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Kokosfleisch, roh (Kokosnussfleisch, bio?)

Frisches Kokosnussfleisch schmeckt roh besonders gut als Knabberei. Man kann es aber auch raspeln und zu Obstsalaten, Desserts oder herzhaften Gerichten essen.
47%
Wasser
 29
Makronährstoff Kohlenhydrate 29.26%
/06
Makronährstoff Proteine 6.4%
/64
Makronährstoff Fette 64.34%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, 0.4g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, <0.1g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 0:0

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Werte sind zu klein, um relevant zu sein.

Das rohe, schneeweisse Kokosfleisch oder Kokosnussfleisch (Kokosnuss-Fleisch) ist das Fruchtfleisch der reifen Kokosnuss (Cocos nucifera). Diese Früchte der Kokospalme sind die zweitgrössten Früchte der Welt (nach dem Kürbis) und schmecken nussähnlich, obwohl sie botanisch nicht zu den Nüssen gehören.

Verwendung in der Küche

Wie schmeckt eine frische Kokosnuss? Das rohe, frische Kokosfleisch hat eine bissfeste Konsistenz und einen intensiven Kokos-Geschmack. Reife Kokosnüsse haben im Gegensatz zu jungen Kokosnüssen einen deutlich grösseren Fruchtfleischanteil und auch einen höheren Energiegehalt. Das Kokoswasser ist bei den reifen Exemplaren in geringeren Mengen enthalten. Deren Fruchtfleisch lässt sich auch nicht mehr so einfach auslöffeln wie das junge "Coco Jelly". Man muss es mit einem scharfen Gegenstand herausbrechen oder mit einem gezackten Löffel aus der Schale kratzen, wobei Kokosraspeln entstehen. Danach kann man das Kokosnussfleisch verarbeiten.

Was ist Kopra? Am bekanntesten ist das Kokosfruchtfleisch in seiner getrockneten Form, auch Kopra genannt: vor allem zerkleinert als Kokoschips oder Kokosraspeln. So ist es auch in vielen Süsswaren und Backwaren oder als deren Dekoration zu finden. Aus der Kopra extrahiert man auch Kokosöl; ein "Abfallprodukt" aus dieser Produktion ist das Kokosmehl.

Wie Kokosfleisch verwenden? Mit frischen Kokosnussfleisch-Stückchen kann man Müeslis, Obstsalate, Eis, Smoothies, Cocktails oder andere Desserts anreichern. Gekocht in Currys oder anderen asiatischen Eintöpfen, ergeben frische Kokosnuss-Stücke einen besonders exotischen Geschmack.

Der hohe Fettgehalt von reifem Kokosnussfleisch darf nicht ungeachtet bleiben. Insbesondere der sehr hohe Anteil an gesättigten Fettsäuren in der Kokosnuss ist ungesund.

Das Öffnen einer Kokosnuss

Um eine Kokosnuss richtig zu öffnen, ist es zuerst wichtig, das enthaltene Kokoswasser abfliessen zu lassen. Dazu stellt man die Kokosnuss aufrecht hin und hält sie gut fest. An einem Keimloch setzt man einen Schlagkeil oder Schraubenzieher an und stösst diesen mithilfe eines Hammers durch die Kokosnuss-Schale. Dann kann man das Kokoswasser durch die Öffnung in eine Schale oder in ein Glas giessen. Danach schlägt man die Kokosnuss mit der keilförmigen Seite des Hammers in einer möglichst geraden Linie auf, bis sie auseinanderspringt. Nun lässt sich das Kokosnuss-Fruchtfleisch lösen und aus der Schale entfernen.

Veganes Rezept für rohes Kokosnuss-Chutney

Zutaten: 100 g frisches, zerkleinertes oder geraspeltes Kokosfleisch, 1 kleine Zwiebel, 2 TL frischer Koriander, 5 g frischer Ingwer, ½ TL Chilipulver, ½ TL Kreuzkümmel, 2 Knoblauchzehen, 1 TL Zucker, 3 EL Tomatenketchup, 6 entsteinte Datteln, 2 TL Limettensaft, ½ TL Meersalz.

Zubereitung: Alle grob zerkleinerten Zutaten inklusive Gewürze in einen Mixer geben und fein pürieren. Nachdem weiches Püree entstanden ist, den Limettensaft hinzufügen und nochmals mixen.

Hat man keine frische Kokosnuss zur Verfügung, kann man die 100 g auch durch 50 g Kokosraspeln und 50 g Kokosmilch ersetzen. Das vegane Chutney ist einige Tage im Kühlschrank haltbar.

Vegane Rezepte mit Kokosfleisch finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
.

Einkauf - Lagerung

Reife, rohe Kokosnüsse sind bei ausgewählten Supermarktketten wie Coop, Migros, Spar, Rewe, Edeka, Billa etc. erhältlich. Andere Grossverteiler wie Aldi, Lidl, Hofer, Denner oder Volg etc. haben Kokosnüsse nur manchmal im Sortiment. Online-Shops oder Bio-Supermärkte bieten frische Kokosnüsse auch in biologischer Qualität an. Man erkennt reife Kokosnüsse an der harten, braunen, faserreichen Schale (innere Steinschale, Endokarp). Sie sind eigentlich der Kern oder der Samen der Steinfrucht - ohne die äussere dicke Faserschicht mit ledriger Aussenschale (Exokarp). Von den drei Keimlöchern beginnt immer nur ein Keim zu wachsen, die anderen verhärten. Das weichere Loch dient auch bei reifen Früchten zur Gewinnung des Kokoswassers.

Der Schütteltest hilft, eine frische, reife Kokosnuss zu erkennen: Diese gluckern deutlich stärker. Je reifer die Kokosnuss, desto weniger Fruchtwasser ist enthalten. Kokosnüsse sind nicht klimakterisch, das bedeutet, sie reifen nicht nach.

Kokosnüsse haben das ganze Jahr über Saison, da die Bedingungen in den Tropen für ihr Wachstum konstant sind.12

Junge Kokosnüsse verkauft man mit grüner, ledriger Aussenschale oder mit "abgehackter" grüner Schale. Zweitere erscheinen in Beige.

Kokos kann man auch gedörrt kaufen (als Kokosraspeln oder Kokoschips).

Die Verfügbarkeit von Kokosfleisch ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.

Tipps zur Lagerung

Eine ungeöffnete reife Kokosnuss hält im Kühlschrank ca. 3 Wochen. Zu lange Lagerzeiten sind nicht zu empfehlen, da die Kokosnuss mit der Zeit austrocknet. Ist kein Kokoswasser mehr vorhanden, schmeckt auch das Kokosnuss-Fruchtfleisch nicht mehr so gut. Es bekommt eine harte, faserige Konsistenz und der Geschmack erinnert an Seife.

Hat man die Kokosnuss erfolgreich geöffnet, ist diese innerhalb von 3 Tagen zu verbrauchen. Nicht nur das enthaltene Fett bekommt sonst einen ranzigen Geschmack, sondern die hohe Feuchtigkeit macht sie auch sehr anfällig für Schimmelpilze. Deshalb empfiehlt man, das Fruchtfleisch luftdicht - z.B. in einem Plastiksack - zu verschliessen. Zudem verlieren Kokosnüsse geöffnet sehr rasch ihr besonderes Aroma.

Wie kann man Kokosnussfleisch trocknen? Um die Haltbarkeit zu erhöhen, kann man das Fruchtfleisch zerkleinern (schneiden oder raspeln) und im Tiefkühlfach Kokosnussfleisch einfrieren oder im Backofen oder Dörrapparat schonend trocknen. Getrocknetes Kokosfleisch kann man in einem luftdicht verschlossenen Behälter, trocken und kühl gelagert, für einige Wochen aufbewahren.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Wie viele Kalorien hat eine frische Kokosnuss? Das Fleisch einer reifen Kokosnuss hat ca. 354 kcal/100g. Reifes Kokosfleisch weist ca. 33 % Fett auf, davon sind 30 % gesättigte Fettsäuren. Zudem sind 15 % Kohlenhydrate, 3,3 % Eiweiss und 9 % Ballaststoffe enthalten. Der Wasseranteil beträgt beim Kokosfleisch - abhängig vom Reifegrad - ca. 45-50 %.2

Der hohe Fettanteil macht die Kokosnuss so interessant für die Ölindustrie. Man stellt daraus auch Margarine her, verarbeitet alles zu Kokosmilch, Pasten oder stellt aus der getrockneten Kopra Flocken oder Raspeln her. Das, was nach dem Pressen verbleibt, verwendet man als Viehfutter weiter.

Neben den Hauptnährstoffen enthält frisches Kokosnussfleisch (im Gegensatz zum reinen Kokosfett) noch wertvolle Elemente in nennenswerten Mengen: Das Spurenelement Mangan ist mit 1,5 mg noch in guter Menge vorhanden. Vergleichbar sind Aroniabeeren mit 1,7 mg oder Knoblauch mit 1,6 mg/100g. Es dient dem Körper beim Aufbau von Binde- und Knorpelgewebe und ist wesentlich am Kohlenhydrat-Stoffwechsel beteiligt.2

Frisches Kokosfleisch hat nahezu gleich viel Kalium wie die für Sportler empfohlene Banane (358 mg/100g). Kalium ist nicht nur für die Regulation des Wasserhaushalts zuständig, das essenzielle Mengenelement ist auch für die Aufrechterhaltung des osmotischen Drucks der Zellen sowie für einen normalen Blutdruck verantwortlich. Weisse Bohnen enthalten mit 1795 mg/100g besonders viel Kalium.2

Kokosfleisch enthält auch noch Kupfer, Selen, Eisen und Phosphor.2

Die gesamten Inhaltsstoffe von Kokosnussfleisch, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Ist Kokosnussfleisch gesund? Dass Kokosnüsse wahre Gesundheitsbomben sein sollen und deshalb als Superfood bekannt sind, liest man beinahe überall. Das sind reine Industrie-Interessen, damit wir mehr Kokosnuss essen. Doch in den Anbaugebieten sind Kokosnüsse ein Grundnahrungsmittel und sehr wichtig für die dort lebenden Menschen. Denn das Kokoswasser löscht den Durst, das Fruchtfleisch ist sehr energiereich, man kann es roh verzehren oder für spätere Verwendung hervorragend trocknen. Die Reste verwendet man in den Tropen als Tierfutter.

Aber auch in den westlichen Ländern finden Kokos-Produkte weitreichende Anwendung. Insbesondere Veganer verwenden z.B. Kokosmilch als Milch- oder Sahneersatz, das Öl zum Kochen und Backen oder für die Haut etc. Auch der Kokosblütenzucker soll gemäss interessierten Kreisen dem herkömmlichen Rübenzucker vieles voraushaben.

Der Kokosnuss-Boom ist jedoch ein grosser Fehler, denn die Zusammensetzung der Fettsäuren im Öl ist besonders ungesund: Das Kokosöl besteht zu ca. 82 % aus gesättigten Fettsäuren. Mit ca. 50 % ist da sogar Palmöl gesünder! Das Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren im Öl ist mit 85:1 deutlich über der Empfehlung von max. 5:1 (Linolsäure, LA, zu Alpha-Linolensäure, ALA). Zudem sind viele Kokosprodukte sehr stark verarbeitet und man nimmt meist viel zu viel, zum Teil versteckt, davon ein. Die Frage: Ist Kokosnuss gesund? kann man eindeutig mit einem Nein beantworten.

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Die im Kokosöl enthaltenen gesättigten Fettsäuren heben den Blutcholesterinspiegel an, was Herzerkrankungen begünstigt.3 Es gibt Studien, die zeigen sollen, dass Kokosöl den Blutcholesterinspiegel senken soll, weil es einen hohen Anteil an mittelkettigen Fettsäuren hat, wie z.B. Laurinsäure. Bei diesen Studien verwendete man aber reine Laurinsäure: So müsste man sehr viel Kokosöl zu sich nehmen, um die gewünschte Wirkung zu erreichen, was aber zu anderen Nebenwirkungen führen kann. Lesen Sie mehr dazu im Text über Kokosöl (Kokosnussöl, Kokosfett).

Beim Verzehr von Kokosfett oder Kokosöl erhöht sich das unerwünschte LDL-Cholesterin im Blut, was Herz-Kreislauf-Erkrankungen fördert. Allerdings erhöht sich dabei das gesunde HDL noch etwas mehr, was dann das Gesamt/HDL-Serumcholesterinverhältnis verbessert. Nur an diesem Verhältnis gemessen und unter Ausblendung scheint so Kokosfett gesünder, was ein Trugschluss ist. Eine Studie von 2016 hat 21 Forschungsarbeiten analysiert, darunter 8 klinische Studien und 13 Beobachtungsstudien, und kommt zum Schluss, dass ein Ersatz von Kokosnussöl durch durch ein gesünderes Öl das Risiko für Herzkreislauferkrankungen verringert.10

Auch die Anpreisung des hohen Anteils an mittelkettigen Fettsäuren (MCT) ist mit Vorsicht zu geniessen. Es ist korrekt, dass unser Körper sie leichter aus dem Magen-Darm-Trakt in den Blutkreislauf aufnehmen kann, weshalb sie vorwiegend Verwendung bei Patienten mit Verdauungs- und Resorptionsstörungen finden, die unter Energiemangel und gestörter Fettaufnahme leiden. Aber abgesehen davon überwiegen die Nachteile klar, vor allem wenn man bedenkt, dass bei genannten Krankheitsbildern oft extra angereicherte MCTs zum Einsatz kommen und nicht reines Kokosöl. Auch Experten empfehlen die Verwendung von MCT nur auf streng spezifizierte medizinische Indikationen hin.11

Eine traditionelle Trocknungsmethode der geöffneten Kokosschalen ist jene über offenem Feuer, was zur Entwicklung von PAK (Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen) und von 3-MCPD-Fettsäureestern führt. Diese stehen im Verdacht, krebserregend zu wirken.4

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Der globale durchschnittliche Wasserfussabdruck von Kokosnüssen liegt bei 2687 Liter/kg. Das ist ein sehr hoher Wasserverbrauch im Vergleich zu Gemüse (322 L/kg) und liegt über dem globalen Durchschnitt von Öl-Früchten allgemein (2364 L/kg).15 Butter kommt auf 7692 L/kg.24

ForscherInnen in Brasilien, einem wichtigen Produzenten von Kokosnüssen, untersuchten den Wasser- und CO₂-Fussabdruck 'grüner Kokosnüsse'. Der CO₂-Fussabdruck variierte zwischen 0,116 kg CO2eq/kg und 0,363 kg CO2eq/kg (6 konventionelle Farmen und eine biologische Farm).16 Zum Vergleich: die Avocado (gekauft in Deutschland) kommt auf einen durchschnittlichen CO₂-Fussabdruck von 0,6 kg CO2eq/kg. Frische Pfirsiche kommen auf 0,2; Bio-Butter auf ansehnliche 11,5 kg CO₂eq/kg.17

Die Werte der Kokosnuss können stark variieren; je nach den spezifischen Anbaubedingungen, der geografischen Lage der Plantagen und den Produktionsmethoden. Kokosnüsse, produziert in Malaysia, verursachen von der "Wiege" bis zum "Farmtor" 1,13 kg CO2eq/kg.21 Je nachdem, wie weit und mit welchem Transportmittel die Kokosnuss reisen muss, um zum Konsumenten zu kommen, erhöht sich der CO₂-Fussabdruck. Zum Beispiel: Eine Ananas in Deutschland gekauft kommt importiert per Schiff auf 0,6 kg CO₂eq/kg; während eine Ananas per Flugzeug angereist auf 15,1 kg CO₂eq/kg kommt.17

Wie schlecht Palmöl für die Umwelt sein kann, haben wahrscheinlich viele von Ihnen schon einmal gehört. Aber dass man Kokosnüsse häufig genau wie Ölpalmen in Plantagen auf ehemaligem Regenwald anbaut, ist medial kaum präsent.18 Im Vergleich zur Ölpalme könnte man glauben, die Kokosnuss sei eine ökologisch gute Alternative. Leider steht auch der Anbau von Kokosnüssen, den gleichen Problematiken gegenüber: Regenwaldrodung und Biodiversitätsverlust. Die hohe Nachfrage nach Kokosprodukten fördert noch dazu Monokulturen.19

Schon 1996 warnte man: Neben dem Verbrennen von fossilen Treibstoffen, stellt die Abholzung des Regenwalds einen Hauptfaktor für die Erhöhung des CO₂-Gehalts in der Atmosphäre dar.20

Die Landnutzungsänderung (z.B. Regenwald zu Plantage) und Anbaupraktiken (biologisch vs. konventionell) sind zentrale Themen, wenn es darum geht den ökologischen Fussabdruck der Kokosnüsse zu verringern. Auch soziale Aspekte und Tierwohl sind von grosser Bedeutung (mehr dazu unter Kokosöl und Kokoswasser).

Viele Kokosnuss-Bäuerinnen und Bauern leben unter der Armutsgrenzen. Gleichzeitig rodet man Regenwälder für den Anbau, was zu einem Biodiversitätsverlust führt. Zertifikate versichern soziale und ökologische Standards, die der Welt zugutekommen.22 Es gibt mehrere Zertifizierungsoptionen für Kokosnuss-Bäuerinnen und -Bauern. Zusammengefasst nennt man diese 'freiwillige Nachhaltigkeitsstandards'. Das sind Standards zur Erfüllung bestimmter Nachhaltigkeitsziele wie Menschenrechte, Einkommensgleichheit, Gesundheit und Sicherheit, Umweltschutz usw. (z.B. Bio, Fair Trade oder Rainforest Alliance).23

Potenziell bietet die Kokosnuss auch viele Möglichkeiten zur Verbesserung der Umwelt, indem sie die Kohlenstoffbindung erhöht und die Kohlenstoffemissionen reduziert. Die Kokosnusspalme hat eine gute Kohlenstoffspeicherung, da sie eine mehrjährige Pflanze ist, von welcher man alle Teile verwenden kann: Kokosnussstämme, -blätter und -früchte.23

Tierschutz - Artenschutz

Der Kokos-Hype ist nicht nur wegen der gesundheitlichen Aspekte, sondern auch im Hinblick auf die Nachhaltigkeit äusserst kritisch zu betrachten: Die für den Anbau von Kokospalmen benötigte Fläche ist mit Landraub, Waldrodungen und der Vernichtung der lokalen Biodiversität verbunden. Um die grosse Nachfrage zu stillen, pflanzt man kaum Mischkulturen, sondern bevorzugt Monokulturen. Es kommt hinzu, dass Kokospalmen deutlich langsamer wachsen und um ca. 1/3 weniger Ertrag (pro ha) liefern als z.B. Ölpalmen (für Palmöl), weshalb man auch mehr Fläche benötigt. Um Kokosnüsse in die gesamte Welt zu verteilen, nimmt man Transportwege mit einem immensen CO₂-Ausstoss in Kauf. Nicht zu vergessen sind die sozialen Bedingungen, die der Konsum dieses sogenannten "Superfoods" mit sich bringt. Häufig bewirtschaften Kleinbauern die Kokosplantagen für den westlichen Markt, den Preis diktieren aber grosse Handelskonzerne. Die Landwirte können von dieser Entlohnung kaum leben. Bewirtschaften Tagelöhner firmeneigene Plantagen, sind die dortigen Bedingungen meist menschenunwürdig.8

Je höher die Palmen (bis zu 25 m), umso schwieriger ist die Ernte, welche mit Messern an meterlangen Stielen oder durch Hochklettern erfolgt. Teilweise dressiert man gefangene Affen (Makaken) für die Ernte, was jahrelange Gefangenschaft und Qual bedeutet. Den Einsatz von Affen als Erntearbeiter kann man bis in das Jahr 2500 v.Chr. zurückverfolgen. Ein trainierter Affe erntet 1600 Kokosnüsse am Tag, während ein Mensch gerade mal 80 schafft.11,13

Weltweites Vorkommen - Anbau

Das tropische Palmengewächs, die Cocos nucifera, nutzt der Mensch seit mindestens 3000 Jahren. Ihr Ursprung liegt vermutlich in Polynesien (pazifische Inselregion).5 Im gesamten Tropengürtel Asiens, Afrikas und Südamerikas kultiviert man Kokospalmen. Die Indonesischen und Philippinischen Inseln enthalten die grössten Anbauflächen.6 1786 gab es auf den Philippinen eine Zwangsverordnung der Spanier, die jede Familie verpflichtete, 200 Quadratfuss (ca. 18,6 m2) Land mit Kokospalmen zu bepflanzen.5

Anbau - Ernte

Für Kokospalmen sind frische, lockere, nährstoffreiche und tiefgründige Böden ideal. Am besten gedeihen sie auf sandigen Lehmböden an Küsten und Flussmündungen. Kokospalmen sind sehr kälteempfindlich. Gelegentlich wachsen sie auch in 1600 m Meereshöhe (im afrikanischen Inland am Kiwu-See oder im östlichen Peru).14 Sie gedeihen aber am besten bei Temperaturen zwischen 27° und 30° C, und obwohl sie Salzwasser vertragen, benötigen sie frisches Grundwasser und eine feuchte Umgebung.1

Erst ab dem 7. Standjahr beginnen hochstämmige Kokospalmen zu tragen. Ab dem 15. Jahr liefern Kokospalmen den vollen Ertrag (ca. 0,7 t/ha). Nach 60 Standjahren sinkt der Ertrag und man sollte die Palmen nach 80 Jahren auf jeden Fall ersetzen.5 Wind und Insekten bestäuben die weiblichen Blüten, die das ganze Jahr über Früchte in unterschiedlichen Reifestadien bilden. Die Früchte gehören eigentlich nicht zu den Nüssen, sondern zu den Steinfrüchten. Bei idealen Standortbedingungen können Kokospalmen zwischen 15 und 60 Jahre lang einen maximalen Ertrag bringen. Von einer Palme erntet man ca. 30-40 reife Kokosnüsse pro Jahr, es gibt aber auch Sorten mit Höchsterträgen von zwischen 70 und 150 Früchten jährlich.1

Grüne, junge Kokosnüsse erntet man nach ca. 6 Monaten; reife, braune Früchte nach 12 Monaten.

Je höher die Palmen (bis zu 25 m), umso schwieriger ist die Ernte, welche mit Messern an meterlangen Stielen oder durch Hochklettern erfolgt. Teilweise dressiert man gefangene Affen (Makaken) für die Ernte, was jahrelange Gefangenschaft und Qual bedeutet. Der Einsatz von Affen als Erntearbeiter kann man bis in das 2500 v.Chr. zurückverfolgen. Ein trainierter Affe erntet 1600 Kokosnüsse am Tag, während ein Mensch gerade mal 80 schafft.11,13

Zwerg-Kokospalmen haben einen anderen Wachstumsrhythmus und tragen schon ab dem 3. oder 4. Standjahr die ersten Früchte. Diese Kurzstamm-Kokospalmen ("Dwarf-Mutanten", "Malayan Dwarf")7 sind genetisch resistent gegen die "lethal yellow disease", "lethal yellowing" oder "das tödliche Vergilben", eine für Palmen gefährliche Phytoplasma-Krankheit (Mykoplasmose),7 die spezielle Zikaden übertragen.5

Weiterführende Informationen

Die Kokospalme (Cocos nucifera) ist ein tropisches Palmengewächs und die einzige Art der Gattung Cocos. Es gibt aber viele verschiedene Sorten. Zwei wichtige übergeordnete Sorten sind 'dwarf' und 'tall' Kokospalmen–kleine und grosse Kokospalmen.1

Die Kokosnuss ist für das Leben sehr vieler Menschen extrem wichtig. Weltweit erntet man etwa 17 Milliarden Kokosnüsse. Mehr als 80 Millionen Menschen verdienen ihren Lebensunterhalt mit dem Anbau und der Verarbeitung von Kokosnüssen. Alleine auf den Philippinen verdienen ca. 25 Millionen Menschen ihren Lebensunterhalt mit Kokosnüssen. Auf Sri Lanka gibt seit 1976 sogar einen eigenen Minister für Kokosnüsse.1

Alternative Namen

Auf Englisch heissen die Frucht, der Baum oder der Samen coconut oder cocoanut. Bezieht man sich auf die Palme, spricht man vom coconut tree.

Sonstige Anwendungen

Neben der Verwendung der Frucht dient auch die gesamte Pflanze den Bewohnern als hervorragende Rohstoffquelle. Das Holz verwendet man vor allem in Indien und Sri Lanka als Baumaterial für Hütten, die Blätter als Dachbedeckung, die Kokosfasern (Coir) unreifer Früchte kann man zu Garnen verspinnen9, Fasern reifer Früchte nutzt man als Wärmedämmung, Füllmaterial und für die Herstellung von Körben, Matten und Seilen. Die trockenen Kokosnussschalen dienen als Brennmaterial.

Literaturverzeichnis - 24 Quellen

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Newman M, Kirker CL. Coconut: a global history. Reaktion Books; 2022. 173 S.

2.USDA United States Department of Agriculture.
3.Zong G, Li Y et al. Intake of individual saturated fatty acids and risk of coronary heart disease in US men and women: two prospective longitudinal cohort studies. BMJ. 2016; 355.
4.Pini U. Das Bio-Food Handbuch. Ullmann: Hamburg, Potsdam. 2014.
5.Brücher H. Tropische Nutzpflanzen. Ursprung, Evolution und Domestikation. Springer: Berlin, Heidelberg, New York. 1977.
6.FAO Food and Agriculture Organization of the United Nations.
7.Rehm S, Espig G. Die Kulturpflanzen der Tropen und Subtropen. Anbau, wirtschaftliche Bedeutung, Verwertung. Eugen Ulmer: Stuttgart. 1976.
8.Utopia.de Kokosnuss.
9.Carus M, Gahle C, Pendarovski C et al. Studie zur Markt- und Konkurrenzsituation bei Naturfasern und Naturfaser-Werkstoffen (Deutschland und EU). Gülzower Fachgespräche. Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe. 2008.
10.Eyres L, Eyres MF, Chisholm A, Brown RC. Coconut oil consumption and cardiovascular risk factors in humans. Nutr Rev. April 2016;74(4):267–80.
11.Łoś-Rycharska E, Kieraszewicz Z, Czerwionka-Szaflarska M. Medium chain triglycerides (Mct) formulas in paediatric and allergological practice. Prz Gastroenterol. 2016;11(4) :226–31.
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Fobar R. Monkeys still forced to pick coconuts in Thailand despite controversy. National Geographics.2021.

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Brücher H. Tropische Nutzpflanzen. Ursprung, Evolution und Domestikation. Berlin. Springer Verlag. 1977.

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Sampaio APC, Silva AKP, de Amorim JRA, Santiago AD, de Miranda FR, Barros VS, u. a. Reducing the carbon and water footprints of Brazilian green coconut. Int J Life Cycle Assess. April 2021;26(4):707–23.

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Reinhardt G, Gärtner S, Wagner T. Ökologische Fussabdrücke von Lebensmitteln und Gerichten in Deutschland. Institut für Energie - und Umweltforschung Heidelberg. 2020

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Koh LP, Wilcove DS. Oil palm: disinformation enables deforestation. Trends in Ecology & Evolution. Februar 2009;24(2):67–8.

19.

Die Umweltberatung Wien. Kokosöl - Fluch oder Segen der Karibik.

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Melillo JM, Houghton RA, Kicklighter DW, McGuire AD. Tropical Deforestation and the global carbon budget. Annu. Rev. Energy Environ. 1996; 21:293-310.

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Ramin M. Wer hat der Kokosnuss vertraut? Die Zeit. 6.Juni 2022.

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