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Färberdistelöl (roh?, bio?)

Färberdistelöl ist kaltgepresst für kalte Speisen (Salate) verwendbar, aber kaum roh. Der Anteil an Ölsäure u. Linolsäure kann unterschiedlich sein. Bio?
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Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, 12.7g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, 0.1g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = !:0

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Hier essenzielle Linolsäure (LA) 12.72 g und nahezu keine essenzielle Alpha-Linolensäure (ALA).

Färberdistelöl gewinnt man aus den Samen der Färberdistel (Carthamus tinctorius). Ob kaltgepresstes Öl wirklich roh ist, ist nicht immer eindeutig. Auch in Bio-Qualität erhältlich.

Verwendung in der Küche

Das Färberdistelöl weist eine goldgelbe bis leicht rötliche Farbe auf. Es schmeckt und riecht kaltgepresst (roh) zart nussig, ähnlich wie Sonnenblumenöl. Durch seinen Rauchpunkt bei 150 °C eignet sich kaltgepresstes Färberdistelöl für kalte Speisen, zum Verfeinern von Rohkost oder zum Abschmecken am Ende der Garzeit.28 Zum Braten oder Frittieren dient es kaltgepresst nicht, da durchs Überhitzen gesundheitsschädliche Stoffe entstehen können. Allerdings hat man ein Färberdistelöl entwickelt, das anstelle eines hohen Anteils an Linolsäure (mehrfach ungesättigte Fettsäure) mehr Ölsäure (einfach ungesättigte Fettsäure, high-oleic oil) besitzt, wodurch man damit auch frittieren kann.4 Der höhere Gehalt an einfach ungesättigten Fettsäuren erhöht den Rauchpunkt.32 Bei raffiniertem Färberdistelöl befindet sich der Rauchpunkt zwischen 230 °C (linolsäurereich) und 242 °C (ölsäurereich).31 Die Konsistenz von Färberdistelöl bleibt bis -12 °C erhalten, weshalb es sich auch für gekühlte oder gefrorene Produkte eignet.7

Linolsäurereiches Färberdistelöl dient als Dressing in Salaten und passt hervorragend zu Gemüse, wie Wurzelgemüse, Kohlrabi oder Zucchini. Man verwendet es zudem zum Verfeinern von Nudelgerichten, Suppen oder anderen Getreidegerichten. Hierbei fügt man es nach Ende der Garzeit hinzu. Weiter findet Färberdistelöl in Currys (wie Erbsen in Kokoscurry) oder Sossen (Saucen) (wie vegane Makhani-Sauce mit Garam Masala) Verwendung. Margarine stellt man unter anderem auch aus Distelöl her. Ölsäurereiches Färberdistelöl nutzt man für Vorgänge wie Kochen oder Braten, wo man das Öl erhitzt.

Die Blütenfäden der Färberdistel nutzt man als Ersatz für den kostspieligen Safran, da sie sich mit blossem Auge kaum unterscheiden. Die Färberdistel heisst daher auch falscher Safran (siehe Alternative Namen).

Veganes Rezept für Taboulé mit Granatapfel und Färberdistelöl

Zutaten (für 4 Personen): 90 g Bulgur/Hirse (bio), 100 g Cherrytomaten (roh, bio), 1 Frühlingszwiebel, 4 Stängel Grüne Minze (roh, bio), 1 Bund frische Petersilie, 4 EL Färberdistelöl, 1 Bio-Zitrone, 4 EL Granatapfelkerne (roh, bio), Salz.

Zubereitung: Bulgur oder Hirse nach Packungsanleitung in Salzwasser kochen. Cherrytomaten und Frühlingszwiebel klein schneiden. Minze und Petersilie waschen und klein hacken. Den Bulgur mit den restlichen Zutaten in eine Schüssel geben. Mit Färberdistelöl, Zitronensaft und Salz abschmecken und abschliessend mit Granatapfelkernen garnieren.

Vegane Rezepte mit Färberdistelöl finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
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Einkauf - Lagerung

In Supermärkten (wie Coop, Migros, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Hofer, Billa) findet man kaltgepresstes Färberdistelöl ganzjährig vorwiegend in konventioneller Qualität. In Bio-Supermärkten (wie Denn's Biomarkt und Alnatura), Drogerien (wie DM und Müller) sowie traditionellen Ölmühlen (wie Schalk Mühle) und im Online-Shop ist es das ganze Jahr über in Bio-Qualität verfügbar. Kleinere Supermarktketten wie Denner und Volg bieten das Öl zu ausgewählten Aktionen an.

Den Geschmack von kaltgepresstem, nativem Färberdistelöl kann man als kratzend wahrnehmen, weshalb manche Personen teilraffiniertes Öl bevorzugen. Allerdings ändert sich bei einer (Teil-)Raffination nicht nur der Geschmack, sondern es vermindert auch den Gehalt an gesunden Inhaltsstoffen des Färberdistelöls.14

Die Verfügbarkeit von Färberdistelöl ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.

Kaltgepresste Öle (Gesetze)

In der Schweiz gilt ein Öl als kaltgepresst, wenn die Ölsaat nicht erhitzt war, die Presstemperatur 50 °C nicht überschritten und man keine problematische Nachbehandlung durchgeführt hat. Laut dem Eidgenössischen Departement des Innern (EDI) gilt ein Speiseöl als kaltgepresst (oder darf Synonyme wie (extra) nativ, unraffiniert, kaltgeschlagen oder naturbelassen enthalten), wenn es durch Pressung oder Zentrifugierung aus zuvor nicht erhitzten Rohstoffen gewonnen [ist], die Temperatur bei der Pressung 50 °C nicht überstiegen hat und es zu keiner Raffination, d. h. keiner Neutralisation, keiner Behandlung mit Adsorbentien, Bleicherde und keiner Ausdämpfung gekommen ist.

Schonend gedämpft darf man ein Öl nennen, wenn sich die Raffination ausschliesslich auf eine Ausdämpfung beschränkt hat und dabei 130 °C nicht überschritten hat.23

In der EU und den USA scheint für kaltgepresste Öle keine allgemeingültige Temperaturgrenze gesetzlich festgelegt zu sein. In Deutschland gelten ähnliche Werte wie in der EDI Verordnung der Schweiz. Allerdings geben die Leitsätze in Deutschland keine zulässige Höchsttemperatur für die generelle Kaltpressung an. Sie beziehen sich nur auf Erzeugnisse, deren Kennzeichnung und Zusammensetzung nicht abschliessend rechtlich festgelegt ist (z.B. nicht für Olivenöl, Streichfette).24

Hingegen sehen sowohl die EU-Richtlinien als auch die Änderung der Verordnung des EDI über Speiseöl eine Sonderregelung für die Kennzeichnung von Olivenölen vor.25,26

Die Begriffe "Rohkost" und "roh" sind keine staatlich geschützten Begriffe, wie z.B. "bio". Obwohl die Presstemperaturen in der rein mechanischen Kaltpressung in der Regel 40 °C nicht überschreiten, darf man bei Speiseölen nicht leichtgläubig von Rohkostqualität ausgehen. Es besteht der Verdacht, dass die praktizierte Messmethode nicht die Temperatur im Presszylinder angibt, wo die Erwärmung am höchsten ist. Zudem beeinflussen sowohl der Pressdruck, die Pressgeschwindigkeit als auch der Feuchtigkeitsgehalt der Ölsaat die Presstemperatur. Bei einem zu niedrigen Feuchtigkeitsgehalt steigt die Temperatur während der Pressung an und kann sogar die Höchstgrenze von 50 °C überschreiten.

Bei den wassergekühlten Olivenöl-Pressen (sogenannte "watercooled 37°"-Ölpressen) kann man vermutlich nicht einmal mit Bestimmtheit sagen, welche Hitze genau im Innern des Presszylinders herrscht, weil der gesamte Presszylinder von Kühlmanschetten umgeben ist.27

Tipps zur Lagerung

In kaltgepressten Ölen, wie dem Färberdistelöl, reagieren die enthaltenen ungesättigten Fettsäuren mit Sauerstoff (Luft) und mindern dadurch die Haltbarkeit.1 Demnach lagert man es am besten gut verschlossen. Neben Sauerstoff beeinflusst die Temperatur die Haltbarkeit des Färberdistelöls, weshalb man es vorzugsweise kühl und lichtgeschützt aufbewahrt.19 Ungeöffnet hält sich das Öl bei kühler, dunkler Lagerung ca. ein Jahr. Angebrochene Flaschen sollte man innerhalb von neun Monaten verbrauchen, da das Öl sonst einen ranzigen Charakter bekommt.1

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Färberdistelöl enthält 884 kcal pro 100 g, die ausschliesslich aus Fetten stammen. Kohlenhydrate und Eiweiss findet man im Öl nicht. Von 100 g Fett belaufen sich 7,5 g auf gesättigten Fettsäuren, was 37,7 % des Tagesbedarfs entspricht. Auf eine Portionsgrösse von 10 g ergeben sich 88,4 kcal.2

Welche Sorten den Färberdistelöls gibt es? Man unterscheidet grundsätzlich zwei Sorten des Färberdistelöls: das traditionelle mit einem hohen Gehalt an Linolsäure (mehrfach ungesättigt) und das mit einem hohen Gehalt an Ölsäure (einfach ungesättigt, MUFA). Kommerzielles Färberdistelöl, das reich an Linolsäure ist, besteht zu 72-78 % aus Linolsäure und 15-20 % aus Ölsäure. Nachdem man in Indien Samen der Färberdistel gefunden hat, die einen höheren Ölsäurewert aufweisen, stellt man nun auch Distelöl mit 77-81 % Ölsäure und 10-15 % Linolsäure her.4 Dies wirkt sich auf die Eigenschaften des Öls aus. (Siehe auch Verwendung in der Küche, Wirkungen auf die Gesundheit).

Auf 100 g weist ölsäurereiches Färberdistelöl 13 g Linolsäure (Omega-6-Fettsäure) auf, das entspricht 127 % des Tagesbedarfs. Eine vergleichbare Menge zeigt Avocadoöl und weisses Mandelmus. Beide besitzen ebenfalls 13 g Linolsäure (LA) auf 100 g. Traubenkernöl enthält mit 70 g/100g mehr als das 5-fache an LA.2 Diese Werte hat man bei einem Färberdistelöl gemessen, das einen hohen Ölsäureanteil besitzt. Geht man von einem Färberdistelöl reich an LA aus, ist es das Öl mit dem höchsten Gehalt an Linolsäure (72-78 % = 72-78 g pro 100 g).3,4

Im Gegensatz zur Linolsäure erweist sich der Anteil an Alpha-Linolensäure (Omega-3-Fettsäure) mit 0,1 g/100g, wodurch 5 % des Tagesbedarfs gedeckt sind, als gering. Traubenkernöl und Haferflocken (roh, bio) enthalten ebenfalls 0,1 g Alpha-Linolensäure (ALA) auf 100g. Leinöl besitzt mit 53 g/100g das 530-fache. Es ergibt sich im Färberdistelöl ein LA:ALA-Verhältnis von ca. 130:1.2 Idealerweise strebt man durch seine Ernährung ein Verhältnis von 1:1 bzw. 2-4:1 an, um seine Gesundheit zu schützen.10 Ein besseres Verhältnis zeigt sich daher in kaltgepresstem Leinsamenöl (1:4), kaltgepresstem Rapsöl (2:1) oder in Hanföl (4:1), weshalb diese Öle auch zu bevorzugen sind.2

Das Färberdistelöl hat 34 mg Vitamin-E (Alpha-Tocopherol) pro 100 g. Das macht 284 % des Tagesbedarfs aus. Dieser Gehalt ist mit Sonnenblumenöl (41 mg/100g) und Traubenkernöl (29 mg/100g) vergleichbar. Haselnussöl enthält mit 47 mg/100g fast das 1,5-fache an Vitamin-E.2

Der Vitamin-K-Gehalt des Färberdistelöls beläuft sich auf 7,1 µg/100g, was 9 % des Tagesbedarfs entspricht. Einen ähnlichen Wert besitzt Palmöl mit 8 µg/100g und Leinöl mit 9,3 µg/100g. Dagegen weist kaltgepresstes Rapsöl mit 71 µg/100g das 10-fache an Vitamin K auf. Lebensmittel, die am meisten Vitamin K bieten, sind häufig Gewürze oder Kräuter (z.B. getrockneter Basilikum: 1714 µg/100g). Hiervon verzehrt man jedoch nur kleine Mengen.2

Kaltgepresstes Färberdistelöl enthält Phenole wie Apigenin und Luteolin. Weitere biologisch aktive Bestandteile des Öls sind Phytosterine wie Campesterol. In kleinen Mengen sind auch Carotinoide wie Lutein oder Zeaxanthin zu finden. Abhängig vom Herstellungsprozess weist kaltgepresstes Färberdistelöl noch andere sekundäre Pflanzenstoffe auf.14

Die gesamten Inhaltsstoffe von Färberdistelöl, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Linolsäurereiches Färberdistelöl wirkt sich positiv auf das LDL-Cholesterin und Gesamtcholesterin aus, wodurch sich das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung verringert.3,6 Es zeigt sich hepatoprotektiv und scheint in der Diabetesernährung den Blutzuckerspiegel, Entzündungen und Blutfette zu verbessern.6 Als Folge davon reduziert sich wiederum das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung.3 Färberdistelöl schreibt man die Wirkung zu, Meningitissymptome und Akne positiv zu beeinflussen.6 Zudem hilft es bei der Prävention und Behandlung einer Hyperlipidämie, Hypercholesterinämie, Arteriosklerose, hohem Blutdruck, Osteoporose, Krebs und dem Mineralstoffwechsel.7 Aufgrund der phenolischen Verbindungen (siehe Inhaltsstoffe) und dem hohen Vitamin-E (Tocopherol)- Gehalt besitzt Färberdistelöl antioxidative Eigenschaften.14

Ölsäurereiches Färberdistelöl schreibt man eine Verbesserung der Sekretionsaktivität von Leber und Bauchspeicheldrüse und ein geringeres Risiko für Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre zu. Zudem spielt Ölsäure eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung eines normalen Blutdrucks.7 Studien zeigten auch, dass ölsäurereiches Färberdistelöl als Ersatz für Öle mit hohem Gehalt an gesättigten Fettsäuren (wie Kokosöl) Triglyceride und LDL-Cholesterin senken.8

Diese Ergebnisse basieren teilweise auf Tierstudien, weshalb sie nicht 1:1 auf den Menschen übertragbar sind. Weitere Forschung ist notwendig.

Färberdistelöl stellt eine gute Quelle für Ölsäure und Linolsäure dar. Allerdings sollte man darauf achten, insbesondere Öle, Nüsse oder Samen in seine Ernährung einzubauen, die reich an Alpha-Linolensäure sind (Leinöl, Walnüsse etc.). Denn nur aus diesen synthetisiert unser Körper DHA und EPA.5 Zudem erreicht man dadurch das angestrebte Verhältnis der LA:ALA (siehe Inhaltsstoffe). Ein erhöhter Konsum an Omega-6-Fettsäuren (Linolsäure) steht im Verdacht, unter anderem Entzündungen im Körper zu fördern.9 Ölsäure ist im Gegensatz zu LA oder ALA nicht essenziell, da unser Körper diese selbst herstellt.

Allgemein gilt: Unverarbeitete Lebensmittel wie Nüsse oder Samen als Fettquelle anstelle von Ölen zu bevorzugen. Manche Autoren gehen sogar so weit, dass sie Öl prinzipiell ablehnen und dafür Nüsse und Samen für den Fettbedarf anführen. Doctors Dean Ornish, T. Colin Campbell, John A. McDougall, Michael Klaper, Caldwell Esselstyn, Michael Greger, Joel Fuhrman, and Neal D. Barnard claim that high animal fat and protein diets, such as the standard American diet, are detrimental to health. Details finden Sie im Artikel Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler.

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Färberdistelöl gilt als nicht allergen. Man hat es aufgrund der Verwandtschaft von Färberdisteln zu ragweed getestet, da dieses ein häufiges Allergen darstellt.11 Allerdings können Färberdistel-Injektionen, die man aus Färberdistelblüten herstellt, allergische Reaktionen hervorrufen.17 Diese Injektionen gelten in China und Taiwan unter anderem als helfend bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen.18 Symptome der Allergie zeigen sich in allergischen Reaktionen der Haut, Atemwege und Herzrhythmusstörungen, wobei nicht auszuschliessen ist, dass die unerwünschten Wirkungen auf die Qualitätsstandards der Injektionen zurückzuführen ist.17,18

Volksmedizin - Naturheilkunde

In der Theorie der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) schreibt man der Färberdistel eine durchblutungsfördernde Wirkung zu, wodurch sie Blutstauungen und Schmerzen lindert und die Menstruation fördert.12 Zudem gilt sie als nützlich bei Magentumoren und Wunden im Inneren oder Äusseren. In Indien setzt man die Färberdistel traditionell bei Krätze, Arthritis und Mastalgie ein. Weiter findet sie in anderen Kulturen bei Hautflecken, Kahlheit, Koliken, Diabetes, Melancholie und Wassersucht oder für Abtreibungen Verwendung. Ein Wasserextrakt aus der Färberdistel scheint bei schmerzhafter Menstruation, als Abführmittel sowie als entzündungshemmendes Mittel zu helfen. Die getrocknete Blüte verwendet man bei koronaren Herzerkrankungen, Angina pectoris, gynäkologischen Erkrankungen, Schlaganfall sowie bei Bluthochdruck. Das Färberdistelöl selbst nutzt man in Persien traditionell bei rheumatologischen Erkrankungen und Lähmungen.13

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Färberdistelöl weist einen CO2-Fussabdruck von ca. 2,3 kg CO2eq/kg auf. Das transportbedingte CO2 beläuft sich auf ungefähr 0,3 kg CO2eq/kg. Mit diesen Werten zeigt Färberdistelöl einen besseren ökologischen Fussabdruck als Olivenöl (4,4 kg CO2eq/kg) oder Sonnenblumenöl (2,7 kg CO2eq/kg).20 In der Herstellung des Färberdistelöls setzt man vermehrt auf klimafreundlichere Alternativen sowie Methoden, die die Effizienz steigern wie z.B. die Supercritical Fluid Extraction (SFE).6

Der Wasserfussabdruck von Färberdistelsamen beträgt 7221 L pro kg.15 Je nach Weiterverarbeitung, Transport, Verpackung und Anbaustil verändert sich dieser bei Färberdistelöl. Distelöl, das man regional aus heimischen Samen hergestellt hat, ist zu bevorzugen.

Färberdisteln weisen aufgrund ihres Wurzelsystems eine hohe Beständigkeit gegen Trockenheit und Hitze auf (siehe Anbau-Ernte), was hinsichtlich des fortschreitenden Klimawandels von Vorteil ist. Allerdings nutzt man sie aufgrund ihres geringen Ertrags, ihrer Stacheln und ihrer Krankheitsanfälligkeit bisher nicht im vollen Umfang.21 Wie unter Vorkommen - Anbau beschrieben, zeigt sich in den letzten Jahren jedoch der Trend vermehrt Färberdisteln anzubauen und das volle Potenzial der Pflanze auszunutzen.

Der Einsatz von biologischem im Vergleich zu chemischem Dünger fördert einen höheren Gehalt an ungesättigten Fettsäuren sowie einen geringeren Gehalt an gesättigten Fettsäuren in den Samen der Färberdistel. Dadurch steigt letztendlich auch die Fettqualität des Färberdistelöls und ist lohnenswert.22

Weltweites Vorkommen - Anbau

Verschiedene Orte kommen als Ursprungsort der Färberdistel infrage. Dazu zählen Zentralasien, der Nahe Osten und Ägypten, wo man 2000 v. Chr. die Färberdistel angebaut hat. Neben Carthamus tinctorius, der einzigen kultivierten Art der Färberdistel, gibt es noch 15 weitere.4 Über die letzten Jahre bildet sich ein Trend ab, dass man mehr Färberdisteln anbaut. Sie wächst in über 60 Ländern, wobei Indien, Kasachstan, Mexiko, USA und Argentinien die Hauptanbaugebiete darstellen. Amerika und Asien machen zusammen 93 % der Produktion aus. Aber auch in den restlichen Teilen der Welt (Europa, Afrika oder Ozeanien) herrschen die richtigen Bedingungen für den Färberdistelanbau. Man versucht im Moment neue Sorten zu entwickeln, die einen höheren Ölgehalt in den Samen aufweisen, um schlussendlich auch den Ölertrag zu maximieren.6

Anbau - Ernte

Die Färberdistel baut man in unterschiedlichen Umgebungen an, da sie Trockenheit, starken Winden, Hagelstürmen und Überschwemmungen standhält. Sie weist ein Pfahlwurzelsystem auf, wodurch sie in trockenen Gebieten und Regionen mit saisonalen Regenfällen überleben kann.6 Die Färberdistel ist eine distelartige Pflanze mit gelben, orangen, roten oder weissen Blüten. Je nach vorhandenem Platz wächst die buschartig oder aufrecht. Buschartige Pflanzen tragen mehr Blüten und daher mehr Samen, was im Endeffekt zu einem höheren Ölertrag führt. Die Ernte der Samen beginnt in der Regel 30 Tage nach der Reife, wobei die erwünschte Feuchtigkeit der Samen bei max. 8 % liegt.4 Die Anbaubedingungen, der Bodentyp und die angebaute Sorte beeinflusst die Zusammensetzung des Distelöls und verändert das Nährwertprofil.6

Industrielle Herstellung

Färberdistelöl kann man mithilfe verschiedener Pressmethoden, Lösungsmittelextraktionen oder einer Kombination aus beidem herstellen. Je nach Herstellungsart verbleibt mehr oder weniger Öl im Presskuchen. Bei einer Kaltpressung besitzt der Presskuchen mehr Ölrückstände, als bei einer Lösungsmittelextraktion.14

Um eine Kaltpressung durchzuführen, trocknet man die Samen nach der Ernte. Anschliessend schält und presst man sie ohne Hitze. Die Samen müssen hier einen hohen Qualitätsstandard erfüllen. Das entstandene Öl zentrifugiert oder filtert man. Eine Raffination ist nicht notwendig. Durch diese Technik erhält man ein nährstoffreiches, sensorisch akzeptables, kaltgepresstes, natives Öl.6,14

Manche Personen empfinden das unraffinierte Färberdistelöl als kratzig, weshalb man es teilweise nach der Filtration noch raffiniert oder teilraffiniert. Eine Raffination neutralisiert den Geschmack, Geruch und verlängert die Haltbarkeit, indem man gewisse Bestandteile des Öls entfernt.30 Um den Ölertrag der Färberdistelsamen zu erhöhen, führt man zum Teil Vorbehandlungen vor der mechanischen Pressung durch. Dazu zählen unter anderem eine Behandlung mit Enzymen, Dämpfen oder Rösten.14 Sowohl bei der Raffination als auch bei einzelnen Vorbehandlungen ist darauf zu achten, dass es die Eigenschaften des Öls verändert und es sich um kein kaltgepresstes (rohes) Öl mehr handelt.

Die meisten Färberdistelöle entstehen durch die Lösungsmittelextraktion und/oder die Expeller-Pressung. Wirklich kaltgepresste Öle stellen eine Minderheit dar.14 Die Expeller-Pressung ähnelt dem Verfahren der Kaltpressung. Man erhitzt hier allerdings die Samen vor der Pressung und auch währenddessen kommt es zu einer Hitzeentstehung. Zudem kann man Chemikalien an den Samen einsetzen, um die Ölausbeute zu erhöhen. Aufgrund der Hitze verringert sich der Gehalt wichtiger Inhaltsstoffe im Färberdistelöl.29

Weiterführende Informationen

Das Färberdistelöl stellt man aus den Samen der Färberdistel (Carthamus tinctorius) her. Diese gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) und zur Gattung der Carthamus.4 Den Ölgehalt der Samen veränderte man in den USA über die letzten Jahrzehnte von 15 % auf 48-50 %, wobei der Trend gestiegen ist. Für dieses Ergebnis reduzierte man unter anderem die Schale der Samen.3

Alternative Namen

Alternative Bezeichnungen für das Färberdistelöl sind Safloröl oder Distelöl. Die Färberdistel selbst nennt man auch falscher bzw. wilder Safran, Öldistel sowie auf Persisch Kafesheh.13 Im Englischen verwendet man den Begriff safflower, das Öl heisst safflower oil. Die lat. Drogenbezeichnung für das Öl: Carthami oleum, raffiniert: Carthami oleum raffinatum, nativ: Carthami oleum virginale. Falsche Schreibweisen des Färberdistelöls zeigen sich in Färberdistel öl und Färber distelöl.

Sonstige Anwendungen

Färberdistelöl findet nicht nur in der menschlichen Ernährung seinen Einsatz, sondern auch im Tierfutter für Wiederkäuer. Und man verwendet es in Kombination mit anderen Ölen als Biodiesel. Zusammen mit Rizinusöl entsteht so etwa Biodiesel mit geringer Viskosität.14 Distelöl eignet sich auch in der Lackindustrie.16 Zudem setzt man es häufig in Hautpflegemitteln und anderen Kosmetika ein, da es gut verträglich ist. Hier sagt man dem Öl nach, dass es eine wachstumsfördernde Wirkung auf die Haare aufweist und leicht in die Kopfhaut einzieht.6 Die Blüten der Färberdistel stellen ein Färbemittel für Kleidung, Lebensmittel und Kosmetik dar.4 Diese Eigenschaft verleiht der Pflanze auch den Beinamen tinctorius.

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