mit dem Joghurt zusammen in eine Schüssel und verrühren Sie beides. Lassen Sie die Mischung ca. 20 Min. ziehen. Schneiden Sie den Apfel und die Banane klein und geben Sie beides mit den Nüssen zur Joghurt-Spelz-Mischung. Wenn Sie die ganzen Dinkelkörner (roh) selbst quetschen, können Sie sicher sein, dass die Flocken noch Rohkost sind.

Veganes Rezept für Dinkelmilch aus Schwabenkorn

Zutaten: 80-100 g Dinkelkörner (roh), Wasser zum Einweichen, 1 L frisches Wasser, 1 reife Banane oder etwas Honig (optimal).

Zubereitung: Weichen Sie die Dinkelkörner mindestens 12 Stunden in reichlich Wasser ein. Giessen Sie anschliessend das Einweichwasser ab und mixen Sie die Körner zusammen mit 1 Liter frischem Wasser sowie der Banane oder dem Honig in einem Hochleistungsmixer fein. Seihen Sie die Flüssigkeit durch ein feines Sieb oder ein Baumwolltuch ab und füllen Sie die fertige Dinkelmilch in eine saubere Flasche.

Für ein erfrischendes Dinkelgetränk (vegan) mixen Sie einen Becher Dinkelmilch mit etwas Crushed Ice, 1 TL Agavensirup und 2 TL ungesüsstem Kakaopulver.

Vegane Rezepte mit Dinkel finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
.

Einkauf - Lagerung

Fesen und Dinkelprodukte sind ganzjährig bei Grossverteilern wie Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Billa und Hofer erhältlich – oft auch in Bio-Qualität. Lose Körner sowie zahlreiche Dinkelprodukte findet man zudem in Bio-Läden, Bio-Supermärkten (z.B. Alnatura oder Denn's Biomarkt), in Reformhäusern, im Online-Handel und teilweise auf Wochenmärkten.

Dinkelkörner sind vegan. Beim Einkauf in Bio-Läden ist das Getreide in der Regel sorgfältig gereinigt, getrocknet und verpackt – und somit besser für eine längere Lagerung geeignet.

Die Verfügbarkeit von Dinkel ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.

Tipps zur Lagerung

Lagern Sie Dinkelkörner in Gläsern, Dosen oder der Originalverpackung bei einer Temperatur von 15 bis 20 Grad Celsius. Unter diesen Bedingungen beträgt die Haltbarkeit etwa 1 Jahr.7

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Zusammensetzung und Menge der Inhaltsstoffe, inkl. sekundäre Pflanzenstoffe, variieren extrem je nach Sorte, Wachstumsbedingungen und Verarbeitungsmethoden etc.

Der Energiegehalt von Dinkel beträgt 338 kcal pro 100 g. Davon bestehen 70 g aus Kohlenhydraten, wovon 11 g Ballaststoffe sind. Zusätzlich enthält Dinkel 15 g Protein und 2,4 g Fett pro 100 g.1

Dinkelspelzen sind mit 3 mg/100g reich an Mangan und decken 149 % des Tagesbedarfs. Ebenso viel enthalten trockener Bulgur, roher Grünkernschrot und vegane Vollkorn-Spaghetti. Weizenkleie (12 mg/100g) und Teff (9,2 mg/100g) enthalten deutlich mehr Mangan.1

In 100 g Dinkel sind 0,13 g Aminosäure Tryptophan vorhanden, was 53 % des täglichen Bedarfs entspricht. Eine ähnliche Menge findet sich auch in Kamut (Khorasan-Weizen), Weichweizengriess und Sorghumhirse. Roher Hafer enthält mit 0,23 g/100g nahezu doppelt so viel Tryptophan.1

Die Aminosäure Threonin ist mit 0,44 g/100g enthalten (48 % des Tagesbedarfs). Dieselbe Menge ist auch in Dinkelvollkornmehl und frischer Backhefe zu finden. Viel mehr Threonin liefert Lupinenschrot mit 1,3 g/100g. Das ist fast dreimal so viel.1

Weitere nennenswerte Mikronährstoffe im Dinkel sind Phosphor (401 mg/100g), Kupfer (0,51 mg/100g), Phenylalanin (0,74 g/100g) und Isoleucin (0,55 g/100g).1

Die gesamten Inhaltsstoffe von Dinkel, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Die Regulierung des Blutzuckerspiegels ist ein anspruchsvoller Vorgang. Er hängt von verschiedenen Faktoren wie der Zusammensetzung der Nahrung, dem Grad ihrer Verarbeitung und der Aktivität von Enzymen ab. Vollkornprodukte wie Dinkel führen trotz ihres hohen Kohlenhydratgehalts zu einem geringeren und langsameren Anstieg des Blutzuckerspiegels im Vergleich zu raffinierten Produkten. Dies ist vor allem auf ihren höheren Gehalt an Ballaststoffen und bioaktiven Substanzen sowie auf eine insgesamt langsamere Verdauung zurückzuführen.14

Eine verzögerte Verdauung kann dazu beitragen, den Blutzuckerspiegel zu senken. Lösliche Ballaststoffe, Arabinoxylane und kurzkettige Fettsäuren wie Propionsäure im Dinkel verlangsamen die Magenentleerung und fördern so eine gleichmässigere Glukoseaufnahme.14

Sekundäre Pflanzenstoffe

Viele gesundheitliche Wirkungen von Dinkel kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.

Dinkel enthält u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:8,14

  • Isoprenoide: Triterpene (Phytosterole)
  • Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxybenzoesäuren (4-Hydroxybenzoesäure, Vanillinsäure), Hydroxyzimtsäuren (Cumarsäure, Ferulasäure); Lignane
  • Weitere stickstoffhaltige Verbindungen: Amine (Cholin)
  • Protease-Inhibitoren: Phytinsäure

Ferulasäure, ein polyphenolischer sekundärer Pflanzenstoff, macht bis zu 90 % der gesamten Phenole in Dinkelkörnern aus und liegt zu 99 % in der gebundenen Form vor. Diese phenolischen Verbindungen befinden sich vor allem in den äusseren Schichten des Dinkelkorns, insbesondere in der Aleuronschicht, der Samenschale und den Zellwänden.

Phenolische Verbindungen sind für ihre antioxidativen Eigenschaften bekannt und haben vielfältige gesundheitsfördernde Wirkungen, darunter antiallergische, antivirale, entzündungshemmende und antimutagene Eigenschaften.8

Neben Ferulasäure spielen auch andere sekundäre Pflanzenstoffe im Dinkel, wie Chlorogensäure, Phytinsäure und Alkylresorcinole, eine wichtige Rolle im Glukosestoffwechsel. Diese Substanzen tragen dazu bei, den Blutzuckerspiegel zu regulieren.14

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Dinkel und seine Produkte enthalten wie Weizen, Roggen und Gerste Gluten und sind daher nicht für Personen mit einer Glutenunverträglichkeit bzw. Zöliakie geeignet.9 Glutenfreie Alternativen sind unter anderem Mais, Vollkornreis, Hirse und Pseudogetreide wie Buchweizen, Quinoa und Amarant.

Viele Menschen mit Verdacht auf nicht-zöliakische Weizensensitivität berichten, dass sie Dinkelprodukte besser vertragen als Weizen – obwohl beide eng miteinander verwandt sind und ähnliche Eiweissstrukturen aufweisen. Eine wissenschaftliche Untersuchung konnte diese subjektive Einschätzung jedoch nicht bestätigen. Teilnehmende mit vermuteter Weizensensitivität erhielten über mehrere Wochen hinweg verschiedene Brote, darunter Dinkel- und Weizenbrote.3 Das Ergebnis: Es gab keinen objektiven Unterschied in der Verträglichkeit zwischen Dinkel und Weizen. Im Gegenteil – Dinkelbrot führte in einigen Fällen sogar zu stärkeren Beschwerden als erwartet. Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass die vermeintlich bessere Verträglichkeit von Dinkel möglicherweise auf einen Placeboeffekt zurückzuführen ist, also auf eine psychologisch bedingte Wahrnehmung. Demgegenüber sind die Beschwerden bei Weizen vermutlich durch einen Noceboeffekt verstärkt.3

Volksmedizin - Naturheilkunde

Die Klostermedizin beschreibt den nicht gekreuzten "Urdinkel" als rundum positiv. Er soll für eine gute Verdauung sorgen und das allgemeine Wohlbefinden steigern.16

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Warum ist Dinkel besser als Weizen? In der Landwirtschaft hat Dinkel einige Vorteile gegenüber Weizen: Er ist robuster gegenüber Krankheiten, bedeckt den Boden im Frühjahr besser und nutzt Nährstoffe effizienter als Weizen. Daher benötigt Dinkel weniger Pestizide, Herbizide und Düngemittel, und es ist keine Saatgutbehandlung vor der Aussaat nötig, da er von Natur aus eine Schale hat. Diese Eigenschaften tragen auch zu den gesundheitlichen Vorteilen von Dinkel bei. Aufgrund seiner geringeren Anfälligkeit für Krankheiten und des geringeren Bedarfs an chemischen Zusätzen ist Dinkel eine umweltfreundlichere Wahl für den Anbau als Weizen.9

Dinkel aus Deutschland weist einen CO2-Fussabdruck von 0,7 kg CO2eq/kg auf,5 was dem ökologischen Fussabdruck von Weizenkörnern ähnlich ist, der bei 0,61 kg CO2eq/kg liegt.6

Der Wasserfussabdruck für die Herstellung von 1 kg Dinkel in Deutschland liegt bei 600 Litern.5 Andere Getreidearten benötigen deutlich mehr Wasser: Weizen 1827 l/kg, Hafer 1788 l/kg, Roggen 1544 l/kg und Gerste 1423 l/kg.17

Trotz dieser vielen Vorteile erlebte der Dinkelanbau lange Zeit einen starken Rückgang. Dies lag vor allem an den geringen Erträgen des Dinkels und der besseren züchterischen Veränderbarkeit des Weizens.18

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?

Tierschutz - Artenschutz

Die globale Nahrungsmittelproduktion hat sich in den letzten 60 Jahren mehr als verdoppelt. Ermöglicht durch Landnutzungsänderungen (z.B. Wald zu Agrarfläche), die Nutzung von synthetischem Dünger, Pestiziden, Züchtung und weiter technologische Fortschritte der 'Grünen Revolution'. Leider hatten diese Neuerungen massiv negative Effekte auf die Umwelt und verursachten den Verlust von Habitaten für die Tier- und Pflanzenwelt – die Biodiversität nahm stark ab. Eine zentrale Herausforderung für die Landwirtschaft der Zukunft besteht darin, genügend Lebensmittel zu produzieren, ohne die Umwelt weiter zu belasten.13

Weltweites Vorkommen - Anbau

Dinkel gehört zu den alten Getreidearten, ebenso wie Emmer (Triticum dicoccum Schrank ex Schübl) und Einkorn (Triticum monococcum L.), und ist bereits seit etwa 8000 v. Chr. bekannt. Zur Herkunft des Dinkels in Europa gibt es verschiedene Theorien; eine davon besagt, dass Dinkel eine Kreuzung aus Emmer und Weichweizen ist. Im Vergleich zu modernem Weizen stellt Dinkel geringere Ansprüche an das Klima und gedeiht sogar in höheren Lagen.14,18

Dieses anspruchslose Getreide konnte sich in Südostdeutschland, der deutschsprachigen Schweiz und Vorarlberg als Hauptgetreide durchsetzen. Deshalb auch die Bezeichnung "Deutscher Dinkel" oder "Schwabenkorn". Besonders in der Zeit der kleinen Eiszeit (ca. 1400–1850) mit kühlem und feuchtem Klima zählte Dinkel in diesen Regionen zu den wichtigsten Getreidearten, da er mit solchen Bedingungen gut zurechtkommt. Im 20. Jahrhundert ging der Dinkelanbau jedoch stark zurück,2 vor allem wegen des geringeren Ertrags im Vergleich zum modernen Weizen,12 und beschränkte sich auf kleine Gebiete in Deutschland, der Schweiz, Belgien, Italien und Spanien.11

Heute erlebt Dinkel ein starkes Comeback – vor allem in Deutschland (≈100'000 ha), Österreich (≈13'000 ha) und der Schweiz (≈5'500 ha).11 Gründe dafür sind das gestiegene Bewusstsein für gesunde Ernährung und der Aufschwung der biologischen Landwirtschaft, für die sich Dinkel dank seiner Widerstandsfähigkeit besonders gut eignet.2,12

Anbau - Ernte

Dinkel ist ein robustes Getreide, das gut in verschiedenen Regionen gedeiht, sowohl auf guten Ackerböden als auch in raueren, feuchteren Gebieten. Er kommt mit vielen Böden zurecht, sogar mit leicht sauren oder alkalischen Böden. Am liebsten wächst Dinkel auf tiefen, schweren Böden, kann aber auch auf weniger fruchtbaren Böden zufriedenstellende Erträge bringen.

Der Anbau von Dinkel folgt einigen wichtigen Schritten:12

  1. Fruchtfolge und Vorfrüchte: Dinkel gedeiht gut nach Hackfrüchten wie Kartoffeln, Zuckerrüben oder Ölkürbis, sowie nach Leguminosen wie Sojabohnen oder Raps. Bei Getreide als Vorfrucht ist Hafer vorteilhaft. Eine Anbaupause von mindestens zwei Jahren zwischen Dinkel und Weizen ist notwendig, da Dinkel wie Weizen anfällig für Steinbrand ist.
  2. Düngung: Der Einsatz von organischen Düngemitteln wie Stallmist oder Gülle ist möglich, jedoch meist nicht notwendig.
  3. Bodenvorbereitung: Dinkel benötigt nur eine einfache Bodenvorbereitung. Ein gut abgesetztes, mittel- bis grobkrümeliges Saatbeet ist ideal für die Entwicklung der Pflanze. Mulchsaat ist ebenfalls möglich und vorteilhaft.
  4. Saatzeitpunkt: Die Aussaat von Dinkel sollte idealerweise zwischen Anfang und Mitte Oktober erfolgen. Auf kühleren und leichteren Böden sollte der Anbau schon im September beginnen. Auch spätere Aussaaten bis im November sind möglich, wenn die Wetter- und Bodenbedingungen es erlauben.
  5. Erntezeitpunkt: Der Erntezeitpunkt ist entscheidend für die Qualität des Dinkels. Der ideale Feuchtigkeitsgehalt des Korns liegt bei 14 %. Zu frühes Ernten kann zu unzureichendem Dreschprozess führen, während zu späte Ernte das Risiko von Ährenbruch erhöht. Je nach Höhenlage reicht die Dinkelernte von Ende Juli bis Ende August.
  6. Transport: Dinkel hat ein grosses Volumen, aber eine geringe Masse, was bei Transport und Lagerkapazitäten zu berücksichtigen ist. Im Vergleich zu Weizen benötigt Dinkel etwa doppelt so viel Platz.
  7. Lagerung: Unentspelzter Dinkel lässt sich gut lagern, wenn der Feuchtigkeitsgehalt bei etwa 14 % liegt. Höherer Feuchtigkeitsgehalt erfordert eine Trocknung bei max. 45 °C. Nach der Ernte tritt häufig ein Nachschwitzen auf, ein natürlicher Reifungsprozess, der unter Beobachtung bleiben muss.

Weiterführende Informationen

Dinkel (Triticum aestivum ssp. spelta L.) ist ein geschälter hexaploider (mit 42 Chromosomen) Weizen (Triticum) und eine uralte Kulturpflanze. Im Gegensatz zu Einkorn und Emmer, die jeweils diploid (14 Chromosomen) und tetraploid (28 Chromosomen) sind, hat Dinkel keinen wilden hexaploiden Vorfahren. Dinkel entstand durch eine Kreuzung von domestiziertem Emmer (tetraploid) mit Aegilops tauschii (diploid), vermutlich um 6000 v. Chr. im Kaspischen Raum.19

Nach neueren archäologischen Funden begann der Anbau des europäischen Dinkels möglicherweise um 2300 v. Chr. und entwickelte sich unabhängig vom asiatischen Dinkel durch natürliche Hybridisierung zwischen tetraploidem Spelz-Emmer und hexaploidem Weizen (wahrscheinlich Kammweizen).20

Was ist der Unterschied zwischen Dinkel und UrDinkel? UrDinkel ist eine ursprüngliche Form des Dinkels, die ohne moderne Züchtungen auskommt. UrDinkel bewahrte seine alten Eigenschaften wie Robustheit und einen hohen Nährstoffgehalt. Man baut ihn in der Regel ohne den Einsatz von chemischen Düngemitteln und Pestiziden an.15

Da der Begriff "Urgetreide" nicht geschützt ist, variiert seine Auslegung. Man meint damit Getreidesorten, die man vor tausenden Jahren anbaute. Häufig fallen dabei Emmer (Triticum diccoccum), Einkorn (Triticum monococcum) und Kamut (Triticum turgidum) unter diesen Begriff.

Alternative Namen

Dinkel (auch Dinkelweizen) ist auch bekannt als Spelz (Spelzweizen), Spelt, Kernen, Fesen, Vesen und Schwabenkorn.

Auf Englisch spricht man von spelt, dinkel wheat oder hulled wheat. Spelt flour bedeutet auf Deutsch Dinkelmehl, Grünkern heisst green grain of spelt oder green spelt.

Im Spanischen heisst es "espelta", auf Russisch "спельта".

Sonstige Anwendungen

Dinkelspelzen finden Anwendung zum Füllen von Kissen für Kühlung, Wärme oder Massagen und in der Nutztierhaltung als Zusatz im Futter oder als Einstreu.

Literaturverzeichnis - 20 Quellen

1.

USDA United States Department of Agriculture.

2.

Grobelnik Mlakar S et al. Technological properties of spelt according to different production systems. In: II. International Congress, Food Technology, Quality and Safety. 2014.

3.

Zimmermann J, Longin FH et al. No Difference in Tolerance between Wheat and Spelt Bread in Patients with Suspected Non-Celiac Wheat Sensitivity. Nutrients. 2022;14(14):2800.

4.

Mielke H, Rodemann B. Der Dinkel, eine besondere Weizenart – Anbau, Pflanzenschutz, Ernte und Verarbeitung. Nachrichtenbl Deut Pflanzenschutzd. 2007;59(2):40–45.

5.

Reinhardt G, Gärtner S et al. Ökologische Fussabdrücke von Lebensmitteln und Gerichten in Deutschland. Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg ifeu. 2020;1-22.

6.

Carbon Cloud: Wheat grain. 2025.

7.

Verbraucherzentrale de: Nudeln, Reis, Mehl: Haltbarkeit und Lagerung von Trockenlebensmitteln. 2024.

8.

Lacko-Bartošová M, Kaur A et al. Concentration of phenolic compounds and phenolic acids of various spelt cultivars in response to growing years. Agriculture. 2023;13(10):2024.

9.

Tóth V, Láng L et al. Characterization of the protein and carbohydrate related quality traits of a large set of spelt wheat genotypes. Foods. 2022;11(14):2061.

10.

Smarticular net: Sprossen selbst ziehen - frische Vitamine von der Fensterbank. 2025.

11.

Alvarez JB. Spanish spelt wheat: from an endangered genetic resource to a trendy crop. Plants. 2021;10(12):2748.

12.

Landwirtschaftskammer Österreich: Dinkel im Bio-Landbau. 2021.

13.

Wittwer RA, Bender SF et al. Organic and conservation agriculture promote ecosystem multifunctionality. Sci Adv. 2021;7(34):eabg6995.

14.

Biskup I, Gajcy M et al. The potential role of selected bioactive compounds from spelt and common wheat in glycemic control. Adv Clin Exp Med. 2017;26(6):1013-1019.

15.

Muehle-fraubrunnen ch: Urdinkel, das wertvollste Getreide.

16.

Geuther A. Naturwissenschaftler in ihrer Zeit. Justus-Liebig-Universität, Institut für Didaktik der Chemie: Giessen. 2004.

17.

Mekonnen MM, Hoekstra AY. The green, blue and grey water footprint of crops and derived crop products. Hydrol. Earth Syst. Sci. 2011;15:1577-1600.

18.

Pini U. Das Bio-Food Handbuch. Ullmann Verlag: Potsdam. 2014.

19.

Cubadda R, Marconi E. Spelt wheat. In: Pseudocereals and Less Common Cereals. Springer Berlin Heidelberg; 2002:153-175.

20.

Chrpová J, Grausgruber H et al. Resistance of winter spelt wheat [triticum aestivum subsp. Spelta (L.) thell. ] to fusarium head blight. Front Plant Sci. 2021;12:661484.

AutorInnen: Samantha Rehm |

Kommentare