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Die Früchte der Malpighia emarginata sind als Acerola bekannt. Saurer als die heimische Kirsche erinnert die südamerikanische Frucht (bio?) geschmacklich an Apfel. Roh ist sie eine der Vitamin-C-reichsten Früchte.
Verwendung in der Küche
Die Acerola-Kirsche überzeugt mit ihrem weichen Fruchtfleisch, ihrer zarten Schale und einem angenehm säuerlichen Geschmack.2 Die Frucht misst etwa 1 bis 3 cm im Durchmesser und zeigt je nach Reifegrad eine leuchtend rote bis rötlich-orange Farbe. Ihre rundlich bis leicht abgeflachte Form ist von feinen Furchen durchzogen, die an kleine Kürbisse oder Mini-Paprika erinnern. Beim Hineinbeissen offenbart sich ein saftiges, gelblich bis orangefarbenes Fruchtfleisch. In der Mitte sitzen meist drei kleine Steinkerne, die Sie bei der Zubereitung entfernen sollten.
Acerola lässt sich roh verzehren und punktet mit ihrem aussergewöhnlich hohen Nährstoffgehalt -insbesondere an Vitamin C. Frisch genossen enthält die Frucht die meisten wertvollen Inhaltsstoffe, die bei der Verarbeitung teilweise verloren gehen. Der intensiv säuerliche Geschmack harmoniert besonders gut mit süssem Obst wie Banane, Mango oder Papaya. Auch etwas Ahornsirup oder Dattelsirup rundet das Aroma harmonisch ab.
In der veganen Küche eröffnen sich zahlreiche Möglichkeiten der Zubereitung. Die häufigste Verwendung von Acerola ist gepresst im Saft, als Fruchtgelee oder Marmelade. Da die empfindliche Frucht nur kurz haltbar ist, verlängert die Weiterverarbeitung ihre Nutzbarkeit deutlich. Besonders gut gelingt Marmelade in Kombination mit Apfel oder Mango. Ein Fruchtspiegel mit Acerola veredelt Desserts, Waffeln oder Porridge. Milder schmeckende Sorten eignen sich auch als Püree für Kleinkinder. Zu den Nachspeisen, die Sie mit Acerola-Kirschen verfeinern können, zählen Kuchen, Torten, Cremes und vegane Joghurt-Desserts.
Frisch gepresster Acerola-Saft schmeckt pur oder verdünnt mit Wasser und Orangensaft besonders erfrischend. Fruchtmark oder Saft lassen sich hervorragend in Smoothies, Mocktails oder als fruchtige Alternative zu Zitrone oder Limette verwenden. In Kombination mit Minze, Ingwer oder Basilikum entsteht ein belebendes Aroma mit tropischer Note.
Für eine kühlende Erfrischung können Sie den gepressten Saft oder das Püree in Eiswürfelformen einfüllen und einfrieren. Die säuerlichen Würfel eignen sich ideal zum Aromatisieren von Getränken. Auch ein cremiges Acerola-Sorbet, gemixt mit gefrorenen Erdbeeren oder Mango, sorgt für Genuss. In einer selbstgemachten Nicecream, einer gesunden Eiscreme ohne Zucker, kommt Acerola ebenfalls hervorragend zur Geltung.
Acerola-Püree passt als säuerlicher Kontrast gut in Salsas (mit Tomate, Chili, Koriander), zu roh-veganen Wraps oder zu Gemüse-Carpaccio (z.B. mit Rote Beete oder Zucchini). Currys oder Gemüseeintöpfe bekommen ein exotisches Aroma. In der brasilianischen Küche zählt "Salmão ao Molho de Acerola" (Lachs mit Acerola-Sauce) zu den bekanntesten Gerichten.
Frische Beeren lassen sich bei Bedarf durch Acerola-Pulver oder -Saft ersetzen. Ein Teelöffel Pulver entspricht etwa 10 bis 12 frischen Kirschen (ca. 10–15 g). Da das Fruchtvolumen beim Pulver fehlt, empfiehlt es sich, etwas zusätzliche Flüssigkeit zum Rezept zu geben. Anstelle von 100 g frischer Zutat können Sie auch 60-80 ml ungezuckerten Acerola-Direktsaft verwenden.
Veganes Rezept für südindisches Acerola-Curry - scharf
Zutaten: 500 g reife Acerola-Kirschen, 35 g grüne Chilischoten (mittel scharf, längs aufgeschnitten), 1 Zweig Curryblätter, 15 ml Kokosöl, 2 g Senfkörner, 1 g Bockshornkleesamen, 15 g Chilipulver, 1 g Kurkumapulver, 1 g Asafoetida, 20 g Salz, 500 ml Trinkwasser
Zubereitung: Acerola, Chilischoten, Chilipulver und Kurkuma mit Wasser und Salz in einen Topf geben. Das Curry aufkochen, dann bei niedriger Hitze 5 Minuten köcheln lassen. In einer Pfanne das Kokosöl erhitzen und die Senfkörner zugeben. Mit einem Deckel die Pfanne bedecken, warten bis die Senfsamen knistern, erst dann geben Sie den Bockshornklee hinzu. Währenddessen die Curryblätter, waschen und anschliessend vom Stamm abzupfen und in die Pfanne hinzufügen. Asafoetida einrühren und die Hitze ausschalten.
Das fertige Gewürzöl ins Kirschcurry einrühren. Belassen Sie bevorzugt den Deckel am Topf, um die Aromen bestmöglich zu bewahren. Das süss-saure Curry können Sie mit gekochter Maniok, Kartoffeln, Dosa (südindische Crêpe) oder Reis servieren.
Vegane Rezepte mit roher Acerola finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".
Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen: Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler. |
Einkauf - Lagerung
Supermärkte vertreiben in Europa praktisch keine rohe Acerola-Frucht. Die rasch verderbliche Frucht ist frisch nur in den Anbauländern, darunter Brasilien, Jamaika, Florida, Mexiko, aber auch in Indien und China zu erstehen. Die Pflanzen erlauben eine durchgehende Ernte, darum ist die Frucht in den Anbauländern ganzjährig erhältlich.
Bei den europäischen Grossverteilern wie Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Hofer, Billa etc. sind praktisch kaum Acerola-Produkte zu finden. Möglicherweise ist Acerola als Direktsaft oder in einer Saftmischung verfügbar.
Hingegen finden Sie in Drogerien, Apotheken und vielleicht in Bio-Supermärkten wie Denn's Biomarkt und Alnatura verarbeitete Acerola-Früchte. Gängig sind Produkte wie Saft, Fruchtfleisch, Konzentrat und Pulver. Achten Sie auf kaltgepressten oder schonend verarbeiteten Saft, bei dem empfindliche Inhaltsstoffe am besten erhalten sind. Lesen Sie die Zutatenliste und vermeiden Sie Zucker, Konservierungsstoffe und Säureregulatoren in Säften. Bei Pulvern sind Trägerstoffe wie Maltodextrin oder Gummi arabicum überflüssig. Achten Sie beim Kauf auf ein Produkt, das 100 % Acerola enthält und bio-zertifiziert ist. Gefriergetrocknetes Acerola-Pulver ist häufig ohne Zusatzstoffe erhältlich.
Auch Nahrungsergänzungsmittel wie Kapseln oder Tabletten aus Acerola sind am Markt. Das aus der Frucht gewonnene Vitamin C ist natürlich und ersetzt synthetisch hergestellte Ascorbinsäure.3
Die Verfügbarkeit von Acerola ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.
Tipps zur Lagerung
Reif geerntete Acerola hält bei Zimmertemperatur 2-3 Tage. Wenn Sie die Kirschen nicht sofort verarbeiten oder einfrieren, können Sie die noch unreifen Beeren pflücken. Grüne Acerola-Kirschen bleiben im Kühlschrank bis zu 14 Tage frisch. Die Früchte produzieren Ethylen, dadurch reifen sie auch nach der Ernte weiter und bekommen eine rote Farbe. Ideale Lagertemperaturen sind zwischen 5 und 15 C° abhängig von der Sorte.16 Die gelben oder bereits rot gefärbten Acerola-Kirschen haben trotz Kühlung eine deutlich kürzere Haltbarkeit. Platzieren Sie die Früchte in einer flachen Schale, ohne sie zu stapeln und waschen Sie die Früchte erst kurz vor dem Verzehr.
Sie können ganze oder entsteinte Früchte am besten portionsweise einfrieren, um die Haltbarkeit auf 3-6 Monate auszudehnen. Weiters eignet sich das Einkochen mit Zucker und Abfüllen in sterile Gläser, gegebenenfalls auch das Vakuumieren. Saft und Püree nach dem Öffnen im Kühlschrank lagern und innerhalb von 2-3 Tagen verbrauchen. Der geöffnete pasteurisierte Saft soll gekühlt bis zu 3 Wochen haltbar sein.
Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien
Zusammensetzung und Menge der Inhaltsstoffe, inkl. sekundäre Pflanzenstoffe, variieren extrem je nach Sorte, Wachstumsbedingungen und Verarbeitungsmethoden etc.
Frische Acerola-Kirschen haben einen hohen Wassergehalt mit 91 %. Der Energiewert von 100 g frischen Früchten beträgt nur 32 kcal. Das kirschen-ähnliche Obst enthält kaum Fett und kaum Protein (unter 0,5 %). Von den 7,7 g Kohlenhydraten sind 1,1 g Ballaststoffe.4
Der Vitamin C-Gehalt schwankt zwischen 1000 und 4500 mg/100g.1 Laut USDA liefert der Verzehr von 100 g rohen Acerola-Früchte unschlagbare 1678 mg Vitamin C und deckt über 2000 % des Tagesbedarfs ab.4 Bereits drei Acerola-Kirschen decken den Vitamin-C-Bedarf eines Erwachsenen ab.1 Keine in unserer Datenbank eingetragene Zutat erreicht diesen aussergewöhnlich hohen Wert. Es gibt tatsächlich eine Frucht aus dem Amazonas-Regenwald, die für einen noch höheren Vitamin-C-Gehalt bekannt ist. In einer Untersuchung hatte das gefriergetrocknete Pulver der Camu-Camu einen viermal höheren Vitamin C-Gehalt als jenes der Acerola.17 Mit den in Europa wachsenden Beeren und Früchten wie Sanddorn (450 mg/100g), Echte Guave (228 mg) und Schwarze Johannisbeeren (181 mg) können Sie Ihren Vitamin-C-Bedarf gut decken.4
In wesentlich geringeren Mengen ist Folat enthalten. 100 g Acerola deckt 7 % des Tagesbedarfs ab. Der Folat-Gehalt von Acerola (14 µg/100g) ist mit jenem von roher Litschi und roher Passionsfrucht vergleichbar. Hervorragende Folat-Lieferanten sind Nori-Blätter (1231 µg), Mungbohnen (625 µg) und Kichererbsen (557 µg).4
Weiters erwähnenswert ist das enthaltene Kalium mit 146 mg/100g. Auch 100 g Salatgurken, Grapefruit und Himbeeren decken 7 % des Tagesbedarfs. Früchte, die zu den guten Kalium-Lieferanten zählen, sind getrocknete Bananen (1183 mg/100g), getrocknete Aprikosen (1162 mg), getrocknete Goji-Beeren (1104 mg).4
Die gesamten Inhaltsstoffe von Acerola, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.
Wirkungen auf die Gesundheit
Die pharmakologischen Eigenschaften der Acerola sind bislang nur unzureichend erforscht. Ergebnisse aus Tierversuchen und In-vitro-Studien deuten zwar auf potenziell gesundheitsfördernde Wirkungen hin, liefern jedoch keine eindeutigen Belege.
Acerola ist vor allem für seinen hohen Vitamin-C-Gehalt bekannt. Das immunstärkende Vitamin ist vor allem für seine zwei Aufgaben bekannt: als Radikalfänger und als Cofaktor in Redoxreaktionen. Zweiteres findet statt, wenn der Körper Kohlenhydrate (Glucose) in Energie (ATP) umwandelt. Vitamin C fördert die Aufnahme von Eisen. Deshalb ist es sinnvoll, pflanzliche Eisenquellen mit Acerola zu kombinieren. Lesen Sie mehr über die allgemeinen Funktionen im Körper in der Beschreibung von Vitamin C (Ascorbinsäure).
Eine Humanstudie hat die Aufnahme von Ascorbinsäure als Präparat im Vergleich zu Vitamin C aus Acerola-Saft bei gesunden Japanern untersucht. Die Blutuntersuchungen zeigten höhere Ascorbin-Werte bei den Probanden, die Acerola-Saft tranken. Auch im Urin konnten die Forscher weniger ausgeschiedene Ascorbinsäure bei den Acerola-Saft-Trinkern messen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass gewisse Komponenten in der Acerola-Kirsche die Aufnahme von Vitamin C fördern.7
Acerola bekämpft freie Radikale und schützt vor oxidativem Stress. In einer Studie wies Acerola im Vergleich zu den anderen acht tropischen Früchten die höchste antioxidative Aktivität auf. In einem Versuch an Ratten konnte die Einnahme von Acerola-Saft helfen, durch eine ungesunde Diät (viel Fett und Kalorien) ausgelöste oxidative Schäden im Gehirn, Leber, Nieren und Herzen zu reduzieren.5 Lebensmittelhersteller nützen die natürliche antioxidative Wirkung von Acerola indem sie die Frucht als Konservierungsstoff einsetzen und damit eine längere Haltbarkeit der Lebensmittel erreichen.10
Acerola könnte potenziell von UV-Strahlung gealterte Haut reparieren. Eine relevante Humanstudie hat ein nutrazeutisches Produkt untersucht, das Lycopin (in Tomaten enthalten), Acerola-Extrakt, Traubenkernextrakt und den Biomarine-Komplex T enthält. 50 Frauen mit fotogealterter Haut haben an einer 120-tägigen Behandlung teilgenommen. Die untersuchten Gewebe-Proben zeigten in allen Fällen eine Verbesserung des allgemeinen Hautzustands mit erhöhter Hautfeuchtigkeit und einem gesunkenen pH-Wert. Ebenfalls zeigte sich eine Erhöhung der Ultraschalldichte und der histologischen Zunahme von Kollagen, was insgesamt auf eine schützende Wirkung vor Lichtalterung der Haut hinweist.6
Sekundäre Pflanzenstoffe
Viele gesundheitliche Wirkungen von Acerola kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.
Acerola-Kirschen enthalten u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:5,10
- Isoprenoide: Tetraterpene: Carotinoide (Beta-Carotin), Xanthophylle (Beta-Cryptoxanthin, Lutein)
- Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxybenzoesäuren (Gallusäure, Syringinsäure), Hydroxyzimtsäuren (p-Cumarsäure, Ferulasäure, Kaffeesäure, Chlorogensäure); Flavonoide: Flavanole (Catechin, Epicatechin, Epigallocatechin, Flavan-3-ol), Flavone (Luteolin), Flavonole (Quercetin, Quercetin 3-O-Rhamnosid, Kaempferol, Rutin), Anthocyane (Cyanidin, Pelargonidin, Pelargonidin Derivate, Delphinidin, Peonidin); Tannine (Procyanidin), Stilbene (trans-Resveratrol)
- Weitere organische Verbindungen: Hydrocarbonsäuren (Apfelsäure, Weinsäure, Zitronensäure)
Neben Vitamin C zählt auch Rutin zu den wichtigsten bioaktiven Komponenten der Acerola und trägt zu verringertem oxidativem Stress bei. Das resultiert in weniger DNA-Schäden und die Senkung des Risikos, an Krebs zu erkranken.5 Auch die Stoffe Flavan-3-ol, Flavonol, Lutein, der Gerbstoff Procyanidin und trans-Resveratrol sind für ihre krebsbekämpfende Wirkung bekannt.10 In-vitro-Versuche machten eine antikanzerogene Wirkung von Acerola-Extrakt sichtbar. Die Beigabe des Frucht-Extraktes konnte in Zellkulturen das Wachstum von Tumoren effektiv hemmen, Schäden an der DNA verhindern und vor strahleninduzierten Mutationen schützen.5
Carotinoide verleihen der Acerola ihre rote Farbe. Mehr zu den Pflanzenfarbstoffen und ihren gesundheitlichen Wirkungen lesen Sie im Beitrag zu den Carotinoide.
Trans-Resveratrol soll das Darmmikrobiom regulieren sowie die kognitiven Fähigkeiten verbessern.10
Weiters haben Tierversuche oder In-vitro-Untersuchungen gezeigt, dass Acerola antihyperglykämisch, entzündungshemmend, hepatoprotektiv, antimikrobiell, antidiabetisch und gegen Fettleibigkeit wirkt.5,10
Bislang konzentrierte sich die Forschung zur Acerola vor allem auf die Identifikation und Quantifizierung ihrer bioaktiven Inhaltsstoffe – ihre Wirkungen sind nach wie vor kaum erforscht. Aktuell schliessen WissenschaftlerInnen von den mit Pflanzenstoffen assoziierten gesundheitsfördernden Wirkungen auf das Potenzial der Acerola.10
Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen
Es gibt nur wenige wissenschaftliche Daten über die Berücksichtigung von Dosis, Wechselwirkungen und Toxizität. Nach aktuellem wissenschaftlichem Stand ist Acerola nicht als allgemein sicheres Produkt eingestuft.5
Erste Studien über die Verträglichkeit von Acerola insbesondere bei Überdosierung, geben Entwarnung. Hanamura und Aoki (2008) wiesen nach, dass eine akute orale Verabreichung von rohen Acerola-Polyphenolen (2000 mg/kg Körpergewicht) bei Ratten nach 14 Tagen keine Todesfälle oder Anomalien verursacht. Der Studie zu nach ist die minimale tödliche Dosis von rohen Acerola-Polyphenolen grösser als 2000 mg/kg Körpergewicht. Die Ergebnisse aus einem einzigen Experiment reichen nicht aus, um Acerola-Polyphenol-Extrakten den Status "allgemein als sicher anerkannt" (GRAS - Generally Recognized as Safe) zu verleihen.8
Bei der Verabreichung von gefriergetrocknetem Acerola-Mark (1000 mg/kg) über einen Zeitraum von 180 Tagen konnten Barichello et al. (2024) keine toxischen Wirkungen bei den untersuchten Ratten nachweisen.11
Latexallergiker sollten über die möglichen kreuzreagierenden Allergene der Acerola informiert sein. In einer Studie hat Apfelsaft, vermischt mit Acerola-Saft, bei den Probanden zu Jucken und anschwellenden Lippen geführt. Purer Apfelsaft jedoch zeigte keine Symptome. Die Kreuzreaktivität auf Latex hängt mit den in der Acerola enthaltenen Proteinen zusammen.9
Beachten Sie, dass eine übermässige Einnahme von Acerola u.a. aufgrund des hochdosierten Vitamin-C-Gehalts die Wirkung von Medikamenten beeinflussen könnte. Acerola bzw. das enthaltene Vitamin C interagiert mit Aluminium und könnte Nierensteine fördern. Patienten mit Nierenproblemen und Betroffene, die aluminiumhaltige Medikamente einnehmen (sogenannte Phosphatbinder), sollten auf einen übermässigen Verzehr der Frucht verzichten. Auch Schwangere und stillende Frauen sollten Acerola nur in kleinen Mengen oder gar nicht konsumieren, da die Sicherheit als medizinisches Präparat von Acerola nicht getestet ist.12
Zu den Nebenwirkungen, die bei einem hohen Verzehr der Frucht auftreten können, zählt starker Durchfall.12
Volksmedizin - Naturheilkunde
Traditionell findet die Acerola-Kirsche Anwendung bei der Heilung von Durchfall, Ruhr, Herz-Kreislauferkrankungen sowie bei der Wundheilung. Unterstützend als Nahrungsergänzung kommt die Frucht bei Anämie, hohem Cholesterinspiegel, Diabetes, Lebererkrankung, Rheuma und Tuberkulose zum Einsatz.
Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
In Brasilien hat die frische Acerola nach der Ernte einen ökologischen Fussabdruck von 0,38 kg CO2eq/kg. Da der CO2-Fussabdruck alle Umweltauswirkungen vom Anbau über Verarbeitung, Verpackung, Transport bis hin zum Verbrauch umgerechnet in CO2-Äquivalenten ausdrückt, ist es sinnvoll, sich auch den Fussabdruck für verarbeitete Produkte anzusehen. Je nach Angabe weisen gefriergetrocknete Acerola aus Brasilien einen Fussabdruck von 9 bis 26 kg CO2eq/kg auf. Der Verarbeitungsschritt des Gefriertrocknens ist für die Erhaltung der Nährstoffe förderlich, allerdings sehr energieintensiv. Acerola-Saftkonzentrat aus Vietnam hat einen Fussabdruck von rund 15 kg CO2eq/kg.13
Früchte haben im globalen Durchschnitt einen Wasserfussabdruck von rund 1000 l/kg. Davon sind 147 l aus Süsswasserquellen und 727 l aus Regenwasser. 93 l machen von Umweltgiften (Pestiziden etc.) verschmutztes Grauwasser aus. Früchte haben im Vergleich zu anderen Kulturen einen relativ geringen Wasserfussabdruck, sie beinhalten aber auch wenig Kalorien. Demnach weisen die Früchte pro Kalorie gerechnet einen relativ grossen Wasserfussabdruck auf. Einen noch grösseren Wasserbedarf pro Kalorie haben Nüsse, Tee, Kaffee und Kakao.14 Trotz umfangreicher Recherchen liegen uns leider keine konkreten Zahlen zum Wasserfussabdruck von Acerola-Kirschen vor.
Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?
Tierschutz - Artenschutz
Die Acerola Active Germplasm Bank ist eine von der Universität in Pernambuco, Brasilien, gegründete Genbank. Die Institution verfolgt die Ziele, die genetische Vielfalt der Pflanzenart zu erhalten und vielversprechende Genotypen der Acerola zu bewerten und zu identifizieren.1
Weltweites Vorkommen - Anbau
Der Ursprung der Acerola liegt vermutlich auf den karibischen Inseln und den Antillen, ist aber nicht nachweislich belegt. Die Pflanze wächst wild und kultiviert im nördlichen Südamerika, in Zentralamerika und Südmexiko.2 Weitere Anbauregionen sind Florida, Indien, China und Vietnam. Der grösste Produzent ist Brasilien mit einem jährlichen Ertrag von 32'900 Tonnen. Nur ein kleiner Anteil ist für den rohen Verzehr vorgesehen. Die Mehrheit des Ernteguts dient der Verarbeitung zu gefrorenen Früchten, Saft, Marmelade, gefrorenem Konzentrat, Konfitüre und Likör.
Nordamerika produziert kleine Mengen der Frucht. Europäische Länder wie Frankreich, Deutschland und Ungarn stellen überwiegend Saft aus Acerola her. In den USA und China sind Nahrungsergänzungsmittel für die Deckung von Vitamin C aus Acerola in Verwendung. Andere tropische Länder wie Indien haben die Bedeutung der Frucht noch nicht erkannt.1
Verwechslungsmöglichkeiten
Wer Acerola nicht gut kennt, könnte sie mit anderen "als gesundheitsfördernd assoziierten" Früchten wie Aronia oder Acai verwechseln. Eine optische Verwechslungsmöglichkeit besteht mit der Pitanga. Acerola sieht der runden bis ovalen Frucht mit roter bis dunkelvioletter Farbe ähnlich. Beide sind essbare südamerikanische Früchte. Pitanga weist einen süss-sauren Geschmack auf, wohingegen Acerola für ihren säuerlich an Apfel erinnernden Geschmack bekannt ist.
Der Azaroldorn (Crataegus azarolus) klingt ähnlich wie Acerola ist aber im Mittelmeer und in Westasien verbreitet. Die Früchte des Azaroldorns (auch Welsche Mispel und Neapolitanische Mispel genannt) sind essbar.
Anbau - Ernte
Die Acerola ist ein mittelgrosser, immergrüner Strauch mit einem einzigen verzweigten Stamm und einem dichten Blätterdach. Ihre leicht nach unten gebogenen Zweige tragen kleine, dunkelgrüne, oval-förmige, ledrige Blätter. Der Strauch kann eine Breite von 2 bis 4 m und eine Höhe von 2 bis 3 m erreichen.2
Die Acerola-Blüten sind zwittrig, d.h. sie haben sowohl männliche als auch weibliche Teile. Sie brauchen aber Insekten oder andere Bestäuber, um Früchte zu bilden, weil sie sich mit dem eigenen Pollen nicht selbst befruchten können. Sie sind selbstunverträglich.2
Die Acerola-Pflanze bevorzugt ein tropisches Klima mit durchschnittlichen Temperaturen von 26 °C und 1200-1600 mm Niederschlag pro Jahr. Ein Pflanzabstand von 4x4 oder 6x6 Meter ist empfehlenswert. Im ersten Jahr produziert der strauchartige Baum 2 bis 47 kg Früchte. Je nach Bewirtschaftung und Klima kann der Acerola-Baum das ganze Jahr über Früchte tragen bzw. 4 bis 7 Erntespitzen pro Jahr haben. Eine ausgewachsene Pflanze kann bis zu 100 kg Früchte pro Jahr produzieren.2
Der Acerola-Baum ist recht widerstandsfähig gegenüber Schädlingen, gelegentlich ist er von Cochenille-Wanzen und Blattläusen befallen. Allerdings sollten Sie den Baum vor Fruchtfliegen schützen, um grössere Ernteausfälle zu vermeiden. Zu den häufigsten Krankheiten zählen Cercospora, Schorf und Anthraknose.2
Theoretisch gibt es Acerola-Cultivare, die sich für eine maschinelle Ernte eignen. Trotzdem erfolgt die Ernte meist manuell und täglich, da die Früchte schnell reifen und leicht verderblich sind. Abhängig vom Abnehmer bzw. Zweck der Weiterverarbeitung, erntet man sie in verschiedenen Reifestadien. Für den direkten Verzehr oder Verarbeitung zu Mark und Saft eignen sich die vollständig gereiften Früchte mit roter Schale. Als Ausgangsprodukt für pharmazeutische Produkte sind die unreifen, grün gefärbten Früchte relevant, da sie einen höheren Vitamin-C-Gehalt aufweisen. Für den Transport über weitere Distanzen soll die Farbe der Schale am Übergang zwischen gelb und rot sein.2
Anbau als Topfpflanze
In Mitteleuropa eignet sich Acerola hervorragend als Topfpflanze und erzielt den besten Ernteertrag bei ganzjähriger Haltung unter Glas – etwa im Wintergarten oder Gewächshaus. Von Mai bis September gedeiht die Pflanze auch im Freien an einem warmen, sonnigen bis halbschattigen Standort. Achten Sie dabei auf eine gleichmässige Bodenfeuchte: regelmässig giessen, aber Staunässe unbedingt vermeiden.
Überwintern Sie die tropische Pflanze bei 10–15 °C und schützen Sie sie vor Frost. Bei kühler Überwinterung (um die 10 °C) ist weniger giessen notwendig und ein Laubfall möglich. Mehr Wasserbedarf hat die Pflanze bei der Überwinterung an einem wärmeren und hellen Standort. Dort bleibt die Krone meist immergrün.
Der Nährstoffbedarf von Acerola ist hoch. Düngen Sie von April bis September wöchentlich mit einem flüssigen Volldünger. Ein regelmässiger Schnitt ist nicht notwendig, da sich die Pflanze auch ohne Schnitt schön entwickelt. Falls gewünscht, kann ein Rückschnitt nach der Ernte oder zum Ende der Winterruhe erfolgen.
Acerola benötigt ein torffreies, lockeres und durchlässiges Substrat mit grobkörnigen Bestandteilen (z. B. Lavagrus, Blähton oder Kies) sowie einem Anteil an Humus zur Wasser- und Nährstoffspeicherung.
Schützen Sie die meist robuste Pflanze vor Trockenstress und Wurzelkälte, um Krankheiten und Schädlinge zu vermeiden.15
Industrielle Herstellung
Die Verarbeitung von Früchten zielt auf eine längere Haltbarkeit, sowie den Erhalt der wertvollen Nährstoffe ab. Das Pasteurisieren und anschliessende Einfrieren führen zu den geringsten Vitamin-C-Verlusten.2
Neben Marmeladen und Saft ist die Weiterverarbeitung der Frucht zu Kaugummis, Fruchtkonserven, Joghurts und Limonaden gängig.1
Das bei der Saftproduktion anfallende Fruchtfleisch und die Kerne stellen wertvolle Rohstoffe dar. In Untersuchungen erhielten die Nebenprodukte höhere Gehalte an Anthocyanen und Flavonoiden als der gewonnene Acerola-Saft. Die Kerne der Frucht enthalten keinerlei Toxine oder Allergene und eignen sich für die Herstellung von Mehl.1
Mehr Information zur Verarbeitung der Acerola, lesen Sie im Artikel Acerola-Saft.
Weiterführende Informationen
Acerola gehört zur Familie der Malpighiengewächse (Malpighiaceae).1 Botanisch betrachtet ist die Acerola-Kirsche mit der in Europa vertretenen Kirsche (Prunus sp.) nicht verwandt. Die zwei Arten der Acerola M. glabra und M. emarginata sind hauptsächlich in Verwendung für die kommerzielle Produktion.5 M. punicifolia ist auf kleinen Produktionsflächen zu finden. Zu den Malpighiaceae gehören 1350 Baum-, Strauch-, und Lianen-Arten in tropischen und subtropischen Regionen weltweit.10
Acerola ist eine klimakterische Frucht, die nach der Ernte weiter reift.1
Alternative Namen
Alternative Bezeichnungen für Acerola lauten Acerolakirsche, Puerto-Rico-Kirsche, Westindische Kirsche, Jamaika-Kirsche und Barbados-Kirsche. Zu den weiteren alternativen Namen der Acerola gehören Azerola, Ahornkirsche, Antillenkirsche sowie Kirsche der Antillen.15 Auf Englisch sind die Namen Acerola, Acerola cherry und Barbados cherry bekannt.
Sonstige Anwendungen
Acerola ist Ausgangsprodukt für ascorbinsäurehaltige Nahrungsergänzungsmittel.1 Auch die Kosmetikindustrie nutzt Extrakte der Frucht für Anti-Aging Cremes, Hautaufheller und Haarpflege Produkte. Dank der enthaltenen Ascorbinsäure und sekundären Pflanzenstoffe kann Acerola als natürliches Konservierungsmittel und als Farbstoff zum Einsatz kommen.
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