Inhaltsverzeichnis
Die Gattung der Weidenröschen (Epilobium) umfasst eine Vielzahl an Arten. Im pflanzlichen Arzneimittel Epilobii herba (bio?) finden hauptsächlich das rohe Schmalblättrige (Epilobium angustifolium) und Kleinblütige Weidenröschen (Epilobium parviflorum) Verwendung.
Weidenröschen-Verwendung in der Küche:
Sind Schmalblättriges Weidenröschen, Berg-Weidenröschen, Drüsiges Weidenröschen oder Vierkantiges Weidenröschen essbar? Ja, man kann alle Weidenröschen-Arten roh essen.
Junge, rohe Pflanzentriebe erinnern im Geschmack an Feldsalat, gegart entfalten sie ein spargelähnliches Aroma. Die Wurzeln schmecken süsslich-scharf. Roh und unverarbeitet hinterlassen alle Pflanzenteile einen leicht stumpfen bis rauen Belag im Gaumen. Diesen Effekt kann man durch Einlegen der fein geschnittenen Pflanzenteile in Essig- oder Zitronensäure abmildern. Die rohen Blüten und Knospen ergeben eine dekorative, essbare Zutat für vegane Rohkost, Salate und Suppen. Junge, elastische Stängel schält man und kann sie roh oder als Stangengemüse zubereiten.1 Das Innere der Stängel schmeckt nach Gurke.
Aus jungen Weidenröschen-Blättern und Blütenknospen kann man eine Art Grüntee zubereiten, der zusammen mit Fenchelsamen ein geschmackvolles Getränk ergibt.2 Fermentierte Blätter dienen als teeinfreie (koffeinfreie) Alternative zu Schwarztee, ebenso bekannt als Ivan-Tee oder Russischer Tee.3 Wie Sie Blätter selbst fermentieren können, erfahren Sie HIER unter dem Subtitel 'Lagerung'.
Veganes Weidenröschen-Rezept für 'Spargel':
Zutaten (für 2 Personen): 100 g junge, weiche, nicht verholzte Weidenröschenstängel (Triebspitzen, Triebe, Schösslinge, Sprosse), geschält (April-Mai); Salz; 300 ml Trinkwasser; 1 TL HOLL-Rapsöl; ½ rohe Knoblauchzehe, gepresst; 40 g Macadamianüsse; Muskat; Pfeffer.
Zubereitung: Geschälte Triebspitzen wenige Minuten lang im Salzwasser köcheln und abschütten. Knoblauch schonend mit HOLL-Rapsöl andünsten, Triebspitzen dazu geben. Macadamianüsse, 2 EL Wasser, Muskat und Pfeffer mit einem leistungsfähigen Stabmixer zu einer homogenen Sauce verarbeiten. Den sogenannten Wald-Spargel auf zwei Tellern anrichten und die Macadamia-Sosse darüber geben. Ggf. mit vorhandenen Epilobium-Blüten dekorieren.
Rezept für frischen Weidenröschen-Tee:
Für eine Tasse Weidenröschen-Tee-Zubereitung übergiesst man 1,5-2 g fein geschnittenes Kraut mit kochendem Wasser und seiht es nach 10 Min. ab.4 Für medizinische Zwecke bevorzugt man Epilobium parviflorum-Tee und Schmalblättriges Weidenröschen-Tee.
Vegane Rezepte mit Weidenröschen finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".
Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen: Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler. |
Einkauf - wo kaufen?
Kann man im Handel (Schmalblättriges) Weidenröschen kaufen? Häufig besteht das Kraut aus einer Mischung von mehreren Epilobium-Arten, die sich aus Stängel- und Blattbruchstücken und wenigen Blüten- und Fruchtanteilen zusammensetzt. Sortenrein kann man häufig das Kleinblütige Weidenröschen sowie Epilobium angustifolium-Tee kaufen. Es ist in konventioneller oder biologischer Qualität in Reformhäusern, Bio-Läden, Apotheken oder im Online-Handel im Umlauf.
In Bio-Supermärkten wie Denn's Biomarkt oder Alnatura sowie bei Supermarktketten wie Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Hofer oder Billa haben wir bisher keine Produkte mit der Heilpflanze gefunden.
Die Verfügbarkeit von Weidenröschen (Weidenröslein) ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Bei Interesse klicken Sie auf unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder (oben unter dem Zutatenbild). Dort finden Sie aktuelle Preise aus verschiedenen Supermärkten und deren Preisentwicklung.
Wild zu finden - Saison:
In Mitteleuropa erntet man Pflanzenteile wie Blätter, Triebspitzen, Blüten, Blütenknospen, Wurzeln und Stängel im zarten, jungen Zustand zwischen April und Juli.1 Das blühende Kraut von Weidenröschen-Jungpflanzen schneidet man kurz über dem Erdboden ab.5
Je nach Quelle gibt es weltweit 165, 190 oder 200 Arten.3,5,6 In Mitteleuropa trifft man das Schmalblättrige Weidenröschen (Epilobium angustifolium) besonders häufig an, v.a. an Uferbereichen, Böschungen, Waldwegen und Kahlschlägen.3
Lagerung:
Zur Haltbarmachung kann man frisch geerntete Weidenröschen trocknen. Dazu breitet man die Stängel an einem luftigen und vor direkter Sonneneinstrahlung geschützten Ort aus oder bindet sie zu Sträussen und hängt sie kopfüber auf. Als weitere Möglichkeit bietet sich die Fermentation an. Wie das funktioniert, erfahren Sie HIER unter dem gleichnamigen Subtitel.
Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien:
Epilobium (angustifolium) besitzt pro 100 g einen Kaloriengehalt von 103 kcal. Die Hauptnährstoffe setzen sich aus 19 g/100g Kohlenhydraten, 2,8 g/100g Fetten und 4,7 g/100g Proteinen zusammen.7,8
Mit 6,7 mg/100g ist Epilobium (angustifolium) besonders reich an Mangan. Andere, in grösseren Mengen geniessbare Wildpflanzen enthalten deutlich niedrigere Gehalte: Giersch (1,4 mg/100g), rohe Knoblauchsrauke (0,99 mg/100g), Seetang (0,99 mg/100g) oder frische Brennnesseln (0,78 mg/100g).7,8
Weitere Inhaltsstoffe sind 4-14 % Ellagitannine (v.a. Oenothein B, kleinere Anteile Oenothein A) und 1-2 % Flavonoide (v.a. Myricitrin, Quercitrin und Isomyricitrin).9,10,11,12 In einigen Epilobium-Arten wies man Phytosterin (β-Sitosterin) nach.4
Nährstofftabellen
Die gesamten Inhaltsstoffe von Weidenröschen, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in den folgenden Nährstofftabellen.
Nährwerte | pro 100g | 2000 kcal Die Zahlen zeigen die %-Abdeckung des durchschnittlichen Tagesbedarfs eines Menschen, ausgehend von einer Nahrungsaufnahme von 2000 kcal - für eine Portion dieses Rezeptes. Meist isst man mehrmals am Tag und weitere Stoffe kommen so dazu. Der Ausgleich kann über einen längeren Zeitraum hinweg erfolgen. | |
---|---|---|---|
Energie | 103 kcal 431 kJ | 5,2 % Empfohlene Tagesdosis nach GDA: 2000kcal | |
Fett/Lipide | 2,8 g | 3,9 % Empfohlene Tagesdosis nach GDA: 70g | |
davon gesättigte Fette | n/a | ||
Kohlenhydrate (inkl. Ballaststoffe) | 19 g | 7,1 % Empfohlene Tagesdosis nach GDA: 270g | |
davon Zucker | n/a | ||
Ballaststoffe | 11 g | 42,4 % Empfohlene Tagesdosis nach GDA: 25g | |
Proteine/Eiweiss | 4,7 g | 9,4 % Empfohlene Tagesdosis nach GDA: 50g | |
Kochsalz (Na:34,0 mg) | 86 mg | 3,6 % Empfohlene Tagesdosis nach GDA: 2.4g |
Essentielle Mikronährstoffe mit den höchsten Anteilen | pro 100g | 2000 kcal | |
---|---|---|---|
Elem | Mangan, Mn | 6,7 mg | 335,0 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 2,0 mg |
Vit | Folat als Folsäure-aktive Stoffgruppe (ex Vit. B9, B11) | 112 µg | 56,0 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 200 µg |
Elem | Calcium, Ca | 429 mg | 54,0 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 800 mg |
Vit | Vitamin B6 (Pyridoxin) | 0,63 mg | 45,0 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 1,4 mg |
Elem | Magnesium, Mg | 156 mg | 42,0 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 375 mg |
Elem | Kupfer, Cu | 0,32 mg | 32,0 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 1,0 mg |
Vit | Niacin (ex Vitamin B3) | 4,7 mg | 29,0 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 16 mg |
Elem | Zink, Zn | 2,7 mg | 27,0 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 10 mg |
Elem | Kalium, K | 494 mg | 25,0 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 2'000 mg |
Vit | Vitamin A, als RAE | 180 µg | 23,0 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 800 µg |
Detaillierte Mikronährstoffe und Tagesbedarfsabdeckung pro 100g
Erklärungen zu Nährstofftabellen im Allgemeinen
Inhaltsstoffangaben können in der Praxis um bis mehr als das Doppelte oder die Hälfte schwanken, abhängig vor allem von der Bodenqualität, dem Klima, der Sorte, der Art des Anbaus und des Erntezeitpunktes. Trotzdem findet man in Tabellen irreführend genaue Zahlen, weil man den genauen Durchschnitt aus mehreren Chargen notiert.
Solche Tabellen führen alleine in Europa ca. 25 Organisationen. Siehe "European Food Information Resource Network" (EuroFIR). Man nennt sie "Food Composition Data (FCD)" bzw. Nährwertdatenbanken.
Wo möglich verwenden wir aus Gründen der Internationalität "National Nutrient Database for Standard Reference Release" des Landwirtschaftsministeriums der USA (USDA) und ergänzen sie vor allem dort, wo grosse Unterschiede zwischen Kontinenten vorkommen oder sie bei der USDA fehlen. Sie finden Notizen über die Herkunft. Bitte verwenden Sie die Kommentarfunktion, falls Sie mehr wissen oder Fragen/Anregungen haben.
Z.B. Leinsamen: Die wichtige essenzielle Aminosäure ALA (omega-3) findet sich nur in einer Übergruppe summiert, beim Leinsamenöl ist ALA aber ausgewiesen. Wo möglich, ändern wir das, doch ist das viel Arbeit. Bei Anpassungen erscheint ein "i" hinter der Zutat, mit Erklärung bei "mouse-over".
Für das Erb-Müesli ergab dies eine Abdeckung von 48 % ALA - mit der Korrektur ist das Müesli auf >100 % Abdeckung an Omega-3-Fettsäure ALA gekommen! Ziel ist es, später die Inhaltsstoffzusammensetzung unserer Rezepte mit jenen konventioneller westlicher Lebensstile zu vergleichen.
Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten diesen Link Lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
Vitamine | pro 100g | 2000 kcal Die Zahlen zeigen die %-Abdeckung des durchschnittlichen Tagesbedarfs eines Menschen, ausgehend von einer Nahrungsaufnahme von 2000 kcal - für eine Portion dieses Rezeptes. Meist isst man mehrmals am Tag und weitere Stoffe kommen so dazu. Der Ausgleich kann über einen längeren Zeitraum hinweg erfolgen. |
---|---|---|
Folat als Folsäure-aktive Stoffgruppe (ex Vit. B9, B11) | 112 µg | 56,0 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 200 µg |
Vitamin B6 (Pyridoxin) | 0,63 mg | 45,0 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 1,4 mg |
Niacin (ex Vitamin B3) | 4,7 mg | 29,0 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 16 mg |
Pantothensäure (Vitamin B5) | 1,4 mg | 23,0 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 6,0 mg |
Vitamin A, als RAE | 180 µg | 23,0 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 800 µg |
Riboflavin (Vitamin B2) | 0,14 mg | 10,0 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 1,4 mg |
Vitamin C, (Ascorbinsäure) | 2,2 mg | 3,0 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 80 mg |
Thiamin (Vitamin B1) | 0,03 mg | 3,0 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 1,1 mg |
Vitamin D | 0 µg | < 0,1 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 5,0 µg |
Mengenelemente (Makro-Mineralstoffe) | pro 100g | 2000 kcal Die Zahlen zeigen die %-Abdeckung des durchschnittlichen Tagesbedarfs eines Menschen, ausgehend von einer Nahrungsaufnahme von 2000 kcal - für eine Portion dieses Rezeptes. Meist isst man mehrmals am Tag und weitere Stoffe kommen so dazu. Der Ausgleich kann über einen längeren Zeitraum hinweg erfolgen. |
---|---|---|
Calcium, Ca | 429 mg | 54,0 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 800 mg |
Magnesium, Mg | 156 mg | 42,0 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 375 mg |
Kalium, K | 494 mg | 25,0 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 2'000 mg |
Phosphor, P | 108 mg | 15,0 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 700 mg |
Natrium, Na | 34 mg | 4,0 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 800 mg |
Spurenelemente, essentielle (Mikronährstoffe) | pro 100g | 2000 kcal Die Zahlen zeigen die %-Abdeckung des durchschnittlichen Tagesbedarfs eines Menschen, ausgehend von einer Nahrungsaufnahme von 2000 kcal - für eine Portion dieses Rezeptes. Meist isst man mehrmals am Tag und weitere Stoffe kommen so dazu. Der Ausgleich kann über einen längeren Zeitraum hinweg erfolgen. |
---|---|---|
Mangan, Mn | 6,7 mg | 335,0 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 2,0 mg |
Kupfer, Cu | 0,32 mg | 32,0 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 1,0 mg |
Zink, Zn | 2,7 mg | 27,0 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 10 mg |
Eisen, Fe | 2,4 mg | 17,0 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 14 mg |
Selen, Se (Selenium, Halbmetall) | 0,90 µg | 2,0 % Empfohlene Tagesdosis nach EU: LMIV-2011: 55 µg |
Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen:
Hat Weidenröschentee oder Kleinblütiges Weidenröschen Nebenwirkungen? Es sind keine Wechselwirkungen oder Nebenwirkungen durch die Verwendung der Heilpflanze bekannt.13 Zum Zeitpunkt der Beurteilung durch das HMPC (Committee on Herbal Medicinal Products) im Jahr 2016 lagen keine Berichte über Nebenwirkungen von Arzneimitteln mit Epilobium angustifolium oder Epilobium parviflorum vor. Es spricht nichts gegen eine langfristige Einnahme des Krauts. Bei Patienten unter 18 Jahren hat es keine relevante Verwendung.14
Gesundheitliche Aspekte - Weidenröschen-Wirkungen:
In einer klinischen Studie (2013), randomisiert, doppelblind und placebokontrolliert, untersuchten Wissenschaftler die Wirksamkeit und Sicherheit eines pflanzlichen Präparats mit Gartenkürbis (Cucurbita pepo), Epilobium parviflorum, Lycopin (Carotinoid), Afrikanischem Pflaumenbaum (Pygeum africanum) und Sägepalme (Serenoa repens) an 57 Männern mit medizinisch diagnostizierter BPH (gutartiger Prostatahyperplasie / Vergrösserung der Prostata). Über drei Monate erfolgte eine regelmässige Bewertung mittels IPSS (International Prostate Symptom Score) sowie die der Tages- und Nachtharnfrequenz. Das in der Studie verwendetet pflanzliche Präparat (Prostate EZE Max) erwies sich als gut verträglich und bewirkte eine signifikante Verbesserung der BPH-Symptome.15
Eine andere klinische Studie (randomisiert, doppelblind, placebokontrolliert) von 2021 untersuchte an 128 Studienteilnehmern erneut die Wirkung von Epilobium auf BPH-Symptome. Die tägliche Einnahme von magensaftresistenten Hartkapseln mit einem standardisierten Epilobium angustifolium-Extrakt (500 mg) erfolgte über sechs Monate. Die Beurteilung fand anhand von festgelegten Parametern statt: Prostata-Volumen (PV) und Blasenentleerung (PVR) mittels Prostata-Ultraschall, nächtlicher Harndrang (Nykturie), Prostata-spezifisches Antigen (PSA) und International Prostate Symptom Score (IPSS). Die Nahrungsergänzungsmittel bewirkten eine signifikante Verbesserung der Blasenentleerung und der Nykturie. Kein Proband berichtete über Nebenwirkungen und die Einnahme zeigte keine negativen Auswirkungen auf Leber- und Nierenfunktion.16
In einer dritten klinischen, randomisierten und placebokontrollierten Studie aus dem Jahr 2022 untersuchten Wissenschaftler den Effekt von Epilobium fleischeri-Extrakt auf das Mikrobiom der Haut. Das Ergebnis der Untersuchung an 23 Frauen bestätigt die regulierende Wirkung des Extrakts auf die Hautflora.17 Aufgrund der geringen Anzahl an Studienteilnehmenden sind die Ergebnisse u.U. nicht ausreichend repräsentativ.
Hinweise der antimikrobiellen Aktivität der ethanolischen Extrakte von E. angustifolium, E. hirsutum, E. palustre, E. tetragonum und E. dodonaei gibt es auch aus Laborstudien (in vitro). E. angustifolium und E. dodonaei zeigten das breiteste Wirkungsspektrum gegenüber Pilzen, Hefen und Bakterien auf.18
In einer weiteren Laborstudie (in vitro) wiesen Epilobium-Extrakte hohe Radikalfänger-Aktivität auf, vergleichbar mit derjenigen der Antioxidantien Trolox und Ascorbinsäure.10,19 Unter den untersuchten Arten besass Epilobium parviflorum-Extrakt die höchste antioxidative Kapazität.10
In einer Tierstudie untersuchte man die Wirkung von ethanolischen Epilobium-Extrakten auf Mäusedarm mit induzierter Diarrhoe (Durchfall). Aufgrund der signifikanten Wirkung kann man auf antidiarrhoische sowie sekretions- und bewegungshemmende Aktivität von Epilobium auf den Magen-Darm-Trakt schliessen. Die vorteilhafte Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen mit Epilobium11 sollten Wissenschaftler durch In-vivo-Studien bestätigen.
Nicht zuletzt ist die wachstumshemmende Wirkung von Epilobium an menschlichen Zelllinien mit BPH durch Laborstudien (in vitro) belegt.20,21,22,23 Von den untersuchten Arten (E. dodonaei, E. angustifolium und E. tetragonum) wies erstere die stärkste Wirkung und höchste Konzentration an Oenothein B auf.21
Zu beachten ist, dass die pharmakologische und klinische Standardisierung von kommerziell erhältlicher Epilobii herba (früher: Herba epilobii) schwierig ist. Die Produkte bestehen normalerweise aus Mischungen verschiedener Arten mit unterschiedlichem und oft nur teilweise identifiziertem Phenolgehalt.10
Eine andere Studie betont, dass die hohe Konzentration an Oenothein B für die entzündungshemmende und antioxidative Aktivität der Extrakte (E. angustifolium, E. hirsutum und E. parviflorum) verantwortlich ist. In allen, im Rahmen der Studie getesteten Arten, war der Gehalt an Oenothein B hoch und überstieg immer 2 % im Rohmaterial.9
Verwendung als anerkannte Heilpflanze:
2016 erfolgte die Bewertung der Pflanze durch das HMPC. Als registriertes Arzneimittel (trad. use) kann man Weidenröschenkraut zur Linderung von Beschwerden der unteren Harnwege im Zusammenhang mit gutartiger BPH verwenden. Wenn der Arzt eine schwere Erkrankung ausschliessen konnte, ist die Verwendung des Krauts über einen langen Zeitraum hinweg möglich. Die Weidenröschen-Anwendung erfolgt meist als Arzneitee zum Trinken. Das Kraut kann in Kombinationspräparaten mit anderen pflanzlichen Stoffen enthalten sein.23
Für phytotherapeutische Arzneimittel finden vorzugsweise kleinblütige Arten Verwendung, z.B. das Kleinblütige Weidenröschen (E. parviflorum), das Berg-Weidenröschen (E. montanum), das Rosenrote Weidenröschen (E. roseum) und seltener das Hügel-Weidenröschen (E. collinum). Häufig sind auch grossblütige Arten im Gebrauch, v.a. das Schmalblättrige (E. angustifolium) und das Zottige Weidenröschen (E. hirsutum).4 Gemäss HMPC fallen unter Weidenröschenkraut als registriertes Arzneimittel nur die oberirdisch wachsenden Teile von E. angustifolium und/oder E. parviflorum.23
Volksmedizin - Naturheilkunde:
Im Gegensatz zu anderen Heilpflanzen hat Epilobium keine geschichtliche Tradition aufzuweisen. Ab Mitte des letzten Jahrhunderts mehren sich schriftliche Erwähnungen und in jüngerer Zeit machte die Heilpflanze durch ihre Wirkstoffe auf sich aufmerksam2 im Rahmen von wissenschaftlichen Studien.
Erfahrungsberichte zeigen eine offenbar erfolgreiche Behandlung mit Weidenröschenkraut bei Miktionsstörungen (Störungen der Blasenentleerung) im Zusammenhang mit BPH,4 was durch zwei klinische Studien inzwischen bestätigt ist.15,16 In der traditionellen Medizin gilt Epilobium als wirksam gegen Magen-Darm-Erkrankungen. Für die volksmedizinische Verwendung als unspezifisches Heilmittel gibt es plausible Hinweise aus einer Tierstudie.11
Vorkommen - Herkunft - Ökologie:
Die zahlreichen Arten der Pflanzengattung wachsen weltweit in montanen, nördlichen und arktischen Regionen Europas, Asiens, Afrikas, Australiens, sowie Nord- und Südamerikas. Man trifft sie von Meereshöhe an bis in Höhenlagen von 5000 m an, häufig an gestörten und feuchten Orten.6 In Europa sind mehr als 30 Arten bekannt.5
Welche Arten vom Weidenröschen sind in Europa eher bekannt? Das Schmalblättrige Weidenröschen (E. angustifolium) findet man auf Waldlichtungsfluren und in Gebüschen, das Hügel-Weidenröschen (E. collinum) in Felsspalten und Mauerfugen, das Zottige Weidenröschen (E. hirsutum) an feuchten Standorten in Wäldern und Gräben, das Berg-Weidenröschen (E. montanum) in Laubwäldern und Gebüschen, das Rosmarin-Weidenröschen (E. palustre), auch Sumpf-Weidenröschen genannt, in Grossseggensümpfen und auf gedüngten Feuchtwiesen, das Kleinblütige Weidenröschen bzw. Bach-Weidenröschen (E. parviflorum) an Staudensäumen an Gehölzen im Halbschatten und das Rosenrote Weidenröschen (E. roseum) in Bachröhrichten.1
Weidenröschen-Anbau im Garten oder als Topfpflanze:
Weidenröschen im Garten anbauen – was sollte man beachten? Durch Selbstaussaat und teils durch Ausläufer vermehren sich Weidenröschen-Pflanzen rasch. Um die Selbstaussaat einzudämmen, kann man vor der Samenreife die Weidenröschen zurückschneiden. Da die Pflanze zu den Tiefwurzlern gehört, ist die Kultivierung als Topfpflanze weniger empfehlenswert. Weitere Hinweise zum Anbau im Garten finden Sie HIER unter dem gleichnamigen Subtitel.
Ökologische Aspekte:
(Schmalblättrige) Weidenröschen können aufgrund ihrer leichten und flugfähigen Samen Lichtungen, Lücken, Kahlschläge oder Sturmwurfflächen in Wäldern rasch besiedeln. Die Pflanzen verhindern so Humusschwund, Austrocknung und Erosion dieser Flächen, ebenso Nitratverluste ins Grundwasser.24
Einige Arten neigen zur Hybridbildung,5,25 etwa das in Europa eingeschleppte Drüsige Weidenröschen (Epilobium ciliatum). Das Bundesamt für Naturschutz (D) sieht ein hohes Gefährdungspotenzial für heimische Arten der Gattung Epilobium.25
Tierschutz - Artenschutz - Tierwohl:
Welche Rolle spielt Weidenröschen für Bienen und Insekten? Weidenröschen sind in Mitteleuropa wichtige Nahrungspflanzen für Raupen einiger Schwärmerarten. Man fand den Mittleren Weinschwärmer auf E. hirsutum, den Nachtkerzenschwärmer auf E. hirsutum und E. palustre, den Labkrautschwärmer auf E. angustifolium sowie den Fledermausschwärmer, der ausschliesslich an E. dodonaei lebt.24 Infos zur Bienenweide finden Sie HIER unter dem gleichnamigen Subtitel.
Verwechslungsmöglichkeiten:
Im jungen Wachstumsstadium sehen sich blütenlose Epilobium-Sprossen und Gewöhnliche Goldrute (Solidago virgaurea) ähnlich. Verwechslungsgefahr besteht nicht, da die ungiftigen Goldruten ebenfalls essbar und ein traditionelles pflanzliches Arzneimittel nach HMPC sind. Unterscheidungsmerkmale finden Sie HIER unter dem gleichnamigen Subtitel.
Allgemeine Informationen:
Die Gattung der Weidenröschen (Epilobium) gehört zur Familie der Nachtkerzengewächse (Onagraceae).
Der Gattungsname ist eine Zusammensetzung aus den drei griechischen Wörtern 'epi' für auf, 'lobos' für Schote und 'ion' für Veilchen. Der deutsche Name verdeutlicht die Ähnlichkeit der Blätter mit denen der Weide (Salix); 'Röschen' ist eine Anspielung auf die rote Farbe der Blüten.13
Alternative Namen:
Allgemeine Alternativname und Schreibweisen sind Weidenröslein, Weiden-Röschen oder Weidenroeschen. Feuerkraut, Feuerkraut-Pflanze, Staudenfeuerkraut (Stauden-Feuerkraut), Waldweidenröschen oder Waldschlagweidenröschen beziehen sich eher auf die Art Epilobium angustifolium. Die englische Bezeichnung ist willowherb oder fireweed.
Zu den falschen Schreibweisen zählen Weideröschen, kleines Weidenröschen (-Tee), Kleine Weidenröschen, Weidenröscheb oder feinblättriges Weidenröschen.
Als lateinische Synonyme für Epilobium L. sind Zauschneria C. Presl, Pyrogennema Lunell, Crossostigma Spach, Cratericarpium Spach, Cordylophorum Rydb. oder Boisduvalia Spach bekannt.
Literatur - Quellen:
Literaturverzeichnis - 25 Quellen
In der Wissenschaft ist Wikipedia (wiki) als Quelle umstritten, auch weil bei Wikipedia Angaben zur zitierten Literatur bzw. zu Autoren häufig fehlen oder nicht verlässlich sind. Unsere Beschreibung und Piktogramme für Nährwerte enthalten kcal (1 kcal = 4.19 kJ).
1. | Fleischhauer SG, Guthmann J, Spiegelberger R. Enzyklopädie. Essbare Wildpflanzen. 2000 Pflanzen Mitteleuropas. Aarau: AT Verlag; 1. Auflage. 2013. |
2. | Niederegger O, Mayr C. Heilpflanzen der Alpen. Gesundheit aus der Natur von A bis Z. Innsbruck: Tyrolia-Verlag; 2006. |
3. | Bzfe.de Bundeszentrum für Ernährung. Weidenröschen. Junge Stängel schmecken wie Spargel. Stand 6.5.2020. |
4. | Blaschek W. (Herausgeber). Wichtl –Teedrogen und Phytopharmaka. Ein Handbuch für die Praxis. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH; 6. Auflage. 2016. |
5. | Pahlow M. Das grosse Buch der Heilpflanzen. Gesund durch die Heilkräfte der Natur. Hamburg: Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG; 8. Auflage. 2019. |
6. | Efloras.org Epilobium Linnaeus. |
7. | USDA (United States Department of Agriculture). Nährstofftabellen. |
8. | Diet-health.info Nährstofftabellen. |
9. | Kiss AK, Bazylko A, Filipek A, et al. Oenothein B’s contribution to the anti-inflammatory and antioxidant activity of Epilobium sp. Phytomedicine. 2011;18(7):557-560. |
10. | Hevesi Tóth B, Blazics B, Kéry Á. Polyphenol composition and antioxidant capacity of Epilobium species. Journal of Pharmaceutical and Biomedical Analysis. 2009;49(1):26-31. |
11. | Vitali F, Fonte G, Saija A, Tita B. Inhibition of intestinal motility and secretion by extracts of Epilobium spp. in mice. Journal of Ethnopharmacology. 2006;107(3):342-348. |
12. | Remmel I, Vares L, Toom L, Matto V, Raal A. Phenolic compounds in five Epilobium species collected from Estonia. Nat Prod Commun. 2012;7(10):1323-1324. |
13. | Arzneipflanzenlexikon.info Weidenröschen. |
14. | Ema.europa.eu Epilobii herba. |
15. | Coulson S, Rao A, Beck SL, Steels E, Gramotnev H, Vitetta L. A phase II randomised double-blind placebo-controlled clinical trial investigating the efficacy and safety of ProstateEZE Max: a herbal medicine preparation for the management of symptoms of benign prostatic hypertrophy. Complement Ther Med. 2013;21(3):172-179. |
16. | Esposito C, Santarcangelo C, Masselli R, et al. Epilobium angustifolium L. extract with high content in oenothein B on benign prostatic hyperplasia: A monocentric, randomized, double-blind, placebo-controlled clinical trial. Biomed Pharmacother. 2021;138:111414. |
17. | Sfriso R, Claypool J, Roche M, Imfeld D. 5-α reductase inhibition by Epilobioum fleischeri extract modulates facial microbiota structure. Int J Cosmet Sci. 2022;44(4):440-452. |
18. | Battinelli L, Tita B, Evandri MG, Mazzanti G. Antimicrobial activity of Epilobium spp. extracts. Farmaco. 2001;56(5-7):345-348. |
19. | Hevesi Tóth B, Blazics B, Kéry A. Polyphenol composition and antioxidant capacity of Epilobium species. J Pharm Biomed Anal. 2009;49(1):26-31. |
20. | Stolarczyk M, Piwowarski JP, Granica S, Stefańska J, Naruszewicz M, Kiss AK. Extracts from Epilobium sp. herbs, their components and gut microbiota metabolites of Epilobium ellagitannins, urolithins, inhibit hormone-dependent prostate cancer cells-(Lncap) proliferation and PSA secretion. Phytother Res. 2013;27(12):1842-1848. |
21. | Vitalone A, McColl J, Thome D, Costa LG, Tita B. Characterization of the effect of Epilobium extracts on human cell proliferation. Pharmacology. 2003;69(2):79-87. |
22. | Vitalone A, Guizzetti M, Costa LG, Tita B. Extracts of various species of Epilobium inhibit proliferation of human prostate cells. Journal of Pharmacy and Pharmacology. 2010;55(5):683-690. |
23. | Ema.europa.eu Weidenröschenkraut. EMA/822538/2015. 2016. |
24. | Lwf.bayern.de Schwärmer schwärmen für Weidenröschen. LWF aktuell 101/2014. |
25. | Bfn.de Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland lebende gebietsfremde Gefässpflanzen. BfN-Skripten 352. |
Kommentare