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BB "Tödliche Medizin & organisierte Kriminalität", Gøtzsche

Der dänische Medizinforscher, Professor Gøtzsche, zeigt mit Beispielen und wissenschaftlichen Studien wie die Pharmaindustrie unser Gesundheitswesen korrumpiert

Collage Buch "Tödliche Medizin" von Prof. Gøtzsche mit Textaussage rechts.© CC-by-sa 2.0, Collage Catalina Sparleanu, PhD, Foundation Diet Health Switzerland

Fazit

Wir bekamen von einer Weltfirma die Aufforderung 4864 verschiedene Namen nicht zu gebrauchen. Es sind vor allem rezeptpflichtige Medikamenten etc. Darunter "I" für den Wirkstoff im Körper, der Diabetes verhintert. Wir verwenden nun "Kürzel" und haben einige Passagen und zahlreiche hilfreiche Links gestrichen. Den Originalbeitrag können nur Mitglieder einsehen (oben links auf unseren Seiten ist die Mitgliedschaft möglich, EE 30.5.19).

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Professor Dr. med. Peter Christian Gøtzsche beschreibt sehr genau und eindringlich die Machenschaften (auch Intrigen) der Pharmaindustrie (Pharmaunternehmen). Das sind Betrug, Verheimlichung negativer Studien, Bestechung, Einschüchterung (Drohung) und Bedrohung von Kritikern (Kritik) etc.

Das Ziel von Grossen dieser Industrie: ihre ohnehin schon riesigen Gewinne zu vergrössern.

Kapitalismuskritik kommt aber im Buch nicht vor. Das Buch liest sich leicht und wie ein Krimi. In der Buchbesprechung können wir nur Fakten bringen, was sich trockener liest. Die zahlreichen Beispiele mit konkreten Angaben fehlen.

Der Autor bringt Lösungsvorschläge, die er in Kapitel 21 zusammenfasst. Stichworte dazu: Unabhängige Medikamentenprüfstellen und Zulassungsbehörden, Ablehnung von Geld und Vergünstigungen der Industrie an alle mit der Gesundheit Befassten, also an Ärzte, Krankenhäuser, Universitäten, Institute, Selbsthilfegruppen, Zeitschriften, Journalisten, Politiker etc. Verhinderung von Interessenkonflikten bei Experten.

Das Buch ist sicher ein Muss für alle Mediziner, die noch daran glauben, dass die Pharmaindustrie zum Wohl der Patienten handelt und nicht zu ihrem eigenen Vorteil. Ob man es Laien ohne Vorkenntnisse empfehlen sollte?

Nach der Lektüre des Buches oder unserer Besprechung soll niemand Medikamente von sich aus absetzen, sondern den Arzt konsultieren und ihm diese Lektüre zum Lesen geben. Ein Link genügt. Es gibt lebenswichtige Medikamente.

Als Kontrast zu diesem Buch sollte man auch wissen, dass die Erfolge bezüglich hoher Lebenserwartung auch der Pharmaindustrie zu verdanken ist. Diese vernichtende aber objektive Kritik hat nicht die Aufgabe, das zu vermitteln. Dass Gøtzsche (deutsch eigentlich Goetzsche) richtig liegt, kann man an zahlreichen, hier in Deutsch (z.B. von ZDF) und Englisch eingestreuten Bildern mit Links auf YouTube bestätigt finden, wenn man die Links nutzt.

Video-Bild: "Ein Pharma-Insider packt aus - ZDF".© CC-by-sa 2.0, Uwe Dolata, ZDF
Video: Ein Pharma-Insider packt aus (A pharma-insider reveals the shocking truth), 3:28 min. YouTube channel DieAndereWahrheit (The other truth).

Das ZDF in Deutschland zeigt seriöse Berichte. Das zeigt deutlich, dass das besprochene Buch nicht übertreibt.

1. Zusammenfassung

Worum geht es in diesem Buch? Es befasst sich mit den Methoden der Pharmakonzerne und ihrer Manager. Deren Ziel ist meist nur die Gewinne um jeden Preis steigern zu können. Sie könnten durch die Vorschläge des Autors ohne Tricks zu guten, das heisst wirksamen, nebenwirkungsarmen und preiswerten Medikamenten kommen. Das kann heute aber nicht das Ziel einer besonders erfolgreichen Firma sein. Die Gesellschaft müsste sich ändern.

Der Autor widmet das Buch den vielen Ehrlichen in der Pharmaindustrie, die über die kriminellen Handlungen ihrer Vorgesetzten und deren Folgen für die Patienten und die Wirtschaft genauso empört sind wie er.

Bei den Konzernen der Nahrungsmittelindustrie geht es zum Teil ähnlich zu, wie wir aus der Buchbesprechung "Salt Sugar Fat" von Michael Moss entnehmen können. Moss hat für sein Buch den Pulitzer-Preis erhalten.

Wie der Mensch tickt, wenn es um viel Geld und/oder Prestige geht
Ausschnitt in YouTube über ZDF heute-Show. Interview mit einem Lobbyisten der ProGenerika.© CC-by-sa 2.0, Martin Sonneborn, ZDF
Video: Martin Sonneborn interviewt einen Sprecher der Lobby-Vereinigung ProGenerika. (3:42 min, von QVCinsider, ZDF’s heute-show, 14.5.2010)

In diesem YouTube-Ausschnitt dreht es sich um günstige Medikamente aus China oder Indien. Sehr lustig, trägt aber nicht viel zu diesem Buch bei.

Was passierte nach dieser Sendung? War das ein Fake? Nein!
Vorwort und Aussagen

2. Buchbesprechung

Professor Dr. med. Peter Christian Gøtzsche schreibt, dass die grossen Seuchen in den meisten Ländern unter Kontrolle sind - und kritisiert: trotzdem sterben viele Arme an AIDS oder Malaria, weil sie sich die teuren Medikamente nicht leisten können. Dafür gäbe es jetzt 2 neue Seuchen: Tabak und Medikamente.

In den Vereinigten Staaten und Europa sind Medikamente die dritthäufigste Todesursache nach Herzkrankheiten und Krebs. (S. 23)

Er vergleicht Tabak- und Pharmaindustrie: Obwohl es Studien über das Suchtpotential und die Schäden durch Aktiv- und Passivrauchen gab, hat man diese nicht veröffentlicht und ihre Existenz geheim gehalten. Die Studien stammten teilweise von der Tabakfirma Philip Morris selbst.

Das ist Korruption

In den USA rufen TV-Werbespots dazu auf, "Pillen" bzw. Tabletten oder Kapseln einzunehmen, um das Leben wieder in den Griff zu bekommen. Die Charaktere in Aldous Huxley's Roman 'Schöne neue Welt' (1932) schlucken jeden Tag Somatabletten ...

Laut Autor nimmt in Dänemark jeder bereits 1,4 Tagesdosen an Medikamenten zu sich.

Warum tun die Menschen das? Als Hauptgrund nennt er, dass die Pharmafirmen nicht Arzneimittel, sondern Lügen über Medikamente verkaufen. (S. 25)

In diesem Buch geht es nicht um die Erfolge im Kampf gegen Infektionen, einige Krebsarten und Stoffwechselerkrankungen wie den Typ I Diabetes sondern um das Versagen des Systems und seine Ursachen. Der Autor erwähnt:

Die wissenschaftliche Literatur über Medikamente wird durch Studien mit fehlerhaftem Design und unzutreffenden Analysen sowie durch selektive Veröffentlichung von Studien und Daten, Unterdrückung unerwünschter Ergebnisse und durch von Ghostwritern verfasste Artikel systematisch verfälscht.

Ghostwriter bezahlt man dafür, dass sie anonym bleiben. Die Artikel veröffentlicht man dann unter den Namen bekannter Professoren, obwohl diese oft nichts zum Text beitragen. (S. 26)

2.1. Geständnisse eines Insiders

Der Autor berichtet über seine ersten Erfahrungen mit vorbeugenden Medikamenten.

Manche Vitamintabletten können das Leben verkürzen
Enterovioform zur Durchfallprophylaxe kann Nervenschädigungen, Lähmungen und Sehstörungen verursachen

Nach seinem Chemie-und Biologiestudium bewarb sich der Autor bei der Firma Astra (heute AstraZeneca) als Pharmavertreter. Dort lernte er, wie man Ärzte dazu bringt, das Produkt der Firma und nicht das der Konkurrenz zu verschreiben und das noch in möglichst grossen Mengen.

Wundermittel

Nach 8 Monaten wurde er Produktleiter. Als solcher war er verantwortlich für den Verkauf des Asthmasprays "B" (Terbutalin, Inhalator). Ziel war es, die Ärzte dazu zu bringen, ihren Patienten die regelmässige Inhalation des Sprays zu verordnen. Woraufhin die Todesfälle unter Asthmatikern zunahmen.

Asthma

Während seiner Arbeit bei Astra-Syntex, er war dort für klinische Studien und die Zulassung neuer Medikamente zuständig, studierte der Autor Medizin.

Nichtsteroidales Antirheumatikum (NSAR)

In seiner Dissertation: Verzerrungen bei Doppelblindstudien wies Peter C. Gøtzsche nach, dass viele Studien zugunsten des Medikamentes des Sponsors und gegen das Vergleichsmittel ausgelegt sind (Sponsoring).

2.2. Das organisierte Verbrechen als Geschäftsmodell für die Pharmariesen

Die Pharmaindustrie spricht nicht über Vor- und Nachteile ihrer Präparate sondern immer nur über Wirksamkeit und Ungefährlichkeit. Wenn Ärzte Medikamente verordnen und Patienten sie einnehmen, sind beide davon überzeugt, die Pharmaindustrie habe die Präparate sorgfältig getestet und die Behörde hätte sie vor ihrer Zulassung genau und streng überprüft (Seite 53).

Die Pharmafirmen versuchen zwar diesen Eindruck zu vermitteln, aber nicht einmal der Grossteil der Mitarbeiter glaubt, dass ihre Chefs ehrlich sind.

Beispiele von Verurteilungen
Bild eines YouTube videos, Titel: "Das Pharma-Kartell - Wie Patienten betrogen werden - ZDF".© CC-by-sa 2.0, Christian Esser, ZDF

Video: "Das Pharma-Kartell - Wie Patienten betrogen werden", von 44:17 Minuten Dauer, aus der Sendung ZDF Frontal 21.

Das Video zeigt eindrücklich wie diese Industrie vorgeht, um ihre Ziele zu erreichen. Hochgeladen von DieAndereWahrheit.

Die ,,Hall of Shame“ der Pharmariesen

Obwohl im British Medical Journal (BMJ) und in der New York Times fast wöchentlich Artikel über das Fehlverhalten von Pharmafirmen erscheinen, behauptet die Industrie, dass es sich nur um Einzelfälle handle.

Um das herauszufinden gab der Autor 2012 die Namen der 10 grössten Pharmaunternehmen kombiniert mit dem Wort Betrug in eine Suchmaschine ein. Das kam heraus:

Pfizer, Novartis und Sanofi-Aventis
GlaxoSmithKline, AstraZeneca und Roche
GlaxoSmithKline, Johnson & Johnson, Merck, Eli Lilly und Abbott
Diese Liste noch lange weiterführen

2004/2005 nahm der Gesundheitsausschuss des britischen Unterhauses die Pharmaindustrie unter die Lupe. Er stellte fest, dass die Branche sich Ärzte, Politiker, Wohlfahrtseinrichtungen, Patientengruppen und Journalisten kaufte und unzulänglich überwacht wurde.

In den USA begehen die Pharmafirmen drei Mal so viele Gesetzesverstösse wie andere Branchen.

Der Bericht ist überzeugt, dass es gut wäre, den Einfluss der Industrie einzuschränken, auch für die Industrie, weil sie sich dann wieder darauf konzentrieren könnte, neue Medikamente zu entwickeln anstatt Geld für Korruption auszugeben. Die Regierung unternahm nichts, schliesslich ist die Pharmaindustrie die drittprofitabelste Branche des Landes.

Die Pharmaindustrie fällt unter die Kategorie "Organisiertes Verbrechen"

2.3. Sehr wenige Patienten profitieren von ihren Medikamenten

In diesem Kapitel erklärt der Autor die Wichtigkeit von Doppelblindstudien. Bei diesen Studien weiss weder Patient noch Arzt, wer das Medikament und wer das Placebo bekommen hat. Die Beurteilung der Wirksamkeit ändert sich, je nach dem, wer und welcher Prozentsatz an Untersuchern und Probanden nicht ,,blind" ist.

Aktive Placebos

Eine praktische Methode festzustellen, wie viele Menschen von einer Behandlung profitieren, ist die "Number Needed to Treat" (NNT), also die Anzahl der notwendigen Behandlungen. Am Beispiel der Cholesterinsenker (Statine) stellt er fest, dass sich für Gesunde mit erhöhtem Cholesterin keine NNT angeben lässt, weil sie von der Behandlung nicht profitieren, viele aber wegen Muskelschmerzen in ihrer Lebensqualität eingeschränkt sind.

2.4. Klinische Studien: ein gebrochener Gesellschaftsvertrag mit Patienten

Seit die Pharmaindustrie ein Monopol auf Studien zu ihren eigenen Produkten hat und nur das veröffentlicht, was für sie günstig ist, wird dieser Gesellschaftsvertrag immer wieder gebrochen.

Die Industrie verheimlicht nicht nur negative Studien, sie schüchtert auch Leute ein, die schädliche Nebenwirkungen ihrer Medikamente entdecken.

Sie ändert heimlich die Studienziele, wenn das gewünschte Ergebnis nicht herauskommt, dafür aber etwas anderes oder legt Studien so an, dass sich die Ergebnisse kaum widerlegen lassen.

Unseren Regierungen ist es nicht gelungen, die mächtigen Pharmakonzerne zu regulieren und wissenschaftliche Objektivität und Neugier vor dem Kommerz zu schützen.

Irreführende Ergebnisse, Datenmassage und Angelausflug

Weiterer Link in Englisch: Why we can't trust clinical guidelines. (S. 111)

2.5. Interessenskonflikte der medizinischen Fachzeitschriften

Für medizinische Fachzeitschriften wird es immer schwieriger von der Pharmaindustrie unabhängige Autoren zu finden. Sie können auch nur schwer "industrielastige" Beiträge ablehnen, weil ihnen dann die Einnahmen für lukrative, also von Firmen bezahlte Sonderdrucke und Werbung verloren gehen.

Das bestätigt auch der ehemalige Herausgeber des British Medical Journal.

New England Journal of Medicine (NEJM)

Eine sehr firmenunabhängige Zeitschrift ist -laut Autor- das British Medical Journal (BMJ).

2.6. Der korrumpierende Einfluss des leicht verdienten Geldes

Der Autor erzählt aus eigener Erfahrung, wie Korruption beginnen kann. Er hatte an der Konferenz über die Studie einer bestimmten Firma teilgenommen. Am Abend überreichte ihm der Leiter der Abteilung für klinische Studien einen Umschlag mit einem Geldbetrag.

Wer das Geld behält signalisiert der Firma, dass er möglicherweise für Bestechung offen ist.

Am Anfang sind es Beträge, die der erbrachten Leistung entsprechen könnten. Mit der Zeit werden sie höher und irgendwann fällt es den Betroffenen gar nicht mehr auf, wie unverhältnismässig viel Geld sie da erhalten. Natürlich sind sie der Firma verpflichtet und müssen nun das teurere und oft auch schlechtere Medikament empfehlen oder an ihrer Abteilung weiterverwenden, obwohl es inzwischen ein billigeres Generikum gäbe.

Einflussreiche Freunde in Politik und Justiz

2.7. Was tun tausende von Ärzten, die Geld von der Industrie bekommen?

Ein kleiner Teil der Ärzte arbeitet tatsächlich in der Forschung. Die meisten aber helfen den Firmen ihre Produkte zu verkaufen. Das ist deshalb nötig, weil es nur selten wirklich neue und bessere Medikamente gibt.

2009 überprüfte die Zeitschrift "Prescrire" (Frankreich) 109 "neue" Medikamente und stellte nur bei dreien einen kleinen therapeutischen Durchbruch fest - und bei 19 ein Gesundheitsrisiko.
Seeding Trials (Studien ohne wissenschaftlichen Wert und ohne Kontrollgruppe)

Teuer kommen gekaufte Meinungsmacher. Sie bekommen viel Geld dafür, dass sie gelegentlich ihren Namen für eine Empfehlung hergeben oder keinen negativen Artikel über ein schlechtes oder überteuertes Mittel schreiben.

Hormonersatztherapie (HET)
YouTube from the agenda.tvo.org, David Healy: Bad Medicine 13 Min. from 21.March 2012.© CC-by-sa 2.0, David Healy, MD, The Agenda

YouTube video in Englisch, 13 Min, Prof. Dr. David Healy über "Bad Medicine".

Wikipedia: Die Verwendung von HET-Präparaten bei Frauen in der Altersgruppe von 50 bis 64 Jahren führte in Grossbritannien zwischen 1993 und 2003 zu geschätzten 20'000 zusätzlichen Brustkrebserkrankungen.

2.8. Aggressive Verkaufsstrategien

Klinische Studien der Pharmafirmen sind oft getarntes Marketing. Das veranschaulicht der Autor an der Studie zu einem Rheumamittel mit viel zu wenig Probanden.

Ein anderes Beispiel sind Cholesterinsenker-Studien (Statine), bei denen jeweils das Mittel der Sponsorfirma viel besser abschnitt als das Produkt der Konkurrenz.

Wenn A grösser ist als B und B grösser ist als C, dann kann C nicht grösser sein als A

Doch für ein erfolgreiches Marketing braucht man nicht unbedingt Literatur. Eine aggressive Werbekampagne tut es auch, wie der Autor am Beispiel des Magensäurehemmers "Zant.." (Ranitidin) beweist.

Magensäurehemmer "Zant.." (Ranitidin)

Für die Firmen zahlt es sich also viel mehr aus, Geld in Werbung, Medikamentenmuster, gesponserte Fortbildung, bezahlte Experten und Pharmavertreter zu stecken als in ernsthafte Forschung und Studien.

Werbetrip in die Karibik
Bücher über die meist unerwünschten Interaktionen zwischen Pharmaindustrie und Ärzten
YouTube-Video: "Die Wahrheit über die Pharmaunternehmen" - Dr. Marcia Angell.© CC-by-sa 2.0, Marcia Angell, MD, YouTube
Video: Links das Bild für ein überzeugendes Video in Englisch, aber 1:17:36 h lang. Unter dem Namen von Dr. Marcia Angell findet man mehr Videos, die jeweils immer kürzer sind - und weniger aussagen.

Am Beispiel der Biologika (Biopharmazeutika) bei rheumatoider Arthritis zeigt Peter C. Gøtzsche, wie Expertengremien Empfehlungen für sehr teure Medikamente herausgeben, obwohl mit einer Kombination von 2 billigen Basismedikamenten die gleiche Wirkung erzielt werden könnte.

Er führt auch Beispiele für sinnlose teure Krebsmedikamente an, die möglicherweise das Überleben um 10 Tage verlängern, die Lebensqualität aber vermindern. Oft wäre eine billige Schmerztherapie für den Patienten besser.

Pfizer, Blutdrucksenker "D" und der ALLHAT-Studie

Als Beispiel für von der Pharmaindustrie bezahlte Experten bringt Peter C. Gøtzsche den Vorsitzenden der Dänischen Gesellschaft für Bluthochdruck, der immer die neuesten teuersten Medikamente seiner Sponsorfirmen empfahl.

Eine unrühmliche Rolle spielen auch von der Pharmaindustrie bezahlte Patientenorganisationen, z.B. Selbsthilfegruppen. Den Mitgliedern ist oft nicht klar, dass sie von den Firmen dazu benützt werden, die Einführung und Bezahlung von teuren oft unwirksamen Medikamenten durchzusetzen.

2.9. Unzureichende Arzneimittelüberwachung

Es gibt natürlich staatliche Zulassungsstellen für Medikamente, aber da die Konzerne die Studien erstellen oder erstellen lassen oder zumindest überwachen und danach nur Berichte darüber vorlegen müssen, sind diverse Tricks möglich, schädliche Wirkungen zu vertuschen. Zum Beispiel dient dazu ein mehrere Regale füllender Prüfbericht, in dem irgendwo auf einer Seite die gefährlichen Nebenwirkungen versteckt sind.

In den Arzneimittelüberwachungsbehörden gibt es Interessenskonflikte. Manche Beamte arbeiten quasi nebenamtlich als Berater für Firmen, die sie eigentlich überwachen sollten oder sind über Aktien sogar beteiligt. Wenn sie die Behörde nach einem besonders grossen Skandal verlassen müssen, warten schon lukrative Posten in der Pharmaindustrie auf sie.

Beispiele

Die unerträgliche Leichtigkeit der Politiker (S. 183)

In den USA spendet die Pharmaindustrie grosszügig für Wahlkampagnen und politische Aktionen. Auf jedes Kongressmitglied kommt mehr als ein Lobbyist. Den grössten Anteil bekommen die Republikaner. Dafür versuchten sie 1994 die FDA abzuschaffen und die Arzneimittelzulassung und Überwachung der Pharmaindustrie zu überlassen!

Vorteil für die Industrie

Die Wirtschaftstheorie sagt voraus, dass Firmen ihre Entscheidungsgrundlagen fälschen werden, wann immer ihre Gewinne die Kosten übersteigen. Wenn der Nachweis für die Aufsichtsbehörden teuer ist, dürfen wir mit einer umfangreichen Verfälschung der Entscheidungsgrundlage rechnen - zitiert der Autor von Prof. Dr. Alan Maynard, einem bekannten britischen Gesundheitsökonom. (S. 191)

GlaxoSmithKline, die SMART-Studie und Asthma Behandlung

Zwei placebokontrollierte Studien, die eine Wirkung zeigen sind zu wenig. Die Firma kann ihre Studien beliebig oft wiederholen, bis sie zwei Studien zustande bringt, die eine Wirkung zeigen. Damit ein Medikament zugelassen wird, darf es nicht schlechter sein als die Produkte, die bereits auf dem Markt sind. Wie soll man das aber feststellen, wenn nur gegen Placebo getestet werden muss?

Die Deklaration von Helsinki und Studien mit Menschen

Eine Wirkung bei Surrogatmarkern (Surrogatmarker) genügt nicht. Das sind zum Beispiel Laborwerte wie Blutzucker oder Cholesterin, deren Senkung allein noch keinen Einfluss auf längeres Überleben oder weniger Krankheitskomplikationen haben muss.

  • Ein Beispiel dafür ist das Diabetesmittel "Rosiglitaz..", das zwar den Blutzucker senkte, die Zahl der Herz-Kreislauftodesfälle aber erhöhte.
  • Ein weiteres Beispiel waren Mittel gegen Herzrhythmusstörungen. Sie normalisierten zwar das EKG, aber es starben jährlich etwa 50'000 Menschen daran.
  • Ein anderes Beispiel waren Krebsmedikamente, die zwar den Tumor schrumpfen liessen, das Überleben aber nicht verlängerten.
Medikamente mit potentiell schädlichen Wirkungen werden ohne ausreichende Daten über die Sicherheit zugelassen

2.10. Öffentlicher Zugang zu den Daten der Arzneimittelbehörden

Die Pharmaindustrie behauptet, Studien und Studiendaten seien ihr Geschäftsgeheimnis. Auch die FDA meint, sie dürfe Falschaussagen der Firmen nicht berichtigen, weil sie nicht befugt sei die Öffentlichkeit zu informieren. Im Durchschnitt wird die Hälfte der Studien nie veröffentlicht, dafür gibt man günstige Studien oft mehrmals heraus, als wären es unterschiedliche Studien.

European Medicines Agency (EMA): Access to clinical-trial data and transparency

Der Zugang zu Daten anderer Arzneimittelbehörden ist unterschiedlich schwierig. Grossbritannien vernichtet die Unterlagen nach 15 Jahren. Die FDA will präzise Anfragen, ohne zu verraten, was vorhanden ist, oder löscht Seiten.

Schlankheitspillen

2.11. "N": ein Epilepsie-Medikament für alles

Die Firma Pfizer bezahlte 2004 27 Millionen Dollar Strafe, weil sie ihr Epilepsiemittel "N" mit dem Wirkstoff "G" für nicht zugelassene Anwendungen verkaufte. Eine Kleinigkeit bei einem Umsatz von 2,7 Milliarden.

Pharmavertreter, die in Arztpraxen mit Patienten sprechen

2.12. Merck - wo die Patienten zuerst sterben

Schon vor Markteinführung wusste die Firma Merck, dass "Vio..", wie alle Cox-2-Hemmer, das Thromboserisiko und damit das Herzinfarktrisiko erhöht, weil es die Prostacyclin-Metaboliten im Urin gesunder Freiwilliger bei Studien um die Hälfte reduziert hatte. Merck versteckte diese Nebenwirkung aber in dem bedeutungslosen Satz: COX-2-Hemmer können bei der systemischen Biosynthese von Prostacyclin eine Rolle spielen.

"Vio.." hat etwa 120'000 Todesfälle verursacht, bis es endlich vom Markt genommen wurde

2.13. Die betrügerische "C"-Studie und andere Lügen

Hier kommt noch einmal eine ähnliche Geschichte, diesmal geht es um den Wirkstoff "C" (in Produkt "C"), den COX-2-Hemmer der Firma Pfizer. Da hat Pfizer zwei Studien gegen Diclofenac bzw. Ibuprofen mit verschiedenen Prüfplänen mit den jeweils günstigeren Ergebnissen zu einer zusammenfassen lassen und die Studiendauer auf 6 Monate verkürzen lassen.

Die Firma beschränkte sich bei ihrer Veröffentlichung auf die angeblich bessere Magenverträglichkeit, um die Herznebenwirkungen sei es nicht gegangen, die betroffenen Patienten waren einfach aus der Studie ausgeschieden worden. Als sich die Erhöhung der Herzinfarkt Todesfälle (etwa 100'000) nicht mehr verheimlichen liess, verlangte die FDA einen Hinweis im Beipackzettel.

Produkt "C"

2.14. Teure Medikamente als Ersatz für billige bei denselben Patienten

Als erstes Beispiel bringt der Autor die Umstellung von Diabetikern auf neue teurere Hormone ("I"), die nur bei häufiger schwerer Unterzuckerung einen Sinn hätten.

Wie Firmen nach Ablauf des Patentes weiterhin ihr teures Medikament verkaufen können

2.15. Blutzuckerspiegel in Ordnung, Patient tot

Hier geht es um den Blutzuckersenker der Firma GlaxoSmithKline. Obwohl Vergleichsstudien der Firma schon vor Zulassung ein erhöhtes Herzinfarktrisiko gegenüber .... feststellten, schloss die Firma daraus nur, keine weiteren Vergleichsstudien mehr durchzuführen und die Daten zu verheimlichen.

Obwohl das Medikament mehr Herzinfarkte auslöste als Placebos oder aktive Vergleichspräparate, liess die FDA das Mittel 1999 zu. Aber das Medikament erhöhte laut Packungsbeilage das LDL-Cholesterin um 19 Prozent, was die schädliche Wirkung auf das Herz erklärt. (S. 269)

"Wundermittel"

Das einzige Medikament gegen Diabetes Typ 2, das die Lebenserwartung der Diabetiker erhöht, ist das billige, alte "M". Einziger Nachteil : bei geschädigter Niere, einer Diabeteskomplikation, kann man es leider nicht geben.

2.16. Die Psychiatrie, das Paradies der Pharmaindustrie

Die Definition von psychiatrischen Störungen ist schwierig. In den USA gibt es das inzwischen berüchtigte "Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders" (DSM) der American Psychiatric Association (APA). In jeder neuen Version verwandelt man leichte Störungen in neue Krankheiten. Das ist gefährlich, denn Krankheiten rufen nach Behandlung. Das DSM beruht nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern ist ein Konsensusdokument über das man dort abstimmt.

Der Autor zitiert Dr. med. Marcia Angell, ehemalige Herausgeberin des New England Journal of Medicine so: Ich habe den grössten Teil meines Berufslebens damit verbracht, die Qualität der klinischen Forschung zu bewerten, und ich glaube, dass sie in der Psychiatrie besonders schlecht ist. Die von der Industrie finanzierten Studien ... werden selektiv veröffentlicht und sind meist Kurzzeitstudien. Sie haben ein Design, das das Medikament begünstigt, und weisen einen Nutzen aus, der so gering ist, dass er die langfristigen Schäden wahrscheinlich nicht überwiegt. (S. 292)

Prämenstruelle dysphorische Störung
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörug (ADHS), Depression und Bipolar-II-Störungen

Ein korrupter Psychiater an einer amerikanischen Universität hatte es besonders leicht. Er schrieb psychiatrische Gutachten über seine Kritiker und erwirkte ihre Entlassung. So gelang es ihm unter anderem, die Markteinführung eines abstrusen Gerätes zur Vagusstimulation bei depressiven Patienten durchzusetzen.

Der Autor stellt fest, dass Vorsorgeuntersuchungen nichts bringen, schon gar nicht auf Depression, dafür aber eine Menge Gesunder zu behandlungsbedürftigen Patienten machen können.

Antidepressiva, "Proz.." und "Paroxe..."

2.17. Glückspillen treiben Kinder in den Selbstmord

2001 veröffentlichte GlaxoSmithKline eine Studie mit Kindern und Jugendlichen (Study 329, engl., sehr umfassend). In dem Bericht stand, dass "P" ("Serox..") sehr wirksam sei und minimale Nebenwirkungen habe. Die Studie war ein Schwindel. Die Wirksamkeit war durch "Datenmassage" in einer Untergruppe zustande gekommen. Die Nebenwirkungen hat man verschleiert. Zum Teil waren Studienteilnehmer erfunden worden oder nach Suizid bekam eine andere Person die selbe Versuchsnummer.

Die Abteilung eines "Experten" bekam riesige Summe von der Firma. Nach vielen Selbstmorden wurde die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen endlich verboten.

Das isolierte Stereoisomer "C" von H. Lundbeck A/S in Dänemark
Antipsychotika

2.18. Einschüchterung, Drohungen und Gewalt zur Verkaufsförderung

Es ist schwer und gefährlich, kriminelle Machenschaften der Pharmaindustrie aufzudecken. Stanley Adams, ein ehemaliger Angestellter des Basler Pharmakonzerns Hoffmann-La Roche, der die Europäische Kommission über Roches Vitaminkartell informierte, endete auf Betreiben der Firma als Spion in einem schweizerischen Gefängnis.

"Adams-Affäre"

In den USA erhalten die Informanten hohe Belohnungen. Die brauchen sie auch, weil sie keine Arbeit mehr bekommen.

Sollte jemand wagen, zuerst die Firma zu informieren, wird versucht den potentiellen Informanten durch Einschüchterung, Diffamierung und Drohungen dazu zu bringen, von einer Veröffentlichung abzusehen.

Grünenthal und "Thalidom.." (Contergan)
"Möglicherweise müssen wir sie aufspüren und dort vernichten, wo sie leben"

2.19. Die Märchen der Industrie fliegen auf

Die Märchen der Pharmaindustrie über ihre Aktivitäten und Motive sind so oft wiederholt worden, dass die Öffentlichkeit, aber auch viele Ärzte und Politiker sie glauben. Sie hindern uns daran, ein vernünftiges Gesundheitssystem aufzubauen, frei von Korruption.

Märchen: "Medikamente sind teuer wegen der hohen Entdeckungs- und Entwicklungskosten"
Märchen: "Wenn wir keine teuren Medikamente kaufen, kommen die Innovationen zum Erliegen"
Märchen: "Die Einsparungen sind höher als die Kosten für teure Medikamente"
Märchen: "Die Industrie finanziert Studien, die zu wissenschaftlichen Durchbrüchen führen"
Märchen: "Pharmaunternehmen konkurrieren miteinander in einem freien Markt"
Märchen: "Öffentlich-private Partnerschaften nützen den Patienten"
Märchen: "Arzneimitteltests haben das Ziel, die Behandlung der Patienten zu verbessern"
Märchen: "Wir brauchen viele Medikamente des gleichen Typs, weil Patienten unterschiedlich darauf ansprechen"
Märchen: "Verwende keine Generika, weil ihre Wirksamkeit unterschiedlich ist"
Märchen: "Die Industrie bezahlt die Fortbildung der Ärzte, weil der Staat das versäumt"

2.20. Das Versagen des Systems schreit nach Revolution

Wenn die Gesundheit der Menschen unser Hauptziel wäre, könnten einige der Milliarden, die derzeit in teure Medikamente investiert werden, um den Cholesterinspiegel der besorgten Gesunden zu senken, viel effizienter angelegt werden: Wir könnten Kampagnen unterstützen, die das Rauchen bekämpfen, für mehr Bewegung eintreten und die Ernährung verbessern - zitiert der Autor aus "Selling Sickness" von Moynihan und Cassels.

YouTube-Video über 10 ekelhafte Fakten zu McDonald's.© CC-by-sa 2.0, YouTube, Alltime10s
EE: Bei YouTube gibt es eine Serie von Videos über Praktiken im Marketing und der Produktion. Hier zeigt das Video einige ekelhafte Fakten zu den Produkten von McDonald's. Leider habe ich das nur in englischer Sprache gefunden. Dauer 7:08 Min.
Medikamente sind nach Herzkrankheiten und Krebs die dritthäufigste Todesursache

Wie viele Medikamente brauchen wir wirklich und zu welchem Preis?

Die Anwendung minderwertiger Medikamente gegen Bluthochdruck führt bei schätzungsweise 40'000 Patienten in den Vereinigten Staaten zu Herzversagen. (S. 165)

Die Daten stützen den Befund, dass Medikamente zu den häufigsten Todesursachen zählen

Gewinnorientierung das falsche Modell

Wenn ein Vorstandsvorsitzender in der amerikanischen Pharmaindustrie 531 Mal so viel "verdient" wie ein Angestellter, können wir uns diese Beträge einfach nicht mehr vorstellen.

Eine rein profitorientierte Industrie, der die Aktiengewinne bei weitem wichtiger sind als gute und preiswerte Medikamente, wird unser Gesundheitssystem nicht retten.

Die Übertreibungen

Eine Möglichkeit wäre eine staatliche Pharmaindustrie - oder: Solange wir am profitorientierten Modell festhalten, könnten wir ein Belohnungssystem einführen, in dem Pharmaunternehmen kein Patentmonopol haben, sondern Geld bekommen, wenn eines ihrer Medikamente zugelassen wird. Die Grösse dieser Belohnung könnte sich danach richten, in welchem Ausmass das neue Medikament einen Durchbruch darstellt. (S. 395)

Klinische Studien und Arzneimittelbehörden
Relevante Patientenpopulationen, Vergleichspräparate und Zielparameter (S. 402)
Sicherheit und alle klinischen Daten müssen öffentlich zugänglich sein
Interessenkonflikte und Beipackzettel
Arzneimittellisten, Leitlinienausschüsse und Arzneimittel-Marketing
Ärzte, ihre Organisationen und Einschränkung von Zuschüssen für Nichtfortbildung
Patienten und ihre Organisationen (S. 420)
Medizinische Fachzeitschriften und Journalisten

2.21. Den Pharmakonzernen Paroli bieten

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