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Weinstein-Backpulver (Backtriebmittel, bio?)

Lockeres Gebäck entsteht durch die Verwendung eines Backtriebmittels. Im Weinstein-Backpulver wirkt statt Phosphat Weinstein als natürliche Säure.
Die Informationen zu den Nährstoffen der Zutat erfüllen die Nährwerttabelle und sind dort eingerechnet. Genauere Details waren nicht verfügbar.
6%
Wasser
 100
Makronährstoff Kohlenhydrate 99.77%
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Makronährstoff Proteine 0.23%
/00
Makronährstoff Fette 0%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, <0.1g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, <0.1g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 0:0

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Werte sind zu klein, um relevant zu sein.

Weinstein-Backpulver ist die phosphatfreie Alternative zu herkömmlichen (anorganischen bzw. chemischen) Backtriebmitteln. Die im Weinstein-Backpulver enthaltene Säure stammt vom natürlichen Weinstein und dient zum Auflockern des Teigs.

Verwendung in der Küche

Was ist Weinstein-Backpulver? Backpulver sind im Allgemeinen chemische Backtriebmittel. Sie bestehen in der Regel aus einer Mischung von Natron (Natriumhydrogencarbonat, E 500) und einem Säuerungsmittel bzw. sauren Salz (wie z.B. Dinatriumdihydrogendiphosphat, E 450a oder Monocalciumorthophosphat, E 341a). Als natürliche Säuerungsmittel sind Weinstein (E 335-337), Zitronen- (E 330) oder Weinsäure (E 334) gut geeignet. Natron und die Säure reagieren unter Einwirkung von Hitze und Feuchtigkeit. In dieser Reaktion entsteht CO2 in Form kleiner Bläschen – ein luftiger Teig entsteht.8,11

Der Vorteil von Backpulver im Gegensatz zum Hefe- oder Sauerteig ist, dass es keine Ruhephase (Gärphase) benötigt. Weinstein-Backpulver (unterschiedliche Säuerungsmittel bestimmen den Namen) ist vorteilhaft gegenüber synthetischem Backpulver, da es frei von potenziell gesundheitsschädlichem Phosphat ist.

Was ist Weinstein? Weinstein entsteht bei der Gärung von Trauben zu Wein. Am Ende der Hauptgärung, ist der Zucker weitgehend zu Alkohol vergoren, Eiweiss-, Pektin- und Gerbstoffe, ausserdem Tartrate (Weinstein) und Zellfragmente scheiden sich zusammen mit der Hefe als Bodensatz ab. Die Ausscheidung eines Teils der Weinsäure als Weinstein (Gemisch aus Kalium-Hydrogentartrat und Calcium-Tartrat) hängt von Temperatur, Alkoholgehalt und pH-Wert ab.9

Wie viel Weinstein-Backpulver sollte ich anstelle von herkömmlichem Backpulver verwenden? Man verwendet Weinstein-Backpulver für dieselben Gerichte und in gleicher Menge wie gewöhnliches Backpulver. Kuchen, Muffins und auch Brote lassen sich gut mit Weinstein-Backpulver backen.

Die auflockernde Weinsteinpulver-Wirkung beruht auf einer chemischen Reaktion: Ursache für das Aufgehen des Teigs ist die Gasbildung, die durch Hinzugabe von Feuchtigkeit zum Backpulver entsteht - auch Vortrieb genannt. Der Haupttrieb findet unter Hitzeeinwirkung statt und setzt Kohlenstoffdioxid (CO2) frei. Dieser Vorgang lockert den Teig und vergrössert sein Volumen. Backpulver vermischt man daher beim Backen immer zuerst mit den trockenen Zutaten wie Mehl und erst zum Schluss, unmittelbar vor dem Backen, fügt man die flüssigen Zutaten hinzu. Bei längerem Stehenlassen des feuchten Teigs kann das Backpulver seine Wirkung verlieren und der Teig geht beim Backen nicht mehr auf.

Bei der Verwendung von Backpulver darf man, im Gegensatz zu Hefeteig, kein warmes oder gar heisses Wasser verwenden. Sonst beginnt das Backpulver zu früh zu reagieren, und schäumt.

Weinstein-Backpulver Dosierung: Ein Säckchen Weinstein-Backpulver, ca. 70 g, eignet sich für ca. 500 g Mehl. Je nach Verfahren, ob man die Masse mit einem Handmixer gut aufschlägt, Mineralwasser (mit Kohlensäure) hinzufügt oder einen aufgeschlagenen Ei-Ersatz beimengt, kann man die angegebene Menge auch reduzieren, was sich positiv auf den Geschmack auswirkt. Backtriebmittel haben einen grossen Einfluss auf Geschmack und Textur der Backwaren. Bei korrekter Dosierung erhält man lockeres Gebäck; nimmt man jedoch zu viel davon, erhalten die Gerichte einen seifigen Geschmack.

Eigene Zubereitung (Weinstein-Backpulver selbst machen)

Weinstein-Backpulver können Sie auch selbst herstellen. Hierfür eignet sich folgendes Mischverhältnis: 1 Teil (z.B. TL) Natron (Natriumhydrogencarbonat) zu 2 Teilen Weinstein und 1 Teil Maisstärke (als Trennmittel). Man kann auch Natron mit der sechsfachen Menge an Zitronensaft oder Essig verwenden. Natron ohne Säurezusatz schmeckt leicht seifig. Ohne Trennmittel hält das selbstgemachte Weinstein-Backpulver nicht lange und man muss es rasch verbrauchen.

Rezept für vegane Dinkelvollkorn-Pfannkuchen

Zutaten (6 Personen): 400 g Dinkelvollkornmehl, 1 TL Weinstein-Backpulver, 1 EL Rohzucker (oder Agavensirup), 1 Prise Salz, 2 EL Kichererbsenmehl, 400 ml Pflanzenmilch (z.B. Haferdrink), Öl (z.B. Rapsöl), ein Prise Vanille, ca. 200 ml Mineralwasser

Zubereitung: Zuerst alle trockenen Zutaten gut vermischen. Nun die Milch unterrühren und zum Schluss das Mineralwasser hinzufügen. Der Teig sollte relativ dickflüssig sein, aber noch giessbar. Bei Bedarf noch etwas mehr pflanzliche Milch oder Mineralwasser hinzufügen. 1 TL Öl in einer beschichteten Pfanne erhitzen und ca. 1 Schöpflöffel (Suppen- oder Schöpfkelle) der Pfannkuchenmasse in die heisse Pfanne geben und durch Schwenken verteilen. Den Pfannkuchen auf beiden Seiten 1-2 Minuten herausbacken. Die Temperatur sollte man nach dem ersten Pfannkuchen etwas reduzieren. Die fertigen Pfannkuchen kann man auf einem Teller stapeln und mit einem Deckel bedecken, so halten sie sich gegenseitig warm.

Vegane Rezepte mit Weinstein-Backpulver finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
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Einkauf - Lagerung

Die meisten Supermarktketten führen ganzjährig Weinstein-Backpulver (z.B. Coop, Migros, Aldi, Lidl, Denner, Volg, Spar, Rewe, Edeka, Hofer, Billa). Biologische Produkte sind in Reformhäusern, Bioläden und Bio-Supermärkten wie Denn's Biomarkt oder Alnatura erhältlich. Der Unterschied zwischen Bio-Weinsteinbackpulver und konventionellem Backpulver ist zum einen, dass die Zutaten aus biologischem Anbau stammen (Maisstärke, Tapiokastärke, Weinstein) und zum anderen, dass kein Phosphat enthalten ist.

Allgemein sind in Bio-Produkten weit weniger Zusatzstoffe erlaubt: circa 50 - im Vergleich zu rund 330 in konventionellen Produkten.8

Fast alle Verpackungen liefern die Hinweise phosphatfrei (ohne Phosphat-Zusätze) und glutenfrei. Die meisten biologischen Backpulver enthalten keine Phosphate, aber nicht alle beinhalten Weinstein. Weinstein ist auch nicht zwangsläufig vegan3 – mehr dazu in unserem Artikel zu Rotwein. Das Lesen der Inhaltsstoffe und das Achten auf Gütesiegel (Bio-Zeichen und Veganblume der Vegan Society) lohnen sich.

Die Verfügbarkeit von Weinstein-Backpulver ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.

Tipps zur Lagerung

Bei kühler, lichtgeschützter und vor allem trockener Lagerung ist Weinstein-Backpulver über viele Jahre haltbar.

Ist Weinstein-Backpulver abgelaufen, bedeutet das nicht unbedingt, dass das Produkt unbrauchbar ist. Viele Hersteller geben ein Mindesthaltbarkeitsdatum an, um sich abzusichern. Wenn das Weinsteinpulver alt ist, könnte es an Wirksamkeit verlieren. Das lässt sich einfach testen: Mischen Sie eine kleine Menge Weinsteinpulver mit einer Säure (z.B. Essig oder Zitronensaft) oder heissem Wasser. Wenn es noch wirksam ist, sollte es schäumen oder sprudeln.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Realitätsnah zeigen wir Ihnen hier die Inhaltsstoffe pro 1 g (statt pro 100 g wie üblich).

Backpulver setzt sich immer aus folgenden Zutaten zusammen: dem Backtriebmittel, einer Säure in Trockenform und einem Trennmittel.9

Der Unterschied zwischen herkömmlichem Backpulver und Weinstein-Backpulver besteht im Säuerungsmittel. Das Backtriebmittel ist in der Regel Natron (E 500 als Natriumhydrogencarbonat, Natriumcarbonat und Natriumsesquicarbonat), welches alleine jedoch nicht die erwünschte Auflockerung des Teigs bewirkt. Hierzu benötigt es ein Säuerungsmittel. In herkömmlichen Backpulvern ist es Phosphat oder Diphosphat. Das kann z.B. Dinatriumdihydrogendiphosphat oder Natriumpyrophosphat sein. Es kommen aber auch aluminiumhaltige Säuren zum Einsatz. Alle diese Säuren sind gesundheitlich bedenklich und daher zu meiden (siehe Wirkungen auf die Gesundheit).

Im Weinstein-Backpulver hingegen ist dieses Säuerungsmittel der natürliche Weinstein (Trivialname für Salze der Weinsäure). Als Trennmittel verwendet man hauptsächlich Stärke in Form von Mais- oder Kartoffelstärke, die verhindert, dass bereits die Luftfeuchtigkeit das Backpulver aktiviert. Auch Reisstärke und glutenhaltige Weizenstärke kommen vor. Durch die deutliche Vergrösserung des Gesamtvolumens erleichtert das Trennmittel die Dosierung und erhöht die Rieselfähigkeit.

Aufgrund der enthaltenen Kohlenhydrate (0,44 g/1g) hat Weinsteinbackpulver einen relativ hohen Kaloriengehalt von 2,35 kcal/1g. Fett- und Eiweissanteil sind mit weniger als 1 %, vernachlässigbar.17

Natrium, Calcium und Mangan sind die wichtigsten essenziellen Nährstoffe, die Weinstein-Backpulver anbietet. Jedoch tragen sie und die Makronährstoffe wegen der kleinen Verzehrmenge nicht wesentlich zur Deckung des jeweiligen Tagesbedarfs bei.

Die gesamten Inhaltsstoffe von Weinstein-Backpulver, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Ist Weinstein-Backpulver gesund? Als Lebensmittelzusatzstoff hat Weinstein die E-Nummer E 354 als Calciumtartrat und E 336ii für Kaliumbitartrat sowie E 336i für Monokaliumtartrat. Schädliche Effekte sind bisher nicht erkennbar. Weinstein ist für den Menschen gesundheitlich unbedenklich, grössere Mengen können aber abführend wirken.8

In medizinischen Studien konnten ForscherInnen feststellen, dass Weinstein ein effektiver Stuhlweichmacher ist. Kombiniert mit Natriumbicarbonat und Polyethylenglycol in Form von Zäpfchen, kann Weinstein gegen chronische Verstopfung helfen.5 Die Wirkung beruht auf den gleichen Mechanismen, warum man Weinstein auch als Backpulver einsetzt: Kaliumbitartrat setzt Kohlenstoffdioxid frei. Dieses Gas verursacht Druck auf die Darmwand und löst Darmkontraktionen aus. Dieses Abführmittel ist anscheinend auch für Patienten geeignet, die gefährdet sind, Elektrolytstörungen zu erleiden; wie ältere Menschen und Menschen mit Nieren- oder Herzkreislauferkrankungen.2

Die Weinsäure im Weinstein hat bis zu einer Menge von 30 mg pro kg Körpergewicht und Tag positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Insbesondere aufgrund der antioxidativen Wirkung des Weinsteinpulvers. Weinsäure kann bei Harnsteinen helfen. Ausserdem zeigte sich ein positiver Effekt der Weinsäure, in Form von Weinstein aufgenommen, auf die Verdauung und das Risiko an Darmkrebs zu erkranken.1

Weinstein-Backpulver ist gesünder als die meisten Backpulver, da keine anorganischen Phosphate enthalten sind. Denn der übermässige Verzehr dieser künstlichen Phosphate, was in einer Ernährung mit vielen hochverarbeiteten Lebensmitteln schnell passiert, steht im Zusammenhang mit einer erhöhten Sterblichkeit.12 Zu phosphathaltigen Lebensmitteln gibt es auch ein interessantes Video: Schmelzkäse: Die unterschätzte Phosphat-Gefahr. Phosphathaltige Zusatzstoffe haben folgende E-Nummern: E 338 - 341, E 343 und E 450 - 452.8

Weinstein-Backpulver ist daher eine gute Alternative zum phosphathaltigen Backpulver. Zudem ist Weinstein-Backpulver bei Histaminunverträglichkeit in der Regel unproblematisch, im Gegensatz zu Hefe.

Ist Monokaliumtartrat schädlich? Monokaliumtartrate (E 336 i), auch Kaliumtartrat genannt, findet wie Kaliumditartrat Einsatz beim Backen und Kochen. Bisher gibt es keine Hinweise einer gesundheitsschädlichen Wirkung. Bis 240 mg/kg Körpergewicht und Tag sind keine negativen Folgen zu erwarten.14

Sekundäre Pflanzenstoffe

Weinstein-Backpulver enthält nach unserem Wissen keine sekundären Pflanzenstoffe. Da Weinstein-Backpulver eine raffinierte chemische Verbindung ist (Kaliumbitartrat C4H5KO6), sind vermutlich alle sekundären Pflanzenstoffe der zugrundeliegenden Weintraube in der Verarbeitung verloren gegangen oder im Wein verblieben.

Für das Nährstoffprofil von Weinstein-Backpulver sind die sekundären Pflanzenstoffe vermutlich nicht relevant. Erfahren Sie mehr über Bedeutung und Einteilung dieser bioaktiven Stoffe in Lebensmitteln im Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe.

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Die Einnahme von grossen Mengen Weinstein (in der vorliegenden Untersuchung 4-6 Esslöffel) kann lebensgefährlich sein. Es führt zu einem Überschuss an Kalium im Körper, einer sogenannten Hyperkaliämie. Sechs Esslöffel Reinweinstein (Kaliumbitartrat) enthält mehr als die dreifache Tageshöchstmenge an Kalium.5 Weinstein-Backpulver im Eigenregime als Abführmittel zu verwenden, ist also keine gute Idee.

Weinstein-Backpulver ist für Hunde giftig.13

Volksmedizin - Naturheilkunde

Paracelsus nannte Krankheiten wie Gicht, Rheuma, Arthrose, Gallen- und Nierensteine oder Sklerose "Tartarische Leiden" (Roher Weinstein = Tartarus crudus). Er schrieb Weinstein aber auch heilende Wirkungen zu: Viele Kräfte werden nämlich im Weinstein gefunden, mehr als im Weine. Weinstein wandte man früher bei chronischen Hautkrankheiten, als Ableitungsmittel über die Nieren, Leber und Darm und bei Nierensteinen an. Auch heute gibt es Naturkosmetikprodukte, die sich die Wirkung von Weinstein zunutze machen.6

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Leider konnten wir kaum Daten zu den Auswirkungen der Produktion von Weinstein-Backpulver auf die Umwelt finden.

Carboncloud, eine schwedische Datenbank, berechnete für Weinsäure (E 334) aus Italien den CO2-Fussabdruck: 4,6 kg CO2eq/kg. Das ist ein grosser Fussabdruck, ähnlich dem von Schweinefleisch. Rechnet man diesen Wert jedoch auf die übliche Verzehrmenge von Weinstein-Backpulver um, kommt man auf nur 0,0046 kg CO2eq.15 Ausserdem ist Weinstein ein Nebenprodukt, was sich positiv auf die Klimabilanz auswirkt.

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?

Weltweites Vorkommen - Anbau

Zum Anbau für die zugrundeliegenden Weintrauben folgen Sie dem Link.

Die Weinsteinsäure kommt natürlich in vielen Pflanzen vor. Am meisten dieses Stoffes enhtält Tamarinde, Trauben, Bananen, Äpfel und einige Zitrusfrüchte. Hauptsächlich kommt die Weinsteinsäure in Form von Kaliumbitartraten und als Calciumtartrate vor.1

Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts erfolgte die erste Verwendung von Backpulver. Kurioserweise in Form von Taubenmist. Die Franzosen, vernehmlich die Pariser, bedienen den Teig mit Luft erfüllt, die Teigmasse an die Oberfläche treibt, wo sie als dann zu einer hohlen Kruste oder Rinde ausgebacken wird. Die Rinde wird hierdurch freilich sehr trocken, ausgebacken und eben deshalb sehr schmackhaft und verdaulich. Übrigens mögen die Ärzte enscheiden, ob nicht der hitzige Taubenmist bei fortgesetztem Genussse die Gesundheit beeinträchtigen könne. Die Wirksamkeit von Taubenmist als Backpulver beruht auf den enthaltenen Amoniumsalzen.7

Es gibt verschiedene Geschichten über die Erfindung des Backpulvers. Anfänglich verwendete man Sauermilch und Weinstein. Diese Kombination war aber unberechenbar; mal entstand ein ausgezeichneter Teig, das nächste Mal ging er nicht auf. Daher begann man an besseren Methoden zu forschen. Zwei bedeutende Forscher waren der Chemiker Justus von Liebig und sein Schüler Eben Norton Horsford.4,16 Damals, Mitte des 19. Jh. glaubte Liebig es sei gesundheitlich vorteilhaft, dem Mehl Phosphorsäure hinzuzufügen, da durch die Vermahlung und die Entfernung der phophorreichen Kleie dieser Nährstoff im Brot ansonsten fehle.7

Industrielle Herstellung

Weinstein ist ein Gemisch aus schwer löslichen Salzen der Weinsäure, z.B. Kaliumhydrogentartrat und Calciumtartrat. Diese Salze bilden sich bei der Lagerung von Wein, Traubensaft und bei der Sektherstellung. Je nach Weinsorte ist der Weinstein anders gefärbt. Weinstein kristallisiert vorwiegend an Wänden und vor allem am Boden der Gefässe.7 Man dekantiert, um Weinstein vom Wein zu trennen. Weinstein ist kein Qualitätsmerkmal, weist aber darauf hin, dass man beim Weinausbau (Zeitspanne zwischen dem Ende der Gärung und der Abfüllung eines Weins) den Wein nicht oder nur unzureichend chemisch (durch Metaweinsäure) oder physikalisch (durch Kälte) stabilisiert hat.

Zur Herstellung der anderen (üblichen) Komponenten des Weinstein-Backpulvers könne Sie unter folgenden Links nachlesen: Natron, Maisstärke.

Weiterführende Informationen

Wir konnten trotz ausgiebiger Recherche keine guten Quellen für die Erfindung des Backpulvers finden. Eine Geschichte, die man online immer wieder findet, ist, dass Alfred Bird für seine Frau, die auf Eier und Hefe allergisch war, das erste Weinstein-Backpulver entwickelte (aus Natron und Weinstein). Zu dieser Zeit war Weinstein aber kostspielig, deshalb forschte Eben Norton Horsford, ein Schüler von Justus von Liebig, Mitte des 19. Jahrhunderts an einer günstigeren Alternative – es entstand das klassische Backpulver.

Als Alternative zum Backpulver gibt es neben Hefe noch Hirschhornsalz (E 503), das man vorwiegend bei flachem Dauergebäck verwendet. Dieses Ammoniumhydrogencarbonat (Ammoniumbicarbonat, ABC-Trieb, E 503ii) ist für Lebkuchen, Honigkuchen, Spekulatius oder andere Plätzchen in Verwendung, meist in Verbindung mit Kaliumcarbonat (Pottasche, E 501). Ab 60 °C zersetzt sich Hirschhornsalz in Ammoniak, Kohlenstoffdioxid und Wasser. Beim Backen mit Hirschhornsalz kann es allerdings zu einer begünstigten Entwicklung von Acrylamid kommen.10,11

Alternative Namen

Eine alte Bezeichnung für Weinstein ist 'tartarus'.6 Die chemische Bezeichnung ist Kaliumbitartrat oder Kaliumtartrat. Im Englischen nennt man Weinstein-Backpulver 'cream of tartar' oder 'tartar baking powder'. Manchmal findet man es - wie das herkömmliche Backpulver - auch unter dem Namen 'baking powder'.

Sonstige Anwendungen

In der Pharmazie kennt man Weinstein als Abführmittel und das aus Weinstein hergestellte Seignettesalz (E 337, meist als Säureregulator eingesetzt). Allerdings ist die Verwendung von Weinstein als Abführmittel gefährlich, da ein Übermass an Kalium (oder Hyperkaliämie) auftreten kann.

Weinstein verwendet man auch zur Stabilisierung von Eischnee und Schlagsahne. Ausserdem verhindert er die Kristallisation von Zuckersirup und vermindert die Verfärbung von gekochtem Gemüse. In Verbindung mit Kaliumchlorid ist Weinstein als Natrium-freier Speisesalzersatz gebräuchlich. Ausserhalb des Lebensmittelgebrauchs kann Weinstein auch als Reinigungsmittel bei hartnäckigen Flecken helfen.

Sauerteig, Trockenhefe und Backhefe (Bierhefe) sind biologisch, also nicht chemisch wirkende Backmittel (Backtriebmittel), doch nicht immer in Bio-Qualität.

Mit Weinstein-Backpulver lässt sich Knetmasse herstellen. Als umweltfreundliches Putzmittel eignet es sich zum Reinigen von Textilien (sanfte Bleiche), Pfannen und Töpfen oder auch als Bad und Toilettenreiniger.

Literaturverzeichnis - 17 Quellen

1.

Jantwal A, Durgapal S, Upadhyay J, Joshi T, Kumar A. Tartaric acid. In: Antioxidants Effects in Health. Elsevier; 2022:485-492.

2.

National Library of Medicine. National Center for Biotechnology Information. PubChem. Potassium bitartrate.

3.

Segade SR, Paissoni MA, Vilanova M, Gerbi V, Rolle L, Giacosa S. Phenolic Composition Influences the Effectiveness of Fining Agents in Vegan-Friendly Red Wine Production. Molecules. 2019;25(1):120.

4.

Schaeffer G, Fontès G et al. The dangers of certain Mineral Baking-powders based on Alum, when used for Human Nutrition. Epidemiology & Infection. 1928;28(1):92-99.

5.

Rusyniak DE, Durant PJ et al. Life-threatening hyperkalemia from cream of tartar ingestion. J Med Toxicol. 2013;9(1):79-81.

6.

Rippe O. Von der Heilkraft des Weinsteins. Zeitschrift Naturheilpraxis. Pflaum Verlag. 2008;06.

7.

Häcker G. Backpulver: Zusammensetzung, Herstellung, Untersuchung. Walter de Gruyter GmbH & Co KG; 2019.

8.

Hahne D. E-Nummern, Zusatzstoffe: Alle E-Nummern erklärt und bewertet [E-Book]. Stiftung Warentest. 2017.

9.

Belitz HD, Grosch W, Schieberle P. Lehrbuch der Lebensmittelchemie [E-Book]. 6. vollständig überarbeitete Auflage. Springer: Berlin, Heidelberg. 2008.

10.

Amrein TM, Andres L et al. Investigations on the promoting effect of ammonium hydrogencarbonate on the formation of acrylamide in model systems. J Agric Food Chem. 2006;54(26):10253-10261.

11.

Rimbach G, Möhring J, Erbersdobler HF. Lebensmittel-Warenkunde Für Einsteiger [E-Book]. Springer Berlin Heidelberg; 2010.

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Calvo MS, Dunford EK, Uribarri J. Industrial use of phosphate food additives: a mechanism linking ultra-processed food intake to cardiorenal disease risk? Nutrients. 2023;15(16):3510.

13.

Wegenast CA, Meadows ID et al. Acute kidney injury in dogs following ingestion of cream of tartar and tamarinds and the connection to tartaric acid as the proposed toxic principle in grapes and raisins. J Vet Emergen Crit Care. 2022;32(6):812-816.

14.

EFSA Panel on Food Additives and Flavourings (FAF), Younes M, Aquilina G, et al. Re‐evaluation of l(+)‐tartaric acid (E 334), sodium tartrates (E 335), potassium tartrates (E 336), potassium sodium tartrate (E 337) and calcium tartrate (E 354) as food additives. EFSA Journal. 2020;18(3):e06030.

15.

Carboncloud. Schweden. Tartaric acid E334.

16.

Ginsberg J. American Chemical Society. National Historic Chemical Landmarks. Rumford Baking Powder. 2006.

17.

ÖNWT - Die österreichische Nährwerttabelle. Bio-Backpulver Reinweinstein (ÖNWT-PRO R409110). Bioservice Zach GmbH Backtriebmittel ohne chemische Zusatzstoffe.

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