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Hanfsamen, ungeschält, roh (bio?)

Rohe Hanfsamen (Hanfnüsse) haben einen leicht nussigen Geschmack und enthalten alle essentiellen Aminosäuren. Ungeschälte zieht man für Salate vor. Bio?
5%
Wasser
 10
Makronährstoff Kohlenhydrate 9.74%
/35
Makronährstoff Proteine 35.47%
/55
Makronährstoff Fette 54.79%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, 27.4g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, 8.7g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 3:1

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Hier essenzielle Linolsäure (LA) 27.36 g zu essenzieller Alpha-Linolensäure (ALA) 8.68 g = 3.15:1.
Verhältnis Total Omega-6- = 28.7 g zu Omega-3-Fettsäuren Total = 9.3 g = 3.09:1.
Im Durchschnitt benötigen wir pro Tag je ca. 2 g LA und ALA, aus denen ein gesunder Körper auch EPA und DHA etc. herstellt.

Hanf (Cannabis) zählt zu den ältesten Nutz- und Zierpflanzen der Welt. Ungeschälte, rohe Hanfsamen stammen vom Kultur-Hanf (Cannabis sativa var. sativa) und sind ein wertvolles Nahrungsmittel mit vielen ungesättigten Fettsäuren in gutem LA:ALA-Verhältnis.

Verwendung in der Küche:

Ungeschälte Hanfsamen sind auch unter dem Namen Hanfnüsse bekannt, sie sind 3-4 mm gross und haben eine braune bis grüngraue Farbe. Ungeschält schmecken Hanfsamen sehr knusprig und verfeinern vor allem Salate durch den nussigen und leicht öligen Eigengeschmack. Man verwendet sie, ähnlich wie andere Samen, im Müesli, Smoothie, Pesto, auf Brot oder als Topping bei gekochten Gerichten. Auch das glutenfreie Erb-Müesli lässt sich hervorragend mit rohen ganzen oder geschroteten Hanfsamen verfeinern.

Das in den Samen enthaltene Öl reagiert sehr empfindlich auf Hitze, weshalb man die Samen vorwiegend roh und naturbelassen essen sollte.

Erhältlich sind die Samen dennoch auch geröstet (teilweise auch geschält und geröstet). Durch sanftes Rösten entfalten die Samen ihr nussiges Aroma noch deutlicher. So gibt es die ungeschälten Samen auch geröstet und gesalzen als Snack oder zum Drüberstreuen.

Um die ungeschälten Hanfsamen besser zu verdauen, hilft es, sie vor der Verwendung einige Stunden in Wasser einzuweichen. Die geschälten Hanfsamen schmecken noch etwas feiner und süsser. Sie finden eine ähnliche Verwendung.

Aus den ungeschälten Samen lässt sich Hanfmehl, Hanfbutter, Hanfmilch (EU: Hanfdrink) oder Hanfsuppe herstellen. Auch Hanföl, das man durch Kaltpressverfahren gewinnt, schmeckt ausgezeichnet und ist sehr gesund, sollte aber nicht für Bratprozesse zum Einsatz kommen, da es nicht hitzestabil ist.

Ersetzt man bei der Biererzeugung einen Teil des Hopfens durch Hanfblüten, erhält man Hanfbier. Durch das Aufbrühen der Blätter kann man auch Tee herstellen.

Veganes Rezept für Hanfdrink aus Hanfsamen:

Zutaten: 100 g ungeschälte Hanfsamen, 500 ml Wasser zum Auffüllen, 500 ml Wasser zum Mixen, wenig Süssungsmittel (z.B. Agavendicksaft) oder Zucker nach Bedarf.

Zubereitung: Die Hanfsamen in einer Küchenmaschine oder einem Mixer fein mahlen. In einen Standmixer geben und mit Wasser auffüllen, alles kräftig mixen. Nun die Milch abseihen, z.B. mit einem Tee-Sieb oder einem feinmaschigen Tuch. Zucker oder Süssungsmittel hinzufügen und nochmals kurz mixen. Zum Schluss mit Wasser aufgiessen und in eine Flasche abfüllen. Diese Milch-Alternative hält sich einige Tage im Kühlschrank.

Veganes Rezept für Avocado-Hanfnüsse als Brotaufstrich:

Zutaten: 2 Avocados, 3 EL frischer Zitronensaft, 3 EL ungeschälte (Bio-)Hanfsamen, Meersalz, Schwarzer Pfeffer, etwas Kümmel, ganz und/oder gemahlen.

Zubereitung: Avocados halbieren, Kern entfernen, das Fruchtfleisch mit einem Löffel herausnehmen und mit einer Gabel zerdrücken. Sofort den Zitronensaft darüberträufeln und Hanfsamen untermischen. Mit Salz, Pfeffer und Kümmel abschmecken. Dieser Aufstrich schmeckt sehr gut auf Knäckebrot, Vollkornbrot oder auch als Dip für Gemüsesticks.

Anleitung für Hanfsprossen:

Für Hanfsprossen benötigt man ein sauberes Keimglas, einen Teller und ungeschälte, keimfähige (nicht geröstete) Hanfsamen in Rohkostqualität. Hanfsamen aus dem EU-Ausland sind häufig keimunfähig, auch geschälte Hanfsamen sind nicht mehr keimfähig.

Hat das Keimglas eine Grösse von ca. 0,5 bis 0,6 Liter, reichen ca. 2 EL ungeschälte Hanfsamen. Diese Samen wäscht man zuerst gut durch und gibt sie in das mit Wasser gefüllte Keimglas (oder eine Schüssel). Dort weicht man sie ca. 6 Stunden ein und stellt sie an einen dunklen Ort. Die optimale Keimtemperatur von Hanf beträgt ca. 21-23 °C, also belässt man das Keimglas in einem eher warmen Raum oder in der Nähe eines Heizkörpers.

Nach der Einweichzeit schüttet man das Einweichwasser weg und spült die Samen gut mit Wasser durch, danach giesst man das Wasser wieder ab. Das Keimglas stellt man jetzt mit dem Gitterdeckel gekippt auf einen kleinen Teller, sodass das restliche Wasser noch abtropfen kann. Hanf ist ein Dunkelkeimer, daher benötigt er zum Keimen einen dunklen Ort - oder man deckt das Glas mit einem Tuch ab.

Damit die Samen immer genügend Feuchtigkeit haben und sich keine Schimmelpilze ansiedeln können, sind sie täglich mindestens zweimal zu spülen. Dazu giesst man frisches Wasser in das Glas und schwenkt das Glas so, dass alle Keimlinge bedeckt sind und sich mit Wasser vollsaugen können. Diesen Prozess kann man einige Minuten durchführen, danach giesst man das Wasser wieder ab und positioniert das Keimglas in einer Schräglage.

Nach ca. 3-4 Tagen beginnt der Hanf zu keimen; lässt man die Keimlinge nochmals einen Tag im Keimglas, bilden sich Sprossen. Keimlinge oder Sprossen kann man sofort für Salate, als Brotbelag oder als Topping für andere Speisen verwenden. Lagert man die Sprossen im Kühlschrank, hören sie auf, sich weiterzuentwickeln, und man kann sie dort noch wenige Tage aufbewahren.

Sprossen schmecken allerdings möglichst frisch am besten und die Gefahr von Schimmelpilzen ist dann sehr gering.

Vegane Rezepte mit ungeschälten Hanfsamen finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das Lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler.

Einkauf - wo kaufen?

Hanfsamen finden Sie bei ausgewählten Supermärkten wie Coop, Migros, Spar, Rewe und Edeka. Allerdings sind dort Hanfsamen nicht immer ungeschält, sondern häufig geschält erhältlich. Denner, Volg, Aldi, Lidl, Hofer etc. haben Hanfsamen nicht im Standardsortiment, manchmal gibt es sie aber zu Sonder-Aktionen. Gewisse Supermärkte bieten Hanfnüsse auch in biologischer Qualität an. Immer bio, manchmal sogar demeter, finden Sie ungeschälte (und auch geschälte) Hanfsamen in Reformhäusern, Bioläden oder Biosupermärkten, wie z.B. Denn's Biomarkt oder Altnatura. Hanfsamen sind auch online erwerbbar, dort ist meist auch das Herkunftsland aufgelistet. Da die Anbauflächen von Kultur-Hanf auch in Europa steigen, gibt es meist auch regionale Produkte zu kaufen. Die Preise sind oft sehr unterschiedlich, hier lohnt sich auf jeden Fall ein Preisvergleich.

Wenn möglich sollte man beim Kauf biologisch produzierte, ungeschälte, ungeröstete, ungesalzene Hanfsamen in Rohkost-Qualität bevorzugen, so hat man die Garantie eines unverarbeiteten Produkts mit bestmöglicher Qualität.

Wild zu finden:

Wild-Hanf (Cannabis sativa var. spontanea) kommt beinahe weltweit in allen gemässigten bis tropischen Zonen kultiviert und verwildert vor. Der Wild-Hanf erreicht normalerweise nicht mehr als ca. 3 Meter Höhe und die Samen sind etwas kleiner als bei der Kulturform.1 Aufgrund von Funden in Georgien kann man die erste Faser-Nutzung von wild gesammeltem Hanf auf ein Alter von ca. 30'000 Jahren datieren.2

Lagerung:

Hanfsamen sind immer lichtgeschützt, kühl, trocken und am besten in einem luftdicht verschlossenen Behälter zu lagern. Bei Schäden an den ungeschälten Samen tritt das Öl aus, das sehr schnell oxidiert und dann ranzig schmecken kann.

Inhaltsstoffe - Nährwert - Kalorien:

Ungeschälte Hanfsamen haben mit ca. 553 kcal/100g einen sehr hohen Energiegehalt. Dieser lässt sich vorwiegend auf den hohen Fettgehalt von ca. 49 % zurückführen. Auch der Proteingehalt ist mit 32 % sehr hoch und der Kohlenhydratanteil bei Hanfsamen beträgt ca. 8,7 %. Der Ballaststoffgehalt bei ungeschälten Hanfsamen ist sehr hoch.3

Da der Fettgehalt sehr hoch ist, lässt sich daraus hochwertiges Hanföl herstellen. Öl aus ungeschälten Hanfsamen weist eine grünliche Farbe auf, da die Schale Chlorophyll enthält. Es sind auch Bitterstoffe und Ballaststoffe enthalten. Das Öl ist äusserst wertvoll, da es ca. 80 % mehrfach ungesättigte Fettsäuren beinhaltet, vor allem die essenziellen (essenziellen) Fettsäuren Linolsäure (Omega-6) und Alpha-Linolensäure (Omega-3). Dank einem Verhältnis von ca. 3:1 (LA:ALA) gelten Hanfsamen als sehr gesund. Weitere Informationen dazu lesen Sie im Kästchenlink oben.

Ungeschälte Hanfsamen enthalten auch einen hohen Anteil an Mangan. Mit 7,6 mg Mangan pro 100 g decken ca. 26 g ungeschälte Hanfsamen den gesamten Tagesbedarf an diesem Spurenelement. Getrockneter Thymian hat mit 7,9 mg/100g ähnliche Manganwerte. Andere getrocknete Kräuter oder z.B. die Gewürznelken (gemahlen oder ganz) übersteigen diesen Wert noch deutlicher. Sie haben 60 mg Mangan pro 100 g. Mangan ist wichtig für den Aufbau der Knorpel und des Bindegewebes.3

Phosphor ist in ungeschälten Hanfsamen mit 1'650 mg/100g sehr gut vertreten. Getrocknete Kürbiskerne haben mit 1'233 mg/100g ähnlich viel Phosphor, Backpulver hat mit 8'430 mg/100g einen deutlichen höheren Wert. Phosphor gilt als essenzielles Mengenelement und ist sehr wichtig für Knochen, Zähne und die Zellmembranen. Eine mittlere Zufuhr-Empfehlung von D-A-CH-Referenzwerten liegt bei ca. 700 mg pro Tag. Nimmt man unverarbeitete, naturnahe Lebensmittel zu sich, lässt sich dieser Bedarf sehr gut decken. Der natürliche Phosphor ist auch nicht schädlich. Allerdings kann man mit zugesetzter Phosphorsäure in Softdrinks oder Phosphaten in Fertigprodukten sowie Schmelzkäse die empfohlene Menge deutlich übersteigen, was zu einer Verringerung der Knochendichte führen kann.3

Hanfsamen enthalten auch viel Magnesium. Mit 700 mg/100g ist dieser Wert ähnlich hoch wie bei getrocknetem Basilikum (711 mg/100g). Dieses essenzielle Mengenelement ist bedeutend für viele enzymatische Stoffwechselvorgänge.3

Ungeschälte Hanfsamen enthalten auch Zink, Kalium, Eisen und kleine Mengen an Calcium. Der Anteil an B-Vitaminen, vor allem Vitamin B1 (Thiamin) und Vitamin B2 (Riboflavin), ist relativ hoch.3 Die Samen enthalten alle acht für den Menschen essenziellen Aminosäuren, somit sind sie als Proteinquelle besonders geeignet. Vor allem Proteine wie das Globulin Edestin sind enthalten und sehr leicht verdaulich, allerdings schränkt der niedrige Lysinanteil die Proteinwertigkeit wieder ein.4

Haben Hanfsamen eine Wirkung? Unabhängig von der Sorte enthalten Hanfsamen kein THC (Tetrahydrocannabinol) oder andere rauschwirksame Inhaltsstoffe. Diesen Stoff findet man ausschliesslich bei weiblichen Pflanzen, in deren harzigen Drüsenhaaren der lanzettartigen Zackenblätter. Innerhalb der EU ist nur Hanf zugelassen, der einen geringeren THC-Gehalt als 0,2 % enthält.5

Die gesamten Inhaltsstoffe, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.CLICK FOR unter dem Zutatenbild.

Gesundheitliche Aspekte - Wirkungen:

Sind Hanfsamen gesund? Insbesondere die ungesättigten Fettsäuren des in den Samen enthaltenen Hanföls sind von gesundheitlicher Bedeutung. Das Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren in Hanföl ist mit ca. 3:1 besonders günstig. Linolsäure (Omega-6) und Alpha-Linolensäure (Omega-3) sollten eigentlich zu gleichen Anteilen vorhanden sein. Allerdings überwiegen in der Ernährung meist die entzündungsfördernden Omega-6-Fettsäuren im Vergleich zu den entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren. Leinsamen haben ein Verhältnis von 1:3,7, Chiasamen 1:3,3 und Lupinensamen 4,4:1. Insbesondere bei der Verwendung von Ölen sollte man immer auch dieses Verhältnis beachten. Beispielsweise hat kaltgepresstes Rapsöl ein LA:ALA-Verhältnis von 2:1. Kokosöl hingegen beinhaltet sehr viele ungesättigte Fettsäuren und hat mit einem LA:ALA-Verhältnis von 127:1 zu viele entzündungsfördernde Fettsäuren.

Aus der Linolsäure synthetisiert der Körper unter anderem die Gamma-Linolensäure (GLA), die neben Entzündungen auch die Nervenreizleitung und den Blutdruck beeinflussen kann.5,6 Doch davon haben wir in der westlichen Ernährung zu viel. Zentral ist das Verhältnis zwischen Omega-6 und Omega-3, das bei den Hanfsamen sehr günstig ausfällt (siehe weiter oben).

Hanfsamen bezeichnet man gern als Superfood, weil sie neben dem hohen Nährstoffanteil und den wichtigen essenziellen Aminosäuren auch noch viele Antioxidantien enthalten. Vor allem das Phytol soll freie Radikale bekämpfen. Der regelmässige Verzehr soll den Alterungsprozess verlangsamen, das Immunsystem stärken und vor der Entstehung neuer Krankheiten schützen.8

Ungeschälte Hanfsamen haben einen sehr hohen Ballaststoffanteil, welcher die Verdauung unterstützt und zur Darmreinigung beiträgt. Zudem erhöht ein vermehrter Ballaststoffanteil das Sättigungsgefühl im Körper und reguliert den Blutzuckerspiegel. Allerdings können zu viele ungeschälte Hanfsamen zu einem unangenehmen Völlegefühl oder zu Blähungen führen. Wie viele Hanfsamen am Tag? Zu Beginn kann man ca. 1/2 Esslöffel pro Tag zu sich nehmen, dies kann man, je nach Verträglichkeit, auf 1 EL täglich steigern.

Hanfsamen sind glutenfrei und laktosefrei und es sind auch keine allergischen Reaktionen auf das Hanf-Protein bekannt.

Gefahren - Unverträglichen - Nebenwirkungen:

Bei der Reinigung von Hanfprodukten (Samen und Fasern) kann der sich dabei entwickelnde Staub zu einer Bioakkumulation in der Lunge führen. Säugetiere können diese eingeatmeten Cellulosefasern aufgrund ihrer glycosidischen Bindung nicht abbauen und können eine Krankheit namens Byssinose (auch bekannt als: Hanfarbeiterlunge, Montagsfieber, Weberhusten etc.) entwickeln.10

Verwendung als Heilpflanze:

Das Einreiben von Hanfextrakten aus Indischem Hanf (Cannabis indica) soll bei starken Schmerzen auf verletzte Muskelteile und Sehnen lindernd wirken.11 Diese Wirkung kennt man aber nicht bei Nutzhanf.

Vorkommen - Herkunft:

Man vermutet den Ursprung von Cannabis sativa in Zentralasien oder Mitteleuropa.1 Funde zeigen eine Kultivierung von Hanf seit ca. 5000-6000 Jahren in China. Ab der Antike bis ins 20. Jhdt. stellte man aus Hanf Kleidung, Hanfseile, Taue, Takelagen für Schiffe, Verbandsstoffe12 und Papier her. Auch in Europa verwendete man Hanf bis ins 19. Jahrhundert als wichtigste Textilfaser.13

Seit Mitte der 80er Jahre nimmt der Anbau von Nutzhanf wieder verstärkt zu und in den 90ern subventionierten die EU-Staaten der Anbau sogar sehr intensiv. Verwendung finden die Fasern heutzutage vor allem in der Textilproduktion und auch als Dämmmaterial.14

Anbau - Ernte:

Die Aussaat findet zwischen Mitte April und Mai mithilfe von Getreidedrillmaschinen statt. Hanf ist sehr pflegeleicht, es ist kaum Unkrautbekämpfung notwendig und aufgrund seiner insektenfeindlichen Inhaltsstoffe benötigt man auch kaum Pflanzenschutzmassnahmen. Die tiefwachsenden Wurzeln lockern den Boden, was vor allem bei Fruchtwechsel sinnvoll ist.5 Als selbstverträgliche Pflanze akzeptiert Hanf auch den Anbau auf der gleichen Fläche, mehrere Jahre hintereinander.

Die Ernte der Samen vollzieht sich zwischen September und Oktober, durchgeführt mit modifizierten Mähdreschern und mit einem Verfahren der Niedrigtemperaturtrocknung, um der Ernte die restliche Feuchtigkeit zu entziehen.

Verwechslungsgefahr:

Eine Verwechslung mit dem Indischen Hanf (Cannabis indica), welcher als Drogen- und Medizinpflanze eine Rolle spielt, ist am ehesten möglich. Die Blüten und blütennahen Blätter der weiblichen Pflanze des Indischen Hanfs setzte man in China und Ägypten als krampflösendes, beruhigendes Mittel ein.13 Der Anbau dieser Hanfart ist gesetzlich verboten.

Tierschutz - Artenschutz - Tierwohl:

Obwohl Nutzhanf keinen duftenden Nektar produziert und auch keine farbenprächtigen Blütenblätter anbietet, fliegen Bienen auf Hanf. Hanfpflanzen sind eigentlich nicht auf Bienen zur Bestäubung angewiesen, weil sie die Windbestäubung nutzen. Dazu produzieren die männlichen Pflanzen aber sehr viele Pollen und diese dienen den Bienen als Proteinquelle. In dieser Zeit gibt es auch kaum Nahrungsangebot für Bienen, weshalb Hanf im Spätsommer eine hervorragende Nahrungsquelle darstellt. Bienen fehlen Cannabinoid-Rezeptoren, weshalb man keine Sorge haben muss, dass eine entspannende oder berauschende Wirkung bei Bienen eintritt.21

Allgemeine Informationen:

Als Nutzhanf, Industriehanf oder Kultur-Hanf bezeichnet man die Kulturform Cannabis sativa var. sativa, die man für die kommerzielle Nutzung abseits der Verwendung als Rauschmittel oder Arzneimittel anbaut. Es gibt viele Formen und Unterarten der Gattung Cannabis sativa, auch solche mit psychoaktiven Wirkstoffen (konzentriertes Haschischöl kann bis zu 70 % THC enthalten, das Harz bis zu 25 %). Die Unterscheidung von C. sativa und C. indica liegt weniger in den Wirkstoffen, sondern vielmehr sind es bestimmte Merkmale des Pflanzentyps, die sich unterscheiden. C. sativa wächst sehr hoch und hat schmale Blätter und man kann die Pflanze auch im Freien anbauen.

C. indica hingegen wächst gedrungen und buschig mit breiten und kräftigen Blättern. Die grösste Rolle spielt Cannabis indica var. spontanea als Drogen- und Medizinpflanze. Je nach Sorte kann der THC-Gehalt stark schwanken, Faserhanf enthält fast nichts davon, andere können bis zu 25 % enthalten. Einige Synonyme sind: C. foetens, C. macrosperma, C. orientalis, C. sativa var. kif, C. sativa var. indica, C. sativa ssp. indica.1

Mit der Züchtung von Hybriden aus diesen beiden Typen konnte man den THC-Anteil reduzieren.

Cannabis ruderalis diente in prähistorischen Zeiten in Zentralasien für Reinigungs- und Begräbnisrituale. Insbesondere weibliche Blütenstände fanden getrocknet und geraucht oder als Räucherwerk Verwendung. Cannabis ruderalis verwendete man in der mongolischen und russischen Volksmedizin gegen Depressionen. Der THC-Anteil liegt bei ca. 40 %.1

Die Wirkungen von THC (Tetrahydrocannabinol) sind euphorisierend, stimulierend, muskelentspannend, antiepileptisch, brechreizmindernd, appetitanregend, bronchienerweiternd, blutdrucksenkend, stimmungsaufhellend und schmerzhemmend. CBD (Cannabidiol) hat keine psychoaktive Wirkung, wirkt aber sedierend und schmerzhemmend. CBN (Cannabinol) ist leicht psychoaktiv, augeninnendrucksenkend und antiepileptisch. CBG (Cannabigerol) ist nicht psychoaktiv, hat aber eine beruhigende, antibiotische und auch augeninnendrucksenkende Wirkung. CBC (Cannabichromen) ist ebenfalls beruhigend und fördert die schmerzhemmende Wirkung von THC.1

In der EU sind derzeit 42 Sorten mit niedrigen Gehalten an THC für den Anbau zertifiziert. Der THC-Anteil liegt hier bei weniger als 0,2 % und sie sind daher als Rauschmittel ungeeignet. Dieser Grenzwert ist bei vielen Ländern unterschiedlich, in der Schweiz liegt er bei unter 1 %.15

Weniger die Hanfsamen, sondern vielmehr die Blätter von Cannabis sativa verwendet man auch als Medizinalhanf. Man gewinnt mit sehr aufwendigen teilsynthetischen Verfahren die psychoaktive Substanz THC (Tetrahydrocannabinol) aus THC-armem Nutzhanf (durch die Extraktion von Cannabidiol CBD). Diese Anwendung findet meist in Ländern statt, in denen die Extraktion aus THC-reichen Sorten rechtlich nicht möglich ist. Dieser Vorgang funktioniert auch mit dem in Zitrusfrüchten vorkommenden Terpen Limonen.9

Alternative Namen:

Hanfsamen nennt man auch Hanfnüsse oder manchmal Hanfherzen.

Die Verwendung von Trivialnamen für die Hanfpflanze ist je nach Region verschieden und man unterscheidet meist auch zwischen weiblichen und männlichen Pflanzenteilen. Bei weiblichen Pflanzen schreibt Wikipedia: Hahn, Hänfin, Hanfhahn, Honef, Mäsch, Mesch, Saatbogen, Saathemp, Sehmer und Tregel.

Alternative Bezeichnungen für männliche Pflanzen sind: Bästling, Bösling, Bast, Feimlen, Femmel, Fimme, Fimmel, Geilhemp, Geilsjehemp, Güstehemp, Hämpinne, Hanfhenne, gelje Hemp, Henne, Maschgelt, Pastök, Semmelhanf, Trigel.

Geschlechtsunabhängige Namen sind: Hämp, Hanaf, Hanel, Hanif, Hannarpe, Hanof, Hanuf, Harf, Hauf, Hemp, Henef, Hennig und Werch.16

Im Englischen kennt man die Hanfpflanze unter der lateinischen Bezeichnung Cannabis sativa, Hanfsamen nennt man hempseed(s) oder hemp seed(s). Ungeschälte Hanfsamen bezeichnet man als unpeeled oder unshelled hemp seeds.

Andere lateinische Synonyme für Cannabis sativa sind: C. americana, C. chinensis, C. culta, C. erratica, C. generalis, C. gigantea, C. intersita, C. lupulus, C. macrosperma, C. sativa monoica, C. sativa ssp. culta.1 Die bei Rätsch verzeichneten Synonyme für volkstümliche Namen sind zu zahlreich, um sie hier aufzulisten.1

Stichworte zur Verwendung:

Hanf, vorwiegend Indischer Hanf, dient auch als Arzneimittel. Die Verwendung von medizinischem Hanf ist in vielen Ländern unter strengen Richtlinien und nur durch die Verordnung eines Arztes erlaubt. Das THC und CBD (Cannabidiol) finden bei bestimmten Krebstherapien und Krankheiten wie Spastiken (z.B. Multiple Sklerose oder Querschnittlähmung), Epilepsie, Bewegungsstörungen (Tremor) oder chronischen Schmerzen Einsatz.17 In diesem Bereich sind noch viele Forschungen ausstehend.

In erster Linie erfolgt der Anbau von Nutzhanf zur Gewinnung von Hanffasern, neben den Hanfsamen und dem daraus gewonnenen Öl gibt es aber auch noch Verwendungsmöglichkeiten für die Blüten und Blätter, beispielsweise für die Herstellung des ätherischen Hanföls.

Dieses ätherische Öl findet Anwendung bei der Aromatisierung von Eistees, Hustenbonbons, Hanfbier und Schokoladen. In Kosmetikartikeln kommt es vor allem für Parfums zum Einsatz. Das Hanföl findet man ebenfalls in der Kosmetikindustrie, vor allem in der Naturkosmetik wieder, im Orient nutzt man es auch noch heute als Lampenöl. In Massageölen soll das ätherische Hanföl eine entzündungshemmende Wirkung haben, Verspannungen lösen, Krämpfe, Schwellungen und Phantomschmerzen lindern. In der Aromatherapie eingesetzt, wirkt es entspannend, ausgleichend und reinigt die Atemwege.18 Der typische Geruch der Cannabis-Pflanzen kommt nicht von den Cannabinoiden, sondern von den leicht flüchtigen Mono- und Sesquiterpenen, wie z.B. dem Caryophyllenoxid. Dieser Stoff dient auch als Leitsubstanz für Haschisch-Suchhunde.19

Für die Tiere nutzt man Hanfschäben als Einstreu. Es handelt sich hierbei um relativ gleichmässig gebrochene, holzähnliche Teilchen, die bei der Erzeugung von Bastfasern, in diesem Falle von Hanffasern, im maschinellen Prozess der Entholzung (Dekortikation) des Pflanzenstängels anfallen. Samen und Pressreste der Ölgewinnung dienen auch als hochwertiges Tierfutter.

Die Langfasern von Hanf nutzt man aufgrund ihrer Reissfestigkeit vor allem in der Textilproduktion. Niedrigere Faserqualitäten (Werg) verwendet man zum Abdichten beim Verschrauben von Rohrgewinden. Zudem ist Hanf als Dämmstoff für den Hausbau durchaus beliebt, weil er nicht gut verrottet, gesundheitlich unbedenklich und resistent gegen Schädlinge ist. Kurzfasern verwendet man in Zellstoffen, Vliesstoffen, Spezialpapieren und naturfaserverstärkten Kunststoffen, so auch bei der Innenraumverkleidung im Automobilbau.20

Literatur - Quellen:

Literaturverzeichnis - 20 Quellen

1.Rätsch C. Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Botanik, Ethnopharmakologie und Anwendung. AT Verlag: Aarau. 1998. 14. Aufl. 2018.
2.Clarke RC, Merlin MD. Cannabis. Evolution and Ethnobotany. Chapter 5: History of Cannabis use for fiber. University of California Press. Berkeley and Los Angeles. 2013.
3.USDA United States Departement of Agriculture.
4.House J, Neufeld J, Leson G. Evaluating the quality of protein from hemp seed (Cannabis sativa L.) products through the use of the protein digestibility-corrected amino acid score method. Journal of Agricultural and Food Chemistry. 2010 November 58 (22):24.
5.Pini U. Das Bio-Food Handbuch. Ullmann: Hamburg, Potsdam. 2014.
6.Coste T, Pierlovisi M et al. Beneficial effects of gamma linolenic acid supplementation on nerve conduction velocity, Na+, K+ ATPase activity, and membrane fatty acid composition in sciatic nerve of diabetic rats. J. Nutr. Biochem. 1999;10(7).
8.Leonard W, Zhang P et al. Hempseed in food industry: Nutritional value, health benefits, and industrial applications. Comprehensive reviews in food science and food safety. 2019.
9.Apsimon J. The total synthesis of natural products. Vol 4. John Wiley & Sons. New York. 2009.
10.Tartrai E. Brozik M et al. In vivo pulmonary toxicity of cellulose in rats. J. Appl Toxicol. 1996;16(2).
11.Weiss RF. Lehrbuch der Phytotherapie. 5. Auflage. Stuttgart. 1982.
12.Steudel J. Der Verbandsstoff in der Geschichte der Medizin: Ein kulturhistorischer Überblick. Düren. 1964.
13.Delaveau P, Lorrain M et al. Geheimnisse und Heilkräfte der Pflanzen. Zürich: Das Beste; 1978.
14.Steldinger M. Informationen zum Anbau von industriellem Hanf. Hanfmuseum.de Berlin.
15.Schweizer Eidgenossenschaft Bundesamt für Gesundheit BAG. Cannabis.
16.Pritzel GA, Jessen C. Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Cohen P. Hannover 1882.
17.Sensiseeds.com Cannabis in der Schweiz - Gesetze, Konsum und Geschichte. 2020.
18.Wikipedia Ätherisches Hanföl.
19.Infofarm.de Ätherisches Hanföl - erste Prüfung einiger Herkünfte. Eidgenössische Forschungsanstalt für Agrarökologie und Landbau. 1997.
20.Wikipedia Nutzhanf.
21.Seshardi A, O'Brien C. Bee diversity and abundance on flowers of industrial hemp (Cannabis sativa L.) 2019. Biomass and Bioenergy. 122.
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