Stiftung Gesundheit & Ernährung
S t i f t u n g
Gesundheit & Ernährung
Schweiz
QR Code
Beste Aussichten für Ihre Gesundheit

Mispeln, Gemeine, roh, bio?

Entdecken Sie vielseitige Verwendungsmöglichkeiten von Mispeln in der Küche, die allfällige Saison, Preise und gesundheitliche Vorteile. Erfahren Sie mehr über wichtige Nährstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, Anbau und Ökobilanz.

Die von uns zusammengetragenen Informationen zu der Zutat entsprechen dem Standard der USDA Datenbank.
78%Wasser 97Makronährstoff Kohlenhydrate 96.71%/02Makronährstoff Proteine 2.35%/01Makronährstoff Fette 0.94% 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, 0.1g)Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA) : Ω-3 (ALA, <0.1g)Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA) = 0:0

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Werte sind zu klein, um relevant zu sein.

Echte Mispel (Mespillus germanica) war einst ein sehr beliebtes rohes Obst, das man auch in der Naturheilkunde einsetzte. Heute ist es nicht einfach, die süss-säuerliche weiche Mispel im Handel zu ergattern. Teilweise in Bio-Qualität erhältlich.

Verwendung in der Küche

Die braunen, flaumig behaarten, ca. 3 cm grossen Früchte der Echten Mispel sind erst nach Frosteinwirkung oder längerer Lagerung geniessbar. Der natürliche Reifungsprozess – eine Art Fermentation – macht das zunächst harte weisse Fruchtfleisch weich, braun und verleiht ihm ein charakteristisches, süss-säuerliches Aroma. Der Geschmack erinnert an Apfelmus mit einem Hauch Dattel oder Feige.

Traditionell verzehren Kenner Mispeln roh, sobald sie weich und teigig sind. Die Mispel eignet sich aber auch hervorragend zur Herstellung von Konfitüre, Chutney, Salatdressing, Kompott, Gelee, Saft, Wein und Schnaps. In früheren Zeiten nutzten viele ihren hohen Stärkegehalt, um die Früchte zu trocknen und daraus ein aromatisches Mehl zu mahlen – eine vergessene Zutat, die einst in der Vorratsküche ihren festen Platz hatte.3,5

Die Echte Mispel sollten Sie nicht mit der Japanischen Wollmispel (Eriobotrya japonica) verwechseln. Diese können Sie direkt frisch essen. Sie schmeckt saftig, süss-säuerlich und das Aroma liegt zwischen Aprikose, Pfirsich und Birne mit einer leicht blumigen Note.

Die Echte Mispel (Mespilus germanica) schmeckt erst nach Frost oder längerer Lagerung angenehm mild-süss mit leichter Säure und erinnert an Apfelmus mit einem Hauch Dattel oder Feige.

Veganes Rezept für Mispel-Frühstücksbrei

Zutaten (für 2 Personen): 400 g Sojajoghurt, 4 EL Leinsamen oder Chiasamen, 1/2 TL Vanillepulver, 3 Handvoll reife Mispeln, 1/2 TL Zimt.

Zubereitung: Sojajoghurt in eine Schüssel geben und mit Leinsamen und Vanillepulver gut verrühren und über Nacht in den Kühlschrank stellen. Am nächsten Morgen Mispeln waschen, entkernen und das weiche Fruchtfleisch aus der Schale löffeln (ähnlich wie bei Kiwis). Vanille-Leinsamen-Joghurt auf zwei Schüsseln aufteilen und das Mispelpüree darauf verteilen. Zum Schluss mit Zimt bestäuben und geniessen.

Vegane Rezepte mit Echten Mispeln finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
.

Einkauf - Lagerung

Wir konnten bei den üblichen Supermärkten wie Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Hofer, Billa, Denn's Biomarkt und Alnatura keine Echten Mispeln finden. Aus eigener Erfahrung (in Österreich) können Sie Mispeln am ehesten während der Saison von November bis Dezember auf Bauernmärkten oder in sogenannten regionalen 'Biokisten'.

Die Verfügbarkeit von Mispeln ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.

Wild zu finden

Die Echte Mispel finden Sie in lichten Laubmischwäldern, Hecken, Gebüschen und auf Felshängen. Die Standortansprüche sind gering, ideal sind aber mässig trockene, steinige oder sandig-lehmige, kalkhaltige Böden. Insbesondere in klimatisch begünstigten Gebieten wächst die Echte Mispel halbwild oder verwildert. Sie ist ein langsam, breit und sparrig wachsender 3 bis 6 m grosser Strauch bis kleiner Baum. Zu erkennen ist die Mispel auch an den graufilzigen, dornigen Zweigen – Kulturformen tragen keine Dornen. Die Rinde ist rotbraun. Ab ca. Ende Oktober sind die graubraunen, runden, 3 cm grossen Früchte (theoretisch) reif. Sie müssen aber noch Frost oder Überreife durchlaufen, damit sie uns schmecken.6 Während der Blüte Ende Mai, erkennen Sie die Mispel gut an ihren bis zu 5 cm grossen weissen Blüten mit auffälligen, sehr langen, schmalen, zipfelartigen Kelchblättern, die zwischen den weissen Kronblättern hervorragen.1

Die Echte Mispel hat ein Familienmitglied, das eine gewisse Ähnlichkeit aufweist: die Japanische Wollmispel oder auch Loquat (Eriobotrya japonica) genannt.10 Beide Arten sind Rosengewächse, gehören aber zu unterschiedlichen Gattungen.

Die Echte Mispel ist ein laubabwerfender Strauch oder kleiner Baum aus Südosteuropa/Vorderasien, blüht im späten Frühjahr und liefert im Spätherbst bräunliche Früchte.10 Die Japanische Wollmispel stammt aus Südostchina, ist immergrün, blüht im Spätherbst bis Winter und ihre weissen, gelben oder orangen Früchte (variiert von Sorte zu Sorte) reifen bereits im Frühjahr. Unterschiede bestehen auch in Blattform, Blüte und Nutzung. Ausserdem schmecken diese beiden Arten unterschiedlich (siehe Küche).

Tipps zur Lagerung

Sie können die noch festen Früchte an einem kühlen Ort lagern, bis sie genügend nachgereift und schmackhaft sind. Das kann bis zu 25 Tage dauern. Können Sie nicht warten, bis die Mispeln weich genug sind, wäre eine alternative Möglichkeit, die Früchte zu erhitzen (bis 60 °C) oder einzufrieren. Die beste Option ist aber, die Mispel bis zum Frost am Baum zu "lagern" und erst dann die nun weichen Früchte zu ernten.7

Bezüglich der gesundheitsfördernden Inhaltsstoffe, scheint eine allzu lange Lagerung diese zu verringern. Manche ForscherInnen empfehlen, die Mispeln idealerweise innerhalb von 1 bis 2 Wochen nach der Ernte zu verzehren, wenn das Fruchtfleisch noch weiss und nur teilweise weich ist. Nach 3 bis 4 Wochen verlieren die Mispeln einen Grossteil ihrer Nährstoffe (wie Zucker, organische Säuren und Fettsäuren). Zu lange Lagerung führt auch zu einem unangenehmen Geschmack.9

Mispeln sind klimakterische Früchte, d.h. sie reifen nach der Ernte weiter. Daher sind sie auch leicht verderblich, was ihren kommerziellen Wert mindert. Um ihre Haltbarkeit zu verlängern, haben ForscherInnen verschiedene Verfahren getestet, aber keine, die für Sie zu Hause von Bedeutung wären.10 Aber vielleicht finden sich bald mehr Mispeln im Handel.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Zusammensetzung und Menge der Inhaltsstoffe, inkl. sekundäre Pflanzenstoffe, variieren extrem je nach Sorte, Wachstumsbedingungen und Verarbeitungsmethoden etc.

Die Echte Mispel bietet 68 kcal/100g. Fett ist nur zu 0,20 g enthalten. Auch Proteine sind nur minimal enthalten, mit 0,5 g/100g. Den grössten Teil machen die 21 g Kohlenhydrate pro 100 g aus. Davon sind 10 g Ballaststoffe – 10 % des Tagesbedarfs. Der Rest der Kohlenhydrate sind Zucker (11,8 % des Tagesbedarfs).2

Unter den Mikronährstoffen ist Kalium hervorzuheben: die enthaltenen 250 g/100g decken 13 % der benötigten Menge pro Tag.2 Dieser Wert ist vergleichbar mit jenem der rohen Chinesischen Jujube oder von Kokoswasser. Es gibt aber durchaus bessere Kalium-Lieferanten wie etwa rohe Pistazien (1025 mg/100g) oder Hanfsamen (1178 mg/100g).

Vitamin E ist zu 0,6 mg/100g enthalten und bietet damit 5 % des Tagesbedarfs.2 Unter anderem roher Fenchel oder rohe Heidelbeeren enthalten ca. gleich viel Vitamin E. Viel mehr ist in rohen Mandeln (26 mg/100g) oder rohen Sonnenblumenkernen (35 mg/100g) enthalten.

Der drittbedeutendste essenzielle Nährstoff in Mispeln ist Calcium. Mit 100 g Mispeln können Sie 30 mg davon aufnehmen und damit 4 % des Tagesbedarfs decken.2 Vergleichbar mit rohen Brombeeren oder Netzannonen, aber weit unter den Spitzenreitern wie z.B. der Kleinen Brennnessel (713 mg/100g) oder dem Weidenröschen (429 mg/100g). Auch getrocknete Kräuter und Gewürze enthalten häufig hohe Calcium-Konzentrationen: Basilikum, getrocknet (2240 mg/100g), Oregano, getrocknet (1597 mg/100g) oder Vanillepulver (1228 mg/100g).

Die gesamten Inhaltsstoffe von Echten Mispeln, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Die Mispel ist eine vielseitige Pflanze mit zahlreichen gesundheitlichen Vorteilen, die von antioxidativen und antimikrobiellen Eigenschaften bis hin zu positiven Effekten auf die Verdauung, den Blutzucker und die Neuroprotektion (Schutz des Nervensystems) reichen. Dennoch sind weitere klinische Studien erforderlich, um diese Wirkungen umfassend zu bestätigen und die optimale Dosierung zu bestimmen.8

Viele dieser Wirkungen verdankt es den sekundären Pflanzenstoffen, auf die wir im nächsten Abschnitt genauer eingehen. Abgesehen davon spielen die primären Pflanzenstoffe eine Rolle. Genaueres finden Sie unter den jeweiligen Inhaltsstoffen in unserer Nährstofftabelle (s.o.).

Sekundäre Pflanzenstoffe

Viele gesundheitliche Wirkungen von Echten Mispeln kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.

Echte Mispeln enthalten u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:8,11

  • Isoprenoide: Tetraterpene (Carotinoide [β-Carotin])
  • Polyphenole: Phenolsäuren (Hydroxybenzoesäure [Protocatechusäure, Gallussäure, Syringasäure] und Hydroxyzimtsäuren [Chlorogensäure, Kaffeesäure​​​​, p-Cumarsäure​​, Ferulasäure, Neochlorogensäure​​​​​​, Sinapinsäure​​]), Flavonoide (Flavonole [Quercetin, Rutin, Kaempferol-3-O-glucosid, Quercetin-3-O-rhamnosid ], Flavanole [Epicatechin, Catechin], Anthocyane, Flavone, Flavanone [Pinocembrin]), Stilbene (Resveratrol), Tannine (Ellagsäure, Procyanidin B)
  • Weitere organische Verbindungen: Cumarine (Aesculetin), Carbonsäure (p-Aminobenzoesäure)

Viele der in der Mispel enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe, wie Chlorogensäure, Gallussäure, Kaffeesäure, Ferulasäure, und Resveratrol, besitzen starke antioxidative Eigenschaften. Diese Verbindungen neutralisieren freie Radikale und schützen Zellen vor oxidativem Stress, der mit der Entstehung von Krankheiten wie Krebs, neurodegenerativen Erkrankungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung steht. Besonders Chlorogensäure und Resveratrol sind als effektive Antioxidantien hervorzuheben, die auch entzündungshemmend wirken.8,11

Einige phenolische Verbindungen, wie Quercetin, Rutin, und Chlorogensäure, zeigen eine hemmende Wirkung auf die Enzyme α-Glucosidase und α-Amylase, die für die Kohlenhydratverdauung verantwortlich sind. Diese Hemmung kann den Blutzuckerspiegel nach einer Mahlzeit senken und somit zur Kontrolle von Diabetes mellitus beitragen. Studien zeigen, dass die antidiabetischen Effekte der Mispel insbesondere auf die phenolischen Säuren und Flavonoide zurückzuführen sind.8,11

Resveratrol, Quercetin und andere Flavonoide in der Mispel tragen zur Verbesserung der Herz-Kreislauf-Gesundheit bei. Sie wirken entzündungshemmend, fördern die Gefässfunktion und hemmen die Oxidation von LDL-Cholesterin, was das Risiko von Arteriosklerose reduziert. Ferner können Procyanidine und Gallussäure die Elastizität der Blutgefässe verbessern und den Blutdruck regulieren.8,11

Phenolische Verbindungen wie Ellagsäure, Chlorogensäure und Resveratrol haben neuroprotektive Eigenschaften. Sie können die Degeneration von Nervenzellen verhindern und oxidativen Stress im Gehirn reduzieren, was bei der Prävention von neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer von Bedeutung ist. Studien deuten darauf hin, dass diese Verbindungen auch entzündungshemmend wirken und die kognitive Funktion verbessern.8

Gallussäure, Protocatechusäure und Kaffeesäure wirken antimikrobiell gegen eine Vielzahl von Bakterien und Pilzen. Diese Verbindungen hemmen das Wachstum pathogener Mikroorganismen und könnten so zur Behandlung von Infektionen beitragen.8

Einige sekundäre Pflanzenstoffe der Mispel, wie Gallussäure, Ellagsäure und Resveratrol, haben potenzielle antitumorale Eigenschaften. Sie mindern das Wachstum von Krebszellen, fördern die Apoptose (programmierter Zelltod) und verhindern die Ausbreitung von Tumoren. Diese Effekte lassen sich auf die antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften dieser Verbindungen zurückführen.8

Flavonoide wie Quercetin und Rutin sowie phenolische Säuren wie Chlorogensäure stärken das Immunsystem, indem sie entzündungshemmend wirken und die Produktion von Immunzellen fördern. Diese Verbindungen tragen dazu bei, den Körper vor Infektionen und chronischen Entzündungen zu schützen.8,11

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Die Mispel-Kerne sind nicht zum Verzehr geeignet, sie sind giftig.8

Volksmedizin - Naturheilkunde

Traditionelle Anwendungen machen sich die antimikrobielle Aktivität der Mispel bei der Behandlung von Durchfall und Infektionen zunutze.8 In der Antike und im Mittelalter verwendeten Heilkundige zur Herstellung von Medizin unreife Früchte und zarte Mispelzweige.5

In der Volksmedizin gilt die Mispel als vielseitige Heilpflanze: Aus Blättern, Früchten und Rinde sind Sude oder Aufgüsse herstellbar, denen man eine förderliche Wirkung auf die Blutbildung, eine unterstützende Rolle bei Darminfektionen und eine abschwellende Wirkung bei inneren Blutungen zuschreibt. Äusserlich sollen Blatt-Auszüge Hautleiden wie kutane Leishmaniose lindern und empfindliche Haut stärken. Ein Getränk aus geschälten Früchten in Milch soll gegen Darmentzündungen helfen, ein Blättersud zum Gurgeln bei Halsabszessen. Zudem beschreiben NaturheilkundlerInnen die Mispelfrüchte und -rinde als leicht harntreibend, lindernd gegen Menstruationsbeschwerden und fiebersenkend, in Form einer alkoholischen Tinktur äusserlich angewendet. Darüber hinaus finden gelegentlich auch Anwendungen bei Tuberkulose, Nieren- und Blasensteinen oder Grippe Erwähnung.10

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Wir konnten trotz ausgiebiger Recherche keine Daten zum CO2-Fussabdruck oder Wasser-Fussabdruck von Echten Mispeln finden. Dafür aber eine Studie zu Früchten im Allgemeinen:

Der ökologische Fussabdruck von Früchten ist bestimmt durch die gesamte Lebenszyklusanalyse (Life Cycle Assessment, LCA), die alle Phasen von der Produktion bis zur Entsorgung berücksichtigt. Studien zeigen, dass die Produktionsphase häufig der grösste Emissionshotspot ist, jedoch auch nachgelagerte Prozesse wie Transport, Verpackung und Abfallmanagement erhebliche Beiträge leisten können. Der durchschnittliche CO2-Fussabdruck – 'cradle-to-farm gate' – von Früchten beträgt 0,503 ± 0,365 kg CO2eq/kg, während sich dieser Wert bei einer 'cradle-to-grave'-Betrachtung auf 1,257 ± 0,886 kg CO2eq/kg erhöht. Obwohl spezifische Daten zur Mispel fehlen, könnten ähnliche Muster auch für Mispeln gelten; wobei Faktoren wie Anbaumethoden, Transportwege und Verpackungsmaterialien eine entscheidende Rolle spielen. Zukünftige Studien sollten auch die Kohlenstoffspeicherung in Obstbäumen und Böden berücksichtigen, um ein vollständigeres Bild des ökologischen Fussabdrucks von Früchten wie der Mispel zu erhalten.12

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?

Tierschutz - Artenschutz

Aufgrund ihrer kulturhistorischen Bedeutung, ihrer genetischen Vielfalt und ihres ökologischen Werts sind Echte Mispeln schützenswert. Sie waren sehr lange ein Teil der Kulturlandschaft, jedoch ist sie heute durch Faktoren wie fehlende Verjüngung, Krankheiten, Klimawandel und genetische Verarmung bedroht.5

Die Echte Mispel ist sowohl eine wichtige Futterpflanze für Schmetterlinge als auch ein Schutz- und Nährgehölz für Vögel. Zudem stellt sie für zahlreiche Säugetierarten wie Eichhörnchen, Siebenschläfer, Igel, Rehe, Marder, Dachse und Wildschweine eine wertvolle Nahrungsquelle dar.6

Weltweites Vorkommen - Anbau

Die Echte Mispel stammt ursprünglich aus Südwestasien und Südosteuropa, wo sie wild im Kaukasus, Transkaukasus, auf der Krim, in Kleinasien, im Nordosten Irans, auf der Balkanhalbinsel und in Griechenland wächst. Ihr genetisches Zentrum liegt in Aserbaidschan, wo BotanikerInnen die grösste Vielfalt an Formen entdeckt haben. Durch menschlichen Einfluss gelangte die Mispel nach Mitteleuropa, vermutlich während der Römerzeit, und verbreitete sich in Ländern wie Deutschland, Frankreich, Grossbritannien und der Schweiz. Heute wächst sie weltweit, unter anderem in Nordamerika, Afrika, Südamerika, Australien und Neuseeland; doch in Mitteleuropa sind kultivierte Mispeln meist nur noch in Klostergärten, botanischen Sammlungen oder historischen Parks anzutreffen.4,8 Im Laufe der Jahrhunderte haben "attraktivere" Obstsorten die jahrtausendealte Kulturpflanze verdrängt.6

Anbau - Ernte

Die Mispel wächst am besten in gemässigtem Klima und bevorzugt sonnige, geschützte Standorte, insbesondere in raueren Lagen, wie etwa an einer Südwand. Sie gedeiht auf tiefgründigen oder durchlässigen Böden mit hohem Kalkgehalt und mag es trocken bis mässig feucht. Die Pflanze ist sehr frosthart, blüht spät und ist daher kaum durch Spätfröste gefährdet. Als Selbstbefruchter benötigt sie nicht unbedingt einen Partner zur Bestäubung. Zur Veredelung eignen sich Unterlagen wie Quitte oder Weissdorn.3

Wie zuvor erwähnt können Sie die Früchte entweder Ende Oktober ernten und sie nachreifen lassen oder Sie warten bis zum ersten Frost, der die Früchte schon am Baum weich und geniessbar macht.

Weiterführende Informationen

Unter den Obstpflanzen der Familie Rosaceae ist die Mispel als vernachlässigt oder wenig genutzt eingestuft. Zwei Arten umfasst diese Gattung: Mespilus germanica L. (Echte Mispel) und Mespilus canescens J.B.Phipps. Die zweite Art kommt in Nordamerika vor.10

Mespilus germanica erreicht eine Höhe von 3 bis 6 Metern. Wild wächst die Mispel meist kleiner und kultiviert etwas grösser. Sie besitzt eine graubraune, schuppige Borke und lanzettliche (länger als breit und zugespitzt) bis ovale, unterseits filzig-graugrüne Blätter. Die weissen, fünfzähligen Blüten erscheinen von Mai bis Juni, und die apfelförmigen, rotbraunen Früchte reifen im Oktober. Auffällig sind die langen, schmalen Kelchblätter, die zwischen den Kronblättern hervorragen und die Mispel unverwechselbar machen. Die Echte Mispel ist ein Tiefwurzler, selbstfruchtbar und Bienen bestäuben sie.1,8

Alternative Namen

Botanisch als 'Mespilus germanica L.' oder früher als 'Crataegus germanica (L.) Kuntze' bekannt, trägt die Echte Mispel auch mehrere Trivialnamen: Im Deutschen sind die Namen Asperl, Hundsärsch, Dürrlitzen oder Nispel üblich. Im eglischsprachigen Raum heisst sie 'medlar fruit' oder 'common medlar'; 'mušmula' heisst sie auf Serbisch, 'muşmula' auf Türkisch, 'Azgil tree' auf Persisch und 'néflier' auf Französisch.4,6,8

Sonstige Anwendungen

Die tanninhaltigen Blätter, die Rinde und die unreifen Früchte der Mispel eignen sich zum Gerben sowie zur Klärung von Wein und Schnaps. Das Holz der Mispel gilt als schwer, zäh und flexibel. Daher fand es Verwendung bei der Herstellung von Radspeichen sowie für Feinarbeiten wie Pinsel, Angeln und Stöcke.5

Literaturverzeichnis - 12 Quellen

1.

Mayer J, Spohn R, Herausgeber. Kosmos-Baumführer für Unterwegs: 200 Arten. Stuttgart: Kosmos; 2013:78.

2.

ÖNWT Österreichische Nährwerttabelle: Mispel roh (BLS3.02 F150100).

3.

Maurer J, Heistinger A, Kajtna B. Handbuch Bio-Obst: Sortenvielfalt Erhalten: Ertragreich Ernten: Natürlich Geniessen. 1. Auflage. Innsbruck: Löwenzahn; 2016. 527 S.

4.

Pollmann B, Jacomet S. First Evidence of Mespilus germanica L. (Medlar) in Roman Switzerland. Veget Hist Archaeobot. 2012;21(1):61–68.

5.

Schmutz M, Hänser R et al. Erhaltungskonzept Mispel: Konzept zur Erhaltung der lokalen Herkünfte der Nebenobstart Mispel. Guaraci Forest Consulting. Im Auftrag von Wildbiss. Gefördert durch das Bundesamt für Landwirtschaft. 2016.

6.

Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft: Echte Mispel – Kurzbeschreibung Heimischer Gehölze. 

7.

Mikulic-Petkovsek M, Jakljevic K et al. Changes in the Fruit Quality Parameters of Medlar Fruit (Mespilus germanica L.) after Heat Treatment, Storage, Freezing or Hoarfrost. Foods. 2023;12(16):3077.

8.

Popović-Djordjević J, Kostić AŽ et al. Chemical Composition, Nutritional and Health related Properties of the Medlar (Mespilus germanica L.): From Medieval Glory to Underutilized Fruit. Phytochem Rev. 2023;22(6):1663–1690.

9.

Glew RH, Ayaz FA et al. Effect of Postharvest Period on Sugars, Organic Acids and Fatty Acids Composition in Commercially Sold Medlar (Mespilus germanica ’Dutch’) Fruit. Eur Food Res Technol. 2003;216(5):390–394.

10.

Voaides C, Radu N et al. Medlar—A Comprehensive and Integrative Review. Plants. 2021;10(11):2344.

11.

Katanić Stanković JS, Mićanović N et al. Polyphenolic Profile, Antioxidant and Antidiabetic Potential of Medlar (Mespilus germanica L.), Blackthorn (Prunus spinosa L.) and Common Hawthorn (Crataegus monogyna Jacq.) Fruit Extracts from Serbia. Horticulturae. 2022;8(11):1053.

12.

Subedi S, Dent B, Adhikari R. The Carbon Footprint of Fruits: A Systematic Review from a Life Cycle Perspective. Sustainable Production and Consumption. 2024;52:12–28.

AutorInnen:

Kommentare