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Bei Mungobohnensprossen bzw. Mungbohnensprossen handelt es sich um gekeimte Mungbohnen (Vigna radiata), die roh oder gekocht geniessbar sind. Ihr mild-süsslicher Geschmack ermöglicht einen vielfältigen Einsatz.
Verwendung in der Küche
Mungbohnensprossen (Mungbohnenkeime) ähneln optisch den Sojabohnensprossen (Sojasprossen), sind aber milder im Geschmack. Sie schmecken leicht süsslich und verfügen roh über eine knackige Textur. In der Küche haben sie einen vielfältigen Einsatz: Man kann sie roh oder gekocht geniessen und mit ihnen Salate, Suppen und Eintöpfe bereichern. Mungbohnensprossen sind auch Bestandteil vieler typisch asiatischer Wok-Gerichte. In der Gourmetküche findet man das "Mikrogemüse" häufig als Beilage. Bei gekochten Gerichten ist es ratsam, die Sprossen erst am Ende der Zubereitung hinzuzugeben, um ihre knackige Konsistenz zu erhalten.
Oft stellt sich die Frage Kann man Mungobohnensprossen roh essen? oder Sind Mungosprossen roh giftig? Gekeimte Mungobohnensprossen kann man roh essen. Man sollte jedoch darauf achten, dass die Sprossen in hygienisch einwandfreiem Zustand sind und sie vor dem Verzehr gründlich mit Wasser waschen. Mehr dazu im Kapitel "Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen".
In der chinesischen Küche sind Mungobohnensprossen ein wichtiger Bestandteil von Gerichten, wie den Wok Nudeln Chow Mein oder Chop Suey, das aus verschiedenem Gemüse, wie Bambussprossen und Pilzen, darunter Shiitake-Pilze und Champignons, besteht. Man serviert es mit Reis oder Nudeln. Auch in der Füllung von Frühlingsrollen sind Mungkeimlinge neben Karotten, Glasnudeln und anderen Zutaten anzutreffen.
Mungobohnensprossen nutzt man ebenso als Füllung für vietnamesische Sommerrollen, die anders als Frühlingsrollen nicht frittiert sind, und als Garnitur für Pho (Phở, eine traditionelle vietnamesische Suppe). Als frische Zutat eignen sie sich zur Zubereitung von Salaten wie dem thailändischen Yam Tua Poo, bei dem neben den Bohnensprossen Goabohnen (Schoten) zum Einsatz kommen.
In der koreanischen Küche serviert man leicht gekochte Mungosprossen als Beilage, genannt sukju namul. Man blanchiert sie kurz, bevor man sie zusammen mit Sesamöl, Knoblauch, Salz und weiteren Zutaten vermischt. Man findet sie als Bestandteil in dem Gericht Bibimbap, ein typisches Restessen, das aus Reis und verschiedenen im Moment verfügbaren Gemüsesorten, etwas Rindfleisch oder Tofu und einem Spiegelei besteht.
Auf den Philippinen verarbeitet man Mungobohnenkeimlinge zu Lumpiang Togue, eine fleischlose Frühlingsrolle mit den als "togue" bezeichneten Mungobohnensprossen als Hauptzutat. In Indien wiederum, wo die Mungbohne als Grundnahrungsmittel und wichtige Proteinquelle gilt, kocht man die Sprossen oft zusammen mit grünem Chili, Knoblauch und anderen Gewürzen und findet die Keimlinge als Topping für Curry- und Eintopfgerichte. In Indonesien verwendet man Mungosprossen als Füllungen für Tahu Isi (gefüllten Tofu), sowie als ergänzende Zutat in Gerichten wie Nasi Rawon oder Soto, einer traditionellen indonesischen Suppe.
Eigene Zubereitung von Mungobohnensprossen
Wie zieht man Mungobohnenensprossen? Möchten Sie Mungokeimlinge zuhause selbst keimen, so kaufen Sie ausschliesslich intakte, ganze Mungbohnen und achten Sie auf Bio-Qualität. Geschälte, halbierte oder zerbrochene Samen keimen nicht mehr! Zusätzlich sind Schüssel, Sieb, sterilisiertes Glas (Keimglas) / Keimtüte oder Sprossenturm erforderlich.
Ertrag: Aufgekeimte Mungbohnen erreichen das Fünf- bis Siebenfache ihres Trockenvolumens.
Vorgehen:
- Eine Tasse grüne Mungbohnen gründlich waschen und in eine grosse Schüssel geben. Die Samen ca. 8 bis 12 Stunden, am besten über Nacht, in ausreichend Wasser quellen lassen. Der Wasserstand sollte mindestens doppelt so hoch sein wie die Höhe der Mungbohnen im Gefäss, da die Bohnen durch das Quellen fast das Zweifache an Volumen erlangen.
- Nicht gequollene Mungbohnen aussortieren oder direkt alle Mungbohnen weiterverwenden. Zum Keimen von Mungobohnen eignet sich ein Einmachglas. Als Abdeckung kann man ein Stück Stoff verwenden. Mit einem Gummi lässt sich die Abdeckung einfach am Glas anbringen. Alternativ lässt sich auch eine Keimtüte oder ein Keimglas sowie ein Sieb nutzen (siehe "Mehrlagige Keimlinge" weiter unten). Moderne Keimgeräte sparen Zeit. Sie sorgen automatisch für eine regelmässige Wasser- und Luftversorgung, lohnen sich aufgrund des Preises aber nur bei häufiger Anwendung.
- Ohne Keimgerät ist darauf zu achten, dass man die Sprossen zwei- bis dreimal täglich mit lauwarmem Wasser durchspült. Die Mungkeimlinge sollten feucht bleiben, jedoch nicht im Wasser liegen, da sich sonst Schimmel bildet. Als Dunkelkeimer benötigen Mungbohnen ausreichend dunkle Verhältnisse zum Keimen. Zu Beginn platziert man sie daher an einem dunklen Ort, da der Lichteinfall den Keimprozess unterbindet. Nachdem sich die ersten Keimköpfe gebildet haben, kann man sie an einen etwas helleren Ort stellen. Zu viel Licht macht die Sprossen jedoch bitter.
Die Umgebungstemperatur sollte idealerweise zwischen 18 und 22 °C liegen. Wie lange keimen Mungobohnen-Sprossen? Die Keimzeit beträgt 3 bis 4 Tage. Am besten während des Wässerns kontrollieren und ernten, sobald die Sprossen bereit sind. Nach drei Tagen Keimzeit sind Mungosprossen roh essbar. Eine längere Keimzeit als 4 Tage ist ungünstig, da Verfärbungen auftreten, die Sprossen einen herben Geschmack bekommen und nicht mehr so zart sind.
Mehrlagige Keimlinge mit einem Abtropfsieb:
Nach dem Aufquellen über Nacht legt man zwei Lagen Küchenpapier in ein Abtropfsieb und verteilt einen Teil der Mungbohnen darauf. Darüber legt man ein neues Küchenpapier und verteilt wieder vorgequollene Mungbohnen darauf. Die Bohnen dürfen auch mehrlagig im Sieb sein und es sind bis zu drei Lagen Küchenpapier möglich. Am Ende eine weitere Schicht Küchenpapier darauf geben und mit einem feuchten Baumwoll- oder Küchentuch zudecken. Das Sieb mit einem Deckel abdecken, damit eine feuchte Umgebung gewährleistet ist. Die Keimkonstruktion an einen dunklen Ort stellen oder in ein lichtundurchlässiges Behältnis geben (es eignet sich auch ein dunkler Plastiksack). Dringt zu viel Licht an die wachsenden Mungbohnensprossen, bilden sich die Keimblätter zu schnell aus und die Sprossen hören auf zu wachsen. Das Küchentuch ist ca. dreimal täglich zu befeuchten und es ist wichtig, dass sich kein Wasser im Gefäss sammelt.1
Folgender Artikel führt Sie näher in das Thema Phytinsäure bzw. Phytat und das Einweichen oder Keimen ein.
Veganes Rezept mit Mungobohnensprossen aus dem Wok:
Zutaten: 300 g Mungobohnensprossen, 2 Frühlingszwiebeln, 1 Chilischote, 1 EL Sojasauce, 1 TL Sesamöl, 1 halber TL brauner Zucker, 1 EL Rapsöl, Meersalz.
Zubereitung: Die Mungobohnensprossen mit Wasser gründlich abwaschen und gut abtropfen lassen. Die Chilischote entkernen und fein hacken, Frühlingszwiebel in Ringe schneiden. Zucker, Sesamöl und Sojasauce als Würz-Sauce anrühren und ziehen lassen. Das Rapsöl im Wok erhitzen und die Sprossen, Zwiebelringe und den Chili unter ständigem Rühren scharf anbraten. Danach die Würz-Sauce einrühren und kurz einkochen lassen. Bei Bedarf mit wenig Salz abschmecken. Optional mit gerösteten Erdnüssen oder Sesam garnieren.
Vegane Rezepte mit rohen Mungobohnensprossen finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".
Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen: Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler. |
Einkauf - Lagerung
Mungosprossen sind in gut sortierten Supermärkten wie Coop, Migros, Spar, Rewe oder Edeka teilweise sogar in biologischer Qualität erhältlich. Auch Aldi, Lidl, Denner, Hofer, Volg, etc. führen sie zeitweise im Sortiment. Auf jeden Fall finden Sie Mungbohnensprossen im Naturkost-Fachhandel, in gut sortierten Reformhäusern, grösseren Bio-Supermärkten (Alnatura, Denns etc.), Asia Läden oder in Online-Shops. Manche bieten sie unter dem unspezifischen Namen "Bohnensprossen" an. Fälschlicherweise verkauft man Mungosprossen oft als Sojasprossen, auch wenn es keine sind.
Man kann die Mungobohnensprossen auch im Glas in der Salzlake kaufen, was den Vorteil hat, dass sie länger haltbar sind. Wir empfehlen jedoch, die Sprossen selbst zu ziehen oder frisch zu kaufen, da eingelegte Produkte nicht mehr roh, sondern mithilfe von Hitze sterilisiert sind.
Beim Kauf von Mungbohnensprossen ist es wichtig, auf ihre Frische zu achten. Wählen Sie Sprossen, die knackig und hellgrün sind. Welken und Verfärbungen deuten auf ältere Ware hin.
Tipps zur Lagerung
Gekaufte oder selbst gezogene Mungbohnensprossen lassen sich in einem gut verschliessbaren Glas im Kühlschrank aufbewahren. Am besten spült man sie täglich kurz mit Wasser ab und stellt sie anschliessend erneut in den Kühlschrank. Das Unterbrechen der Kühlkette kann eine Gefahr darstellen. Behalten Sie daher auch gekaufte Artikel immer gut im Auge und öffnen Sie umgehend nach dem Kauf den Plastikbeutel oder die Folie, spülen Sie die Mungosprossen ab und lagern sie, wenn nicht umgehend verbraucht, wieder im Kühlschrank.
Frische Mungosprossen können sich ohne Qualitätseinbussen 5-7 Tage halten. Alternativ kann man Mungobohnensprossen einfrieren, denn durch das Einfrieren halten sie viel länger. Allerdings sind sie nach dem Auftauen nicht mehr knackig und nur noch für gekochte Gerichte verwendbar. Gekaufte Sprossen im verschlossenen Glas halten sich für mehrere Monate bis zu einem Jahr.
Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien
Bei den gezogenen Mungosprossen handelt es sich um eine kalorien- und fettarme Zutat mit 30 kcal/100g. Die Kohlenhydrate betragen ca. 6 % und setzen sich etwa zu einem Drittel aus Ballaststoffen zusammen. Der Fettanteil liegt beinahe bei null und der Proteingehalt beträgt ca. 3 %. Die Sprossen enthalten viele Vitamine und Mineralstoffe.
Mungobohnensprossen sind mit 33 µg/100g verhältnismässig reich an Vitamin K, rohe Mungbohnensamen haben im Vergleich dazu nur 9 µg. Cashewnüsse mit 34,1 µg und Zimt mit 31,5 µg haben ähnliche Werte wie die Sprossen. Besonders viel von dem fettlöslichen Vitamin haben grünes Gemüse, Salate und Kräuter, wie frische Petersilie (1640 µg/100g), Mangold (830 µg/100g) oder Grünkohl (705 µg/100g).
Folsäure kommt in Hülsenfrüchten als Vorstufe in Form von Folat vor (Folsäure-aktive Stoffgruppe): In Mungobohnensprossen beträgt der Folatgehalt 61 µg/100g. Diese Menge ist vergleichsweise niedrig, da die getrockneten Mungbohnen mit 625 µg/100g mehr als das Zehnfache enthalten. Rosenkohl oder roter Chicorée (Radicchio) sind in Bezug auf ihren Folsäuregehalt gleichauf mit den Mungosprossen.
Der Vitamin-C-Gehalt kann sich durch den Keimvorgang bei Mungbohnen (4,8 mg/100g) in den Sprossen mit 13 mg/100g mehr als verdoppeln. Diese Werte sind zwar nicht sehr hoch, aber mit denen der Frühlingszwiebel (Stängel und Blätter) oder der Cherry-Tomaten vergleichbar. Die Ascorbinsäure in Erdbeeren oder Schnittlauch ist mit 58 mg/100g wesentlich höher. Sanddornbeeren haben mit 450 mg/100g einen ausgesprochen hohen Wert des wasserlöslichen Antioxidans.2
Die Sprossen der Mungbohne sind reich an sekundären Pflanzenstoffen. Untersuchungen zeigen, dass sie über hohe Mengen an Flavonoiden, Phenolsäuren, organischen Säuren und Lipiden verfügen.5
Die gesamten Inhaltsstoffe der Mungobohnensprossen, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.
Wirkungen auf die Gesundheit
Wie gesund sind Mungobohnensprossen? Mungbohnen und ihre Sprossen sind nährstoffreiche Hülsenfrüchte, die laut Studien auch chronisch degenerative Erkrankungen, darunter Arthritis, Alzheimer, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs, modulieren oder verhindern können.3
Untersuchungen zeigen, dass sich die chemische Zusammensetzung von Mungbohnen während der Keimung verändert. Verglichen mit den rohen Samen haben Mungosprossen ein höheres antioxidatives Potenzial als rohe Samen. Sie besitzen eine höhere Menge an Sekundärmetaboliten, wie etwa Polyphenole. Ihr hoher Gehalt an Vitamine, Proteinen, Polysacchariden, Phenolen und Flavonoiden macht sie zu einer hervorragenden Quelle für Antioxidantien, welche die Entstehung freier Radikale verhindern.3
Mungobohnen haben einen niedrigen glykämischen Index (GI) und wirken zudem antidiabetisch. Die antihyperglykämische Wirkung zeigt sich in der Senkung des Blutzuckerspiegels. Studien haben gezeigt, dass der Verzehr von Lebensmitteln mit niedrigem GI dazu beiträgt, die Komplikationen und das Auftreten von Diabetes und Fettleibigkeit zu verringern.3 Die Supplementierung von Mungobohnensprossen steht auch in Zusammenhang mit der Verbesserung des Fettstoffwechsels durch hypolipidämischen Eigenschaften bei Mäusen.4
Mungosprossen haben sich als wirksames, blutdrucksenkendes Mittel erwiesen. So konnte man bei Ratten bei Verabreichung von Sprossenextrakt über den Magen eine Senkung des systolischen Blutdrucks feststellen, was das Potenzial von Mungosprossen zur Vorbeugung und Behandlung von Bluthochdruck unterstreicht.3
Die Bohnensprossen verzeichnen eine entzündungshemmende, antivirale, antimykotische, antibakterielle und leberschützende Wirkung. Sie eignen sich auch als krebshemmendes und immunmodulatorisches Mittel, das mögliche neue Perspektiven für die Krebstherapie eröffnet.3
Neben der pharmakologischen Wirkung verbessern sich auch die ernährungsphysiologischen Eigenschaften.3 Die Keimung reduziert den Gehalt an unverdaubaren Dreifachzuckern. Die beiden Zucker Raffinose und Stachyose zersetzen sich zur Gänze. Somit verursachen Mungosprossen keine Blähungen und gelten als sehr bekömmlich. Gleichzeitig verringert sich auch die Konzentration von Antinährstoffen. Die Aktivität der Hämagglutinine, zu denen auch die Lektine zählen, nimmt nach 3 Tagen der Keimung um etwa 84,4 % ab, wodurch man die Sprossen roh essen kann. Auch der Gesamtgehalt an organischen Säuren steigt während des Keimens an.5
Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen
Sprossen sind sehr anfällig für Keime, denn das feuchtwarme Milieu, das sie zum Wachsen benötigen, zieht neben Schimmelpilzen auch gefährliche Bakterien (Salmonellen, Salmonella, und Listerien, Listeria monocytogenes) an. Daher ist die Hygiene beim Sprossenziehen besonders wichtig. Dazu gehören einwandfrei saubere Keimgeräte (mit Wasser abgekocht), saubere Hände und Umgebung (Küchentisch) sowie häufiges Ausspülen der Keimlinge mit sauberem Wasser. Bei Schimmel ist die gesamte Saat zu entfernen!6
Sprossen waren 1996 in Japan Auslöser für eine dramatische EHEC-Epidemie, bei der 10'000 Menschen erkrankten. Diese Durchfallerkrankung konnte man zwar nie eindeutig zuweisen, man geht aber davon aus, dass verseuchte Sprossen der Auslöser waren. Die Enterohämorrhagischen Escherichia-coli-Bakterien (E.coli) lösen häufig blutigen Durchfall aus und können in schweren Fällen zu Nierenversagen führen.6
2011 kam es auch in Deutschland zu einer EHEC-Epidemie, bei der man feststellte, dass Sprossen Träger von Erregern waren. Man vermutete Bockshornkleesamen aus Ägypten als Auslöser.6,7
Strengere Bestimmungen zur Hygiene bei Zucht, Export und Verarbeitung sollen Abhilfe schaffen. Behandlungen des Saatguts vor der Aussaat mit Wasserstoffperoxid sollen derartige pathogene Keime abtöten.8
Laut EG-Verordnung Nr. 834/2007 ist Wasserstoffperoxid im biologischen Anbau zwar als Desinfektionsmittel erlaubt. Für die Aufbereitung von Lebensmitteln pflanzlichen Ursprungs ist Wasserstoffperoxid aber nicht zulässig.9
Die Abteilung für Environmental Health & Safety der Universität Harvard rät, gekaufte Sprossen so schnell wie möglich zu verbrauchen und ausreichend zu erhitzen, um die schädlichen Bakterien abzutöten und das Krankheitsrisiko zu verringern. Kinder, ältere Menschen, schwangere Frauen und Personen mit geschwächtem Immunsystem sollten den Verzehr von rohen Sprossen jeglicher Art gänzlich vermeiden.10
Volksmedizin - Naturheilkunde
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) umfasst der Funktionskreis von Mungbohnen Herz, Magen, Leber und Gedärme. Ihr Temperaturverhalten ist kalt und ihr Geschmack süss. Man verwendet sie im Rahmen der TCM unter anderem zur Elimination von Toxinen sowie zur Beseitigung von Hitze.
Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
"The Big Climate Database" beziffert den CO2-Fussabdruck von Mungobohnensprossen auf 0,9 kg CO2eq/kg, wovon 1 Drittel auf den Transport zurückfällt. Da man Mungbohnen zum grössten Teil in Asien anbaut, ist man in Europa auf deren Import und folglich damit verbundene Transportwege angewiesen. Im Vergleich: Linsensprossen (gekeimte Linsen) erzeugen 2,38 kg CO2eq/kg laut "The Big Climate Database". Leguminosen produzieren deutlich weniger Treibhausgase im Gegensatz zu Fleisch: Rindfleisch hat im Durchschnitt einen ökologischen Fussabdruck von 61,04 kg CO2eq/kg.11
Informationen zum Wasserfussabdruck von Mungobohnensprossen konnten wir keine finden. Es ist jedoch davon auszugehen, dass dieser vergleichbar mit dem der Mungbohne ist. Eine Studie aus Thailand ermittelte einen durchschnittlichen Wasserverbrauch von 2980 l/kg. Je nach Region schwankten die Werte zwischen 1549 und 6445 l/kg während der Trockenzeit. In der Regenzeit benötigte die Mungbohne kein Wasser.12 Ergebnisse aus Äthiopien zeigen einen Wasserfussabdruck von 6561 l/kg, der mit dem Höchstwert der thailändischen Studie vergleichbar ist.13 Genaueres finden Sie bei der Zutat Mungbohnen.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass der Wasserbedarf von Mungbohnen in verschiedenen Regionen aufgrund vieler Faktoren stark variieren kann. Die Unterschiede zwischen den beiden Studien entstehen durch Differenzen in der geografischen Lage und daraus resultierenden klimatischen Bedingungen, Pflanzenarten, Wachstumsperioden, Bodenparameter, Wasserverfügbarkeit und weitere Einflussfaktoren.13
Zum Vergleich: Gemüse weist einen Wasserfussabdruck von 300 l/kg auf und Getreide von 1600 l/kg. Gewürze haben einen noch höheren Wasserbedarf von ca. 7000 l/kg.14
Schmetterlingsblütler, darunter Mungbohnen, gehen mit den Knöllchenbakterien, die den Stickstoff aus der Luft fixieren und für Pflanzen verfügbar machen können, eine Symbiose ein. So führen diese Hülsenfrüchte für viele Ökosysteme, aber auch für landwirtschaftlich genutzte Böden, in Form von sogenannter "Gründüngung" eine wichtige Funktion aus. Mungbohnen sind also nicht von zugeführtem Stickstoff abhängig und man kann beim Anbau auf umweltschädlichen Stickstoffdünger verzichten.15,16
Weltweites Vorkommen - Anbau
Vor etwa 3500 Jahren kultivierte man Mungbohnen (Vigna radiata) in ganz Indien, danach verbreiteten sich kultivierte Mungbohnen nach China und Südostasien.3 Heute baut man sie weltweit auf mehr als 6 Millionen Hektar (etwa 8,5 % der globalen Hülsenfruchtfläche) an.18
Bei der Mungbohne handelt es sich um eine Leguminosenart der warmen Jahreszeit mit einem kurzen Lebenszyklus (ca. 60 Tage). Sie wachsen jedoch in frostfreien Gebieten in einem gross gestreuten Breitengrad, da ihre optimale Temperatur über 15 °C liegt. Dadurch verfügt die Mungbohne über ein ausgedehntes Anbaugebiet, welches sich von Asien bis nach Afrika, Südamerika und Australien erstreckt.17 Da sie vor allem in asiatischen Haushalten beliebt ist, liegen die Hauptanbaugebiete in China, Indien, Bangladesch, Myanmar und Pakistan kultiviert. Ihre Produktion ist aber auch in trockenen Regionen Südeuropas, in wärmeren Teilen Kanadas und in den USA anzufinden.18
Mehr zum Anbau finden Sie bei der Zutat Mungbohnen.
Weiterführende Informationen
Die Mungbohne, auch als Mungobohne, Jerusalembohne oder Lunjabohne bekannt, ist eine Pflanzenart aus der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae).
Sie ist verwandt mit der Sojabohne (Glycine max). Ihre ähnlichen Sprossen bietet man häufig unter dem falschen Namen an. So verkauft man Mungbohnensprossen oft als Sojasprossen, auch wenn es keine sind.
Ebenfalls ein nahes Verwandtschaftsverhältnis hat die Mungobohne zur Urdbohne (Vigna mungo), die auch als Linsenbohne bekannt ist. Ihre üblicherweise schwarzen Bohnen können auch in grünen Farbausprägungen vorkommen. Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zu den Mungobohnen ist die weisse Innenfarbe. Mungbohnen sind im Inneren gelblich.
Alternative Namen
Im Englischen sind Mungbohnensprossen als mung bean sprouts oder bean sprouts bekannt. Mungbohnen nennt man aber auch moong beans. Oft trifft man auch auf die Bezeichnung Mungobohnenkeimlinge oder Mungkeimlinge, die fälschlicherweise als Synonym geläufig ist.
Sind Keimlinge und Sprossen aus Mungobohnen das gleiche? Der Unterschied zwischen Keimlingen und Sprossen ist das Stadium, in dem sie sich befinden. Keimlinge sind gekeimte Samen. Der Keimling ist noch sehr klein und hat noch keine Keimblätter ausgebildet. Sprossen sind jene jungen Austriebe von Pflanzen, bei denen schon kleine Keimblätter sichtbar sind. Botanisch nennt man sie Sämlinge.
Auf Chinesisch heissen die Sprossen Taogé und auf Japanisch Moyashi. In Thailand kennt man die Mungobohnensprossen als Thua Ngok und die indonesische Bezeichnung lautet Kecambah Kacang Hijau.
Literaturverzeichnis - 18 Quellen
1. | Thai-thaifood.de Mungobohnensprossen ziehen. |
2. | USDA (United States Department of Agriculture). Nährwerttabellen. |
3. | Ganesan K, Xu B. A critical review on phytochemical profile and health promoting effects of mung bean (Vigna radiata). Food Science and Human Wellness. 2018;7(1):11-33. |
4. | Yao Y, Chen F, Wang M, Wang J, Ren G. Antidiabetic activity of Mung bean extracts in diabetic KK-Ay mice. J Agric Food Chem. 2008;56(19):8869–8873. |
5. | Tang D, Dong Y, Ren H, Li L, He C. A review of phytochemistry, metabolite changes, and medicinal uses of the common food mung bean and its sprouts (Vigna radiata). Chemistry Central Journal. 2014;8(1):4. |
6. | Sprossen-keimlinge.de Gefahren des Sprossenanbaus. |
7. | BfR Bundesinstitut für Risikobewertung. EHEC-Ausbruch 2011. Aufklärung des Ausbruchs entlang der Lebensmittelkette. 2011/04. |
8. | Gennert C. Reduzierung der mikrobiellen Vorbelastung von Keimsaaten durch den Einsatz von Wasserstoffperoxid. Bachelorarbeit im Studiengang Ökotrophologie. Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg. 2017 |
9. | Verordnung (EG) Nr. 889/2008 der Kommision vom 5. September 2008 mit Durchführungsvorschriften zur Verordnung (EG) Nr. 834/2007 des Rates über die ökologische/biologische Produktion und die Kennzeichnung von ökologischen/biologischen Erzeugnissen hinsichtlich der ökologischen/biologischen Produktion, Kennzeichnung und Kontrolle. Anhang VII: Reinigungs- und Desinfektionsmittel, M15. |
10. | Harvard University Environmental Health & Safety. CDC Alert: Mung Beans Sprouts. |
11. | The Big Climata Database. Bean sprouts, mung. |
12. | Gheewala SH, Silalertruksa T et al. Water Footprint and Impact of Water Consumption for Food, Feed, Fuel Crops Production in Thailand. Water. 2014;6(6):1698–1718. |
13. | Gebremariam FT, Habtu S, Yazew E, Teklu B. The water footprint of irrigation-supplemented cotton and mung-bean crops in Northern Ethiopia. Heliyon. 2021;7(4):e06822. |
14. | Mekonnen MM, Hoekstra AY. The green, blue and grey water footprint of crops and derived crop products. Hydrol. Earth Syst. Sci. 2011; 15: 1577-1600. |
15. | Madigan MT, Bender KS, Buckley DH, Sattley WM, Stahl DA, Brock TD. Brock biology of microorganisms. Fifteenth edition, global edition. New York: Pearson; 2019. |
16. | Nadi F. Presenting a new approach for energy-exergy-environmental-economic evaluation of agroecosystems: a case study of the mung bean crop rotation. Clean Techn Environ Policy. 2023;25(10):3437–3450. |
17. | Kim SK, Nair RM, Lee J et al. Genomic resources in mungbean for future breeding programs. Front Plant Sci. 2015;6:626. |
18. | Hou D, Yousaf L et al. Mung bean (Vigna radiata L.): bioactive polyphenols, polysaccharides, peptides, and health benefits. Nutrients. 2019;11(6):1238. |
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