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Sauerkirschen, rot, roh (Weichselkirsche, bio?)

Rohe, rote Sauerkirschen bzw. Weichselkirschen (Prunus cerasus) haben einen säuerlichen Geschmack. Geeignet zur Herstellung von Marmelade und Kompott. Bio?
86%
Wasser
 90
Makronährstoff Kohlenhydrate 90.36%
/07
Makronährstoff Proteine 7.42%
/02
Makronährstoff Fette 2.23%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, <0.1g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, <0.1g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 0:0

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Werte sind zu klein, um relevant zu sein.

Die Sauerkirsche (Prunus cerasus) kennt man auch als Weichselkirsche. Diese mancherorts auch als Weichsel bezeichnete, essbare Steinfrucht besitzt im Gegensatz zur fruchtigen Süsse der Kirsche oder Süsskirsche einen charakteristisch säuerlichen Geschmack.

Verwendung in der Küche

Sauerkirschen zeichnen sich durch ihren hohen Fruchtsäuregehalt und den daraus resultierenden sauren Geschmack aus. Die rote Frucht schmeckt frisch und roh nur vollreif, aber auch dies ist sortenabhängig. Sauerkirschen bekommen in der Kombination mit Zucker eine viel grössere Bedeutung. Vor allem industriell verarbeitete Sauerkirschen sind sehr beliebt als Einlegekirschen, Kompott, Konfitüren (Marmeladen) oder Säfte. Auch die Milchindustrie verwendet Sauerkirschen zur Herstellung von Joghurt- oder Quark-Desserts.34

Frische Kirschen eignen sich für verschiedenste Kuchen, Mousses, Strudel, Müeslis (z.B. Erb-Müesli), Eiscremes oder Smoothies. Eines der bekanntesten Desserts ist wohl die Schwarzwälder Kirschtorte mit Sauerkirschen.

Getrocknete Sauerkirschen findet man in fertigen Müesli-Mischungen oder als Trockenobst. Dabei sind gerade die rohe Frucht und der Saft sehr gesundheitsfördernd.

Veganes Rezept für Sauerkirschen-Nuss-Kuchen

Zutaten: 170 g Pflanzenmargarine, 140 g brauner Zucker, 1 Banane, 100 g gemahlene Haselnüsse, 40 g gehackte Walnüsse, 200 g entsteinte Sauerkirschen (ev. aus dem Glas), 150 g Dinkelmehl, 1 TL Weinsteinbackpulver, 1 TL Zimtpulver, 50 ml Reismilch, 100 g gehackte Zartbitterschokolade, Margarine für die Form.

Zubereitung: Backofen auf 180 °C Ober-/Unterhitze vorheizen. Margarine und Zucker in einer Schüssel verrühren und mit der zerdrückten Banane vermischen. Die Walnüsse und die Hälfte der Schokolade hacken und gemeinsam mit den gemahlenen Haselnüssen untermengen. Das gesiebte Mehl mit Backpulver und Zimt vermischen und hinzufügen. Zum Schluss die Reismilch gut einrühren. Den Teig in eine eingefettete Springform füllen und die abgetropften Sauerkirschen gleichmässig darauf verteilen. Danach in den Backofen schieben und ca. 45-50 Minuten backen. Nach dem Auskühlen die restliche Schokolade in einem Wasserbad schmelzen und den Kuchen damit bestreichen. Alternativ kann man ihn nur mit Puderzucker bestreuen.

Rezept für Sauerkirschen-Vanille-Konfitüre

Zutaten: 1 kg Sauerkirschen, 1 kg Gelierzucker, 1 Vanilleschote.

Zubereitung: Kirschen waschen und entsteinen. Nach dem Abtropfen in einen grossen Kochtopf geben und mit Gelierzucker gut verrühren. Vanilleschote aufschneiden, das Mark herauskratzen und inklusive Schote in die Kirsch-Zucker-Masse geben. Unter ständigem Rühren die Früchte zum Kochen bringen und einige Minuten sprudelnd kochen lassen. Dabei ständig umrühren. Die Vanilleschote herausnehmen und die heisse Konfitüre in saubere Schraub- oder Weck-Gläser füllen. Alternativ kann man die Sauerkirschen-Konfitüre mit einem Pürierstab fein pürieren und danach abfüllen. Die gut verschlossenen Schraubgläser (nicht die Weck-Gläser) für 5 Minuten auf den Kopf stellen. Danach die Ränder gut abwischen, beschriften und an einem dunklen, kühlen Ort aufbewahren.

Vegane Rezepte mit Sauerkirsche finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
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Einkauf - Lagerung

Sauerkirschen gibt es bei Grossverteilern wie Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Billa, Hofer etc. frisch eher selten zu kaufen. Meist findet man sie entsteint als Kompott in Glaskonserven, selten Konservendosen, mit Wasser und grösstenteils gezuckert. Biologische Sauerkirschen im Glas bieten Bio-Supermarktketten wie Alnatura und Denn's Biomarkt an. Diese gibt es auch ungezuckert.

Frische Sauerkirschen haben eine Saison von Juni bis Mitte August auf Wochenmärkten, in ausgewählten Supermärkten (meist mit Regionalitätsbezug) und mancherorts auch von kleinen Ständen am Strassenrand erhältlich.

Die Verfügbarkeit von Sauerkirschen ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.

Wild zu finden

Weichselkirschenbäume verwildern häufig in Hecken, Weinbergen oder in lichten Eichenwäldern, allerdings sind keine echten Wildformen bekannt.1

Tipps zur Lagerung

Wie lange sind Sauerkirschen haltbar? Frische Weichselkirschen sind sehr empfindlich und rasch zu verbrauchen, um Qualitätseinbussen zu vermeiden.34 Waschen und entsteinen darf man die Weichseln erst kurz vor der Weiterverwendung, da sie sonst ihr Aroma verlieren. Kirschen reifen nicht nach, weshalb man sie am besten nur vollreif pflückt. Bei 0-2 °C bleiben Sauerkirschen ca. 10 Tage lang geniessbar.

Kann man Weichselkirschen einfrieren? Möchte man die Kirschen einfrieren, sollte man sie nach dem Entsteinen abtropfen lassen, auf ein Tablett legen und gefrieren. Erst danach in einen Gefrierbeutel geben und vollständig einfrieren. So lassen sich die Früchte einzeln entnehmen und kleben nicht aneinander.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Sauerkirschen haben pro 100 g ca. 50 kcal. Davon sind 12 % Kohlenhydrate, wovon ca. 8,5 % Zucker und 1,6 % Ballaststoffe ausmachen. Proteine und Fette sind in diesem Obst kaum vorhanden, dafür beträgt der Wasseranteil über 86 %.2

Obwohl diese Kirschensorte so sauer schmeckt, hat dies kaum mit der enthaltenen Ascorbinsäure zu tun. Denn der Vitamin-C-Gehalt beträgt lediglich 10 g/100g Kirschen. Aprikosen und Avocados haben gleiche Werte. Erdbeeren sind als frisches Obst mit ca. 59 g/100g ein guter Lieferant an Vitamin-C. Auch Kiwis liefern mit 93 mg viel von dem wichtigen Antioxidans.2

Kalium ist ein essenzielles Mengenelement, das in vielen Lebensmitteln vorkommt. Bezüglich Kaliummenge stehen Sauerkirschen mit 173 mg/100g an gleicher Stelle wie Echter Salbei oder ähnlich wie die grüne Gemüsepaprika. Getrocknete Kräuter haben sehr viel Kalium (getrocknete Petersilie: 2'683 mg/100g), aber auch Feldsalat (459 mg/100g) und Bananen (358 mg/100g) weisen nennenswerte Mengen auf.2

Der Gehalt an Vitamin A ist bei Sauerkirschen mit 64 µg/100g mit dem der Passionsfrucht identisch. Das fettlösliche Vitamin ist meist als Provitamin A in Form von Carotinoiden in pflanzlichen Lebensmitteln vorhanden. So weisen Karotten einen sehr hohen Vitamin-A-Wert von 835 µg pro 100g Gemüse auf. Babyspinat ist mit 469 µg/100g ebenfalls eine gute Quelle für dieses Vitamin.2

Die gesamten Inhaltsstoffe von der Sauerkirsche, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Warum ist die Kirsche gesund? Pflanzen mit roten, violetten, blauen oder blauschwarzen Früchten enthalten Anthocyane. Diese wasserlöslichen Pflanzenfarbstoffe haben neben der färbenden Kraft auch bioaktive Eigenschaften. Sie wirken antioxidativ und entzündungshemmend.3 Zusätzlich zu den Anthocyanen sind noch andere Flavonoide wie Catechin, Quercetin und Kaempferol enthalten, die auch vor freien Radikalen, Bakterien und Viren schützen. Sie sollen auch Herz- und Tumorerkrankungen vorbeugen.4

Die enthaltenen Anthocyane sollen die Knochendichte positiv beeinflussen und so Osteoporose vorbeugen. Zudem spricht man diesen Pflanzenfarbstoffen auch eine präventive Wirkung gegen Schlaganfall zu. Versuche mit Sauerkirschenextrakt und essenziellen Fettsäuren sowie extrahierten Sauerkirschen-Anthozyanen zeigen auch positive Wirkungen gegen Alzheimer. 5,6

Das Antioxidans Chlorogensäure soll die Aufnahme von Zucker im Blut hemmen und so Diabetes entgegenwirken und den Blutdruck senken. Neben Krebs soll Chlorogensäure auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken.7 Ob dieser Ester der Kaffeesäure wirklich gegen Magen- oder Leberentzündungen hilft, ist nicht eindeutig bewiesen.

Wie gesund ist Sauerkirschensaft? Studien zeigen, dass der Saft von Sauerkirschen (insbesondere der Sorte Montmorency) bei sportlicher Überbelastung den Muskelkater und die Muskelerschöpfung reduzieren kann.8 Zudem kann der Körper die bioaktiven Komponenten besser aus dem Saft absorbieren als aus dem Pflanzengewebe.9

Sauerkirschen sollen bei Schlafstörungen helfen, da sie den Melatoninspiegel heben.10 Das natürliche Hormon Melatonin spielt eine Rolle bei der Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus.26 Das in Sauerkirschen mit bis zu 13,5 mg/g enthaltene natürliche Melatonin soll daher einem Mangel entgegenwirken. Je nach Sorte kann der Melatoningehalt stark schwanken.11 Isst man täglich geringe Mengen an Kirschen, kann man den Melatoningehalt im Blut steigern.11,12

Die in den Sauerkirschen enthaltenen Fruchtsäuren haben neben ihrer basischen Wirkung auch einen potenziell positiven Einfluss auf das Darmmikrobiom und beschleunigen den Stoffwechsel.13

Sekundäre Pflanzenstoffe

Viele gesundheitliche Wirkungen von Sauerkirschen kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen. Kirschen (Süss und Sauer) enthält u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:20

  • Polyphenole: Flavonoide (Flavonole, Flavone, Anthocyane), Phenolsäuren (Hydroxyzimtsäuren, Hydroxybenzoesäuren)

Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in den Sauerkirschen abhängig von Temperatur, Licht, Befruchtung und Reifegrad variieren kann.20 Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Weder Süss- noch Sauerkirschen sind für Menschen mit Fruktoseintoleranz empfehlenswert. Obwohl Sauerkirschen deutlich weniger süss schmecken, enthalten 100 g trotzdem ca. 4 g Fruktose. Süsskirschen weisen 5 bis 6 g/100g auf.2,27 Je nach Empfindlichkeitsreaktion kann eine Menge von mehr als 3 g Gesamt-Fructosegehalt Symptome wie Völlegefühl und Blähungen bis zu krampfartigen Schmerzen inklusive Durchfall hervorrufen.27,28

Bei Magen-Darm Problemen kann der hohe Fruchtsäuregehalt der Sauerkirschen zu Beschwerden führen. In diesem Fall sollte man eher flucht-säurearmes Obst bevorzugen, wie z.B. Bananen, Mangos oder Birnen.

Verwendung als anerkannte Heilpflanze

Von den Kirschbäumen verwendete man früher die Rinde, Blätter, Blüten, Kerne und das Harz für heilkundliche Zwecke. Rinde und Blätter enthalten nicht nur Gerbstoffe, sondern auch Blausäureglycoside (Blausäureglykoside). Die Kirschkerne beinhalten einen weitaus höheren Gehalt an giftigem Amygdalin.14

Die Früchte sind adstringierend, blutbildend und harntreibend. Auch die Stiele der Kirschen sollen gegen hartnäckigen Husten geeignet sein und harntreibend wirken.14

Volksmedizin - Naturheilkunde

In der traditionellen Medizin trank man einen Aufguss aus der Wurzelrinde zur Behandlung von Geschwüren und Wunden sowie von Fieber und Husten. Man konsumierte die Weichselkirsche auch als Mittel gegen Schlafprobleme.31

Der regelmässige Verzehr von Kirschen aller Art soll chronische Krankheiten wie Arthritis, Gicht, Rheumatismus, Arteriosklerose, Verstopfung, Magenbeschwerden, Lebererkrankungen etc. abwehren.15 Die im Kirschkern enthaltenen Stoffe regen auch die Atmung an und verbessern die Verdauung.31

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Der ökologische Fussabdruck eines Lebensmittels hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. So spielen die Art der landwirtschaftlichen Produktion (konventionell vs. ökologisch), saisonale, regionale oder inländische Produktion bzw. Import per Lkw, Schiff oder Flugzeug, unterschiedliche Verpackungsarten und ob es sich um Frischwaren oder Tiefkühlwaren handelt, eine entscheidende Rolle.22

In Polen haben Kirschen (Süss und Sauer) laut CarbonCloud einen CO2-Fussabdruck von 0,65 kg CO2 eq/kg (v.a. Produktion). Der Einsatz von Landmaschinen für Tätigkeiten wie Ausbringung von Dünger und Ernte trägt zu 64 % der Emissionen bei. Es folgen die Emissionen aus Feldbakterien und der Düngemittelproduktion.21

Zum Vergleich: Gemüse, eines der klimafreundlichsten Lebensmittel, hat je nach Anbaumethode (und ohne die Auswirkungen des Transports) einen CO2-Fussabdruck von ca. 0,1-0,5 kg CO2 eq/kg.23 Der durchschnittliche CO2-Fussabdruck von pflanzlichen Lebensmitteln beträgt in etwa 0,66 kg CO2 eq/kg, was nur 10,7 % der CO2-Emissionen von tierischen Produkten (6,15 kg CO2 eq/kg) ausmacht.24 Um den CO2-Fussabdruck kleinzuhalten, ist es am besten tierische Produkte aus dem Speiseplan zu streichen.

Der Wasserfussabdruck von Sauerkirschen beläuft sich insgesamt auf 1411 l/kg. Einen vergleichbaren Wasserfussabdruck haben Gerste und Roggen. Wobei der grösste Teil das sogenannte 'grüne Wasser' ausmacht. Der grüne Wasserfussabdruck gibt die Menge des verbrauchten Regenwassers bei der Produktion an.22

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?

Tierschutz - Artenschutz

Zur Blütezeit sind Kirschen, insbesondere einheimische Sorten, ein ideales Nahrungsangebot für Bienen und Wildbienen.23 Obwohl Sauerkirschen selbstfruchtbar sind, erhöht die Bestäubung durch Honigbienen den Ertrag um das Doppelte oder Vierfache.24 Die meisten Kirschensorten benötigen wiederum auch die Bienen für die Befruchtung.25 So kann eine nasskalte Witterung zur Kirschblüte zu Ernteausfällen führen, da die Insekten bei nassem Wetter nicht fliegen.24

Weltweites Vorkommen - Anbau

Weichselkirschen kommen aus Vorderasien, wachsen aber fast auf der gesamten Nordhalbkugel. In Finnland findet man sie bis zum 63. und in Norwegen bis zum 68. Breitengrad. Teilweise wachsen Sauerkirschen bis auf 1800 m ü.M.1

Laut FAO liegt die Erntezahlen von Sauerkirschen bei ca. 1,6 Mio. Tonnen (2022).16 Aufgrund der schwierigen Bedingungen war der Anteil der Weichselkirschenflächen in Deutschland 2023 mit knapp 2000 ha nicht sehr gross. Deutschland ist weltweit der drittgrösste Importeur von Kirschen.35 Sortenversuche und Versuche zur biologischen Schädlingsbekämpfung sollen helfen, den Marktanteil der biologischen Ware zu erhöhen.17

Anbau im Garten

Die ideale Sorte für den eigenen Anbau im Garten hängt sehr stark von den persönlichen Vorlieben und den Gartenverhältnissen ab. Es gibt bei Sauerkirschen zahlreiche frühreife, mittel- und spätreife Sorten. Zudem sollte man bei der Sortenwahl auf die Krankheitsanfälligkeit der Bäume achten. Manche Sorten sind sehr intensiv sauer, es gibt aber auch Sauerkirschen, die durch Züchtungen weniger Säure enthalten. Je nach Gartengrösse sollte man die Wuchshöhe nicht ausser Acht lassen und bei kleineren Flächen z.B. Zwergformen oder Sträucher auswählen.

Weichselkirschen sind meist selbstbefruchtend, sodass nur ein Baum erforderlich ist. Ausserdem sind die Bäume von Natur aus kleiner und passen besser in kleine Gärten als Süsskirschen.29,34 Sauerkirschen vertragen auch niedrigere Temperaturen, brauchen aber trotzdem viel Sonne und Wärme, um zu reifen. Man sollte den Baum im Herbst in einem nährstoffreichen, feuchten Boden, der nicht zu nass ist.29,34 In kälteren Klimazonen empfiehlt es sich, den Baum an ein Spalier an der Hauswand zu pflanzen, um sie besser zu wärmen und zu schützen.29 Die Früchte lassen sich ohne Aufwand mit der Hand vom Stiel lösen.34

Industrielle Herstellung

Als Strauch oder Baum erreicht die Sauerkirsche Höhen von bis zu 10 Metern. Sie wächst auf lockeren, leichten, nährstoff- und basenreichen, sandigen Lehmböden. Die essbaren Steinfrüchte messen ca. 15-20 mm, sind mehr oder weniger kugelförmig, nur geringfügig höher als breit; das Fruchtfleisch ist rot gefärbt oder ungefärbt.1 Bei der kommerziellen Ernte verwendet man Maschinen, die den Baum schütteln und herabfallende Kirsche auffangen.34 Die am häufigsten im Handel erhältlichen Sorten sind die Schattenmorelle, die Amarelle und die Montmorency-Kirsche.31 Blütezeit ist von April bis Mai und die Erntezeit von Juni bis Juli oder spätestens August.14,34

Weichselkirsche leidet unter weniger Schädlingen und Krankheiten als die Süsskirsche. Hauptgefahr geht von Vögeln und Schäden durch Blattläuse und Raupen aus.31,34 Die Anfälligkeit für Monilia (Pilz) ist bei Sauerkirschen jedoch deutlich höher.34 Die Larven der Kirschfruchtfliege (Rhagoletis cerasi) befallen vor allem Süsskirschen (Prunus avium), aber auch Sauerkirschen (Prunus cerasus), Heckenkirschen (Lonicera), Schneebeeren (Symphoricarpos) und Gewöhnliche Traubenkirschen (Prunus padus) sind Nahrungsquellen.33 Im konventionellen Obstbau sieht man daher den Einsatz von Insektiziden als unverzichtbar, auch wenn Greenpeace Pestizide 2015 als gesundheitsschädlich eingestuft hat.32 Im biologischen Landbau versucht man hingegen mit engmaschigen Netzen, Klebefallen, insektenschädigenden Nematoden und Pilzen die Larven unter Kontrolle zu halten.17,33

Weiterführende Informationen

Die Sauerkirsche (Prunus cerasus) gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae) und unterliegt der Tribus der Steinobstgewächse (Amygdaleae). Die Gattung Prunus umfasst auch bekannte Arten wie Aprikose (Prunus armeniaca), Pflaume (Prunus domestica) oder Mandel (Prunus dulcis).

Sauerkirschen tragen dünne Äste und meist überhängende Zweige. Süsskirschen haben einen deutlich kräftigeren Wuchs und wachsen höher. Die Krone ist bei Sauerkirschen gewöhnlich rundlich bis überhängend, Süsskirschen wachsen pyramidal bis breit gefächert.18 Die Blüten der beiden Bäume sind sich sehr ähnlich und haben eine ähnliche Blütezeit.29,34

Tragen die Bäume Früchte, lassen sie sich eindeutig unterscheiden. Die Sauerkirschen sind kleiner, weicher, saurer, glasiger und man erntet sie deutlich später.29,34

Sauerkirschen und Süsskirschen können selbststeril sein, aber sie können sich je nach Sorte auch selbst oder gegenseitig befruchten.19,29

Als Unterarten unterscheidet man die Baum-Sauer-Kirsche und die Strauch-Sauer-Kirsche. Den Baum der Sauerkirsche (Prunus cerasus subsp. cerasus) teilt man wiederum in zwei Varietäten ein:1

  • Die Glaskirsche, Wasserkirsche oder Amarelle (Prunus cerasus var. cerasus) mit hellroten, glasigen und sauren Früchten, Kern löst sich schlecht vom Stiel.
  • Die Süssweichsel, Morelle (Prunus cerasus var. austera L.) hat rote, süsssaure Früchte mit gefärbtem Saft. Der Steinkern löst sich einfach vom Stiel.

Jene Sauerkirsche, die man auch als Schattenmorelle (Prunus cerasus subsp. acida) kennt, wächst als Strauch oder kleiner Baum. Die dunkelroten, sauren Früchte haben einen gefärbten Saft. Diese Art bildet Wurzelausläufer.1 Schattenmorellen sind sehr beliebte Kirschen, da sie als sehr anspruchsloses Gewächs gelten und auch im Schatten wachsend viele schwärzlich-rote Kirschen hervorbringen.1,31

Alternative Namen

Weichselkirschen heissen auf Englisch übersetzt sour cherries (Einzahl: sour cherry), in der Literatur findet man sie auch als tart cherries.

Sonstige Anwendungen

Das Kirschkernöl kennt man in der Heilkunde zur Linderung von Milz- und Harnleiden. Getrocknete Kirschkerne können Wärme gut speichern und langsam abgeben, weshalb Kirschkernkissen bei Verspannungen und Gelenkschmerzen Verwendung finden.30 Man verwendet dieses Öl auch in kosmetischen Produkten.31

Aus den Blättern kann man einen grünen Farbstoff und aus den Früchten einen dunkelgrauen bis grünen Farbstoff gewinnen. Der Stamm der Sauerkirsche produziert auch eine Art Gummi, der als Klebstoff dient.31

Literaturverzeichnis - 35 Quellen

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