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Kokosöl - Ökologischer Fussabdruck

Kokosöl und Ökologischer Fussabdruck: Regenwaldabholzung, lange Transporte und Wasserverbrauch führen zu einer schlechten Ökobilanz.

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Kokosöl hinterlässt aus vielen Gründen einen negativen Nachgeschmack, was den ökologischen Fussabdruck betrifft. Häufig müssen Regenwälder für den Plantagenanbau zur Herstellung von Kokosöl weichen. Bei gleichem Ertrag benötigt der Anbau für Kokosöl mehr Platz als für Palmöl. So fällt der Ertrag pro Hektar schliesslich deutlich geringer aus (0,7 t/ha) als bei Palmölplantagen (3,3 t/ha). Ausserdem besteht der Verdacht auf Menschenrechtsverletzungen und illegale Rodungen.3

Der CO2-Fussabdruck von Kokosöl liegt bei durchschnittlich 2,3 kg CO2eq/kg. Der von Palmfett bei 2,9 kg und jener von Butter bei 11,5 kg CO2eq/kg.19

Der globale durchschnittliche Wasser-Fussabdruck von raffiniertem Kokosöl beträgt 4490 l/kg.18 Diese Zahlen variieren stark in Abhängigkeit von spezifischen Anbaubedingungen, von der geografischen Lage der Plantagen und den Produktionsmethoden.

In einer grossen Analyse (Lebenszyklusanalyse) untersuchten ForscherInnen die Hypothese, dass Pflanzenfett klimafreundlicher ist als Butter. Sie inkludierten die sehr unterschiedlichen Rezepturen von Pflanzenfetten, Geografie bzw. Herkunft und auch den Einfluss von Landnutzungsänderungen. Dazu untersuchten sie insgesamt 212 Pflanzenfette, 16 Sorten von Pflanzen-Sahne, und 40 Molkereiprodukte, welche in 21 Ländern käuflich waren. Das Ergebnis der Studie war, dass Pflanzenfette einen niedrigeren Einfluss auf Klima, Wasser und Landnutzung hatten als Butter. Im Durchschnitt schädigten pflanzenbasierte Produkte das Klima viel weniger als Butter - mit und ohne Landnutzungsveränderungen (z.B. Regenwaldrodung etc.). Die einzelnen Produkte können sich aber stark voneinander unterscheiden: die Zahlen schwankten von 0,98 bis 6,93 (Durchschnitt: 3,3) kg CO2eq/kg bei 212 pflanzenbasierten Produkten und von 8,08 bis 16,93 (Durchschnitt: 12,1) kg CO2eq/kg bei 21 Molkerei-Butter-Varianten. Die Haupttreiber der Treibhausgase von pflanzenbasierten Produkten waren die landwirtschaftliche Praktik und die Landnutzungs-Veränderungs-Emissionen (z.B. Regenwaldrodung). Diese Treiber können von Land zu Land und nach Ölfruchttyp sehr verschieden sein. Im schlimmsten Fall ist die Landnutzungsveränderung so gravierend, dass sie die anderen Vorteile der pflanzenbasierten Produkte übertrumpft.16

Viele Kokosnuss-Bäuerinnen und -Bauern leben unter der Armutsgrenze. Gleichzeitig rodet man Regenwälder für den Anbau, was zu einem Biodiversitätsverlust führt. Bestimmte Zertifikate (z.B. Bio-Zertifikate, Rainforest Alliance, fairtrade etc.) sichern soziale und ökologische Standards, um Missbrauch zu verhindern.41

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?.

Tierschutz - Artenschutz

1977 berichtete Prof. Dr. Heinz Brücher im Buch Tropische Nutzpflanzen, dass man zur Ernte auch dressierte Affen (Langschwanz-Affen, Makaken) einsetzt. Er sah das als spielerischen Aspekt und nicht als Tierquälerei. Dabei muss man die Tiere fangen und jahrelang (während ca. 5 Jahren) brutal für diese harte Arbeit dressieren, damit sie Kokosnüsse um ihre eigene Achse drehen, bis sie zu Boden fallen. Und sie an Befehle gewöhnen, damit sie sich nicht in der Leine verfangen, an der man sie dauernd hält.9 Sie sind dann etwa zehnmal schneller als ein Mensch bei dieser Arbeit. In den letzten Jahren bemühte man sich um die Rechte der Affen. Versprechen, keine Affen zur Ernte zu zwingen, brach man jedoch, wie PETA in einer Untersuchung von 2021 bis 2022 aufzeigte. Man verstecke die Affen nur besser.17

Aufgrund der komplizierten Ernte der Kokosnüsse findet man vor allem im karibischen Raum auch Kurzstamm-Kokospalmen; sie tragen nach 3-4 Jahren die ersten Früchte.9

Weltweites Vorkommen - Anbau

Kokospalmen wachsen hauptsächlich an der Äquatorialzone, also in tropischen Gebieten. Optimale Standorte sind Küstenbereiche, Flussufernähe oder das tropische Tiefland. Das sind ähnliche Bedingungen, wie sie auch Ölpalmen für Palmöl benötigen. Gelegentlich gedeihen Kokospalmen auch in 1600 m Meereshöhe (im afrikanischen Inland am Kiwusee oder im östlichen Peru).9

Die Kokosnusspalme baut man in 93 Ländern auf einer Fläche von 11,95 Millionen Hektar an und produziert damit 57'510 Millionen Kokosnüsse jährlich.8 Sie ist eine der bedeutendsten Pflanzen in den Tropen und gibt Nahrung und Obdach für Millionen von Menschen. Kommerzielle Bedeutung gewann die Kokosnuss im 19. Jahrhundert. Die erste Plantage legte ein Niederländer in Sri Lanka an. Kokospalmen wachsen auch an Strassenrändern und in Gärten; lokal verzehrt kommen diese Kokosnüsse nie in Handelsstatistiken. Deshalb sind Statistiken schwierig. Der kommerzielle Kokosnussanbau hat sich seit 1980 verdoppelt.28

Heutzutage findet der Anbau grossteils in Indonesien, auf den Philippinen und in Indien statt; auch Brasilien, Sri Lanka, Thailand und Mexiko liefern beachtliche Mengen.28

Industrielle Herstellung

Für die Herstellung von Kokosöl gibt es verschiedene Methoden. Eine Kaltpressung arbeitet häufig mit Temperaturen unter 38 °C; Expeller-Pressen funktionieren mit grossem Druck und grosser Hitze, was die Qualität der Inhaltsstoffe negativ beeinflusst.47

Bei der Trockenmethode trocknet man das Fruchtfleisch (Kopra) der Kokosnuss und zerkleinert es. Durch industrielle Trocknung (meist bei ca. 60 °C) verringert sich der Wassergehalt auf 5 % und Bakterien oder Pilze finden kein Nährmedium mehr.9 Danach erfolgt die Pressung in Ölmühlen.

Bei der Nassmethode muss die Verarbeitung zügig erfolgen, da man frische Kokosnüsse verwendet. Wartet man zu lange, können enzymatische Prozesse stattfinden und das Fett spalten, es entsteht ein ranziger Geschmack. Die im Fruchtfleisch enthaltene Kokosmilch muss man herauspressen und danach vom Öl separieren.

Dazu gibt es z.B. die Kochtechnik, bei der man die Milch so lange kocht, bis sich das Öl von den anderen Stoffen abtrennt. Die traditionelle Fermentationstechnik hingegen ist eine schonende Art, bei der man keine oder nur wenig Hitze benötigt. Hier lässt man die Kokosmilch so lange gären, bis sich Milch und Öl voneinander trennen (siehe Rezept). Um Zeit zu sparen, greift die Industrie auch auf bakterieninduzierte Fermentation zurück.47 Ähnlich ist auch das enzymatische Verfahren (Extraktion), bei dem man Enzyme beimengt, um die Trennung zu beschleunigen. Bei der Zentrifugentechnik gibt man die Kokosmilch in eine mechanische Zentrifuge, die mithilfe von Schleuderkraft die Milch vom Kokosöl separiert.1,12,26,34,36,47

Für reines Speisefett bzw. -öl oder für Kosmetik- und Industrieprodukte benötigt es noch weitere Prozesse wie Raffination und Desodorierung. Solches Öl nennt man auch RBD-Kokosöl (Refined-Bleached-Deodorized). Hier verwendet man ältere, getrocknete Kokosnüsse, die zwar einen höheren Ölgehalt haben, aber kaum mehr Geschmack. Mechanische Ölpressen mit starker Erhitzung erzeugen Öl, dem man am Ende noch chemische Mittel beimengt. Natürliche Aromen oder Nährstoffe sind nicht mehr oder nur noch in Spuren vorhanden.12,47

Industriell verarbeitet ist flüssiges Kokosnussöl (auch preislich) ideal für die Herstellung von Margarine und Süsswaren. Kokosfett aus industrieller Herstellung durchläuft grösstenteils einen Härtungsprozess, der den Schmelzpunkt leicht erhöht (auf ca. 34 °C). Je nach Verwendungszweck ist die Härtung partiell oder vollständig (engl.: partially hydrogenated / fully hydrogenated). Studien haben gezeigt, dass eine gewisse Cremigkeit am besten durch vollständige Härtung und anschliessende Mischung mit ungehärtetem Öl zu erreichen ist. So vermeidet man auch die Präsenz von trans-Fettsäuren, da vollständig gehärtetes Kokosfett keine Transfette enthält.12,46

Weiterführende Informationen

Die Kokosnuss (Cocos nucifera) ist eine einsamige Steinfrucht (keine Nuss), die zur Pflanzenfamilie der Palmengewächse (Arecaceae) gehört. Der Begriff leitet sich vom portugiesischen und spanischen Wort 'coco' (Schädel) ab.40 Die Frucht besteht aus drei miteinander verwachsenen Karpellen, was auch zu ihrer oft leicht dreieckigen Form führt. Die drei Augen, die man auf einer Seite sieht, sind die drei Keimlöcher, wobei immer nur ein Keim zu wachsen beginnt.

Sucht man online nach den Begriffen Kokosöl und Strukturformel, findet man ein Bild der vereinfachten Darstellung des quantitativ bedeutendsten Fettmoleküls von Kokosöl: Laurinsäure. Die chemische Summenformel lautet C12H24O2.26 Die metabolischen und physiologischen Charakteristiken der Laurinsäure sind für viele Eigenschaften des Kokosnussöls verantwortlich.32

EE: Gewisse Völker, z.B. in Polynesien, ernähren sich seit Jahrtausenden von Kokosnüssen - dazu vor allem von Fischen. Die Kokosnuss wächst in der Nähe von Meer und Flüssen. Diese Völker wussten aber, dass Kokoswasser von jungen Nüssen gesund ist, im Gegensatz zum alten Fleisch, aus dem man Kokosöl presst. So quasi das Gegenteil ist Fisch mit den vielen ungesättigten Fettsäuren, was sich gegenseitig ergänzt. Das Wichtigste: Diese Menschen arbeiteten hart - und erlebten wohl selten unser Alter.

Verwechslungsmöglichkeit

Was ist der Unterschied zwischen Kokosöl und Palmöl? Palmfett (Palmöl) gewinnt man aus dem Fruchtfleisch der Palmfrüchte der Ölpalme (Elaeis guineensis), Kokosfett (Kokosöl) stammt aus der Steinfrucht der Kokosnuss (Cocos nucifera). Beide Fette enthalten viele gesättigte Fettsäuren, wobei Palmfett mit 49 % deutlich weniger aufweist als Kokosfett (82 %). Sowohl Palmfett als auch Kokosfett sind bei Raumtemperatur fest. Obwohl der Ertrag beim Palmfett höher ausfällt und man weniger Anbaufläche dafür benötigt, ist auch dieser Anbau ausschliesslich in tropischen Gebieten (oft Regenwaldgebieten) möglich. Es handelt sich also nicht um dasselbe Produkt, allerdings sind sie in Verwendung, Konsistenz und auch Herstellung ähnlich. Auch der Markenname 'Palmin®' kann verwirren, denn es handelt sich um ein Kokosfett (einzig die Variante mit dem Zusatz "soft" enthält neben Kokosfett auch Palmöl).

Alternative Namen

Im deutschsprachigen Raum verwendet man meist den Begriff Kokosöl. Auch Kokosnussöl oder Kokosfett sind gängige Bezeichnungen, die Schreibweise 'cocosfett' ist falsch.

Auf Englisch nennt man Kokosöl 'coconut oil'. Raffiniertes Kokosöl heisst '(commercial) refined coconut oil'; natürliches natives Bio-Öl nennt man 'organic virgin coconut oil'. Die Bezeichnung 'coconut fat' ist seltener.

Sonstige Anwendungen

Kokosöl kann äusserlich angewendet Haaren und Haut Feuchtigkeit spenden.33

Den Pressrest des Fruchtfleischs verwendet man aufgrund des hohen Eiweissgehalts (20 %) auch als Viehfutter. Neben dem Lebensmittelbereich findet das Kokosöl auch in der Kosmetik Anwendung, wo es vor allem wegen der enthaltenen Laurinsäure als Basis von Shampoos, Seifen, Cremes oder Bade- bzw. Massageöle fungiert.8

Im pharmazeutischen Bereich dient Kokosöl zur Herstellung von Arzneimitteln und Insektiziden. Kokosöl hält Zecken fern, weil die reichlich enthaltene Laurinsäure die Tiere abschreckt. Wenn man Kokosöl bei Menschen oder Tieren auf die Haut aufträgt, wirkt es - als natürliche Variante - wie ein Zeckenspray. Das hat auch das Interesse der Wissenschaft geweckt.14,15

In Kunstharzen oder Kerzen ist Kokosöl ebenfalls ein wichtiger Bestandteil. Auf den Philippinen verwendet man Kokosöl, umgeestert mit Methanol, als Biodiesel oder als Beimischung zum Dieselkraftstoff.

Die faserige Hülle der Kokosnuss, das Mesokarp, verwertet man weiter zur Produktion von Seilen, Matten, Flechtwerk, Teppichen oder Wandverkleidungen. Die Fasern reifer Früchte dienen als Füllungen von Matratzen, Polstern oder als Wärmedämmung.

Literaturverzeichnis - 21 Quellen

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