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Acerola ist ausserhalb der tropischen Anbaugebiete meist als pasteurisierter Saft erhältlich (nicht mehr roh). Die säuerlich schmeckende Kirsche Malpighia emarginata (bio) ist vor allem für ihren extrem hohen Vitamin-C-Gehalt bekannt, der auch im Saft positiv auffällt.
Verwendung in der Küche
Acerola-Saft hat einen sehr intensiven, fruchtig-säuerlichen Geschmack, der sich deutlich von herkömmlichen Fruchtsäften unterscheidet. Er ist nicht süss, sondern eher zitronig bis herb-bitter, mit einer dezenten Kirschnote im Hintergrund. Ein Vergleich mit anderen Früchten wäre Sauerkirsche mit Zitrone, nur mit weniger Fruchtzucker. Pur ist Acerola-Saft für viele zu sauer und findet daher oft nur in kleinen Mengen (1–2 EL) im Smoothie oder in einer Saftmischung Verwendung.
Frisch gepresster Acerola-Saft schmeckt verdünnt mit Wasser und Orangensaft besonders erfrischend. Auch die Kombinationen mit Mango- und Apfelsaft sind beliebt. Fruchtmark oder Saft lassen sich hervorragend in Smoothies, Mocktails oder als fruchtige Alternative zu Zitrone oder Limette verwenden. In Kombination mit Minze, Ingwer oder Basilikum entsteht ein belebendes Aroma mit tropischer Note.
In der veganen Küche eröffnen sich auch zahlreiche Möglichkeiten der Zubereitung von Speisen. Der Saft schmeckt in pflanzlichen Joghurts, Overnight Oats und im Müesli (Erb-Müesli). In Rohkostkuchen und Energy Balls spendet ein Schuss Acerola-Saft Feuchtigkeit und bringt eine säuerliche Komponente.
Auch für die Zubereitung von Dressings findet der Saft anstelle von Zitrone oder Essig Verwendung. Sie können den Saft zum Abschmecken von Dips wie Tahin-Saucen einsetzen. Probieren Sie roh-veganes Ceviche (z. B. mit Jackfruit oder Pilzen) und setzen Sie den tropischen Fruchtsaft für die "zitronige" Frische ein.
Acerola-Saft passt als säuerlicher Kontrast gut in Salsas (mit Tomate, Chili, Koriander) oder zu Gemüse-Carpaccio (z.B. mit Rote Bete oder Zucchini). Currys oder Gemüseeintöpfe bekommen ein exotisches Aroma. In der traditionellen brasilianischen Küche zählt "Salmão ao Molho de Acerola" (Lachs mit Acerola-Sauce) zu den bekanntesten Gerichten.
Für eine kühlende Erfrischung können Sie den Saft in Eiswürfelformen einfüllen und einfrieren. Die säuerlichen Würfel eignen sich ideal zum Aromatisieren von Getränken. Auch ein cremiges Acerola-Sorbet, gemixt mit gefrorenen Erdbeeren oder Mango, sorgt für Genuss. In einer selbstgemachten Nicecream, einer gesunden Eiscreme ohne Zucker, kommt Acerola ebenfalls hervorragend zur Geltung.
Anstelle der frischen Steinfrucht können Sie auch Acerola-Saft oder -Pulver einsetzen. 60-80 ml ungezuckerter Acerola-Direktsaft entspricht in etwa 100 g der frischen Zutat. Ein Teelöffel Pulver können Sie anstelle von 10 bis 12 frischen Kirschen (ca. 10–15 g) verwenden. Da das Fruchtvolumen beim Pulver fehlt, empfiehlt es sich, etwas zusätzliche Flüssigkeit zum Rezept zu geben.
Eigene Zubereitung von Acerola-Saft
Die Weiterverarbeitung nach der Ernte soll rasch geschehen. Für die Zubereitung die Acerola-Kirschen zuerst waschen und entkernen. Sie können einen Entsafter verwenden oder die Früchte samt Fruchtfleisch mit einem Pürierstab oder Hochleistungsmixer und unter Beigabe von etwas Wasser pürieren. Der pure Saft schmeckt sehr sauer. Sie können ihn mit Wasser verdünnen oder mit anderen Getränken mischen.
Veganes Rezept für Acerola-Dressing
Zutaten: 2 EL Acerola-Saft (idealerweise Direktsaft), 3 EL kaltgepresstes Rapsöl, 1 TL Ahornsirup oder Agavendicksaft, 1 TL Senf (z. B. Dijon oder milder Senf), 1 Prise Salz, frisch gemahlener Pfeffer, Optional: ½ TL geriebener Ingwer oder 1 kleine Knoblauchzehe (für etwas Schärfe).
Zubereitung: Alle Zutaten in eine kleine Schüssel oder in ein Schraubglas geben. Mit einem Schneebesen verrühren oder das Glas kräftig schütteln, bis sich alles gut vermischt. Das Dressing abschmecken und ggf. mit etwas Salz, Süsse oder Acerola-Saft abschmecken.
Richten Sie das Gericht Ihrer Wahl mit dem frisch-säuerlichen Dressing an. Besonders gut passt der leicht fruchtige Geschmack der Acerola zu Blattsalaten mit frischen Beeren oder zu Quinoa-Bowls mit Avocado und Kichererbsen. Weitere Gerichte, die gut mit der tropischen Frucht harmonieren, sind Rote-Bete-Carpaccio und Fenchelsalat mit Orangen.
Vegane Rezepte mit Acerola-Saft finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".
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Einkauf - Lagerung
Supermärkte vertreiben in Europa praktisch keinen rohen Acerola-Saft. Pasteurisierten Saft finden Sie meist in Drogerien, Apotheken und vielleicht in Fachmärkten und Bio-Supermärkten wie Denn's Biomarkt und Alnatura. Nur gelegentlich gibt es in europäischen Grossverteilern wie Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Hofer, Billa etc. Acerola als Direktsaft oder in einer Saftmischung. Der bis zu 90 °C erwärmte Saft ist keine Rohkost mehr, dafür ist er lagerfähig und normalerweise ganzjährig im Handel erhältlich.
Neben Direktsaft gibt es Saftkonzentrat und Fruchtsaftmischungen. Direktsaft, auch Muttersaft genannt, ist der gepresste, gefilterte und kurzzeitig erhitzte Saft aus Acerola. Achten Sie auf kaltgepressten oder schonend verarbeiteten Saft, bei dem die empfindlichen Inhaltsstoffe am besten erhalten sind. "Stärker verarbeitet" ist das Saftkonzentrat. Zuerst findet das Verdampfen von Wasser statt, um für den Transport das Gewicht zu reduzieren und um später bei der Abfüllung das Konzentrat mit Wasser zu verdünnen. Die Hersteller können den Fruchtanteil dabei reduzieren. Acerola-Saft kann in Fruchtsaftmischungen wie Orange, Apfel und Aronia enthalten sein. Die Kombination mit anderen süssen Früchten gleicht die Säure der Acerola aus. Lesen Sie die Zutatenliste und vermeiden Sie Zucker, Konservierungsstoffe und Säureregulatoren. Achten Sie beim Kauf auf ein Produkt, das 100 % Acerola-Kirschen enthält und bio-zertifiziert ist.
Acerola gibt es auch in Pulverform. Dieses kann als Getränk Verwendung finden, denn es eignet sich zum Einrühren in Säften oder Smoothies.
Die rasch verderbliche Frucht ist frisch in der Regel nur in den Anbauländern, darunter Brasilien, Jamaika, Florida, Mexiko, aber auch in Indien und China zu erstehen.
Die Verfügbarkeit von Acerola-Saft ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.
Tipps zur Lagerung
Brauchen Sie den rohen Acerola-Saft sofort auf oder frieren Sie ihn ein. Den pasteurisierten Acerola-Saft sollten Sie lichtgeschützt und kühl lagern. Nach dem Öffnen unbedingt im Kühlschrank aufbewahren und die Flasche gut verschliessen, um die Sauerstoffzufuhr und Oxidation zu minimieren. Den geöffneten pasteurisierten Saft innerhalb von 3 Wochen aufbrauchen. Als Tipp: Um den Überblick zu bewahren, können Sie das Öffnungsdatum auf die Flasche schreiben.
Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien
Zusammensetzung und Menge der Inhaltsstoffe, inkl. sekundäre Pflanzenstoffe, variieren extrem je nach Sorte, Wachstumsbedingungen und Verarbeitungsmethoden etc.
Roher Acerola-Saft besteht zu 94 % aus Wasser und hat einen geringen Brennwert von 23 kcal/100g. Der Saft beinhaltet 4,8 g/100g Kohlenhydrate, die zum Grossteil aus Zucker bestehen (4,5 g). Das Getränk weist einen geringen Anteil (je < 1 %) an Ballaststoffen, Proteinen und Fetten auf.1
Der Vitamin-C-Gehalt von rohen Acerola-Kirschen schwankt zwischen 1000 und 4500 mg/100g. Das ist etwa 50-100-Mal höher als von Zitronen oder Orangen.2 Laut USDA, dem US Landwirtschaftsministerium, enthalten 100 g roher Acerola-Saft 1600 mg Vitamin C. Diese Menge deckt 2000 % des Tagesbedarfs ab. Umgerechnet benötigen Sie 5 g oder etwa 2 TL des Saftes, um Ihren Tagesbedarf an Vitamin C zu decken. Kaltgepresster und schonend pasteurisierter Acerola-Saft (unter 85 °C) enthielt in der Untersuchung von Nowak et al. (2018) einen Vitamin-C-Gehalt von 928 mg/100g.17 Zu den in Europa heimischen Beeren und Früchten, die gute Vitamin-C-Lieferanten sind, zählen Sanddorn (450 mg/100g) und Schwarze Johannisbeeren (181 mg). Rohes Gemüse und Kräuter wie Brennnessel (333 mg), gelber Gemüsepaprika (184 mg) und Petersilie (133 mg) sind ebenfalls für einen hohen Gehalt des immunstärkenden Vitamins bekannt.1
100 g Acerola-Saft enthalten 14 µg Folsäure und decken 7 % des Tagesbedarfs. Der Folsäure-Gehalt ist mit Sauerkrautsaft, Passionsfrucht und Litschi vergleichbar. Das für die Entwicklung des Zentralnervensystems beim Fötus wichtige Molekül ist besonders reichlich in Hefeextrakt (3886 µg/100g), rohen Mungbohnen (625 µg) und Linsen (479 µg) enthalten.1
Weiters ist der Gehalt an Kalium in rohem Acerola-Saft mit 97 mg/100g nennenswert. Wie der Acerola-Saft decken 100 g der frischen Früchte Ananas, Apfel sowie 100 g Trauben- und Zitronensaft 5 % des Tagesbedarfs an Kalium ab. Zu den herausragenden Kaliumlieferanten zählen vor allem getrocknete Gewürze wie Korianderblätter (4466 mg/100 g), Basilikum (2630 mg) aber auch getrocknete Steinpilze (2000 mg).1
Die gesamten Inhaltsstoffe von Acerola-Saft, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.
Wirkungen auf die Gesundheit
Die pharmakologischen Eigenschaften der Acerola sind bislang nur unzureichend erforscht. Ergebnisse aus Tierversuchen und In-vitro-Studien deuten zwar auf potenziell gesundheitsfördernde Wirkungen hin, liefern jedoch keine eindeutigen Belege.
Acerola ist vor allem für ihren hohen Vitamin-C-Gehalt bekannt. Das immunsystemstärkende Vitamin hat u.a. folgende Funktionen im Körper: Schutz vor oxidativem Stress, Unterstützung der Kollagenbildung und Regulierung der Stresshormone Adrenalin und Kortisol. Vitamin C fördert die Aufnahme von Eisen. Deshalb ist es sinnvoll, pflanzliche Eisenquellen mit Acerola zu kombinieren. Lesen Sie mehr über die allgemeinen Funktionen im Körper in der Beschreibung von Vitamin C (Ascorbinsäure).
Der menschliche Körper kann Vitamin C aus Früchten besser aufnehmen als synthetisch hergestelltes. Eine Humanstudie zeigte bei gesunden Japanern höhere Ascorbinsäure-Blutwerte und geringere Ausscheidung des Vitamin nach dem Trinken von Acerola-Saft im Vergleich zu einem Präparat. Das deutet darauf hin, dass die Inhaltsstoffe der Acerolakirsche die Aufnahme fördern.6
Acerola bekämpft freie Radikale und schützt vor oxidativem Stress. In einer Studie wies Acerola unter den acht untersuchten tropischen Früchten die höchste antioxidative Aktivität auf.3
Sekundäre Pflanzenstoffe
Viele gesundheitliche Wirkungen von Acerola-Saft kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.
Acerola-Kirschen enthalten u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:3,4
- Isoprenoide: Tetraterpene: Carotinoide (Beta-Carotin), Xanthophylle (Beta-Cryptoxanthin, Lutein)
- Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxybenzoesäuren (Gallusäure, Syringinsäure), Hydroxyzimtsäuren (p-Cumarsäure, Ferulasäure, Kaffeesäure, Chlorogensäure); Flavonoide: Flavanole (Catechin, Epicatechin, Epigallocatechin, Flavan-3-ol), Flavone (Luteolin), Flavonole (Quercetin, Quercetin 3-O-Rhamnosid, Kaempferol, Rutin), Anthocyane (Cyanidin, Pelargonidin, Pelargonidin Derivate, Delphinidin, Peonidin); Tannine (Procyanidin), Stilbene (trans-Resveratrol)
- Weitere organische Verbindungen: Hydrocarbonsäuren (Apfelsäure, Weinsäure, Zitronensäure)
Neben Vitamin C zählt auch Rutin zu den zentralen bioaktiven Inhaltsstoffen der Acerola. Beide Substanzen tragen dazu bei, oxidativen Stress zu reduzieren, was wiederum DNA-Schäden verringert und potenziell krebshemmend wirkt.3 Auch weitere Inhaltsstoffe wie Flavan-3-ole, Flavonole, Lutein, der Gerbstoff Procyanidin sowie trans-Resveratrol sind für ihre krebshemmenden Eigenschaften bekannt.4 Acerola-Saft zeigte in einem Tierversuch antimutagene Aktivitäten. Forscher induzierten mithilfe einer schädlichen Substanz DNA Schäden in den Tieren. Die Behandlung mit Acerola-Saft konnte signifikant Mutationen der DNA reduzieren.5
Acerola-Saft könnte Fettleibigkeit entgegenwirken, das zeigen Tierversuche. Übergewichtige Ratten bekamen in einem Versuch zusätzlich zu einer sogenannten "Cafeteria-Diät" (Ernährung mit hohem Kaloriengehalt & gesättigten Fetten) Acerola-Saft verabreicht. Die Versuchsgruppe mit Acerola-Saft wies eine geringgradige Reduktion der Entzündungswerte auf. Zudem führte Acerola-Saft zu einer Verbesserung der Fettverbrennung bei den Probanden.7
Der bioaktive Stoff trans-Resveratrol soll eine regulierende Wirkung auf das Darmmikrobiom haben, sowie die kognitiven Funktionen fördern.4
Weiters haben Tierversuche oder In-vitro-Untersuchungen gezeigt, dass Acerola antihyperglykämisch, entzündungshemmend, hepatoprotektiv, antimikrobiell, antidiabetisch und hautschützend wirkt.3,4
Die rote Färbung der Acerola stammt von den enthaltenen Carotinoiden. Mehr über diese Pflanzenfarbstoffe und ihre gesundheitsfördernden Wirkungen finden Sie im Beitrag zu Carotinoiden.
Bislang konzentrierte sich die Forschung zur Acerola vor allem auf die Identifikation und Quantifizierung ihrer bioaktiven Inhaltsstoffe – ihre Wirkungen sind nach wie vor kaum erforscht. Vor allem Humanstudien fehlen bislang weitgehend. Derzeit schliessen Forschende vor allem aus bekannten Wirkungen einzelner Pflanzenstoffe auf das gesundheitliche Potenzial der Acerola.4
Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen
Es gibt nur wenige wissenschaftliche Daten über die Berücksichtigung von Dosis, Wechselwirkungen und Toxizität der tropischen Kirsche. Nach aktuellem wissenschaftlichem Stand ist Acerola "allgemein als sicher anerkannt" (GRAS - Generally Recognized as Safe).3
Erste Studien über die Verträglichkeit von Acerola, insbesondere zur Überdosierung, geben Entwarnung. Hanamura und Aoki (2008) wiesen nach, dass eine akute orale Verabreichung von rohen Acerola-Polyphenolen (2000 mg/kg Körpergewicht) bei Ratten nach 14 Tagen keine Todesfälle oder Anomalien verursacht. Der Studie nach ist die minimale tödliche Dosis von rohen Acerola-Polyphenolen grösser als 2000 mg/kg Körpergewicht.8 Bei der Verabreichung von gefriergetrocknetem Acerola-Mark (1000 mg/kg) über einen Zeitraum von 180 Tagen, konnten Barichello et al. (2024) keine toxischen Wirkungen bei den untersuchten Ratten nachweisen.10
Latexallergiker sollten über die möglichen kreuzreagierenden Allergene der Acerola informiert sein. In einer Studie führte Apfelsaft vermischt mit Acerola-Saft bei den Probanden zu Jucken und anschwellenden Lippen, während purer Apfelsaft keine Symptome auslöste. Die Kreuzreaktivität auf Latex hängt mit den in der Acerola enthaltenen Proteinen zusammen.9
Beachten Sie, dass eine übermässige Einnahme von Acerola u.a. aufgrund des hoch dosierten Vitamin-C-Gehalts die Wirkung von Medikamenten beeinflussen könnte. Acerola bzw. das enthaltene Vitamin C interagiert mit Aluminium und könnte weiters Nierensteine fördern. Patienten mit Nierenproblemen und Betroffene, die aluminiumhaltige Medikamente einnehmen (sogenannte Phosphatbinder), sollten auf einen übermässigen Verzehr der Frucht verzichten. Auch Schwangere und stillende Frauen sollten Acerola nur in Massen konsumieren, da die Sicherheit als medizinisches Präparat von Acerola nicht getestet ist.11
Ein hoher Verzehr der Frucht kann zu Nebenwirkungen wie starkem Durchfall führen.11
Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
Der Anbau von Acerola in Brasilien verursacht bei der Ernte einen ökologischen Fussabdruck von 0,38 kg CO2eq/kg. Konsumenten verbrauchen Acerola meist als verarbeitetes Produkt. Der CO2-Fussabdruck für Acerola-Saftkonzentrat beläuft sich auf 14,6 kg CO2eq/kg und beinhaltet Emissionen, die in der Landwirtschaft bis hin zur Verarbeitung und Verpackung in Vietnam entstehen. Der Transport nach Europa bzw. bis zum Konsumenten ist bisher nicht einberechnet. Leider haben wir keine Daten zu Acerola-Direktsaft gefunden. Gefriergetrocknete Acerola aus Brasilien weisen je nach Angabe einen Fussabdruck von 9 bis 26 kg CO2eq/kg auf.12
Früchte haben im globalen Durchschnitt einen Wasserfussabdruck von rund 1000 l/kg. Davon sind 147 l aus Süsswasserquellen und 727 l aus Regenwasser. 93 l machen von Umweltgiften (Pestiziden etc.) verschmutztes Wasser aus. Früchte haben im Vergleich zu anderen Kulturen einen relativ geringen Wasserfussabdruck. Sie beinhalten aber auch wenig Kalorien. Demnach haben die Früchte pro Kalorie einen relativ grossen Wasserfussabdruck. Einen noch grösseren Wasserbedarf pro Kalorie weisen Nüsse, Tee, Kaffee und Kakao auf.13 Trotz umfangreicher Recherchen liegen uns keine konkreten Zahlen zum Wasserfussabdruck von Acerola-Saft vor.
Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?
Weltweites Vorkommen - Anbau
Der Ursprung der Acerola liegt vermutlich auf den karibischen Inseln und den Antillen, ist aber nicht nachweislich belegt. Die Pflanze wächst wild und kultiviert im nördlichen Südamerika, in Zentralamerika und Südmexiko.14 Weitere Anbauregionen sind Florida, Indien, Vietnam und China. Die grösste Acerola-Produktion findet in Brasilien statt, mit einer jährlichen Produktion von 32'900 Tonnen. Nur ein kleiner Anteil ist für den rohen Verzehr vorgesehen. Die Mehrheit des Ernteguts dient der Verarbeitung zu Saft, Konfitüre, Likör, gefrorenen Früchten und Konzentrat.
Nordamerika produziert kleine Mengen an Acerola. Europäische Länder wie Frankreich, Deutschland und Ungarn verarbeiten importierte Ware und stellen daraus Saft her. In den USA und China sind Nahrungsergänzungsmittel für die Deckung von Vitamin C aus Acerola gängig. Acerola ist bei indischen Landwirten noch weitgehend unbekannt, trotz ihres ökonomischen Potenzials.2
Verwechslungsmöglichkeiten
Lesen Sie über die Verwechslungsmöglichkeiten von Acerola mit anderen Früchten in dem Beitrag Acerola, roh?.
Anbau - Ernte
Die Acerola ist ein mittelgrosser, immergrüner Strauch mit einem einzigen verzweigten Stamm und einem dichten Blätterdach. Ihre leicht nach unten gebogenen Zweige tragen kleine, dunkelgrüne, ovalförmige, ledrige Blätter. Der Strauch kann eine Breite von 2 bis 4 Meter und eine Höhe von 2 bis 3 Meter erreichen. Die zwittrigen Blüten sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen, da sie selbstunverträglich sind. Ausgewachsen kann der Baum über das ganze Jahr hindurch Früchte und insgesamt bis zu 100 kg produzieren.14
Die Ernte erfolgt meist per Hand, da die Früchte laufend reifen. Für den direkten Verzehr oder die Verarbeitung zu Mark und Saft eignen sich die vollständig gereiften Früchte mit roter Schale. Anders bei der Produktion von pharmazeutischen Produkten, da sind die grünen Früchte gefragt.14 Grund dafür ist der doppelt so hohe Vitamin-C-Gehalt in grünen Beeren im Vergleich zu den rot gereiften Früchten.3
Der Anbau von Acerola als Topfpflanze gelingt in der gemässigten Zone. Tipps zum Anbau und zur Ernte lesen Sie bei der Zutat Acerola, roh?.
Industrielle Herstellung
Acerola ist eine klimakterische Frucht, die eine hohe Atmungsaktivität aufweist und Ethylen produziert. Darum reift sie nach der Ernte weiter und weist eine kurze Haltbarkeit auf. Auch die dünne Haut der Frucht beeinflusst bei Beschädigung die Qualität des Fruchtfleisches. Die reifen Früchte halten nach der Ernte bei Zimmertemperatur für 2 bis 3 Tage, im Kühlschrank bis zu zwei Wochen. Demnach ist die Verarbeitung ein wichtiger Prozess, um die wertvollen Nährstoffe zu erhalten.16
Für die Saftherstellung durchlaufen Acerola-Früchte folgende Schritte: Waschen, Entkernen und Pressen. Die Behandlung des Saftes beinhaltet das Filtern, Pürieren und möglicherweise eine Wärmezufuhr. Nach der Verpackung erfolgen das Pasteurisieren bei bis zu 90 °C (für 35 Minuten) und die Lagerung bei kühlen Temperaturen. Verschiedene Studien beschäftigen sich mit der sensorischen Qualität von Acerola-Saft, vor allem in Saftmischungen. Als Beispiel kann der Fruchtsaft aus 50 % Acerola-, 10 % Passionsfrucht- und 40 % Ananas-Saft bestehen. Aktuell beziehen sich die meisten Studien auf Acerola-Saft, der milde Temperaturen und eine längere Verarbeitungszeit erfährt.16 Eine schonende Verarbeitung umfasst bei Nowak et al. (2018) das Kaltpressen der Früchte (ohne externe Wärmezufuhr) und Pasteurisieren bei unter 85 °C.17 Der am Markt erhältliche Acerola-Saft ist demnach keine Rohkost mehr.
Die thermische Behandlung zerstört hitzeempfindliche Inhaltsstoffe wie Vitamin C und Phenole. Aktuell untersuchen Forschende alternative thermische Techniken, die gefährliche Mikroorganismen zerstören, die bioaktive Substanzen der Acerola besser erhalten und eine kürzere Verarbeitungszeit ermöglichen. Dazu zählen die Behandlung mit Ultraschall und Hochdruck. Allerdings stehen diese Verfahren mit hohen Investitionskosten in Verbindung.16
Andere Verwertungsmethoden sind die Herstellung von Saftkonzentrat sowie fermentiertem Acerola-Saft, z.B. zu Cider, Wein, Essig oder Kombucha. Die getrockneten Früchte kommen ganz oder zu Pulver gemahlen auf den Markt. Aus dem Trester entstehen Nahrungsergänzungsmittel oder natürliche Konservierungsmittel. Die Kerne lassen sich zu Mehl verarbeiten.16
Weiterführende Informationen
Acerola gehört zur Familie der Malpighiengewächse (Malpighiaceae).2 Botanisch betrachtet ist die Acerola-Kirsche mit der in Europa vertretenen Kirsche (Prunus sp.) nicht verwandt. Die zwei Arten der Acerola M. glabra und M. emarginata sind hauptsächlich in Verwendung für die kommerzielle Produktion.3 Zu den Malpighiaceae gehören 1350 Baum-, Strauch-, und Lianen-Arten in tropischen und subtropischen Regionen weltweit.4
Alternative Namen
Alternative Bezeichnungen für Acerola lauten Acerolakirsche, Puerto-Rico-Kirsche, Westindische Kirsche, Jamaika-Kirsche und Barbados-Kirsche. Weitere Namen sind Azerola, Ahornkirsche, Antillenkirsche sowie Kirsche der Antillen. Acerola-Saft heisst auf Englisch acerola juice und acerola cherry-juice. Der Saft der Sorte M. emarginata ist auch als barbados cherry juice bekannt.15 Auf Deutsch ist auch die Schreibweise Acerolasaft vertreten.
Sonstige Anwendungen
Acerola ist Ausgangsprodukt für Nahrungsergänzungsmittel mit Ascorbinsäure (Vitamin C).2 Auch die Kosmetikindustrie nutzt Extrakte der Frucht für Anti-Aging-Cremes, Hautaufheller und Haarpflege Produkte. Dank der enthaltenen Ascorbinsäure und sekundären Pflanzenstoffe kann Acerola als natürliches Konservierungsmittel und als Farbstoff zum Einsatz kommen.16
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