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Tafelsalz (Speise-Salz, roh?, bio?)

Tafelsalz (Speisesalz) ist ein beliebtes, doch meist in zu grossen Mengen verwendetes Würzmittel. Roh ist Salz nie - und doch Rohkost! Bio?
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Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, <0.1g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, <0.1g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 0:0

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Werte sind zu klein, um relevant zu sein.

Tafelsalz, auch Speisesalz oder Salz genannt, ist ein in der menschlichen Ernährung häufig konsumierter Stoff. Übermässiger Verzehr birgt gesundheitliche Risiken. In der Regel nicht roh; nicht in Bio-Qualität erhältlich.

Verwendung in der Küche

Bei Tafelsalz, auch Speisesalz oder umgangssprachlich nur Salz genannt, handelt es sich um zum Verzehr geeignetes Salz. Inkludiert ist neben Steinsalz und Siedesalz auch in der Küche verwendbares Meersalz. Je feiner das Salz, desto schneller löst es sich auf und macht sich stärker im Geschmack bemerkbar.

Tafelsalz würzt fast alle Speisen und Lebensmittel. Man verwendet es zur Zubereitung von allerlei Gerichten und zum nachträglichen Verfeinern. Herzhafte Gerichte schmeckt man mit Speisesalz ab, aber auch vegane Süssspeisen und Gebäck vertragen eine Prise.

Salz besitzt die Fähigkeit, die Schmackhaftigkeit von Lebensmitteln zu verbessern. Es verleiht Gerichten nicht nur den erwünschten salzigen Geschmack, sondern verstärkt auch die Wahrnehmung anderer aromatischer Verbindungen und beeinflusst die Aktivität einiger für die Geschmacksbildung verantwortlicher Enzyme.1

Infolgedessen ist Salz ein häufig eingesetzter Lebensmittelzusatzstoff in der industriellen Lebensmittelverarbeitung und eines der beliebtesten Würzmittel in der Küche vieler Haushalte.1 Viele Menschen konsumieren zu grosse Mengen an Salz.2 Das führt dazu, dass man mit der Zeit salzarme Kost als fad empfindet. Ein zu hoher Salzkonsum wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus (siehe Kapitel "Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen").

Am besten verzichten Sie auf den Konsum von Fertiggerichten und stark salzhaltigen, verarbeiteten Lebensmitteln und verzehren frische Lebensmittel. Würzen Sie vermehrt mit Kräutern, Gewürzen oder sonstigen Geschmacksgebern (z.B. Zwiebel, Knoblauch, Limette, Zitrone). Schmecken Sie erst am Schluss mit wenig Tafelsalz ab. Rohkost enthält natürlicherweise Salz. Eine ausgewogene Ernährung auf Rohkostbasis erfordert keine zusätzliche Salzzufuhr. Bei Kochkost löst sich ein Teil des in den Lebensmitteln enthaltenen Salzes und geht ins Wasser über, das man meist wegschüttet, weshalb man wenig Salz zugeben darf. Kann man Tafelsalz zum Kochen brauchen? Gemüse kocht man in Salzwasser, um die Kochzeit zu verkürzen, sodass mehr Wirkstoffe erhalten bleiben. Hülsenfrüchte hingegen sollte man nach dem Garen salzen, da sich sonst die Garzeit verlängert. Maximal empfohlene tägliche Salz-Verzehrmengen finden Sie im Kapitel "Wirkungen auf die Gesundheit".

Abgesehen von der Anwendung als Gewürz und Zusatzstoff findet Salz als Konservierungsmittel von verschiedenen Lebensmitteln (z.B. Fleisch, Fisch, Käse, Gemüse) Verwendung, da es die Wasseraktivität verringert und das Bakterienwachstum hemmt.1

Veganes Rezept für dekoratives Blütensalz

Zutaten: 1 Tasse Salz, 1 Tasse getrocknete Blüten ohne Stiele (z.B. Lavendel, Ringelblumen, Kapuzinerkresse, Rosenblüten, Kornblumen, Gänseblümchen, Löwenzahn, Malve, Schnittlauchblüten).

Zubereitung: Blütenblätter vom Blütenkelch abzupfen. Zutaten in Mörser, Food Processor oder Mixer nach gewünschtem Feinheitsgrad zerkleinern. Das dekorative Blütensalz verleiht Speisen ein unverwechselbares Aroma.

Vegane Rezepte mit Salz finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
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Einkauf - Lagerung

Salz gibt es in verschiedenen Formen und Qualitäten in praktisch allen Lebensmittelgeschäften zu kaufen. Man erhält Tafelsalz in Supermärkten (z.B. Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Hofer, Billa), Bio-Supermärkten (z.B. Denn's Biomarkt, Alnatura), Drogerien, Reformhäusern und Bio-Läden. Man unterscheidet Salze vor allem bezüglich Korngrösse (feinkörnig, grobkörnig) und Herkunft. Salz kann zudem naturbelassen oder raffiniert (gewaschen, gefiltert, erhitzt) sein. Man verkauft Tafelsalz in Mühlen (Salzstreuer), Karton- oder Plastikverpackungen.

In verschiedenen Ländern ist Speisesalz mit Jod versetzt. Dies, um die Versorgung mit Jod in Gegenden mit jodarmen Böden zu gewährleisten. Verwendet man in solchen Gebieten jodfreies Salz, sollte man unter Umständen Jod in anderer Form zu sich nehmen, z.B. durch Algen. Auch Fluorid setzt man teilweise zu. Daneben enthält Speisesalz häufig Antiklumpmittel (Trennmittel), sogenannte Rieselhilfen. Diese erhalten die Rieselfähigkeit von Salz und verhindern das Verklumpen durch Luftfeuchtigkeit. Einige der Rieselhilfen sind umstritten und potenziell gesundheitlich bedenklich. Ein Blick auf die Zutatenliste lohnt sich.

Bei Salz handelt es sich um ein anorganisches Produkt, das nicht der landwirtschaftlichen Produktion entstammt. Deshalb kann Salz gar nicht den Anforderungen von biologischen Landwirtschaftsprodukten entsprechen und somit nicht biozertifiziert sein. Man findet dennoch (nicht zertifizierte) Bio-Salze, da Salz im Geltungsbereich der Öko-Verordnung einbezogen ist, jedoch ohne speziellen europäischen Regeln.3,4 Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) fordert, dass man Salz aus dem Geltungsbereich der Öko-Verordnung streicht, da die Gewinnung eines Minerals nicht zur Logik einer umweltschonenden ökologischen Landwirtschaft (ohne Einsatz von mineralischen Stickstoffdüngern und chemisch-synthetischen Pestiziden) passt und nur für Verwirrung sorgt.4

Die Verfügbarkeit von Salz ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.

Tipps zur Lagerung

Da Salz Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft zieht, sollte man es luftdicht und trocken aufbewahren. So hält es über Jahre. Kein Befall durch Insekten, Pilze oder Bakterien ist zu befürchten.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Realitätsnah zeigen wir Ihnen hier die Inhaltsstoffe von diesem Mineral pro 1 g (statt pro 100 g wie üblich).

Tafelsalz ist kalorienfrei, enthält weder Kohlenhydrate noch Proteine, Fett und Vitamine. Speisesalz besteht in erster Linie aus Natriumchlorid (NaCl) - mit 984,5 mg NaCl pro 1 g Tafelsalz zu mehr als 98 %. Davon sind 387,6 mg/1g Natrium (Na), also knapp 40 %.5 Das Chlorid führt man nicht in Inhaltsstofftabellen - man nimmt den Mineralstoff überwiegend mit Natrium über Salz auf. Bei der Gewinnung von Steinsalz und Meersalz verbleiben neben NaCl ca. 1-3 % andere Salze. In den Handel kommt vorwiegend gereinigtes, raffiniertes Salz aus Salzsole, sogenanntes Siedesalz.

Weitere, jedoch in geringen Mengen in Tafelsalz vorzufindende Mineralstoffe und Spurenelemente sind Mangan (0,001 mg/1g), Calcium (0,24 mg/1g), Kupfer (0,0003 mg/1g), Eisen (0,0033 mg/1g) und Zink (0,001 mg/1g).5

Bemerkung: Wir zeigen Salz nach dem Maximalwert der GDA (Guideline Daily Amount) als 100 % für eine Tagesmenge, nämlich 2.4 g/Tag an Natrium. Dies entspricht 6 g Salz und versteht sich inkl. dem in den Lebensmitteln enthaltenen Salz. Die Richtlinie für die tägliche Aufnahme (Guideline Daily Amount) hat der Verband der Europäischen Lebensmittelindustrie FoodDrinkEurope (FDE) erarbeitet. Grundlagen sind Empfehlungen von Studien aus Eurodiet. In Deutschland zeigt sich die GDA-Kennzeichnung in kleinen tonnenförmigen Feldern bei verpackten Lebensmitteln.6 Australien und Neuseeland verwenden eine modifizierte Form namens Daily Intake Guide (DIG).7 In den USA verwendet man Facts Up Front.8

Es existiert zusätzlich der Reference Intake (RI), der ebenfalls 6 g Salz pro Tag angibt.9 Vor allem in Grossbritannien verwendet man das schnell erkennbare Traffic Light Rating System mit den Ampelfarben grün, gelb und rot auf Packungen. Beim Tafelsalz steht grün für bis max. 0,3 g Salz pro 100 g Produkt. Gelb bezeichnet 0,3-1,5 g/100g, rot >1,5 g/100 g oder ab 1,8 g pro Portion.10

Die gesamten Inhaltsstoffe von Salz, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Was macht Salz im Körper? Natriumchlorid, allgemein als Salz bezeichnet, ist ein wichtiger Stoff für den menschlichen Körper. Er trägt zur Homöostase (Gleichgewicht der Körperfunktionen) bei, reguliert den Wasserhaushalt des Körpers, ist für das osmotische Gleichgewicht in Zellen notwendig und erhält das Säuren-Basen-Gleichgewicht aufrecht. Ausserdem ist Natrium für die Übertragung von Nervenimpulssignalen unerlässlich, ist an der Aufnahme von Nährstoffen beteiligt und ermöglicht dem Blut den Transport von Kohlendioxid aus Geweben in die Lunge. Alle menschlichen Flüssigkeiten, einschliesslich Blut, Schweiss, Tränen und Verdauungssäfte enthalten Salz.1,11

Der Körper einer erwachsenen Person enthält 150-300 g Salz.12 Für die Aufrechterhaltung der lebenswichtigen Funktionen schätzt man, dass man täglich ca. 0,5 g Natrium (laut dem Institut für Ernährungsmedizin der Technischen Universität München beträgt der Salz-Tagesbedarf für Erwachsene 0,55 mg Natrium13) benötigt, also ca. 1,25 g Salz.14 Selten nimmt jemand zu wenig Natrium zu sich. Jedoch gibt es Personen mit Hyponatriämie (niedriger Natriumspiegel im Blut), deren Ursache u.a. Aufnahme von zu viel Flüssigkeit, Niereninsuffizienz, Herzinsuffizienz, Zirrhose und Anwendung von Diuretika sind.15

Salz ist zwar lebensnotwendig, doch in zu grossen Mengen gesundheitsschädlich. Der Salzkonsum liegt heute in den meisten Ländern (regionale Unterschiede) über den empfohlenen Werten.16 Seit 2011 versuchen in Deutschland das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Max Rubner-Institut (MRI) und Robert Koch-Institut (RKI) die Salzaufnahme auf 3,5 g bis max. 6 g pro Tag zu reduzieren.2 Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt für Erwachsene den Verzehr von höchstens 5 g Salz pro Tag (ca. 1 gestrichener TL), für Kinder max. 2 g pro Tag.17,18 Wir empfehlen eine weitere Reduktion des eigenen täglichen Salzkonsums auf bis zu 1,5 g Salz. Der weltweite, durchschnittliche Salzkonsum liegt bei ca. 11 g/Tag, derjenige von Europa schätzt man aktuell auf zwischen 8 g und 19 g/Tag.17,18 Die Schweizer Bevölkerung verzehrt durchschnittlich 9 g Salz pro Person und Tag.19 Lesen Sie über die ernst zu nehmenden Gesundheitsprobleme, die der übermassige Verzehr von Salz auslösen können, im Kapitel "Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen".

Es ist möglich, dass die Vorliebe für Salz oder Natrium ein erlerntes Verhalten ist. So reagieren Neugeborene gegenüber moderaten Salzkonzentrationen ablehnend oder gleichgültig. Eine Präferenz für Salz ist erst im Alter von 2-3 Jahren nach einer Gewöhnungsphase festzustellen. Ähnliche Effekte beobachtete man in Gruppen mit geringer Salzaufnahme nach anfänglicher Erfahrung mit salzreicher Ernährung, was darauf hindeutet, dass die Einführung einer salzreichen Ernährung zu jedem Zeitpunkt des Lebens eine anfängliche Aversion hervorruft und danach eine Gewöhnungsphase erfordert.20 Umgekehrt dauert es ca. 3 Monate, bis der Körper sein Geschmacksempfinden umgestellt hat und salzarme Kost nicht mehr als fad wahrnimmt. Das Geschmacksgefühl ist danach sogar ausgeprägter und die Geschmacksnerven reagieren wieder normal. Mehr zu diesem Thema lesen Sie in der Buchbesprechung zu "Salt Sugar Fat" von Michael Moss.

Verwendung von Salz in der Medizin: In der modernen Medizin verabreicht man nach starkem Blutverlust, z.B. nach einer Operation oder einem Unfall, eine 0,9 %-ige Lösung von Natriumchlorid in Wasser (isotonische oder physiologische Kochsalzlösung genannt) zur Auffüllung des Blutvolumens. Dieselbe Lösung dient auch als Trägerlösung für Medikamente. Mit ihr spült man Katheter, Wunden, Schürfungen, Nase oder Augen. Man setzt sie ausserdem zur Behandlung von Patienten mit hypotoner Dehydratation als Infusion ein.21,22 Auf die Heilwirkung von Solebädern verlässt man sich bei Hautkrankheiten. Meersalz (z.B. in Form von Nasensprays) kuriert überdies Atembeschwerden und obere Atemwegserkrankungen.23,24

Sekundäre Pflanzenstoffe

Für das Nährstoffprofil von Salz sind die sekundären Pflanzenstoffe nicht relevant. Erfahren Sie mehr über Bedeutung und Einteilung dieser bioaktiven Stoffe in Lebensmitteln im Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe.

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Ist Speisesalz gesund? Es kommt immer auf die Menge und den Zustand des Körpers an. Einen zu hohen Salzkonsum (Natriumkonsum) bringt man mit einem erhöhten Risiko für Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Niereninsuffizienz, Magenkrebs, Osteoporose, Fettleibigkeit und Morbus Menière in Verbindung.1,11,18,25 Zu viel Salz trägt zur Schädigung der Zielorgane bei. So hat sich gezeigt, dass ein hoher Salzgehalt eine systemische vaskuläre Dysfunktion, Versteifung der Arterien, veränderte Nierenfunktion, linksventrikuläre Hypertrophie, Natrium-Ablagerungen in der Haut, zerebrale Durchblutungsstörung, Veränderungen des Sympathikus (sympathisches Nervensystem) und möglicherweise des Knochengehalts verursachen kann. Zu den gemeinsamen zugrunde liegenden Mechanismen gehören übermässige Entzündungen und oxidativer Stress.26

Eine salzreiche Ernährung steht auch mit einem erhöhten Risiko für zerebrovaskuläre Erkrankungen und Demenz in Zusammenhang, aber es ist unklar, wie Salz das Gehirn schädigt. Eine Studie von 2018 berichtete, dass bei Mäusen ein Übermass an Salz den zerebralen Blutfluss im Ruhezustand und die Endothelfunktion unterdrückte, was zu kognitiven Beeinträchtigungen führte. Ergebnisse dieser Studie enthüllten eine Darm-Hirn-Achse, bei der ernährungsbedingte Umweltfaktoren zu einer adaptiven Immunreaktion im Darm führen, die eine zerebrale Hypoperfusion, neurovaskuläre Dysregulation und kognitive Beeinträchtigung fördert.27

Erkenntnisse aus Tierstudien deuten darauf hin, dass Natrium ähnlich wie andere natürliche Verstärker (z.B. Sex, freiwillige Bewegung, Fette, Kohlenhydrate, Schokolade) süchtig machende Eigenschaften besitzt. Die neuronalen Substrate, die bei Drogenabhängigkeit und der Sensibilisierung für Natriumappetit eine Rolle spielen, überschneiden sich erheblich. Veränderungen des Natriumstatus scheinen Chemie und Anatomie mutmasslicher Belohnungsbahnen im Gehirn verändern zu können - dieselben Bahnen, die von Drogenmissbrauch betroffen und möglicherweise an der Aufrechterhaltung einer Sucht beteiligt sind.20

Eine Studie von 2014 führte 1,65 Millionen jährliche Todesfälle durch kardiovaskuläre Ursachen auf eine Natriumaufnahme oberhalb des Referenzwerts zurück - das waren knapp 10 % der durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen bedingten Todesfälle.28 Laut der WHO stehen schätzungsweise 1,89 Millionen Todesfälle pro Jahr mit einem zu hohen Natriumkonsum in Zusammenhang.18

Wie hoch ist die letale Dosis Salz? Eine akute Toxizität durch übermässige Natriumzufuhr mit möglichem tödlichem Ausgang stellte man im Zusammenhang mit der Aufnahme grosser Salzmengen fest, wie 0,5-1 g Salz pro kg Körpergewicht.29 Eine Review-Studie von 2017 untersuchte Todesfälle aufgrund von Salzeinnahmen. Die tödliche Dosis bei 4 Erwachsenen schätzte man auf weniger als 25 g Natrium (<4 EL Salz), bei 2 Kindern auf weniger als 10 g Natrium (<5 TL Salz).30 Bei Kleinkindern ist besondere Vorsicht geboten: Ungefähr 1 TL reicht aus, um zu einer Salzvergiftung zu führen - ein stark versalzenes Essen kann lebensbedrohlich sein.31

Der grösste Teil der täglichen Salzaufnahme stammt in vielen Ländern aus verarbeiteten Lebensmitteln (ca. 75-80 %).16,17 Zu den Lebensmitteln mit besonders viel Salz gehören unter anderem Brot, verarbeitetes Fleisch, Käse, Snacks und Gewürzsaucen wie z.B. Sojasauce (Shoyu, Tamari).17,29 Auch Fertigprodukte und Fast Food sind häufig äusserst salzhaltig.

Da der Salzgeschmack eine wesentliche Rolle in der Auswahl von Lebensmitteln und Schmackhaftigkeit von Gerichten spielt, forscht man an Möglichkeiten, die Salzwahrnehmung zu verbessern und damit den Konsum von Salz zu reduzieren. Eine Studie von 2022 bestätigte die Rolle mediterraner Aromapflanzen (z.B. Kräuter) bei der Verbesserung der Wahrnehmung der Salzigkeit und qualifizierte die Verwendung von aromatisiertem Meersalz bei der Zubereitung von Speisen anstelle von normalem Salz als mögliche Strategie zur Reduzierung der täglichen Salzaufnahme.1

Reduzieren Sie Ihre Salzaufnahme (Natriumaufnahme), indem Sie:

  • überwiegend frische, möglichst unverarbeitete Lebensmittel verzehren.
  • den Konsum von verarbeiteten Lebensmitteln und Fertigprodukten stark beschränken.
  • natriumarme, salzarme Produkte wählen.
  • kein oder wenig Salz beim Kochen verwenden.
  • Speisen statt mit Salz mit anderen Gewürzen und Kräutern würzen.18

Volksmedizin - Naturheilkunde

Salz erwähnte man in einigen der ältesten medizinischen Schriften als wichtiger Bestandteil der Heilkunde. Der altägyptische Papyrus Smith, von dem man annimmt, dass er sich auf den berühmten Baumeister und Arzt Imhotep aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. bezieht, empfiehlt Salz für die Behandlung einer infizierten Brustwunde. Man glaubte, dass Salz Wunden austrocknet und desinfiziert. Der Papyrus Ebers (1600 v. Chr.) erwähnt viele Salzrezepte, insbesondere zur Herstellung von Abführmitteln und Antiinfektiva (in flüssiger Form, als Zäpfchen oder Salbe). So gab es ein Zäpfchen mit Honig, Pflanzensamen und Meersalz, das man als Abführmittel verwendete, und eines mit Weihrauch, Pflanzensamen, Fett, Öl und Meersalz gegen Analinfektionen. Heilmittel auf Salzbasis verschrieb man auch bei schwieliger Haut, epidemischen Krankheiten, zur Blutstillung, als Augensalbe und zur Beschleunigung der Geburt (Vaginalzäpfchen).32

Aristoteles, Averroes, Avicenna und Galen rieten zum Konsum von gesalzenem Brot. Plinius der Ältere (ca. 23-79 n. Chr.) berichtet über die Verwendung von Meerwasser bei Prellungen und Arthropathien.33

Aus den Schriften der "Schule von Salerno" (10.-13. Jahrhundert n. Chr.) geht hervor, dass sie die Verwendung einer Mischung aus Salz, Öl und Essig als Brechmittel und von Zäpfchen aus Salz und Honig als wirksames Mittel gegen Verstopfung kannten. Pulverisiertes und geröstetes Salz wirke schmerzlindernd und Steinsalz galt als gutes Mittel gegen Fieber. Auch sie empfahlen gesalzenes Brot und gesalzene Speisen zu essen, da Salz Giftstoffe vertreibe. Allerdings warnten sie vor einem zu hohen Salzkonsum.32

Heute ist z.B. das Salzwasser-Gurgeln als Hausmittel gegen Halsschmerzen bekannt.

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Zur Einschätzung der Klimafreundlichkeit eines Lebensmittels dient in erster Linie der CO2-Fussabdruck. Dieser hängt von unterschiedlichen Aspekten ab, wie Anbauweise (konventionell/biologisch), Saisonalität, Herkunftsland, Verarbeitung, Transport und gegebenenfalls Verpackung. Laut The Big Climate Database beträgt der CO2-Fussabdruck von Tafelsalz 0,44 kg CO2eq/kg.34

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?

Weltweites Vorkommen - Anbau

Die Geschichte der Salzproduktion ist alt und geht vermutlich auf das Jahr 6000 v. Chr. zurück, als Menschen in der nördlichen Provinz Shanxi in China die in einem See gebildeten Salzkristalle sammelten. Bedeutende Zivilisationen wie die Römer erkannten den Wert des Salzes und errichteten im ganzen Reich eigene Salinen. Sie verwendeten Salz als Handelsgut und zur Konservierung und Verarbeitung verschiedener Lebensmittel (z.B. Milch, Schweinefleisch, Gemüse). Im Laufe der Jahrhunderte bildete der Handel mit bestimmten Produkten wie gesalzenem Fisch die Grundlage der Wirtschaft bestimmter Völker, wie im Fall der Basken.11

Salz spielte für die Wirtschaft vieler Regionen eine zentrale Rolle. Man baute die ersten Strassen für den Salztransport, sogenannte Salzstrassen, die von Salinen und Bergwerken in salzarme Regionen führten.33,35 Zudem gründete man einige der frühesten Städte als Zentren des Salzhandels. Die Salzproduktion kommt oft im Namen dieser Orte zum Ausdruck, wie z.B. in Salzburg (Österreich), Salzkotten (Deutschland), Saltcoats (Schottland) und Lavanapura (Indien). Die Salzgewinnung war dort eine wichtige Einnahmequelle.33 Auch das Fremdwort «Salär» (Gehalt, Lohn) zeugt davon, welchen Wert Salz früher hatte: Es bedeutet Sold in Form von Salz (Salzration für Beamte und Soldaten).36

Wo kommt Salz her? Die weltweite Gesamtproduktion von Salz beträgt ca. 300 Millionen Tonnen, wobei China, die Vereinigten Staaten, Indien und mit einigem Abstand gefolgt von Deutschland, Kanada und Australien die sechs grössten Salzproduzenten der Welt sind. Mehr als ein Drittel der weltweiten Salzproduktion stammt aus der Verdunstung von Meerwasser durch Sonnenenergie.37

Salz-Gewinnung

Wie gewinnt man Salz? Speisesalz (Tafelsalz) gewinnt man aus Meerwasser, Mineralvorkommen, Oberflächenverkrustungen, Salzseen und Solequellen.33

Es existieren verschiedene Formen der Salzklassifizierung. Eine davon ist die Einteilung nach Art der Gewinnung:

  • Steinsalz: stammt aus dem Tagebau oder Untertagebau von Halit-Vorkommen; gewinnt man mit herkömmlichen Bergbaumethoden.
  • Solarsalz: aus Meerwasser und Salzseen; gewinnt man durch Sonneneinstrahlung und Verdunstung; hierzu gehört Meersalz.
  • Salzsole: gewinnt man durch die Auflösung unterirdischer Salzlagerstätten (Lösungsbergbau); gewonnenes Produkt kann man in der ursprünglichen Form, als Lösung, verwenden oder zur Gewinnung der vierten Salzklasse (Vakuumsalz, resp. Siedesalz) einsetzen.
  • Vakuumsalz/Siedesalz: gewinnt man durch die mechanische Verdampfungstechnologie von Salzsole.11

Wie wird Speisesalz hergestellt? Klicken Sie hier für ein kurzes Video, das die Unterschiede und Gewinnungsarten der Salze verständlich erklärt. Mehr zur Salz-Gewinnung aus Meerwasser lesen Sie im Artikel zu Meersalz.

Weiterführende Informationen

Was ist Salz? Salz ist die chemische Verbindung von Natrium und Chlorid, Natriumchlorid (NaCl). Was ist Tafelsalz, was ist Speisesalz? Tafelsalz und Speisesalz sind Synonyme. Es handelt sich um zum Verzehr geeignetes Salz. Ist Tafelsalz Kochsalz? Speisesalz/Tafelsalz nennt man auch Kochsalz. Dieses ist ein industriell verarbeitetes, gereinigtes Salz (in der Regel Siedesalz), das folgend fast ausschliesslich aus Natriumchlorid besteht, während andere Speisesalze naturbelassen sein und kleine Mengen an anderen Mineralstoffen und Spurenelementen aufweisen können.

Im Handel findet man verschiedene exotische, teure Gourmetsalze wie Fleur de Sel (Salzblume; ein Meersalz), Himalayasalz (rosa durch Eisenoxid), persisches Blausalz (blau durch druckbedingte Verschiebungen im Salzgitter oder unerlaubterweise mit einem Färbemittel), ayurvedisches Salz oder Kala Namak, die man als besonders geschmacksintensiv und gesundheitsfördernd anpreist. Wissenschaftlichen Belege dafür fehlen jedoch. Lesen Sie mehr zur Thematik, z.B. im Artikel von Stiftung Warentest.

Alternative Namen

Wichtige Alternativnamen für in der Küche verwendbares Salz sind Speisesalz, Tafelsalz und Kochsalz. Falsche Schreibweisen (z.B. Tafel Salz, Tafel Salt, Tagelsalz, Koch Salz) schleichen sich ein. Im Englischen bezeichnet man Tafelsalz als salt, table salt, cooking salt oder common salt.

Sonstige Anwendungen

Salz setzt man in reiner Form zur Regenerierung der Wasserenthärtung in Spülmaschinen ein. Meersalz, v.a. aus dem Toten Meer, ist in der Kosmetik sehr beliebt als Gesichtsmaske, Peeling oder Badesalz. Aus Steinsalz entstehen auch Salzlampen.

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