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Knoblauchsrauke (roh, bio?)

Entdecken Sie vielseitige Verwendungsmöglichkeiten von Knoblauchrauke in der Küche, die allfällige Saison, Preise und gesundheitliche Vorteile. Erfahren Sie mehr über wichtige Nährstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, Anbau und Ökobilanz.

 

Die von uns zusammengetragenen Informationen zu der Zutat sind nahezu vollständig und zeigen die Details.
75%
Wasser
 60
Makronährstoff Kohlenhydrate 59.86%
/38
Makronährstoff Proteine 37.8%
/02
Makronährstoff Fette 2.34%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, <0.1g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, 0.1g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 0:0

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Werte sind zu klein, um relevant zu sein.

Die Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) ist roh eine delikate Wildpflanze mit dezentem Knoblaucharoma und reichlich Vitamin C. Bio-Saatgut oder Bio-Topfpflanzen kann man in Gärtnereien kaufen.

Verwendung in der Küche

Knoblauchsrauke (auch Knoblauchskraut, Knoblauchhederich, Lauchkraut u.a.) erinnert geschmacklich an Bärlauch oder Knoblauch. Insgesamt ist sie milder und nach dem Essen bleibt kein unangenehmer Geschmack zurück. Bei Knoblauchsrauke sind alle Teile der Wildpflanze roh geniessbar. Nur die Stiele kommen in der Küche selten zum Einsatz.

Beim Kochen bzw. Erhitzen verflüchtigen sich die mild-würzigen bis scharf-senfartigen und pfeffrigen Geschmacksstoffe mit ihrem Knoblaucharoma rasch. Knoblauchrauke ist daher am besten roh oder als Topping nach dem Kochen zu verwenden. Ältere Blätter enthalten jedoch einen höheren Gehalt an Cyanid und sind vor dem Verzehr abzukochen.5 Deshalb sollten Sie jüngere, frischere Blätter bevorzugen.

Feingehackte Blätter und Triebe des sogenannten Knofelkrauts eignen sich roh für Salate, veganen Kräuterquark (Quarkaufstriche), Tzatziki, Pesto, Rohkost-Brotaufstriche, Suppen, Saucen, Dips, würzige Smoothies oder salzige Sorbets. Bis heute dienen die rohen Blätter in England zur Herstellung von Sandwichfüllungen. Die Blüten ergeben eine essbare Dekoration. Knoblauchsrauke lässt sich zum Aromatisieren von Essig oder Öl verwenden, indem man die Pflanze darin einlegt.

Grüne, noch unreife Samenhülsen kann man im Mörser zerstampfen und das Mus mit Öl und Essig durch ein Sieb drücken. Das Ergebnis ist eine scharfe, grüne und senfähnliche Würzpaste.

Geschmacklich sind die Samen intensiver als die Blätter. Jung, zart und noch grün kann man die rohen Samen aus den Hülsen zum Würzen für pikante Speisen verwenden. Ausgereift lassen sich die Samen von maximal einjährigen Pflanzen vermahlen und mit Essig, Öl und Salz zu einem Wildkräutersenf (Knoblauchsenf) anrühren. Die schwarzen, reifen Samen sind mit ihrem scharfen Geschmack eine Alternative zu Pfefferkörnern.

Aus der Pfahlwurzel der jungen, einjährigen Pflanze erhält man durch feines Reiben ein meerrettichartiges, scharfes und veganes Gewürz.

Alternativen sind Knoblauch, Bärlauch, Schnittlauch oder Frühlingszwiebeln und für die Samen Senf oder Pfeffer.

Veganes Rezept für Wildpflanzen-Guacamole

Zutaten (für 4 Personen): 2 reife Avocados, 1 Handvoll oder ca. 3,5 g rohe Knoblauchsraukenblätter (fein geschnitten), 2 rohe Tomaten (fein gewürfelt), 1 Chilischote (entkernt und kleingeschnitten), Saft von ½ Bio-Zitrone, eine Prise Salz und Schwarzer Pfeffer.

Zubereitung: Das Fruchtfleisch der rohen Avocados zerdrückt man mit einer Gabel und vermischt den Avocadobrei mit den restlichen Zutaten. Die Guacamole schmeckt man mit Salz und Pfeffer ab und serviert sie frisch.

Veganes Rezept für Pesto aus Knoblauchsraukeblättern

Zutaten: 120 g Knoblauchsrauke, 1-2 EL Rapsöl (kaltgepresst), 50 g Pekannüsse (gehackt), 3 EL Nährhefe, 1 TL Meersalz.

Zubereitung: Alle Zutaten in einen Mixer oder eine Küchenmaschine geben und pulsieren, bis sie glatt sind. Für eine lockerere Sauce mehr Öl hinzufügen. Wenn Sie das Pesto nicht sofort verwenden, verschliessen Sie es und stellen Sie es in den Kühlschrank. Nehmen Sie es mindestens 15 Minuten vor der Verwendung heraus und lassen Sie es auf Zimmertemperatur kommen. Alternativ können Sie das Pesto auch einfrieren, um es länger aufzubewahren.

Vegane Rezepte mit frischer Knoblauchsrauke finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
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Einkauf - Lagerung

Saatgut für Lauchkraut in konventioneller oder biologischer Qualität (bio) kann man vereinzelt im Fachhandel oder online kaufen. Topfpflanzen sind gelegentlich auf Staudenmärkten oder im Internet zu finden.

Bisher haben wir Knoblauchhederich weder getrocknet noch als Rohkost-Produkt bei Supermarktketten wie Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Billa oder Hofer gefunden. Auch Bio-Supermärkte, z.B. Denn's Biomarkt oder Alnatura, Bio-Läden und Reformhäuser scheinen das Wildgemüse nicht zu führen. Selten erhält man diese Wildpflanzen in Rohkostqualität (Rohqualität) bei Händlern, Gärtnern, auf dem Wochenmarkt oder direkt beim Bauern, z.B. über eine Abo-Kiste / Saison-Kiste / Grüne Kiste.

Wild zu finden

Lauchkraut wächst an schattigen bis halbschattigen und feuchten Standorten in Krautgesellschaften und Gebüschen. Man findet es an beschatteten Wildkrautfluren (wie Waldrändern, Waldwegen, Hecken, Kahlschlägen), in Laubwäldern, Mischwäldern oder lichten Wäldern. In Siedlungsgebieten kommt Lauchkraut in Hecken, Gärten, Parkanlagen, Gehölzen, auf Schuttplätzen (Ruderalflächen), Brachflächen, an Wegrändern und Mauern vor. Dort findet man es häufig in Gesellschaft von Brennnesseln; es ist wie diese ein Stickstoffanzeiger.1,2

Die Blütezeit der Knoblauchsrauke erstreckt sich von April bis August, die Hauptblütezeit liegt in den Monaten Mai bis Juni.1 Ernten kann man die Blätter, Blüten und Triebe von April bis September (daher der Alternativname Sommerknoblauch). Die Pflanze bleibt den ganzen Winter grün.13 Somit hat das Wildkraut nahezu ganzjährig Saison.

Im Frühjahr zeigt der Knoblauchhederich ein Verwuchsverhalten ("Erdbeerverhalten"): Von einer grundständigen Blattrosette (einem zentralen Punkt) gehen die langgestielten und relativ grossen Blätter ab.3 Die Blätter sind wechselständig am Stängel angeordnet. Sie ähneln einer Mischung aus Gundelrebe und Brennnessel. Während die Grundblätter gross, nierenförmig oder rundlich sind, sind die Stängelblätter dreieckig-trapezförmig bis zugespitzt herzförmig und haben einen unregelmässig gezähnten Blattrand. Beim Zerreiben der Blätter entsteht ein knoblauchartiger Duft. Die weissen, vierblättrigen Blüten (5-8 mm), die im Kreuz zueinander stehen, sitzen locker angeordnet am Ende der Stängel. Die Frucht ist eine lange Schote mit 6-8 schwarzen Samen pro Fach.1 Die Pfahlwurzel ist schlank und oft in der Mitte mehrfach geteilt. Knoblauchhederich ist eine zweijährige, gelegentlich mehrjährige krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen bis zu 150 cm.13

Tipps zur Lagerung

Rohe Knoblauchsrauke sollte man frisch verwenden. Das Trocknen der Pflanzenteile ist zum Aufbewahren ungeeignet, da wertvolle Inhaltsstoffe und Aromen verloren gehen. Einfrieren oder die Herstellung von Pesto sind gute Methoden zur Haltbarmachung.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Zusammensetzung und Menge der Inhaltsstoffe, inkl. sekundäre Pflanzenstoffe, variieren extrem je nach Sorte, Wachstumsbedingungen und Verarbeitungsmethoden etc.

100 g des rohen Krauts haben einen Nährwert von 70 kcal. Der Kaloriengehalt setzt sich massgeblich aus 0,53 g Fett, 14 g Kohlenhydraten und 8,6 g Proteinen (Eiweiss) zusammen. Ballaststoffe sind mit 5,4 g/100g vorhanden.

Frisches Knoblauchskraut enthält mit durchschnittlich 261 mg/100g17 reichlich Vitamin C (Ascorbinsäure). Knapp 30 g frisch geerntete Pflanzenteile können den Tagesbedarf an Vitamin C decken. Deutlich mehr Vitamin C haben rohe Sanddornbeeren (450 mg/100g) und die Kleine Brennnessel (333 mg/100g). Kleinere Gehalte sind in jeweils 100 g Schwarzen Johannisbeeren (181 mg), rohem Bärlauch (150 mg), frischem Giersch (140 mg) oder in frischer Petersilie (133 mg) zu finden.4

Ebenfalls reichlich vorhanden ist Mangan. 100 g Knoblauchsrauke enthält 0,99 mg Mangan, was 50 % des Tagesbedarfs entspricht. Der Gehalt ist vergleichbar mit demjenigen von Rotalgen (auch 0,99 mg/100g). Knoblauch (1,7 mg/100g), Giersch (1,4 mg/100g) und Kleine Brennnessel (1,3 mg/100g) bieten mehr.4

Mit 721 mg pro 100 g ist Kalium in Knoblauchsrauke gut vertreten. Einen ähnlichen Gehalt weisen Zitronengras (723 mg/100g) und Dill (738 mg/100g) auf. Bananen, die man oft als gute Quelle für Kalium nennt, haben nur 358 mg/100g.4

Die gesamten Inhaltsstoffe von frischer Knoblauchsrauke, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Da die Pflanze nährstoffreich ist und kaum keine unerwünschten Wirkungen (Nebenwirkungen) bekannt sind, gilt Knoblauchsrauke als gesundes Wildgemüse.

Die gesundheitsfördernden Effekte des Knoblauchskrauts beruhen u.a. auf seinem guten Vitamin-C- und Vitamin-A-Gehalt. Kurz vor der Blütezeit enthalten die Blätter der Knoblauchsrauke mehr Vitamin C als Orangen und mehr Vitamin A als Spinat.13,20

Fachbücher wie die Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen1 attestieren der Knoblauchsrauke hohe Vitamin-A-Werte. In der Fachliteratur finden sich uneinheitliche Zahlen: von 8'600 - 19'000 IU (Beta-Carotin, ca. 430-950 µg RAE, abhängig vom Erntezeitpunkt)18 bis zu 13.3 mg an Carotinoiden (nicht genauer spezifiziert) pro 100 g.17 Gerade höhere Werte wie der zuletzt genannte sind jedoch mit Vorsicht zu geniessen, da keine genaueren Angaben zur Zusammensetzung der Carotinoide gegeben sind. Deswegen ist es empfehlenswert, die erstgenannte Schätzung als Richtwert zu verwenden.

Insgesamt gibt es sehr wenige und meist ältere Studien über die medizinische Nutzung der Wildpflanze.7,8

Sekundäre Pflanzenstoffe

Viele gesundheitliche Wirkungen von Knoblauchsrauke kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.

Knoblauchsrauke enthält u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:19,20

  • Isoprenpide: Tetraterpene und -terpenoide: Carotinoide (Beta-Carotin); Diterpene und -terpenoide: Phytol
  • Polyphenole: Flavonoide: Flavonole (Glucopyranosid, Glycosid), Flavone (Apigenin: Alliarinosid, Isovitexin); Glykoside
  • Organische schwefelhaltige Verbindungen: Glucosinolate: Allyl-Isothiocyanate, Sinigrin
  • Weitere organische Verbindungen: Aldehyde: Benzaldehyd

Bislang gibt es nur wenige wissenschaftliche Studien über Knoblauchrauke. Sie enthält jedoch viele sekundäre Pflanzenstoffe, die für ihre positive Wirkung auf die Gesundheit bekannt sind.

Glucosinolate und Isocyanate besitzen krebshemmende Eigenschaften und sind beide in Knoblauchsrauke vorhanden. Insbesondere die Isocyanate dämpfen die Vermehrung von Prostatakrebszellen und schützen vor Harnblasenkrebs.20

Isothiocyanate erleichtern auch die lokale Vasodilatation, die zur Wundheilung beiträgt. Es ermöglicht eine erhöhte Blut- und Sauerstoffzufuhr bei der Behandlung einer inneren oder äusseren Reizung.20

Ferner soll Knoblauchsrauke entzündungshemmende, antioxidative, antibakterielle und pilzhemmende Wirkungen haben. Eine schottische Studie belegt auch die antioxidativen Effekte der Samen.16,20

Volksmedizin - Naturheilkunde

Im Vergleich zum Mittelalter spielt Knoblauchhederich heute keine grosse Rolle mehr als Heilkraut. In der Erfahrungsheilkunde diente Knoblauchsrauke zur Behandlung von Katarrhen der Atemwege, bei Asthma und zur Förderung des Schwitzens. Frische Pflanzenteile kommen gelegentlich bei Erkältungsbeschwerden zum Einsatz und wirken antiskorbutisch und antiseptisch. Äusserlich können Breiumschläge bzw. Spülungen bei eiternden Wunden, Insektenstichen, kleineren Wunden, Geschwüren und schlecht heilenden Hautproblemen.1,9,7

Darreichungsformen sind frische Presssäfte aus der ganzen Pflanze, Kompressen oder Tees.8

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

So spielen die Art der landwirtschaftlichen Produktion (konventionell vs. ökologisch), durchschnittliche bzw. saisonale oder regionale Produktion, inländische Produktion bzw. Import per Lkw, Schiff oder Flugzeug, unterschiedliche Verpackungsarten und ob es sich um Frischwaren oder Tiefkühlwaren handelt, eine entscheidende Rolle. Generell haben unverarbeitete, pflanzliche Lebensmittel eine sehr gute Klimabilanz. Ausnahmen sind z.B. mit dem Flugzeug importiertes Gemüse und Früchte. Tierische Produkte haben einen grösseren Fussabdruck von 1,1 kg CO2eq/kg (Milch) bis 21 kg CO2eq/kg (Durchschnitt Rindfleisch).6

Trotz umfangreicher Recherche haben wir kaum wesentliche Informationen/Daten/Zahlen zum ökologischen Fussabdruck der Knoblauchsrauke gefunden.Die ökologischen Fussabdrücke eines Lebensmittels hängen von unterschiedlichen Faktoren ab. Da Knoblauchskraut keine Kulturpflanze ist, sondern aus Wildsammlung oder Eigenanbau stammt, gibt es keine Messung des landwirtschaftlichen CO2-Fussabdrucks. In der Regel ist davon auszugehen, dass Knoblauchhederich ein klimafreundliches Lebensmittel ist.

Knoblauchsrauke ist jedoch eine invasive Art ausserhalb der heimischen Anbaugebiete. Ihre Umweltauswirkungen richten sich daher nach ihren Auswirkungen auf einheimische Ökosysteme und die biologische Vielfalt. Vor allem Knoblauchsrauke erscheint im Frühjahr früher, als die meisten einheimischen Pflanzen wachsen. Dadurch ist Knoblauchsrauke bereits so weit gewachsen, dass sie den Zugang zu Ressourcen wie Sonnenlicht, Feuchtigkeit und Nährstoffen im Boden versperrt. Durch den Klimawandel verstärkt sich der Vorteil von Knoblauchsrauke noch.5

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasserfussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?

Tierschutz - Artenschutz

Neben der Selbstbestäubung finden sich zur Fremdbestäubung des Knoblauchskrauts Bienen, Hummeln, Fliegen, Schwebfliegen, Schmetterlinge und Käfer als bestäubende Insekten ein.14

Knoblauchsrauke ist eine sehr wichtige Nektar- und Futterpflanze für den Aurorafalter (Anthocharis cardamines) und für den stark gefährdeten Mehlfarbenen Raukenspanner (Lithostege farinata). Der Aurorafalter legt seine Eier bevorzugt an den beiden Kreuzblütler-Arten Lauchkraut und Wiesenschaumkraut ab. Die frisch geschlüpften Raupen beginnen unmittelbar an den Blüten und Früchtchen dieser Pflanzen zu fressen. Nach der Blütezeit (ca. Juni) verpuppen sich die Raupen und befestigen sich über die nächsten zehn Monate in aufrechter Position im unteren Teil des Lauchkrauts am Stängel. Das Stehenlassen der Pflanzen bzw. das sorgfältige Abschneiden und sichere, senkrechte Lagern im Freien bis zum nächsten Frühjahr ist also eine wichtige Voraussetzung für die kommende Aurorafalter-Generation.14,15

Oligophag, also auf wenige Pflanzenarten spezialisiert und angewiesen, sind die Raupen des Kreuzblütler-Blattspanners (Xanthorhoe designata) und des Gemeinen Blattspanners (Xanthorhoe fluctuata). Als "Allesesser" (polyphag) ernähren sich die Raupen der Achateule (Phlogophora meticulosa) und des Grünader-Weisslings (Pieris napi) vom Knoblauchhederich.9,15

Weltweites Vorkommen - Anbau

Knoblauchsrauke zählt zu den ältesten bekannten einheimischen Gewürzen. Prähistorische Funde aus der Zeit von ca. 4000 v. Chr. zeigen Pflanzenrückstände an Tonscherben, die man an Kochstätten und in Gräbern an der dänischen und norddeutschen Ostseeküste entdeckte.10,12

In Europa ist Lauchkraut in den gemässigten Zonen Asiens und stellenweise in Nordafrika heimisch. In ihrem natürlichen Lebensraum ist Knoblauchsrauke in der Regel eine Solitärpflanze, die in kleinen Mengen wächst. Sie ist in Nord- und Südamerika ein Neophyt und gilt dort als invasiv. Vermutlich gelangte die Pflanze durch europäische Siedler bewusst als Küchenkraut und Heilpflanze dorthin.9,13

Anbau im Garten oder als Topfpflanze

Knoblauchsrauke kann man im Garten oder als Topfpflanze auf dem Balkon unkompliziert anbauen. Für Topfpflanzen eignen sich Ost-, Nord- und Nordwestlagen besonders gut. Im Garten sind halbschattige bis schattige Standorte mit nährstoffreichen, durchlässigen und humosen Böden zu bevorzugen.8

Die Aussaat erfolgt im März und April. Man kann die Samen der Knoblauchsrauke in Schalen aussäen und dann direkt auf den Balkon oder ins Freiland stellen. Als Kaltkeimer benötigen die Samen zu Beginn Frost. Direkte Sonneneinstrahlung ist zu vermeiden. Die Samen sind jung und grün von Mai bis Juni und ausgereift zwischen Juli und August. Für ein optimales Wachstum von Topf- und Kübelpflanzen eignet sich ein stickstoffbetonter organischer Dünger.8,13

Von Anpflanzungen des Lauchhederichs unter gesunden Bäumen sollte man absehen. Fast alle Bäume gehen Symbiosen mit Mykorrhizapilzen ein, welche Knoblauchsrauke langfristig stört.8

Verwechslungsmöglichkeiten

Verwechslungen der Knoblauchsrauke mit ähnlich aussehenden Pflanzen sind unproblematisch. Die beschriebenen Wildpflanzen (auch Wilder Meerrettich1) sind nicht giftig und ebenfalls als Wildgemüse oder Heilpflanzen essbar. Unsicherheiten sind auch wegen der vielfältigen Namen möglich. Knoblauchsrauke nennt man gelegentlich auch Knoblauch-Kraut (falsche Schreibweise: Knoblauch Kraut), Knoblauch-Rauke (falsche Schreibweise: Knoblauch Rauke), Ramselwurz u.a. (siehe unten).

Im Frühjahr haben die in Bodennähe wachsenden, rundlichen bis nierenförmigen Blätter14 eine grosse Ähnlichkeit mit Gundermannblättern (Glechoma hederacea).8 Später lassen sich die Pflanzen gut voneinander unterscheiden, da Knoblauchsrauke deutlich höher wächst und im oberen Bereich brennnesselähnliche Blätter8 erhält. Gundermann (Lippenblütler) blüht am gesamten Stängel violett11 und Knoblauchhederich im obersten Bereich weiss.13

Wegrauke (Sisymbrium officinale) ist, wie das Lauchkraut auch, ein Kreuzblütler. Die gelben, traubigen Blütenstände befinden sich ebenfalls im oberen Bereich der Pflanze. Blattränder sind gesägt, unten grösser, oben kleiner.21

Die Blätter vom Gemeinen Hirtentäschel (Capsella) sind rosettig angeordnet und länglich-gezähnt (vergleichbar mit Rucola-Blättern). Seine Früchte sind dreieckig. Die Blüten sind weiss und befinden sich traubig angeordnet im oberen Teil der Pflanze.8

Waldmeister-Blüten (Galium odoratum) sind ebenfalls weiss und stehen im Kreuz, weshalb man Knoblauchsrauke als Falschen Waldmeister bezeichnet. Als Unterscheidungsmerkmal dienen die länglich-schmalen Blätter, die beim Waldmeister (Wohlriechendes Labkraut) und bei Labkräutern allgemein in mehreren Etagen um den Stängel herum wachsen.8

Weiterführende Informationen

Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata (M. Bieb.) Cavara & Grande) gehört zur Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae bzw. Cruciferae). Zur Familie der Kreuzblütler gehören, neben Wildpflanzen, viele wichtige Kulturpflanzen wie Brokkoli, Rotkohl, Weisskohl, Blumenkohl, Rosenkohl, Kohlrabi, Schwarzer Senf, Indischer Senf, Chinakohl, Pak Choi, Steckrüben, Raps, Rettich, Radieschen, Weisser Senf, Meerrettich, Gartenkresse oder Wasabi.

Alternative Namen

Beim Zerreiben der Blätter entsteht ein flüchtiger Knoblauchduft, worauf sich einige der Trivialnamen beziehen: Gemeine Knoblauchsrauke,13 Knoblauchskraut, Knofelkraut, Knoblichskraut, Wilder Chnobloch, Knoblauchhederich, Knoblauchhedderich, Sommerknoblauch, Knoblauchsenf. Weitere Namen: Lauchhederich, Lauchkraut, Ramselwurz, Hasekehl, Bloderkraut, Blatterkraut und Falscher Waldmeister.

Alternative bzw. falsche Schreibweisen sind Knoblauchranke, Knoblauchrauke, Knoblauch Rauke, Knoblaichrauke, Knoblauchraute, Knoblauchsraute, Knoblauch Kraut, Knoblauchrsuke, Knoblauchsraukr, Knoblaurauke, Knoblausrauke und Begriffe wie: Knoblauchsrauke Rezepte, Knoblauchsrauke Samen, Knoblauchrauke Rezepte, Knoblauchrauke essen, Alliaria petiolata (MBieb.), Alliaria petiolata (m.bieb.) cavara, Alliaria petiolata (m.bieb.) cavara & grande, Aliaria und Alliaire.

Arzneimitteldrogen-Bezeichnungen für die Frischpflanze sind Herba Alliariae und Herba Alliariae officinalis.

Englische Namen sind garlic mustard (Alliaria petiolata), garlic root, hedge garlic, sauce-alone, jack-in-the-bush, penny hedge, garlicwort oder poor man's mustard.13 Auf Türkisch kennt man sie als sarımsak bzw. sarmısak otu.

Lateinische Synonyme für Alliaria petiolata sind Arabis petiolata, Alliaria alliaria, Alliaria officinalis, Alliaria alliaceae, Erysimum alliaria, Erysimum alliaceum, Crucifera alliaria, Hesperis alliaria, Sisymbrium officinalis und Sisymbrium alliaria.13

Literaturverzeichnis - 21 Quellen

1.Fleischhauer SG, Guthmann J, Spiegelberger R. Enzyklopädie. Essbare Wildpflanzen. 2000 Pflanzen Mitteleuropas. Aarau: AT Verlag; 1. Auflage. 2013.
2.Oberdorfer E. Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer; 8. Auflage. 2001.
3.Heinrich D. Frühblüher aus Jena. EchinoMedia Verlag; 1. Auflage. 2008.
4.

USDA: US-Amerikanische Nährwertdatenbank.

5.

The Nature Conservancy - nature org: Garlic Mustard: Invasive, Destructive, Edible. 2024.

6.

Reinhardt G, Gärtner S, Wagner T. Ökologische Fussabdrücke von Lebensmitteln und Gerichten in Deutschland. Institut für Energie - und Umweltforschung Heidelberg. 2020.

7.

Plants For A Future - pfaf org: Alliaria petiolata - (M. Bieb.) Cavara. & Grande.

8.

Kraeuter-buch de: Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata); Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris); Waldmeister (Galium odoratum). Purle T.

9.Bown D. Kräuter. Die grosse Enzyklopädie. Anbau und Verwendung. München: Dorling Kindersly; 2. Auflage. 2015.
10.Mabey R. Essbar. Wildpflanzen, Pilze, Muscheln für die Naturküche. Bern: Haupt Verlag; 2013.
11.

Mein schöner Garten de: Gundermann (Glechoma hederacea). 2023.

12.

Saul H, Madella M et al. Phytoliths in Pottery Reveal the Use of Spice in European Prehistoric Cuisine. PLoSONE 8(8):e70583.

13.

Cortat G. Alliaria petiolata (Garlic mustard). CABI Compendium. 2019;3941.

14.

Naturzyt ch: Die Knoblauchsrauke kommt – und mit ihr der Aurorafalter.

15.

FloraWeb de: Alliaria petiolata (M. Bieb.) Cavara & Grande (Lauchhederich). Bundesamt für Naturschutz (BfN).

16.

Kumarasamy Y, Byres M et al. Screening seeds of some Scottish plants for free radical scavenging activity. Phytotherapy Research. 2007;21(7):615–621.

17.

Guil-Guerrero JL, Giménez-Martínez JJ, Torija-Isasa ME. Nutritional composition of wild edible crucifer species. Journal of Food Biochemistry. 1999;23(3):283–294.

18.

Zennie TM, Ogzewalla D. Ascorbic acid and Vitamin A content of edible wild plants of Ohio and Kentucky. Economic Botany. 1977;31(1):76–79.

19.

Guarrera PM, Savo V. Wild food plants used in traditional vegetable mixtures in Italy. J Ethnopharmacol. 2016;185:202-234.

20.

Rahman M, Khatun A et al. Brassicaceae mustards: phytochemical constituents, pharmacological effects, and mechanisms of action against human disease. Int J Mol Sci. 2024;25(16):9039. 

21.

Kooperation Phytopharmaka - Arzneipflanzenlexikon: Wegrauke.

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