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Pinienkerne, roh?, bio?

Entdecken Sie vielseitige Verwendungsmöglichkeiten von Pinienkernen in der Küche, die allfällige Saison, Preise und gesundheitliche Vorteile. Erfahren Sie mehr über wichtige Nährstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, Anbau und Ökobilanz.

Die aus der USDA Datenbank stammenden Nährstoffe der Zutat haben wir komplettiert.
2%
Wasser
 14
Makronährstoff Kohlenhydrate 13.75%
/14
Makronährstoff Proteine 14.39%
/72
Makronährstoff Fette 71.86%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, 23.5g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, 0.1g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 210:1

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Hier essenzielle Linolsäure (LA) 23.49 g zu essenzieller Alpha-Linolensäure (ALA) 0.11 g = 210:1.
Verhältnis Total Omega-6- = 23.95 g zu Omega-3-Fettsäuren Total = 0.11 g = 214:1.
Im Durchschnitt benötigen wir pro Tag je ca. 2 g LA und ALA, aus denen ein gesunder Körper auch EPA und DHA etc. herstellt.

Pinienkerne sind die geschmackvollen milden Samen bestimmter Kiefernarten, u.a. der Pinie (Pinus pinea, auch Mittelmeer-Kiefer genannt). Sie sind in Bio-Qualität erhältlich, aber nur bei schonender Trocknung noch roh (Rohkost-Qualität).

Verwendung in der Küche

Pinienkerne sind kleine, längliche, oval geformte Samen mit einer hellen, cremeweissen bis zart gelben Farbe. Die ca. 1-1,5 cm grossen Kerne haben eine glatte und glänzende Oberfläche. Die Konsistenz ist fest, aber zart und durch ihren hohen Ölgehalt wirken sie leicht fettig.

Der Geschmack von Pinienkernen ist nicht mit dem anderer Samen vergleichbar. Sie haben eine mandelartige Süsse und für manche einen leicht harzigen Beigeschmack. Pinienkerne machen sich deshalb besonders gut in süssen Desserts, auf Keksen (Pignoli) oder Garnitur von Crème, Pudding oder Eis. Sie können die Kerne auch zur Herstellung von Müesliriegeln oder Energie-Bällen verwenden.

Besonders lecker schmecken Pinienkerne auch in deftigen Speisen. Orientalische und mediterrane Gerichte enthalten oftmals Pinienkerne. In Italien sind sie in Suppen und Ragouts beliebt und ein wichtiger Bestandteil des 'Pesto Genovese' (auch vegan möglich!). Pesto gelingt auch mit getrockneten Tomaten, Bärlauch oder anderen Wildkräutern wie Giersch, Löwenzahn, Brennnessel oder Minze.

Aus Pinienkernen lässt sich veganer Parmesan herstellen (siehe Rezept unten). Sie passen auch hervorragend zu verschiedenen Gemüsegerichten, beispielsweise zu Avocado mit Tomaten-Bananenfüllung und Pinienkernen, geschmorten Paprika mit Pinienkernen oder Spinatreis. Sie eignen sich auch als Topping für Rohkost-Salate, Risotto oder Pastagerichte.

Nicht nur wegen ihres hohen Fettgehalts (fast 70 %), sondern auch weil die Fettsäurezusammensetzung nicht optimal ist, raten wir, nur kleine Mengen zu konsumieren. Leinsamen und Walnüsse haben ein viel besseres Verhältnis von Omega-6-zu-Omega-3-Fettsäuren.

Kann man Pinienkerne roh essen oder sind Pinienkerne roh giftig? Schonend getrocknete, also rohe Pinienkerne sind durchaus ungeröstet essbar. Als veganer Snack lassen sie sich pur verzehren oder mit etwas Zitronensaft verfeinern. Viele Rezepte arbeiten mit leicht angerösteten Pinienkernen, weil sie dadurch einen intensiv nussigen Geschmack bekommen. Allerdings entstehen beim Rösten gesundheitsschädliche Stoffe (z.B. Acrylamid).30 Daher empfehlen wir, die Kerne nicht zu rösten.

Pinienkernöl gilt als exklusives Gourmet-Öl auf dem Markt; Rapsöl oder Leinöl haben jedoch eine viel gesündere Fettsäurezusammensetzung. Nebenprodukt des Öl-Pressvorgangs sind Pinienkernflocken, die in Müslis, Schokolade oder Müsliriegeln Verwendung finden. Die Flocken enthalten noch bis zu 30 % Öl. Durch weiteres Pressen entsteht Mehl, das als Ersatz für Weizenmehl in Backwaren dient.

Rezept für veganen Parmesan

Zutaten: eine Handvoll Pinienkerne (bio, roh), eine Handvoll Hefeflocken, 1 Prise Salz, Bio-Gewürze nach Geschmack (z.B. Oregano, Chilipulver, Paprikapulver, Basilikum, Pfeffer).

Zubereitung: Die Kerne in einen Mixer geben und mahlen, bis sie die Konsistenz von Parmesan haben. Nicht zu lange, da sonst Mus (Brei, Püree) entsteht. Anschliessend die Gewürze und die Hefeflocken zugeben. Der vegane Parmesan lässt sich in einer verschlossenen Box im Kühlschrank länger als eine Woche aufbewahren.

Vegane Rezepte mit Pinienkernen finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
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Einkauf - Lagerung

Geschälte Pinienkerne finden Sie bei Grossverteilern wie Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Billa, Edeka und Hofer, teilweise auch in Bio-Qualität (bio). Die Kerne können Sie auch in Bio-Läden, Bio-Supermärkten (z.B. Alnatura oder Denn's Biomarkt), Reformhäusern und im Online-Handel kaufen.

Eine Deklaration der (Unter-) Art auf der Verpackung erfolgt bei den meisten kommerziell erhältlichen Pinienkernen leider nicht.25 Weil die verschiedenen Kiefern-Arten für Laien schwer auseinanderzuhalten sind,12 heissen alle Kerne im Handel 'Pinienkerne' (pine nuts). Einzig die Kerne der Sibirischen Zirbelkiefer (Pinus sibirica) sind im deutschsprachigen Raum als Zedernnüsse oder Zedernkerne angeboten. Auf Englisch sind die Spezifikationen cedar kernels, cedar nut kernels oder Siberian pine nut kernels selten.

Pinienkerne sind ungeschält zwar viel länger lagerfähig, kommen aber selten in den Einzelhandel, weil sie relativ mühsam zu schälen sind. Die Pinienkern-Ernte findet aufgrund der verschiedenen Sorten und Anbaugebieten zu unterschiedlichen Zeiten statt. Im Geschäft sind Pinienkerne ganzjährig verfügbar.

Mit den gängigen Bezeichnungen "roh" und "Rohkost" garantiert der Handel hauptsächlich das Weglassen eines Röstprozesses. Bei der Trocknung der Pinienkerne (nach der Ernte) nehmen die Produzenten die Temperaturrestriktionen nicht immer ernst (z.B. 42 °C für "echte" Rohkost). Zudem ist der Ausdruck "Rohkost" gesetzlich nicht geschützt - im Unterschied zu bio. Wer auf Rohkostqualität Wert legt, sollte auf vertrauenswürdige Bezugsquellen achten.

Warum sind Pinienkerne so teuer? Pinienkerne zählen zu den teuersten Kern- und Nusssorten weltweit. Die globale Produktion, und damit das Angebot von Pinienkernen, ist im Vergleich zur Nachfrage kleiner. Zudem sind Ernte und Verarbeitung der Pinienkerne aufwendig, was sich im Preis niederschlägt.

Die Verfügbarkeit von Pinienkernen ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.

Tipps zur Lagerung

Nach dem Öffnen der Verpackung bleiben Sie in einem luftdicht verschlossenen Glas, kühl und dunkel gelagert, aromatisch und frisch. Ein schneller Verzehr verhindert das Ranzigwerden der Samen.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Zusammensetzung und Menge der Inhaltsstoffe, inkl. sekundäre Pflanzenstoffe, variieren extrem je nach Sorte, Wachstumsbedingungen und Verarbeitungsmethoden etc.

Rohe Pinienkerne sind mit 673 kcal/100g reich an Kalorien. Ihr Fettgehalt beträgt 68 g/100g, wovon 4,9 g gesättigte Fettsäuren sind. 100 g enthalten durchschnittlich 14 g Protein, 13 g Kohlenhydrate und 3,7 g Ballaststoffe.2

Zwar ist der Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren (PUFA: rund 34 %2 oder mehr14) hoch, jedoch ist das Verhältnis zwischen Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren mit ca. 210:1 sehr ungünstig, da Linolsäure zu 23 g/100g und Alpha-Linolensäure nur zu 0,11 g/100g enthalten ist. Ein wesentlich besseres LA-ALA-Verhältnis haben Macadamianüsse (Verhältnis von 6:1), Walnüsse (Verhältnis von 4:1) und Leinsamen (1:4).2

Bei den essenziellen Nährstoffen fällt der hohe Mangan-Gehalt auf, der bei 100 g Pinienkernen 8,8 mg ausmacht (440 % des Tagesbedarfs). Einen ähnlich hohen Gehalt haben geschälte Hanfsamen (7,6 g/100g) und Mohnsamen (6,7 g/100g). Mit 13 mg/100g sind Weizenkeime eine ausgezeichnete Mangan-Quelle.2

Auch Vitamin E ist reichlich vorhanden: in 100 g befinden sich 9,3 mg (decken 78 % des Tagesbedarfs). Ungeschälte Hanfsamen haben mit 8,7 mg/100g einen ähnlichen Wert. Mehr Vitamin E ist in Haselnüssen (15 mg/100g), Mandeln (26 mg/100g) oder Sonnenblumenkernen (35 mg/100g).2

Vitamin K ist in Pinienkerne mit 54 µg/100g vorhanden, was den Tagesbedarf zu 72 % deckt. Dieser Wert ist für Samen sehr hoch und am ehesten mit Avocadoöl vergleichbar. Kräuter oder grünes Gemüse wie Mangold haben einen extrem hohen Anteil dieses Vitamins (830 µg/100g).2

Manche Inhaltsstoffe sind stark Art-abhängig. So enthalten die Kerne der in China verbreiteten Kiefernart Pinus koraiensis halb so viel Proteine wie diejenigen der Pinus pinea, jedoch deutlich mehr Kohlenhydrate und Fette.13 Auch die Menge und Zusammensetzung der Fettsäuren sind Schwankungen unterworfen.2,8

Die gesamten Inhaltsstoffe von Pinienkernen, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Wie gesund sind Pinienkerne? Ein wichtiges Kriterium für die Bewertung von Samen als "gesund" oder "ungesund" sind der Gehalt an ungesättigten Fettsäuren und das Verhältnis zwischen Linolsäure (Omega-6-Fettsäure, LA) und Alpha-Linolensäure (Omega-3-Fettsäure, ALA). Pinienkerne weisen ein schlechtes LA-ALA-Verhältnis auf und sind deshalb in grossen Mengen nicht zu empfehlen.

Aus Linolsäure entsteht Arachidonsäure (ARA), welche sich zu hormonähnlichen Eikosanoiden umwandelt, die entzündungsfördernd und gefässverengend wirken, Arteriosklerose und das Schmerzempfinden fördern. Alpha-Linolensäure bildet Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexansäure (DHA), deren Eikosanoide entzündungshemmend, antithrombotisch, bronchien- und gefässerweiternd wirken. Da beide Umwandlungsprozesse dieselben Enzyme verwenden, konkurrieren sie miteinander.18 Es ist deshalb wichtig, nicht zu viele Omega-6-Fettsäuren zu konsumieren.

Gemäss dem Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG) sollte der Wert im Durchschnitt 5:1 (LA:ALA) nicht überschreiten. Seit 2013 empfiehlt das BAG, dass die absoluten Zahlen (max. 20 g Omega-6-FS und ca. 4,4 g Omega-3-FS täglich) wichtiger sind als das Verhältnis zueinander.17 Korrigieren kann das z.B. das Erb-Müesli, das viel Omega-3-Fettsäuren liefert.

Studien weisen gesundheitsfördernde Effekte von Pinienkernen oder Pinienkern-Öl nach. Die enthaltene Pinolensäure (14 % bis 19 % der vorhandenen Fettsäuren) wirkt entzündungshemmend und regt die Produktion von Lymphozyten an, was einen positiven Einfluss auf das Immunsystem hat.8

Eine Studie untersuchte die Wirkung von Pinienkernölkapseln mit einer verzögerten Freisetzungsformulierung auf Stoffwechselparameter im Zusammenhang mit Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes, darunter Glukosetoleranz, Insulinreaktion, Sekretion der gastrointestinalen Hormone Inkretin und Ghrelin sowie das subjektive Hungergefühl. Die Ergebnisse deuten auf eine appetitzügelnde Wirkung hin: Die verzögerte Freisetzung im Dünndarm führte zu einer erhöhten Inkretin-Sekretion und reduzierte die Ghrelin-Ausschüttung. Diese hormonellen Einflüsse dürften die Glukoseaufnahme aus dem Darm verlangsamen und das Sättigungsgefühl positiv beeinflussen.9,10

Pinienkernöl enthält Mineralstoffe in nennenswerten Mengen, was sich positiv auf den Blutdruck und das Immunsystem auswirkt. Die tägliche Einnahme von 17,5 g sibirischen Pinienkernöl verbesserte in einer Studie den systolischen Blutdruck. Die Ballaststoffe in den Samen helfen zudem bei der Regulation des Verdauungssystems und des Blutzuckers.24

Sekundäre Pflanzenstoffe

Viele gesundheitliche Wirkungen von Pinienkernen kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.

Pinienkerne (Pinus pinea) enthalten u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:23,24,29

  • Isoprenoide: Monoterpene, Sesquiterpene, Triterpene: Steroide (Beta-Sitosterol, Campesterol, Delta-5-Avenasterol, Delta-5-24-Stigmastadienol), Squalen
  • Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxybenzoesäuren (Gallussäure, Dihydroxybenzoesäure, Syringingsäure), Hydroxyzimtsäuren (Kaffeesäure, p-Cumarsäure, Ferulasäure, Zimtsäure); Flavonoide: Flavanole (Catechin), Flavonole (Rutin, Quercetin, Kaempferol); Lignane (Secoisolariciresinol, Matairesinol); Stilbene (Resveratrol)

Der Anteil phenolischer Substanzen in Pinienkernen ist im Vergleich zu Walnüssen oder Haselnüssen eher niedrig.24,29 Laut einer Studie erhöht das Rösten zunächst den Gehalt an Flavonoiden und Phenolen sowie die antioxidative Aktivität in Pinienkernen, bei längerer Röstzeit nehmen diese Werte jedoch wieder ab.29 Die Dauer des Röstprozesses wirkt sich auch auf den Acrylamidgehalt von Samen und Nüssen aus.30

Die herzschützenden Komponenten von Pinienkernen gehen auf die gemeinsame Wirkung der ungesättigten Fettsäuren, Steroide, Tocopherole sowie auf das Triterpen Squalen zurück. Pinienkernöl ist eine relativ gute Quelle für Steroide (437,6 mg/100g), wobei Beta-Sitosterol (74 %) dominiert. Steroide sind Bestandteil pflanzlicher Zellmembranen. Sie hemmen die Aufnahme von Cholesterin im Darm und senken den Gesamtcholesterin- sowie den LDL-Spiegel im Blut.29

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Allergien auf Pinienkerne sind selten, können jedoch auftreten. Allergische Reaktionen nach dem Konsum von Pinienkernen sind u.a. Erbrechen, Juckreiz im Mund, Ödeme der Zunge und des Kehlkopfes, Urtikaria, Atembeschwerden und Schmerzen in der Brust.22

Schimmelpilze bzw. Aflatoxine können bei Nüssen, Trockenfrüchten und Pistazien ein Problem darstellen. Besonders hohe Temperaturen haben zunehmend auch in Europa Auswirkungen auf die Mykotoxinbelastung.15,16 In die EU eingeführte Waren unterliegen regelmässigen Kontrollen und belastete Erzeugnisse kommen nicht auf den Markt.15

Vereinzelt kann nach dem Verzehr von Pinienkernen ein bitterer, metallischer Geschmack zurückbleiben. Das Phänomen heisst "Piniennuss-Syndrom" oder "Pinien-Mund" (Pine mouth).25 Geschmacksirritationen treten entweder sofort oder verzögert auf und klingen meist spätestens nach zwei bis vier Wochen wieder ab. Eine Gesundheitsgefährdung besteht nach bisherigem wissenschaftlichem Kenntnisstand nicht. Nachdem Rückstände von Verunreinigungen als Ursache der Störung ausgeschlossen sind, besteht die Vermutung, dass ein natürlicher Inhaltsstoff in den Pinienkernen die Geschmacksstörung verursacht.3

Die meisten Studien präzisieren, dass die Symptome überwiegend auf Pinienkerne der Art Pinus armandii zurückzuführen sind, die man aus China nach Europa importiert hatte.13,25 Diese ungeniessbaren Pinienkerne P. armandii finden vor allem in der Tierfutterproduktion und für industrielle Zwecke Verwendung. In Europa und den USA kommt es immer wieder zu Falschdeklarationen, wobei man ungeniessbare P. armandii unter der Bezeichnung P. sibirica als essbare Kerne verkaufte.25

Untersuchungen zeigen, dass möglicherweise eine Korrelation zwischen der genetischen Fähigkeit bitterer Geschmackswahrnehmung und dem Auftreten der Geschmacksirritation durch Pinienkerne besteht. Personen, die vom Piniennuss-Syndrom betroffen waren, nehmen auch den Bitterstoff Phenylthiocarbamid (PTC) sehr gut wahr.4

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Wie nachhaltig sind Pinienkerne? Zur Einschätzung der Klimafreundlichkeit eines Lebensmittels dient in erster Linie der CO2-Fussabdruck. Dieser hängt von unterschiedlichen Aspekten ab wie Anbauweise (konventionell/biologisch), Saisonalität, Herkunftsland, Verarbeitung, Transport und gegebenenfalls Verpackung. Die grössten Nachhaltigkeitsprobleme von Pinienkernen sind die hohen CO2-Emissionen durch den Transport rund um den Globus. Pinienkerne im Laden (USA) haben einen Wert von 4,22 kg CO2eq/kg,19 ähnliche wie Walnüsse (5,69 kg CO2eq/kg) aus der dänischen Klimadatenbank Concito.31

Lokal geerntete Pinienkerne können eine nachhaltige Alternative zum Kauf importierter Pinienkerne darstellen.

Wir fanden keine Zahlen zum Wasserfussabdruck von Pinienkernen. Nüsse verbrauchen relativ viel Wasser (durchschnittlich 9063 l/kg). Jedoch variiert der Wasserbedarf zwischen den verschiedenen Nüssen und Samen sehr stark.20 Pinienkerne machten im Jahr 2020/2021 nur 1 % der weltweiten Baumnussproduktion aus. Daher sind die Umweltauswirkungen des Pinienkern-Anbaus im Vergleich zu anderen Nussplantagen gering und auf lokale Räume beschränkt. Da Pinienkerne fast ausschliesslich aus Wildsammlung stammen, benötigen sie keine intensive Bewässerung wie kultivierte Mandeln oder Pistazien.21

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?

Weltweites Vorkommen - Anbau

Weltweit gibt es über 100 verschiedene Pinus-Arten, von denen ca. 30 essbare Kerne produzieren.1,25 Eine bekannte und beliebte Kiefernart mit essbaren Pinienkernen ist die Pinie bzw. Mittelmeer-Kiefer (Pinus pinea), welche zur Gattung der Kiefern (Pinus) gehört. Pinienkerne aus dem Mittelmeerraum (Pinus pinea) sind bei Verbrauchern sehr begehrt und können Preise über 100 EUR/kg erreichen, machen jedoch nur etwa 5 % der weltweiten Produktion aus. Im Gegensatz dazu werden chinesische oder russische Pinienkerne oft zu deutlich niedrigeren Preisen angeboten, manchmal für weniger als ein Drittel des Wertes mediterraner Kerne. Da Händler immer wieder günstige Pinienkerne mit teuren Sorten vermischen, sollen spezielle Screening-Tools helfen, um Falschdeklarationen in Zukunft zu verhindern.23

Die wichtigsten Produzenten für Pinienkerne sind China, Nordkorea, Russland, Pakistan und Afghanistan; im Mittelmeerraum sind die wichtigsten Erzeugerländer Italien, die Türkei, Spanien und Portugal. Die weltweite Produktion von Pinienkernen unterliegt starken Schwankungen, da Pinien nur alle 3-5 Jahre eine ertragreiche Ernte liefern. Für den Zeitabschnitt 2014/15-2018/19 galt zuerst China als das Hauptproduktionsland.1 Aus einer Rückschau-Perspektive der Saison 2019/202012 schaffte es Nordkorea im Fünfjahresdurchschnitt dann doch noch knapp an die Spitze der Produktionsländer; Hauptexporteur bleibt aber China.12

Wild zu finden

Pinien kommen fast ausschliesslich wild vor, sie wachsen in Asien, Europa, dem Nahen Osten und Nordamerika.1,13 Es gibt nur wenige kommerzielle Plantagen.

Anbau - Ernte

Pinienkerne wachsen überwiegend in natürlichen Wäldern. Selten stammen die Kerne von kommerziellen Plantagen. Dies, weil Pinien zwischen 7 und 8 Jahre28 bzw. 10 bis 15 Jahre27 benötigen, bis sie Samen bilden, gewisse Arten sogar 40 Jahre.1

Es entstehen zwar keine Kosten für den Anbau der Pinien bzw. Kiefern, jedoch sind die Arbeitskosten besonders hoch. Kletterer müssen die Zapfen von den Bäumen pflücken, was die Ernte sehr arbeitsintensiv macht.1,26

Teilweise erfolgt die Ernte auch durch spezielle Nutzfahrzeuge. Das Sammeln der Zapfen erfolgt, wenn sie noch geschlossen sind. Durch die Trocknung an der Sonne (10 bis 15 Tage) oder in einer Trocknungsmaschine erhitzen sich die Zapfen und die Schuppen öffnen sich, wodurch sich die Pinienkerne lockern und aus den Zapfen herausfallen. Sieben trennt die Pinienkerne von den Zapfen. Das Einweichen der Pinienkerne mit der Schale in Wasser macht die Schale vor dem Schälen weich, erhöht die Elastizität und hilft, Kernbrüche zu vermeiden. Mechanische Reibung oder Aufprall auf eine harte Oberfläche in entsprechenden Maschinen lösen die Schale. Anschliessend trocknet und poliert man die Pinienkerne und trennt sie nach Grösse, Ganzheit und Farbe, um diese zu verpacken und zu verkaufen.1,26

Eigener Anbau

Pinienbäume sind nicht winterhart, denn schon ab -10 °C treten Frostschäden auf. Pinien könnten zudem keine Schneelasten tragen, weil die Äste schnell abbrechen.7

Deshalb ist in kälteren Regionen eine Topfkultur der Freilandhaltung im Garten vorzuziehen. Die Bäume vermehren sich über Samen, die sich im Inneren der Pinienzapfen befinden. Diese pflanzt man (geknackt oder geschält und eingelegt) in einen Topf, bedeckt sie leicht mit Erde und lässt sie an einem warmen (ca. 20 °C), schattigen Ort mit ausreichend Feuchtigkeit keimen. Nach 2-4 Wochen bildet sich ein Keimling. Nun benötigt die Pflanze einen hellen Ort und regelmässige Wassergaben. Starke Zugluft oder Temperaturschwankungen und Erschütterungen schaden der Pflanze. Im Sommer benötigt das Bäumchen einen warmen Standort (ca. 20 °C), während es im Winter einen kühlen, hellen Platz bevorzugt (ca. 10 °C).6

In warmen Gebieten Mitteleuropas ("Weinbauregionen") lassen sich Pinienbäume nach 5 Jahren draussen anpflanzen. Wichtig sind ein sonniger und windgeschützter Standort und Massnahmen, welche die Pinie im Winter vor Frost schützen.6,7 Pinienbäume können in Mitteleuropa Wuchshöhen von 15 Metern und mehr erreichen. Prüfen Sie, ob die Pinie auch im ausgewachsenen Stadium ausreichend Platz hat.6

Verwechslungsmöglichkeiten

Bei den im Handel angebotenen 'Zedernkernen' handelt es sich um die Kerne der Sibirischen Zirbelkiefer (Pinus sibirica) - und nicht der Zeder (Cedrus; beides sind Kieferngewächse). Die sogenannten 'Zedernkerne' sind rundlicher als die Kerne der Mittelmeer-Kiefer (Pinus pinea), die als Pinienkerne bekannt sind. Zudem haben Zedernkerne eine dunkle Spitze, schmecken sehr intensiv, auch leicht harzig, mit einem nussigen Aroma.5

Es kann auch zur Verwechslung zwischen der Sibirischen Zirbelkiefer (Pinus sibirica) und der Arve bzw. Zirbelkiefer / Zirbe / Zirbel (Pinus cembra) kommen. Erstens sehen sich die beiden Baumarten ähnlich und zweitens ist die Taxonomie der Kiefern ein wissenschaftlicher Diskussionspunkt.11 So gilt die Sibirische Zirbelkiefer bei manchen Autoren als Unterart oder Varietät der Arve (Pinus cembra ssp./var. sibirica oder gar Pinus cembra sibirica). Allerdings liegt das Verbreitungsgebiet der Arve bzw. Zirbelkiefer nicht in Sibirien, sondern in den Alpen und Karpaten. Ihre Samen sind ebenfalls essbar, eine kommerzielle Nutzung der europäischen 'Zedernkerne' findet aber nicht im grossen Stil statt.12 Jedoch sind das Holz und das daraus hergestellte Zirbelöl bzw. Arvenöl für den Verkauf wertvoll.

Weiterführende Informationen

Der Begriff Pinienkerne bezeichnet die essbaren Samen (Kerne) bestimmter Kiefernarten (Gattung Pinus). Man gewinnt sie aus den Kiefernzapfen. Botanisch gesehen zählen Pinienkerne daher nicht zu den Nüssen, auch wenn man sie oft so nennt. Auch Mandeln, Paranüsse, Pekannüsse, Pistazien, Cashewnüsse und Kokosnüsse sind keine echten Nüsse.

Essbare Pinienkerne gehören zu den Arten Pinus koraiensis und Pinus sibirica sowie in geringerem Masse zu Pinus gerardiana, Pinus pinea, Pinus pumila, Pinus tabuliformis, Pinus wallichiana (früher bekannt als Pinus griffithii) und Pinus yunnanensis.25

Die Kerne von Pinus koraiensis (Koreanische Kiefer), Pinus sibirica (Sibirische Kiefer, Sibirische Zirbelkiefer), Pinus pinea (Pinie) und Pinus gerardiana (Chilgoza-Kiefer) zählen zu den am häufigsten konsumierten.8,12

Alternative Namen

Pinienkerne sind unter anderem als Zirbelnüsse, Pignolen oder Pignolien (österr.) bekannt. Falsche Schreibweisen wie Pinien Kerne oder Zierbelkiefer schleichen sich ein. In weiteren Sprachen heissen sie: pignolias, pine nuts, pine kernels (engl.); pinoli oder pignoli (ital.); pignongs (fr.) und piñones (span.).

Im Volksmund unterscheidet man selten zwischen Kiefernzapfen (Pinus) und Tannenzapfen (Abies), sie gehören aber verschiedenen botanischen Pflanzengattungen an.

Sonstige Anwendungen

Das aus den Kernen gepresste Öl verwendet man in der Kosmetik-Branche als Massageöl sowie in der Seifenherstellung.1

Literaturverzeichnis - 31 Quellen

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2.USDA United Sates Department of Agriculture.
3.

Deutsches Bundesinstitut für Risikobewertung: Ursachen für den bitteren Geschmack von Pinienkernen bislang ungeklärt. Aktualisierte Stellungnahme Nr. 045/2011 des BfR vom 26. September 2011.

4.

Risso DS, Howard L et al. A potential trigger for pine mouth: a case of a homozygous phenylthiocarbamide taster. Nutr Res. 2015;35(12):1122-1125.

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Verbraucherzentrale Bayern. Was ist der Unterschied zwischen Pinienkernen und Zedernkernen. 2020.

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Gartenjournal net: Pinienbaum im Garten: Standort, Pflege & Überwinterung. 2023.

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