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Kañiwa (Cañihua), roh?, bio?

Kañiwa (Cañihua) ist ein glutenfreies Pseudogetreide. Die kleinen Samen sind roh reich an Proteinen, Ballaststoffen, Eisen und sek. Pflanzenstoffen. Bio?
Die von uns zusammengetragenen Informationen zu der Zutat sind nahezu vollständig und zeigen die Details.
 74
Makronährstoff Kohlenhydrate 73.54%
/16
Makronährstoff Proteine 16.44%
/10
Makronährstoff Fette 10.02%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, 5g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, 0.4g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 12:1

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Hier essenzielle Linolsäure (LA) 5.03 g zu essenzieller Alpha-Linolensäure (ALA) 0.43 g = 12:1.
Verhältnis Total Omega-6- = 5.03 g zu Omega-3-Fettsäuren Total = 0.43 g = 12:1.
Im Durchschnitt benötigen wir pro Tag je ca. 2 g LA und ALA, aus denen ein gesunder Körper auch EPA und DHA etc. herstellt.

Die Samen von Kañiwa bzw. Cañihua (Chenopodium pallidicaule) enthalten kein Gluten, weshalb man sie zu den Pseudocerealien zählt. Rohe Körner haben einen hohen Protein- und Nährstoffgehalt und sind auch bio erhältlich.

Verwendung in der Küche

Was ist Kañiwa (Cañihua)? Die sehr kleinen, bräunlichen Samen tragen aufgrund ihrer Verwandtschaft mit Quinoa den Übernamen 'Baby-Quinoa'. Kañiwa ist nährstoffreich und glutenfrei - und erfreut sich deshalb wachsender Popularität.

Ob als Beilage, in herzhaften Hauptgerichten oder in süssen Leckereien: Die Verwendung der nussig-schokoladig schmeckenden Körner eröffnet eine Fülle von Möglichkeiten für kreative KöchInnen, die auf der Suche nach neuen und gesunden Zutaten sind.

Kañiwa bietet viele süsse Verwendungsmöglichkeiten. In Müsliriegeln kann das Pseudogetreide Quinoa ersetzen, in Desserts wie Pfannkuchen oder Puddings bringt es eine interessante Textur und einen unverwechselbaren, leicht schokoartigen Geschmack mit sich. Zusammen mit Früchten (z.B. Erdbeeren) und verschiedenen Nüssen (z.B. Macadamia-Nüssen oder Walnüssen) entstehen süsse Köstlichkeiten mit einem gesunden Twist. Als Mehl lässt sich Kañiwa auch in Kuchen oder anderen Süssspeisen verarbeiten oder ersetzt einen Teil des oft genutzten Weizenmehls.

Gekochte Kañiwa-Samen bereichern Salate als nahrhafte Ergänzung. Kombiniert mit gemischtem Blattgemüse (wie Rucola, Feldsalat und Babyspinat), frischen Kräutern (z.B. Thymian, Petersilie oder Minze) und einem ölfreien Salatdressing oder einer Salatsauce aus Zitronensaft und Rapsöl zaubern Sie einen gesunden und schmackhaften Körnersalat.

Kann man Kañiwa (Cañihua) roh essen? Im Gegensatz zu roher Quinoa enthält Kañiwa weniger bittere Saponine.2 Möchte man Kañiwa roh geniessen, bietet sich die Verwendung im Müesli an (Erb-Müesli oder Erb-Müesli plus Haferflocken, im Original mit Quinoa). Ansonsten lässt man die Samen am besten keimen. Gekeimte Kañiwa-Sprossen sind besonders nahrhaft und schmecken z.B. im Sprossensalat oder als Topping auf verschiedenen kalten und warmen Gerichten.

In den Anden, der Heimat von Kañiwa, isst man das Pseudogetreide traditionell nicht roh. Geröstet und gemahlen verwendet man es als feines Mehl, Kañiwako genannt. Das nussige Mehl mischt man mit Milch, Brühe oder Wasser zu einem Brei; es stellt das traditionelle Frühstück der ländlichen Bevölkerung dar. Auch in Getränken, verarbeitet zu kleinen Keksen (Quispiño) oder in Brot, Nudeln und süssen Speisen konsumiert man Kañiwako.1,2 Auf langen Reisen haben Einheimische das Kañiwa-Mehl dank seines hohen Kalorien- und Proteingehalts gerne als Proviant im Gepäck.2,3

Eigene Zubereitung

Will man Kañiwa als Beilage oder Grundlage für verschiedene Rezepte nutzen, so kocht man die Körner in Wasser oder Gemüsebrühe. Die Zubereitung ist unkompliziert und gleicht jener seiner nahen Verwandten, der Quinoa. In einem Topf bringt man die Samen mit der doppelten Menge Brühe oder Wasser zum Kochen. Unter gelegentlichem Rühren lässt man Kañiwa anschliessend 15-20 Minuten köcheln. Danach ruhen die Körner zehn Minuten im geschlossenen Topf, um die restliche Flüssigkeit aufzunehmen. Mit einer Gabel aufgelockert, eignet sich Kañiwa perfekt als Beilage, z.B. zu Gemüse wie Paprika, Zucchini oder Auberginen.

Veganes Rezept für Schoko-Pudding mit Kañiwa

Zutaten (für 4 Personen): 100 g Kañiwa (roh), 500 ml Haselnussmilch (bio), 4 EL Kakaopulver, 150 g Medjool-Datteln (bio), ½ TL Vanillepulver, 100 g Himbeeren, 100 g Heidelbeeren, 2 EL gehackte Walnüsse, 2 EL Hanfsamen.

Zubereitung: Kañiwa fein mahlen (z.B. in einer Kaffeemühle oder einem Mixer) und in einer Schüssel mit Kakaopulver und Vanillepulver mischen. Die Haselnussmilch, bis auf 50 ml, in einem Topf erwärmen und das Kañiwa-Mehl nach und nach mit einem Schneebesen unterrühren, bis der Pudding einzudicken beginnt. Dann vom Herd nehmen und etwas abkühlen lassen. Die entkernten Medjool-Datteln in einem Mixer mit der restlichen Haselnussmilch pürieren. Die Kañiwa-Mischung in den Mixer zu den Datteln geben und cremig mixen. Gegebenenfalls noch etwas Wasser oder Haselnussmilch hinzufügen. Den fertigen Pudding in Gläsern anrichten und weiter abkühlen lassen. Vor dem Geniessen mit frischen Himbeeren, Heidelbeeren, Walnüssen und Hanfsamen garnieren.

Vegane Rezepte mit Kañiwa finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
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Einkauf - Lagerung

Man findet ganze Kañiwa-Samen kaum in Supermärkten wie Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Hofer, Billa oder Bio-Supermärkten (Denn's Biomarkt und Alnatura). Gelegentlich bietet der Einzelhandel Cañihua in Flocken an. Möchte man Kañiwa-Samen probieren, so kann man sie in Online-Shops und vereinzelt in gut sortierten Reformläden kaufen.

Lassen Sie sich von den vielfältigen Schreibweisen für Kañiwa im Handel nicht verwirren (siehe weiter unten im Kap. Alternative Namen). Auch die Begriffe 'geschält' und 'ungeschält' kann man verschieden auslegen. Unseren Informationen zufolge sind handelsübliche 'ungeschälte' Samen von Perikarp (Fruchtwand) und Blütenrückständen (Blütenkelchen) gereinigt: Dies geschieht traditionell durch Dreschen, Sortieren, Auswaschen mit Wasser, Trocknen und Sieben. Jedoch sind sie nicht weiter geschält.23,27,28

Kañiwa ist ganzjährig erhältlich, da man die Samen getrocknet aus Südamerika importiert und sie lange haltbar sind. Übliche Trocknungstemperaturen für ganze Samen liegen bei einigen Anbietern um 110 °C herum, weshalb dann nicht mehr von Rohkost auszugehen ist.

Die Verfügbarkeit von Kañiwa (roh) ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.

Tipps zur Lagerung

Kañiwa-Samen (Cañihua) sollte man kühl, trocken und lichtgeschützt in einem dicht verschlossenen Gefäss aufbewahren. So gelagert bleibt das Pseudogetreide ein bis zwei Jahre haltbar.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Kañiwa enthält (ungeschält und roh) etwa 417 kcal pro 100 g, mit einem Anteil von 71 % an Kohlenhydraten (davon 7,2 % Ballaststoffe) und 9,7 % an Fett. Die Samen weisen einen hohen Proteingehalt von ca. 16 g/100g auf.23 Schwankungen je nach Sorte, Herkunft und Wachstumsmuster sind ein bekanntes Phänomen.3,23

Die in Kañiwa vorhandenen Proteine sind aufgrund ihrer Hochwertigkeit von Bedeutung: Die braunen Samen liefern alle essenziellen Aminosäuren, die in der Zusammensetzung dem Casein (Milcheiweiss) ähneln.16 Studien zufolge ist Kañiwa reich an Lysin, einer Aminosäure, die in den meisten Getreidesorten nicht oder nur in unzureichenden Mengen vorkommt, was deren Aminosäurespektrum unvollständig macht.4,5

Neben den Makronährstoffen enthält Kañiwa wichtige Mikronährstoffe. Hervorzuheben ist der Gehalt an Mangan. Mit 5,3 mg pro 100 g deckt Kañiwa 264 % des täglichen Bedarfs ab.23 Ähnliche Werte finden sich beim Hafer (4,9 mg/100g). Weitaus mehr Mangan enthält Teff (Zwerghirse) mit 9,2 mg/100g.22

Der Eisengehalt beträgt 13 mg/100g.23 Diese Menge stellt 96 % des täglichen Bedarfs an Eisen dar. Vergleichbar ist dieser Wert mit dem Eisengehalt von Morcheln, der bei 12 mg pro 100 g liegt. Etwas mehr Eisen enthalten Bockshornkleeblätter (18 mg/100g), von denen man aber nicht viel zu sich nimmt.22

Ein wichtiges Vitamin ist Folat. In Kañiwa-Samen befinden sich 148 µg Folat pro 100 g, was 74 % des Tagesbedarfs entspricht.23 Ähnlich viel Folat steckt in Endivien, die man roh als Salat essen kann. Einen etwas höheren Folatgehalt hat Quinoa mit 184 µg/100g.22

Kañiwa ist auch eine gute Quelle für Magnesium. Mit 262 mg pro 100 g decken die Samen 70 % des Tagesbedarfs ab.23 Man kann diesen Wert mit dem von Mandeln vergleichen (270 mg/100g). Leinsamen weisen mit einem Magnesiumgehalt von 392 mg pro 100 g einen weit höheren Wert auf.22

Geschälte Samen sind laut der zitierten Untersuchung von 2023 vor allem ärmer an Makromineralien (z.B. Magnesium: 202 mg), die sich mehrheitlich in den Randschichten befinden, sowie an Eisen (9,6 mg) und Mangan (3,9 mg/100g).23

Die gesamten Inhaltsstoffe von Kañiwa, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Chenopodium pallidicaule (Cañihua) gilt aufgrund der hohen ernährungsphysiologischen Qualität und des signifikanten Werts an Makro- und Mikronähstoffen als gesundheitsförderndes Nahrungsmittel (siehe vorheriges Kapitel).10,11 In der Vergangenheit ersetzte Kañiwa in den Anden daher tierische Proteinquellen. In einigen Regionen Perus und Boliviens ist Kañiwa, zusammen mit Quinoa, auch heute noch die wichtigste Quelle für Eiweiss.7 Trotzdem sollte man solche Lebensmittel nicht mit dem gehaltlosen Wort Superfood betiteln, sondern konkret auf die Vorteile eingehen.

Kañiwa fehlt die in Weizen, Gerste, Roggen und Hafer vorhandene Proteingruppe der Prolamine, die der Auslöser für Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) sind. So zählt man Kañiwa zu den sog. Pseudogetreiden; Menschen, die an Glutenunverträglichkeit leiden, können Kañiwa problemlos verzehren.6

Die positiven Wirkungen der Verzehrs von Kañiwa wies man in einer Tier-Laborstudie an Ratten nach. Über zwölf Wochen verabreichte man einer Gruppe von Tieren, die an Eisenmangel litten, Kañiwa-Mehl in Kombination mit Vitamin C, während Kontrollgruppen andere Nahrungsmittel erhielten. Nach diesem Zeitraum kam es in der Kañiwa-Gruppe zu signifikant erhöhten Hämatokritwerten, was die antianämische Wirkung von Kañiwa beweist. Neben der Linderung des Eisenmangels konnte man feststellen, dass sich das Kañiwa-Mehl positiv auf Gewicht und Grösse der Tiere auswirkte.10 Zu einem ähnlichen Ergebnis kam eine Studie an Frauen mit Anämierisiko in Peru. Sie stellten nach einer siebenwöchigen Verabreichung von Kañiwa und Vitamin C fest, dass die Hämoglobin- und Hämatokritwerte der Frauen - im Vergleich zu einer Kontrollgruppe - deutlich gestiegen waren. Dies deutet darauf hin, dass der hohe Eisengehalt in Kañiwa den anämischen Zustand verbesserte, was zu einer spürbaren Linderung der Symptome führte.12

In einer weiteren Laborstudie gelang es durch den Einsatz von Enzymen, drei bioaktiven Peptide in Kañiwa zu isolieren. Eine Analyse dieser Peptide verdeutlichte die potenziell hohe antioxidative und blutdrucksenkende Wirkung. Die Resultate legen nahe, dass Kañiwa-Peptide sich als aussichtsreiche Grundlage für die Entwicklung von Nutrazeutika und funktionellen Lebensmitteln eignen könnten. Es sind weitere Studien erforderlich, um die Bioaktivität und Bioverfügbarkeit der identifizierten Peptide im menschlichen Körper zu bewerten.4

Sekundäre Pflanzenstoffe

Viele gesundheitliche Wirkungen von Kañiwa kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.

Kañiwa enthält folgende sekundäre Pflanzenstoffe:

  • Isoprenoide: Carotinoide: Beta-Carotin, Beta-Cryptoxanthin, Lutein, Zeaxanthin; Saponine: Oleanolsäure, Hederagenin; Terpenoide: Triterpene (Hederagenin), Zoosterole: Ecdysteroide (Makisteron A)6,8,14
  • Polyphenole: Phenolsäuren: Vanillinsäure, Ferulasäure, Gallussäure, Chlorogensäure, Kaffeesäure, p-Cumarsäure, para-Hydroxybenzoesäure; Resorcinol; Flavonoide: Flavanole (Kaempferol, Quercetin, Rutin, Isorhamnetin, Rhamnetin, Myricetin), Flavanole (Catechine)8,9,11,15

Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in Kañiwa abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.

Eine In-vitro-Studie kam zu dem Ergebnis, dass die in den beiden Chenopodium-Arten Kañiwa (Chenopodium pallidicaule) und Quinoa (Chenopodium quinoa) enthaltenen phenolischen Verbindungen in der Lage sind, kohlenhydrat-hydrolysierende Enzyme zu hemmen, die mit der Entwicklung von Typ-2-Diabetes in Verbindung stehen. Die Studienergebnisse legen nahe, dass insbesondere die Polyphenole Gallussäure, Chlorogensäure und Rutin an der hemmenden Wirkung des diabetesfördernden Enzyms α-Amylase beteiligt sind.9

Das in Kañiwa vorhandene Phenol Resorcin zeigte in Studien antitumorale, antibakterielle, antifungale und antiparasitäre Wirkung. Obwohl die Wirkmechanismen des Kañiwa-Resorcins nicht genau geklärt sind, geht man von gesundheitlichen Vorteilen aus.13

Auch in Kañiwa enthaltene Saponine besitzen positive Effekte. Obwohl zu grosse Mengen an Saponinen eine schädliche Wirkung auf den Körper haben können, wirken sie in geringen Mengen, wie etwa in Kañiwa, gesundheitsfördernd. Saponine wirken u.a. antikarzinogen, leberschützend, antioxidativ, antimikrobiell und antiparasitär. Sie können die Blutfettwerte und den Cholesterinspiegel im Blut senken, während sie den Insulinspiegel heben und den Transport von Glukose im Blut hemmen. Zudem können sie oxidativen Stress verringern. Saponine wirken auf diese Weise gegen Krankheiten wie etwa Diabetes-Typ-2, Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.2,7,14,29

Unter den Flavonolen ist Quercentin in Kañiwa am häufigsten anzutreffen. Es besitzt eine hohe antioxidative Wirkung, da es in der Lage ist, freie Radikale zu binden. Dies kann vor Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen.11,14 Eine Untersuchung von Kañiwa-Samen konnte zudem zeigen, dass ihr Flavonolgehalt fünf- bis zehnmal höher ist als jener von Beeren, die als stark antioxidative Lebensmittel gelten. Im Gegensatz dazu enthalten gängige Getreidesorten (Weizen, Roggen, Hafer, Gerste etc.) keine Flavonole.15 Eine andere Studie zeigt eine Steigerung der antioxidativen Kapazität durch eine hervorgerufene Keimung. Nach einer Keimungszeit von 72 Stunden extrahierte man eine viel höhere Menge an sekundären Pflanzenstoffen.25

Volksmedizin - Naturheilkunde

Kañiwa nutzt man auch in der traditionellen Volksmedizin. In Bolivien und Peru verwendet man pulverisierte Kañiwa-Samen, aufgelöst in einer Mischung aus Wasser und Essig, zur Behandlung von Typhus. Geröstetes Kañiwako (Kañiwa-Mehl) gilt als wirksames Mittel gegen Höhenkrankheit und Ruhr.8 Auch die Blätter kommen bei der Behandlung von Ruhr zum Einsatz, während man die Samen bei entzündeten Schleimhäuten (z.B. bei Erkältungen) und bei Harnwegsbeschwerden verwendet.8 Ferner kann man die Asche von verbrannten Stielen und Stängeln als Insektenschutzmittel nutzen.16

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Trotz umfangreichen Recherchen haben wir keine konkreten Informationen zum ökologischen Fussabdruck von Kañiwa (Chenopodium pallidicaule, Cañihua) gefunden. Ein Grund dafür könnte sein, dass die in Peru und Bolivien von Kleinbauern und -bäuerinnen produzierten Kañiwa-Samen hauptsächlich für den Eigenbedarf bestimmt sind. Anders als seine Verwandte Quinoa verkauft und exportiert man Kañiwa nur in sehr kleinen Mengen; die Produktionsfläche ist weitaus geringer. Häufig sät man Kañiwa auf Feldern aus, auf denen zuvor Quinoa oder Kartoffeln wuchsen.17 Kañiwa ist eine widerstandsfähige Pflanze, die Kälte, Trockenheit und hohem Salzgehalt im Boden standhält. Kañiwa-Pflanzen kann man zwar in von Wassermangel betroffenen Gebieten und unter widrigen Voraussetzungen anbauen, sie liefern dann aber einen geringen Ertrag von ca. 1100 kg/ha.1,17 Unter optimalen Bedingungen kann man den Ertrag auf ca. 3400 kg/ha erhöhen (gutes Dünger- und Bewässerungsmanagement).19

Der CO2-Fussabdruck von Quinoa beträgt laut CONCITO für Dänemark 3,65 kg CO2eq/kg, von Hafer 1,48 kg CO2eq/kg und von Weizen 1,06 kg CO2eq/kg; die genannten Zahlen gelten für 202418 (2021: Quinoa 2,49 kg, Hafer 0,95 kg, Weizen 0,84 kg CO2eq/kg). Der Wert von Kañiwa liegt vermutlich irgendwo dazwischen, spezifische Daten liegen uns nicht vor. Importe von Kañiwa nach Europa erhöhen den Fussabdruck durch den CO2-Ausstoss beim Transport.

Der Wasserfussabdruck liegt für Quinoa bei ca. 4512 l/kg, für 1 kg Roggen benötigt man mit 1544 l/kg deutlich weniger Wasser.26 Für Kañiwa konnten wir keine Zahlen zum Wasserverbrauch finden.

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?

Weltweites Vorkommen - Anbau

Kañiwa (Chenopodium pallidicaule) stammt aus dem Becken des Titicacasees zwischen Peru und Bolivien, wo man die Pflanze seit ca. 4000 Jahren anbaut. Die Andenregion in Peru und Bolivien ist weltweit das einzige Anbaugebiet von Kañiwa. Dort spielt das Pseudogetreide eine entscheidende Rolle für die Ernährungssicherheit der ländlichen Bevölkerung. Man kann Kañiwa als eine halbdomestizierte Nutzpflanze betrachten, worauf die morphologisch wildwüchsigen Merkmale der Pflanze hinweisen. Bei der Untersuchung archäologischer Stätten fand man Stärkereste von Kañiwa, die auf ein Alter von 3200 bis 5000 Jahren hinweisen. Die Geschichte der Domestizierung von Kañiwa ist jedoch unklar und spekulativ.17,19

Anbau - Ernte

Auf experimenteller Ebene hat man den Anbau von Kañiwa in Europa in Dänemark und Finnland getestet. Aufgrund der unterschiedlichen Tageslichtverhältnisse auf der Nordhalbkugel dauert die Fruchtansatzzeit länger als in den Anden. Dennoch konnte man bei diesen Experimenten voll ausgereifte Kañiwa-Samen produzieren.19,20

Auch im Eigenanbau im Garten lässt sich Kañiwa in Europa anpflanzen. Die Aussaat ist bei einer Bodentemperatur von 5 °C möglich, was einen frühen Anbaustart im Frühjahr erlaubt. Kañiwa gedeiht sowohl in Sandböden und sauren Böden als auch in leicht salzhaltigen Böden. Kañiwa-Pflanzen sind an die Bedingungen der Anden angepasst, daher können ausgewachsene Pflanzen Nachtfrost bis etwa -10 °C überstehen. Sie sind gegen starke Winde, schwere Regenfälle sowie Krankheiten und Schädlinge widerstandsfähig.21 Beim Anbau ist auf ein gutes Unkrautmanagement zu achten, da grössere Unkräuter in Konkurrenz zur Kulturpflanze stehen. Zudem können Unkräuter aus der Gattung Chenopodium die Ernte kontaminieren. Die Ernte ist möglich, sobald sich die Samenstände verfärben. Idealerweise erntet man vor der vollständigen Reife, um ein vorzeitiges Ausfallen der Samen zu verhindern.19 Nach dem Abschneiden hängt man die Pflanzen kopfüber in einem dicht gewebten Stoffbeutel auf und lässt sie darin nachtrocknen. Anschliessend drischt man die Samen aus. Neben den Samen kann man auch die Blätter als spinatähnliches Gemüse geniessen.21

Weiterführende Informationen

Kañiwa (Chenopodium pallidicaule) gehört zur Gattung der Gänsefussgewächse, die man zur botanischen Familie der Fuchsschwanzgewächse zählt. Neben Kañiwa sind zwei weitere südamerikanische Fuchsschwanzgewächse als sogenannte Pseudogetreidearten bekannt: Quinoa (Chenopodium quinoa) und Amarant (Amaranthus caudatus). Zu den Pseudogetreiden zählen auch Buchweizen (Fagopyrum esculentum) und die mexikanischen Chiasamen (Salvia hispanica).

Weitere glutenfreie Körner sind z.B. Mais, Reis, Hirse oder Teff (Zwerghirse).

Alternative Namen

Geläufige Namen bzw. Schreibweisen für Kañiwa sind Cañihua, Kañawa, Cañahua, Cañawa oder auch Kaniwa, Kanihua und Canihua. Wie erwähnt nennt Kañiwa gern auch Baby-Quinoa. Fälschlicherweise schreibt man oft Cahihua.

Der englische Name lautet kañiwa.

Sonstige Anwendungen

Kañiwa (Cañihua) schätzt man nicht nur für seine Samen, sondern auch für seine Asche. Beim Verbrennen von Ernterückständen der Kañiwa-Pflanze entsteht eine Asche, die bei den Konsumenten der in den Hochländern von Peru und Bolivien gehandelten Coca-Pflanze sehr gefragt ist. Die Asche mischt man mit Wasser, um eine Paste namens "Llipta" zu bilden, die man trocknet und zu kleinen Bällchen formt.16 Das in der Paste enthaltene Calcium extrahiert beim Kauen Alkaloide aus dem Coca-Blatt und verursacht so die gewünschte berauschende Wirkung, die auch gegen Höhenkrankheit hilft.1,2 Kañiwa-Samen nutzt man roh, um ein Alkoholgetränk herzustellen. Dafür lässt man die Samen keimen und mahlt sie dann zu einem Mehl, das man fermentiert.1

Es gibt auch Versuche, Kañiwa in der Kosmetikindustrie zu nutzen. Eine Studie hat gezeigt, dass aus Kañiwa extrahiertes Öl gute Eigenschaften für die Entwicklung von Hautcremes besitzt. Die mehrfach ungesättigten Fettsäuren und bioaktiven Wirkstoffe können dazu beitragen, den Hautzustand zu verbessern.24

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