Stiftung Gesundheit & Ernährung
S t i f t u n g
Gesundheit & Ernährung
Schweiz
QR Code
Beste Aussichten für Ihre Gesundheit

Rapsöl (Canola, HOLL-Öl, Kernöl), kaltgepresst?, bio?

Rapsöl (Canola, HOLL-Öl, Rapskernöl) hat einen deutlich höheren Anteil an essenziellen Fettsäuren als Olivenöl. Achten Sie auf die Hinweise kaltgepresst, bio.
0%
Wasser
 00
Makronährstoff Kohlenhydrate 0%
/00
Makronährstoff Proteine 0%
/100
Makronährstoff Fette 100%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, 18.6g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, 9.1g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 2:1

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Hier essenzielle Linolsäure (LA) 18.64 g zu essenzieller Alpha-Linolensäure (ALA) 9.14 g = 2.04:1.
Verhältnis Total Omega-6- = 18.64 g zu Omega-3-Fettsäuren Total = 9.14 g = 2.04:1.
Im Durchschnitt benötigen wir pro Tag je ca. 2 g LA und ALA, aus denen ein gesunder Körper auch EPA und DHA etc. herstellt.

Rapsöl ist als Canola-Öl, Rüböl, Rapskernöl oder HOLL-Öl bekannt und glänzt mit einem günstigen Fettsäurenprofil. Kaltgepresstes Rapsöl zeichnet sich neben einem hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren durch ein ausgewogenes Verhältnis der mehrfach ungesättigten Fettsäuren aus. Das Öl gewinnt man aus den Samen der Rapspflanze (Brassica napus).

Verwendung in der Küche:

Kaltgepresstes Rapsöl ist bernstein- bis honigfarben und besitzt einen milden, leicht nussigen Geschmack. Man verwendet es am besten in der kalten Küche für Salatsaucen, vegane Mayonnaise, Dips, Marinaden, zu Rohkost oder zum Verfeinern von gekochten Speisen. Natives Rapsöl weist einen niedrigeren Rauchpunkt auf als raffiniertes Rapsöl und ist höchstens zum schonenden Dünsten geeignet. Ab einer Temperatur von 140 °C1 zersetzt sich das native Rapsöl. Um die wertvollen Inhaltsstoffe nicht zu zerstören und keine gesundheitsschädlichen Zersetzungsprodukte (wie Transfette) entstehen zu lassen, sollte man kaltgepresstes Rapsöl besser nicht oder nur schonend erhitzen.

Raffiniertes Rapsöl ist hellgelb, geschmacksneutral, universell einsetzbar und zum schonenden Backen, Braten und Kochen bis etwa 180 °C2 geeignet. Doch auch das raffinierte Rapsöl darf man nicht zu hoch erhitzen: Wenn es raucht, ist es zu heiss (Stichwort Rauchpunkt).1

Kann man Rapsöl zum Braten nehmen? HOLL-Rapsöl (High Oleic Low Linolenic) enthält natürliche Farb- und Aromastoffe und ist zum heissen Braten, Frittieren, Kochen, Dünsten sowie Backen bis etwa 210 °C geeignet.3 Über den Rauchpunkt erhitztes Öl entsorgt man besser, da gesundheitsschädliche Stoffe wie Transfette, Peroxide oder Acrylamid entstehen. Zudem kommt es zu einem oxidativen und thermischen Abbau von Vitamin E und den mehrfach ungesättigten Fettsäuren.1 Wir empfehlen, allgemein auf grosse Hitze zu verzichten und schonend zu dünsten oder Rohkost zu bevorzugen. Mit einer reinen Rohkost-Ernährung können Sie die Aufnahme von gesundheitsschädlichen Transfetten und Maillard-Molekülen gänzlich vermeiden (mehr dazu z.B. in dieser Buchbesprechung).

Veganes Rezept für Mayonnaise mit kaltgepresstem Rapsöl:

Damit selbst hergestellte Mayonnaise gelingt, sollten alle Zutaten Zimmertemperatur aufweisen. Zuerst mixt man 200 ml geschmacksneutrale Sojamilch mit 3 TL Senf und 4 TL Zitronensaft. Unter beständigem Mixen gibt man 250 ml kaltgepresstes Rapsöl in dünnem Faden hinzu, bis eine cremig-feste Konsistenz entsteht. Zuletzt schmeckt man die Mayonnaise nach Belieben mit Salz, Pfeffer, Agavendicksaft und Essig ab.

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
.

Einkauf - wo kaufen?

Ist Rapsöl kaltgepresst? Rapsöl bekommt man in unterschiedlichen Qualitäten und Preisklassen bei vielen Supermarktketten, z.B. bei Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka oder Hofer, aber auch im Reformhaus, Bio-Laden, in Drogerien und in Bio-Supermärkten wie Denns oder Alnatura. Als einheimisches Produkt - in konventioneller oder in Bio-Qualität - ist Rapsöl umweltverträglich, da lange Transportwege wegfallen.2

Kaltgepresstes Rapsöl stammt aus mechanischer und möglichst schonender Pressung ohne äussere Hitzezufuhr. Die Rohware darf aber vor der Verarbeitung wärmebehandelt sein.4,5

Natives Rapsöl ist ein naturbelassenes Öl, das man aus nicht vorgewärmter Rapssaat herstellt. Es ist ebenfalls kaltgepresst oder durch andere schonende mechanische Verfahren gewonnen.4,5

Die Bezeichnung "nativ extra" ist ein Hinweis auf die höchste Qualitätsstufe innerhalb der EU (Europäische Union) und bedeutet, dass das Rapsöl aus Erstpressung stammt und besonders hochwertig ist.4

Als "nicht raffiniert" bezeichnetes Rapsöl kann durch Ausschmelzen oder schonende mechanische Verfahren wie Pressen und Zentrifugieren gewonnen sein. Unraffiniertes Öl kann gedämpft sein, um die Haltbarkeit zu erhöhen und unerwünschte Begleitstoffe zu vermindern.5,6

Kaltgepresste Öle (Gesetze, Rohkost)

In der Schweiz spricht man von einem kaltgepressten Öl, wenn die Ölsaat nicht erhitzt war, die Presstemperatur 50 °C nicht überschritten hat und keine problematische Nachbehandlung stattgefunden hat.

Laut dem Eidgenössischen Departement des Innern (EDI) gilt ein Speiseöl als kaltgepresst (oder darf mit Synonymen wie (extra) nativ, unraffiniert, kaltgeschlagen oder naturbelassen bezeichnet sein), wenn es durch Pressung oder Zentrifugierung aus zuvor nicht erhitzten Rohstoffen stammt, die Temperatur bei der Pressung 50 °C nicht überstiegen hat und es keiner Raffination, d. h. keiner Neutralisation, keiner Behandlung mit Adsorbentien, Bleicherde und keiner Ausdämpfung bedurfte.

Das Prädikat «schonend gedämpft» darf ein Öl tragen, wenn sich die Raffination ausschliesslich auf eine Ausdämpfung beschränkt hat und die Temperatur 130 °C nicht überschritten hat.17

In der EU und den USA scheint für kaltgepresste Öle keine allgemeingültige Temperaturgrenze gesetzlich festgelegt zu sein. Beispielsweise sind die Leitsätze für Speisefette und Speiseöle des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (D) ähnlich verfasst wie die Verordnung des EDI, sie geben aber keine zulässige Höchsttemperatur für die generelle Kaltpressung an – da sie nur für Erzeugnisse gelten, deren Kennzeichnung und Zusammensetzung nicht abschliessend rechtlich festgelegt ist (also z.B. nicht für Olivenöl, Kakaobutter, Milchfette, Streichfette).18

Hingegen sehen sowohl die EU-Richtlinien als auch die Änderung der Verordnung des EDI über Lebensmittel pflanzlicher Herkunft, Pilze und Speisesalz (sowie deren Änderung) eine Sonderregelung für die Kennzeichnung von Olivenölen vor.19,20

Dies sind selektive Vermarktungsregeln, in welchen der Begriff Rohkost nicht definiert ist. Bei "Rohkost" und "roh" handelt es sich also nicht um staatlich geschützte Begriffe (wie es bei der Bezeichnung "bio" der Fall ist), was viel Raum für Interpretationen zulässt. Obwohl man sich einig ist, dass bei der rein mechanischen Kaltpressung die Presstemperaturen in der Regel 40 °C nicht überschreiten, darf man bei Speiseölen nicht leichtgläubig von Rohkostqualität ausgehen. Denn es besteht der Verdacht, dass die praktizierte Messmethode nicht die Temperatur im Presszylinder angibt (wo die Erwärmung am höchsten ist), sondern nur die Auslauftemperatur im Ölschlauch. Bei den wassergekühlten Olivenöl-Pressen (sogenannte "watercooled 37°"-Ölpressen) kann man vermutlich nicht einmal mit Bestimmtheit sagen, welche Hitze exakt im Innern des Presszylinders herrscht, weil der gesamte Presszylinder von Kühlmanschetten umgeben ist.

Ausserdem beeinflussen sowohl Pressdruck und Pressgeschwindigkeit als auch der Feuchtigkeitsgehalt der Ölsaat die Presstemperatur. Wenn z.B. der Feuchtigkeitsgehalt zu niedrig ist, steigt bei der Pressung die Temperatur an und es gestaltet sich schwierig, sogar unter der Höchstgrenze von 50 °C zu bleiben.21

High-Oleic-Rapsöl bzw. HOLL-Rapsöl stammt aus speziellen Rapssorten, die durch Züchtung einen höheren Ölsäureanteil sowie einen niedrigeren Omega-3-Fettsäuregehalt haben. Sie sind kaltgepresst, anschliessend mit Wasserdampf behandelt und enthalten weiterhin natürliche Farb- und Aromastoffe.3

Industriell hergestelltes Rapsöl gewinnt man durch Warmpressung und den Einsatz von Lösungsmitteln. Bei der anschliessenden Raffination erfolgt die Bereinigung der unerwünschten Begleitstoffe, wodurch ein geruchs- und geschmacksneutrales Öl entsteht.6

Rapskernöl stellt man aus geschälter Rapssaat her, während man für Rapsöl die ungeschälte Saat verwendet. Dadurch weist kaltgepresstes Rapskernöl einen besonders milden Geschmack auf.7 Die Deutsche Gesellschaft für Fettwissenschaften (DGF) testet native Rapsöle und vergibt seit 2006 jährlich DGF-Rapsölmedaillen für ausgezeichneten Geschmack.7

Lagerung:

Kaltgepresstes oder natives Rapsöl ist empfindlich gegenüber Wärme, Licht, Wasser, Luftsauerstoff und Fremdgeruch. Wegen seines hohen Gehalts an mehrfach ungesättigten Fettsäuren sollte man es kühl, dunkel, gut verpackt und verschlossen aufbewahren. Angebrochenes Rapsöl lagert man am besten im Kühlschrank. Man sollte es innerhalb von vier bis acht Wochen aufbrauchen und in möglichst vollständig gefüllten Behältnissen aufbewahren. Je weniger Öl im Gefäss vorhanden ist, desto mehr Luftsauerstoff kann mit dem Rapsöl in Kontakt kommen und durch Oxidation zu einem schnelleren Verderb führen. Original verschlossene Gefässe mit kaltgepresstem Rapsöl sind kühl und dunkel gelagert etwa ein halbes bis ein Jahr lang haltbar. Verdorbenes Rapsöl erkennt man an seinem unangenehm ranzigen Geschmack.8,9

Raffinierte und HOLL-Rapsöle sind ebenfalls kühl, dunkel und gut verschlossen aufzubewahren. Original verschlossene Behältnisse kann man etwa zwei Jahre lang lagern.

Inhaltsstoffe - Nährwert - Kalorien:

Beim Rapsöl ist das Gewicht pro Liter zu beachten: Wie schwer ist 1 l Rapsöl? Hier sind die Temperatur und die Art des Öls wichtig. Für 1 kg Rapsöl benötigt man ca. 1,085 Liter bei einer Dichte von ca. 0,92 kg/l (spezifisches Gewicht).

Die Fettsäuren von Rapsöl setzen sich hauptsächlich aus 51-70 % Ölsäure, 15-30 % (19 g/100g) Linolsäure (Omega-6-Fettsäure, LA), 3-12 % (9,1 g/100g) Alpha-Linolensäure (Omega-3-Fettsäure, ALA) und 7,4 % gesättigten Fettsäuren zusammen. Somit weist Rapsöl ein ernährungsphysiologisch sehr günstiges Verhältnis von 2:1 (LA:ALA) auf.9,10 Weit ungünstigere Verhältnisse stellt man bei Olivenöl (12:1), Traubenkernöl (696:1), Sonnenblumenöl und Erdnussöl oder Distelöl (praktisch keine ALA) fest. Empfehlungen der Eidgenössischen Ernährungskommission (EEK) zufolge sollte man im Durchschnitt pro Tag das Verhältnis 5:1 nicht überschreiten.

Höhere Gehalte an Omega-3-Fettsäuren findet man in Leinöl (53 g/100g), Hanföl (16 g/100g) oder Walnussöl (10 g/100g). Alle diese Öle sind deshalb noch heikler bezüglich Lagerung. Sie punkten ebenfalls mit einem guten Verhältnis von LA:ALA (5:1 beim Walnussöl, 4:1 beim Hanföl und sogar 1:4 beim Leinöl).10

Zum Verhältnis der Fettsäuren im HOLL-Rapsöl gibt die Migros im Internet Auskunt16. Auch hier bleibt das LA:ALA-Verhältnis besser als beim Olivenöl.

Die gesundheitlich bedenkliche Erucasäure, eine Omega-9-Fettsäure, kommt in heute verwendeten Rapssorten mit 0-2 % kaum noch vor. Durch Züchtungen von Raps konnte man ebenfalls die ursprünglich vorkommenden, scharf schmeckenden Senfölglykoside (Glucosinolate) weitgehend aus der Rapssaat entfernen. Moderne Rapssorten bezeichnet man aus diesem Grund als "Doppelnull-" oder "00-Sorten".9,10

Natives Rapsöl enthält als sogenannte Begleitstoffe Vitamin K sowie 17 mg/100g Vitamin E. Vitamin E wirkt als natürliches Antioxidationsmittel und schützt das Rapsöl vor Verderb. Durch Zubereitungsverfahren und Oxidation gehen beim Kochen durchschnittlich 10 % verloren. Mehr Vitamin E ist in ungeschälten Hanfsamen (90 mg/100g), in Mandeln (25,6 g/100g) oder in Haselnüssen (15 g/100g) enthalten.1,10

Auch Kochsalz kann zu einem geringen Anteil (ca. 15-20 mg/100g) in Rapsöl enthalten sein.

Rapsöl wegen des guten Fettsäurenprofils und des antioxidativ wirksamen Vitamins E als Superfood zu bezeichnen, halten wir für falsch. Öle und Fette sind grundsätzlich massvoll zu geniessen. Einige prominente Ärzte in den USA, vor allem Herzspezialisten, setzen sich aktiv für eine Ernährungsweise ohne Öl ein. Kein Öl ist eigentlich gesund, sondern wie weisser Zucker ein unnatürliches Konzentrat. Es gibt genug Samen und Nüsse, mit denen man den Bedarf decken kann.

Die gesamten Inhaltsstoffe, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Gesundheitliche Aspekte - Wirkungen:

Wie gesund ist Rapsöl? Nicht nur mehrfach ungesättigte Fettsäuren können den Anteil an unerwünschtem LDL-Cholesterin (LDL = engl. Abkürzung für Low Density Lipoprotein, Lipoprotein geringer Dichte) im Blut senken, sondern in ähnlicher Weise auch die im Rapsöl vorkommende, einfach ungesättigte Ölsäure. Da Ölsäure nur eine Doppelbindung in ihrer chemischen Struktur aufweist, baut der Körper sie bevorzugt in LDL-Partikel ein. Die weniger oxidationsanfällige Ölsäure führt zu einer geringeren Plaquebildung in den Arterien und somit zu einem geringeren Risiko für Arteriosklerose.9

Die aus Omega-3-Fettsäuren gebildeten, hormonähnlichen Substanzen EPA Eicosapentaensäure und DHA Docosahexaensäure wirken antithrombotisch, entzündungshemmend sowie bronchien- und gefässerweiternd.11

Zu den Fragen "Was ist das gesündeste Öl" oder "Was ist besser, Rapsöl oder Olivenöl" oder "Was ist besser, Rapsöl oder Sonnenblumenöl" kann man sagen, dass es grundsätzlich auf die verwendete Menge, den Einsatzzweck und die Fettsäurenzusammensetzung ankommt. Es gibt Pflanzenöle und -fette, die es eher zu meiden gilt und solche, die man vorziehen sollte, falls man neben vollwertigen Lebensmitteln wie Nüssen, Saaten, Oliven oder Avocados zusätzlich Öl verwenden will. Empfehlenswert für die kalte Verwendung sind hochwertiges, kaltgepresstes Rapsöl, Leinöl oder Walnussöl und für die schonende warme Verwendung hitzestabilere Öle wie HOLL-Rapsöl.16 Rapsöl gewinnt auch mit sekundären Pflanzenstoffen, wie etwa Beta-Sitosterol - mit 413 mg/100ml.10 Wegen ihres enorm hohen Gehalts an Omega-6-Fettsäuren sollte man Sonnenblumenöl, Erdnussöl, Traubenkernöl oder Distelöl meiden, ebenso wie Palmfett oder Kokosfett, die reich an gesättigten Fettsäuren sind.12

Auch wenn das Fettsäureverhältnis bei kaltgepresstem und raffiniertem Rapsöl relativ ähnlich ist, gibt es Unterschiede in der Zusammensetzung der verschiedenen Fettsäuren - das betrifft etwa den Gehalt an der Omega-3-Fettsäure α-Linolensäure. Durch die Raffination verliert Rapsöl an Vitaminen und weiteren Fettbegleitstoffen (Carotinoide etc.) sowie sekundäre Pflanzenstoffe. Daher verändern sich auch Farbe und Geschmack sehr deutlich.

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen:

Bei überhöhter Aufnahme von mehrfach ungesättigten Fettsäuren (z.B. durch Öl, Nahrungsergänzungsmittel, angereicherte Fertigprodukte) bilden sich vermehrt potenziell schädliche Oxidationsprodukte. Eine natürliche Ernährung mit viel frischem Gemüse und frischen Früchten liefert Antioxidantien, welche die Oxidationsprodukte im Körper unschädlich machen. Dabei spielt Vitamin E bei der Neutralisation von Lipidperoxidradikalen eine besondere Rolle.9,12

In züchterisch nicht bearbeiteten Rapssorten macht die gesundheitsschädliche Erucasäure (Fettsäure) mehr als die Hälfte der Gesamtfettsäuren aus. Erucasäure verursacht Organschäden und Herzprobleme bei Menschen und Säugetieren. Die heute als Speiseöle verwendeten Rapsöle enthalten kaum noch Erucasäure.7,13 Gemäss Angaben der EFSA (European Food Safety Authority) liegt die durchschnittliche Verbraucherexposition für alle Altersgruppen im Bereich zwischen 0,3 und 4,4 mg/kg pro Tag. Die ernährungsbedingte Erucasäure-Exposition ist hauptsächlich auf Gebäck, Kuchen und Kekse bzw. bei Säuglingen auf Säuglingsanfangsnahrung zurückzuführen.14

Erhitzt man Rapsöl, kommt es neben dem Abbau von Fettsäuren zu Veränderungen innerhalb der Fettsäuren. Ab einer Temperatur von etwa 140-150 °C entstehen aus ungesättigten Fettsäuren potenziell gesundheitsschädliche Transfettsäuren (TFS). Dabei begünstigen höhere Gehalte an mehrfach ungesättigten Fettsäuren die Bildung von TFS. Bei der durchschnittlichen Verwendung in der Küche kommt es bei kaltgepressten bzw. raffinierten Ölen zu einem Anstieg der Transfettsäuren von 0,02 % bzw. 1,5 % auf maximal 2 % (gemessen bei einer experimentellen Frittierdauer von 54 Stunden). Bei der Raffination von Ölen entstandene TFS machen durchschnittlich 1 % der Gesamtfettsäuren aus. Nach heutigem Kenntnisstand sind diese niedrigen Gehalte an Transfettsäuren durch Raffination bzw. küchenübliche Temperaturen nicht relevant.1

Vorkommen - Herkunft:

Laut Wikipedia liegt das Genzentrum von Raps im östlichen Mittelmeerraum. Seit Jahrhunderten kultiviert man die den Römern bekannte Pflanze zur Gewinnung von Öl.2 Rapsöl aus alten Sorten wies früher jedoch einen hohen Anteil an Bitterstoffen (Glucosinolaten, Senfölglykosiden) auf. Ebenso enthielt es ernährungsphysiologisch bedenkliche Säuren wie Erucasäure, Gondosäure, Gadoleinsäure und Nervonsäure. Deswegen verwendete man Rapsöl anfangs hauptsächlich als Lampenöl, Schmiermittel sowie zur Seifenherstellung und kaum als Speiseöl.7

Ende der 1960er Jahre gelang in Kanada die Züchtung von Rapssorten mit geringen Anteilen an Erucasäure und Bitterstoffen aus dem Ölrübsen (Brassica rapa ssp. oleifera), einem nahen Verwandten von Raps (Brassica napus). In den 1970er Jahren entwickelte man den 0-Raps im Unterschied zu normalem Raps - und in den 1980er Jahren den 00-Raps, den man aus Vermarktungsgründen in Nordamerika auch Canola nannte (Canadian oil, low acid; heute oft gentechnisch verändert).7

Heute gehören die modernen Rapssorten weltweit zu den wichtigsten Ölpflanzen. Die Züchtungen weisen je nach Verwendungszweck unterschiedliche Fettsäurezusammensetzungen auf. So hat man z.B. zur Produktion der Erucasäure als industriellen Rohstoff den Plusnull-Raps (+0-Raps) oder HEAR (High Erucic Acid Rapeseed) gezüchtet, bei dem es sich um eine erucasäurereiche, aber glucosinolatarme Sorte handelt.7

Anbau - Ernte - Verarbeitung:

In Europa baut man fast ausschliesslich 00-Rapssorten als Winterraps und nur noch unbedeutende Mengen (372.000 Hektar im Jahr 2007) als Sommerraps an. Auch in Deutschland bestellt man heute beinahe die gesamte Anbaufläche mit 00-Raps. Zwischen 1986 und 2009 stieg die Anbaufläche in Deutschland von etwa 400‘000 ha auf 1,47 Mio. ha an (ca. 12 % der Anbaufläche). 2009 erzielte man in Deutschland eine Gesamternte von 6,21 Mio. t.7,13

2008/09 betrug die weltweite Raps-Ernte ca. 54,1 Mio. t, rund viermal mehr als Anfang der 1980-er Jahre (12,7 Mio. t).13

Anbauflächen von +0-Raps oder HEAR (High Erucic Acid Rapeseed) zur industriellen Nutzung der Erucasäure sind mit Ausfallraps verunreinigt. Hier darf man keinen 00-Raps mehr für die menschliche Ernährung anbauen.7

Neben Palmöl und Sojaöl gehört Rapsöl mit ca. 29 Mio. t (2014) weltweit zu den drei meistproduzierten Pflanzenölen.1 2014 betrug die weltweite Rapsöl-Produktion laut Zahlen der FAO (Food and Agriculture Organization) 25,9 Mio. t. Den Anteil der Rapsölproduktion an der gesamten Pflanzenölproduktion für das Wirtschaftsjahr 2008/09 schätzt man auf 14,5 %.7

Tierschutz - Artenschutz - Tierwohl:

Raps gilt als wichtigste Trachtpflanze unter den landwirtschaftlich angebauten Nutzpflanzen. Die Kulturpflanze blüht im Mai, weshalb sie als Frühjahrstracht für Bienen und Insekten gilt. Als Tracht bezeichnet man die Nahrung, welche die Bienen eintragen, also Nektar, Pollen und Honigtau. Nektarwert und Pollenwert von Raps sind sehr hoch (Skala: kein, gering, mittel, hoch, sehr hoch).15 Jede einzelne der leuchtend gelben, vierzähligen Blüten produziert in 24 h Nektar mit einem Zuckergehalt von 0,4 bis 2,1 mg.13 Leider sterben auch Rehe, wenn sie ihre Sprünge (Rudel) verloren und noch nicht gelernt haben, auf Rapspflanzen in grösseren Mengen zu verzichten.

Allgemeine Informationen:

Als Rapsöl bezeichnet man das pflanzliche Öl, das man aus den Samen der Rapspflanze (Brassica napus) oder seltener aus den Samen des Ölrübsens (Brassica rapa ssp. oleifera) gewinnt. Die beiden Ölsaaten sind nah miteinander verwandt und gehören zur Familie der Kreuzblütler bzw. Kreuzblütengewächse (Brassicaceae oder Cruciferae).7 Obwohl Raps in den 1970er- und 1980er-Jahren durch Züchtung die Giftstoffe "verloren" hat, war es in gewissen Gegenden auch davor üblich, junge Blätter als Schnittkohl zu verspeisen. Auch Stängel einiger Varietäten verwendet man in der asiatischen und afrikanischen Küche als Gemüse.22

Rapsöle der Null-Qualität (0-Raps) weisen geringfügige Mengen an Erucasäure auf. Das Öl des heute überwiegend angebauten Doppelnull-Rapses (00-Raps) besitzt reduzierte Gehalte von 0,5–1,5 %. Bei LEAR-Öl (Low Erucic Acid Rapeseed) ist mit weniger als 0,1 % fast keine Erucasäure mehr enthalten.7

Was ist Canolaöl? Canola-Öl aus Kanada (< 0,1 % Erucasäure) kann man mit dem Rapsöl aus europäischen erucasäure- und glucosinolatarmen Doppelnull-Rapssorten (00-Raps) vergleichen. Das laurische Canola-Öl stammt heutzutage von genveränderten Canola-Pflanzen (Laurical) und ist reich an einfach ungesättigter Ölsäure und mittelkettiger Laurinsäure.9

HO-Raps (High Oleic) weist einen erhöhten Ölsäureanteil auf. HOLL-Raps bzw. HOLLi-Raps (High Oleic Low Linolenic) dient zur Speiseölgewinnung. Er enthält ebenfalls einen erhöhten Anteil an einfach ungesättigter Ölsäure, bei gleichzeitig reduziertem Gehalt an Omega-3-Fettsäuren. Dadurch sind die Haltbarkeit und die Hitzestabilität des Öls erhöht.7

Plusnull-Raps (+0-Raps) enthält einen Anteil von 55 % an Erucasäure. Diese Sorten bezeichnet man als HEAR-Raps (High Eruic Acid Rapeseed). Die gewonnene Erucasäure verwendet man industriell.7

Alternative Namen:

Alternativnamen für Rapsöl sind Rüböl, Rübsenöl, Kolzaöl, Kohlsaatöl oder Canola.7

Wichtige englische Namen lauten rape, rapeseed, oilseed rape, colza, coleseed, canola oder canola oil.

Die englische Bezeichnung Canola steht primär in Nordamerika und Australien allgemein für den heutigen Kultur-Raps. Spezifisch kann sie auch (teilweise genveränderten) Raps aus den USA, Kanada und Australien bezeichnen. Dieser ist grundsätzlich mit dem europäischen Doppelnull-Raps (00-Raps, ohne Genveränderungen) vergleichbar. Gewöhnlichen Raps bezeichnet man im Englischen als rapeseed.

Stichworte zur Verwendung:

Im Jahr 2007 verwendete man drei Viertel des in Deutschland erzeugten Rapsöls zur Herstellung von Biokraftstoffen oder zur Verwertung in der Industrie.13

Verwendung in der chemischen Industrie für technische Zwecke und stoffliche Anwendungen: Biokraftstoff, Pflanzenölkraftstoff, Biodiesel, Hydrauliköl, Getriebeöl, Sägekettenöl, Schmieröl, "Bohrmilch", Härteöl, Schwarzbrennen, Brünieren, Motoröl, Schalöl, Lacke, Farben, Lösungsmittel, Tenside, Weichmacher, Futtermittel, Pflanzenschutzmittel, Rapsasphalt, Kerzen,7 Bio-Kunststoffe, biogene Schmierstoffe.13

Verwendung in der pharmazeutischen und kosmetischen Industrie: medizinische Salben, kosmetische Formulierungen.7

Nebenprodukte, die bei der Rapsölherstellung anfallen: Rapskuchen, Rapsexpeller oder Rapsextraktionsschrot als eiweissreiches Tierfutter.

Literatur - Quellen:

Literaturverzeichnis - 22 Quellen

1.Ugb.de (Unabhängige Gesundheitsberatung). Wie werden ungesättigte Fettsäuren in Pflanzenölen beim Erhitzen verändert?
2.Srf.ch (Schweizer Radio und Fernsehen). Rapsöl – Verkanntes einheimisches Gold.
3.Ugb.de (Unabhängige Gesundheitsberatung). Welches Fett wofür?
4.Praxistipps.focus.de Native Öle: Wie gut sind Fette?
5.Bzfe.de (Bundeszentrum für Ernährung). Speisefette und Speiseöle.
6.Wikipedia Pflanzenöle.
7.Wikipedia Rapsöl.
8.Pharmawiki.ch Rapsöl.
9.Aid Infodienst (Herausgeber). Speisefette. 17. Auflage. Bonn; 2014. Druckerei Lokay e. K. Reinheim.
10.USDA (United States Department of Agriculture). Nährstofftabellen.
11.Leitzmann, Müller, Michel, Brehme, Triebel, Hahn, Laube. Ernährung in Prävention und Therapie. 3. Auflage. Stuttgart; 2009. Hippokrates Verlag.
12.Biesalski, Hans Konrad; Grimm, Peter; Nowitzki-Grimm, Susanne. Taschenatlas Ernährung. 6. Auflage. Stuttgart; 2015. Georg Thieme Verlag.
13.Wikipedia Raps.
14.Efsa.europa.eu (European Food Safety Authority). Erucasäure mögliches Gesundheitsrisiko für stark exponierte Kinder.
15.Kremer, Bruno P. Mein Garten – Ein Bienenparadies. 2. Auflage. Bern; 2018. Haupt Verlag.
16.Beispiele bei migros.ch: HOLL Rapsöl (Produkte - M-Classic HOLL-Rapsöl): Omega-6 (8 g/100ml) und Omega-3 (3 g/100ml) oder Schweizer HOLL Rapsöl (LeShop Schweizer HOLL-Rapsöl): Omega-6 (8 g/100ml) und Omega-3 (2 g/100ml) .
17.Verordnung des EDI über Speiseöl, Speisefett und daraus hergestellte Erzeugnisse vom 23. November 2005 (Stand am 1. April 2008), Art. 3a und 3b.
18.Bmel.de Leitsätze für Speisefette und Speiseöle. Neufassung vom 02.07.2020 (BAnz AT 18.08.2020 B3, GMBl 2020 S. 530).
19.

BMEL Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Amtsblatt der Europäischen Union. Durchführungsverordnung (EU) Nr. 29/2012 der Kommission vom 13. Januar 2012 mit Vermarktungsvorschriften für Olivenöl. Artikel 5 a) und b). 14.1.2012.

20.

EDI Eidgenössisches Departement des Innern. Verordnung des EDI über Lebensmittel pflanzlicher Herkunft, Pilze und Speisesalz (VLpH). Änderung vom 8. Dezember 2023. Inkrafttreten: 1. Februar 2024.

21.Schaufler D. Oilseed Fact Sheet: Oilseed Presses. Dept. of Agricultural and Biological Engineering, Penn State College of Agricultural Sciences.
22.Ondereschka K et al. Gehäufte Rehwildverluste nach Aufnahme von 00-Raps. Zeitschrift für Jagdwissenschaft. Volume 33, Number 3, 191–205.
AutorInnen:

Kommentare