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Helmbohnen, reife Samen, roh (Faselbohne, indische)

Die reifen Samen der Helmbohne (Faselbohne, indische, Lablab purpureus, Dolichos lablab) enthalten ein cyanhaltiges Toxin, das man durch Erhitzen zerstört.
9%
Wasser
 70
Makronährstoff Kohlenhydrate 70.36%
/28
Makronährstoff Proteine 27.68%
/02
Makronährstoff Fette 1.96%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, 0.7g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, <0.1g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 0:0

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Werte sind zu klein, um relevant zu sein.

Die Helmbohne (Lablab purpureus) ist auch als Indische Bohne, Ägyptische Bohne oder Hyazinth-Bohne bekannt. Früher nannte man sie Faselbohne oder Dolichos lablab. Die farblichen Ausprägungen dieser Bohne reichen von weiss über rotbraun bis schwarz und sind marmoriert oder einfarbig.

Verwendung in der Küche:

Viele Sorten der Samen und Schoten roher Helmbohnen sind giftig. Das cyanhaltige Toxin kann man durch Kochen (Erhitzen) zerstören und unschädlich machen1 oder durch Einweichen reduzieren. Gekocht sind die reifen und unreifen Hülsen und Samen geniessbar.

Der kräftige, aromatische Geschmack der Helmbohne macht sich in Eintöpfen oder Suppen sehr gut. Mit Essig, Öl und Zwiebeln kann man auch einen hervorragenden Salat zubereiten - oder man isst die Helmbohne als Beilage.

In Kenia hat die kraftgebende Helmbohne Tradition und ist als "Njahi" bekannt. Dort isst man sie gekocht mit gemusten oder halbreifen Bananen. In Indonesien bereitet man auch die Blüten als Gemüse zu. Die eingeweichten, gekeimten, getrockneten und danach zu Mehl verarbeiteten Bohnen kann man auch zu einer Paste verarbeiten und anbraten. In Indien verwendet man sie für Dahl (Daal). In Ägypten gibt es ein Gebäck namens Tauniah, das man aus Helmbohnen-Mehl herstellt. Auch die gerösteten Körner der Faselbohne kann man essen.2

Veganes Rezept für fermentierte Helmbohnen:

Zutaten: 400 g Helmbohnenschoten, 2 Knoblauchzehen, 1 grüne Chilischote, 3 Zweige Dillkraut, 1 Lorbeerblatt, 1 gehäufter EL Meersalz, 3 Weinblätter.

Zubereitung: Einen Liter Wasser kochen, abkühlen lassen und das Meersalz darin auflösen. Ein Einweckglas (1 L) zum Befüllen vorbereiten, also gut auswaschen. Chilischoten in Streifen schneiden, Knoblauch etwas zerkleinern, gemeinsam mit Dill und Lorbeerblatt ins Glas geben. Die Helmbohnenschoten sehr gut waschen, die Enden anschneiden und so eng wie möglich ins Glas pressen. Weinblätter oben drauflegen. Soviel wie möglich von dem abgekochten Salzwasser ins Glas geben, bis die Weinblätter bedeckt sind: Bis zum Rand sollten noch 2-3 cm Platz sein. Das Glas gut verschliessen.

Die Schoten müssen 5 Tage bei Raumtemperatur fermentieren, dafür muss man das Glas täglich einmal öffnen, damit die Gase entweichen können. Damit Schoten und Blätter unter Wasser bleiben und sich kein Schimmel bildet, kann man sie auch mit einem sauberen Stein beschweren. Falls sich dennoch Schimmel bildet, bitte nicht mehr essen!

Nach 1-2 Tagen verändert sich die Farbe des Wassers, es erscheint trüb. Nach dem 5. Tag stellt man das Glas in den Kühlschrank und verlangsamt somit den Fermentierungsprozess. Nun kann man die Helmbohnenschoten essen. Für einen noch besseren Geschmack lässt man sie zusätzlich bis zu 2 Wochen geschlossen im Kühlschrank und geniesst sie erst danach.

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Einkauf - wo kaufen?

Bei Grossverteilern wie Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Hofer etc. findet man die Helmbohne kaum.

Manche Sämereien verkaufen Samen der Helmbohne für den eigenen Anbau. Auch im Internet findet man sie fast nur als Saatgut. Eventuell führen Delikatessläden, Indische oder Afrikanische Shops Helmbohnen oder deren Mehl im Sortiment.

Wild zu finden:

Im südöstlichen Afrika gibt es noch Wildformen dieser Art. Eine wilde Unterart ist Lablab purpureus uncinatus. Eine Variante kommt ausschliesslich in Namibia vor: Lablab purpureus var. rhomboïdeus, sie hat gelappte Laubblätter.3 In Indien existiert ebenfalls eine mutmassliche Wildform, Lablab lignosus. Sie hat aber für uns einen eher abstossenden Geruch.4

Lagerung:

Getrocknete, reife Bohnen muss man unbedingt vor Feuchtigkeit geschützt lagern. Bei idealer Lagerung ohne Schädlingsbefall halten die Samen von Helmbohnen jahrelang.

Inhaltsstoffe - Nährwert - Kalorien:

Der Kaloriengehalt der Helmbohne beträgt pro 100 g 344 kcal. Der Grossteil der Energie setzt sich aus Kohlenhydraten und wertvollem Eiweiss zusammen. Der Ballaststoffanteil der reifen Samen ist mit 26 % sehr hoch.5

Die reifen Helmbohnensamen enthalten sehr viel Zink (9,3 mg/100g). Vergleichbare Werte haben nur Weizenkeime (12,29 mg) und ungeschälte Hanfsamen (9,9 mg).5

Das essenzielle Spurenelement Mangan ist in vielen Bohnen beinahe gleichermassen vorhanden. Die Helmbohne hat 1,6 mg/100g. Auch die Keime und Randschichten von Getreide enthalten Mangan. Z.B. Hirsen (Sorghumhirse und Goldhirse) haben gleich viel Mangan wie die Helmbohne, Weizenkeime sind auch hier mit 13 mg/100g sehr weit vorne.5

Der Thiamin-Gehalt (Vitamin B1) in der Helmbohne beträgt 1,1 mg/100g. Dieses Vitamin liegt auch in den äusseren Randschichten von Hülsenfrüchten, Getreide und Nüssen. Bei Macadamianüssen beträgt der Gehalt 1,2 mg und bei Weizenkeimen 1,8 mg/100g.5 Das Vitamin ist allerdings weder licht- noch hitzestabil und auch durch das Einweichen oder Kochen in Wasser geht viel vom Vitamin verloren.

Nähere Informationen zu den Inhaltsstoffen finden Sie in den Tabellen ganz unten nach dem Text.

Gesundheitliche Aspekte - Wirkungen:

Bohnen setzen sich aus wertvollen Aminosäuren zusammen und sind daher eine hervorragende Eiweissquelle. Ihr Kohlenhydratgehalt (mit hohem Ballaststoffanteil) hält lange satt und wirkt sich positiv auf die Darmgesundheit aus. Die enthaltenen Kohlenhydrate gehen nur sehr langsam ins Blut über, was auch für Diabetiker positiv ist.

Die löslichen Fasern binden beim Ausscheiden Cholesterin und senken so den Cholesterinspiegel.

Bohnen enthalten Antioxidantien, welche die Zellen vor freien Radikalen schützen. Bei regelmässigem Verzehr von Bohnen sollen diese gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Arteriosklerose helfen und sogar Krebs vorbeugen.6

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen:

Rohe Helmbohnen, reif oder unreif, enthalten ein cyanhaltiges Toxin, das sich erst nach einem 15-minütigen Erhitzungsvorgang zersetzt. Das verwendete Wasser sollte man immer wegschütten, da sich das Gift im Wasser löst. Die toxischen Phytohaemagglutinine sind auch in der Gartenbohne (Phaseolus vulgaris) enthalten und führten bei der Verfütterung an Versuchstiere zu Gewichtsverlust und bis zum Tod.7

Der Gehalt des Toxins ist je nach Sorte und Pflanzenteil sehr unterschiedlich hoch. Dennoch ist von einem Verzehr von jeglichen rohen Pflanzenteilen abzuraten.

Volksmedizin - Naturheilkunde:

In Kenia essen stillende Mütter viele Helmbohnen, weil deren Verzehr die Milchproduktion anregen soll.8

In der traditionellen Medizin verwendet man einen Sirup aus Helmbohnen gegen Ohr- und Rachenentzündungen. In Südost-Asien helfen Breiumschläge aus Helmbohnenblättern gegen Ekzeme, Koliken und Gonorrhoe (Tripper). Man spricht den Samen der Helmbohnen eine antispasmische, aphrodisierende, fieberhemmende und magenstärkende Wirkung zu.2

Vorkommen - Herkunft:

Die Helmbohne stammt wahrscheinlich aus dem tropischen Südost-Afrika. Dort kommt die Pflanze auch noch wild vor. In Indien gibt es aber die grösste morphologische Vielfalt dieses Schmetterlingsblütlers. Der genaue Ursprungsort ist nicht mehr festzustellen. Im östlichen Afrika verdrängte der Intensivanbau der Gartenbohne (Phaseolus vulgaris) und Augenbohne (Vigna unguiculata) für den Export die dort heimische Produktion der Helmbohne.9

Anbau - Ernte:

Als Kletterpflanze kann die Helmbohne in tropischen Gebieten Triebe von bis zu 6 m Länge hervorbringen. Für die Kornnutzung baut man die tropische Helmbohne meist nur einjährig an. Steht die Indische Bohne bis zu 3 Jahre, lässt das Wachstum jedes Jahr etwas mehr nach. Durch ihre langen Pfahlwurzeln kann die Ägyptischen Bohne Trockenperioden gut überstehen, gegenüber Staunässe reagiert sie aber sehr empfindlich. Sie benötigt kaum Pflege und ist sehr krankheitsresistent.

Für den Anbau der Helmbohne wählt man einen sonnigen, warmen Platz. Wächst sie im Schatten, sind die Blätter weniger dicht. An heissen, sonnigen Tagen muss man die Hyazinth-Bohne gut wässern, sonst verliert die Pflanze von unten ihre Blätter.

Die Anzucht der Faselbohne erfolgt ab Mitte März unter Glas bei 18-20 °C. Im Mai, nach den Eisheiligen (Frosttage), kann man die Bohnen-Pflänzchen nach draussen setzen. Helmbohnen benötigen eine senkrechte Kletterhilfe, Querstreben sind nicht notwendig. Da sie viel Laub bilden, kann man die Helmbohnen auch als Sichtschutzwand nutzen. Auch die duftenden Blüten mit ihrer weissen, rosa bis violetten Farbausprägung machen sie als Zierpflanzen attraktiv. In Europa nutzt man sie meist nur einjährig, da sie nicht winterhart sind. In kälteren Gegenden kann man die Pflanzen auch im Gewächshaus halten oder im Haus überwintern.

Die unreifen Schoten haben eine purpurrote bis violette Farbe, sind flach, schiffchenförmig und teilweise bis zu 20 cm lang. Je nach Verwendung erntet man die Helmbohne in unreifem oder reifem Zustand.3 In nicht-tropischen Gebieten ist die Helmbohne erst im September oder Oktober reif.

Jede Schote enthält bis zu 20 Samen, die ca. 1 cm lang und 0,5 cm dick sind. Die eiförmigen Bohnen sind einfarbig, gefleckt oder marmoriert in weisser, rotbrauner bis schwarzer Farbe.10 Der weisse Nabel überzieht die Samen wie eine Art Helm, was der Bohne im Deutschen vermutlich den Namen gab.

Allgemeine Informationen:

Die Gattung Lablab ist der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae) zugeordnet. Das Wort "lablab" kommt aus dem arabischen und benennt das Rasseln der trockenen Samen innerhalb der Bohnenhülse.4

Die Helmbohne verwendet man in der Landwirtschaft auch als Gründüngung zur Bodenverbesserung und Stickstoffanreicherung. In den Tropen dienen Blätter und Stängel auch als Viehfutter. In Afrika und Ostasien hat die Helmbohne auch in der Naturmedizin einen wichtigen Stellenwert.11

Alternative Namen:

Carl von Linné beschrieb die Helmbohne 1753 erstmals unter dem Namen Dolichos lablab. 1970 benannte Bernard Verdcourt diese Art mit dem jetzigen Namen Lablab purpureus. Der alte Name hält sich aber immer noch sehr hartnäckig, man verwendet ihn häufig als Synonym.

Andere Synonyme sind. Dolichos purpureus L., Lablab niger (Medik.), Lablab lablab (L.) Lyons, Vigna aristata Piper, Lablab vulgaris (L.) Savi.

Es sind laut Verdcourt zwei Unterarten bekannt: Lablab purpureus subsp. bengalensis und Lablab purpureus subsp. purpureus.12

Laut Wikipedia kennt man die Helmbohne im Englischen als: hyacinth bean, lablab-bean, bonavist bean/pea, dolichos bean, seim bean, lablab bean, Egyptian kidney bean, Indian bean, bataw oder Australian pea.

Andere Trivialnamen im Englischen sind: Tonga bean, papaya bean, poor man bean, Seim und butter bean.

Literatur - Quellen:

Literaturverzeichnis - 12 Quellen

1.Guretzki S, Papenbrock J. Characterization of Lablab purpureus Regarding drought tolerance, trypsin inhibitor activity and cyanogenic potential for selection in breeding programmes. Journal of Agronomy and Crop Science. 2014:200/1.
2.Geb.uni-giessen.de Helmbohne.
3.Garten-wissen.com Helmbohne.
4.Brücher H. Tropische Nutzpflanzen. Ursprung, Evolution und Domestikation. Springer-Verlag: Berlin, Heidelberg, New York. 1977.
5.USDA United States Department of Agriculture.
6.Gesundheit.de Bohnen wertvolle Inhaltsstoffe.
7.Jaffé WG. Toxische und Wachstumshemmende Faktoren in Bohnen. Qualitas plantarum et materiae vegetabiles. 1969. 17(2).
8.Maundu PM, Ngugi GW, Kabuye CHS. Traditional food plants of Kenya. National Museums of Kenya. English Press. Nairobi, Kenya. 1999.
9.Maass BL, Knox MR, Venkatesha SC, et al. Lablab purpureus (L.) Sweet – a crop lost for Africa?. Tropical Plant Biology. 2010:3/3.
10.University of Agricultural Sciences, Bangalore, India. Dolichos Bean - Lablab purpureus (L.) Sweet.
11.Wikipedia Helmbohne.
12.Verdcourt B. Lablab Adans. Studies in the Leguminosae-Papilionoideae for the `Flora of Tropical East Africa`: III. Kew Bulletin. 24(3). 1970.
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