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Sesam, roh, ungeschält (Sesamsamen, bio?)

Roher Sesam ist ungeschält viel nährstoffreicher. Sesamsamen enthalten 50 % Fett (viel Omega-6, wenig Omega-3) und 18 % Proteine. Bio?
Die aus der USDA Datenbank stammenden Nährstoffe der Zutat haben wir komplettiert.
5%
Wasser
 26
Makronährstoff Kohlenhydrate 25.81%
/20
Makronährstoff Proteine 19.52%
/55
Makronährstoff Fette 54.67%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, 21.4g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, 0.4g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 57:1

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Hier essenzielle Linolsäure (LA) 21.38 g zu essenzieller Alpha-Linolensäure (ALA) 0.38 g = 57:1.
Verhältnis Total Omega-6- = 21.38 g zu Omega-3-Fettsäuren Total = 0.38 g = 57:1.
Im Durchschnitt benötigen wir pro Tag je ca. 2 g LA und ALA, aus denen ein gesunder Körper auch EPA und DHA etc. herstellt.

Sesam (Sesamum indicum) punktet mit gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen. Rohe, ungeschälte Sesamsamen sowie Keimlinge bereichern Gerichte durch ihre charakteristische Note. Bio-Qualität ist vorzuziehen.

Verwendung in der Küche

Wir alle kennen mit Sesam garniertes Gebäck (Laugenbrötchen oder Burgerbrot), aber die kleinen Samen haben weit mehr zu bieten, als Backwaren zu verfeinern. Man unterscheidet zwischen geschälten und ungeschälten (= ganzen) Sesamsamen. Ohne weitere Bezeichnung sind die Samen im Handel ungeschält, roh und getrocknet.

Kann man Sesam ungeschält essen? ist eine häufige Frage. Ungeschälter Sesam stellt die nährstoffreichere und gesündere Variante dar und besitzt einen intensiven, herb-nussigen Geschmack.

Kann man Sesam roh essen? Ja, das ist die beste Form, Sesam zu essen. Sie können Sesam ungeschält und roh oder als Keimlinge über Salate und Rohkost-Kreationen streuen. Zudem ist er Teil von veganen Sushi-Kreationen und schmeckt geschrotet im Müsli, z.B. im glutenfreien Erb-Müesli (oder Erb-Müesli plus Haferflocken). Neben hellen, gelblich-grauen oder beigen Samen gibt es auch braune und schwarze Sesamkerne. Geschmacklich unterscheiden sich die Sorten nicht sehr stark. Schwarzer Sesam hat aber den Ruf, aromatischer zu sein.

Unterschied zwischen Sesam geschält oder ungeschält? Schwarzer Sesam ist ungeschält - ebenso die bräunlichen Sorten; weissen bzw. beigen Sesam gibt es in beiden Varianten im Verkauf. Innen sind alle Körner cremefarben bis weiss. Beim Schälen entfernt man vor allem die wertvollen Ballaststoffe, die sich grösstenteils in der Schale befinden. Wenn Sie ungeschälten Sesam schroten, bleiben Ihnen die Vorteile des ungeschälten Korns erhalten.

Besonders geschmacksintensiver, gerösteter Sesam ist Bestandteil verschiedener Gewürzmischungen wie Gomasio in Japan (Goma: Japanisch für Sesam). Auch in China oder im Nahen Osten ist Sesam als Gewürz beliebt. In Afrika gibt man gerösteten und kurz vor dem Verzehr zerkleinerten Sesam übers Essen. Die Sesampaste Tahin benötigt man in der arabischen Küche für die Zubereitung von Hummus. Für Süsswaren, z.B. das auch in Osteuropa bekannte Dessert Halva, schätzt man Sesam ebenfalls sehr. In den USA backt man vegane Waffeln aus Sesam (Vegan Benne Seed Waffles) und in Mexiko ist Sesam Teil der Würzsauce Mole Poblano.

Das nussig schmeckende kaltgepresste Sesamöl passt gut zu Salaten und ist oft Bestandteil von asiatischen Rezepten. Als Würzöl verwendet man in kleinen Mengen das geschmacksintensive, bernsteinfarbene Öl aus geröstetem Sesam. Auch gibt es Bio-Sesammehl (teilentölt aus ungerösteter Sesamsaat). Sesam-Mehl hat ein gutes Quellvermögen, doch weil es glutenfrei ist, funktioniert das Backen nur mit maximal 10 bis 12 % der Mehlmenge. Man erreicht damit einen nussartigen Geschmack.

Veganes Rezept für Tahin aus Sesam

Zutaten: 300 g ungeschälte Sesamkörner (Sesamkerne, bio), 50 ml Sesamöl, 1 Prise Salz.

Zubereitung: Den ungeschälten Sesam in der Pfanne vorsichtig anrösten. Die abgekühlten Körner mit Sesamöl und Salz zu einer homogenen Masse pürieren. Gut verschlossen hält sich das Mus im Kühlschrank einige Wochen.

Veganes Rezept für Hummus mit Sesampaste

Zutaten: 500 g gekochte Kichererbsen, 3 Knoblauchzehen, Saft einer Zitrone, 4 EL Tahin (Sesampaste), Salz, gemahlener Kreuzkümmel; bei Bedarf Olivenöl (besser Rapsöl oder Leinöl) und etwas Wasser; ungeschälter Bio-Sesam zum Garnieren.

Zubereitung: Die gekochten Kichererbsen zusammen mit dem Knoblauch und Zitronensaft pürieren. Bei Bedarf kommt noch etwas Wasser hinzu. Das Tahin (Tahini) unterheben und das Püree mit Olivenöl, Salz und Kreuzkümmel abschmecken. Anstelle von Olivenöl können Sie auch das gesündere Rapsöl oder Leinöl verwenden oder das Öl ganz weglassen, da die Sesampaste Öl enthält. Verfeinern Sie den Hummus abschliessend mit gehackter Petersilie oder frischem Koriander sowie mit ungeschälten Sesamsamen.

Vegane Rezepte mit rohem, ungeschältem Sesam finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
.

Einkauf - Lagerung

Konventionellen Sesam sowie Sesam in biologischer Qualität bekommt man bei grösseren Supermarktketten wie Coop, Migros, Rewe, Edeka, Spar, Billa und Hofer. Jedoch nicht immer in der gesünderen, ungeschälten Variante. Bei Discountern wie Aldi, Lidl, Volg oder Denner ist Sesam noch nicht Teil des Dauersortiments. Im Bio-Laden, im Reformhaus, in Bio-Supermärkten wie Denn's Biomarkt und Alnatura oder in den Lebensmittelabteilungen von Drogerien sind neben ungeschälten, gerösteten und verschiedenfarbigen Sesam-Varianten auch Tahin und Sesamöl vorrätig. Tahin in Rohkost-Qualität findet man im Online-Versand. In türkischen Lebensmittelläden erhält man Sesam-Mehl.

Aufgrund der verschiedenen Herkunftsländer hat Sesam für uns das ganze Jahr über Saison.

Die Verfügbarkeit von ungeschältem Sesam ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.

Tipps zur Lagerung

Sesamsamen (ungeschält) sind grundsätzlich mehrere Monate lang haltbar. Man sollte die unbeschädigten Samen kühl, trocken und dunkel aufbewahren. Sesamsprossen sollte man nur ganz frisch verwenden, da sie schnell bitter schmecken.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Roher Sesam enthält ca. 573 kcal/100g, davon sind rund 50 % Öl (Fett), wobei weisse Samen mit 52-59 % Öl den höchsten Gehalt besitzen. Wegen unterschiedlicher Dicke der Samenschalen von hellen, braunen und schwarzen Varietäten ist der Ölgehalt von Sesam nicht ebenmässig. So enthalten die braunen Samen etwa 50 % und die schwarzen 43-51 % Öl. Die Ölsäuren im Sesam setzen sich aus Palmitinsäure (5,7 g/100g), Stearinsäure (1,6 g/100g), Arachidonsäure (0,25 g/100g), Ölsäure (19,9 g/100g), Linolsäure (18,7 g/100g) und Alpha-Linolensäure (0,67 g/100g) zusammen.2

Für eine gesunde Ernährung ist das Verhältnis von Linolsäure (Omega-6-Fettsäure) zu Alpha-Linolensäure (gesundheitsfördernde Omega-3-Fettsäure) zentral. Sesam zeigt ein schlechtes Verhältnis von 57:1. Empfehlungen der Eidgenössischen Ernährungskommission (EEK) zufolge sollte man im Durchschnitt pro Tag 5:1 nicht überschreiten. Um dieses schlechte Verhältnis aufzuwerten, ist z.B. die Kombination von Sesam mit Omega-3-reichen Leinsamen oder Chia-Samen zu empfehlen. Korrigieren kann das auch das Erb-Müesli. Wählen Sie bei unserer Zutatenliste die "Sortierungen nach Gesundheitswerten", um gesunde Zutaten zu filtern - oder solche, die ein ungünstiges Verhältnis korrigieren. Ähnlich auch bei den Rezepten, z.B. mit dem Kriterium LA:ALA-Verhältnis.

Studien zeigen, dass die Fettsäurenzusammensetzung und der Fettsäurengehalt von Sesam bei Temperaturen bis 220 °C nahezu konstant bleiben. Bei Rösttemperaturen von mehr als 240 °C nimmt der Gehalt an ungesättigten Fettsäuren wie Ölsäure und Linolsäure jedoch drastisch ab.2

Sesam enthält mit mehr als 18 % reichlich Proteine sowie eine für Ölsaaten eher ungewöhnliche Aminosäurenzusammensetzung. Während essenzielle Aminosäuren wie Lysin oder Leucin knapper vorhanden sind, ist Sesam reich an schwefelhaltigen Aminosäuren, z.B. Methionin. Zudem ist Tryptophan reichlich enthalten (0,39 g = 156 % des Tagesbedarfs).2,3 Um das Profil der essenziellen Aminosäuren zu verbessern, empfiehlt sich der zeitnahe Verzehr von Sesam und Hülsenfrüchten bzw. Amarant (Amaranth) oder Quinoa.

100 g Sesamkörner haben ca. 2,5 mg Mangan (deckt den Tagesbedarf zu 123 %), ähnlich wie Leinsamen oder Roggen. Pinienkerne haben mit 8,8 mg/100g noch mehr von diesem Spurenelement.

Trotz der schlechteren Eisen-Resorption aus pflanzlichen Quellen gilt Sesam als guter Eisenlieferant (15 mg/100g = 104 % des Tagesbedarfs3). Gewürze wie Schwarzkümmel, weisser Pfeffer oder Koriander haben ähnlich viel Eisen, davon nimmt man aber äusserst wenig zu sich. Die Kombination mit Vitamin-C-reichem Obst oder Gemüse verbessert die Bioverfügbarkeit von pflanzlichem Eisen.

Weitere hohe Nährstoffgehalte im Sesam, die pro 100 g Verzehrmenge zu mehr als 100 % den Tagesbedarf decken, sind Kupfer (408 %) und Calcium (122 %). Erwähnenswert sind zudem Selen, das mit 34 µg/100g zu 63 % den Tagesbedarf deckt, sowie Magnesium (351 mg/100g = 94 % des Tagesbedarfs) - Kalium aber nur zu 23 %.3

Die gesamten Nährstoffe von Sesam, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Ist Sesam gesund oder ungesund? Das ideale Calcium-Magnesium-Verhältnis liegt etwa zwischen 1,7 und 2,65 und ist bei Sesamsamen gegeben. Begründungen für dieses empfohlene Nährstoffverhältnis sind die Regelung der beiden Mineralstoffe über das gleiche Hormonsystem und die Wiederaufnahme aus der Harnflüssigkeit in den Nieren. Auch liegen die Verluste mit dem Schweiss etwa im Verhältnis von 2:1. Zudem gilt: Je höher die Aufnahme von Magnesium, desto niedriger fällt die Aufnahme von Calcium aus und umgekehrt.

Sesam kräftigt Knochen und Zähne, kann trockenes Gewebe befeuchten, Leber und Nieren stärken sowie den Blutzuckerspiegel senken.6

Wie viel Sesam am Tag? Wissenschaftliche Studien zeigen signifikante Unterschiede in der Schmerzintensität bei der Einnahme von 40 g Sesam pro Tag während zwei Monaten.12 Für ein besseres LA:ALA-Verhältnis kann man Sesam mit anderen Saaten und Nüssen kombinieren: Walnüsse und Macadamianüsse zeigen beide ein gutes Verhältnis zwischen Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren.

Das aus Sesam gewonnene Öl soll bei Rhinitis sicca helfen und eine gereizte Nasenschleimhaut beruhigen. Es hält bis zu neunmal länger auf der Schleimhaut als Produkte in wässriger Lösung.14

Sesamsamen sind glutenfrei und als Diätnahrung bei Zöliakie (Sprue, glutensensitiver Enteropathie) geeignet. Achten Sie hierbei auf das Glutenfrei-Symbol, das nur lizenzierte Produkte tragen dürfen.

Sekundäre Pflanzenstoffe

Viele gesundheitliche Wirkungen von Sesam kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.

Sesam enthält folgende sekundäre Pflanzenstoffe:

  • Polyphenole: Phytoöstrogene: Lignane (Sesamin, Sesamolin, Saminol, Sesamol, Sesamolactol, Episesaminon, Lariciresinol, Sesangolin, Samin, Pinoresinol, Matairesinol, Nortrachelogenin, Kadangustin), Isoflavone (Iristectorin B, Pterocarpane, Methoxyisoflavone, Genistein); Chinone: Anthrachinone, Naphthochinone; Phenolsäuren: Chlorogensäure, Protocatechualdehyde, Para-Hydroxybenzoesäure, Echinacosid, Ferulasäure, Salicylsäure, Zimtsäure; Flavonoide: Flavonole (Acuminatin, Limocitrin, Galangin), Flavone (Nepetin, Luteolin, Eupatilin, Jaceosidin, Chrysoeriol, Tricin, Diosmetin, Ladanetin, Jaceosidin, Isoscutellarein), Anthocyane (Delphinidin), Flavanone (Prunin, Hesperetin), Flavanonol (Phellamurin)24,25,26
  • Isoprenoide: Terpene: Triterpene (Phytosterole, Asiatsäure), Monoterpene (Piperitol); Terpenoide: Jionosid D4,25,26
  • Alkaloide: Protoalkaloide: Indolalkaloide26

Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in Sesam abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.

Phytosterole aus Sesam können die Resorption und Neubildung von Cholesterin verringern. Zudem verbessern sie den HDL-Cholesterinspiegel (High-Density-Lipoprotein), der für den Rücktransport des Cholesterins zur Leber verantwortlich ist. Durch hohe HDL-Werte können Sie vor Gefässablagerungen schützen sowie Herzinfarkt und Schlaganfall vorbeugen.4 Neben seiner positiven Effekte auf den Cholesterinspiegel soll Sesam zudem den Blutzuckerspiegel senken. In Kombination haben diese Wirkungen bei der Behandlung von Typ-2-Diabetes Anwendung gefunden.24

Für Sesamin, das wichtigste Lignan in Sesam, konnte man in Studien Wirkungen wie die Entgiftung und den Schutz der Leber und Nieren, den Schutz vor oxidativen Schäden, die Hemmung von Entzündungen und die Verhinderung der Entwicklung von Bluthochdruck nachweisen.2,15,24 Mehrere Studien haben zudem gezeigt, dass Sesamin starke antikanzerogene Wirkungen besitzt. Diese Effekte führt man auf seine wachstumshemmenden, pro-apoptotischen, entzündungshemmenden, anti-metastatischen, anti-gefässbildenden und pro-autophagischen Eigenschaften zurück. Die genauen Signale, die Sesamin in Krebszellen auslöst, konnte man jedoch noch nicht vollständig aufdecken.2,24

Die in Sesamöl enthaltenen Lignane Sesamin, Sesamolin, Sesaminol und Sesamol sollen zudem einen wundheilenden Effekt zeigen.15 Eine Verminderung von Bluthochdruck (in geringem Mass) durch Sesamin ist ebenfalls nachgewiesen.13

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Sesam gehört zu den starken und deklarationspflichtigen Allergenen (zugeordneter Buchstabe "N"). In den Samen sind 7 Allergene enthalten, die relativ häufig zu allergischen Reaktionen führen. Viele verarbeitete Lebensmittel enthalten Sesam, oft auch nur zum Verfeinern oder als Dekoration.1

Volksmedizin - Naturheilkunde

Innerlich kann Sesam - als Samen verzehrt - bei vorzeitigem Haarausfall und Ergrauen, während der Genesungszeit, bei chronischer trockener Verstopfung, Karies, Osteoporose, Gelenksteifheit und bei trockenem Husten helfen. Auch bei Symptomen wie Tinnitus, Sehschwäche, Schwindel und Kopfschmerz im Zusammenhang mit schwacher Leber- und Nierenenergie ist Sesam (als ganze Samen) gefragt. Sesamblätter verwendet man gegen Cholera (bei Kindern), Durchfall, Ruhr, Katarrh, Blasenentzündung; Sesamöl bei trockener Verstopfung. Äusserliche Aufgüsse mit Samen können bei Beschwerden mit Hämorrhoiden hilfreich sein (Sesam wirkt auch in einer Hämorrhoidensalbe). Öl-Kalkwasser-Gemische sind heilsam bei Verbrennungen, Furunkeln und Geschwüren.6

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Gemäss Dänemarks Klimadatenbank CONCITO liegt der CO2-Fussabdruck von rohen (jedoch geschälten) Sesamsamen bei 3,62 kg CO2eq/kg. Trotz umfangreicher Recherchen haben wir keinen Wert für ungeschälten Sesam gefunden: Es ist naheliegend, dass dieser etwas darunter liegt. Damit ähnelt die Zahl dem CO2-Äquivalent von Kürbiskernen (3,2 kg CO2eq/kg).18 Röstverfahren hingegen vergrössern bekanntlich den ökologischen Fussabdruck.

Die benötigte Wassermenge zur Herstellung von 1 kg Sesam ist mit 9371 Litern recht hoch, z.B. im Vergleich zu Sonnenblumenkernen (3366 Liter).19 Auch das Schälen von Sesamsamen benötigt sehr viel Wasser. Das ist ein Grund mehr, um zur ungeschälten Variante zu greifen.16

Der Befall mit unerwünschten Insekten stellt eine der grössten Herausforderungen im Sesamanbau dar. Um diesem vorzubeugen, kommt im konventionellen Anbau eine Vielzahl an synthetischen Pestiziden zum Einsatz. Diese haben jedoch eine nachteilige Wirkung auf die Umwelt, wichtige Bestäuber und andere Insekten, weswegen alternative Methoden zu bevorzugen sind.21 Idealerweise greift man beim Einkauf auf Sesamsamen aus biologischem Anbau zurück, hier nutzt man beispielsweise Neemöl, das nachweislich Erfolge beim Einsatz gegen Blattwespen oder weisse Läuse zeigte.22

Im September 2020 meldete Belgien ein nicht autorisiertes Pestizid (Ethylenoxid) in Sesamsamen aus Indien, wonach es zu grossflächigen Untersuchungen und Kontrollen innerhalb der EU kam. Dabei zog man viele Produkte (wie Hummus, Brot oder Saucen) aus dem Warenverkehr, da auch sie Rückstände dieser Substanz zeigten. Dies betraf sowohl Sesamsamen aus konventionellem als auch aus biologischem Anbau. Als mögliche Erklärung konnte man die Begasung der Samen angeben, um eine Kontamination mit Salmonellen zu beseitigen.20

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?.

Tierschutz - Artenschutz

Im Rahmen eines Forschungsprojekts der Universität Rostock konnte eine Biologin in Westafrika aufzeigen, dass Wild- und Honigbienen wichtig für einen hohen Ertrag beim Sesam sind. Durch die Bestäubung können die Landwirte ihre Erträge bei der Sesamsaat um bis zu 60 % steigern.11 Man kann davon ausgehen, dass Sesam über gute Nektar- und Pollenwerte verfügt und eine gute Bienenweide darstellt; verfügbare Studien setzen jedoch den Fokus stärker auf den Nutzen der Landwirtschaft als auf jenen der Bienen. Allerdings scheinen die Pollen der Sesampflanzen im Vergleich zu anderen Nahrungsquellen nicht sonderlich phagostimulierend auf Bienen zu wirken (d.h., sie regen nicht stark zum Verzehr an).23

Weltweites Vorkommen - Anbau

Woher kommt Sesam? Ursprünglich stammt der kultivierte Sesam (Sesamum indicum) von Wildpflanzen aus Südasien ab (Malabarküste, nordwestliches Indien, pakistanischer Teil des Punjabs). In Mesopotamien zeigten Funde, dass Sesam dort vor 2000 v. Chr. bekannt war.7

Zu den Hauptanbauländern von Sesam zählen China, Indien, Myanmar (Burma), der Sudan, Äthiopien und Nigeria. Neuerdings bauen Burkina Faso, Paraguay und Bolivien ebenfalls Sesam an. Der in Europa vorwiegend eingesetzte Sesam kommt aus Äthiopien, Indien, Burkina Faso und dem Sudan.10

Wild zu finden

Ursprüngliche Wildsorten von Sesam (Sesamum malabaricum oder S. mulayanum) lassen sich möglicherweise in Südasien finden und kultivierter, aber verwilderter Sesam in subtropischen und tropischen Anbauregionen der Erde.

Wilder Sesam enthält mehr Chlorophyll und reift besonders ungleichmässig in der Samenkapsel. Grund dafür ist, dass sich der untere gereifte Basalteil öffnet, während der obere Teil noch blüht.2

Anbau - Ernte

Sesam eignet sich ausgesprochen gut für den biologischen Anbau, da er bescheidene Ansprüche an den Boden stellt und ohne jegliche Art von Düngung auskommt. In kleinstrukturierter, extensiver Landwirtschaft, z.B. in Afrika, erfolgen Anbau und Ernte immer noch von Hand. Zum Einsatz kommen spezielle Züchtungen, bei denen sich die Samenkapseln erst nach der Ernte und Trocknung durch intensives Schütteln öffnen.9

Die einjährige, krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen von bis zu 3 m und kommt meist unverzweigt vor. Die glockenartigen Blüten sind weiss bis dunkelrot gefärbt. Ihre 2-3 cm langen Früchte sind fein behaarte und mit Drüsen besetzte Kapseln. In der Kapsel reifen die 2,5 bis 3 mm langen, eiförmigen Samen heran.17

Sesam benötigt einen warmen und vollsonnigen Standort mit mässiger Feuchtigkeit. Man pflanzt den schlankwachsenden Sesam in einem Abstand von 30-50 cm. Kübelkultur ist in eher kühlen Regionen mit feuchten Sommern sinnvoll, da die Pflanze durchgehend Temperaturen von 15-20 °C braucht und anhaltende Feuchtigkeit nur bedingt verträgt. In kühleren Regionen sind Mauern, Ecken, Gewächshäuser und Wintergärten, in denen sich im Sommer die Hitze staut, ideal.8

In den einzelnen Anbaugebieten ist der Ernteertrag von Sesam sehr unterschiedlich und beträgt pro Jahr im Durchschnitt 350-500 kg/ha. Der Ertrag fällt niedriger aus als bei anderen Ölsaaten, was den hohen Handelspreis von Sesam begründet.2 Weil Sesam so klein und flach ist, erntet man ihn so trocken wie möglich, um den schwierigen Trocknungsvorgang zu umgehen. Man lagert Sesam bei 6 % Feuchtigkeit, also sehr trocken, damit keine Ranzigkeit auftritt. Grossbetriebe benutzen Farbsortiermaschinen, um alle verfärbten Samen zurückzuweisen. Unreife oder zu kleine Samen verwendet man zur Herstellung von Sesamöl.

Weiterführende Informationen

Was ist Sesam? Sesam (Sesamum indicum) ist eine weit verbreitete, kultivierte Pflanzenart aus der Familie der Sesamgewächse (Pedaliaceae) und gehört vermutlich zu den ältesten Ölpflanzen der Welt.

Schwarzer Sesam (Sesamum indicum nigrum) galt früher als eine eigene Sesam-Art, heute zählt man ihn als farbliche Varietät zum Sesam (Sesamum indicum). So kennt man cremefarbene Sesam-Samen, bräunliche und schwarze.

Alternative Namen

Der Ausdruck "heller Sesam" kann manchmal unspezifisch geschälte Körner bezeichnen - ebenso versteht man unter "hellem Tahin" das Sesammus aus geschälten Sesamsamen.

Der englische Name lautet sesame. Alternativnamen für Sesam im englischen Sprachraum sind gingelly, semsem oder benne (seeds).

Sonstige Anwendungen

Sesam findet als Insektenbekämpfungsmittel (in Verbindung mit Pyrethrum), Schmierstoff oder in der Kosmetikindustrie für Seifen und Salben Verwendung.6

Literaturverzeichnis - 26 Quellen

1.

Medizinische Universität Wien. Die 14 wichtigsten Allergene. Sesamsamen.

2.

Jeong Seon KIM. Einfluss der Temperatur beim Rösten von Sesam auf Aroma und antioxidative Eigenschaften des Öls (Dissertation). PDF. Berlin 2001.

3.USDA (United States Department of Agriculture). Nährwerttabellen.
4.

Phillips KM, Ruggio DM, Ashraf-Khorassani M. Phytosterol Composition of Nuts and Seeds Commonly Consumed in the United States. Journal of Agricultural and Food Chemistry. 2005; 53(24):9436–9445.

5.

Costello RB, Rosanoff A, Dai Q et al. Perspective: characterization of dietary supplements containing calcium and magnesium and their respective ratio—is a rising ratio a cause for concern? Advances in Nutrition. March 2021;12(2):291-297.

6.Bown, D. Kräuter. Die grosse Enzyklopädie. Anbau und Verwendung. 2. Auflage. München: Dorling Kindersly; 2015.
7.

Brücher H. Tropische Nutzpflanzen. Ursprung, Evolution und Domestikation. Springer: Berlin, Heidelberg, New York. 1977.

8.

Hausgarten net: Sesam, Sesamum indicum – Anbau und Verwendung.

9.

Ringana com: Sesam ernte dich.

10.

Hefe-van-haag de: Sesamsaat.

11.

Bienenjournal de: Baumwolle und Sesam brauchen Bienen.

12.

Eftekhar Sadat B, Khadem Haghighian M, Alipoor B et al. Effects of sesame seed supplementation on clinical signs and symptoms in patients with knee osteoarthritis. Int J Rheum Dis. 2013 Oct;16(5):578–582.

13.

Miyawaki T, Aono H, Toyoda-Ono Y et al. Antihypertensive effects of sesamin in humans. J Nutr Sci Vitaminol (Tokyo). 2009 Feb;55(1):87–91.

14.

Frohn B. Balsam für die Atemwegsschleimhaut : Sesamöl gegen Rhinitis sicca. MMW Fortschr Med. 2010;152:53.

15.

Sharif M, Alizargar J, Sharif A. Evaluation of the Wound Healing Activity of Sesame Oil Extract in Rats. World Journal of Medical Sciences 2013;9(2):74-78.

16.

Foodprint org: Real Food Encyclopedia. Sesame.

17.

Spektrum de: Lexikon der Biologie. Sesam.

18.

CONCITO. The big Climate Database. Version 1. Sesame seeds, decorticated; Pumpkin seeds, dried.

19.

Mekonnen MM, Hoekstra AY. The green, blue and grey water footprint of crops and derived crop products. Hydrol. Earth Syst. Sci. 2011; 15: 1577-1600.

20.

Laainen T. Recalls of sesame seed products due to pesticide residues. 2021; EPRS: European Parliamentary Research Service. Belgium.

21.

Lekamoi U, Kusolwa P, Mbega E. Importance of bio-pesticides formulations in managing insect pests of sesame in Africa. 2022.

22.

Chaitra HS, Borad PK, Deb S. Ecofriendly management of important pests of sesame. Journal of Entomology and Zoology Studies. 2020;8(1):1613-1616.

23.

Schmidt LS, Schmidt JO, Rao H et al. Feeding Preference and Survival of Young Worker Honey Bees (Hymenoptera: Apidae) Fed Rape, Sesame, and Sunflower Pollen. Journal of Economic Entomology. 1995;88(6):1591–1595.

24.

Wei P, Zhao F, Wang Z, Wang Q, Chai X, Hou G, et al. Sesame (Sesamum indicum L.): a comprehensive review of nutritional value, phytochemical composition, health benefits, development of food, and industrial applications. Nutrients. 2022;14(19):4079.

25.

Mili A, Das S, Nandakumar K, Lobo R. A comprehensive review on Sesamum indicum L.: Botanical, ethnopharmacological, phytochemical, and pharmacological aspects. Journal of Ethnopharmacology. 2021;281:114503.

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Segla Koffi Dossou S, Xu F, You J, Zhou R, Li D, Wang L. Widely targeted metabolome profiling of different colored sesame (Sesamum indicum L.) seeds provides new insight into their antioxidant activities. Food Research International. 2022;151:110850.

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