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Trinkwasser, roh (bio?)

Trinkwasser: Leitungswasser oder Mineralwasser kann sehr unterschiedliche Qualität und Inhaltsstoffe aufweisen. Siehe auch Mineralwasser mit Kohlensäure.
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Wasser
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Makronährstoff Kohlenhydrate 0%
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Makronährstoff Proteine 0%
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Makronährstoff Fette 0%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, <0.1g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, <0.1g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 0:0

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Werte sind zu klein, um relevant zu sein.

Trinkwasser ist roh der beste Durstlöscher überhaupt und das wichtigste Lebensmittel in der menschlichen Ernährung. Qualität und Inhaltsstoffe von Leitungswasser können regional sehr unterschiedlich sein; bio-zertifizierbar ist es nicht.

Verwendung in der Küche

Wasser (H2O) in Form von Leitungswasser ist für den menschlichen Gebrauch geeignet und kann als Getränk oder zur Zubereitung von Speisen dienen. In der Schweiz ist die Wasserqualität sehr gut, sodass man Leitungswasser überall direkt ab Wasserhahn konsumieren kann. Je mehr Kalk (Calcium und Magnesium) das Wasser aus der Natur aufgenommen hat, desto härter ist es. Dies schmälert die Qualität des Wassers nicht, es verändert aber minim seinen Geschmack. Bei besonders hartem Wasser leidet der Geschmack und es stellt sich eine gewisse Trübung ein. In diesem Fall kann man einen Wasserfilter benutzen, um den Kalkgehalt zu reduzieren. Weicheres Wasser ist auch für viele Haushaltsgeräte weniger schädlich.1

Wasser ist ein wichtiger Grundstoff von Suppen und eignet sich zum Kochen und Dämpfen verschiedener Nahrungsmittel. Beim Kochen gehen Vitamine und Mineralstoffe ins Wasser über. Deshalb kocht man Gemüse meist in Salzwasser, damit durch die Osmose die Zellwände durchgängiger sind. Dies verkürzt die Kochzeit, sodass mehr Wirkstoffe erhalten bleiben. Hülsenfrüchte hingegen sollte man nach dem Garen salzen, da sich sonst die Garzeit verlängert. Wenn Sie nicht auf das Kochen von Gemüse verzichten möchten, können Sie die Garflüssigkeit für Suppen oder Saucen weiterverwenden, um die herausgeschwemmten Vitamine und Mineralstoffe nicht zu verlieren. Dämpfen, Blanchieren oder Dünsten sind ohne Zweifel schonendere Garmethoden als Kochen, weil dabei mehr von den (hitzeempfindlichen und wasserlöslichen) Vitaminen und Nährstoffen im Gemüse erhalten bleiben. Am besten schneiden Dämpfen und Dünsten ab - beide nährstoffschonend durch minimale Garflüssigkeit.

Da Wasser für die Aufrechterhaltung von sämtlichen Lebensvorgängen notwendig ist, sollte der Mensch auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Der tägliche Wasserbedarf ist jedoch zahlreichen Einflussfaktoren unterworfen, weshalb es keine einheitliche Empfehlung gibt. Dennoch geht die World Health Organization (WHO), ausgehend von einem 70 kg schweren erwachsenen Mann und einer 58 kg schweren erwachsenen Frau unter durchschnittlichen Bedingungen, von einem Bedarf von 2,2 l/Tag für erwachsene Frauen und 2,5 l/Tag für Männer aus. Bei körperlicher Arbeit und hohen Temperaturen steigt der Bedarf auf 4,5 l für Männer und Frauen.2 Wir nehmen ca. 20-30 % des Gesamt-Flüssigkeitsbedarfs über die Nahrung zu uns.3 Dieser Wert schwankt je nach individueller Ernährungsweise. Anhand des Wassergehalts kann man Lebensmittel in wasserreich (mehr als 50 %, z.B. Obst und Gemüse), halbfeucht (20-50 %, z.B. Brot, Marmelade, Honig) und trocken (bis zu 20 %, z.B. Nüsse, Schokolade, Getreide) einteilen.4

Wasser als Getränk (Leitungswasser oder Mineralwasser) löscht den Durst am effektivsten und ist kalorienfrei. Zur Abwechslung kann man es auf diverse Arten aromatisieren: Als Kräuter- oder Früchtetee (nur Leitungswasser verwenden; siehe am Ende dieser Sektion), mit einem Stück Zitrusfrucht-Schale, mit Ingwer, Pfefferminze oder Basilikum, Zitronenmelisse oder Früchten wie Äpfeln, Himbeeren oder Erdbeeren bekommt das Wasser einen angenehmen und erfrischenden Geschmack. Wer einen möglichst geschmackvollen Tee zubereiten möchte, nimmt am besten weiches oder gefiltertes Wasser. Die Teezubereitung mit Mineralwasser ist meist aufgrund des hohen Anteils an Salzen nicht zu empfehlen.5

Veganes Rezept für eine Gemüsesuppe

Zutaten (für 4 Personen): 750 g Kartoffeln, 500 g Karotten, 2 Stangen Lauch, 250 g Knollensellerie, 1 grosse Zwiebel, 1 Bund Petersilie, 1 l Gemüsebrühe (aus Trinkwasser), 1 EL Rapsöl (raffiniert), Salz, Pfeffer.

Zubereitung: Kartoffeln und Knollensellerie schälen und in Würfel schneiden. Karotten schälen und in Scheiben schneiden. Lauch putzen und in Ringe schneiden. Petersilie waschen und fein hacken. Zwiebel schälen und klein schneiden. In einem grossen Topf Rapsöl erhitzen und Zwiebel darin glasig dünsten. Gemüse hinzufügen und unter Rühren ca. 5 Minuten anbraten. Gemüsebrühe hinzufügen und zum Kochen bringen. Die Suppe dann auf mittlerer Hitze ca. 20 Minuten köcheln lassen, bis das Gemüse weich ist. Vegane Gemüsesuppe mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit gehackter Petersilie servieren.

Vegane Rezepte mit Trinkwasser finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
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Einkauf - Lagerung

Leitungswasser können Sie nicht über Grossverteiler wie Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Hofer, Billa oder Bio-Supermärkten wie Denn's Biomarkt und Alnatura beziehen, sondern direkt über den Wasseranschluss in Ihrem Haus oder Ihrer Wohnung. Im Vergleich zu Mineralwasser ist es deshalb sehr preiswert. Der durchschnittliche Wasserpreis in der Schweiz liegt bei 2 CHF/1000l.6 MieterInnen bezahlen ihr Trinkwasser über die Nebenkosten, EigentümerInnen bekommen eine Wasserrechnung (Trinkwasser und Abwasser) von der lokalen Wasserversorgung zugestellt.

Es gibt zwar Bio-Mineralwasser zu kaufen, dahinter steckt aber kein staatliches Bio-Siegel, sondern privatrechtliche, die bestimmte Umweltschutz- und Nachhaltigkeitsstandards fordern.

Wild zu finden

Wenn Ihnen auf einer Wanderung das Trinkwasser ausgehen sollte, beachten Sie bitte folgende Hinweise der Sendung Puls des Schweizer Radio und Fernsehens (SRF): Trinkwasser führen generell Brunnen, die im Dorf oder in der Stadt stehen. Falls sie kein Trinkwasser enthalten, müssen sie mit der Aufschrift «KEIN TRINKWASSER» gekennzeichnet sein. Steht ein Brunnen hingegen irgendwo auf einer Alp, Weide oder auf einem Privatgrundstück, muss er nicht generell Trinkwasser enthalten und auch nicht gekennzeichnet sein. Solche Brunnen sind primär für Tiere gemacht und [...] oft von Bächen gespeist. Trinkt man aus diesen oder auch direkt aus Bächen, ist dies für gesunde Menschen zwar nicht lebensbedrohlich, kann aber zu Erbrechen und Durchfall führen. Kleinkindern, Schwangeren und älteren Menschen ist deshalb vom Konsum solchen Wassers klar abzuraten.7

Tipps zur Lagerung

Am besten konsumieren Sie Trinkwasser frisch und kühl. Wenn man es offen aufbewahrt, verändert sich jedoch seine chemische Zusammensetzung. Indem es CO2 aufnimmt, produziert es eine geringe Menge an Kohlensäure, was den Geschmack leicht verändern kann. Sie können Trinkwasser offen bis zu vier Tage gekühlt und an einem dunklen Ort aufbewahren. Neben der Temperatur und dem Lichteinfall beeinflussen die Sauberkeit des Lagerortes (Absetzen von Schmutzpartikel und Bakterien aus der Luft) sowie der Aufbewahrungsbehälter (Herauslösen von Stoffen) die Qualität.8

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Wasser (H2O) ist eine anorganische Verbindung aus Wasserstoff (H) und Sauerstoff (O). Leitungswasser ist Süsswasser und hat oft einen sehr hohen Reinheitsgrad. Doch kann es je nach Breitengrad, Land und Gegend sehr unterschiedlich in Qualität und Inhaltsstoffen sein. Nach der Verordnung des Eidgenössischen Departements des Innern (EDI) muss Trinkwasser hinsichtlich seines Geruchs, Geschmacks und Aussehens unauffällig sein und darf hinsichtlich Art und Konzentration der darin enthaltenen Mikroorganismen, Parasiten sowie Kontaminanten keine Gesundheitsgefährdung darstellen.9

Typische Mineralstoffe, die sich in der Regel in moderaten Mengen im Leitungswasser befinden sind: Calcium, Magnesium, Kupfer, Zink, Eisen, Natrium, Selen, Chlor, Fluor10 sowie Kalium, Mangan und Phosphor.11

Folgende Werte stammen aus der US-amerikanischen Nährwertdatenbank USDA und dienen als Richtwert: Dort ist pro 100 g Trinkwasser Fluor mit 71 µg, Natrium mit 4 mg, Kupfer mit 0,01 und Calcium mit 3 mg angegeben.38

Trinkwasser enthält in der Regel weniger Mineralstoffe als Mineralwasser. Das muss aber nicht zwingend so sein, wie ein Test des Konsumentenmagazins «Bon à Savoir» aus dem Jahr 2014 zeigte; so wies Leitungswasser der Stadt Zürich mehr Calcium und Magnesium auf als vier, resp. fünf der 20 meistverkauften Mineralwasser innerhalb der Schweiz.12

Die gesamten Inhaltsstoffe von Trinkwasser, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Der Körper scheidet durch Urin, Stuhl, Atem und Schwitzen laufend Wasser oder Wasserdampf aus. Diesen Verlust sollten wir über die Nahrung und über Getränke kompensieren. Unter bestimmten Bedingungen wie Aktivitätsniveau (Sport oder körperlicher Arbeit), Aussentemperatur (Hitze, trockene Luft), Krankheit und Einnahme von Medikamenten erhöht sich der Flüssigkeitsbedarf. Ältere Menschen haben zudem ein geringeres Durstempfinden als in jungen Jahren. Das kann problematisch sein, wenn sie Medikamente einnehmen, die zu Flüssigkeitsverlust führen können, wie z.B. Diuretika.13 Ebenfalls führt hoher Salzkonsum zu einem erhöhten Bedarf an Flüssigkeit.

Ein wichtiger Aspekt neben dem Mineralgehalt ist auch der pH-Wert von Trinkwasser, da der Körper eine Säurebelastung im Stoffwechsel durch puffernde Mineralstoffe wie Calcium aus den Knochen kompensiert.14 Ist Leitungswasser sauer? In der Regel liegt Trinkwasser mit einem pH-Wert zwischen 7 und 8,5 im alkalischen Bereich. Liegt der Wert unter 7, kann man ihn z.B. mit Zitronensaft auf 7 pH anheben - und trinkt als Plus ein interessant riechendes und schmeckendes Wasser. Unverdaut hat Zitronensaft einen sehr tiefen pH-Wert, doch massgebend ist die Verstoffwechslung (Metabolismus)15 und schliesslich der Citratzyklus. Die organischen Säuren verstoffwechseln wir und es entsteht Energie, die wir nach der Verbrennung bzw. Verarbeitung als CO2 ausatmen.16

Die Trinkwasserverordnung eines Landes sichert den Schutz der KonsumentInnen durch die Kontrolle der definierten Grenzwerte für die Inhaltsstoffe des Wassers. Eine regelmässige Kontrolle des Trinkwassers vermeidet so gesundheitliche Schäden bei der Bevölkerung. Seit 2018 regen sich in der Schweiz jedoch vermehrt besorgte Stimmen, die in stark besiedelten oder überbauten Zonen wegen Nutzungskonflikten einen ungenügenden Schutz des Grundwassers vor Kontaminationen befürchten.17 Zudem können immer wieder Medikamente oder andere pharmakologisch wirksame Stoffe (Röntgenkontrastmittel, Sexualhormone) in den Trinkwasserkreislauf gelangen.

Sekundäre Pflanzenstoffe

Für das Nährstoffprofil von Trinkwasser sind die sekundären Pflanzenstoffe nicht relevant. Erfahren Sie mehr über Bedeutung und Einteilung dieser bioaktiven Stoffe in Lebensmitteln im Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe.

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Wer zu wenig trinkt, also dem Körper zu wenig Flüssigkeit zuführt, oder zu viel Wasser(dampf) ausscheidet, riskiert eine Dehydratation, die bis zur Exsikkose (Austrocknung des Körpers) führen kann. Umgangssprachlich spricht man auch von Dehydrierung, was in der chemischen Fachsprache allerdings den Entzug von Wasserstoff meint.18 Eine Dehydratation zeigt sich bei jeder Person unterschiedlich und hängt zudem vom Schweregrad ab. Zu den Symptomen gehören Durst, trockener Mund, Müdigkeit, Schwindelgefühl, Muskelkrämpfe, weniger Urin, dunkelgelber oder sogar hellbraun gefärbter Urin, Kopfschmerzen sowie trockene Haut oder Zunge. Leichte Dehydratation kann Probleme mit dem Blutdruck, der Herzfrequenz und der Körpertemperatur nach sich ziehen. Schwere Dehydratation kann sich durch Schwäche (Ohnmacht) oder Verwirrung zeigen. In extremen Fällen kann sie zu Nierenschäden, Hirnschäden und sogar zum Tod führen. Bei leichter Dehydratation können Sie Flüssigkeit, am besten in Form Wasser, ungesüssten Fruchtsäften und Tee trinken. Natürlich sind auch (oft gezuckerte) Sportgetränke und Limonaden beliebt. Alkoholische oder koffeinhaltige Getränke sind keine guten Durstlöscher. Bei mittelschwerer bis schwerer Dehydratation benötigen Sie möglicherweise intravenöse Flüssigkeit. Letztgenannte ist ein medizinischer Notfall und dies behandelt man am besten sofort in einem Krankenhaus mit intravenöser Flüssigkeit.19

Aber auch wer zu viel trinkt, belastet seine Nieren und lebt unter Umständen sogar gefährlich. So existieren dokumentierte Fälle akuter Wassertoxizität, die auf eine schnelle Aufnahme grosser Flüssigkeitsmengen zurückzuführen ist, die die maximale Ausscheidungsrate der Niere von etwa 0,7 bis 1 l/Stunde weit überstiegen haben.20 Ein Marathonläufer, der zudem seinen Flüssigkeitsverlust mit sehr viel Wasser kompensiert, ohne gleichzeitig Natrium in Form von Kochsalz aufzunehmen, gelangt in eine Überwässerung des Körpers mit mangelnder Natriumkonzentration im Blutserum (Verdünnungshyponatriämie). In einigen Fällen endete dies sogar tödlich.21 Man kann also nicht "auf Reserve" trinken.

Bei Magenproblemen sollte man auf kohlensäurehaltiges Mineralwasser oder Leitungswasser mit Kohlensäure verzichten. Kohlensäure ist zwar chemisch betrachtet nicht sauer, sondern neutral: Kohlensäurehaltiges Mineralwasser weist einen pH-Wert von 7 auf. Allerdings fördert Kohlensäure die Bildung von Magensaft und somit das saure Aufstossen. Deshalb sollten Menschen mit empfindlichem Magen eher stilles Wasser trinken.22 Ist Kohlensäure schädlich für Knochen? Nach heutigem Wissensstand ist Kohlensäure nicht schädlich für die Knochen. Um Kohlensäure ranken sich viele Mythen, zu denen wir im Artikel Mineralwasser (mit Kohlensäure) informieren.

In den USA kommt es immer wieder zu Verunreinigungen des Trinkwassers, z.B. mit Blei. Vielfach sind diese Kontaminationen auf Sparmassnahmen der Regierung zurückzuführen, die nötige Arbeit für Sanierung oder Unterhalt wegrationalisieren oder unzuverlässige Kontrollen durchführen.23 Besonders bei Kleinkindern hat das Schwermetall gefährliche Folgen. Da es das Nervensystem angreift, leiden Kinder mit erhöhten Bleiwerten im Blut an Konzentrationsschwierigkeiten, verzögerter Gehirnentwicklung oder teils beeinträchtigtem Gehör. Bei Erwachsenen sind das Herzkreislaufsystem sowie die Nieren belastet.24 In der Schweiz ist es seit 1904 verboten, Blei in Trinkwasserrohren zu verwenden. Dennoch bestehen viele Armaturen aus Messing und sind mit einer Legierung aus Kupfer, Zink und geringen Anteilen von Blei versehen. Der Fachverband für Wasser, Gas und Wärme (SVGW) hat in der Schweiz die Anforderungen 2007 zusätzlich verschärft und umgesetzt.8 Die Europäische Union (EU) hat ihre Trinkwasserrichtlinie ebenfalls überarbeitet, um die Sicherheit von europäischem Leitungswasser zu gewährleisten. Obwohl es in einigen Ländern der EU noch Bleileitungen gibt, hat die EU mit verschärften Schwellenwerten für gewisse Schadstoffe (u.a. Blei) reagiert.25

Generell ist das Leitungswasser in den USA stark chloriert. In einigen Ländern (v.a. in den USA, aber auch in vielen europäischen Ländern) ist die Zugabe von Chlor vorgeschrieben. Sogar in der Schweiz ist Trinkwasser teilweise chloriert, überwiegend kommt hier die Aufbereitung und Versorgung von Leitungswasser aber ohne Chlor aus.26 Kann man gechlortes Leitungswasser trinken? Eine Schädigung der Gesundheit bei chronischer Aufnahme von gechlortem Wasser ist umstritten. Die Meinungen reichen von harmlos27 bis besorgniserregend.28 In den USA gilt ein Grenzwert von 4 mg Chlor/l,29 den die EPA (Environmental Protection Agency) als gesundheitlich unbedenklich eingestuft hat. In der Schweiz sind die Grenzwerte deutlich tiefer (0,1 mg/l).9 Laut WHO liegt der Chlorgehalt bei desinfiziertem Trinkwasser unter 1 mg/l.28 Chlor ist das am häufigsten verwendete Desinfektionsmittel in der Trinkwasseraufbereitung. Daneben haben sich aber auch Ozon und Chlordioxid als alternative Behandlungsmethoden etabliert.29 Bei der Behandlung von Trinkwasser mit Chlor, Chlordioxid und Ozon können Chlorit und Chlorat (sogenannte Desinfektionsnebenprodukte) entstehen. Auch deren Höchstmengen sind gesetzlich geregelt. Für Chlorit als auch für Chlorat ist für Trinkwasser in der Schweiz und in Deutschland ein Toleranzwert von 0,2 mg/l festgelegt.9,30 In Tierstudien haben hohe Dosen der Substanzen (1000 mg/l) gesundheitsschädliche Wirkungen gezeigt.31

Nitrat ist zwar in geringen Mengen natürlicherweise im Grundwasser vorhanden, landwirtschaftliche Überdüngung (v.a. mit Gülle) oder alte Kläranlagen können aber den Nitratgehalt im Grundwasser erhöhen. Den geltenden, als unbedenklich eingestuften, Höchstwert von 40 mg/l können Wasserversorger in aller Regel gut einhalten.8

Wasserfilter für Leitungswasser sind aus gesundheitlicher Sicht in der Schweiz, in Deutschland oder Österreich nicht notwendig. Dennoch bieten verschiedene Hersteller Trinkwasserfilter an, um Nitrat, Pestizide oder Chlorkohlenwasserstoff herauszufiltern. Dies sind oft Filterpatronen mit Ionenaustauschern oder Aktivkohle. Wenn die Filterleistung erschöpft ist, sollte man die Patronen rechtzeitig austauschen. Ansonsten können die angesammelten Stoffe wieder ins Wasser übergehen. Filtergeräte sind allgemein anfällig für Keimbildung. Sinnvoll können Tischfilter zur Enthärtung von sehr kalkhaltigem Wasser sein. Vor allem bei Tee und Kaffee leidet der Geschmack, wenn das Wasser zu hart ist. Andererseits gehen durch die Entkalkung die Mineralstoffe Calcium und Magnesium verloren.32

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Aus ökologischer Sicht ist Leitungswasser zu trinken wesentlich umweltfreundlicher. Sie sparen nicht nur Kosten, indem sie keine Wasserflaschen kaufen müssen; durch das Trinken von Leitungswasser reduziert sich auch das Produzieren und Recyceln von Flaschen aus Plastik und Glas. Dies bedeutet auch weniger Treibhausgasemissionen und Abfall. Gemäss der EU-Kommission könnte sich durch den Zugang zu qualitativ besserem Wasser der Verbrauch von Flaschenwasser um 17 % senken.25

In einer 2014 veröffentlichten Studie hat man die Ökobilanz von Schweizer Trinkwasser im Vergleich mit Mineralwasser und anderen Getränken untersucht und dabei den gesamten Lebenszyklus von der Wassergewinnung, Wasseraufbereitung, Distribution, Hausinstallation bis zur Aufbereitung im Haushalt (Kühlung, Sprudlergerät) betrachtet. Vor allem die Infrastruktur wirkt sich hierbei wesentlich auf die Umweltbelastung aus. Neben dem Stromverbrauch für Pumpen, die die Wasserverteilung vornehmen, helfen in erster Linie umweltfreundliche Materialien und Aufbereitungsverfahren, die Umweltbilanz positiv zu beeinflussen. Die Haupterkenntnis: Leitungswasser führt nur zu einem Bruchteil der Umweltbelastungen, die Mineralwasser durch Abfüllung, Verpackung, Distribution, Heimtransport und Kühlung verursacht und ist in diesem Fall aus Umweltsicht, wenn immer möglich, zu bevorzugen.33

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?.

Weltweites Vorkommen - Anbau

1 von 3 Menschen auf der Welt hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Aus einem Bericht des UNICEF und der WHO geht hervor, dass 1,8 Milliarden Menschen seit dem Jahr 2000 Zugang zu einer grundlegenden Trinkwasserversorgung erhalten haben, es jedoch grosse Ungleichheiten in Bezug auf die Zugänglichkeit, Verfügbarkeit und Qualität dieser Versorgung gibt. Im Jahr 2019 hatte schätzungsweise einer von zehn Menschen (785 Millionen) immer noch keine Grundversorgung, darunter 144 Millionen, die unbehandeltes Oberflächenwasser trinken. Die Daten zeigen, dass 8 von 10 Menschen, die in ländlichen Gebieten leben, keinen Zugang zu diesen Dienstleistungen haben. Der Bericht zeigt auch, dass 2 Milliarden Menschen immer noch keine sanitäre Grundversorgung haben, von denen 7 von 10 in ländlichen Gebieten und ein Drittel in den am wenigsten entwickelten Ländern leben. Schliesslich hebt der Bericht neue Daten hervor, die zeigen, dass 3 Milliarden Menschen im Jahr 2017 zu Hause keine Möglichkeit haben, sich mit Wasser und Seife zu waschen. Er zeigt auch, dass fast drei Viertel der Bevölkerung in den am wenigsten entwickelten Ländern nicht über grundlegende Handwaschmöglichkeiten verfügten. Jedes Jahr sterben 297'000 Kinder unter fünf Jahren an Durchfallerkrankungen, die auf unzureichende Waschmassnahmen zurückzuführen sind. Schlechte sanitäre Einrichtungen und verunreinigtes Wasser stehen auch in Zusammenhang mit der Übertragung von Krankheiten wie Cholera, Dysenterie (häufige Stuhlentleerung), Hepatitis A und Typhus.34

Weiterführende Informationen

Es existieren verschiedene Arten von Wasser. So unterscheidet die Informationszentrale für deutsches Mineralwasser (IDM) zwischen Trinkwasser (Leitungswasser), natürlichem Mineralwasser, Heilwasser, Quellwassser und Tafelwasser.35

Natürliches Mineralwasser muss sich durch bestimmte Eigenschaften, was Ursprung, Zusammensetzung und Gewinnung betrifft, auszeichnen. Es kann zudem auf natürliche Weise Kohlensäure enthalten.36 Ausführende Erläuterungen finden Sie im Artikel zur Zutat Mineralwasser (mit Kohlensäure), roh (bio?).

Heilwasser muss unterirdischen und sauberen Quellen entspringen. Das Abfüllen ist amtlich anerkannt und erfolgt direkt am Quellort. Es unterliegt dem Arzneimittelgesetz und verfügt aufgrund seiner mineralischen Zusammensetzung über wissenschaftlich bestätigte vorbeugende, lindernde oder heilende Eigenschaften. Quellwasser stammt ebenfalls aus unterirdischen Wasservorkommen. Das Abfüllen muss ebenfalls am Quellort stattfinden, ist aber amtlich nicht anerkannt. In seiner Zusammensetzung muss es den Anforderungen von Trinkwasser entsprechen, unterliegt jedoch keinen so hohen Reinheitsanforderungen wie natürliches Mineralwasser. Die Herstellung von Tafelwasser erfolgt industriell. Es kann aus verschiedenen Wasserarten (Trinkwasser, Mineralwasser, Natursole, Meerwasser) bestehen und man kann wahlweise weitere Mineralstoffe oder Kohlensäure zufügen. Es gelten zwar die gleichen Reinheitsanforderungen wie beim Trinkwasser, allerdings keine gesetzlichen Vorschriften für die Mischungsverhältnisse.35

Beim Wasser spricht man im Vergleich zu anderen natürlichen Ressourcen nicht effektiv von Verbrauch, sondern nur von Gebrauch. Prinzipiell bleibt die Wassermenge auf der Erde in allen Aggregatzuständen gleich, es ändert sich lediglich die Verteilung zwischen den Umweltkompartimenten (Wasser, Boden, Luft, Erdkruste). Es entweicht nur eine sehr geringe Menge als Wasserdampf aus der Lufthülle in das Weltall. Beim Wassergebrauch kann es zu Verunreinigungen und Belastungen mit Schadstoffen kommen.37

Alternative Namen

Umgangssprachliche Bezeichnungen für Trinkwasser, das aus der Leitung kommt, sind: Kran(en)wasser, Krane(n)berger, Kranenburger (abgeleitet vom westmitteldeutschen Begriff Kran für Wasserhahn) oder Rohrperle. Auch Gänsewein, Brunnenwein (ital. vino di fonte), Adamsbier (engl. Adam's ale) oder Adamswein (Adam's wine) waren früher gängige Begriffe für Trinkwasser. In der Schweiz kennt man es als Hahnenwasser oder Hahnenburger. Das Pendant im Französischen lautet Château (de) la pompe. Im Englischen bezeichnet man Leitungswasser als "tap water".

Sonstige Anwendungen

Leitungswasser dient neben der Verwendung zum Trinken und Kochen auch für das Putzen, Waschen, zur Körperpflege sowie für die Toilettenspülung.35

Literaturverzeichnis - 38 Quellen

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