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Backpulver (Back-Triebmittel, bio?, vegan?)

Backpulver dient als Back-Triebmittel. Es setzt gasförmiges Kohlenstoffdioxid frei, das dem Teig ein grosses Volumen gibt. Bio-Qualität, vegan ist möglich.
Die von uns zusammengetragenen Informationen zu der Zutat entsprechen dem Standard der USDA Datenbank.
33%
Wasser
 88
Makronährstoff Kohlenhydrate 87.91%
/12
Makronährstoff Proteine 12.09%
/00
Makronährstoff Fette 0%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, <0.1g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, <0.1g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 0:0

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Werte sind zu klein, um relevant zu sein.

Backpulver ist ein chemisches Backtriebmittel, das im Gegensatz zur Hefe sofort reagiert. Konventionelles Backpulver ist vegan und enthält meist Phosphate als Säureträger; Bio-Backpulver enthält Weinstein oder andere natürliche Säuren.

Verwendung in der Küche

Was macht Backpulver aus? Backpulver ist für das Gelingen von Kuchen, Torten, Keksen und sonstigem Gebäck besonders wichtig, da es durch eine chemische Reaktion Luftbläschen erzeugen kann. Feuchtigkeit, Hitze oder beides löst diese Reaktion aus. Bei Weinstein-Backpulver beispielsweise ist es am besten, zuerst alle trockenen und alle feuchten Zutaten separat zu vermischen und erst als letzten Schritt alles zu vermengen. Denn der enthaltene Weinstein (KC4H5O6) reagiert schon bei Raumtemperatur mit der Feuchtigkeit.

Phosphathaltiges Backpulver (Dinatriumdihydrogendiphosphat, E 450a) entfaltet seine auflockernde Wirkung erst durch die Hitze im Backofen.19 Allgemein lassen sich durch die Verwendung verschieden reaktiver Säuren die Eigenschaften des Teigs steuern. Es gibt auch doppelt wirkende Backpulver, die durch Feuchtigkeit und Hitze reagieren, meist durch zwei verschieden schnell reagierende Säuren.

Der Trieb-Vorgang von Backpulver ist jenem von Backhefe oder Sauerteig ähnlich. Die Zubereitungszeit ist jedoch deutlich kürzer, und auch Geschmack und Konsistenz sind anders.

Der Vorteil von Backpulver im Gegensatz zum Hefe- oder Sauerteig ist, dass es keine Ruhephase (Gärphase) braucht. Weinstein-Backpulver (unterschiedliche Säuerungsmittel bestimmen den Namen) ist vorteilhaft gegenüber konventionellem Backpulver, da es frei von potentiell gesundheitsschädlichem Phosphat ist (siehe Wirkung auf die Gesundheit).

Als Faustregel gilt ein Backpulver-Mehl-Verhältnis von ca. 1:30, also ein Teil Backpulver, 30 Teile Mehl. Ein Säckchen hat ca. 17 g, das reicht für ca. 500 g Mehl. Bei der Dosierung des Backpulvers ist es ratsam, sich an erprobte Rezepte zu halten; denn zu viel und zu wenig Backpulver kann zu einem platten Kuchen führen: entweder der Teig geht erst gar nicht auf oder es entsteht zu viel Kohlenstoffdioxid und die zu grossen Luftblasen fallen in sich zusammen.

Ist Backpulver vegan? Das Backtriebmittel ist unseres Wissens nach vegan. Wir konnten in unserer Recherche kein Backpulver mit tierischen Inhaltsstoffen wie Gelatine oder Laktose finden. Veganes Backpulver scheint die Regel zu sein. Ausnahme ist Weinstein-Backpulver. Es kann indirekt nicht vegan sein: bei der Weinherstellung kommen zur Klärung teilweise tierische Hilfsstoffe zum Einsatz.

Kann man Backpulver roh essen? Es ist nicht ratsam. Das Backpulver setzt durch eine chemische Reaktion Gas frei. Höchstwahrscheinlich bekommt man Bauchschmerzen.

In grösseren Mengen verzehrt, ist mit gravierenderen gesundheitlichen Problemen zu rechnen. Es gibt einige Berichte über Fälle vom Verzehr von Natron (Hauptkomponente des Backpulvers) als Hausmittel gegen z.B. Sodbrennen. Der chronische oder übermässige Verzehr von Natron wirkt sich stark negativ auf die Gesundheit aus.8 Natron hat aber auch positive Eigenschaften (siehe HIER).

Backtriebmittel und deren Verwendung

Was ist Backpulver eigentlich genau und woraus besteht Backpulver? Backpulver sind im Allgemeinen chemische Backtriebmittel. Sie bestehen in der Regel aus einer Mischung von einer CO2-Quelle, nämlich Natron (Natriumhydrogencarbonat, E 500), einem Säuerungsmittel bzw. sauren Salz (wie z.B. Dinatriumdihydrogendiphosphat, E 450a oder Monocalciumorthophosphat, E 341a) und einem Trennmittel (Mais-, Tapioka- oder Weizenstärke) das ein frühzeitiges Reagieren verhindert. Als natürliche Säuerungsmittel sind Weinstein (E 335 – 337), Zitronen- (E 330) oder Weinsäure (E 334) gut geeignet.5

Das sogenannte GdL-Backpulver enthält ein spezielles Säuerungsmittel: Glucono-Delta-Lakton. Dieser Ester der Gluconsäure (aus pflanzlicher Glukose erzeugt), schmeckt anfangs leicht süsslich und zunehmend sauer. Das ist der Effekt, den man sich im Backpulver zunutze macht. Die langsame Entstehung der Säure führt dazu, dass man einen hefeähnlichen Trieb erreicht.9

Was wird beim Einsatz von Backpulver erzeugt? Natron und die Säure reagieren unter Einwirkung von Hitze und Feuchtigkeit. In dieser Reaktion entsteht CO2 in Form kleiner Bläschen – ein luftiger Teig entsteht.6

Möchte man mit Natron anstatt Backpulver backen, benötigt man noch ein Säuerungsmittel, wie z.B. Essig oder Zitrone. Früher verwendete man Sauermilch. Die Gasbildung ist damit aber nur schwer zu kontrollieren und die Qualität des Teigs eher eine Glückssache.

Backpulver eignet sich besonders für rasch vermischten Rührteig. Flacher Mürbeteig (Tortenböden, Kekse) enthalten eher selten Backpulver. Bei Hefeteig übernimmt die Hefe selbst die Rolle des Backtriebmittels. Für flaches Dauergebäck kann man auch reines Ammoniumhydrogencarbonat verwenden. Für Lebkuchen oder Honigkuchen eignet sich auch Kaliumcarbonat (Pottasche), Hirschhornsalz (Ammoniumbikarbonat, ABC-Trieb, E 503) oder eine Mischung aus Ammoniumhydrogencarbonat und Ammoniumcarbamat (1:1). Das enthaltene Ammoniak zersetzt sich ab Temperaturen von 60 °C. Das Backen mit Hirschhornsalz begünstigt allerdings die Bildung von Acrylamid (Maillard-Reaktion) und fördert die Entstehung von Krebs.7,10,11

Weinstein-Backpulver hat dieselbe Wirkung wie "normales" Backpulver, nur dass die Säure phosphatfrei ist und vom natürlichen Weinstein (Kaliumhydrogentartrat) stammt, z.B. aus der Sektherstellung.

Bei biologisch wirkenden Backtriebmitteln wie den Backhefen (Saccharomyces cerevisiae) unterscheidet man die frische Backhefe (Presshefe, Bäckerhefe) und die Backhefe als aktive Trockenhefe. Frische Hefe hat eine stärkere Triebkraft, benötigt aber längere Gärzeiten und mehrere Ruhephasen. Trockenhefe wirkt auch ohne Anrühren des Teigs; frische Hefe ist empfindlich. Neben der Verwendung als natürliches Backtriebmittel wendet man Hefepilze wegen ihres hohen Gehalts an Glutaminsäure und an B-Vitaminen auch als Nahrungsergänzungsmittel oder Würzmittel – wie dies bei den Hefeflocken (Edelhefe) der Fall ist. Da es sich bei der Edelhefe um eine inaktive Form der Hefe handelt, lässt sie sich allerdings nicht mehr zum Backen verwenden. Hochkonzentriert und als Aufstrich findet man diese Pilze auch in Form von Gewürzpasten auf Hefebasis – ein geschmacklich sehr intensives Hefeextrakt aus lysierten (durch Zellwand-Zerstörung hergestellten) Hefezellen.
Einen Spagat zwischen Backtriebmittel, Nahrungsergänzungsmittel, Kosmetikprodukt und Darmflora-Sanierer macht die ursprünglich bei der Bierherstellung verwendete Bierhefe – je nachdem, in welcher Verarbeitung (aktiv, inaktiviert etc.) man sie konsumiert.

Sauerteig enthält neben Hefe auch Milchsäurebakterien; die Gärzeiten sind noch etwas länger und der Geschmack (auch vom Endprodukt) ist deutlich saurer. Unter Bio-Bäckern ist auch Backferment üblich; dieser Sauerteig besteht aus Weizen, Erbsen und Honig und ist als Granulat erhältlich.

Eigene Zubereitung von Backpulver

Phosphatfreies Backpulver kann man sehr einfach selbst machen. Dazu benötigt man 1 TL Natron (Natriumhydrogencarbonat), 2 TL Ascorbinsäure (Vitamin C, als Säuerungsmittel) und 2 TL Maisstärke (als Trennmittel). Die Zutaten gut miteinander vermischen, es reicht für ca. 500 g Mehl. Leider lässt sich diese Variante nicht gut auf Vorrat herstellen, da die Zutaten sehr reaktionsfreudig sind und rasch verklumpen.

Alternativ kann man Backpulver vorrätig aus 60 g Natron, 50 g Zitronensäure (trockenes Granulat), 30 g Maisstärke (und, wenn vorhanden, 15 g Silicium oder Kieselerdepulver) herstellen. Die gut vermengten Zutaten füllt man in einen Behälter OHNE METALL (auch nicht am Deckel), da die Zitronensäure sonst damit reagiert. Für ca. 500 g Mehl benötigt man ca. 16 g dieses Backpulvers.

Es ist noch einfacher, Natron zusammen mit einer Säure (z.B. Zitronensaft oder Essig) direkt als Backpulverersatz zu verwenden. Als Richtwert gilt: Für 500 g Mehl benötigt man 1 TL Natron und 5 EL Essig oder Zitronensaft. Natron neutralisiert die enthaltene Säure. Ist ein säuerlicher Geschmack erwünscht, kann man den Anteil der Säure einfach etwas erhöhen. Die Reaktion findet sehr schnell statt, weshalb man unbedingt das Natron vorweg mit dem Mehl gut vermischen sollte. Dann alles mit dem Zitronensaft oder Essig vermengen und sofort in den Backofen geben.

Veganes Rezept für Buchweizen-Chia-Brot

Zutaten: 40 g Chiasamen, 240 ml + 160 ml Wasser, 300 g gemahlener Buchweizen (Buchweizenmehl), 3 TL Backpulver (phosphatfrei), 1 1/2 TL Salz, 60 ml Rapsöl, 35 g geschälte Sonnenblumenkerne als Topping.

Zubereitung: Den Backofen auf 180 °C Ober- und Unterhitze vorheizen. Die Chiasamen mit 240 ml Wasser verrühren und ca. 20 Minuten quellen lassen. In einer Rührschüssel das Buchweizenmehl, Backpulver und Salz vermischen und die restlichen 160 ml Wasser, Öl und die Chiasamenmischung hinzufügen. Nun alles rasch zu einem Teig verrühren. Die Backform (20 cm, Kastenform) gut einfetten oder mit Backpapier auslegen und die Brot-Masse in die Form geben, gleichmässig glatt streichen und die Sonnenblumenkerne darüberstreuen. Das Brot nun 1 Stunde und 10 Minuten backen. Danach sofort aus dem Ofen nehmen und vollständig auskühlen lassen, bevor man es anschneidet und geniesst.

Vegane Rezepte mit Backpulver finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
.

Einkauf - Lagerung

Backpulver ist ganzjährig bei allen Supermarktketten wie Denner, Coop, Migros, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Hofer/Aldi, Billa etc. erhältlich.

Um die Aufnahme von zu viel Phosphaten bei der Ernährung zu senken, kann man als Alternative Weinstein-Backpulver verwenden (mehr dazu weiter unten). Backpulver von biologischen Herstellern enthalten häufig Weinstein als Säuerungsmittel. Bio-Backpulver oder Zutaten zur eigenen Herstellung (Natron etc.) von phosphatfreiem Backpulver finden Sie am einfachsten in Naturkostläden oder Bio-Supermärkten wie Denn's Biomarkt und Alnatura. Achtung: Natron ist leicht mit Soda bzw. Waschsoda zu verwechseln. Waschsoda hat jedoch die chemische Formel Na2CO3, während Natron (Backsoda) auch Wasserstoff enthält: NaHCO3.

Die Verfügbarkeit von Backpulver ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.

Tipps zur Lagerung

Eine trockene Aufbewahrung von Papiersäckchen oder geöffneten Verpackungen ist besonders wichtig, da Feuchtigkeit zu einer Aktivierung des Backpulvers führen kann und es dadurch die Triebkraft verliert. Ungeöffnet ist es mindestens ein Jahr haltbar.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Realitätsnah zeigen wir Ihnen hier die Inhaltsstoffe pro 1 g (statt pro 100 g wie üblich).

Die Zusammensetzung von Backpulver ist in der Regel folgendermassen: Backpulver hat einen Energiegehalt von ca. 1,75 kcal/1g. Der überwiegende Anteil der Hauptnährstoffe kommt aus den Kohlenhydraten (38 %) und den Proteinen (5,2 %), Fett ist keines enthalten.3

Der Anteil an Natrium im Backpulver ist mit 118 mg/1g sehr hoch. Damit bietet 1 g Backpulver 14,75 % des Tagesbedarfs. Auch Phosphor ist viel enthalten. Mit 84,3 mg/1g erreicht man 12,04 % des Tagesbedarfs. Grund dafür sind die im "normalen" Backpulver als Säureträger enthaltenen Säuerungsmittel Dinatriumdihydrogendiphosphat (E 450a) oder Monocalciumorthophosphat (E 341a). Dasselbe gilt für Calcium mit einem Anteil von 11,3 mg/1g. Womit man aber nur 1,4 % des Tagesbedarfs decken kann.3

Gelegentlich findet man auch noch Vanillin oder Ethylvanillin als Aromastoff im Backpulver.

Die gesamten Inhaltsstoffe von Backpulver, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Ist Backpulver ungesund? Zu den Inhaltsstoffen Weinstein, Maisstärke und Natron können Sie unter den Verlinkungen Informationen finden. Wir konnten keine Studien finden, die sich direkt mit dem Thema Backpulver und Gesundheit auseinandersetzen. Es ist aber davon auszugehen, dass in der Menge, die man zum Backen verwendet, Backpulver unbedenklich ist. Trotzdem ist wie oben beschrieben der hohe Natrium- und Phosphatgehalt zu beachten. Daher möchten wir kurz die Effekte dieser zwei Nährstoffe schildern:

Beide Stoffe sind überlebenswichtig. In hochverarbeiteten Lebensmitteln und Fertigprodukten kommen sie jedoch so konzentriert vor, dass sie zu einem Problem für unsere Gesundheit avanciert sind.

Mit einer Ernährung, die viele hochverarbeitete Lebensmittel beinhaltet, überschreitet man leicht die empfohlene tägliche Höchstmenge (40 mg/kg Körpergewicht und Tag) an Phosphat um mehr als das Doppelte. Was schlussendlich zu einer erhöhten Sterblichkeit führt.4,13

Ähnlich verhält es sich mit Natrium. Die hohe Aufnahme, über 2000 mg/Tag, führt zu einem erhöhten Blutdruck und Herzkreislauferkrankungen.12

Backpulver enthält zwar nur einen Bruchteil der empfohlenen Menge, es ist aber sehr einfach, mit einer gesünderen Variante diese ubiquitären Stoffe, Phosphat und Natrium, einzusparen (z.B. mit Weinstein-Backpulver, eigener Zubereitung oder Sauerteig).

Sekundäre Pflanzenstoffe

Für das Nährstoffprofil von Backpulver sind die sekundären Pflanzenstoffe nicht relevant. Erfahren Sie mehr über Bedeutung und Einteilung dieser bioaktiven Stoffe in Lebensmitteln im Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe.

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Zu viel Phosphat in Lebensmitteln ist nicht nur für nierenkranke Menschen gefährlich, es stellt über längere Zeit auch für gesunde Menschen ein Gesundheitsrisiko dar. Insbesondere phosphathaltige Zusatzstoffe führen zu erhöhten Phosphatwerten im Körper. Diese anorganischen Phosphate, im Gegensatz zu organischen Phosphaten in unverarbeiteten Lebensmitteln, nimmt der Körper sehr schnell auf. Dadurch kommt es schnell zu einem Überschuss. Phosphate verändern die Innenwände der Gefässe, was Herzinfarkt und Schlaganfall begünstigt, die Knochen- und Nierengesundheit leidet darunter, der Hormonhaushalt kommt durcheinander und die allgemeine Sterblichkeit erhöht sich.13

Phosphate findet man nicht nur im Backpulver. Die Lebensmittelindustrie profitiert auf jeden Fall durch dessen Einsatz als Konservierungsmittel, Säuerungsmittel, Säureregulator, Trennmittel und Emulgator. Vor allem Fleisch- und Wurstwaren, Fischkonserven, Backwaren, Milchprodukte, Schmelzkäse, Getränke, Puddingpulver und Babybreie sind mit diesem Lebensmittelzusatzstoff versehen. Die Kennzeichnung ist leider häufig unzureichend und für den Verbraucher verwirrend. E-Nummern wie E 338 – E 341, E 343, E 350 – E 352, E 1410, E 1412 – E 1414 und E 1442 enthalten Phosphate.5 Dazu eine Videoempfehlung: Schmelzkäse: Die unterschätzte Phosphat-Gefahr.

Als Trennmittel können auch glutenhaltige Stärkeprodukte wie Weizenstärke enthalten sein. Menschen mit Glutenunverträglichkeit, Glutensensitivität oder Zöliakie müssen sich hier besonders gut informieren.

Aluminiumhaltige Zusatzstoffe (z.B. Aluminium­natrium­sulfat E 520), verwendete man traditionell in einigen Backpulvern und anderen Lebensmitteln. Aufgrund von gesundheitlichen Bedenken ist in der EU Aluminium als Zusatzstoff nur noch sehr begrenzt erlaubt.16 Achten Sie auf die Inhaltsstoffe im Backpulver; in anderen Herkunftsländern könnten die Reglementierungen noch lockerer sein.

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Trotz umfangreicher Recherchen liegen uns leider keine konkreten Zahlen zum Wasser-Fussabdruck von Backpulver vor.

'All you can eat for climate', ein Kooperationsprojekt verschiedener Institutionen, kam für Backpulver auf einen CO2-Fussabdruck von 1,3 kg CO2eq/kg. Im Verhältnis zum Nährwert liegt Backpulver damit nur etwas unter dem Durchschnitt und erfüllt damit nicht das Ziel einer klimafreundlichen Ernährung.14

Carboncloud berechnete mit öffentlich zugänglichen Daten den CO2-Fussabdruck eines Backpulvers und kam auf 1,14 kg CO2eq/kg.15

Allgemein kann man sagen, dass die ökologischen Folgen der Produktion von Backpulver sehr unterschiedlich ausfallen können. Natron, Stärke (z.B. Mais- oder Tapiokastärke) und Säuremittel können relativ gut bis stark umweltschädlich in der Herstellung sein. Natron kommt natürlich vor und ist mechanisch abbaubar, ist aber auch chemisch synthetisierbar. Der Bergbau und die chemische Produktion können negative, lang anhaltende ökologische Folgen haben.17 Die Stärkeproduktion (z.B. Maisstärke) ist ein energieintensives Unterfangen; der ökologische Fussabdruck ist abhängig von der Energiequelle und Anbaumethode. Phosphat als Säuremittel gewinnt man im Bergbau und anschliessender, relativ aufwendiger Aufspaltung. Weinstein hingegen ist ein Nebenprodukt der Weinproduktion und ressourcenschonender.

Trotz fehlender konkreter Daten empfehlen wir, wenn das Backen schnell gehen muss, Bio-Backpulver (kein Phosphat, keine synthetischen Chemikalien). Biologisch wirkende Backtriebmittel wie Hefe oder Sauerteig scheinen aber allgemein die bessere Wahl hinsichtlich Gesundheit und Umwelt zu sein.

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?

Weiterführende Informationen

Wir konnten trotz ausgiebiger Recherche keine guten Quellen für die Erfindung des Backpulvers finden. Eine Geschichte, die man online immer wieder findet, ist, dass Alfred Bird für seine Frau, die auf Eier und Hefe allergisch war, das erste Weinstein-Backpulver entwickelte (aus Natron und Weinstein). Zu dieser Zeit war Weinstein aber kostspielig; deshalb forschte Eben Norton Horsford, ein Schüler von Justus von Liebig, Mitte des 19. Jahrhunderts an einer günstigeren Alternative – es entstand das klassische phosphathaltige Backpulver.

Industrielle Herstellung

Das Backtriebmittel Natriumhydrogencarbonat (NaHCO3) ist ein in Europa und den USA in Ölschiefer natürlich vorkommendes Mineral (Nahcolith), das man als Nebenprodukt abbaut. In Afrika kommt Natron auch in Natronseen vor (z.B. Magadisee).18

Die chemische Herstellung ist aber deutlich weiter verbreitet. So stellt man auch in Europa Natron aus gewöhnlichem Kochsalz (NaCl) her. Dabei tauscht man in einem chemischen Verfahren das Chlor gegen Carbonat (CO3) aus. Das Solvay-Verfahren oder Ammoniak-Soda-Verfahren beschreibt eigentlich die Herstellung von Soda (Natriumcarbonat Na2CO3). In einer Vorstufe entsteht aber auch Natron. Nachteile dieses Verfahrens sind, dass es sehr viel Wasser verbraucht und man grosse Mengen an umweltschädlichem Abfall zurücklässt.1,17

Phosphat ist eine begrenzte Ressource, die man in Form von Erz abbaut und chemisch aufspalten muss.2

Zur Herstellung von Stärke (Maisstärke, Tapiokastärke) und Weinstein folgen Sie den Verlinkungen.

Alternative Namen

Im Englischen kennt man Backpulver als 'baking powder'.

Sonstige Anwendungen

Neben der Verwendung als Backtriebmittel lässt sich Backpulver auch sehr vielfältig im Haushalt anwenden:

Mit Backpulver (1/2 Pkg.) und Natron (1 TL) kann man ganz einfach Gerüche im Kühlschrank, in Schuhen oder im Katzenklo neutralisieren. Einfach auf einen Teller oder direkt in die Problemzonen gestreut, bindet das Gemisch die unangenehmen Gerüche.

Bei verbrannten Töpfen kann man auch die gleiche Menge (wie oben genannt) mit etwas Wasser in den Topf geben. Nach einer Stunde Einwirkzeit (oder über Nacht) kann man den Schmutz einfach mit einer Bürste entfernen. Vermischt man Backpulver mit etwas Wasser, kann man es auch als Scheuerpaste verwenden und ganz leicht Verschmutzungen z.B. auf Grillrost, Backofen, Fliesenfugen etc. entfernen.

Ein halbes Päckchen Backpulver mit Wasser entfernt auch Tee- oder Kaffeereste von Tassen, Thermoskannen oder anderen Gefässen. Lässt man es über Nacht stehen, lassen sich die Reste am Morgen einfach wegputzen.

Backpulver, Natron oder Zitronensäure kann man auch beim Waschen von weisser Wäsche verwenden. Das Natron bleicht die Wäsche leicht und wirkt ähnlich wie ein Weichspüler. Hemdkragen oder Flecken behandelt man am besten direkt mit Backpulver und Wasser und wäscht sie danach wie üblich.

Natron oder Backpulver wirken auch gegen unliebsame Ameisen und, aufgelöst in einer Sprühflasche, gegen Blattläuse.

Ein Päckchen Backpulver hilft gegen verstopfte Abflüsse. Dem Pulver giesst man eine halbe Tasse Essig hinterher und spült den Abfluss nach ein paar Minuten mit warmem Wasser nach.

Literaturverzeichnis - 19 Quellen

1.

De Carvalho Pinto PC, de Oliveira Carvalho MM et al. A Cleaner Production of Sodium Hydrogen Carbonate: Partial Replacement of Lime by Steel Slag Milk in the Ammonia Recovery Step of the Solvay Process. Clean Techn Environ Policy. 2015;17(8):2311-2321.

2.

Benzaazoua M, Taha Y. Recent Trends in Phosphate Mining and Beneficiation and Related Waste Management [E-Book]. MDPI; 2020.

3.

DEBInet: Deutsches Ernährungseratungs- & -inforationsnetz. Backpulver.

4.

Mironov N, Atfi A, Razzaque MS. Phosphate Burden and Organ Dysfunction. Front Aging. 2022;3:890985.

5.

Hahne D. E-Nummern, Zusatzstoffe: Alle E-Nummern erklärt und bewertet [E-Book]. Stiftung Warentest. 2017.

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Rimbach G, Möhring J, Erbersdobler HF. Lebensmittel-Warenkunde Für Einsteiger [E-Book]. Springer Berlin Heidelberg; 2010.

7.

Belitz HD, Grosch W, Schieberle P. Lehrbuch der Lebensmittelchemie [E-Book]. 6. vollständig überarbeitete Auflage. Springer: Berlin, Heidelberg. 2008.

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9.

Kuhnert P. Lexikon Lebensmittelzusatzstoffe: Zusatzstoffe, Enzyme, technische Hilfsstoffe, Nahrungsergänzungsstoffe. Behr’s Verlag DE; 2014.

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Amrein TM, Andres L, Manzardo GGG, Amadò R. Investigations on the Promoting Effect of Ammonium Hydrogencarbonate on the Formation of Acrylamide in Model Systems. J Agric Food Chem. 2006;54(26):10253-10261.

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Cappuccio FP, Campbell NRC et al. Sodium and Health: Old Myths and a Controversy Based on Denial. Curr Nutr Rep. 2022;11(2):172-184.

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Calvo MS, Dunford EK, Uribarri J. Industrial use of Phosphate Food Additives: A Mechanism Linking Ultra-Processed Food Intake to Cardiorenal Disease Risk? Nutrients. 2023;15(16):3510.

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Amtsblatt der Europäischen Union. VERORDNUNG (EU) Nr. 380/2012 DER KOMMISSION vom 3. Mai 2012.

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Schwedt G. Allgemeine Chemie: Ein Leselehrbuch [E-Book]. Springer Berlin Heidelberg; 2017.

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