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Natron (bio?)

Natron ist meist als Backtriebmittel in Verwendung, dient auch zum Putzen oder Neutralisieren von Säuren und Gerüchen. Das mineralische Produkt ist kaum bio.
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Wasser
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Makronährstoff Kohlenhydrate 0%
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Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, <0.1g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, <0.1g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 0:0

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Werte sind zu klein, um relevant zu sein.

Natron oder Natriumhydrogencarbonat ist das Natriumsalz der Kohlensäure mit der Formel NaHCO3. Neben seiner Rolle als beliebtes Backtriebmittel in der Küche bietet es zahlreiche andere Anwendungen. Es gibt keinen Unterschied zwischen konventionellem und Bio-Natron, da es ein mineralisches Produkt ist.

Verwendung in der Küche

Natron ist in der Küche ein beliebtes Backtriebmittel, das in Teigwaren, wie Kuchen (z.B. vegane, mehlfreie Brownies), Keksen und Muffins Anwendung findet. Um den Teig in "Gang" zu bringen, benötigt man noch ein Säuerungsmittel, wie Essig oder Zitronensaft. Diese Kombination erzeugt Kohlendioxidgas, das den Teig aufgehen lässt und ihm eine luftige Textur verleiht. Im kommerziellen Bereich dient es vorwiegend zur Herstellung von Backpulver und Brausepulver.

Das weisse kristalline Pulver lockert vegane Pfannkuchen oder Omelette hervorragend auf. Zudem verhindert Natron im Kochwasser das Ausbleichen von Gemüse oder Obst. Zu gekochten Erbsen, grünen Bohnen oder Mais fügt man eine Prise Natron dazu und die Farbe bleibt bestehen.

Mit Natron lassen sich auch Hülsenfrüchte, wie Kichererbsen, Mungbohnen oder Kidney-Bohnen, schneller kochen. Durch die Zugabe von 1 TL Natron pro Liter verkürzt sich die Kochzeit. Das verwendete Natronwasser ist immer wegzugiessen.

Natron ist stark basisch (alkalisch). Es kann in Gerichten dazu dienen, überschüssige Säure zu neutralisieren. Es gleicht neben sauer schmeckendem Gemüse, z.B. Tomaten oder Rhabarber (Oxalsäure) auch den Geschmack von stark sauren Früchten mit anderen Fruchtsäuren aus, wie rote Johannisbeeren oder Stachelbeeren. Die verarbeiteten Früchte (z.B. Fruchtsaft) erhalten bei ca. ½ TL/kg einen deutlich milderen Geschmack und man kann dadurch den Zucker etwas reduzieren. Dieser Effekt hilft auch bei der Neutralisierung von zugegebenen Säuren, wie Essig oder Zitronensaft.

Zudem lassen sich Tomaten oder Karotten mit 1-2 TL Natron pro Liter Blanchierwasser danach wesentlich leichter schälen. Kartoffelpüree erhält durch einen TL Natron pro kg Kartoffeln eine cremig, zarte Konsistenz.

Fügt man eine Prise Natron zu Kaffee hinzu, so hilft es dabei, die Bitterkeit zu reduzieren und für mehr Aroma zu sorgen. Es eignet sich zudem zur Reinigung von Obst und Gemüse.

Backtriebmittel - Unterschiede

Was ist der Unterschied zwischen Natron und Backpulver? Natron ist reines Natriumhydrogencarbonat. Backpulver besteht aus einer CO2-Quelle (dem Natron), einem Säuerungsmittel (Dinatriumdihydrogendiphosphat E 450a, Weinsäure oder Calciumdihydrogenphosphat E 341a als Säureträger) und einem Trennmittel. Bei dem enthaltenen Trennmittel handelt es sich um Stärke (z.B. Maisstärke), die ein frühzeitiges Reagieren der CO2-Quelle verhindert. In Kombination mit Feuchtigkeit und Hitze entsteht gasförmiges Kohlenstoffdioxid: Es bilden sich kleine Gasbläschen, die den Teig auflockern und sein Volumen vergrössern.

Backpulver und Natron eignen sich besonders für rasch vermischten Rührteig. Flache Mürbteige (Tortenböden, Kekse) enthalten eher selten Backpulver. Bei Hefeteig übernimmt die Hefe selbst die Rolle des Backtriebmittels. Für flaches Dauergebäck kann man reines Ammoniumhydrogencarbonat verwenden. Für Lebkuchen oder Honigkuchen eignet sich auch Kaliumcarbonat (Pottasche), Hirschhornsalz (Ammoniumbicarbonat, ABC-Trieb, E 503) oder eine Mischung aus Ammoniumhydrogencarbonat und Ammoniumcarbamat (1:1). Das enthaltene Ammoniak zersetzt sich ab Temperaturen von 60 °C. Das Backen mit Hirschhornsalz begünstigt allerdings die Bildung von Acrylamid (Maillard-Reaktion).

Weinsteinbackpulver hat dieselbe Wirkung wie "normales" Backpulver, nur dass die Säure phosphatfrei ist und vom natürlichen Weinstein (Kaliumhydrogentartrat) stammt, z.B. aus der Sektherstellung.

Bei den Backhefen (Saccharomyces cerevisiae) unterscheidet man frische Backhefe (Presshefe, Bäckerhefe) und Backhefe als aktive Trockenhefe. Frische Hefe hat eine stärkere Triebkraft, benötigt aber längere Gehzeiten und mehrere Ruhephasen. Trockenhefe wirkt ohne Anrühren des Teigs. Neben der Verwendung als natürliches Backtriebmittel dienen Hefepilze wegen ihres hohen Gehalts an Glutaminsäure und an B-Vitaminen als Nahrungsergänzungsmittel oder Würzmittel - wie dies bei den Hefeflocken (Edelhefe) der Fall ist. Da es sich bei der Edelhefe um eine inaktive Form der Hefe handelt, lässt sie sich allerdings nicht mehr zum Backen verwenden. Hoch konzentriert und als Aufstrich findet man diese Pilze auch in Form von Gewürzpasten auf Hefebasis - ein geschmacklich sehr intensives Hefeextrakt aus lysierten (durch die Zerstörung von Zellwänden hergestellten) Hefezellen.

Einen Spagat zwischen Backtriebmittel, Nahrungsergänzungsmittel, Kosmetikprodukt und Probiotikum macht die ursprünglich bei der Bierherstellung verwendete Bierhefe - je nachdem, in welcher Verarbeitung (aktiv, inaktiviert etc.) man sie konsumiert.

Sauerteig enthält neben Hefe zusätzlich Milchsäurebakterien. Die Gehzeiten sind etwas länger und der Geschmack (auch vom Endprodukt) ist deutlich saurer. Unter Bio-Bäckern ist ebenso Backferment üblich. Dieser Sauerteig besteht aus Weizen, Erbsen und Honig und ist als Granulat erhältlich.

Veganes Rezept für Dinkel-Laugenbrezen

Zutaten: 150 g Dinkelmehl, 100 g Dinkelvollkornmehl, 50 g fein gemahlene Leinsamen (Leinsamenmehl), 7 g Trockenhefe, 250 ml Hafermilch, 20 ml Rapsöl, 1 TL Salz, 2 EL Honig, 1,5 l Wasser, 2 EL Natron und nochmals 1 TL Salz.

Zubereitung: Für die Herstellung des Teigs wärmt man die Milch leicht auf und fügt den Honig und die Trockenhefe hinzu. Für eine vegane Variante eignen sich Agavendicksaft oder Rohrzucker. Nach 10 Minuten gibt man Dinkelmehl, Leinsamen, Öl und Salz hinzu und knetet die Masse mit einer Knetmaschine oder per Hand zu einem geschmeidigen Teig. Den Teig für 30 Minuten ruhig stellen und danach daraus Brezen formen. Laugenbrezen stellt man in einer Lauge mit Natron her. Dazu benötigt man einen grossen Topf mit 1,5 Liter Wasser, Natron und Salz. Vor dem Backen gibt man die fertig geformten Brezen für ca. 30 Sekunden (mit einer Schaumkelle) in das köchelnde Natron-Wasser. Man kann die Brezen mit grobem Salz, Sesam oder Mohn bestreuen. Danach bäckt man die Brezen noch für ca. 15-20 Minuten bei 180 °C im Backofen fertig.

Veganes Rezept für Schokoladenkuchen

Zutaten: 170 g Weizenmehl, 40 g ungesüsstes Kakaopulver, 180 g entsteinte Datteln, 1 TL Natron, 1 Prise Salz, 250 ml Wasser, 1 Vanille-Schote, 80 g Apfelmus, 80 g gemahlene Walnüsse oder Mandeln, 1 TL Apfelessig, 1 EL Öl (z.B. Rapsöl) für die Form.

Zubereitung: Backofen auf 180 °C Ober-/Unterhitze vorheizen und eine Kuchenform (z.B. Kastenform) mit Öl ausfetten. Zucker, Mark der Bourbon-Vanille, Salz, Öl, Essig und Wasser mit dem Handmixer oder der Küchenmaschine gut verrühren. Kakaopulver, Natron und Mehl vermengen und vorsichtig unter die Masse heben. Den Kuchenteig in die Form füllen und im Backofen ca. 40 min backen. Nach dem Abkühlen den Schokoladenkuchen aus der Form nehmen und in Stücke schneiden.

Vegane Rezepte mit Natron finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
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Einkauf - Lagerung

Natron ist bei allen Supermarktketten wie Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Hofer, Billa, etc. meist in der Backabteilung in Portionssäcken zu 5-7 g erhältlich. Manchmal gibt es auch Verpackungsgrössen zu 20, 50 oder 100 g. In Drogerien, Apotheken oder im Online-Handel bekommt man noch grössere Mengen. In Bio-Supermärkten, wie Denn's Biomarkt und Alnatura, kann man Natron ebenso finden.

Natron ist wie auch andere chemische Stoffe in verschiedenen vom Europäischen Arzneibuch vorgegebenen Reinheitsstufen erhältlich. Diese unterscheiden sich je nach Verwendungszweck in ihren Qualitätsanforderungen. An unterster Stelle befindet sich die technische Qualität, dann folgen Lebensmittel-, Pharma- und Analysequalität. Pharmaqualität ist reiner als Lebensmittelqualität. Chemische Stoffe sollten für eine sichere orale Einnahme zumindest immer Lebensmittelqualität haben. Achten Sie beim Kauf von Natron, vor allem bei Online-Produkten, auf die Reinheitsstufe!

Die Verfügbarkeit von Natron ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.

Tipps zur Lagerung

Natriumhydrogencarbonat ist kühl (bei ca. 6-25 °C), trocken und lichtgeschützt zu lagern, so behält es ein Mindesthaltbarkeitsdatum von 24 Monaten. Wichtig ist, es ausserhalb der Reichweite von Kindern aufzubewahren.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Natron enthält keine Proteine, Fette, Kohlenhydrate oder Ballaststoffe und besitzt daher keine nennenswerten Kalorien. Besonders viel enthalten ist natürlich Natrium: mit 273,6 mg, deckt 1 g Natron ca. 34 % des täglichen Natrium-Bedarfs ab. Nur Meersalz und Tafelsalz haben mit über 380 mg/1g einen höheren Natrium-Anteil. Ansonsten sind bei den Mikronährstoffen noch Spuren von Selen in Natron vorhanden.1

In der Regel konsumiert man Natron in so kleinen Mengen, dass es keine signifikanten Auswirkungen auf die Nährstoffaufnahme hat.

Die gesamten Inhaltsstoffe von Natron, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Grundlagenforschungen geben Hinweise, dass eine Veränderung des pH-Werts das Wachstum und die Metastasenbildung von Tumorzellen beeinflussen kann.2,3,4 Diese Theorie beruht auf der Idee, dass Krebszellen in einer sauren Umgebung wachsen und eine Erhöhung des pH-Werts möglicherweise das Wachstum von Krebszellen hemmen kann. Allerdings ist bei Behauptungen, Natriumhydrogencarbonat helfe gegen Krebs, laut Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) Vorsicht geboten, da diese Methode noch keine bewiesene Wirksamkeit hat. Zudem ist ein übermässiger Konsum mit Nebenwirkungen verbunden.5

Neben der neutralisierenden Wirkung auf die Magensäure soll Natron auch bei Entzündungen helfen. Durch regelmässige, orale Einnahme (mit Wasser verdünnt) kann sich die Anzahl der Makrophagen-Population (M2) in der Milz erhöhen. Makrophagen sind wichtige Zellen des angeborenen Immunsystems, die antiinflammatorisch (entzündungshemmend) wirken.6

Zudem zeigt diese Studie, dass täglich eingenommenes Natron-Wasser eine nierenbedingte Übersäuerung reduzieren kann und auch das Fortschreiten der Nierenerkrankungen sowie Niereninsuffizienz verlangsamt. Die Wirkung hängt mit der Zunahme der entzündungshemmenden Makrophagen (M2) zusammen.6 Die Forschungsergebnisse legen nahe, dass Natron möglicherweise in der Zukunft eine vielversprechende Rolle bei der Behandlung von Autoimmunerkrankungen spielen könnte. Um die Zusammenhänge der ablaufenden Prozesse genauer zu verstehen, sind weitere Studien notwendig.

Natron preist man teilweise als basisches Mittel zum "Entsäuern des Körpers" an. Es ist jedoch besser, den Säure-Basen-Haushalt über die Ernährung zu regulieren, anstelle der Einnahme von "Basenpulver". Der Körper reguliert den pH-Wert des Blutes, damit dieser in einem Bereich zwischen 7,35 und 7,45 liegt (Erwachsene).10 Ein erhöhter Konsum von tierischen Proteinen, z.B. durch den Verzehr von Käse, Fleisch und Fisch, führt zu einem Anstieg des Blutsäuregehalts, was zu einer chronischen leichten metabolischen Azidose (Übersäuerung) führen kann.25,26 Der Körper muss die zusätzliche Säure ausscheiden, was über Darm, Niere und Atemluft erfolgt. Langfristig kann dies zu Nierenschäden und Harnsteinen führen.24,25 Im Gegensatz dazu hilft eine pflanzliche Ernährung mit (vor allem rohem) Obst und Gemüse, die Säurebelastung im Körper gering zu halten. Eine Studie zeigt, dass eine siebentägige Einhaltung einer veganen Diät nicht nur den 24-Stunden-pH-Wert des Urins erhöhte, sondern auch die Cholesterinaufnahme reduzierte und die Ballaststoffaufnahme erhöhte, was für die Gesundheit förderlich ist.26 Das Konsumieren tierischer Produkte wirkt sich auch negativ auf die Knochengesundheit aus.9

Bei gesunden, sportlich aktiven Menschen ohne Mangelernährung kann die Anwendung von Natron (in richtiger Dosierung) eine potenziell leistungsfördernde Wirkung haben.7 Hier ist die Dauer des Trainings ein wesentlicher Faktor, allerdings sind nähere Zusammenhänge noch unklar. Eine Studie überprüfte die Auswirkungen einer akuten oder chronischen Nahrungsergänzung mit NaHCO3 auf Trainingsleistungen von weniger oder mehr als vier Minuten bei trainierten Sportlern. Fast 50 % aller randomisierten, kontrollierten Studien berichteten über positive Effekte einer Nahrungsergänzung. Eine Verwendung von Natron zur Leistungssteigerung bei Sportlern ist aufgrund des Fehlens von eindeutigen, konstanten Ergebnissen allerdings nicht empfehlenswert.8

In der Medizin verwendet man Natron etwa als Antidot (Gegenmittel) bei Vergiftungen mit Barbituraten, Salicylaten und trizyklischen Antidepressiva.5,11 Bei Sodbrennen kann Natron ebenfalls eine Linderung bewirken, aber auch Nebenwirkungen mit sich bringen. Mehr dazu im darauffolgenden Kapitel. Zugelassene Arzneimittel, wie Antazida und Protonenpumpenhemmer, erweisen sich als effektiver.5

Sekundäre Pflanzenstoffe

Für Natron sind sekundäre Pflanzenstoffe nicht relevant. Erfahren Sie mehr über die Bedeutung und Einteilung dieser bioaktiven Stoffe in Lebensmitteln im Artikel zu sekundären Pflanzenstoffen.

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Die Empfehlung Natron gegen Sodbrennen einzusetzen hat man überholt. Obwohl es als basisch wirkendes Mittel die Magensäure neutralisiert, ist die Wirkung nur kurzfristig und man sollte es keinesfalls zu oft verwenden. Der plötzliche Rückgang des Säuregehalts im Magen kann einen Säure-Rebound (erhöhte Säureproduktion) verursachen und die Symptome des Sodbrennens können sich dadurch verschlimmern.12

Zudem kann Natriumhydrogencarbonat bei zu hohen Dosen zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Muskelschwäche und Krämpfen führen, da es durch die Bildung von CO2 zu vermehrtem Aufstossen kommt.5,12 Selten treten Nierensteine und Bluthochdruck auf.

Auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind zu erwarten. Der alkalische pH-Wert des Natrons kann die Wirksamkeit von Sympathomimetika, Barbituraten, H2-Rezeptorblockern, Glucocorticoiden und Diuretika beeinflussen. Wenn dennoch der Wunsch besteht, Natron einzunehmen, ist ein Zeitabstand von mindestens 1-2 Stunden zu anderen Arzneien einzuhalten. Für aussagekräftige Ergebnisse fehlen noch klinische Studien mit Krebspatienten.5

Es ist anzumerken, dass die Wechsel- und Nebenwirkungen nur für einen erhöhten Konsum von unverarbeitetem (oder nur in Wasser gelöstem) Natron gelten. Natron zerfällt während des Backens bei hohen Temperaturen zu Kohlenstoffdioxid. Beim Verzehr von Backwaren besteht deshalb kein Grund zur Sorge.5

Volksmedizin - Naturheilkunde

Als Hausmittel dient Natron auch zur Körperpflege. Es findet traditionell Anwendung als Shampoo-Alternative, Mundspülung, zur Haar-Aufhellung und in Zahnpasta. Man kann Deodorants selbst aus Natriumbicarbonat herstellen, da es die geruchsintensiven Fettsäuren, die durch die Einwirkung von Bakterien auf den Schweiss entstehen, neutralisiert. Zudem findet Natron als Produkt zur Mundhygiene Einsatz: Man verwendet es unter anderem zur Vorbeugung von Karies, bei Parodontitis, Mundgeruch, Zahnerosion, Mundkrebs, in Zahnpflegemitteln und zur Entfernung von Verfärbungen und Plaque.13

Äusserlich spendet Natron spröder Haut Feuchtigkeit und macht sie weich. Es soll es auch bei Fusspilz, Schuppenflechten, Akne und Ekzemen helfen.14

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Der ökologische Fussabdruck von Natron liegt laut Carbon Cloud bei 1,4 kg CO2eq/kg.15 Trotz umfangreicher Recherche konnten wir keine Angaben von anderen Quellen finden. Der ökologische Fussabdruck ist deshalb mit Vorsicht zu betrachten, da uns keine Vergleichswerte vorliegen. Der Wert scheint jedoch realistisch, wenn man ihn mit dem von Natriumcarbonat vergleicht. Hierfür gibt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) einen CO2-Fussabdruck von 1,25 CO2eq/kg an.16

Die Quelle, aus der das Natron stammt, hat einen entscheidenden Einfluss auf den ökologischen Fussabdruck. Bei der Herstellung von Soda entsteht beim Solvay-Verfahren Natron als Nebenprodukt. Bei diesem Herstellungsprozess treten jedoch einige Umweltbedenken auf, da er sich als sehr energieintensiv erweist. Das Brennen des Kalks erfordert einen hohen Energieverbrauch. Der Produktionsprozess ist zudem mit der Freisetzung von Kohlendioxid verbunden. Von dem erzeugten CO2 kann man jedoch einen grossen Teil wieder in das Verfahren einbringen. Das Solvay-Verfahren gilt in Bezug auf die CO2-Emissionen aber nicht als umweltfreundlich, da es in den nachfolgenden Schritten des Verfahrens wieder zu einer Freisetzung von CO2 kommt.17,23 Zudem entstehen Abfallprodukte (u.a. Calciumchlorid), deren unsachgemässe Entsorgung in einer Belastung für die Umwelt resultieren kann: Die Abfälle landen üblicherweise in Flüssen, Seen oder im Meer.18,23

Zum Wasserfussabdruck von Natron liegen uns leider keine genauen Informationen vor. Aber es ist bekannt, dass das Solvay-Verfahren grosse Mengen Wasser benötigt.

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie hier.

In der Landwirtschaft kann Natron dabei helfen, die Freisetzung von schädlichen chemischen Pestiziden zu minimieren. Studien zeigen, dass es als umweltfreundliches Fungizid bei der Bekämpfung von Pilzinfektionen bei Nutzpflanzen wirksam ist.19 Durch den Einsatz von Natron gelangen weniger schädliche Chemikalien in die Umwelt, was eine ökologische Landwirtschaft fördert und so zur Artenvielfalt beiträgt.

Natriumbicarbonat kann man verwenden, um saure Schadstoffe aus den Rauchgasen von Industrieanlagen, wie Abfallverbrennungsanlagen oder Kohlekraftwerken, zu absorbieren. Durch die Reduzierung schädlicher Emissionen trägt es dazu bei, die Luftqualität zu verbessern, und hilft bei der Bekämpfung von saurem Regen.20,22

Zudem stellt Natron eine nachhaltige Alternative zu chemischen Reinigungsmitteln dar. Siehe Kapitel "Sonstige Anwendungen". Im Gegensatz zu herkömmlichen Reinigungsmitteln ist es ungiftig und biologisch abbaubar, wodurch sich die Verschmutzung des Abwassers im Haushalt verringert.21

Weltweites Vorkommen - Anbau

Natron kommt auch natürlich vor. Das Mineral Nahcolith hat ein reichliches Vorkommen in den Vereinigten Staaten, insbesondere in Colorado, wo es meist in Ölschiefer enthalten ist. So kann man es nur als Beiprodukt der Ölförderung gewinnen.22

Industrielle Herstellung

Ausser in den USA sind keine natürlichen Vorkommen bekannt, aus denen man Natron für die Industrie entnehmen kann. Für kommerzielle Zwecke stellt man Natron deshalb aus dem Mineral Trona oder nach dem Solvay-Verfahren her.

Das Solvay-Verfahren beruht auf einer synthetischen Reaktion, bei der Natriumchlorid, Ammoniak und Kohlendioxid miteinander in Wasser reagieren und Natron entsteht.23

Vereinfacht ergibt sich für die Bildung von Natron die folgende Reaktion:23

NaCl + CO2 + 2 H2O + NH3 > NaHCO3 + NH4Cl

Weiterführende Informationen

Natron besitzt die chemische Summenformel NaHCO3 und gehört zu den Hydrogencarbonaten. Es handelt sich um ein Natriumsalz der Kohlensäure, das farblos ist.

Bei Temperaturen über 50 °C zersetzt sich der kristalline Feststoff und zerfällt in Natriumcarbonat (Soda), Wasser und Kohlenstoffdioxid. Die chemische Reaktion der thermischen Zersetzung lautet:

2 NaHCO3 > Na2CO3 + CO2 + H2O

Wenn man beim Backen Natron mit einer Säure vermengt, findet eine Neutralisationsreaktion statt, bei der Wasser, Kohlendioxid und Salz entstehen:

NaHCO3 + HCl > NaCl + CO2 + 2 H2O

Das bei dieser Reaktion entstandene Kohlendioxidgas ist dafür verantwortlich, dass der Teig aufgeht und eine lockere Textur hat.

Verwechslungsmöglichkeiten

Natriumhydrogencarbonat verwechselt man gerne mit Natriumcarbonat, das man auch als Soda bezeichnet. Es hat die Summenformel Na2CO3.

Bäcker verwenden für die Herstellung von Laugengebäck Natronlauge, also in Wasser gelöstet Natriomhydroxid (NaOH), eine stark ätzende Chemikalie. Man nennt sie auch Bäckerlauge, Brezellauge oder Ätznatron. Die Verwendung erfolgt durch das Auflösen von Laugenperlen in kaltem Wasser (nie aufkochen!). Es gilt Sicherheitsbestimmungen (chemieresistente Handschuhe und Sicherheitsbrille) einzuhalten und sie ist speziell zu entsorgen. Bei der Herstellung einer Lauge (für z.B. Laugenbrezen) mit Natron verwendet man kochendes Wasser, es besteht keine Gefahr der Verätzung und auch die Entsorgung erfolgt über das normale Abwassersystem. Den Unterschied erkennt man aber im Geschmack des Gebäcks.

Alternative Namen

Natron kennt man als doppeltkohlensaures Natron oder Natriumbicarbonat (NaBi), diese Begriffe sind aber veraltet. Auch die Namen Bullrichs Salz oder Nabic sind eher nicht mehr im Gebrauch.

In der Lebensmittelindustrie kennt man es als E 500, wo es als Backtriebmittel und Säureregulator Einsatz findet. E 500 umfasst zusätzlich Natriumcarbonat und Natriumsesquicarbonat.

Im Handel hat es aber durchaus noch mehr Namen, wie Speisesoda, Backsoda, Backnatron oder Speisenatron; Kaiser-Natron ist ein Markenname. Die Bezeichnungen mit "Soda" führen häufig zu Verwechslungen.

Im Englischen kennt man Natron als sodium bicarbonate, sodium hydrogen carbonate oder umgangssprachlich als baking soda oder bicarbonate of soda.

Sonstige Anwendungen

Im Haushalt eignet sich Natron, vor allem in Kombination mit Essig und Zitronensäure, hervorragend zum Putzen. Als Spülmittel, Abfluss-, Toiletten-, Backofenreiniger oder zum Entfernen von Kalkablagerungen kann Natron viele Putzmittel ersetzen. Da Natron Gerüche aufnimmt, kann man es im Auto, im Kühlschrank, bei Textilien oder Schuhen zum Neutralisieren verwenden. Zudem kann man mit Natron und wenigen anderen Zutaten sein eigenes Waschmittel herstellen.

Literaturverzeichnis - 26 Quellen

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