Inhaltsverzeichnis
Verwendung in der Küche
Die Quitte (Cydonia oblonga) zählt zu den Kernobstgewächsen innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae).19 Nicht alle Quitten-Sorten sind roh essbar: Die in der Schweiz, Deutschland und Österreich wachsenden Quitten sind hart und schmecken aufgrund der enthaltenen Gerbstoffe bitter. Für den Rohverzehr eignen sich hingegen meist Sorten aus südlicheren Ländern wie der Türkei.
Quitten aus dem nördlichen Mitteleuropa sind jedoch hervorragend zum Verarbeiten geeignet. Der Arbeitsaufwand bei dieser interessanten Frucht ist zwar gross, doch er lohnt sich.
Wie schmeckt eine Quitte? Das Fruchtfleisch der Quitte ist hart, holzig und hat ein fruchtig-säuerliches Aroma, das dem Geschmack von Äpfeln und Birnen ähnelt. Zudem ist es mit zahlreichen, aufgereihten Kernen durchsetzt. Die Samen haben die Grösse von Apfelkernen. Möchte man diese ebenfalls nutzen, ist darauf zu achten, dass sie vollständig bleiben.9
Wie kann man Quitten essen? Die Quitte zerkleinert man am besten, indem man sie zunächst in Viertel schneidet und die Kerne entfernt. Danach schält man die Quitte mit einem Sparschäler und schneidet sie in kleine Würfel. Diese kommen anschliessend in die Pfanne. Durch das Erhitzen gewinnt der Quitten-Fruchtsaft an Süsse. Die Frucht bekommt erst gegart, gekocht oder gebacken ihr feines Aroma. Um die Fruchtwürfel weich zu bekommen - und damit sie ihre Bitter- und Gerbstoffe verlieren, ist eine gewisse Kochzeit nötig. Je nach Rezept bis zu einer Dreiviertelstunde.
Gekochtes Quitten-Mus dient anschliessend als Basis für die Weiterverarbeitung in verschiedensten Rezepten. Wegen des hohen Pektingehalts eignet es sich besonders gut für die Herstellung von Konfitüren, Gelees oder Kompott.1,17 Fruchtiges, dezent süsses Chutney passt ausgezeichnet zu herzhaften Gerichten. Etwas Honig und Zitronensaft verleihen dem Mus einen herrlich frischen Geschmack und es lassen sich leckere Süssspeisen wie Kuchen, Torten und Parfaits daraus herstellen.
Ein Saft aus der rohen Quitte enthält viele Schwebstoffe und schmeckt herber als der Saft aus dem gekochten Mus. Es lohnt sich, die Früchte aufzukochen oder mit einem Dampfentsafter zu arbeiten.
Rohe Quitten kann man auch trocknen. Man schneidet eine reife, weiche Frucht in Scheiben. Bei ca. 40 bis 50 °C brauchen Quitten zum Trocknen ungefähr 8 bis 24 Stunden. Diese Scheiben eignen sich als gesunder Rohkost-Snack zum Rohverzehr oder als essbare Dekoration auf einer Torte.
Der Schleim aus den Quittenkernen sowie das darin enthaltene Hydrocolloid finden in vielen Lebensmitteln als Verdickungsmittel und Füllstoffe Anwendung, was die Quitte zu einer interessanten Option für die Lebensmittelindustrie macht.11
Veganes Rezept für Quitten-Chutney
Ein Chutney ist eine indische Spezialität, genauer gesagt eine würzige, scharf-pikante oder süss-saure Sauce. Sie hält sich kühl gelagert, aber nur wenige Tage. Die Basis bilden entweder Kokosnussfleisch (Südindien), Gemüse oder Früchtepüree. Man schmeckt nach Beigabe von Zutaten wie Chili, Minze oder Korianderblättern häufig mit Tamarinde ab. Das Püree kann z.B. aus Tomaten, Mango, Auberginen etc. bestehen und die Geschmacksrichtung bestimmen Zwiebeln, Knoblauch, Honig, Ingwer, Essig, Zitronensaft. Durch das Kochen und Abfüllen in sterilisierten Gläsern ergibt sich ein haltbares Produkt.
Zutaten: 500 g Quitten, 150 g Birnen, 100 g Schalotten, 1 EL geraspelter Ingwer, 1 rote Chilischote, je 100 ml Apfelsaft und Apfelessig, 1 Sternanis (gemahlen, z.B. mit der Kaffeemühle), Zimt und Honig nach Geschmack und 1 TL Salz.
Zubereitung: Quitten vom Kerngehäuse befreien und in kleine Stücke schneiden, Birnen ebenfalls in kleine Stücke schneiden. Schalotten schälen und fein schneiden, Chilischoten fein hacken.
Alle Zutaten in einen Topf geben und bei milder Hitze ca. 30 Minuten unter häufigem Umrühren einkochen lassen. Das heisse Chutney sofort in heiss ausgespülte Twist-off-Gläser füllen, fest verschliessen und die Gläser fünf Minuten auf den Deckel stellen, danach mindestens eine Nacht durchziehen lassen.
Teezubereitung
Kochen Sie zwei Teelöffel ganze Quittensamen mit einer Tasse Wasser für fünf Minuten auf und lassen Sie die Mischung ziehen, bis sich eine gelartige Substanz bildet. Verwenden Sie dabei nur ganze Samen, keine zerkleinerten, und achten Sie darauf, dass Sie die Kerne der Quittenfrüchte nicht verzehren! Entfernen Sie die Samen mit einem Sieb. Das entstandene Gel können Sie mit Wasser verdünnt als Tee trinken oder auch äusserlich anwenden.
Vegane Rezepte mit Quitte finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".
Einkauf - Lagerung
Die Quitte hat ihre Saison in Europa von Oktober bis November. Am besten findet man sie in kleinen Dorfläden, in denen die InhaberInnen direkt mit den LandwirtInnen zusammenarbeiten. Seltener sind Quitten beim Bauern oder auf Märkten erhältlich – oder über Abo-Kisten (Grüne Kiste). In Supermärkten wie Billa ist die Quitte auch in Bio-Qualität zu finden. Quittengelee und manchmal auch Quittenbrand sind in Supermarktketten wie Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka und Hofer in den D-A-CH-Ländern erhältlich.
In Biosupermärkten wie Denn's Biomarkt oder Alnatura, im Reformhaus oder in Drogerien gibt es auch Produkte wie Quittensaft oder Quittenpaste. In Delikatessengeschäften findet man zudem Quittenschnaps oder Quittenlikör.6
Ausgereifte Quitten schmecken viel aromatischer als die oft zu früh geernteten Früchte, die ihren typischen Geschmack nicht entfalten. Achten Sie auf den intensiven Geruch – das ist ein Zeichen für die richtige Reife.
Zur Reifekontrolle ist es nicht möglich, die Frucht leicht zu drücken, denn sie ist auch reif sehr hart. Die Vorteile dieser Härte und die feine Behaarung führen dazu, dass verkaufte Quitten meist "Bio"-Qualität haben. Für Würmer, Insekten und Vögel ist die Frucht zu hart, um sich daran zu vergreifen. Darum erübrigen sich auch Schutzmassnahmen. Beim Kauf sollte der Stiel noch an der Frucht sein, denn andernfalls ist die Quitte am Stielansatz verletzt. Bei zu später Ernte bekommt das Fruchtfleisch der Quitte braune Flecken. Die Stärke baut sich ab und die Frucht schmeckt nicht mehr besonders gut.
Die Verfügbarkeit von Quitten ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.
Wild zu finden
Ursprünglich wuchs die Quitte an den felsigen Vorgebirgen und in den Wäldern Westasiens im Transkaukasus. Zu dieser Region zählen Länder wie der Iran, Armenien, Aserbaidschan, Südwest-Russland und Turkmenistan. Dank ihrer Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Klimabedingungen und geografische Breiten konnte sie sich vom Ursprungsgebiet aus bis in die Länder am Fusse des Himalaya und bis nach China sowie nach Europa und in den gesamten Mittelmeerraum ausbreiten.1,9
Heute kommt der Quittenbaum in Armenien und im Iran noch in grossen Wildbeständen vor. Die Früchte der Wildformen sind kleiner als die gezüchteten Sorten und erreichen lediglich eine Länge von 3 bis 5 cm. Die auf dem Balkan wild wachsenden Quittensträucher gehen vermutlich auf verwilderte Kultursorten zurück.7
Tipps zur Lagerung
Die Lagerung von Quitten bei niedrigen Temperaturen kann ihre Haltbarkeit verlängern und den Verfall verlangsamen. Die beste Lagertemperatur liegt bei −0,5 bis 0 °C, mit einer Luftfeuchtigkeit von 90 %. Unter diesen Bedingungen bleiben Quitten 2 bis 3 Monate frisch. Bei einer Temperatur von 1 °C behalten die Quitten bis zu 2 Monate ihre Qualität, danach beginnt die Fruchtschale zu braunen, der Geschmack verändert sich, der Vitamin-C-Gehalt sinkt und der Saft verliert an Klarheit. Bei einer Temperatur von 5 °C treten diese Veränderungen schneller auf, aber die Quitten bleiben trotzdem 4 Wochen lang nahezu unverändert. Bei 1 °C kann die Frucht sogar bis zu 9 Wochen lagern.9
Um die Haltbarkeit von Quitten zu verlängern, können Sie diese gut getrocknet einfrieren. So halten einzelne tiefgefrorene Portionen ein ganzes Jahr. Etwa gleich lange können Sie auch blanchierte Quitten einfrieren. Gedörrte Quittenscheiben halten luftdicht verschlossen einige Wochen. In Form von Konfitüren lassen sich Quitten ein Jahr oder länger haltbar machen. Gekochter Quittensaft ist über mehrere Monate lagerbar. Unpasteurisiert ist Quittensaft im Kühlschrank aufzubewahren und innerhalb weniger Tage zu verbrauchen.
Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien
Zusammensetzung und Menge der Inhaltsstoffe, inkl. sekundäre Pflanzenstoffe, variieren extrem je nach Sorte, Wachstumsbedingungen und Verarbeitungsmethoden etc.
In 100 g Quitte stecken 57 kcal, 15 g Kohlenhydrate (davon 1,9 g Ballaststoffe), 0,4 g Eiweiss und 0,1 g Fett.8
Mit 15 mg Vitamin C pro 100 g Frucht deckt die Quitte etwa 19 % des täglichen Bedarfs und enthält damit ähnlich viel Vitamin C wie Rucola oder Radieschen. Im Vergleich dazu haben Erdbeeren mit 58 mg/100g und auch Zitronen mit 53 mg/100g deutlich mehr Vitamin C.8 Der Vitamin-C-Gehalt variiert je nach Quittensorte erheblich. So erreicht die tschechische Sorte Werte zwischen 50 und 80 mg/100g.11
Quitten liefern mit 197 mg/100g ähnlich viel Kalium wie Pfirsiche (190 mg). Avocados enthalten mit 485 mg/100g mehr als doppelt so viel Kalium.8
Der Gehalt an Eisen ist in Quitten mit 0,7 mg/100g beinahe so hoch wie in der rohen Roten Bete (0,8 mg) und Brokkoli (0,7 mg). Im Vergleich dazu weisen getrocknete Äpfel mit 1,4 mg/100g genau doppelt so viel Eisen auf wie Quitten.8
Magnesium ist nur zu geringem Anteil vorhanden (8 mg/100g). Bananen enthalten frisch 27 mg/100g und Babyspinat 79 mg/100g.8 Kupfer nehmen wir in der Regel ausreichend über die Nahrung auf.
Die gesamten Inhaltsstoffe von Quitten, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.
Wirkungen auf die Gesundheit
Quitten enthalten wenig Fett und wichtige Mineralstoffe wie Calcium, Kalium und Phosphor.2,5 Im Vergleich zu Apfel, Birne oder Pflaume weisen sie etwas mehr Vitamin C und einen niedrigeren Gesamtzuckergehalt auf.5 Der Zuckergehalt liegt insgesamt bei etwa 9 %; die Hauptzucker sind Fructose, Glucose und Saccharose.9
Polysaccharide gehören zu den Kohlehydraten und können die Aktivität des Enzyms Tyrosinphosphatase hemmen. Da Tyrosinphosphatasen die Insulinwirkung regulieren, kann ihre Hemmung die Insulinempfindlichkeit verbessern und sich positiv auf Blutzucker- und Fettstoffwechsel auswirken. Dies kann bei Typ-2-Diabetes und Übergewicht unterstützend wirken. Eine Zellstudie zeigt, dass Samenextrakte von Cydonia oblonga über die Aktivierung eines Insulin-Signalwegs die Aufnahme und Verwertung von Glukose in den Zellen fördern.5
Die Frucht von C. oblonga ist für ihren hohen Pektingehalt (1800 bis 2000 g/100g) bekannt und eignet sich für den Einsatz in der Lebensmittelindustrie als Geliermittel. Pektin gehört zu den löslichen Ballaststoffen, die u.a. auch in Zwiebeln, Tomaten und Esskastanien vorkommen. Diese sind wasserlöslich, gelbildend und entfalten dadurch im Körper positive physiologische Wirkungen. Sie senken den Cholesterin- und Blutzuckerspiegel und wirken präbiotisch. Quitten enthalten darüber hinaus wasserunlösliche Ballaststoffe (1560 und 1650 mg/100g), die die Darmtätigkeit regulieren und Verstopfung vorbeugen.5,9
Quitten haben wenig Protein (ca. 400 mg/100g), liefern jedoch 21 freie Aminosäuren. Die wichtigsten sind Glutaminsäure, Asparagin und Asparaginsäure, die 60–75 % ausmachen. Essenzielle Aminosäuren wie Histidin, Leucin, Lysin oder Methionin kommen ebenfalls vor.9
Sekundäre Pflanzenstoffe
Viele gesundheitliche Wirkungen der Quitte kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.
Quittenfruchtfleisch mit Schale enthält u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:5,9,11
- Isoprenoide: Tetraterpene: Carotinoide: Carotene (Beta-Carotin), Xanthophylle (Lutein, Zeaxanthin)
- Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxybenzoesäuren (Gallussäure), Hydroxyzimtsäuren (Zimtsäure, Kaffeesäure, Neochlorogensäure, Cryptochlorogensäure, Chlorogensäure, p-Cumarsäure-Derivate); Flavonoide: Flavanole (Catechin, Epicatechin), Flavonole (Kaempferol-Rutinosid, Kaempferol-Hexosid, Quercetin, Rutin, Hyperin, Astragalin, Isoquercitrin), Flavone (Lucenin), Anthocyane (Vicenin); Stilbene (Resveratrol); Chalkone (Phloridzin); Tannine (Procyanidin B1 und B2)
- Weitere organische Verbindungen: Hydroxycarbonsäuren (Apfelsäure, Chinasäure, Shikimisäure, Zitronensäure); Dicarbonsäuren (Fumarsäure, Oxalsäure)
Quitten haben etwa doppelt so viele Gesamtphenole wie Äpfel und Birnen. Im Allgemeinen enthält die Schale höhere Gehalte an bioaktiven Metaboliten als das Fruchtfleisch. In der Schale beträgt der Gehalt an Chlorogensäure 41,1 mg/100g, während er in verschiedenen Apfelsorten zwischen 0,5 und 30,5 mg/100g liegt. Zudem ist sie reich an Quercetin-Verbindungen, der Rutin-Gehalt im Quittensaft liegt etwa viermal höher als im Apfelfruchtfleisch. Quittensaft enthält 6,5 mg/100g Procyanidin B1, deutlich mehr als Apfelfruchtfleisch (0,2–1,9 mg/100g).5
Quitten sind bekannt für ihre lange Lagerfähigkeit, dieser Prozess kann jedoch die Konzentration einzelner bioaktiver Inhaltsstoffe beeinflussen.5 Mit zunehmender Reife (höherem Reifeindex) sinkt der Gehalt an phenolischen Verbindungen in der Quitte deutlich. Kurzes Kochen, Ofentrocknung, Gefriertrocknung und gezielte Hitzeanwendung erhöhen die antioxidative Kapazität und den Flavonoidgehalt, während Rösten einzelne Phenole reduziert, dennoch die antioxidative Wirkung insgesamt steigert.11 Die Gesamtmenge an Carotinoiden ist in der Schale höher als im Fruchtfleisch. Trocknen bei 50 °C oder 70 °C, Gefriertrocknung, Kochen und Braten erhöhen die Gehalte an Beta-Carotin und Zeaxanthin um das Fünffache. Lutein reagiert empfindlicher auf herkömmliches Trocknen, nimmt jedoch ebenfalls zu.5,9
Phenolverbindungen wie Phenolsäuren, Flavonoide (Quercetin), Resveratrol und Stilbene wirken antioxidativ, entzündungshemmend, antimikrobiell, blutzuckersenkend und kardioprotektiv.2 Quitte enthält auch Carotinoide, darunter Lutein und Zeaxanthin, die als starke Antioxidantien und Filter für blaues Licht wirken und so die Netzhaut schützen. Carotinoide mindern die schädlichen Effekte freier Radikale, schützen vor vorzeitigem Altern und Arthritis.5,9 Zahlreiche In-vitro-Untersuchungen zeigen, dass der Verzehr von Quitten zur Vorbeugung zahlreicher Erkrankungen wie Diabetes, Infektionen, Magen-Darm-Beschwerden und Krebs beitragen kann.3,13 Polyphenole in Quittenextrakt fangen freie Radikale ab, verbessern die Zellkommunikation, den Blutfluss und die Gefässfunktion. Quitte reduziert zudem die Bildung von Immunglobulin und Histamin bei allergischen Reaktionen.5,9,10
Quitte gilt als Herz-, Darm- und Hirnstärkungsmittel und verringert herzschädigende Nebenwirkungen eines bestimmten Krebsmedikaments. Extrakte aus den Früchten und Blättern hemmen das Wachstum menschlicher Darmkrebszellen. Forschende führen den Effekt v.a. auf die Chlorogensäure zurück. Der wässrige Extrakt fermentierter Früchte zeigt zudem proliferationshemmende und zytotoxische Effekte auf Leber-, Lungen- und Gebärmutterhalskrebszellen.5
Präparate aus den Früchten und Blättern zeigen antidiabetische Effekte, indem sie zentrale Signalwege der Blutzuckerregulation aktivieren und den Glucosespiegel im Blut senken. Neuere Studien belegen positive Wirkungen des Fruchtextrakts bei Übergewicht: Körpergewicht und -fett sowie die Konzentrationen bestimmter Stoffwechselmarker wie Triglyzeriden und Leptin (Hormon) sinken, während Adiponectin (Hormon) und HDL-Cholesterin ansteigen - ein Hinweis auf eine verbesserte Verarbeitung von Zucker und Fett im Körper.5,9,10
Quittenextrakte zeigen zudem wirksame und gut verträgliche Effekte bei gynäkologischen Beschwerden. Sie verringern übermässige Menstruationsblutungen bei Frauen mit Menorrhagie und lindern Schwangerschaftsübelkeit wirksamer als Vitamin B6. Quitten-Sirup und konzentrierter Fruchtextrakt mindern Beschwerden bei gastroösophagealer Refluxkrankheit, sowohl bei Kindern als auch bei schwangeren Frauen. Die magenschützende Wirkung beruht vermutlich auf dem Zusammenwirken von Pektin und Procyanidinen, die stark an die Magenschleimhaut binden.5 Organische Säuren wie Apfel-, Zitronen-, Oxal- und Fumarsäure verleihen der Quitte ihren charakteristischen Geschmack und unterstützen die Darmgesundheit. Sie fördern die Aktivität von Verdauungsenzymen, verbessern die Mineralstoffaufnahme, stärken das Immunsystem und hemmen pathogene Bakterien.9
Extrakte aus der Schale von C. oblonga reduzieren das Wachstum verschiedener Bakterien und Hefen, darunter Staphylococcus aureus, Pseudomonas aeruginosa und Candida albicans. Eine Studie belegt, dass C.-oblonga-Extrakt bei Durchfall hilft und Infektionen durch Enterobacteriaceae (E. coli) eindämmt.5
Tannine aus der Quitte wirken als natürliche Insektizide, da sie das Wachstum und die Überlebensrate von Schädlingen wie T. confusum verringern. Quitte ist damit eine umweltfreundliche Alternative zu chemischen Pestiziden.11
Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen
Die Frucht enthält viele Samen, oft bis zu 50 Stück. Die Samen sind braun, flach gedrückt und von einer weissen Schleimschicht umgeben. Nach dem Verzehr zersetzen sich die cyanogenen Glykoside (hauptsächlich Amygdalin) in den Samen durch enzymatische oder saure Reaktionen im Magen. Dadurch entsteht giftiger Cyanwasserstoff (HCN), auch bekannt als Blausäure, wie auch in den Samen von Aprikosen und schwarzen Holunderbeeren. Aufgrund dieser giftigen Wirkung sollte man die Samen nicht in grossen Mengen essen.5,9
Volksmedizin - Naturheilkunde
In Asien, Europa, dem Nahen Osten und Südafrika gilt die Quitte (Cydonia oblonga) als bedeutende Heil- und Nahrungspflanze und findet vielfältige Anwendung.2 Sie spielt eine zentrale Rolle in der iranischen traditionellen Medizin (ITM), in der indischen Medizin, sowie in der modernen Phytotherapie und dient zur Vorbeugung oder Behandlung zahlreicher Erkrankungen, darunter Krebs, Diabetes, Hepatitis sowie Infektionen der Atem- und Harnwege.5 Die traditionelle Medizin nutzt die Quitte zudem bei Hämolyse (Zerstörung der roten Blutkörperchen), Harnwegproblemen, Darmgeschwüren und bei Blutungen im Zusammenhang mit Gebärmutter oder Hämorrhoiden.2,12
Die Quittensamen (Semen Cydoniorum) enthalten reichlich Schleimstoffe (Mucilage). Ein Einweichen der Samen in warmem Wasser ergibt eine viskose Lösung, die Husten, Halsschmerzen und Mundgeruch lindert. Tee aus Quittensamen dient traditionell zur Behandlung von Fieber, Halsschmerzen, Bronchitis, Verdauungsbeschwerden, Durchfall, Ruhr und Schuppen (in Pulverform) und kann auch bei Schlaflosigkeit und Unruhe helfen.2,9 Quittengelee eignet sich als erstes festes Nahrungsmittel nach starkem Durchfall.10 Aufgrund ihrer schleimigen Beschaffenheit kommen sie auch äusserlich zur Behandlung von Geschwüren und Verbrennungen zur Anwendung.2,9 Tee aus der Quittenschale soll reinigend, entschlackend und antioxidativ wirken.19
Die Bewohner der Oasen in der Atacama-Wüste (Chile) kauen bei Mangel an Cocablättern die Blätter der aus Europa eingeführten Quitte. Coca gilt als "Aspirin der Anden". Die Ureinwohner setzten es gegen Schmerzen aller Art, Neuralgien, Rheuma, Erkältung und Schwächezustände ein. Zudem besteht die Annahme, dass die Cocapflanze, wenn man sie richtig und respektvoll nutzt, Trauer und Schmerz aufsauge. Vielleicht kommt daher die Vermutung, dass Quitten auch gegen Depressionen wirken können.14
Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
Der ökologische Fussabdruck eines Lebensmittels ist der wichtigste Indikator zur Beurteilung seiner Klimafreundlichkeit. Dieser hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Anbauweise (konventionell oder biologisch), der Saisonalität, dem Herkunftsland, der Verarbeitung, dem Transport und gegebenenfalls der Verpackung. Nach Carboncloud haben Quitten einen CO2-Fussabdruck von 0,16 kg CO2eq/kg. Dieser Wert ist vergleichbar mit dem CO2-Fussabdruck von frischen Radieschen in Grossbritannien, der bei 0,17 kg CO2eq/kg liegt.4
Da keine spezifischen Informationen zum Wasserverbrauch von Quitten vorliegen, orientieren wir uns an den Werten für Äpfeln, die einen Wasserfussabdruck von 822 l/kg haben. Dieser Wert ist vergleichbar mit dem Wasserverbrauch von Artischocken, der bei 818 l/kg liegt.15
Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?
Tierschutz - Artenschutz
Quittenblüten produzieren nur wenig Nektar, durchschnittlich etwa 1 mg pro Blüte und enthalten 21–27 % Zucker. Trotz der geringen Nektarmenge sind die Blüten bei Honigbienen sehr beliebt: Bei gutem Wetter besuchen die Bienen jede Blüte im Schnitt sieben Mal pro Tag. Die meisten Bienen sammeln Pollen, einige nur Nektar, andere beides. Quitten sind stark auf Insektenbestäubung angewiesen: Ohne Bienen fällt die Ernte aus, eine teilweise Einschränkung der Bestäubung reduziert den Fruchtansatz um 60–70 % oder mehr. Studien zeigen, dass pro Blüte täglich etwa 4–10 Bienenbesuche nötig sind, um den optimalen Fruchtansatz und eine gute Quittenernte zu sichern.18
Weltweites Vorkommen - Anbau
Die Quitte stammt ursprünglich aus dem Kaukasus. Erste Nachweise über angebaute Quitten aus dem Kaukasus reichen bis zu 4000 Jahre zurück. In Griechenland kultiviert man sie ab 600 v. Chr. In Mitteleuropa baut man die Quitte erst seit dem 9. Jahrhundert an. Sie gedeiht ohne Schwierigkeiten im subtropischen Winter- und Sommerregengebiet. Die Frucht gilt als anspruchslos, liebt aber die Sonne.7
Weltweit existiert nur eine Quittenart, jedoch sind rund 200 Sorten bekannt. In der Schweiz kultiviert man nur wenige davon, darunter Ronda, Vranja, Bereczki und Champion. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es in der Schweiz einige Quittenkulturen, die sich vor allem im Wallis, im Waadtland sowie in Basel und Bern befinden. 1989 wütete in der Schweiz die hochansteckende Feuerbrand-Krankheit. Die zahlreich gerodeten Quittenbäume ersetzte man danach nicht wieder, denn Quitten sind besonders anfällig auf Feuerbrand und es gibt keine resistenten Sorten.16
Der kommerzielle Anbau lohnt sich nur an Standorten, an denen eine geeignete Infrastruktur zur Weiterverarbeitung der Früchte besteht.7 Weltweit umfasst die Anbaufläche für Quitten etwa 43'000 Hektar mit einer jährlichen Ernte von rund 335'000 Tonnen. Die Türkei ist mit etwa 25 % der Weltproduktion der grösste Erzeuger. China, Iran, Argentinien und Marokko tragen jeweils weniger als 10 % zur globalen Produktion bei. In den USA ist der Anbau mit nur rund 100 Hektar, vor allem im kalifornischen San Joaquin Valley, eher unbedeutend.1
Verwechslungsmöglichkeiten
Die Quitte (Cydonia oblonga), die Chinesische Quitte (Pseudocydonia sinensis) und die Zierquitte (Chaenomeles sp.) sind für Konsumenten oft schwer zu unterscheiden, da ihre Früchte ähnliche Eigenschaften aufweisen: Sie sind gelb, hart, duftend und sauer. In einigen Sprachen gibt es keine eigenen Namen für die Früchte von Cydonia, Pseudocydonia oder Chaenomeles. Im Englischen verwendet man manchmal Adjektive, wie z.B. Türkisch, Chinesisch, Japanisch oder Persisch, was zu Verwechslungen führen kann – sogar in wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Die Hybridisierung bei Chaenomeles-Arten erschwert die Unterscheidung besonders.5
Anbau - Ernte
Trotz der langen Kultivierung hat sich die Frucht züchterisch nur wenig verändert und ihren ursprünglichen Wildfrucht-Charakter weitgehend bewahrt. Der Quittenbaum bevorzugt tiefgründige, nährstoffreiche Böden und wächst bei durchschnittlichen Jahrestemperaturen um 15 °C optimal.11 Besonders gut entwickelt er sich in warmen, trockenen Klimazonen auf leicht sauren Böden. Bei zu hohem pH-Wert im Boden kann der Baum verkümmern und unter Eisenmangel leiden. Zu viel Feuchtigkeit verträgt die Quitte nicht,6 und in regenreichen Regionen kann es während der Reifezeit zu Fruchtrissen kommen.1 Unter idealen Bedingungen entwickeln sich die Früchte zu einer saftigen, aromatischen und geschmackvollen Ernte.1
Die Quitte wächst als dichter, kleiner bis mittelgrosser Baum, der eine Höhe von 5 bis 8 Metern und eine Kronenbreite von 4 bis 6 Metern erreicht.5,9 Sie kann jedoch auch als Strauch wachsen. Die Blätter des Quittenbaums sind eiförmig bis breit elliptisch geformt und glänzend grün. Die jungen Blätter und jungen Zweige sind leicht behaart (Indument). Ab Mai und Juni öffnet die Quitte ihre wunderschönen Blüten. Diese sind bis zu 5 cm gross und bilden rötlich-weisse Sterne mit fünf Kronblättern.7 Es gibt selbstbestäubende und selbststerile Sorten. Bei selbststerilen Sorten müssen Sie unbedingt zwei Sträucher pflanzen, um Früchte zu erhalten. Bei zu starkem Fruchtansatz entfernt man am besten überzählige Früchte rechtzeitig, um gesundes und gut geformtes Obst zu erzielen.7
Wie gross ist die Quitte und wie viel wiegt eine Quitte? Das durchschnittliche Gewicht einer Frucht beträgt etwa 386 g, wobei 90,6 % des Gewichts auf das Fruchtfleisch (ca. 350 g), 4,4 % auf die Schale (ca. 17 g) und 5 % auf den Kern (ca. 19 g) entfallen.11
Wann ist die Quitte reif? Ab September leuchten die ersten reifen Quitten zitronengelb zwischen dem Laub hervor. Die aromatisch duftende Frucht hat einen Durchmesser von etwa 8-12 cm. Sie gehört zum Kernobst und enthält zahlreiche Samen.5 Je nach Fruchtform unterscheidet man Apfelquitten (Cydonia oblonga var. maliformis) und Birnenquitten (Cydonia oblonga var. oblonga). Ihre Form variiert dabei von rund bis birnenförmig, während das Fruchtfleisch leuchtend gelb ist.1
Wann kann man Quitten ernten? Die Hochsaison der Ernte ist im Oktober bis im November, wenn sich die Früchte von Grün zu Gelb verfärben. Da die Quitten trotz ihrer Härte eine empfindliche Schale haben, muss man die Früchte von Hand mit einer Drehbewegung vom Zweig lösen.6
Weiterführende Informationen
Die Quitte hat eine lange Geschichte im Nahen Osten. Der alte biblische Name für die Quitte bedeutete "Goldener Apfel". Der Anbau der Quitte begann dort früher als der des Apfels (Malus). Diese Region, bekannt als Mesopotamien (heute Irak), eignete sich gut für den Anbau von Quitten und Granatäpfeln, jedoch erschwerten die hohe Hitze und Trockenheit den Anbau von Äpfeln, abgesehen von neueren Sorten mit niedrigen Kühlanforderungen.1
In der Antike verehrten die Menschen in Griechenland die Quitte; sie schenkten sie Brautpaaren als Symbol der Fruchtbarkeit. In Homers Odyssee gilt sie als wichtige Gartenpflanze und Plinius der Ältere lobte ihre medizinischen Eigenschaften.1
Alternative Namen
Die Quitte (Cydonia oblonga) erhält ihren Namen aus dem Mittelhochdeutschen "quiten", über das Althochdeutsche "qitina" und das Vulgärlateinische "quidonea", das vom Lateinischen "cydonia (mala)" abgeleitet ist, was "Quitten (äpfel)" bedeutet, und geht zurück auf das griechische "kydṓnia (mẽla)", benannt nach der antiken Stadt Kydōnía auf Kreta.
Die Quitte ist zudem der Ursprung des Namens für Marmelade, abgeleitet vom portugiesischen Wort "marmelo" für Quitte.
Der englische Name für Quitte ist "quince".
Sonstige Anwendungen
Man gewinnt den Schleim aus den Quittensamen maschinell und nutzt ihn vor allem in Medizin- und Kosmetikprodukten.7
Literaturverzeichnis - 19 Quellen
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