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Rotalgen, roh (Seetang, bio?)

Seetang in der Form von Rotalgen sind roh essbar, doch trocknet man sie. Als dünnes Nori-Blatt verarbeitet sind sie nicht mehr roh, sondern geröstet.
Die aus der USDA Datenbank stammenden Nährstoffe der Zutat haben wir komplettiert.
85%
Wasser
 46
Makronährstoff Kohlenhydrate 45.63%
/52
Makronährstoff Proteine 51.88%
/03
Makronährstoff Fette 2.5%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, <0.1g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, <0.1g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 0:0

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Werte sind zu klein, um relevant zu sein.

Rotalgen (Rhodophyta) sind ein Stamm der Algen, der eine Vielzahl von meist roten Gattungen und Arten umfasst. Auch unter den Rotalgen gibt es Seetang (marine Makroalgen) von denen einige Arten, auch roh, essbar sind. Bio?

Verwendung in der Küche

Was ist Seetang? Seetang bezeichnet die mit dem Auge erkennbaren, überwiegend am Untergrund festgewachsene Makroalgen im Meer. Sie unterscheiden sich damit von den einzelligen oder mikroskopisch kleinen Mikroalgen. In den Stämmen der Rotalgen (Rhodophyta; ca. 6000 Arten), Grünalgen (Chlorophyta; ca. 1500 Arten) und Braunalgen (Phaeophyceae; ca. 1755 Arten) sind sowohl Mikroalgen-Arten als auch Makroalgen-Arten (Seetang) vertreten.1,2

Die meisten Seetang-Arten sind Rotalgen.3 Dem Stamm der Rotalgen (Rhodophyta) gehören viele Algen an, die durch bestimmte Pigmente der Fotosynthese rot gefärbt sind. Doch sind auch Algen mit anderen Farbausprägungen darin zu finden.

Der Fokus dieses Artikels liegt auf mehrzelligen Rotalgen-Arten, also Rotalgen-Seetang. Kann man Rotalgen essen und ist Seetang essbar? Zudem fokussieren wir uns in erster Linie auf essbaren Seetang der Rotalgen, dazu gehören z.B. Purpurtang (Nori; Gattung Porphyra), Knorpeltang (Chondrus crispus) oder Dulse (Lappentang; Palmaria palmata). Wie schmeckt Seetang? Der Geschmack von Seetang reicht von mild, süsslich zu würzig-salzig und kann je nach Art leicht fischig schmecken.

In Europa gelangt man meist nur an trockenen Rotalgen-Seetang. Wie kann man Seetang zubereiten? Diesen kann man entweder gleich so verwenden, oder weicht ihn kurz in Wasser ein, sodass man ihn wie frischen Seetang zubereiten kann. Rotalgenflocken eignen sich hervorragend für das Würzen von allerlei vegetarischen und veganen Speisen. Sie verleihen Gerichten, aber auch Brühen eine willkommene Umami-Note.

Während in Europa die Verwendung von Algen in der Küche noch nicht weitverbreitet ist, gehören die Algen in vielen asiatischen Ländern regelmässig auf den Tisch. Die bekannteste Form von Rotalgen sind die Rotalgenblätter (Nori), meist hergestellt aus Purpurtang-Arten. Die dünnen, trockenen Blätter verwendet man hauptsächlich zur Herstellung von Sushi und Gimbap (koreanisch). In Asien kocht man sie auch in Suppen mit oder verwendet sie in Gewürzmischungen für z. B. Ramen. Kann man Nori-Blätter roh essen? Ist Seetang vegan? Die Blätter sind üblicherweise geröstet und gelten daher nicht als Rohkost. Rohe Nori-Blätter gibt es zwar, diese sind jedoch schwierig zu finden und vielfach teurer. Ob roh oder geröstet, die Blätter sind vegan und zum Rohverzehr geeignet.

Weitere häufig verwendete Rotalgen-Arten sind der leicht nussig schmeckende Lappentang (Dulse (Lappentang) getrocknet) und der Knorpeltang (auch Irish Moss genannt), aus dem man das Polysaccharid Agar gewinnt, das man als veganen Gelatine-Ersatz verwendet.

Seetang eignet sich generell zum Verfeinern von Salaten und Suppen. So lässt sich z.B. eine klassische Miso-Suppe zubereiten, aber auch eine cremige Suppe mit Blumenkohl aufpeppen. Ein Seetangsalat mit Wildreis, Tofu, Sesam und Frühlingszwiebeln ist sehr zu empfehlen. Auch Eintöpfe, Risotto, Omeletten oder sogar Kartoffelstock lassen sich mit Algen aufwerten. In einer Gemüsepfanne mit Spinat, Lauch und Chili zu Reisnudeln schmecken Rotalgen ebenfalls lecker. Getrockneter Seetang macht sich zusammen mit getrockneten Früchten und Nüssen auch als Snack gut.

Veganes Rezept für einen Randen-Quinoa-Salat mit Rotalgen

Zutaten (für 4 Personen): 10 g getrocknete Rotalgen (am besten bio), 2 rohe Randen, 1 Bund Radieschen, ½-1 Chilischote, 10 g frischer Ingwer, 1 Limette, 2 EL Sojasauce, 2 EL Rapsöl, 1 Spritzer Agavendicksaft, 100 g Quinoa.

Zubereitung: Getrocknete Rotalgen in Wasser ca. 5 Min. einweichen. Währenddessen Randen schälen, Radieschen abspülen und beides in dünne Scheiben hobeln. Die entkernte Chilischote fein hacken. Ingwer schälen und fein reiben. Saft der Limette in eine Schüssel auspressen. Sojasosse, Öl, Chili, Ingwer und Agavendicksaft hinzugeben und gut verrühren. Die Hälfte des Dressings über die Randen geben und vermischen. Den Rest beiseitestellen. Quinoa nach Packungsbeilage garen. Wasser der eingeweichten Algen abgiessen, abtropfen lassen und folgend in Stücke zupfen. Algen, Radieschen und Quinoa mit dem restlichen Dressing mischen. Randenscheiben dekorativ auf vier Teller verteilen und darauf den veganen Algen-Quinoa-Salat anrichten.

Vegane Rezepte mit Seetang (Rotalgen) finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
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Einkauf - Lagerung

Wo kann man Seetang kaufen? Rotalgen als Seetang findet man in Europa meist in getrockneter Form und kaum frisch. Bei Grossverteilern wie Coop, Migros, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Hofer, Billa etc. und Bio-Supermärkten wie Denn's Biomarkt und Alnatura findet man meist nur Nori-Blätter oder Nori-Flocken. Eher kleinere Supermärkte wie Denner und Volg bieten die Algenblätter nicht oder nur während Sonderaktionen an. Verarbeitet findet man Rotalgen in zahlreichen Produkten, wie z.B. Fertiggerichten, Knabbereien, Nudeln (Pasta), Suppenpulver oder Würzpasten.

In asiatischen Läden und Online-Shops hat man die Chance auf eine vielfältigere Auswahl an Rotalgen. Bio-Qualität ist im Online-Angebot gut vertreten. Zudem gibt es im Internet nicht geröstete, nur schonend getrocknete Rotalgenblätter in Rohkost-Qualität zu kaufen. Rohe Seetangblätter erkennt man meist an einer dunkelbraunen Farbe, während dem geröstete Blätter eher grünlich sind.

Die Verfügbarkeit von Seetang (Rotalgen) ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Bei Interesse klicken Sie auf unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder (oben unter dem Zutatenbild). Dort finden Sie aktuelle Preise aus verschiedenen Supermärkten und deren Preisentwicklung.

Tipps zur Lagerung

Getrockneter Rotalgen-Seetang ist trocken, lichtgeschützt und am besten in einem luftdicht verschliessbaren Behälter aufbewahrt jahrelang haltbar. Frische Rotalgen sollte man im Kühlschrank lagern und innert zwei bis drei Tage aufbrauchen.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Der Energiegehalt von Rotalgen-Seetang (roh) beträgt 35 kcal und ist damit sehr gering. Auch Kohlenhydrate (5,1 g/100g), Ballaststoffe (0,3 g/100g) und Fette (0,28 g/100g) sind nur in geringen Mengen vorhanden. Mit 5,8 g/100g sind Proteine (Eiweiss) nicht wenig enthalten. Der Salzgehalt deckt mit 122 mg/100g den Tagesbedarf zu 5,1 %. Bei getrockneten Algen liegt dieser Gehalt meist etwas höher, z.B. bei der getrockneten Dulse (Lappentang) (366 mg/100g). Die getrockneten Kombu-Algen weisen mit 7'112 mg Kochsalz pro 100 g ungesunde Mengen an Salz auf.4

Rohe Rotalgen sind besonders reich an Folat. Der Gehalt von 146 µg/100g (73 % des Tagesbedarfs) ähnelt demjenigen von gefrorenem Spinat (145 µg/100g) und rohem Grünkohl (141 µg/100g). Rohe Wakame weist mit 196 µg/100g etwas mehr und getrocknete Dulse (Lappentang) mit 1269 µg/100g mehr als das Achtfache des Vitamins auf.4

Auch das Spurenelement Mangan ist mit rund 1 mg/100g (49 % des Tagesbedarfs) in einer beachtlichen Menge vorhanden. Roher Spinat (0,9 mg/100g) und gefrorene, blanchierte Edamame (1 mg/100g) enthalten ähnlich viel. In Pinienkernen ist noch mehr Mangan zu finden (8,8 mg/100g).4

39 mg Vitamin C stecken in 100 g rohen Rotalgen-Seetang (49 % des Tagesbedarfs). Ähnlich viel ist in Feldsalat (38 mg/100g) und Weisskohl (37 mg/100g) enthalten. Mit 184 mg/100g beinhaltet die gelbe Gemüsepaprika besonders viel Vitamin C.4

Seetang (Rotalgen) enthält nebst Vitaminen und Spurenelementen auch nennenswerte Mengen an essenziellen Aminosäuren wie Valin, Threonin, Isoleucin und Leucin.

Die gesamten Inhaltsstoffe von Seetang (Rotalgen), die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Ist Seetang gesund? Rotalgen (Seetang) sind reich an bioaktiven Stoffen und Verbindungen, wie Proteinen, sulfatierten Polysacchariden, Pigmenten, mehrfach ungesättigten Fettsäuren, Vitaminen, Mineralien, und phenolischen Verbindungen mit ernährungswissenschaftlicher und medizinischer Bedeutung. Diese zeigen gesundheitsfördernde Fähigkeiten, darunter antimikrobielle, antivirale, antioxidative, gerinnungshemmende, entzündungshemmende, antidiabetische, antiallergische und schmerzlindernde Wirkungen.7

Die sulfatierten Polysaccharide wie Carrageen, Fucoidan, Laminarin sind speziell erwähnenswert. Eine wachsende Zahl von Forschungsergebnissen deuten auf ihre krebshemmenden und antimetastatischen Eigenschaften hin. Vielversprechende Bereiche bei der Untersuchung der biologischen Aktivität von Carrageen sind die mögliche Verwendung als Mittel zur Aktivierung der Antitumor-Immunität, als Adjuvans für therapeutische Impfstoffe und als antimutagenes Mittel.23

Die Metaboliten der Makroalgen wirken sich zudem positiv auf die Haut aus. Sie reduzieren das Auftreten von Rötungen und Unreinheiten, remineralisieren, hydratisieren und straffen die Haut. Die von Rhodophyta-Algen gebildeten Mycosporine wirken ausserdem fotoprotektiv und tragen zum Schutz vor UV-Strahlen bei.7

Viele Studien weisen darauf hin, dass Vitamin B12 (Cobalamine) in wesentlichen Mengen nur in tierischen Lebensmitteln vorkommt, also keine pflanzliche Nahrung von Natur aus ausreichende Mengen (der verwertbaren Form) an Vitamin B12 enthält.21,22 Eine Studie von 2014 berichtet jedoch über das Vorkommen des Vitamins in getrockneten Purpurtangalgen (Porphyra spp.) und Grünalgen der Gattung Enteromorpha.7 Wir bezweifeln, dass die enthaltenen Mengen den Tagesbedarf abdecken können. Eine Studie von 2017 weist zudem darauf hin, dass obwohl viele analytische Studien getrockneten und gerösteten Nori-Produkte beträchtliche Mengen an Vitamin B12 zuschreiben, es möglich ist, dass der Trocknungsprozess und die Lagerung das Vitamin zerstört und/oder in inaktive B12-Analoga umwandelt.23 Mehr über Vitamin B12 finden Sie im dazugehörigen Artikel und im Beitrag Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler.

Bemerkung: Die chemischen Inhaltsstoffe der Algen unterscheidet sich je nach Algenart, Wachstumsstadium, Umgebung und äusseren Bedingungen wie Wassertemperatur, Lichtintensität und Nährstoffkonzentration im Ökosystem. Zudem gibt es einige Rhodophyta-Arten, deren medizinisches Potenzial höher ist, wie Gracilaria spp., Pterocladia spp., Jania spp. und Corallina spp.7

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Seetang ist eine Quelle für das essenzielle Spurenelement Jod. Dieses spielt eine wichtige Rolle bei der Schilddrüsenfunktion, denn es ist für die Synthese von Schilddrüsenhormonen erforderlich. Eine langfristige, hohe Aufnahme von Jod kann jedoch zu Schilddrüsenfehlfunktionen, wie Hyperthyreose oder Hypothyreose, führen. Eine Studie von 2020 ermittelte den Jodgehalt von 30 Rotalgen-Seetang-Proben (Dulse und Knorpeltang), um die Jodbelastung durch den Verzehr von Dulse und Knorpeltang zu bewerten. Die Ergebnisse zeigten, dass Dulse-Algen einen höheren Jodgehalt als Knorpeltang-Algen aufweisen, jedoch bei Einhaltung der empfohlenen täglichen Verzehrmengen von Meeresalgen (4 g/Tag) beide kein Risiko für die Gesundheit darstellen. Trotzdem ist es notwendig, dass sich die VerbraucherInnen von Algen an die Empfehlungen der Hersteller halten. Zudem spielt die Herkunft der Algen für den Jodgehalt eine Rolle.8

Ein wichtiger Bestandteil von Sushi, das man heutzutage fast weltweit verspeist, sind Rotalgenblätter (Nori). Häufig serviert man dazu einen Seetang-Salat. Daher untersuchte eine Studie aus Grönland von 2019 die möglichen akuten negativen Auswirkungen einer Jodbelastung durch eine einzige Sushi- und Seetang-Salat-Mahlzeit. Der Verzehr einer Sushi-Mahlzeit, auch mit japanischem Seetang-Salat als Beilage, führte nicht zu einer übermässigen Jodaufnahme. Die Teilnehmenden, die als Beilage einen grönländischen Seetang-Salat hatten, überschritten die empfohlene tägliche Jodaufnahme. Dies hatte jedoch keine negativen Auswirkungen auf die Schilddrüsenhormonausschüttung, da ein kurzfristiger Anstieg des TSH-Wertes die jodinduzierte Hemmung der Schilddrüse vollständig kompensierte. Die Studie schlussfolgerte, dass der Einfluss einer einmaligen Jodzufuhr in dieser Grössenordnung keine unerwünschten Effekte oder dauerhaften Veränderungen der Schilddrüsenfunktion verursacht, sodass man von einer Sushi-Mahlzeit nicht abratet.9

Achten Sie beim Kauf von Algenprodukten, dass der Jodgehalt und eine maximal empfohlene tägliche Verzehrmenge angegeben ist. So können Sie abschätzen, wie hoch Ihre Jodaufnahme ist, und eine zu hohe Aufnahme vermeiden.

Eine Studie von 2015 bestimmte die Gehalte von toxischen Elementen (wie Aluminium, Silicium, Arsen, Cadmium und Blei) in 14 essbaren Seetang-Arten (darunter auch Rotalgenarten). Die Ergebnisse zeigten, dass die Proben zwar nicht frei von Schadstoffen waren, die Konzentrationen jedoch unter gesundheitsgefährdenden Werten lagen. Trotzdem sei eine kontinuierliche Überwachung von Kontaminanten in essbaren und vermarkteten Algen wichtig.10

Volksmedizin - Naturheilkunde

Die Verwendung von Rotalgen ist in der Traditionellen Chinesischen Medizin verbreitet. Häufig verwendete Gattungen sind Chondrus, Gracilaria, Gelidium, Gloiopeltis und Porphyra. Chondrus setzt man ein bei Bronchitis, Mandelentzündungen, Asthma, Magenbeschwerden und Verstopfungen; Gracilaria zur Behandlung von Kropf, Ödemen, Harnwegsinfektionen, chronischer Verstopfung, Tuberkulose, Hodenschwellungen und zur Vorbeugung von Geschwüren; Gelidium bei Lungenerkrankungen, Skrofulose, Verstopfung, Magenschmerzen und Geschwüren; Gloiopeltis gegen Durchfall, Kropf und Skrofulose; Porphyra gegen Kropf, Bronchitis, Mandelentzündung, Halsschmerzen und Husten. Eine Lösung der Alge Gigartina bracteata fand bei Menstruationsbeschwerden Anwendung.11

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Der Anbau von Seetang kann grosse Mengen nährstoffreicher Lebensmittel für den menschlichen Verzehr erzeugen. Zudem scheinen Meeresfarmen im Vergleich zur Landwirtschaft an Land nachhaltiger zu sein, da man für die Kultivierung von Seetang kein Frischwasser (Wasserfussabdruck), keinen chemischen Dünger und kein Land benötigt; was wesentliche negative Faktoren der Landwirtschaft sind.12

Zudem könnte die Algenproduktion viele überschüssige, durch Düngung ins Meer gelangte Nährstoffe aufnehmen und somit das Wasser davon reinigen. Auch für die Bekämpfung der Versauerung der Ozeane durch die zunehmende CO₂-Konzentration in der Atmosphäre könnte die Algenproduktion einen Beitrag leisten. Die Produktion von 500 Millionen Tonnen Algen könnte 135 Millionen Tonnen Kohlenstoff absorbieren, was etwa 3,2 % des Kohlenstoffs entspricht, den man dem Meerwasser jährlich durch Treibhausgasemissionen zuführt.13 Weitere Studien und Experimente sind notwendig, um die Wirkung zu bestimmen. Insbesondere auch in welcher Form man das CO₂ in den Algen langfristig speichert.

Eine LCA-Berechnung von Agar (veganes Geliermittel aus Rotalgen) kam auf einen CO₂-Fussabdruck von -1.11 kg CO2eq/kg von der Rohstoffgewinnung bis zum Verlassen des Werkstors ('cradle to gate'). Der Anbau des Seetangs hatte eine negative CO₂-Ökobilanz mit -7.21 kg CO2eq/kg. Dieses Ergebnis zeigt, dass die Kohlenstoffaufnahme durch Makroalgen die Kohlenstoffemissionen der Agarherstellung ausgleichen kann.24 Damit sind Rotalgen ein ausgezeichnetes Ausgangsprodukt. Zu Bedenken ist aber, dass Seetang als Nahrungsmittel das CO₂ nur kurzfristig speichern kann.26

Abgesehen von der hervorragenden CO₂-Bilanz bietet der Anbau von Makroalgen viele sogenannte Ökosystemleistungen: er ist gut für die Meeresbewohner, vermindert Eutrophierung (zu viele Nährstoffe im Meer) und mindert die Ozeanversauerung.25 Aber natürlich kommt es auf die Umsetzung an und wir müssen vorsichtig sein, dass wir bei der Landwirtschaft zu See nicht die gleichen Fehler machen wie zu Land. Bio-Meeresprodukte sind, wie auch bei Land-Produkten, zu bevorzugen.

Weltweites Vorkommen - Anbau

In China, Japan und Korea verwendet man Seetang seit prähistorischen Zeiten als Grundnahrungsmittel. Doch auch die Menschen in Europa verwendeten früh einige Rotalgenarten. In einem isländischen Gesetzbuch des 10. Jahrhunderts sind Vorschriften für das Sammeln von Lappentang (Dulse; Palmaria palmata) erwähnt. Auch in Irland und Schottland verwendet man Dulse seit langer Zeit. Purpurtang (Porphyra spp.) ass man in Wales seit 1600 n. Chr.. Knorpeltang (Irish Moss; Chondrus crispus) galt in Irland seit Beginn des 19. Jahrhunderts als Heilmittel. Andere Rotalgen verwendete man im Mittelmeerraum seit vorchristlicher Zeit als Färbemittel und Anthelminthikum.14

Der Verzehr von Meeresalgen in den westlichen Ländern hat in den letzten Jahren zugenommen. Dies liegt in erster Linie an den vorteilhaften Nährstoffen und der wachsenden Anzahl vegetarischer und veganer Personen, die sich gesünder ernähren möchten.8,10

Wichtige Anbaugebiete von Algen in Asien liegen in China, Japan, Korea und den Philippinen, in Nordamerika in Kalifornien und in Europa in der Bretagne. Über neun Millionen Tonnen Seetang erntet man pro Jahr weltweit. Davon sind 400'000 Tonnen Nori, woraus man Rotalgenblätter für Sushi macht.15

Wild zu finden

Marine Rotalgen kommen in allen Breitengraden vor. In gemässigten bis tropischen Gebieten ist ihr Vorkommen grösser als in polaren und subpolaren Regionen, wo Braunalgen und Grünalgen vorherrschen. Sie können in Tiefen von bis zu 200 m leben. Zudem gibt es einige Süsswasser-Rotalgen-Arten.3

Anbau - Ernte

Seetang kann man entweder an Felsenküsten wild sammeln oder aber künstlich anbauen. Beide Verfahren können nach Bio-Standards ablaufen. Bei der Wildsammlung ist auf saubere Sammelgewässer zu achten. Gesammelte Bio-Algen stammen daher von Gewässern fern von viel befahrenen Häfen, Abwassereinleitungen, Atomkraftwerken, konventionellen Aquafarmen oder sonstigen Schadstoffquellen. Zudem gilt es nachhaltig zu ernten, also nur so viel zu entnehmen, wie nachwachsen kann. Die Bestände müssen erhalten bleiben, sodass andere Meereslebewesen keinen Schaden von der Ernte nehmen.16

Die Methoden des Makroalgenanbaus sind vielfältig. Die Auswahl einer Algenart für den Anbau erfolgt nach dem Standort der Seetang-Farm und den Anbaumöglichkeiten (im offenen Meer, an Land, in den kalten Gewässern der gemässigten Zone oder in warmen Gewässern der Tropen), nach der Produktivität und Anpassungsfähigkeit einer Art, auf die dimensionalen Eigenschaften eines aquatischen Ökosystems (Grösse und Tiefe) und auch von Faktoren wie Bestrahlungsstärke, Temperaturen, Nährstoffen, Verschmutzung, Wasserbewegung und Grad der Wellenbewegung. Die Wahl der Anbaumethode richtet sich nach der Kosteneffizienz und dem Verwendungszweck der Algen (für den menschlichen Verzehr oder als Futtermittel, als Quelle für Stoffe zur Herstellung von Polysacchariden oder Medikamenten). Die Anbaumethoden lassen sich grob in zwei Hauptgruppen einteilen: extensiver und intensiver Anbau.17

Extensiv kultivierte Algen baut man in natürlichen Gewässern an, wobei man nur natürlich verfügbares Licht, Wärme, Wasser, Bewegungsenergie und Nährstoffe verwendet. Entweder nutzt man die natürlich vorkommende Algengemeinschaften oder führt Kulturen einheimischer oder auch nicht einheimischer Arten ein. Dies führt in der Regel zur Veränderung oder sogar Zerstörung der dort natürlich vorkommenden Biozönosen.17

Es gibt mehrere Methoden der Intensivkultur. Eine Methode ist die Kultivierung einer oder mehrerer Algenarten in Becken unter Verwendung von natürlichem oder künstlichem Licht, Nährstoffen und Phytohormonen. Die andere Methode besteht darin, Algen in kleinen natürlichen Gewässern (Teichen, Seen und Lagunen) zu kultivieren, organische und anorganische Düngemittel zu verwenden und agronomische Techniken wie Jäten, Reduzierung des Epiphytenwachstums, Regulierung des Lichts und der Wasserbewegung anzuwenden.17

Eine extensive Anbaumethode mit natürlich vorkommenden Algenarten ist im Sinne des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit anzustreben. Wie auch an Land darf man im Bio-Anbau nur organische Dünger anwenden. Bio-Betriebe müssen darauf achten, dass möglichst keine Nährstoffe aus der Algenfarm in die Umwelt gelangen.16

Weiterführende Informationen

Der Stamm der Rotalgen (Rhodophyta) umfasst zwei Unterklassen (Bangiophycidae und Florideophycidae) mit insgesamt sieben Ordnungen. Diese umfassen wiederum einige Familien, die ca. 500 Gattungen und schlussendlich 4000 bis 60002 Arten hervorbringen. Der Grossteil der Arten sind Meeresalgen - nur ca. 50 Arten aus 12 Gattungen sind Süsswasseralgen. Zudem ist die Grosszahl der Rotalgen mehrzellig mit sichtbarem Thallus (Vegetationskörper der Algen) - nur wenige Arten sind Einzeller.18

Die Rotalgen haben sich parallel zu den übrigen Algen-Stämmen (Grünalgen und Braunalgen) entwickelt. Der offensichtlichste Unterschied zwischen den Stämmen liegt in der Pigmentausstattung. Zudem fehlen den Rotalgen die begeisselten Fortpflanzungskörper.18

Bangiomorpha pubescens, eine Rotalge, markiert die früheste bekannte Ausprägung von Mehrzelligkeit und eukaryotischer Fotosynthese in der Fossilgeschichte. Die Alge ist älter als 800 Millionen Jahre.19

Einige Rotalgen-Arten beschreiben wir in einzelnen Artikeln: Limu Kohu (rote Hawaii-Alge), Knorpeltang (Irish Moss), Dulse (Lappentang; getrocknet), Rotalgenblatt (Nori). Zu den folgenden Braunalgen finden Sie ebenfalls Artikel: Laminaria (Kelp), Arame Alge, Blasentang, Kombu-Algen (getrocknet), Wakame. Wir schreiben darüber hinaus über die Blaualge (auch Cyanobakterie genannt) Spirulina.

Alternative Namen

Umgangssprachlich nennt man Seetang nur Tang. Rotalgen-Seetang kann man auch roter Seetang nennen.

Die englische Bezeichnung für Rotalgen lautet red algae, für roten Seetang red seaweed.

Sonstige Anwendungen

Die beiden wichtigsten aus Rotalgen gewonnenen Polysaccharide sind Agar und Carrageenan. Man setzt sie kommerziell als Verdickungsmittel, Stabilisatoren, Emulgatoren und Ballaststoffe in der Lebensmittelindustrie und Pharmaindustrie ein.3,7 Agar benutzt man zum Gelieren und Verdicken, insbesondere bei der Konservierung von Fisch und Fleisch. Auch bei der Herstellung von Schmelzkäse, Mayonnaise, Pudding, Cremes und Gelees findet das Polysaccharid Verwendung. In der Pharmazie dient Agar als inerter Träger für Arzneimittel, bei denen eine langsame Freisetzung des Wirkstoffs erforderlich ist, als Stabilisator für Emulsionen und als Bestandteil von kosmetischen Hautpräparaten, Salben und Lotionen. Carrageen gewinnt man in der Regel aus Wildpopulationen des Knorpeltangs. Carrageen verwendet man ähnlich wie Agar. Zur Stabilisierung von Emulsionen in Farben, Kosmetika und anderen pharmazeutischen Zubereitungen ist Carrageen besser geeignet.3

Aufgrund des verhältnismässig hohen Gehalts an Calcium der Rotalgen setzt man diese gerne pflanzlichen Milchalternativen bei, um deren Calciumgehalt zu erhöhen. Zudem verwendet man Algenkalk, die mineralisierten Korallenablagerungen von Rotalgen, als Dünger in der Landwirtschaft und im Garten.20

Literaturverzeichnis - 24 Quellen

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Geo de Was Sie über Algen wissen sollten.

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Oekolandbau de Makro- und Mikroalgen à la Bio.

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Spektrum de Rotalgen.

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Biologie-seite de Rotalgen.

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