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Wiesenkerbel, roh (bio?)

Roher Wiesenkerbel verleiht Suppen, Salat und Eingelegtem ein frühlingshaftes Aroma. Bei Kerbel besteht Verwechslungsgefahr mit stark giftigen Pflanzen. Bio?
Aufgrund fehlender Informationen zu den Nährstoffen haben wir die Zutat nicht in die Berechnung der Nährwerttabelle miteinbezogen.
82%
Wasser
 67
Makronährstoff Kohlenhydrate 66.62%
/29
Makronährstoff Proteine 29.12%
/04
Makronährstoff Fette 4.26%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, <0.1g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, <0.1g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 0:0

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Werte sind zu klein, um relevant zu sein.

Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris) prägt vor allem im Frühling das Erscheinungsbild der mitteleuropäischen Wiesen. Als wichtiger Anhaltspunkt zur Bestimmung der Nahrungspflanze gilt das Möhrenaroma, das beim Verreiben der Blätter stark wahrnehmbar ist und vor Verwechslung mit sehr giftigen Doppelgängern schützen kann.

Verwendung in der Küche

Ist Wiesenkerbel giftig? Wiesen-Kerbel (oder Wiesenkerbel) ist nicht giftig, man kann ihn grundsätzlich essen und vielseitig in der Küche verwenden.

Wie schmeckt Kerbel? Der Grundgeschmack des Wiesen-Kerbels erinnert an eine Mischung aus Möhre, Petersilie, Anis und Kümmel. Die Wurzeln schmecken fein-würzig. Insgesamt hat der Wiesen-Kerbel einen etwas herberen Geschmack als der Echte Kerbel (Anthriscus cerefolium). Da Kerbel zu den ersten Pflanzen gehört, die man im Frühling erntet, ist er ein traditioneller Bestandteil von frühlingshaften Ostergerichten.

Was würzt man mit Kerbel? Blattsprossen verwendet man für Salate, Rohkost, Wildpflanzenlimonaden und Bowlen. Zarte Blätter kann man roh oder warm verarbeitet zu Gemüsegerichten, Gemüsestrudel, Ofengemüse, Eingelegtem oder Spinat geben. Fein gehackt bereichert Wiesenkerbel Gemüsesuppen, Hackkräutermischungen, Saucen, Bratlinge oder Brotteig.1

Die vollständig aufgeblühten Doldenblüten verwendet man als roh essbare Dekoration oder zum Aromatisieren von Getränken und Speisen. Sie eignen sich als Würze in Wildkräutersalz, Kräuteröl oder Kräuteressig. Man kann die Blüten kandieren, zu Gewürz-Sorbet verarbeiten oder in gesüssten Ausbackteig tauchen und ausbacken.1

Knospige Blütenstände sind aromatisch und sehr weich. Man kann sie in Speisen und Würzpasten einarbeiten.1 Die ausgereiften Samen eignen sich als Gewürz und aromatisieren Wein, Spirituosen und Brotteig. Als Keimsaat sind sie eine Vitaminquelle, z.B. im Winter.1 Die Wurzeln junger Pflanzen raspelt man direkt in einen Salat oder verarbeitet sie in Gemüsegerichten und Suppen. Das Aroma der Wurzeln ist würzig, ähnlich der Pastinakenwurzel.1

Ist Kerbel Maggikraut? Kerbel ist kein Maggikraut. Als Maggikraut bezeichnet man häufig Liebstöckel.

Veganes Rezept für grünes Pesto mit Wiesen-Kerbel

Zutaten: Für ein kleines Glas Pesto benötigt man 20 g (geröstete) Pinienkerne, 50 g (geröstete) Macadamianüsse, 30 g frische Kerbelblättchen (bio), 50 ml Olivenöl (oder gesünderes, kaltgepresstes Rapsöl), 1 EL frischen Zitronensaft und etwas Salz.

Zubereitung: Alle Zutaten mixt man in einem Hochleistungsmixer bis zur gewünschten Konsistenz. Wiesenkerbel-Pesto passt gut zu Pellkartoffeln, Reis, frischem Spargel oder einfach aufs Brot.

Wiesenkerbel-Tee

Kerbel-Tee nutzte man im späten Mittelalter für medizinische Zwecke. Heute sind Teezubereitungen mit Wiesen-Kerbel nicht mehr gebräuchlich.

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Einkauf - Lagerung

Wiesen-Kerbel kann man als Setzling oder Saatgut im Online- oder Fachhandel kaufen. Die Verfügbarkeit von Wiesenkerbel-Saatgut ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Erhältlich ist auch der Purpur-Wiesen-Kerbel 'Ravenswing', eine edle Zuchtform mit bronze-schwarzem Laub; die Blüten sind klassisch weiss.

In Supermärkten wie Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Billa oder Hofer sowie in den Bio-Supermärkten Denns und Alnatura haben wir bislang keinen Wiesen-Kerbel gefunden.

Wild zu finden

Wiesen-Kerbel trifft man in Mittel- und Nordeuropa an Waldrändern, bei Gebüschen, an Säumen, Böschungen und Brachen an. Die Wildpflanze wächst bevorzugt auf nährstoffreichen Böden. Auf überdüngten Wiesen kommt Wiesenkerbel massenhaft vor und ist bestandbildend.2

Wie sieht Wiesenkerbel aus? Der Wiesen-Kerbel ist eine krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 60 bis 120 Zentimetern. Der Stängel ist gefurcht und hohl. Die Laubblätter sind zwei- bis dreifach gefiedert,3 ca. 15 bis 30 Zentimeter lang und besitzen einen dreieckigen Umriss. Die jungen Blätter riechen beim Verreiben nach Karotte und Anis.

Wie blüht Kerbel? Beim Blütenstand handelt es sich um eine Dolde, das heisst, dass viele Äste von einem ersten Verzweigungspunkt abgehen. Beim Wiesen-Kerbel fehlen die Hüllblätter.1 Das sind die kleinen Trageblätter direkt unter der Dolde. Weiter oben gehen wieder Äste von einem Punkt ab, daher die Bezeichnung "Doppeldolde". Diese kleineren Blütengruppen, "Döldchen" genannt, besitzen am Rand gefranste Hüllchen unter den Verzweigungspunkten.

Bevor der Blütenstiel im Frühjahr in die Höhe treibt, kann man die zarte, sehr aromatische Triebknolle ernten. Erste Blattsprossen zupft man von März bis April ab. Die Hauptblütezeit liegt in den Monaten von April bis August. Die Saison für die Blatternte liegt vor der Blütezeit. Danach steigt der Gehalt an Bitterstoffen in den Blättern. Junge, zarte Blätter kann man jedoch das ganze Jahr über abzupfen. Die knospigen Blütenstände erntet man im Mai und die vollaufgeblühten Blütenteller von Juni bis August. Die ausgereiften Früchte sammelt man von Juli bis September. Die Wurzel-Ernte junger Kerbelpflanzen beginnt im September und dauert bis in den Winter hinein.1

Wiesenkerbel kann man mit stark giftigen Pflanzenarten aus der Familie der Doldenblütengewächse verwechseln. Ausführliche Erläuterungen finden Sie weiter unten unter "Verwechslungsgefahr".

Wer bei der Bestimmung von wildem Wiesen-Kerbel kein Risiko eingehen möchte, kauft am besten Saatgut und pflanzt Kerbel als Kübelpflanze an. Eine andere Möglichkeit ist die Teilnahme an einer geführten Kräuterwanderung, bei der man Kerbel-Standorte erkundet und diese dann immer wieder zur Ernte aufsucht.

Tipps zur Lagerung

Im besten Fall verwendet man die Blätter vom Wiesenkerbel frisch. Dabei kann man grosszügig abgeschnittene Pflanzenteile zur Frischhaltung wenige Tage in ein Glas mit Wasser stellen. Möchte man Kerbel länger aufbewahren, sollte man die Blätter eher einfrieren als trocknen, um das Aroma zu erhalten.4

Getrockneten Wiesenkerbel bewahrt man luftdicht und lichtgeschützt in gut verschliessbaren Behältern aus Glas oder Metall auf.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Kerbel-Arten enthalten gemäss Fleischhauer et al. geschmacksbestimmende ätherische Öle, das Flavonglykosid Apiin, Bitterstoffe und Furocumarine.1

Die phytochemische Zusammensetzung der frischen und getrockneten Blätter, Blüten, Früchte und Wurzeln des Wiesen-Kerbels konnte man zudem in mehreren Studien nachweisen.7

Wiesen-Kerbel enthält Lignane (u.a. Desoxypodophyllotoxin, Podophyllotoxin, Yatein, Anhydropodorhizol), Phenylpropanoide, Flavonoide (Quercetin, Apigenin, Isoquercetin, Rutin), Cumarine (Scopoletin, Isoscopoletin, Bergapten), Isoflavone (Daidzin, Daidzein, Genistein, Sissotrin, Formononetin) und organische Säuren.7,8 Weitere nachgewiesene Inhaltsstoffe sind Carotinoide, Phytosterine (β-Sitosterol), Anthocyane und Vitamine. Insgesamt konnte man 41 Verbindungen in den oberirdischen Pflanzenteilen identifizieren.7

Das chemische Profil des ätherischen Öls in den Blättern und den Wurzeln des Wiesen-Kerbels unterscheidet sich nur wenig voneinander. Das Öl der Wurzeln besteht zu 69 % aus Monoterpenen mit den Hauptkomponenten β-Phellandren (45,5 %), (Z)-β-Ocimen (16,9 %) und α-Pinen (4,6 %).7

Beim Öl der oberirdischen Pflanzenteile stellt die Monoterpenfraktion mit 70 % ebenfalls den Hauptbestandteil dar. Die Hauptkomponenten sind β-Phellandren (38,8 %), β-Myrcen (16,7 %), Sabinen (6,2 %) und (Z)-β-Ocimen (5,4 %).7

Die Früchte enthalten die vier Lignane Desoxypodophyllotoxin, Yatein, Morelensin und Hinokinin. Die beiden letzteren Lignane wies man in den Wurzeln nicht nach. Der Gehalt an Lignanen in den oberirdischen Pflanzenteilen des Wiesen-Kerbels ist signifikant niedriger als in den Wurzeln.7 Umweltfaktoren beeinflussen das Lignanprofil und den Lignangehalt stark. In höheren Lagen ist der Gehalt an Desoxypodophyllotoxin in allen Pflanzenteilen deutlich höher. In den oberirdischen Pflanzenteilen mass man 0,13 % Desoxypodophyllotoxin bei einer Wachstumshöhe auf 900 m und 0,33 % auf 1'200 m und in den Wurzeln 0,38 % auf 900 m und 0,78 % auf 1'200 m.7

Die Nährstofftabellen beziehen sich auf den Echten Kerbel. Dieser ist besonders reich an Vitamin A. Möglicherweise sind die Inhaltsstoffe des Wiesen-Kerbels mit denen des Echten Kerbels vergleichbar.

Die gesamten Inhaltsstoffe, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Wiesenkerbel ist reich an Wirkstoffen, die potenziell nützlich bei der Behandlung von Krebs und entzündlichen Erkrankungen sind. Als Quelle für Lignanderivate und Flavonoidverbindungen könnte Wiesen-Kerbel in der Zukunft eine Rolle für die Herstellung von Arzneimitteln spielen. Zu den am besten untersuchten Stoffen zählen die Lignane, aufgrund ihrer krebshemmenden Aktivität.7

Als Hauptwirkstoff und wichtigster Bestandteil des Wiesenkerbels gilt das Lignan Desoxypodophyllotoxin, welches man hauptsächlich aus den Wurzeln isoliert. Seit längerem sind die vielfältigen Bioaktivitäten des Lignans bekannt. In Studien wies man krebshemmende (antitumorale), wachstumshemmende (antiproliferative), antibakterielle, antivirale, antiasthmatische, entzündungshemmende (antiinflammatorische), fiebersenkende, schmerzlindernde, leberschützende, antiallergische, knorpelschützende sowie vor Thrombose schützende Wirkungen für den Wirkstoff Desoxypodophyllotoxin bzw. für wässrige Extrakte des Wiesen-Kerbels nach.7,8,9,10,11,12

Desoxypodophyllotoxin kann als Vorstufe zur Synthese von Epipodophyllotoxin Verwendung finden, dem Ausgangsmaterial für die Krebsmedikamente Etoposid und Teniposid.7,13

Antitumoral: Aus den Wurzeln des Wiesen-Kerbels isolierte man neun Lignan-Verbindungen und testete ihre Antitumoraktivität gegen HepG2 (menschliches hepatozelluläres Karzinom = Leberzellkarzinom), MG-63 (menschliches Osteosarkom = Knochentumor), B16-Melanomzellen und HeLa-Krebszellen (menschliches Zervixkarzinom = Gebärmutterhalskrebs). Zwei der Verbindungen zeigten signifikant hemmende Aktivitäten, zwei weitere eine schwächere Hemmung und andere Verbindungen waren schwach krebshemmend.8

Antimikrobiell: Desoxypodophyllotoxin zeigte in Studien eine signifikant antimikrobielle Wirkung gegen Staphylococcus aureus und Helicobacter pylori, nicht gegen Escherichia coli. Zudem erwies sich der Wirkstoff als hochwirksamer und selektiver Hemmstoff (Inhibitor) gegen Herpes-simplex-Virustypen (HSV-1 und HSV -2). Im Gegensatz dazu stellte man fest, dass Desoxypodophyllotoxin keine antivirale Wirkung gegen das Influenza-A-Virus, das Respiratory Syncytial Virus (RSV) oder das Humane Cytomegalievirus (HCMV) hat.7

Antioxidativ: Die antioxidativen Eigenschaften wies man sowohl mit Rohextrakten als auch mit den isolierten Verbindungen nach. Die wichtigsten Antioxidantien im Wiesen-Kerbel sind Quercetin, Apigenin und Rutin.7

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Berührungen mit Wiesenkerbel können bei empfindlichen Personen phytotoxische Reaktionen auf der Haut hervorrufen, eine sogenannte Wiesendermatitis. Wegen seiner Bitterstoffe rät man in der Schwangerschaft zu vorsichtigem Genuss oder zur Abstinenz.

Bei der Wildsammlung von Wiesenkerbel ist die Gefahr einer Verwechslung mit stark giftigen Doppelgängern nicht zu unterschätzen. Weitere Infos erhalten Sie im Abschnitt "Verwechslungsgefahr".

Verwechslungsgefahren

Beim Sammeln von Wiesen-Kerbel besteht eine erhebliche Verwechslungsgefahr mit anderen, zum Teil stark giftigen Pflanzenarten aus der Familie der Doldengewächse. Nicht nur für den Menschen besteht dabei Gefahr, sondern auch für sämtliche Haustiere wie Pferde oder Kaninchen.

Zu den essbaren Arten gehören der Echte Kerbel (Anthriscus cerefolium), die Wilde Möhre (Daucus carota subsp. carota), der Kümmel (Carum carvi), die Pastinake (Pastinaca sativa) sowie Giersch (Aegopodium podagraria) und Dill (Anethum graveolens).

Giftige Doldenblütler sind der Wiesenbärenklau (Heracleum sphondylium), der Hecken-Kälberkropf (Chaerophyllum temulum) und der Breitblättrige Merk (Sium latifolium). Zu den stark giftigen Pflanzen zählen der Gefleckte Schierling (Conium maculatum), die Hundspetersilie (Aethusa cynapium) und der Wasserschierling (Cicuta virosa).

Wenn man Wiesen-Kerbel ernten möchte, sollte man die Pflanze und ihre giftigen Doppelgänger sehr gut kennen, da eine Verwechslung durchaus tödlich sein kann. Steckbriefe und Bilder des Wiesen-Kerbels sowie der verwandten Arten sind zum genauen Bestimmen hilfreich.

Alle Pflanzenteile des Gefleckten Schierlings (Conium maculatum) sind stark giftig. Am konzentriertesten sind die giftigen Alkaloide in den unreifen Samen. Etwa 50 g der frischen Pflanze sind tödlich giftig. Beim Pflücken kann auch unverletzte Haut das Gift aufnehmen. Früher verwendete man den Gefleckten Schierling medizinisch, heute nur noch selten in Salben gegen Entzündungen und Nervenschmerzen oder in der Homöopathie. Eine Vergiftung äussert sich zunächst durch ein Brennen im Mund, gefolgt von Erbrechen und Lähmungserscheinungen, als letzte Folge tritt der Tod ein. Als Gegenmassnahme sollte man ein sofortiges Erbrechen herbeiführen. Eine weitere klinische Massnahme ist u.a. die Beatmung. Wichtige Unterscheidungsmerkmale sind der unangenehme Geruch der giftigen Pflanze, die bläulich überlaufenen Stängel, fünf bis sechs Hüllblätter (direkt unter der Dolde) sowie das Nichtvorhandensein einer Wurzelknolle.1

Die Hundspetersilie (Aethusa cynapium) ist eine stark giftige Pflanze mit giftigen Inhaltsstoffen in der ganzen Pflanze. Tödliche Vergiftungsfälle sind lediglich aus alten Literaturquellen bekannt. Eine Vergiftung mit Hundspetersilie erkennt man an einem Brennen im Mund, Erbrechen, kaltem Schweiss, blasser Haut, beschleunigtem Puls, Krämpfen, Sehstörungen und erweiterten Pupillen. Gegenmassnahmen sind das Herbeiführen von Erbrechen oder Magenspülungen. Wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist der unangenehme Geruch der Hundspetersilie. Die Hüllblätter (Blätter unter der Doldenblüte) bestehen aus drei Blättern, die einseitig angeordnet sind.1

Die Giftstoffe des Wasserschierlings (Cicuta virosa) sind in der ganzen Pflanze verteilt. Besonders grosse Mengen kommen in den Stängeln und im Wurzelstock vor. Nach etwa 20 Minuten treten erste Vergiftungserscheinungen auf, die mit einem Brennen im Mund beginnen. Des Weiteren kommt es unter anderem zu Übelkeit, Erbrechen, Krämpfen und Atemnot. Als Gegenmassnahme ist Erbrechen herbeizuführen. Eine klinische Behandlung der eintretenden Krämpfe ist notwendig. Wichtige Unterscheidungsmerkmale sind die nicht vorhandene Wurzelknolle, die fingerförmigen Blätter und die Dolde mit bis zu 25 Ästen. Vorsicht: Der Wurzelstock riecht nach Sellerie und schmeckt wie Pastinake oder Petersilienwurzel.1

Verwendung als anerkannte Heilpflanze

Wiesen-Kerbel verfügt bislang über keine anerkannten medizinischen Anwendungsgebiete nach HMPC (Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel), ESCOP (Dachverband nationaler europäischer Gesellschaften für Phytotherapie) oder Kommission E (Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel).

Die genannten Institutionen bilden mit ihren Monografien eine wichtige Beurteilungsgrundlage für die medizinische Verwendung von Heilpflanzen sowie für das Zulassungsverfahren von pflanzlichen Arzneimitteln.

Volksmedizin - Naturheilkunde

Kerbel nutzte man im Altertum als Gewürz- und Heilpflanze. In der spätmittelalterlichen Klosterheilkunde nutzte man Kerbel-Tee bei Leberleiden, Nierensteinen, Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden.

Volkstümlich verwendet man Kerbel heute als Tonikum für Frühjahrskuren. Innerlich eingenommen sollen Pflanzenextrakte bei Rheuma und Gelbsucht helfen. Einen Brei aus frischem Kerbel kann man äusserlich bei Ekzemen, Hautentzündungen, Bindehautentzündungen, entzündeten Lidern und Hämorrhoiden anwenden.1,4

In der Volksmedizin schreibt man Kerbel harn- und schweisstreibende Eigenschaften sowie verdauungsfördernde, blutreinigende und antioxidative Wirkungen zu.1,4

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Der ökologische CO2-Fussabdruck von Kerbel ist von vielen Faktoren abhängig, siehe dazu unsere Zutat Echter Kerbel (Gartenkerbel).

In der konventionellen Landwirtschaft kommen zur Bekämpfung von Schädlingen oftmals synthetische Pestizide und Herbizide zum Einsatz. Diese wirken sich jedoch auch negativ auf das umliegende Ökosystem6 aus und beeinträchtigen Vögel, Fische, Insekten (beispielsweise wichtige Bestäuber), aber auch den Menschen.5 Achten Sie beim Einkauf von Saatgut und Setzlingen auf biologischen Wiesenkerbel, da man hier auf den Einsatz von derartigen Pestiziden verzichtet.

Die Blütezeit des Wiesen-Kerbels reicht von April bis August / September. Die Blüten, bei denen es sich blütenökologisch um "Nektar führende Scheibenblumen" handelt, bieten eine reichhaltige Frühsommer- bis Frühherbsttracht. Zu den Blütenbesuchern zählen Insekten aller Art, vor allem Schwebfliegen und Käfer. Tracht ist der Oberbegriff für die Nahrung, welche die Bienen eintragen, also Nektar, Pollen und Honigtau. Der Nektarwert des Wiesen-Kerbels ist hoch und der Pollenwert mittel (Skala Nektarwert und Pollenwert: kein, gering, mittel, hoch, sehr hoch).1,2

Weltweites Vorkommen - Anbau

Kerbel gelangte vermutlich durch die Römer nach Nord- und Mitteleuropa, wo man die Pflanze seit dem Mittelalter kultiviert. Wiesen-Kerbel ist in Mittel- und Nordeuropa weit verbreitet, in Südeuropa eher selten.2

Landwirte bekämpfen Wiesen-Kerbel auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen, da vor allem die älteren Pflanzen für die Tierfütterung minderwertig sind und gleichzeitig wertvollere Wiesenpflanzen verdrängen.

Anbau - Ernte

Die Aussaat von Wiesen-Kerbel erfolgt vom Frühjahr an bis zum Herbst. Als Kaltkeimer kann man Wiesenkerbel auch im Winter aussähen. Da die Samen Lichtkeimer sind, bedeckt man sie nicht mit Erde. Die Samen sind etwa ein Jahr keimfähig.4

Der Boden sollte nährstoffreich, leicht sowie feuchtigkeitshaltend und der Standort halbsonnig bis halbschattig sein. Um im Winter ernten zu können, sollte man Wiesen-Kerbel in kühlen Regionen unter Flies, unter Folie oder in einem Kasten ziehen. Bei hohen Temperaturen und viel Sonne neigt Kerbel zum Schiessen. Kerbel schützt Salat vor Ameisen, Blattläusen und Schnecken.4

Im Wildpflanzengarten eignet sich der nicht invasive Wiesen-Kerbel z.B. in Kombination mit der Grossen Brennnessel, Mädesüss, Beinwell, Bärlauch, Waldmeister, Wiesenknopf, Wiesenschaumkraut, Ringelblumen oder Duftveilchen.

Als Topfpflanze kann man Wiesen-Kerbel mit anderen schattenliebenden Kräutern wie Zitronenmelisse, Pfefferminze, Petersilie, Schnittlauch, Liebstöckel oder Dill anbauen.

Weiterführende Informationen

Der Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Kerbel (Anthriscus) und gehört zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Unter den mitteleuropäischen Doldengewächsen blüht der Wiesen-Kerbel am frühesten. Der Wiesen-Kerbel ist die am meisten verbreitete und verwendete Art dieser Gattung.1

Zur Pflanzengattung der Kerbel zählen 9 bis 15 in Eurasien und Afrika weit verbreitete Arten. Neben dem Wiesen-Kerbel ist auch der Echte Kerbel bekannt (häufig als Garten-Kerbel bezeichnet). Seine Kulturform Anthriscus cerefolium var. cerefolium ist ebenfalls beliebt als Suppenkraut und Gewürz für Gemüse oder Salate. Insgesamt ist der Echte Kerbel etwas kleiner3 und feinblättriger als der Wiesen-Kerbel.

Alternative Namen

Für den Wiesen-Kerbel (Wiesenkerbel) bestehen zahlreiche, regional gebräuchliche Alternativnamen wie Bange, Bäumlikraut, Buchholder, Buggla, Buschmoren, Cherbel, Chrabella, Emtstengel, Eselskörbel, Eselspeterlein, Feine Scherre, Hartkopf, Hartkopp, Heustengel, Hingstwäid, Hundekümmel, wilder Ibarach, Kälberkerner, Kalberkropf, Kälberrohr, Kälberscheere, Kälberscheiss, Kalbarkrop, Kalverkropp, Kelberkern, Kirbel, Kirbelstengel, Kocker, wilder Körffel, Korbelkom, Krabellen, Krebellen, Kreblikraut, Kruud, Kuhpeterlein, Ledepipenkrud, Ledespypenkrut, Leiterlikraut, Paguda, Pferdskümmel, Piffenkrut, Pigudabengel, Pipencrud, Ramschfedern, Rosskümmel, Schärläch, Scharnpiepen, Scharpenpiepen, Scheere, Tigerlikraut, Tschickan, Wasserkraut, Windroslein, Wolfswurzel und Zieger.

Auf Englisch bezeichnet man den Wiesen-Kerbel als wild beaked parsley, woodland chervil, keck, cow parsley, wild chervil, Queen Anne's lace oder woodland beak chervil.

Literaturverzeichnis - 13 Quellen

1.

Fleischhauer SG, Guthmann J, Spiegelberger R. Enzyklopädie. Essbare Wildpflanzen. 2000 Pflanzen Mitteleuropas. 1. Auflage. Aarau; 2013. AT Verlag.

2.

Kremer BP. Mein Garten – Ein Bienenparadies. 2. Auflage. Bern; 2018. Haupt Verlag.

3.

Oberdorfer E. Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart: Ulmer; 2001: 702.

4.

Bown D. Kräuter. Die grosse Enzyklopädie. Anbau und Verwendung. 2. Auflage. München; 2015. Dorling Kindersley.

5.

Hernandez AF, Parron T, Tsatsakis AM et al. Toxic effects of pesticide mixtures at a molecular level: Their relevance to human health. Toxicology. 2013;307:136-145.

6.

Sharma A, Kumar V, Shazad B et al. Worldwide pesticide usage and its impacts on ecosystem. SN Applied Sciences. 2019.

7.

Olaru O et al. Ethnomedicinal, Phytochemical and Pharmacological Profile of Anthriscus sylvestris as an Alternative Source for Anticancer Lignans. Molecules. 2015;20:15003-15022.

8.

Chen H et al. Antitumor constituents from Anthriscus sylvestris (L.) Hoffm. Asian Pac J Cancer Prev. 2014;15(6):2803-2807.

9.

Kim SB, Lee AY et al. Anthriscus sylvestris root extract reduces allergic lung inflammation by regulating "interferonregulatoryfactor" 4-mediated Th2 cell activation. Journal of Ethnopharmacology. March 2019;232:165–175.

10.

Kim KY, Park KI et al. Deoxypodophyllotoxin in Anthriscus sylvestris alleviates fat accumulation in the liver via AMP-activated protein kinase, impeding SREBP-1c signal. Chem Biol Interact. October 2018;294:151-157.

11.

Lee SA, Moon SM et al. In Vivo and In Vitro Anti-Inflammatory Effects of Aqueous Extract of Anthriscus sylvestris Leaves. J Med Food. 2018;21(6):585-595.

12.

Lee SA, Moon SM et al. Chondroprotective effects of aqueous extract of Anthriscus sylvestris leaves on osteoarthritis in vitro and in vivo through MAPKs and NF-κB signaling inhibition. Biomed Pharmacother. July 2018;103:1202–1211.

13.

Seegers CLC, Tepper PG et al. Cytotoxic Deoxypodophyllotoxin Can Be Extracted in High Purity from Anthriscus sylvestris Roots by Supercritical Carbon Dioxide. Planta Med. May 2018;84(8):544–550.

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