Stiftung Gesundheit & Ernährung
S t i f t u n g
Gesundheit & Ernährung
Schweiz
QR Code
Beste Aussichten für Ihre Gesundheit

Rapsöl, raffiniert (Canola, HOLL-Öl, roh?, bio?)

Raffiniertes Rapsöl (Canola) vor allem als HOLL-Öl ist zum Erhitzen geeignet. Aufgrund der Herstellung nicht mehr roh. Bio-Qualität erhältlich.
Die Informationen zu den Nährstoffen der Zutat erfüllen die Nährwerttabelle und sind dort eingerechnet. Genauere Details waren nicht verfügbar.

Dieses Lebensmittel gilt vielen als roh, z.B. weil es so aussieht. Es ist aber in den allermeisten Fällen nicht roh! Meist weil der Gewinnungsprozess Erhitzung benötigt, den man nur mit viel höherem Aufwand anders erreichen kann - oder weil man das Nahrungsmittel pasteurisiert. Zumindest einer dieser Gründe trifft hier zu.

Ist das Produkt als roh deklariert, kann es auf dem Weg zu Ihnen mit billigerem Verfahren gewonnenem vermischt worden sein. Je nach Produkt kann man von Auge oder Geschmack her nicht unterscheiden.

Übrigens: Rohköstler sollten beachten, dass es auch Lebensmittel gibt, die wohl roh sind, doch roh giftig wirken - oder roh nur eingeschränkt geniessbar sind. Diese zeichnen wir anders aus.

 00
Makronährstoff Kohlenhydrate 0%
/00
Makronährstoff Proteine 0%
/100
Makronährstoff Fette 100%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, 19.1g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, 7.1g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 3:1

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Hier essenzielle Linolsäure (LA) 19.1 g zu essenzieller Alpha-Linolensäure (ALA) 7.1 g = 2.69:1.
Verhältnis Total Omega-6- = 19.1 g zu Omega-3-Fettsäuren Total = 7.1 g = 2.69:1.
Im Durchschnitt benötigen wir pro Tag je ca. 2 g LA und ALA, aus denen ein gesunder Körper auch EPA und DHA etc. herstellt.

Raffiniertes Rapsöl (Canola-Öl), gepresst aus den Samen des Raps (Brassica napus), eignet sich zum Erhitzen, vor allem HOLL-Rapsöl. Es hat kaum eigenes Aroma und weniger wertvolle Inhaltsstoffe als kaltgepresstes Rapsöl.

Verwendung in der Küche

Raffiniertes Rapsöl ist hellgelb und nahezu geschmacksneutral, weshalb es sich sehr vielfältig in der Küche einsetzen lässt. Kalt können Sie vegane Salatsaucen (mit Senf, Aceto-Balsamico und Knoblauch), Marinaden oder Dips mit raffiniertem Rapsöl herstellen. Auch vegane Pesto aus Basilikum, Bärlauch, Walnüssen oder getrockneten Tomaten schmecken mit Rapsöl sehr gut.

Während sich das kaltgepresste Rapsöl höchstens für schonendes Dünsten eignet, ist das raffinierte Rapsöl hitzebeständiger und lässt sich zum Braten, Frittieren und Backen bis etwa 180 °C verwenden. Raffiniertes HOLL-Rapsöl (High Oleic Low Linolenic) stellt man aus einer spezifisch gezüchteten Rapssorte her und lässt sich wegen der besonderen Fettzusammensetzung bis 210 °C erhitzen.26 So können Sie Kartoffeln oder Gemüse (Zucchetti, Paprika, Süsskartoffeln, Kürbis) mit Rapsöl beträufeln und mit Rosmarin würzen und schonend im Ofen garen.

Obwohl es bei höheren Temperaturen beständig bleibt, sollte man es langsam bis auf die gewünschte Temperatur erwärmen - und die hier je nach Art erwähnten Temperaturen nicht überschreiten. Wir empfehlen, allgemein auf grosse Hitze zu verzichten und schonend zu dünsten oder Rohkost zu bevorzugen. Mit einer reinen Rohkost-Ernährung können Sie die Aufnahme von gesundheitsschädlichen Transfetten und Maillard-Molekülen gänzlich vermeiden (mehr dazu z.B. in dieser Buchbesprechung).

Über den Rauchpunkt erhitztes Öl entsorgt man besser, da gesundheitsschädliche Stoffe wie Transfette, Peroxide oder Acrylamid entstehen. Zudem kommt es zu einem oxidativen und thermischen Abbau von Vitamin E und den mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Die Höhe des Rauchpunkts ist unterschiedlich, weshalb man die Angaben auf der Flasche beachten sollte. Bei Rauchentwicklung ist aber jedes Öl ausnahmslos wegzuwerfen (giftig!). Alte Öle sind sachgemäss zu entsorgen. Sie dürfen nicht ins Abwassersystem (Abfluss oder Toilette) gelangen, sonst verkleben und verstopfen sie die Leitungen.

Sie können Rapsöl roh essen, beachten Sie aber, dass raffiniertes Rapsöl aufgrund der Herstellung keine Rohkost-Qualität hat.

Rezept für vegane Apfel-Linsen-Suppe

Zutaten (2 Portionen): 5-10 g Ingwer, 1 rote Zwiebel, 2 Äpfel, 1 EL raffiniertes Rapsöl, 300 g rote Linsen, 800 ml Gemüsebrühe, 200 ml Apfelsaft, ½ TL Kreuzkümmel (gemahlen), ½ TL Koriander (gemahlen), Meersalz, Pfeffer.

Zubereitung: Ingwer und Zwiebel schälen, klein schneiden. Äpfel entkernen, ev. schälen und klein würfeln. Das Öl in einer Pfanne erhitzen, Zwiebel, Ingwer und Äpfel darin einige Minuten andünsten. Linsen hinzufügen und nochmals kurz dünsten, danach mit der Gemüsebrühe ablöschen und 15 Minuten köcheln lassen. Sind die Linsen weich, kann man den Apfelsaft hinzufügen und alles mit dem Pürierstab pürieren. Danach die Suppe würzen und servieren.

Vegane Rezepte mit raffiniertem Rapsöl finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
.

Einkauf - Lagerung

Raffiniertes Rapsöl ist bei allen Supermarktketten wie Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Billa, Hofer etc. erhältlich. Biologisches Rapsöl ist manchmal in herkömmlichen Supermärkten und eigentlich immer in Bio-Supermärkten, wie Denn's Biomarkt oder Alnatura erhältlich.

Es gibt kaltgepresste und im Anschluss physikalisch raffinierte Rapsöle von Herstellern, die z.B. Baby-Beikost produzieren. Man verspricht, damit jegliche Verunreinigung zu vermeiden.5 Normalerweise ist kaltgepresstes Rapsöl nicht raffiniert.

Die Verfügbarkeit von Rapsöl ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.

Kaltgepresste Öle (Gesetze, Rohkost)

In der Schweiz spricht man von einem kaltgepressten Öl, wenn die Ölsaat nicht erhitzt war, die Presstemperatur 50 °C nicht überschritten hat und keine problematische Nachbehandlung stattgefunden hat.

Laut dem Eidgenössischen Departement des Innern (EDI) gilt ein Speiseöl als kaltgepresst (oder darf mit Synonymen wie (extra) nativ, unraffiniert, kaltgeschlagen oder naturbelassen bezeichnet sein), wenn es durch Pressung oder Zentrifugierung aus zuvor nicht erhitzten Rohstoffen gewonnen wurde, die Temperatur bei der Pressung 50 °C nicht überstiegen hat und es keiner Raffination, d. h. keiner Neutralisation, keiner Behandlung mit Adsorbentien, Bleicherde und keiner Ausdämpfung unterworfen wurde.

Das Prädikat «schonend gedämpft» darf ein Öl tragen, wenn sich die Raffination ausschliesslich auf eine Ausdämpfung beschränkt hat und dabei 130 °C nicht überschritten worden sind.15

In der EU und den USA scheint für kaltgepresste Öle keine allgemeingültige Temperaturgrenze gesetzlich festgelegt zu sein. Beispielsweise sind die Leitsätze für Speisefette und Speiseöle des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (D) ähnlich verfasst wie die Verordnung des EDI, sie geben aber keine zulässige Höchsttemperatur für die generelle Kaltpressung an – da sie nur für Erzeugnisse gelten, deren Kennzeichnung und Zusammensetzung nicht abschliessend rechtlich festgelegt ist (also z.B. nicht für Olivenöl, Kakaobutter, Milchfette, Streichfette).16

Hingegen sehen sowohl die EU-Richtlinien als auch die Verordnung des EDI über Lebensmittel pflanzlicher Herkunft, Pilze und Speisesalz (sowie deren Änderung) eine Sonderregelung für die Kennzeichnung von Olivenölen vor.17,18

Dies sind selektive Vermarktungsregeln, in welchen der Begriff Rohkost nicht definiert ist. Bei "Rohkost" und "roh" handelt es sich also nicht um staatlich geschützte Begriffe (wie es bei der Bezeichnung "bio" der Fall ist), was viel Raum für Interpretationen zulässt. Obwohl man sich einig ist, dass bei der rein mechanischen Kaltpressung die Presstemperaturen in der Regel 40 °C nicht überschreiten, darf man bei Speiseölen nicht leichtgläubig von Rohkostqualität ausgehen. Denn es besteht der Verdacht, dass die praktizierte Messmethode nicht die Temperatur im Presszylinder angibt (wo die Erwärmung am höchsten ist), sondern nur die Auslauftemperatur im Ölschlauch. Bei den wassergekühlten Olivenöl-Pressen (sogenannte "watercooled 37°"-Ölpressen) kann man vermutlich nicht einmal mit Bestimmtheit sagen, welche Hitze genau im Innern des Presszylinders herrscht, weil der gesamte Presszylinder von Kühlmanschetten umgeben ist.

Ausserdem beeinflussen sowohl Pressdruck und Pressgeschwindigkeit als auch der Feuchtigkeitsgehalt der Ölsaat die Presstemperatur. Wenn z.B. der Feuchtigkeitsgehalt zu niedrig ist, steigt bei der Pressung die Temperatur an und es gestaltet sich schwierig, sogar unter der Höchstgrenze von 50 °C zu bleiben.19

Tipps zur Lagerung

Öle sollte man immer kühl und dunkel lagern. Sonneneinstrahlung kann zu einem bitteren Geschmack führen, weshalb Öle meist in dunklen Flaschen zu finden sind. Den Inhalt durchsichtiger Flaschen empfehlen wir, in lichtundurchlässige Behälter umzufüllen. Raffiniertes Rapsöl hält geöffnet etwas länger als kaltgepresstes Rapsöl, man sollte es aber dennoch innerhalb von 3-6 Monaten verbrauchen.

Original verschlossene Behältnisse kann man ein bis zwei Jahre lang lagern (siehe Mindesthaltbarkeitsdatum).

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Raffiniertes Rapsöl besteht aus 100 % Fett, wovon 7,6 g gesättigte Fettsäuren ausmachen. Der Kaloriengehalt ist mit 895 kcal/100g hoch.

Der Gehalt an Alpha-Linolensäure (ALA, Omega-3-Fettsäure) beträgt 7,1 g/100 g. Zum Vergleich: kaltgepresstes Rapsöl hat 9,1 g/100g, Walnussöl 10 g/100g und Leinöl besitzt mit 53 g/100g ungefähr das 8-Fache an ALA.1 Linolsäure (LA, Omega-6-Fettsäure) ist mit 19 g pro 100 g enthalten, gleichviel wie im kaltgepressten Rapsöl. Einen ähnlichen Wert hat Leinöl (14 g/100g) und Färberdistelöl sowie Avocadoöl (13 g/100g). Walnussöl enthält mit 53 g deutlich mehr Omega-6-Fettsäure.1

Ernährungsphysiologisch ist das Verhältnis mit ca. 3:1 (LA:ALA) günstig, wobei kaltgepresstes Rapsöl mit 2:1 noch günstiger ist.

Die gesamten Inhaltsstoffe von raffiniertem Rapsöl, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen unter dem Zutatenbild.

Wirkungen auf die Gesundheit

Wie gesund ist Rapsöl? Ein wichtiges Kriterium für die Bewertung eines Öls als "gesund" oder "ungesund" sind der Gehalt an ungesättigten Fettsäuren und das Verhältnis zwischen Linolsäure (Omega-6-Fettsäure, LA) und Alpha-Linolensäure (Omega-3-Fettsäure, ALA). Raffiniertes Rapsöl hat ein Verhältnis von 3:1 (LA/ALA), was gut ist.

Aus Linolsäure entsteht Arachidonsäure (ARA), welche sich zu hormonähnlichen Eikosanoiden umwandelt, die entzündungsfördernd und gefässverengend wirken, Arteriosklerose und das Schmerzempfinden fördern. Alpha-Linolensäure bildet Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexansäure (DHA), deren Eikosanoide entzündungshemmend, antithrombotisch und bronchien- und gefässerweiternd wirken. Da beide Umwandlungsprozesse dieselben Enzyme verwenden, konkurrenzieren sie sich gegenseitig.7 Es ist deshalb wichtig, nicht zu viele Omega-6-Fettsäuren zu konsumieren. Nach Dr. Michael Greger liegt das ideale Omega-6 zu Omega-3-Verhältnis bei 1:1, um eine Balance der beiden Umwandlungsprozesse im Körper zu erhalten. Weniger strikt sind u.a. die Vorgaben der Eidgenössischen Ernährungskommission (EEK), die empfiehlt das Verhältnis mindestens auf 5:1 zu senken.2

Rapsöl ist gesünder als Olivenöl oder Sonnenblumenöl, noch gesünder ist aber, gar kein Öl zu verwenden. Denn bei allen Ölen handelt es sich um konzentrierte Nahrungsmittel, die verschiedene Arbeitsschritte durchlaufen haben. Allgemein gilt: Ganze, möglichst unverarbeitete Lebensmittel wie Nüsse oder Samen sind zu bevorzugen. Verschiedene amerikanische Ärzte, darunter Herzspezialisten, verfolgen einen noch strikteren Weg, indem sie Öl prinzipiell ablehnen und zu einem Umstieg auf Nüsse und Samen raten. Wir sprechen dabei von Dean Ornish, T. Colin Campbell, John A. McDougall, Michael Klaper, Caldwell Esselstyn, Michael Greger, Joel Fuhrman und Neal D. Barnard, die grundsätzlich darüber aufklären, dass eine Ernährung mit einem hohen Anteil an tierischen Fetten und Proteinen (wie die amerikanische Standarddiät) der Gesundheit schadet.

Egal, ob man auf das Verhältnis oder auf absolute Zahlen achtet: Wegen zu hohen Gebrauchs von Speiseölen bekommen vor allem Veganer und Vegetarier zu viel an Omega-6-Fettsäuren. Das Verhältnis ist meist zwischen 14:1 bis 20:1, oder noch höher.3 Details finden Sie im Text "Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler". Gesundheitsbewusste Menschen beziehen mehrfach ungesättigte Fettsäuren aus Leinsamen, Chia Samen, Walnüssen (Baumnüssen), Macadamia, Gewürzpflanzen und Blattgemüse, weil sie ein besonders gutes Verhältnis zwischen LA und ALA aufweisen. Für praktisch alle Lebensmittel finden Sie die ausführlichen Tabellen unter den Zutaten, die man auch vom Rezept aus erreicht. Das Erb-Müesli z.B. weist die ideale Zusammensetzung auf, mit einem LA-ALA-Verhältnis von 1:1.

Konsumieren Sie so wenig wie möglich Öle wie Sonnenblumenöl, Erdnussöl, Traubenkernöl oder Distelöl, wegen ihres hohen Gehalts an Omega-6-Fettsäuren. Auf Palmfett und Kokosfett sollten Sie wegen des hohen Anteils an gesättigten Fettsäuren verzichten.

Sekundäre Pflanzenstoffe

Viele gesundheitliche Wirkungen von Rapsöl kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.

Raffiniertes Rapsöl enthält u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:

  • Isoprenoide: Terpene: Triterpenoide: Steroide (Phytosterole: Beta-Sitosterol, Phytosterol, Campesterol, Brassicasterol); Tetraterpene und -terpenoide (Carotinoide, Lutein, Zeaxanthin)4,29
  • Polyphenole: Phenolsäuren: (Sinapinsäure, Canolol, Canolol-Dimer, Kaffeesäure, Zimtsäure, Ferulasäure, p-Cumarsäure, Gentisinsäure, p-Hydroxybenzoesäure, Protocatechusäure, Salicylsäure, Syringinsäure); Tannine (Ellagsäure, Gallussäure).4,29,30,31
  • Protease-Inhibitoren: Chlorophyll14

Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in Rapsöl abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.

Die Raffinierung von Rapsöl führt zu einer starken Reduktion von sekundären Pflanzenstoffen,29 weshalb unraffiniertes, kaltgepresstes Rapsöl zu bevorzugen ist. Der Gehalt an Carotinoiden nimmt von 52,6 auf 1,3 mg/kg Rapsöl ab. Canolol und Sinapinsäure verschwinden fast gänzlich und der Phenolgehalt sinkt um 90 %.4

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Raffiniertes Rapsöl enthält unerwünschte Stoffe, die bei der industriellen Verarbeitung entstehen. Durch das starke Erhitzen pflanzlicher Öle können Schadstoffe wie Glycidyl-Fettsäureester (GE), 3-MCPD-Fettsäureester und 2-MCPD-Fettsäureester entstehen. In vitro hat 3-MCPD-Fettsäureester eine genotoxische Wirkung. Für 2-MCPD-Fettsäureester liegen bisher keine Daten vor.13 Die Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) hat 2011 3-MCPD als mögliches Humankarzinogen eingestuft, d.h. potenziell krebserregend.10

In züchterisch nicht bearbeiteten Rapssorten macht die gesundheitsschädliche Erucasäure mehr als die Hälfte der Gesamtfettsäuren aus. Erucasäure verursacht Organschäden und Herzprobleme bei Menschen und Säugetieren. Die heute als Speiseöle verwendeten Rapsöle enthalten nur minimale Gehalte oder sind frei von Erucasäure und Glucosinolate (0-Raps, 00-Raps, HOLL-Raps).23

Gemäss Angaben der European Food Safety Authority (EFSA) liegt die durchschnittliche Verbraucherexposition für alle Altersgruppen im Bereich zwischen 0,3 und 4,4 mg/kg pro Tag. Die ernährungsbedingte Erucasäure-Exposition ist hauptsächlich auf Gebäck, Kuchen und Kekse bzw. bei Säuglingen auf Säuglingsanfangsnahrung zurückzuführen.25

Kinder mit Allergien gegen bestimmte Nahrungsmittel reagieren häufig auch allergisch auf Raps. Wie es zur Sensibilisierung kommt, ist bislang unbekannt, da man Rapssamen als solche nicht konsumiert. Die Hauptallergene von Raps sind Napin und Cruciferin. Raffiniertes Rapsöl enthält weniger Protein und ist deshalb vielfach auch für Rapsöl-Allergiker verträglich.4

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Zur Einschätzung der Klimafreundlichkeit eines Lebensmittels dient in erster Linie der CO2-Fussabdruck. Dieser hängt von unterschiedlichen Aspekten ab wie Anbauweise (konventionell/biologisch), Saisonalität, Herkunftsland, Verarbeitung, Transport und gegebenenfalls Verpackung. Carboncloud gibt für europäisches Rapsöl einen CO2-Fussabdruck von 1,76 kg CO2eq/kg an.6 Die dänische Klimadatenbank Concito dagegen einen Wert von 3,8 kg CO2eq/kg.8 Beide Quellen zeigen keine Unterscheidung zwischen kaltgepresstem oder raffiniertem Rapsöl.

Der Wasserfussabdruck von Rapsöl beträgt weltweit durchschnittlich 4301 l/kg. Im Vergleich dazu benötigen Sonnenblumenöl 6792 l/kg und kaltgepresstes Olivenöl 14'431 l/kg Wasser.9

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?

Tierschutz - Artenschutz

Die im Mai blühende Rapspflanze ist eine wichtige Trachtpflanze für Honigbienen. Auch viele andere Insekten finden dort Schutz und Nahrung. Tracht ist die Nahrung, welche die Bienen eintragen (Nektar, Pollen, Honigtau). Pollenwert und Nektarwert von Raps sind sehr hoch. Jede einzelne der vielzähligen gelben Blüten produziert innerhalb von 24 h Nektar mit einem Zuckergehalt von 0,4 bis 2,1 mg.14

Es besteht der Verdacht, dass der Konsum von 00-Raps bei jungen Rehen zum Tod führen kann. Eine schweizerische Studie von 1995 konnte diesen Zusammenhang nicht bestätigen, jedoch beruhen die Ergebnisse auf einer kleinen Stichprobe.11

Weltweites Vorkommen - Anbau

Raps (Brassica napus) ist eine sehr alte Kulturpflanze. Es handelt sich um eine Kreuzung zwischen Rübsen (Brassica rapa) und Gemüsekohl (Brassica oleracea). Wilde Rapspopulationen sind nicht bekannt, weshalb der Ursprung (Gencenter) von Raps bis heute ungeklärt ist.12

Rapsöl aus alten Sorten wies früher einen hohen Anteil an Bitterstoffen (Glucosinolaten, Senfölglykosiden) auf. Ebenso enthielt es ernährungsphysiologisch bedenkliche Säuren wie Erucasäure, Gondosäure, Gadoleinsäure und Nervonsäure. Deswegen verwendete man Rapsöl anfangs hauptsächlich als Lampenöl, Schmiermittel sowie zur Seifenherstellung und kaum als Speiseöl.12 Durch gezielte Züchtung konnte man den Gehalt dieser unerwünschten Stoffe reduzieren, sodass Rapsöl aus modernen Sorten nur minimale Gehalte oder frei von Erucasäure sind.

Neben Palmöl (76 Mio. t) und Sojaöl (59 Mio. t) gehört Rapsöl mit 25,18 Mio. Tonnen weltweit zu den drei meistproduzierten Pflanzenölen (2020). Ein ähnlich hohes Produktionsvolumen hat Sonnenblumenkernöl mit 20,5 Mio. Tonnen. Rapsöl nimmt durch die neuen Züchtungen und das ernährungsphysiologisch wertvolle Fettsäureprofil stetig an Bedeutung zu. Zum Vergleich: 1990 betrug der weltweite Anbau noch 8,6 Mio. Tonnen.21

Die gängigen Raps-Varianten sind:22,23

  • 0-Raps: Züchtung in den 1970er Jahren, nur noch minimale Gehalte an Erucasäure und Bitterstoffen.
  • 00-Raps: Züchtung in den 1980er Jahren in Europa. In Nordamerika nennt man diesen aus Vermarktungsgründen Canola (Canadian oil, low acid; heute oft gentechnisch verändert). Dieser zeichnet sich durch minimale Mengen an Erucasäure und Glucosinolaten aus.
  • Spätere Züchtungen sind HOLL-Raps (High Oleic Low Linolenic) oder HO-Raps (High Oleic). Diese weisen aufgrund ihrer Fettzusammensetzung eine längere Haltbarkeit aus und eignen sich zum starken Erhitzen und Frittieren von Speisen. Dies jedoch zuungunsten der Omega-3-Fettsäuren, deren Gehalt kleiner ist als bei 00-Raps.
  • Laurical™ Canola-Öl stellt man aus gentechnisch verändertem Canola-Raps her. Es ist reich an Laurinsäure und dient als Ersatz für Kokosfett und Palmöl bei der Herstellung von Konfekt, Schokoladenüberzug und Kaffeeweisser.24
  • Spezialfälle sind Plusnull-Raps (+0-Raps) oder HEAR (High Erucic Acid Rapeseed), bei denen es sich um erucasäurereiche, aber glucosinolatarme Sorten handelt. Diese Öle sind nicht zum Verzehr geeignet, aber in der Industrie nützlich.

Anbau - Ernte

In Europa baut man vorwiegend 00-Rapssorten als Winterraps und nur noch unbedeutende Mengen als Sommerraps an. Raps verträgt keine Temperaturen unter -20° C oder lange schneebedeckte Böden. Aussaatzeitpunkt ist zwischen Mitte August und Anfang September. Die Rapspflanze benötigt tiefgründige Böden und muss vor dem Wintereinbruch eine kräftige Pfahlwurzel mit starken Verzweigungen bilden. Der Boden-pH-Wert soll zwischen 6,5 und 7,5 liegen. Raps hat hohe Ansprüche an die Bodenstruktur und reagiert besonders empfindlich bei Bodenverdichtung. Wenn die Wurzeln auf Verdichtungen, Pflugsohlen oder Matratzen von Ernterückständen stossen, weichen diese horizontal aus und nehmen dadurch Schaden. Raps ist nicht selbstverträglich, es muss eine Anbaupause erfolgen. Ideale Vorfrüchte sind alle Getreidearten.20

Ernte erfolgt ab Anfang Juli, wenn ca. 20 bis 30 % der Körner schwarz und die Schoten grün-grau verfärbt sind. Die ersten Schoten an den Pflanzen sollten bereits aufgeplatzt sein. Es ist nicht zu vermeiden, dass ein Teil der Samen herunterfällt (Ausfallraps). Diese müssen auskeimen, bevor man für die Nachfolgekultur pflügt. Nach dem Dreschen erfolgt die Reinigung des Raps und oftmals eine Trocknung, damit die Samen für die anschliessende Ölpressung nur noch einen Wassergehalt von 6 % aufweisen.20

Industrielle Herstellung

Bei der industriellen Grossproduktion von raffiniertem Rapsöl bereitet man in einem ersten Schritt die Rapssaat zu, indem man die Samen reinigt und erwärmt. Danach erfolgt die Vorpressung und die Extraktion durch Lösungsmittel (u.a. Hexan). Dabei löst man das Öl aus dem übrig gebliebenen Presskuchen. Untersuchungen zeigen, dass die Fettzusammensetzung, Nährstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe im extrahierten Rapsöl ein wenig höher sind als bei kaltgepresstem Rapsöl.27 Jedoch nimmt der Gehalt an Inhaltsstoffen durch die anschliessende Raffination deutlich ab, weshalb raffiniertes Rapsöl schlussendlich wenig Nährstoffe enthält.4 Bei der physikalischen Raffination kommen anstatt chemischer Mittel ansteigende Temperaturen (z.B. für die Entsäuerung) zum Einsatz. Dieses Verfahren soll deutlich schonender für die enthaltenen Polyphenole (sekundärer Pflanzenstoff) und weniger umweltbelastend sein.28

Leider sind das Herstellungsverfahren und die Art der Raffination von Rapsöl nicht deklarationspflichtig. Hinweise, ob eine chemische oder physikalische Raffination stattgefunden hat, fehlen auf dem Etikett. Es finden sich Angaben wie 'kaltgepresst' oder 'HOLL-Öl' für besonders hitzestabiles Rapsöl.

Weiterführende Informationen

Als Rapsöl bezeichnet man das pflanzliche Öl, das man aus den Samen der Rapspflanze (Brassica napus) oder früher aus den Samen der Ölrübsen (Brassica rapa ssp. oleifera) gewinnt.12 Die beiden Ölsaaten sind nah miteinander verwandt und gehören zur Gattung Kohl (Brassica) innerhalb der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae).

Alternative Namen

Alternativnamen für Rapsöl sind Rüböl, Rübsenöl, Kolzaöl und Kohlsaatöl.

Canola-Öl, Laurical Canola-Öl und HOLL-Rapsöl bezeichnen Öle aus spezifischen Rapssorten (siehe oben unter Weltweites Vorkommen - Anbau).

Wichtige englische Bezeichnungen sind rapeseed, colza, coleseed, canola oder canola oil.

Sonstige Anwendungen

Rapsöl verwendet man in der Industrie zur Herstellung von Biokraftstoff, Pflanzenölkraftstoff, Biodiesel, Hydrauliköl, Getriebeöl, Sägekettenöl, Schmieröl, "Bohrmilch", Härteöl, Schwarzbrennen, Brünieren, Motoröl, Lacke, Farben, Lösungsmittel, Tenside, Weichmacher, Futtermittel, Pflanzenschutzmittel, Rapsasphalt, Kerzen, Bio-Kunststoffe und biogene Schmierstoffe. Es dient in der pharmazeutischen und kosmetischen Industrie zur Herstellung von medizinischen Salben und kosmetischen Formulierungen.

Nebenprodukte wie Rapskuchen und Rapsschrot (Trester) verwendet man als eiweissreiches Tierfutter.

Literaturverzeichnis - 31 Quellen

1.

USDA (United States Department of Agriculture). Nährstofftabellen.

2.

Eidgenössische Ernährungskommission. Fette in der Ernährung (2006).

3.

Davis BC, Kris-Etherton PM. Achieving optimal essential fatty acid status in vegetarians: current knowledge and practical implications. The American Journal of Clinical Nutrition. 2003 Sep;78(3):640S-646S.

4.

Chew SC. Cold-pressed rapeseed (Brassica napus) oil: Chemistry and functionality. Food Res Int. 2020;131:108997.

5.

Hipp-fachkreise.de 100 % Bio Rapsöl.

6.

Carbon Cloud. Rapseedoil, Europe.

7.

Biesalski HK, Bischoff SC, Pirlich M et al. Ernährungsmedizin. 5. Auflage. Thieme: Stuttgart, New York. 2018.

8.

The Big Climate Database Concito. Oil, rape seed (no eruca acid). 2024.

9.

Mekonnen MM, Hoekstra AY. The green, blue and grey water footprint of crops and derived crop products. Hydrol. Earth Syst. Sci. 2011;15:1577-1600.

10.

Bundesinstitut für Risikobewertung. 3-MCPD-Fettsäureester in Lebensmitteln. 2012.

11.

Häberli R, Wähli T et al. Field studies on clinical and pathological changes caused by double low oilseed rape in a wild roe deer (Caprolus capreolus) population in Switzerland. Proc. 9th. Int. Rapseed Congress 4. Cambridge: 1995;1415-1417.

12.

Gülzow. FNR Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. Pflanzen für die Industrie. 4. Auflage. 2005.

13.

EFSA European Food Safety Authority. Risks for human health related to the presence of 3- and 2- monochloropropanediol (MCPD), and their fatty acid esters, and glycidyl fatty acid esters in food. EFSA Journal. 2016;14(5):e04426.

14.

Lipp J, Vorwohl G. Handbuch der Bienenkunde. Der Honig. 3. Auflage. Eugen Ulmer Verlag: Stuttgart. 1994.

15.

Eidgenössisches Departement des Innern (EDI). Verordnung des EDI über Speiseöl, Speisefett und daraus hergestellte Erzeugnisse vom 23. November 2005 (Stand am 1. April 2008). Art. 3a und 3b.

16.

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Leitsätze für Speisefette und Speiseöle. Leitsätze vom 02.07.2020 (BAnz AT 18.08.2020 B3, GMBl 2020 S. 530).

17.

Amtsblatt der Europäischen Union. Durchführungsverordnung (EU) Nr. 29/2012 der Kommission vom 13. Januar 2012 mit Vermarktungsvorschriften für Olivenöl. Artikel 5 a) und b). 14.1.2012.

18.

Eidgenössisches Departement des Innern. Verordnung des EDI über Lebensmittel pflanzlicher Herkunft, Pilze und Speisesalz (VLpH). Änderung vom 8. Dezember 2023. Inkrafttreten: 1. Februar 2024.

19.

Schaufler D. Oilseed Fact Sheet: Oilseed Presses. Dept. of Agricultural and Biological Engineering, Penn State College of Agricultural Sciences.

20.

Landwirtschaftszentrum Liebegg. Steckbrief Raps.

21.

FAO Food and Agriculture Organization of the United Nations. Crops and livestock products. Production Quantity 2020.

22.

Verein Schweizer Rapsöl VSR. Zwei Rapssorten, drei Öle.

23.

BioSicherheit. Rapsanbau in Deutschland. Schub durch Doppel-Null-Raps.

24.

Agricultural Utilization Research Institute. Canola. 2003.

25.

European Food Safety Authority. Erucasäure mögliches Gesundheitsrisiko für stark exponierte Kinder.

26.

Unabhängige Gesundheitsberatung. Welches Fett wofür?

27.

Van Hoed V, Ben Ali C et al. Quality differences between pre-pressed and solvent extracted rapeseed oil. Eur J Lipid Sci Technol. 2010;112(11):1241-1247.

28.

Zachhi P. Hochwertiges Rapsöl nach physikalischer Raffination - TUHH-Wissenschaftler legen neue Untersuchungsergebnisse vor. Technische Universität Hamburg. 2006.

29.

Ye Z, Liu Y. Polyphenolic compounds from rapeseeds (Brassica napus L.): The major types, biofunctional roles, bioavailability, and the influences of rapeseed oil processing technologies on the content. Food Res Int. 2023;163:112282.

30.

Szydłowska-Czerniak A. Rapeseed and its products--sources of bioactive compounds: a review of their characteristics and analysis. Crit Rev Food Sci Nutr. 2013;53(4):307-330

31.

Liu H, Zheng C et al. Inhibitory mechanism of phenolic compounds in rapeseed oil on α-amylase and α-glucosidase: Spectroscopy, molecular docking, and molecular dynamic simulation. Spectrochim Acta A Mol Biomol Spectrosc. 2023;289:122251.

AutorInnen:

Kommentare