Inhaltsverzeichnis
Muskatnuss kommt vorwiegend gerieben oder gemahlen zum Einsatz. Der Samen des Muskatnussbaums (Myristica fragrans) verfeinert viele Gerichte mit seinem warmen, würzig-süsslichen Aroma.
Verwendung in der Küche
Eine ganze Muskatnuss ist oval, mit harter, braun-grauer Farbe und etwas grösser als eine Haselnuss. Ihre Oberfläche ist leicht marmoriert, mit feinen Rillen und Furchen. Gemahlene Muskatnuss entfaltet roh ein sehr würziges Aroma und schmeckt etwas bitter. Der Duft des Samenkerns ist süsslich, pfeffrig, holzig bis leicht harzig, was manche als moschusartig empfinden.
Frisch gerieben entfalten sich die ätherischen Öle der rohen Muskatnuss am besten,15 weshalb sie erst am Ende des Kochvorgangs oder kurz vor dem Servieren ins Gericht zu geben sind. Edelstahlreiben oder Muskatnussreiben sind ideal, um die harte Gewürznuss zu raspeln. Auch Muskatnussmühlen tun einen guten Dienst. Gemahlene Muskatnuss aus dem Supermarkt hat ein weniger intensives Aroma, weil das ätherische Öl sich nach dem Mahlen schnell verflüchtigt.
Als Küchengewürz eignet sich Muskatnuss in Kartoffelgerichten wie Kartoffelgratin oder Kartoffelpüree (-stock). Dickere oder gebundene Suppen wie Kürbis- oder Zucchinicremesuppen sowie deftigere Gemüsesuppen oder Eintöpfe rundet ein Hauch Muskatnuss ab. Zu Gemüse wie Spinat, allen Kohlarten, Erbsen, Karotten und Pastinaken passt das Gewürz ebenfalls hervorragend. Da Muskatnuss in grösseren Mengen unerwünschte Wirkungen haben kann, ist eine sparsame Dosierung empfehlenswert (siehe Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen).
Sowohl in pikantem als auch in süssem Gebäck (oder Weihnachtsgebäck) findet die Nuss Verwendung. Insbesondere in weihnachtlichen Heissgetränken wie Glühwein oder Punsch sowie in Keksen und Lebkuchen rundet eine kleine Prise Muskatnuss den Geschmack wunderbar ab. Die bekannte indische Gewürzmischung Tandoori enthält auch Muskatnuss. Gewürze wie Zimt, Echter Lorbeer, Rosmarin und Gewürznelke harmonieren sehr gut mit Muskatnuss.
Die Lebensmittelindustrie verwendet aufgrund der geringeren Kosten häufig das ätherische Muskatöl. Dieser Aromastoff ist besser dosierbar, da er immer die gleiche Würzkraft besitzt. Das Öl eignet sich für Backwaren, Sirupe, Getränke und Süssigkeiten.
Die gelb-orange, rundliche Frucht des Muskatbaums sieht einer Aprikose ähnlich. Einheimische verarbeiten den Samenmantel zu Konfitüren, Gelees, Pickles oder Sirup.1 Bekannt ist auch die Muskatblüte (Macisblüte oder Macis), der leuchtend rote oder orange-rote Mantel des Kerns. Nach der Trocknung erscheint die Macisblüte in Gelb und kommt meist gemahlen in den Handel. Macis ist deutlich milder im Geschmack.2
Rezept für vegane Karotten-Muskat-Suppe
Zutaten: 750 g Karotten, 2 Schalotten, 1 Stk. Ingwer (1 cm), 2 Knoblauchzehen, 2 EL Rapsöl, 500 ml Gemüsebrühe, 400 ml Reismilch (oder andere pflanzliche Milch), Limettensaft von einer halben Limette, Muskatnuss und Chili.
Zubereitung: Geschälte Karotten, Zwiebeln, Ingwer und Knoblauch klein schneiden bzw. hacken und in Öl kurz andünsten. Mit Brühe übergiessen und ca. 20 Min. köcheln lassen. Danach alles fein pürieren und die Reismilch untermengen. Die Suppe mit frisch geriebener Muskatnuss, Limettensaft und Chili abschmecken.
Vegane Rezepte mit Muskat finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".
Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen: Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler. |
Einkauf - Lagerung
Gemahlene oder ganze Muskatnüsse sind ganzjährig erhältlich bei Grossverteilern wie Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Billa oder Hofer. Häufig ist Muskat in kleinen Gewürzgläsern, -dosen oder verschweissten Aromasäckchen verpackt.
Bezeichnungen wie "Muskatnuss Würzer" oder "Muskatwürzer" können irreführend sein: Dahinter verbergen sich entweder reines Muskatpulver oder Mischungen aus gemahlener Muskatnuss, Speiseweizenkleie, Muskatnussöl, pflanzlichem Öl und gelegentlich Trockenglucosesirup oder Farbstoffen wie Paprikaextrakt. Für eine unverfälschte Würze beziehen Sie Produkte mit 100 % Muskatnuss - idealerweise aus biologischem Anbau, wie von Bio-Supermärkten (z.B. Denn's Biomarkt und Alnatura) oder spezialisierten Gewürzhändlern.
Hochwertige, unbehandelte, ganze Muskatnüsse sind dunkelbraun. Durch ihren hohen Ölgehalt kann sich ein heller Belag mit dunklen Flecken bilden, was aber ein Zeichen für Naturbelassenheit ist. Konventionelle Ware ist zum Schutz vor Insektenfrass mit Kalkmilch behandelt, was zu einem weisslichen Erscheinungsbild führt. Rückstände von Insektiziden und Begasungsmitteln sind dabei nicht immer auszuschliessen.2
Wie viel wiegt eine Muskatnuss? Muskatnüsse der Klasse A sind die hochwertigsten und haben ein Gewicht von ca. 8 g pro Stück. Die niedrigste Stufe liegt bei Klasse E, sie wiegen weniger als 3 g.
Die Verfügbarkeit von Muskatnuss ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.
Tipps zur Lagerung
Muskatnüsse, ganz oder gemahlen, sind dunkel, kühl und vor allem trocken aufzubewahren. Gemahlene Muskatnüsse verlieren rasch an Aroma, da sich die ätherischen Öle nach dem Mahlen schnell verflüchtigen. Falls Sie dennoch das Gewürz in gemahlener Form verwenden, bewahren Sie es luft-, licht- und feuchtigkeitsgeschützt auf. Empfehlenswert ist der Kauf ganzer Muskatnüsse in hoher Qualität, die sich bei Bedarf mit einer Muskatreibe, Muskatmühle oder einer feinen Raspel aus Edelstahl ins Gericht reiben lassen.
Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien
Zusammensetzung und Menge der Inhaltsstoffe, inkl. sekundäre Pflanzenstoffe, variieren extrem je nach Sorte, Wachstumsbedingungen und Verarbeitungsmethoden etc.
Realitätsnah zeigen wir Ihnen hier die Inhaltsstoffe von Gewürzen und Kräutern pro 1 g (statt pro 100 g wie üblich).
Muskatnüsse enthalten ca. 36 % Fett, wovon ca. 5-15 % ätherisches Öl sind. Die rund 50 % an Kohlenhydraten setzen sich aus Stärke, Saccharose, Xylan, Pentosanen und Harz zusammen. Der Eiweissgehalt ist mit 6 % eher gering. Aufgrund des hohen Fettanteils beträgt der Energiegehalt 5,25 kcal/1g.4,16
Mangan, Magnesium und Folat sind die wichtigsten essenziellen Nährstoffe, die gemahlene Muskatnuss anbietet.4 Jedoch tragen sie wegen der kleinen Verzehrmenge nicht wesentlich zur Deckung des jeweiligen Tagesbedarfs bei. Weitaus wichtiger für den Gesundheitswert sind die sekundären Pflanzenstoffe in dieser Zutat, die nur schon in Spuren wirken können. Obwohl alle Kräuter und Gewürze sehr viele gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe mitbringen, verzichten wir hier bewusst auf das substanzlose Modewort Superfood.
Die gesamten Inhaltsstoffe von Muskatnuss, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.
Wirkungen auf die Gesundheit
Viele gesundheitliche Wirkungen von Muskatnuss kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen.
Sekundäre Pflanzenstoffe
Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.
Muskatnuss enthält u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:15,16,17
- Isoprenoide: Monoterpene (α-Pinen, α-Terpineol, β-Phellandren, β-Pinen, Camphen, Carvacrol, γ-Cymen, γ-Terpinolen, Geraniol, Limonen, Linalool, Myrcen, Ocimen, Sabinen, Terpineol); Sesquiterpene (Amorphen, Beta-Caryophyllen, Humulen, Germacren, Guaiol, Farnesen, Bisabolen); Triterpene: Steroide (Beta-Sitosterol, Sitosterol-Derivat, Stigmasterol, Stigmasterol-Derivat, Daucosterol, Cycloartenol)
- Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxyzimtsäuren (Kaffeesäure); Flavonoide: Flavanole (Catechin); Lignane (Galbacin, Licarin A-C, Meso-Dihydroguaiaretinsäure, Fragransin A, Machilin A, Guaiacin, Tetrahydrofuroguaiacin B, Saucernetindiol, Verrucosin), Neolignane (Galbacin, Otobaphenol, Macelignan, Myristicanol A-B, Myrisfrageal A und B, Myticaganal A-C, Myrislignan, Nectandrin A-B)
- Weitere organische Verbindungen: Carbonsäuren (Ameisensäure, Buttersäure, Essigsäure, Caprylsäure); Phenylpropanoide (Myristicin, Safrol, Eugenol, Isoeugenol, Elimicin, Isoelimicin); Diphenylalkane (Malabaricon B und C); Ketone (Benzofurane); Ester (Geranylacetat, Bornylacetat, Linalylacetat); Alkane (Octadecan, Docosan, Tricosan, Hexacosan, Heptacosan, Octacosan)
Warum ist Muskatnuss gesund? Insgesamt beschreibt die Literatur zu den sekundären Metaboliten in Muskatnuss ein breites Spektrum pharmakologischer Wirkungen, darunter krampflösende und verhaltensmodulierende Effekte, fiebersenkende, magenschützende und antidiarrhoische Aktivitäten. Trotz umfangreicher Forschung bestehen weiterhin wissenschaftliche Lücken, die vertiefende Studien erfordern, um Wirkmechanismen einzelner Inhaltsstoffe sowie ihr therapeutisches Potenzial gezielt zu untersuchen.14,17
Zu den aktivsten Verbindungen in Muskatnuss zählen Macelignan, Meso-Dihydroguaiaretinsäure, Myristicin und Malabaricon C. Diese Substanzen haben u.a. antioxidative, entzündungshemmende und neuroaktive Wirkungen. Der Grossteil der Untersuchungen zu M. fragrans konzentriert sich auf die Isolation und die strukturelle Aufklärung von Lignanen aus dem Arillus (Macis bzw. Muskatblüte) oder dem Samen (Muskatnuss) der Frucht. Bestimmte Lignane wie Licarin A und B sowie Phenylpropanoide wie Myristicin wirken dämpfend auf das Zentralnervensystem und hemmen das Enzym Acetylcholinesterase, was auf therapeutisches Potenzial bei Alzheimer hinweist. Auf zellulärer Ebene verlangsamt Macelignan die Krankheitsprogression bei neurodegenerativen Erkrankungen deutlich, indem es Neuroinflammation und oxidativen Stress reduziert. 17
Das ätherische (flüchtige) Öl der Muskatnuss entspricht etwa 5 bis 15 % des Samenanteils.16 Die darin enthaltenen Terpene prägen nicht nur den charakteristischen Duft der Muskatnuss, sondern entfalten auch antimikrobielle, entzündungshemmende oder krampflösende Effekte.17 Terpene wie Beta-Caryophyllen und Eugenol verstärken das antioxidative Potenzial, da sie relativ leicht Wasserstoffatome abgeben können, um freie Radikale zu neutralisieren. Auszüge aus dem ätherischen Öl sind aufgrund der schleimlösenden Eigenschaften u.a. in Erkältungsbalsam, Halspastillen und Kräuterbonbons zu finden.14,15,16
Einzelne Inhaltsstoffe wie Malabaricon, Macelignan und Dihydroguaiaretinsäure sowie Monoterpene tragen massgeblich zu den antimikrobiellen Eigenschaften bei.15,17 Unter den Aceton-, Ethanol-, Methanol-, Butanol- und Wasserextrakten der M.-fragrans-Samen hat der Aceton-Extrakt eine antimikrobielle Aktivität gegen alle vier getesteten Bakterienarten (Bacillus subtilis, Staphylococcus aureus, Pseudomonas putida und Pseudomonas aeruginosa) sowie gegen drei Aspergillus-Pilzarten (A. fumigatus, A. niger und A. flavus). Ätherische Öle aus Muskatnuss hemmen das Wachstum von Listeria monocytogenes, indem sie die Produktion des bakteriellen Proteins Listeriolysin und des Enzyms Phospholipase unterdrücken. Das rohe ätherische Öl der brasilianischen Muskatnuss hemmt das Wachstum verschiedener Pilze wie Aspergillus glaucus, A. niger, Fusarium oxysporum, F. semitectum, Colletotrichum musa und C. gloeosporoides. Der Methanol-Extrakt der Samen hatte eine starke antibakterielle Wirkung gegen den multiresistenten Krankheitserreger Salmonella typhi. Macelignan, Meso-Dihydroguaiaretinsäure und Nectandrin B zeigen in vitro und in vivo antifungale Aktivität gegen pflanzenpathogene Pilze.17
Extrakte aus den Samen und Früchten von Myristica fragrans haben in Tierstudien herz- und gefässschützende Wirkungen. Insbesondere die Lignane und Neolignane senken Blutzucker, Blutfette und Cholesterin, wirken entzündungshemmend und verbessern die Organfunktion. Malabaricon C zeigt in einem Rattenmodell ausgeprägte blutdrucksenkende Effekte. Laborstudien beschreiben einen hemmenden Effekt auf insulinregulierende Enzyme sowie eine Förderung des Zucker- und Fettstoffwechsels. Verschiedene Extrakte aus den Samen senken in Tierversuchen den Blutzuckerspiegel, sowohl bei gesunden als auch bei diabetischen Ratten.17 Nectandrin B aktiviert Enzyme, die zentral an Stoffwechsel und Gefässgesundheit beteiligt sind. In Studien zeigen sich eine verminderte Gewichtszunahme und ein stabiler Blutzuckerspiegel bei fettreicher Ernährung. Diese Eigenschaften weisen auf ein mögliches therapeutisches Potenzial bei Adipositas, Typ-2-Diabetes und kardiovaskulären Erkrankungen hin. Derzeit fehlen klinische Studien zur Bestätigung dieser Effekte.15,16
Extrakte und Inhaltsstoffe aus den Samen der Muskatnuss weisen in Laborstudien Potenzial für Krebsprävention und Krebstherapie auf. Ein 80%iger Ethanolextrakt hemmt das Wachstum von Leukämiezellen deutlich. Myristicin aktiviert in Leber und Dünndarmschleimhaut von Mäusen das Glutathion-S-Transferase-System, das eine zentrale Rolle bei der Entgiftung krebserregender Substanzen spielt. Zudem ist Myristicin zytotoxisch gegenüber menschlichen Darm- und Brustkrebszellen sowie hepatoprotektiv mit vorbeugendem Potenzial gegen Leberschäden. In einer Tierstudie entfaltet ätherisches Muskatnussöl heilende Wirkungen bei leberkrebskranken Ratten. Myticaganal C, ein Neolignan aus den Samen, zeigt in aktuellen Untersuchungen starke zytotoxische Aktivität gegenüber Zellen von Mundhöhlen- und kleinzelligem Lungenkrebs. Einige Studien weisen auf mögliche krebserregende Effekte bei sehr hohen Myristicin-Dosen hin. In haushaltsüblichen Mengen besteht nach aktuellem Forschungsstand kein gesundheitliches Risiko (vertiefende Informationen dazu finden Sie im Folgekapitel).17
Lignane und Neolignane wirken anabol auf den Knochenstoffwechsel, wobei Machilin A, Macelignan und Nectandrin B die Osteoblastenbildung fördern. Machilin A unterstützt zudem die Osteoblastendifferenzierung und verstärkt die Knochenmineralisierung.16,17
Macelignan hemmt zudem die Melaninbildung und eignet sich als Wirkstoff in hautaufhellender Pflege. Auch bei atopischer Dermatitis (Neurodermitis) beruhigt Muskatnusssamenextrakt die Haut.17
Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen
Beachten Sie massvollen Konsum von Muskatnuss, um Nebenwirkungen zu vermeiden.5,16 Die beiden wichtigsten Phenylpropanoide - Myristicin und Elemicin - gelten als Hauptursache für deren toxische Wirkungen. Myristicin steht im Zusammenhang mit toxikologischen Effekten nach dem Verzehr, die sich auf das Nervensystem (Schläfrigkeit, Missempfindungen, Delirium, Taubheit und Realitätsverlust), den Magen-Darm-Trakt (Erbrechen und Darmlähmung) sowie das Herz-Kreislauf-System (niedriger Blutdruck und Herzrasen) auswirken. Die halluzinogenen Wirkungen von Muskatnuss lassen sich auch auf Myristicin zurückführen, das im Körper zu einer Verbindung mit ähnlicher Struktur wie MMDA (3-Methoxy-4,5-methylendioxyamphetamin) metabolisiert.16,17
Es gibt Fälle, in denen Jugendliche versuchten, sich mit mehr als 10 g Muskatnuss in einen Rauschzustand zu versetzen. Allerdings treten ab etwa 5 g Muskatnuss, die 1-2 mg Myristicin pro Kilogramm Körpergewicht entsprechen, beim Menschen Vergiftungserscheinungen auf. Je nach Dosis und Dauer der Einnahme können Leberfunktionsschäden oder Leberzellschäden entstehen.18 Für Kleinkinder stellen deutlich geringere Mengen ein potenziell lebensbedrohliches Risiko dar. Aufgrund des intensiven Aromas ist eine unbeabsichtigte Überdosierung aber unwahrscheinlich.14,16,17
Eine weitere Gefahr beim Verzehr von Muskatnüssen stellt der Befall mit Mykotoxinen, insbesondere Aflatoxinen, dar. Muskatnüsse wachsen in tropischen Gebieten, wo die hohe Luftfeuchtigkeit den Befall mit toxischen Pilzen begünstigt. Auch Erdnüsse, Haselnüsse, Mandeln und Pistazien bieten eine geeignete Nahrungsquelle für Schimmelpilze wie Aspergillus parasiticus und A. flavus. Mykotoxine sind kaum sichtbar. Unter UV-Licht leuchten infizierte Lebensmittel auf, sie fluoreszieren. Neben der oralen Aufnahme gelten auch Einatmen und Hautkontakt als potenziell gesundheitsschädlich.2
Aflatoxine wirken bei wiederholter Aufnahme sehr stark karzinogen,8 zerstören Keimzellen und fördern die Hämatombildung.2 Das EFSA-Gutachten Risk assessment of aflatoxins in food beschreibt Tierversuche, bei denen eine chronische Exposition (Langzeitgabe) von 0,4 µg Aflatoxin B1 pro kg Körpergewicht täglich, das Krebsrisiko (Leberkrebs) von Ratten um 10 % gegenüber dem Kontrollniveau steigen liess. Dies ist eine modellierte Referenzdosis, nicht notwendigerweise eine wirklich "minimal wirksame" Dosis.19
Ganze Muskatnüsse sind selten mit Mykotoxinen befallen. Strenge Importreglementierungen zeigen, dass es bei gemahlenen Produkten immer wieder zu Kontaminationen kommt. Der Aflatoxin-Grenzwert für Muskatnüsse bei Erwachsenen liegt laut EU-Verordnung bei 5 μg/kg. Bei Säuglingen und Kleinkindern ist der Höchstgehalt an Aflatoxinen in Beikost mit 0,1 μg/kg noch strenger reglementiert.7
Sogenannte BWP-Nüsse (broken, wormy, punky), also jene mit zweifelhafter Qualität, sind für den Handel als Gewürz unzulässig. Zu Muskatöl sind diese minderwertigeren Nüsse noch zu verarbeiten. Nach der Verarbeitung der deutlich günstigeren Nüsse zu Muskatöl besteht keine Gefahr durch Aflatoxine.9
Volksmedizin - Naturheilkunde
Das ätherische Öl der Muskatnuss ist als Zutat in manchen Kräftigungs- und Magenmitteln zu finden. Äusserlich hilft es, ähnlich wie Kampfer- und Eukalyptus-Öl, bei Erkältungen und rheumatischen Erkrankungen.3
Macis dient in traditionellen Medizinsystemen Chinas und Indiens zur Stärkung des Magens, zur Austreibung krankmachender Einflüsse, als Narkotikum und zur Heilung von Krankheiten des Verdauungs- und Nervensystems. Zudem erfolgt der Einsatz bei verschleimtem Asthma, leichtem Fieber und Magen-Darm-Beschwerden, häufig in Kombination mit aromatischen Heilmitteln.15,17 Das frühe Mittelalter nutzte die psychoaktive, halluzinogene Heilwirkung der Muskatnuss. In der Volksmedizin gilt Muskat als stimulierend, antidepressiv und aphrodisierend.10,15
Darüber hinaus findet Muskatnuss Anwendung als Abortivum, Tonikum nach der Geburt und Narkotikum. In Form von Muskatbutter dient sie äusserlich zur Behandlung von Verstauchungen und Lähmungen.3,12,13,17 Muskatöl entfaltet antiseptische und schmerzlindernde Effekte, z. B. bei Rheuma, Cholera, Magen-Darm-Störungen, Blähungen, zur Nierensteinauflösung und zur Linderung von Niereninfekten.17
Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
Gewürze wie Muskatnuss, Muskatblüte und Kardamom (zusammengefasst) aus Indien haben laut Carboncloud einen CO2-Fussabdruck von 0,86 kg CO2eq/kg. Dieselben Gewürze aus Sri Lanka kommen auf 5,39 kg CO2eq/kg.11 Je nach Art der landwirtschaftlichen Produktion (konventionell vs. ökologisch), des Transportmittels (per Lkw, Schiff oder Flugzeug) oder der Verpackungsart, können die Zahlen sehr unterschiedlich sein.
Die Herstellung von 1 kg Muskat verbraucht 34'300 Liter Wasser. Davon stammen etwa 2600 Liter aus Süsswasserquellen. Vom Totalverbrauch sind 1000 Liter Grauwasser, welches die durch die Produktion ausgesetzten Giftstoffe in der Umwelt neutralisiert. Der Gesamt-Wasserfussabdruck ist im Vergleich zu anderen Gewürzen, z.B. Zimt mit 15'500 l/kg, Anis und Koriander-Samen mit 8200 l/kg sehr hoch.6
Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?
Weltweites Vorkommen - Anbau
Der Muskatnussbaum kommt ursprünglich von einer indonesischen Inselgruppe, den Molukken, genauer von den Inseln Banda und Amboina. Über die Araber gelangte die Muskatnuss um 600 Chr. in den Westen. In China und Indien spielte das Gewürz lange vor der christlichen Zeitrechnung eine bedeutende Rolle. Um das Monopol über den Handel mit Muskatnüssen gab es geschichtsträchtige Kämpfe zwischen den Niederländern, Franzosen und Engländern.10
Heute wächst der Muskatnussbaum Myristica fragrans in vielen tropischen Gebieten in Kulturen.3,13 Vor dem Hurrikan "Ivan" 2004 war die Insel Grenada (Karibik) eines der Hauptexportgebiete für Muskatnüsse. Die Plantagen haben sich aber seitdem nicht mehr erholt. Indonesien zählt immer noch zum Hauptanbauland für Muskatnussbäume.
Schätzungen über die jährliche globale Produktion von Muskatnüssen belaufen sich auf 10'000 bis 12'000 Tonnen.
Wild zu finden
Der Muskatnussbaum ist heute in beinahe allen tropischen Gebieten kultiviert und wild zu finden.3
Verwechslungsmöglichkeiten
Myristica fragrans ist mit anderen Arten dieser Gattung leicht verwechselbar: M. argentea (Pferdemuskat, Makassarnüsse, Papuanüsse etc. - aus Indonesien - aus Neuguinea), M. malabarica (Malabarnüsse, Bombay-Macis - aus Indien), M. speciosa (Batjang-Muskatnuss, Pala maba, Onem, Tidore, Gosara onin - von den Molukken) oder M. fatua.13
Früchte mit dem Namen "Muskat", aber ohne Myristicin sind: Brasilianische Muskatnuss (Cryptocarya moschata), Chilenische Muskatnuss (Laurelia sempervirens), Grosse Macisbohne (Acrodiclidium puchurymajor), Kalebassenmuskat (Monodora myristica) oder Kalifornische Muskatnuss (Torreya californica). Sie dienen häufig als Substitute oder Verfälschungen.13
Anbau - Ernte
Der Muskatnussbaum braucht für ein gesundes Wachstum, tropisches Klima, starken Niederschlag und bevorzugt reichen, vulkanischen Boden.13
Muskatnussbäume sind zweihäusig, das heisst, die Geschlechter befinden sich auf unterschiedlichen Bäumen, die im Jugendstadium schwer zu unterscheiden sind. Ein männlicher Baum reicht aus, um ca. 10 weibliche zu befruchten.10 Es kommen auch Pflanzen mit beiden Geschlechtern auf einem Baum vor. Die Blätter sind ledrig und meist dunkelgrün, die Blüten bleichgelb mit einem angenehmen Duft.
Die Bäume erreichen eine Höhe von 10 bis 20 m. Erst nach dem 8. Standjahr tragen die weiblichen Bäume ca. 20-30 Jahre lang Früchte, die mit ihrer gelb-orangen Farbe an Aprikosen oder Pfirsiche erinnern. Noch am Baum hängend platzt das Fruchtfleisch auf (Öffnungsfrucht) und der leuchtend rote Samenmantel oder Arillus (Muskatblüte, Macis) der Muskatnuss kommt zum Vorschein. Die Haupterntezeit ist von April bis November.13 Nach der Ernte entfernt man das Fruchtfleisch und den Samenmantel. Um die Bildung von Schimmelpilzen zu vermeiden, beschleunigt man den Trocknungsvorgang, indem man die Samen an der Sonne, über dem Feuer oder in Trockenhäusern schonend trocknet. Danach schlägt man die Samenschale auf und der darin enthaltene Samen kommt als die uns bekannte Muskatnuss in den Handel.3 Ob die Temperaturen bei der Trocknung Rohkostqualität haben, also unter 42 °C geblieben sind, ist nicht immer eindeutig nachweisbar.
Myristica fragrans ist sehr anfällig für tropische Pilzkrankheiten und Schädlinge. Vermutlich war die strenge Abgeschlossenheit auf den Banda-Inseln zur Kolonialzeit ein Grund für diese schlechten Resistenzen. Kreuzungen mit wild vorkommenden Arten fanden nicht statt.10
Weiterführende Informationen
Der Muskatnussbaum (Myristica fragrans) gehört zur Familie der Muskatnussgewächse (Myristicaceae). Die Muskatnuss ist botanisch gesehen keine Nuss, sondern der Samen einer Frucht.
Alternative Namen
Der Name stammt vom mittellateinischen nux muscata, was "nach Moschus duftende Nuss" bedeutet. Die englische Bezeichnung für Muskatnuss ist nutmeg.
Aus dem Griechischen stammt das Wort "Myron", das für den von der Frucht gewonnenen süssen Saft steht.16
Drogenbezeichnungen für die Muskatnuss sind: Myristicae semen, Myristicae nux, Nuces aromaticae, Nuces nucistae, Nuclei myristici, Nux moschata, Semen myristicae.13
Sonstige Anwendungen
Das ätherische Muskatöl (Myristicae aetheroleum, M. fragrantis aetheroleum), hergestellt durch Wasserdampfdestillation minderwertiger Muskatnüsse, ist neben der Verwendung in manchen Lebensmitteln auch in Salben, Zahnpasta und Parfums zu finden. Ätherische Öle sind wegen ihrer hautreizenden Eigenschaften nur mit einem Trägeröl (Basisöl) verdünnt aufzutragen.
Das ätherische Öl der grünen Blätter des Muskatnussbaums dient häufig zur Streckung oder Verfälschung des echten Muskatöls.13
Muskatbutter oder -fett ist ein Nebenprodukt bei der Muskatölherstellung, die durch Auspressen der Muskatnüsse entsteht. Dieses fette Öl (Myristicae oleum) hat eine orangerote Farbe und eine butterartige Konsistenz.14 Einerseits können Sie damit Kakaobutter ersetzen, Muskatbutter kommt aber auch in Kerzen, Duftlampen, Körperölen, Rasierwasser, Seifen, Salben, Zahnpasta und Parfums vor.
Literaturverzeichnis - 19 Quellen
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2. | Pini U. Das Bio-Food Handbuch. Ullmann: Hamburg, Potsdam. 2014. |
3. | Pahlow M. Das grosse Buch der Heilpflanzen. Gesund durch die Heilkräfte der Natur. Nikol: Hamburg. 2013. |
4. | USDA United States Department of Agriculture. Spices, nutmeg, ground. 2019. |
5. | Bown D. Encyclopedia of Herbs & their uses. DK: London. 1996. |
6. | Mekonnen MM, Hoekstra AY. The green, blue and grey water footprint of crops and derived crop products. Hydrol. Earth Syst. Sci. 2011;15:1577-1600. |
7. | Amtsblatt der Europäischen Union: Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 der Kommission vom 19. Dezember 2006 zur Festsetzung der Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln. |
8. | Frisvad JC, Thrane U, Samson RA et al. Important mycotoxins and the fungi which produce them. In: Hocking AD, Pitt JI, Samson RA, Thrane U (Ed.). Advances in Food Mycology. Boston, Springer US. 2006;571:3-31. |
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10. | Brücher H. Tropische Nutzpflanzen. Ursprung, Evolution und Domestikation. Sringer: Berlin, Heidelberg, New York. 1977. |
11. | CarbonCloud: Nutmeg (India), Nutmeg, mace and cardamoms (Sri Lanka). |
12. | Wink M, van Wyk BE, Wink C. Handbuch der giftigen und psychoaktiven Pflanzen. WVG: Stuttgart. 2008. |
13. | Rätsch C. Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Botanik, Ethnopharmakologie und Anwendung. AT Verlag: Aarau. 1998. 14. Auflage. 2018. |
14. | Pharmawiki ch: Muskatnuss. |
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17. | Ha MT, Vu NK, Tran TH, Kim JA, Woo MH, Min BS. Phytochemical and pharmacological properties of Myristica fragrans Houtt.: an updated review. Arch Pharm Res. November 2020;43(11):1067–1092. |
18. | Cao Z, Xia W, Zhang X, Yuan H, Guan D, Gao L. Hepatotoxicity of nutmeg: A pilot study based on metabolomics. Biomedicine & Pharmacotherapy. 2020;131:110780. |
19. | EFSA Panel on Contaminants in the Food Chain (CONTAM), Schrenk D, Bignami M, Bodin L, Chipman JK, del Mazo J, u. a. Risk assessment of aflatoxins in food. EFS2. März 2020;18(3). |
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