Inhaltsverzeichnis
Die Früchte der Malpighia emarginata sind als Acerola bekannt. Saurer als die heimische Kirsche erinnert die südamerikanische Frucht (bio?) geschmacklich an Apfel. Roh ist sie eine der Vitamin-C-reichsten Früchte.
Verwendung in der Küche
Die Acerola-Kirsche überzeugt mit ihrem weichen Fruchtfleisch, ihrer zarten Schale und einem angenehm säuerlichen Geschmack.2 Die Frucht misst etwa 1 bis 3 cm im Durchmesser und zeigt je nach Reifegrad eine leuchtend rote bis rötlich-orange Farbe. Ihre rundlich bis leicht abgeflachte Form ist von feinen Furchen durchzogen, die an kleine Kürbisse oder Mini-Paprika erinnern. Beim Hineinbeissen offenbart sich ein saftiges, gelblich bis orangefarbenes Fruchtfleisch. In der Mitte sitzen meist drei kleine Steinkerne, die Sie bei der Zubereitung entfernen sollten.
Acerola lässt sich roh verzehren und punktet mit ihrem aussergewöhnlich hohen Nährstoffgehalt - insbesondere an Vitamin C. Frisch genossen enthält die Frucht die meisten wertvollen Inhaltsstoffe, die bei der Verarbeitung teilweise verloren gehen. Der intensiv säuerliche Geschmack harmoniert besonders gut mit süssem Obst wie Banane, Mango oder Papaya. Auch etwas Ahornsirup oder Dattelsirup rundet das Aroma harmonisch ab.
In der veganen Küche eröffnen sich zahlreiche Möglichkeiten der Zubereitung. Die häufigste Verwendung von Acerola ist gepresst im Saft, als Fruchtgelee oder Marmelade. Da die empfindliche Frucht nur kurz haltbar ist, verlängert die Weiterverarbeitung ihre Nutzbarkeit deutlich. Besonders gut gelingt Marmelade in Kombination mit Apfel oder Mango. Ein Fruchtspiegel mit Acerola veredelt Desserts, Waffeln oder Porridge. Milder schmeckende Sorten eignen sich auch als Püree für Kleinkinder. Zu den Nachspeisen, die Sie mit Acerola-Kirschen verfeinern können, zählen Kuchen, Torten, Cremes und vegane Joghurt-Desserts.
Frisch gepresster Acerola-Saft schmeckt pur oder verdünnt mit Wasser und Orangensaft besonders erfrischend. Fruchtmark oder Saft lassen sich hervorragend in Smoothies, Mocktails (alkoholfreie Cocktails) oder als fruchtige Alternative zu Zitrone oder Limette verwenden. In Kombination mit Minze, Ingwer oder Basilikum entsteht ein belebendes Aroma mit tropischer Note.
Für eine kühlende Erfrischung können Sie den gepressten Saft oder das Püree in Eiswürfelformen einfüllen und einfrieren. Die säuerlichen Würfel eignen sich ideal zum Aromatisieren von Getränken. Auch ein cremiges Acerola-Sorbet, gemixt mit gefrorenen Erdbeeren oder Mango, sorgt für Genuss. In einer selbstgemachten Nicecream, einer gesunden Eiscreme ohne Zucker, kommt Acerola ebenfalls gut zur Geltung.
Acerola-Püree passt als säuerlicher Kontrast gut in Salsas (mit Tomate, Chili, Koriander), zu roh-veganen Wraps oder zu Gemüse-Carpaccio (z.B. mit Rote Bete oder Zucchini). Currys oder Gemüseeintöpfe bekommen ein exotisches Aroma. In der brasilianischen Küche zählt "Salmão ao Molho de Acerola" (Lachs mit Acerola-Sauce) zu den bekanntesten Gerichten.
Frische Beeren lassen sich gelegentlich durch Acerola-Pulver oder -Saft ersetzen. Ein Teelöffel Pulver entspricht etwa 10 bis 12 frischen Kirschen (ca. 10–15 g). Da das Fruchtvolumen beim Pulver fehlt, empfiehlt es sich, etwas zusätzliche Flüssigkeit zum Rezept zu geben. Anstelle von 100 g frischer Zutat können Sie auch 60-80 ml ungezuckerten Acerola-Direktsaft verwenden.
Veganes Rezept für scharfes südindisches Acerola-Curry
Zutaten: 500 g reife Acerola-Kirschen, 35 g grüne Chilischoten (mittel scharf, längs aufgeschnitten), 1 Zweig Curryblätter, 15 ml Rapsöl, 2 g Senfkörner, 1 g Bockshornkleesamen, 15 g Chilipulver, 1 g Kurkumapulver, 1 g Asafoetida, 20 g Salz, 500 ml Trinkwasser.
Zubereitung: Acerola, Chilischoten, Chilipulver und Kurkuma mit Wasser und Salz in einen Topf geben. Das Curry aufkochen, dann bei niedriger Hitze 5 Minuten köcheln lassen. In einer Pfanne das Öl erhitzen und die Senfkörner zugeben. Mit einem Deckel die Pfanne bedecken, warten bis die Senfsamen knistern, erst dann geben Sie den Bockshornklee hinzu. Währenddessen die Curryblätter, waschen und anschliessend vom Stamm abzupfen und in die Pfanne hinzufügen. Asafoetida einrühren und den Herd ausschalten.
Das fertige Gewürzöl ins Kirschcurry einrühren. Belassen Sie bevorzugt den Deckel am Topf, um die Aromen bestmöglich zu bewahren. Das süss-saure Curry können Sie mit gekochter Maniok, Kartoffeln, Dosa (südindische Crêpe) oder Reis servieren.
Vegane Rezepte mit roher Acerola finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".
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Einkauf - Lagerung
Supermärkte vertreiben in Europa praktisch keine rohe Acerola-Frucht. Die rasch verderbliche Frucht ist frisch nur in den Anbauländern, darunter Brasilien, Jamaika, Florida, Mexiko, aber auch in Indien und China erhältlich. Die Pflanzen erlauben eine durchgehende Ernte, darum ist die Frucht in den Anbauländern ganzjährig verfügbar.
Bei den europäischen Grossverteilern wie Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Hofer, Billa etc. sind praktisch kaum Acerola-Produkte zu finden. Möglicherweise ist Acerola-Saft oder in einer Saftmischung verfügbar.
Hingegen finden Sie in Drogerien, Apotheken und vielleicht in Bio-Supermärkten wie Denn's Biomarkt und Alnatura verarbeitete Acerola-Früchte. Gängig sind Produkte wie Saft, Fruchtfleisch, Konzentrat und Pulver. Achten Sie auf kaltgepressten oder schonend verarbeiteten Saft, bei dem empfindliche Inhaltsstoffe am besten erhalten sind. Lesen Sie die Zutatenliste und vermeiden Sie Zucker, Konservierungsstoffe und Säureregulatoren in Säften. Bei Pulvern sind Trägerstoffe wie Maltodextrin oder Gummi arabicum überflüssig. Achten Sie beim Kauf auf ein Produkt, das 100 % Acerola enthält und bio-zertifiziert ist. Gefriergetrocknetes Acerola-Pulver ist häufig ohne Zusatzstoffe erhältlich.
Auch Nahrungsergänzungsmittel wie Kapseln oder Tabletten aus Acerola sind am Markt. Das aus der Frucht gewonnene Vitamin C ist natürlich und ersetzt synthetisch hergestellte Ascorbinsäure.3
Die Verfügbarkeit von Acerola ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.
Tipps zur Lagerung
Reif geerntete Acerola halten bei Zimmertemperatur 2-3 Tage. Wenn Sie die Kirschen nicht sofort verarbeiten oder einfrieren, können Sie die noch unreifen Beeren pflücken. Grüne Acerola-Kirschen bleiben im Kühlschrank bis zu 14 Tage frisch. Die Früchte produzieren Ethylen, wodurch sie nach der Ernte weiter reifen und eine rote Farbe bekommen. Ideale Lagertemperaturen sind zwischen 5 und 15 C° abhängig von der Sorte.16 Die gelben oder rot gefärbten Acerola-Kirschen haben trotz Kühlung eine deutlich kürzere Haltbarkeit. Platzieren Sie die Früchte in einer flachen Schale, ohne sie zu stapeln, und waschen Sie Acerola erst kurz vor dem Verzehr.
Sie können ganze oder entsteinte Früchte am besten portionsweise einfrieren, um die Haltbarkeit auf 3 bis 6 Monate auszudehnen. Weiters eignet sich das Einkochen mit Zucker und Abfüllen in sterile Gläser, gegebenenfalls auch das Vakuumieren. Saft und Püree nach dem Öffnen im Kühlschrank lagern und innerhalb von 2 bis 3 Tagen verbrauchen.
Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien
Zusammensetzung und Menge der Inhaltsstoffe, inkl. sekundäre Pflanzenstoffe, variieren extrem je nach Sorte, Wachstumsbedingungen und Verarbeitungsmethoden etc.
Frische Acerola-Kirschen haben einen hohen Wassergehalt mit 91 %. Der Energiewert von 100 g frischen Früchten beträgt nur 32 kcal. Das kirschenähnliche Obst enthält kaum Fett und Protein (unter 0,5 %). Von den 7,7 g Kohlenhydraten sind 1,1 g Ballaststoffe.4
Laut USDA liefert der Verzehr von 100 g rohen Acerola-Früchten 1678 mg Vitamin C und deckt über 2000 % des Tagesbedarfs ab.4 Der Vitamin C-Gehalt kann zwischen 1000 und 4500 mg/100g schwanken. Nur drei Acerola-Kirschen decken den Vitamin-C-Bedarf eines Erwachsenen.1 Keine in unserer Datenbank eingetragene Zutat erreicht diesen ausserordentlich hohen Wert. Es gibt eine Frucht aus dem Amazonas-Regenwald, die für einen noch höheren Vitamin-C-Gehalt bekannt ist. In einer Untersuchung hatte das gefriergetrocknete Pulver der Camu-Camu einen viermal höheren Vitamin C-Gehalt als jenes der Acerola.17 Mit den in Europa wachsenden Beeren und Früchten wie Sanddorn (450 mg/100g), Echte Guave (228 mg) und Schwarze Johannisbeeren (181 mg) können Sie Ihren Vitamin-C-Bedarf gut decken.4
In wesentlich geringeren Mengen ist Folat enthalten. 100 g Acerola decken 7 % des Tagesbedarfs ab. Der Folat-Gehalt von Acerola (14 µg/100g) ist mit jenem von roher Litschi und roher Passionsfrucht vergleichbar. Algen (z.B. Nori-Blätter: 1231 µg/100g) weisen deutlich höhere Folat-Gehalte auf, die aufgenommene Menge ist aber auf kleine Portionen begrenzt. Der höhere Gehalt in Hülsenfrüchten (Mungbohnen: 625 µg, Kichererbsen: 557 µg) reduziert sich durch den notwendigen Kochvorgang (Kichererbsen gekocht: 63 µg/100g).4
Weiters erwähnenswert ist das enthaltene Kalium mit 146 mg/100g. Auch 100 g Salatgurken, Grapefruit und Himbeeren decken 7 % des Tagesbedarfs. Früchte, die zu den guten Kalium-Lieferanten zählen, sind getrocknete Bananen (1183 mg/100g), getrocknete Aprikosen (1162 mg) und getrocknete Goji-Beeren (1104 mg).4
Die gesamten Inhaltsstoffe von Acerola, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.
Wirkungen auf die Gesundheit
Acerola zeichnet sich durch ein aussergewöhnliches Nährstoffprofil aus. Sie bietet neben Vitamin B6, Folat, Vitamin A, Thiamin und Riboflavin vor allem einen herausragenden Vitamin-C-Gehalt, der etwa 50- bis 100-mal so hoch ist wie in Orangen oder Zitronen.1 Vitamin C fängt im Körper schädliche freie Radikale ab und unterstützt chemische Reaktionen, bei denen der Körper Zucker in Energie umwandelt. Die Einnahme von unreifem Acerola-Saft reduzierte in einem Rattenmodell durch eine ungesunde Diät (viel Fett und Kalorien) ausgelöste Lipid- und Proteinoxidationschäden in Gehirn, Leber, Nieren und Herz.5,10
Eine Studie mit gesunden jungen Männern zeigte, dass Acerola-Saft die Aufnahme von Ascorbinsäure steigert und deren Ausscheidung im Urin reduziert, verglichen mit der Einnahme von isolierter Ascorbinsäure. Dies deutet darauf hin, dass Acerola-Saft die Bioverfügbarkeit von Vitamin C verbessern kann.7,10
Wichtige Mineralstoffe wie Eisen, Calcium, Magnesium, Phosphor, Kalium, Natrium, Zink, Kupfer und Selen ergänzen das Nährstoff-Profil von Acerola. Diese Mikronährstoffe spielen eine zentrale Rolle in Stoffwechselprozessen, bei der Aufrechterhaltung der Homöostase, beim Zellschutz und für ein optimal funktionierendes Immunsystem.10
Etwa 10 % getrockneter Acerola-Früchte und -Schalen bestehen aus Ballaststoffen, darunter wirken pektische Heteropolysaccharide in vivo vitalisierend und antioxidativ. Die Polysaccharide aus Acerola fördern die Regeneration der Magen- und Darmschleimhaut bei Entzündungen. Sie wirken antioxidativ, entzündungshemmend, schmerzlindernd und steigern den Glutathionspiegel im Magenepithel. Glutathion ist ein wichtiges körpereigenes Antioxidans, das vor Zellschäden schützt.10
Sekundäre Pflanzenstoffe
Viele gesundheitliche Wirkungen von Acerola kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.
Acerola-Kirschen enthalten u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:5,10
- Isoprenoide: Monoterpene (Eucalyptol, m-, o-, und p-Cymen, Terpinen-4-ol, Terpinolen, Thymol, α-Terpinen); Tetraterpene: Carotinoide: Carotine (Alpha- und Beta-Carotin, Lycopin), Xanthophylle (Beta-Cryptoxanthin, Lutein)
- Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxybenzoesäuren (Gallusäure, Syringinsäure, Protocatechinsäure, Salicylsäure), Hydroxyzimtsäuren (m-Cumarsäure, p-Cumarsäure, Ferulasäure, Kaffeesäure, Chlorogensäure, Tartarsäure, Caftarinsäure); Flavonoide: Flavanole (Catechin, Epicatechin, Epigallocatechingallat, Epicatechingallat), Flavonole (Quercetin, Quercitrin, Quercetin-Glykoside, Kaempferol, Kaempferol-Derivate, Isorhamnetin, Myricetin, Myricetin-Derivate, Rutin), Flavanone (Pinobanksin, Naringenin, Naringin), Flavone (Acacetin, Luteolin, Apigenin, Chrysin, Malonylapiin, Vitexin), Isoflavone (Biochanin A, Daidzein, Formonomentin, Genistein), Anthocyane (Cyanidin-3-Rhamnosid, Cyanidin-3-Rutinosid, Cyanidin-3,5-Diglucosid, Delphinidin, Malvidin-3-Glucosid, Pelargonidin); Tannine (Procyanidin, Ellagsäure); Stilbene (trans- und cis-Resveratrol); Chalkone (Naringenin-Chalkone); Lignane (Lariciresinol)
- Weitere organische Verbindungen: Carbonsäuren (Essigsäure, Decansäure, Dodekansäure, Heptansäure, Hexadecansäure, Hexansäure, Propansäure); Hydroxycarbonsäuren (Cumaroylchinasäure, Apfelsäure, Bernsteinsäure, Weinsäure, Zitronensäure); Aldehyde (Vanillin, Benzaldehyd); Cumarine (Sesaminol, Secoisolariciresinol-Monoglucosid); Ester; Phenylpropanoide (Anethol, Eugenol); Benzofurane (Furfural, Sesaminol); Ketone; Alkohole
- Sonstige Pflanzenstoffe (inkl. Protease-Inhibitoren): Phytate (Phytinsäure)
Acerola-Frucht enthält ein vielfältiges Profil an bioaktiven Verbindungen, die gemeinsam eine starke antioxidative und entzündungshemmende Wirkung entfalten. In der Schale dominieren Anthocyane wie Cyanidin- und Pelargonidin-Derivate. Die Samen sind reich an Catechin, Epicatechin und Epigallocatechingallat sowie an weiteren Flavonoiden und phenolischen Säuren. Spuren von Acacetin, Apigenin und Chrysin im Fruchtfleisch erhöhen die Vielfalt. Der Saft enthält vor allem Flavonoide, phenolische Säuren, Stilbene, Cumarine und Lignane. Flüchtige Verbindungen aus unterschiedlichen chemischen Klassen prägen das charakteristische Aroma und den Geschmack.10
Die Forschung zur Acerola fokussierte sich bislang auf die Identifizierung der bioaktiven Inhaltsstoffe. Konkrete gesundheitliche Wirkungen und Wirkmechanismen sind noch wenig erforscht. Forschende schliessen daher aus bekannten Wirkungen einzelner Pflanzenstoffe auf das gesundheitliche Potenzial der Acerola. In Tiermodellen oder In-vitro-Untersuchungen wirken v.a. Ascorbinsäure (Vitamin C), Anthocyane, β-Carotin, β-Cryptoxanthin, Catechin, Flavonoide, Procyanidine und Resveratrol antikanzerogen, -diabetisch und -adipös sowie lipidsenkend. Einige sekundäre Verbindungen besitzen technologische Funktionen in Lebensmitteln, etwa als natürliche Farb- und Aromastoffe, Konservierungs-, Geschmacks- oder Säuerungsmittel, Haltbarkeitsverlängerer und Farbstabilisatoren.10
Die phenolischen Verbindungen regulieren u.a. Entzündungsmarker in der Leber und verbessern die Leberfunktion. Acerola-Extrakte hemmen die Oxidation von LDL-Cholesterin und senken so das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Polyphenole und Carotinoide aus Acerola regulieren den Blutzuckerspiegel und reduzieren Störungen des Fettstoffwechsels (Dyslipidämie), indem sie die Aktivität von Enzymen (u.a. α-Glucosidase) hemmen und die Aufnahme von Glukose im Darm modulieren. Laut einer Studie reduziert Acerola-Saft bei fettleibigen Mäusen die Gewichtszunahme und normalisiert Entzündungsprozesse im Fettgewebe.10
Organische Säuren spielen eine zentrale Rolle in den Wachstums-, Reife- und Alterungsprozessen von Früchten. Sie beeinflussen die Anfälligkeit gegenüber Mikroorganismen, tragen zur Synthese anderer Metabolite bei und prägen das Aroma. In Acerola dominiert Apfelsäure, die mehr als 30 % der gesamten organischen Säuren ausmacht. Apfel- und Weinsäure wirken nicht nur antioxidativ, sondern zeigen auch positive Effekte auf den Zuckerstoffwechsel und die Darmflora. Trans-Resveratrol reguliert zudem das Darmmikrobiom und verbessert kognitive Fähigkeiten.10
Acerola-Extrakte zeigen antimikrobielle Effekte gegenüber gramnegativen oder grampositiven Bakterien. Fruchtreste können das Wachstum von Escherichia-coli-Stämmen im Vergleich zu Kontrollen ohne Acerola nahezu vollständig hemmen. Mit Extrakten aus Acerola-Nebenprodukten beladene Nanopartikel zeigen eine besonders starke Wirkung gegen E. coli und Listeria monocytogenes. Auch Flavonoide wirken vielversprechend gegen Staphylococcus aureus, Salmonella typhimurium und Listeria monocytogenes.10
Carotinoide, Flavonoide, Tannine und Stilbene sind für ihre krebshemmende Wirkung bekannt. In vitro hemmt Acerola-Extrakt (Vitamin C und das Flavonoid Rutin) das Tumorwachstum effektiv und schützt vor oxidativem Stress und strahleninduzierten Mutationen an der DNA.5,10
Carotinoide und Anthocyane verleihen Acerola ihre rote Farbe.10 Beta-Carotin macht 40–60 % der gesamten Carotinoide aus. Im menschlichen Körper wandelt sich Beta-Carotin zu Retinol (Vitamin A) und stärkt die Sehkraft, Zellwachstum, gesunde Haut, Schleimhäute und das Immunsystem. Lutein beugt altersbedingter Makuladegeneration vor.10 In einer Humanstudie erhöhte ein Präparat aus Lycopin, Acerola- und Traubenkernextrakt sowie Biomarin die Hautfeuchtigkeit und Kollagenbildung und milderte dadurch lichtbedingte Hautalterung.6
Acerola-Trester (Schale, Kerne, Fruchtfleischreste) enthält auch antinutritive Faktoren, wie Phytate (Phytinsäure), die die Mineralstoffaufnahme und Eiweissverwertung beeinträchtigen können. Diese lassen sich durch Einweichen, Erhitzen oder Fermentation reduzieren.10
Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen
Es gibt nur wenige wissenschaftliche Daten zu Dosis, Wechselwirkungen und Toxizität von Acerola. Nach aktuellem wissenschaftlichem Stand ist Acerola "allgemein als sicher anerkannt" (GRAS - Generally Recognized as Safe).5
In Tierversuchen an Ratten zeigte sich eine gute Verträglichkeit. Bei akuter Toxizitätsprüfung traten bis zu einer Dosis von über 2000 mg/kg Körpergewicht keine tödlichen Effekte auf. In den subakuten und subchronischen Untersuchungen verursachte eine orale Gabe von bis zu 1000 mg/kg Körpergewicht keine signifikanten Veränderungen in Blutwerten, klinisch-chemischen Parametern, Organbefunden oder Urinanalysen. Diese Ergebnisse sprechen für die Unbedenklichkeit von Acerola als potenzielles Nahrungsergänzungsmittel. Der NOAEL ("No Observed Adverse Effect Level") liegt daher bei 1000 mg/kg.8,10,11 Höhere Dosen können jedoch Nebenwirkungen wie starken Durchfall hervorrufen.8,10,11,12
LatexallergikerInnen sollten über mögliche kreuzreaktive Allergene in Acerola informiert sein. Ein 37-jähriger Mann mit Latexallergie erlitt fünf Minuten nach dem Trinken von mit Acerola angereichertem Apfelsaft eine anaphylaktische Reaktion mit Urtikaria, Juckreiz, Atemnot und Tachykardie. Purer Apfelsaft löste hingegen keine Symptome aus. Bei Latexallergie kann Acerola demnach schwere allergische Reaktionen hervorrufen, vermutlich aufgrund kreuzreaktiver Proteine.9
Es gibt Hinweise, dass Acerola-Inhaltsstoffe (z.B. Vitamin C) die Wirkung bestimmter Medikamente beeinflussen.12 Konkrete Studien im Zusammenhang mit Acerola gibt es aber keine.
Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
In Brasilien hat die frische Acerola nach der Ernte einen CO2-Fussabdruck von 0,38 kg CO2eq/kg. Da der Fussabdruck alle Umweltauswirkungen vom Anbau über Verarbeitung, Verpackung, Transport bis hin zum Verbrauch umgerechnet in CO2-Äquivalenten ausdrückt, ist es sinnvoll, sich auch den Fussabdruck für verarbeitete Produkte anzusehen. Je nach Angabe weisen gefriergetrocknete Acerola aus Brasilien einen Fussabdruck von 9 bis 26 kg CO2eq/kg auf. Der Verarbeitungsschritt des Gefriertrocknens ist für die Erhaltung der Nährstoffe förderlich, allerdings sehr energieintensiv. Acerola-Saftkonzentrat aus Vietnam hat einen Fussabdruck von rund 15 kg CO2eq/kg.13
Früchte haben im globalen Durchschnitt einen Wasserfussabdruck von rund 1000 l/kg. Davon sind 147 l aus Süsswasserquellen und 727 l aus Regenwasser. 93 l machen von Umweltgiften (Pestiziden etc.) verschmutztes Grauwasser aus. Früchte haben im Vergleich zu anderen Kulturen einen relativ geringen Wasserfussabdruck, sie beinhalten aber auch wenig Kalorien. Demnach weisen die Früchte pro Kalorie gerechnet einen relativ grossen Wasserfussabdruck auf. Einen noch grösseren Wasserbedarf pro Kalorie haben Nüsse, Tee, Kaffee und Kakao.14 Trotz umfangreicher Recherchen liegen uns leider keine konkreten Zahlen zum Wasserfussabdruck von Acerola-Kirschen vor.
Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?
Tierschutz - Artenschutz
Die Acerola Active Germplasm Bank ist eine von der Universität in Pernambuco, Brasilien, gegründete Genbank. Die Institution verfolgt die Ziele, die genetische Vielfalt der Pflanzenart zu erhalten und vielversprechende Genotypen der Acerola zu bewerten und zu identifizieren.1
Weltweites Vorkommen - Anbau
Der Ursprung der Acerola liegt vermutlich auf den karibischen Inseln und den Antillen, ist aber nicht nachweislich belegt. Die Pflanze wächst wild und kultiviert im nördlichen Südamerika, in Zentralamerika und Südmexiko.2 Weitere Anbauregionen sind Florida, Indien, China und Vietnam. Der grösste Produzent ist Brasilien mit einem jährlichen Ertrag von 32'900 Tonnen. Nur ein kleiner Anteil ist für den rohen Verzehr vorgesehen. Die Mehrheit des Ernteguts dient der Verarbeitung zu gefrorenen Früchten, Saft, Marmelade, gefrorenem Konzentrat, Konfitüre und Likör.
Nordamerika produziert kleine Mengen der Frucht. Europäische Länder wie Frankreich, Deutschland und Ungarn stellen überwiegend Saft aus Acerola her. In den USA und China sind Nahrungsergänzungsmittel für die Deckung von Vitamin C aus Acerola in Verwendung. Andere tropische Länder wie Indien haben die Bedeutung der Frucht noch nicht erkannt.1
Verwechslungsmöglichkeiten
Wer Acerola nicht gut kennt, könnte sie mit anderen "als gesundheitsfördernd assoziierten" Früchten wie Aronia oder Acai verwechseln. Eine optische Verwechslungsmöglichkeit besteht mit der Pitanga. Acerola sieht der runden bis ovalen Frucht mit roter bis dunkelvioletter Farbe ähnlich. Beide sind essbare südamerikanische Früchte. Pitanga weist einen süss-sauren Geschmack auf, wohingegen Acerola für ihren säuerlich an Apfel erinnernden Geschmack bekannt ist.
Der Azaroldorn (Crataegus azarolus) klingt ähnlich wie Acerola ist aber im Mittelmeer und in Westasien verbreitet. Die Früchte des Azaroldorns (auch Welsche Mispel und Neapolitanische Mispel genannt) sind essbar.
Anbau - Ernte
Die Acerola ist ein mittelgrosser, immergrüner Strauch mit einem einzigen verzweigten Stamm und einem dichten Blätterdach. Ihre leicht nach unten gebogenen Zweige tragen kleine, dunkelgrüne, oval-förmige, ledrige Blätter. Der Strauch kann eine Breite von 2 bis 4 m und eine Höhe von 2 bis 3 m erreichen.2
Die Acerola-Blüten sind zwittrig, d.h. sie haben sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsorgane. Dennoch sind sie auf Fremdbestäubung angewiesen, da eine Selbstbefruchtung mit dem eigenen Pollen nicht möglich ist. Die Pflanze gilt daher als selbstunverträglich und benötigt Insekten oder andere Bestäuber, um Früchte auszubilden.2
Die Acerola-Pflanze bevorzugt ein tropisches Klima mit durchschnittlichen Temperaturen von 26 °C und 1200-1600 mm Niederschlag pro Jahr. Ein Pflanzabstand von 4x4 oder 6x6 Meter ist empfehlenswert. Im ersten Jahr produziert der strauchartige Baum 2 bis 47 kg Früchte. Je nach Bewirtschaftung und Klima kann der Acerola-Baum das ganze Jahr über Früchte tragen bzw. 4 bis 7 Erntespitzen pro Jahr haben. Eine ausgewachsene Pflanze produziert bis zu 100 kg Früchte pro Jahr.2
Der Acerola-Baum ist widerstandsfähig gegenüber Schädlingen, gelegentlich ist er von Cochenille-Wanzen und Blattläusen befallen. Allerdings sollten Sie den Baum vor Fruchtfliegen schützen, um grössere Ernteausfälle zu vermeiden. Zu den häufigsten Krankheiten zählen Cercospora, Schorf und Anthraknose.2
Theoretisch gibt es Acerola-Cultivare, die sich für eine maschinelle Ernte eignen. Trotzdem erfolgt die Ernte meist manuell und täglich, da die Früchte schnell reifen und leicht verderblich sind. Abhängig vom Abnehmer bzw. Zweck der Weiterverarbeitung, erntet man sie in verschiedenen Reifestadien. Für den direkten Verzehr oder die Verarbeitung zu Mark und Saft eignen sich die vollständig gereiften Früchte mit roter Schale. Als Ausgangsprodukt für pharmazeutische Produkte sind die unreifen, grün gefärbten Früchte relevant, da sie einen höheren Vitamin-C-Gehalt aufweisen. Für den Transport über weitere Distanzen soll die Farbe der Schale am Übergang zwischen gelb und rot sein.2
Anbau als Topfpflanze
In Mitteleuropa eignet sich Acerola hervorragend als Topfpflanze und erzielt den besten Ernteertrag bei ganzjähriger Haltung unter Glas – etwa im Wintergarten oder Gewächshaus. Von Mai bis September gedeiht die Pflanze auch im Freien an einem warmen, sonnigen bis halbschattigen Standort. Achten Sie dabei auf eine gleichmässige Bodenfeuchte: regelmässig giessen, aber Staunässe unbedingt vermeiden.
Überwintern Sie die tropische Pflanze bei 10–15 °C und schützen Sie sie vor Frost. Bei kühler Überwinterung (um die 10 °C) ist weniger Giessen notwendig und ein Laubfall möglich. Mehr Wasserbedarf hat die Pflanze bei der Überwinterung an einem wärmeren und hellen Standort. Dort bleibt die Krone meist immergrün.
Der Nährstoffbedarf von Acerola ist hoch. Düngen Sie von April bis September wöchentlich mit einem flüssigen Volldünger. Ein regelmässiger Schnitt ist nicht notwendig, da sich die Pflanze auch ohne Schnitt schön entwickelt. Falls gewünscht, kann ein Rückschnitt nach der Ernte oder zum Ende der Winterruhe erfolgen.
Acerola benötigt ein torffreies, lockeres und durchlässiges Substrat mit grobkörnigen Bestandteilen (z. B. Lavagrus, Blähton oder Kies) sowie einem Anteil an Humus zur Wasser- und Nährstoffspeicherung.
Schützen Sie die meist robuste Pflanze vor Trockenstress und Wurzelkälte, um Krankheiten und Schädlinge zu vermeiden.15
Industrielle Herstellung
Die Verarbeitung von Früchten zielt auf eine längere Haltbarkeit, sowie den Erhalt der wertvollen Nährstoffe ab. Das Pasteurisieren und anschliessende Einfrieren führen zu den geringsten Vitamin-C-Verlusten.2
Neben Marmeladen und Saft ist die Weiterverarbeitung der Frucht zu Kaugummis, Fruchtkonserven, Joghurts und Limonaden gängig.1
Das bei der Saftproduktion anfallende Fruchtfleisch und die Kerne stellen wertvolle Rohstoffe dar. In Untersuchungen erhielten die Nebenprodukte höhere Gehalte an Anthocyanen und Flavonoiden als der gewonnene Acerola-Saft. Die Kerne der Frucht enthalten keinerlei Toxine oder Allergene und eignen sich für die Herstellung von Mehl.1
Mehr Informationen zur Verarbeitung von Acerola, lesen Sie im Artikel Acerola-Saft.
Weiterführende Informationen
Acerola gehört zur Familie der Malpighiengewächse (Malpighiaceae).1 Botanisch betrachtet ist die Acerola-Kirsche mit der in Europa vertretenen Kirsche (Prunus sp.) nicht verwandt. Die zwei Arten der Acerola M. glabra und M. emarginata sind hauptsächlich in Verwendung für die kommerzielle Produktion.5 M. punicifolia ist auf kleinen Produktionsflächen zu finden. Zu den Malpighiaceae gehören 1350 Baum-, Strauch-, und Lianen-Arten in tropischen und subtropischen Regionen weltweit.10
Acerola ist eine klimakterische Frucht, die nach der Ernte weiterreift.1
Alternative Namen
Alternative Bezeichnungen für Acerola lauten Acerolakirsche, Puerto-Rico-Kirsche, Westindische Kirsche, Jamaika-Kirsche und Barbados-Kirsche. Zu den weiteren alternativen Namen der Acerola gehören Azerola, Ahornkirsche, Antillenkirsche sowie Kirsche der Antillen.15 Auf Englisch sind die Namen Acerola, Acerola cherry und Barbados cherry bekannt.
Sonstige Anwendungen
Acerola ist Ausgangsprodukt für ascorbinsäurehaltige Nahrungsergänzungsmittel.1 Auch die Kosmetikindustrie nutzt Extrakte der Frucht für Anti-Aging-Cremes, Hautaufheller und Haarpflegeprodukte. Dank der enthaltenen Ascorbinsäure und sekundären Pflanzenstoffe kann Acerola als natürliches Konservierungsmittel und als Farbstoff zum Einsatz kommen.
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