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Dill, frisch (Kraut, Samen), roh (bio?)

Dillkraut ist ein beliebtes Bio-Gewürz mit mässiger Bedeutung in der Medizin. Aus den Samen kann man aromatische Keimlinge für frische Rohkost ziehen.
86%
Wasser
 61
Makronährstoff Kohlenhydrate 60.52%
/30
Makronährstoff Proteine 29.83%
/10
Makronährstoff Fette 9.66%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, 0.1g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, <0.1g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 0:0

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Werte sind zu klein, um relevant zu sein.

Ist Dill ein Gewürz? Frischer Dill (Anethum graveolens) gehört zu den bekannteren Bio-Gewürzen, das in keiner Küche fehlen darf. Besonders gut schmeckt das rohe Kraut zu Gurken; die Samen sind seltener in Gebrauch.

Verwendung in der Küche

Die vielseitig verwendbare Gewürzpflanze besitzt ein süssliches Aroma und erinnert geschmacklich leicht an Anis, Petersilie und Kümmel. Vor allem frisch schmeckt das Kraut viel süsser als die Samen. Getrocknet oder gekocht verliert das Pflanzengrün an Aroma.

Mit seinem charakteristischen Geschmack verfeinert rohes oder getrocknetes Kraut Salate, vegane Gewürzbutter, veganen Käse, Brotaufstriche, warme und kalte Saucen, gegarte Kartoffeln, Eintöpfe, Rohkost und insbesondere Gurken (ugs. Gurkenkraut).

Kraut, Stängel, Blätter und Blütendolden sind als Würze für Kräuteressenzen, Gewürzgurken (ugs. Gurkenkümmel) und anderes eingelegtes Gemüse (ugs. Kapernkraut) beliebt.

Für frische Rohkost kann man aus den Samen innerhalb von drei bis vier Wochen Keimlinge in Schalen heranziehen und den jungen Dill roh essen.

Veganes Rezept für georgische Tqemali (Tkemali)-Sauce

Zutaten (für 2 Personen): 250 g reife oder unreife Kirschpflaumen (alternativ: Sauerpflaumen, Alutscha, Kornelkirschen, Sauerkirschen, Mirabellen oder säuerliche Pflaumen), 10 g frischer Dill (ugs. Dillich), je 5 g rohe Minzblätter, rohe Petersilie, rohe Korianderblätter, 2 getrocknete Datteln, 1 Knoblauchzehe, einige Spritzer Zitronensaft, Paprikapulver und Salz.

Zubereitung: Rohe Kirschpflaumen entsteinen, halbieren und in 100 ml Wasser weichkochen (ca. 5 Min.). Pflaumen, ca. 50 ml Kochsud, frische Kräuter, entsteinte und zerkleinerte Datteln, Knoblauch und Zitronensaft in einen hohen Mixbecher geben und mit einem Stabmixer pürieren. Die fruchtig-pikante Sauce mit Paprika und Salz abschmecken und kalt zu Kidneybohnen, Kartoffeln oder herzhaften Gerichten servieren.

Rezept für frischen Dillsamen-Tee

1 TL Samen frisch quetschen und mit einer Tasse heissem Trinkwasser übergiessen. Zugedeckt 5 Min. ziehen lassen, die Samen abgiessen. Von der Teezubereitung mehrmals täglich eine Tasse trinken.1

Eine bewährte Teemischung zur Förderung der Milchmenge (Stilltee) enthält neben 15 g Dillsamen 30 g Brennnesselblätter, 30 g Fenchelsamen, 15 g Anissamen und 10 g Kümmelsamen.1

Vegane Rezepte mit rohem Dill finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
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Einkauf - Lagerung

Das frische Kraut können Sie in Supermärkten wie Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Hofer oder Billa und in Bio-Supermärkten wie Denn's Biomarkt oder Alnatura kaufen. Dill-Gewürz findet man meist in kleinen Mengen abgepackt im Kühlregal. Roh und in kontrolliert biologischer Qualität erhält man Dill (ugs. Däll) in Bio-Läden, in Reformhäusern, auf Wochenmärkten, direkt beim Bauern oder über eine Abo-Kiste (Saison-Kiste, Grüne Kiste) – manchmal als Bundware oder Küchenkräutertopfpflanze. Wieviel wiegt 1 Bund Dill in Gramm? Ein Bund Dill wiegt i.d.R. 25 g.

Die Verfügbarkeit von Dill in den genannten (Bio-) Supermärkten ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.

Wild zu finden

Die in Gärten angebaute Gewürzpflanze findet man verwildert eher selten und unbeständig an sonnigen und trockenwarmen Orten.2,3,4,20 Unterscheidungsmerkmale zur Erkennung von anderen essbaren, giftigen und hochgiftigen Doldenblütlern finden Sie weiter unten unter "Verwechslungsgefahr".

Tipps zur Lagerung

Frisches Kraut kann man in einer Plastiktüte oder Vorratsdose ca. eine Woche lang im Kühlschrank aufbewahren. Dabei sollte es trocken sein, um Fäule und Schimmel zu vermeiden. Ggf. kann man überschüssige Feuchtigkeit mithilfe einer Salatschleuder entfernen.

Da die Blätter durchs Trocknen rasch an Aroma verlieren, ist Einfrieren die geschmacksschonendere Option. Dafür hackt man die rohen Pflanzenteile und verpackt sie luftdicht in Beuteln oder Dosen und legt sie in den Gefrierschrank.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

100 g frisches Dill-Kraut besitzt einen Kaloriengehalt von 43 kcal. Die Hauptnährstoffe sind mit 1,1 g Fetten, 7 g Kohlenhydraten und 3,5 g Proteinen (Eiweiss) vertreten.5,6

Enthält Dill Vitamine? Mit 85 mg/100g ist das rohe, frisch geerntete Kraut reich an Vitamin C. Beachtenswert ist, dass man mit 10 g ca. 10 % des Tagesbedarfs decken kann. Somit ist frischer Dill gesund. Da man davon kaum grössere Mengen am Tag verzehrt, sollte man zusätzlich auf weitere Ascorbinsäure-Quellen zurückgreifen.5,6

Andere Gewürz- bzw. Wildpflanzen, die deutlich mehr Vitamin C enthalten, sind rohe Knoblauchsrauke (261 mg/100g), frischer Giersch (140 mg/100g), rohe Petersilie (133 mg/100g), Bockshornklee (126 mg/100g), Kleiner Sauerampfer (117 mg/100g) oder Schmalblättriges Weidenröschen (99 mg/100g).5,6

Weitere Dill-Nährstoffe der Blätter sind Tannine, Steroide, Terpenoide und Flavonoide.7

Zu den wirksamkeitsmitbestimmenden Inhaltsstoffen der Samen (Früchte) zählen Cumarine,7,8,9 bis zu 5% carvonreiches ätherisches Öl7,9 und Kaffeesäurederivate.9 Weitere Bestandteile sind aromatische Xanthone, Triterpene,7 Flavonoide (Kaempferol, Isorhamnetin, Quercetin) und 10-20 % fettes Öl.8

Die gesamten Inhaltsstoffe frischem Dill, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Wie gesund ist Dill? Für das ätherische Öl der Pflanze sind antimikrobielle, antimykotische und antioxidative Wirkungen nachgewiesen.7

Die Samen hemmen das Wachstum und die Vermehrung von Bakterien15 und wirken krampflösend (spasmolytisch). Letztere Wirkung entfaltet das ätherische Öl der Samen direkt an der glatten Muskulatur des Magen-Darm-Trakts (ugs. Blähkraut). Gleichzeitig schützen die Schleimstoffe der Samen die Magenschleimhaut. Diese Wirkungen sind wesentlich schwächer als die von Kümmelzubereitungen, können aber eine Alternative bei einer Abneigung gegen Kümmel sein.8,9

In einer randomisierten kontrollierten Studie (2020) ging es um die Bewertung der elastogenen Wirkung einer Brombeer-Dill-Extraktkombination, um Hautalterung entgegenzuwirken. Klinisch zeigte die Behandlung eine synergistische Pro-Elastizitätsaktivität im Vergleich zu den einzelnen Pflanzen und Placebo.17 Auch eine frühere, randomisierte kontrollierte Studie von 2011 zeigte in vitro und in vivo signifikante Verbesserungen der Hautelastizität.18

Im Rahmen einer randomisierten kontrollierten Studie an 60 Frauen mit mikrobiologisch bestätigter vulvovaginaler Candidiasis untersuchten Wissenschaftler die Wirkung einer vaginalen Zäpfchenformulierung mit Anethum graveolens. Die Behandlung der Kontrollgruppe erfolgte mit Clotrimazol-Vaginaltabletten. Gemäss den Ergebnissen waren 2 % Dill-Vaginalzäpfchen genauso wirksam wie Clotrimazol-Vaginaltabletten bei der Verringerung von klinischen und mikrobiologischen Symptomen. Studien mit grösseren Stichprobengrössen sind erforderlich, um die aktuellen Ergebnisse zu bestätigen.16

Sekundäre Pflanzenstoffe

Viele gesundheitliche Wirkungen von Dill kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.

Dill enthält folgende sekundäre Pflanzenstoffe:26,27,36

  • Isoprenoide: Terpene: Limonen, Pinen, Carvone; Terpenoide: Linalool; Saponine; Steroide; Carotinoide
  • Polyphenole: Phenolsäuren, Flavonoide: Flavonole (Rutin, Quercetin, Kaempferol), Anthocyane; Gerbstoffe; Cumarine: Bergapten, Umbelliferon
  • Alkaloide

Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in Dill abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.

Die Ergebnisse eines systematischen Reviews (2021) mit 171 Interventionsfällen zeigen, dass die Supplementierung von Anethum graveolens eine signifikante Senkung des Gesamtcholesterins zur Folge hatte. Eine potenzielle Erklärung dafür, warum Dill die Blutfettwerte senkt, könnte im Vorhandensein des Terpens D-Limonen liegen. D-Limonen hat sich als effektiv bei der Senkung des Cholesterinspiegels erwiesen. Auch die enthaltenen Flavonoide und Carotinoide könnten möglicherweise zu diesem Mechanismus beitragen. Für genauere und bestätigende Schlussfolgerungen sind weitere kontrollierte klinische Studien notwendig.10 Eine Meta-Analyse aus dem gleichen Jahr kommt zu dem Ergebnis, dass Anethum graveolens günstige Effekte auf Insulinresistenz und Serum-LDL ausüben könnte, was man auf die bioaktiven Stoffe des Dills zurückführt. Auch hier ist weitere Forschung notwendig, um die Ergebnisse zu bestätigen.11

Die lipidsenkenden Eigenschaften des Dillkrauts könnten auch eine Rolle bei der Linderung von Symptomen des Typ-2-Diabetes spielen. In einer achtwöchigen, doppelblinden und kontrollierten Studie erhielten 42 Patienten mit Typ-2-Diabetes entweder Dillpulver oder ein Placebo. Die Zugabe von Dillpulver führte zu einer signifikanten Reduktion von "Blutinsulin", Insulinresistenzsymptomen, LDL- und Gesamtcholesterin, während HDL-Cholesterin und die antioxidative Kapazität anstiegen. Diese Effekte führte man auf die bioaktiven Stoffe im Dill zurück, da man sie in der Kontrollgruppe nicht nachweisen konnte. Daher könnte die Nahrungsergänzung mit Dillpulver effektiv sein, um glykämische, lipidische und oxidative Stresssymptome bei Typ-2-Diabetes zu kontrollieren.12

Ein weiteres systematisches Review (2020) wertete die Wirkung von Anethum graveolens-Samen auf die Dauer von Wehen aus. Bestimmte Phasen der Wehen reduzierten sich signifikant. Möglicherweise fördert der Verzehr von Dillsamen aufgrund der vorhandenen Isoprenoide und Polyphenole die Kontraktionen der Gebärmutter und begünstigt so einen schnelleren Verlauf des Geburtsprozesses. Die Verwendung der Pflanze ist bei schwangeren Frauen mit geringem Risiko empfohlen.13,14 Gemäss einer randomisierten kontrollierten Studie (2019) können gekochte Samen die Angst während den Wehen reduzieren.15

Untersuchungen haben zudem die entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften der Isoprenoide und Polyphenole im Dill bestätigt. In Tierstudien zeigten sowohl Dillkraut als auch Dillkrautextrakte Wirksamkeit gegen chronische Entzündungen,28 Entzündungen der Magenschleimhaut29 und der Speiseröhre30 sowie schützende Eigenschaften bei Lebererkrankungen.31,32 Ebenso können die sekundären Pflanzenstoffe des Dills Schutz vor Parasiten wie Giardien,33 verschiedenen Bakterien und Pilzerkrankungen bieten.26,34,35

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Ist zu viel Dill ungesund? Durch die Verwendung als Gewürz besteht nach heutigem Wissen keine Gefahr für den Konsumenten.8 Ebenso sind weder Kontraindikationen noch Nebenwirkungen und Interaktionen bekannt.9 Allgemein können Inhaltsstoffe von Pflanzen aus der Gattung der Doldenblütler (Apiaceae) Kontakt- oder Fotodermatitis auslösen.8

Verwechslungsgefahr

Unter den Doldenblütlern gibt es zahlreiche essbare sowie giftige bis hochgiftige Pflanzenarten. Für Laien kann es bei der Wildsammlung zu fatalen Folgen kommen. Daher ist es ratsam, diese Kräuter sowie Dill als Topfpflanzen zu kaufen und beschriftet im Gemüsebeet anzubauen.

Harmlose Verwechslungsmöglichkeiten von Dill mit essbaren, wildvorkommenden oder kultivierten Pflanzen bestehen mit Giersch, Echtem Kerbel, Wiesenkerbel, Wilder Möhre, Wiesen-Bärenklau, Süssdolde, Fenchel, Koriander, Kümmel, Pastinake, Liebstöckel oder Sellerie.

Gefahr besteht bei diesen giftigen und hochgiftigen Doppelgängern: Grosse und Kleine Sterndolde, Schierling, Hundspetersilie, Riesenbärenklau, Breitblättriger Merk oder Kälberkropf. Unterscheidungsmerkmale finden Sie unter dem gleichnamigen Subtiteln der Beschreibungen 'Wiesenkerbel' und 'Giersch'.

Dill bildet meist einen 60-90, manchmal bis zu 120 cm hohen einzelnen, aufrechten, röhrigen Spross, der leicht ausreissbar ist. Die ein- bis zweijährige Pflanze wächst schlanker als Fenchel und ihr Grün ist eher matt bis leicht gräulich. Die bis zu 35 cm langen Blätter sind 2- bis 3-fach gefiedert und fadenförmig. Im Sommer erscheinen winzige gelbe Dolden in ca. 30-50 Doldenstrahlen. Die Samen sind eiförmig, abgeflacht und aromatisch. Am Grund bildet die Pflanze nie eine Zwiebel.3,4,7,20 Beim Zerreiben verströmen die Pflanzenteile einen angenehmen und spezifischen Duft.3

Verwendung als anerkannte Heilpflanze

HMPC (Committee on Herbal Medicinal Products) oder ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy) haben, im Vergleich zur Kommission E, (noch) keine Monografie für Dillsamen bzw. Dillkraut erstellt.

Indikationen für die medizinische Verwendung der Samen nach Kommission E sind dyseptische Beschwerden. Insgesamt besitzen sie jedoch eine geringe phytotherapeutische Bedeutung. Dillkraut findet fast ausschliesslich als Lebensmittel bzw. Gewürz Verwendung.9,27 Im Gegensatz zu den Samen sieht die Kommission E die Wirksamkeit des Krauts bei dyseptischen Beschwerden als nicht erwiesen an.8

Arzneimittel mit Anethum graveolens-Extrakten spielen in der westlichen Medizin kaum eine Rolle. Der Einsatz der Samen ist aufgrund ihrer krampflösenden Wirkung bei dyseptischen Beschwerden inzwischen wissenschaftlich anerkannt.8

Die mittlere Tagesdosis beträgt 3 g Samen oder 0,1-0,3 g ätherisches Öl. Ganze Samen verwendet man frisch gequetscht für Aufgüsse oder andere Zubereitungen zum Einnehmen. Als Gewürz sind die Samen nur als präventive Massnahme geeignet.9

Volksmedizin - Naturheilkunde

Ist Dill gesund? In einem systematischen Review suchten Wissenschaftler in Datenbanken nach iranischen Heilpflanzen, die traditionell als wirksame Alternativen zu Antibiotika bei vaginalen Infektionen zum Einsatz kommen. U.a. findet das antimikrobiell wirksame Anethum graveolens Verwendung.19

In Europa nutzt die traditionelle Volksmedizin das Kraut u.a. als krampflösendes, entblähendes, verdauungsförderndes (ugs. Blähkraut) und entwässerndes pflanzliches Mittel.7

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Dill hat einen CO2-Fussabdruck von 0,37 kg CO2eq/kg. Dies ähnelt dem ökologischen Fussabdruck anderer Kräuter wie Petersilie (0,37 kg CO2eq/kg) oder Schnittlauch (0,32 kg CO2eq/kg).22 Über die benötigte Wassermenge zur Herstellung von 1 kg Dill liegen keine genauen Zahlen vor.

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?.

In der Türkei führte man 2021 eine Untersuchung zu Pestizidrückständen in Obst und Gemüse vom Markt durch. Unter den am stärksten belasteten untersuchten Lebensmitteln zählte hier Dill, der in mehr als 80 % der Fälle sogar Pestizidrückstände über dem erlaubten Limit aufwies.21 Eine ähnlich angelegte Studie in Ägypten kam zu übereinstimmenden Ergebnissen, auch hier überstiegen die Mengen gewisser Pestizide die Höchstzulassungsmenge.23 Man sollte beim Einkauf also idealerweise auf Ware aus biologischem Anbau zurückgreifen, da hier keine synthetischen Pestizide oder Düngemittel zum Einsatz kommen. Denn diese wirken sich nicht nur nachteilig auf die menschliche Gesundheit aus, sie haben auch einen negativen Einfluss auf das Ökosystem und wichtige Bestäuber. Diese sind auch für Dill relevant, dessen Blütezeit von Juni bis August (max. Oktober) reicht. Die Nektarwerte und Pollenwerte sind mittel (Skala Nektarwert und Pollenwert: kein, gering, mittel, hoch, sehr hoch). Für kleine Hautflügler wie Schwebfliegen, Honigbienen und Käfer fällt eine Sommer- und Frühherbsttracht an.3 Tracht beinhaltet das gesamte Angebot an Nektar, Honigtau und Pollen, das Insekten zur Verfügung steht. Die Blüten locken zahlreiche Nützlinge an, die Blattläuse bekämpfen.4

Weltweites Vorkommen - Anbau

Die ursprüngliche Herkunft der Pflanze ist Südwestasien.2,4 Sie hat eine lange Anbaugeschichte seit der Antike14 und ist die einzige Art der Gattung Anethum. Bekannt sind v.a. die zwei Varietäten / Unterarten var. graveolens (Europäischer Dill) und subsp. sowa (Indischer Dill). Ersterer kommt in Europa, Nordafrika, Nord- und Südamerika vor; letzteren kultiviert man vor allem in Japan, Indien, China und auf Java.8 In der Schweiz ist die Gewürzpflanze vor dem 15. Jahrhundert aufgetreten.20

Anbau - Ernte

Die Pflanze stellt eher höhere Ansprüche an den Boden, der gut bearbeitet, feinkrümelig,1 neutral bis leicht sauer und in sonniger Lage sein sollte. Bei zu trockener und karger Beschaffenheit und dichter Aussaat neigen die Pflanzen zum Schiessen. Dill und Kohl sind im Gemüsebeet gute Nachbarn, weniger gut verträgt er sich mit Möhren. Bei zu enger Nachbarschaft mit Fenchel können Hybride (ugs. Dillfenchel) entstehen.4

Ab dem zeitigen Frühjahr bis zur Sommermitte kann man mit der Aussaat in Abständen von 3-4 Wochen beginnen. Später dünnt man die jungen Pflanzen auf 20 cm aus. Die Wedel schneidet man vom Frühjahr bis zum Sommer.4 Die Samen erntet man vor der Vollreife, da sie sonst leicht rausfallen.1

Der erfolgreiche kommerzielle (Freiland-) Anbau erfordert warme bis heisse Sommer mit hoher Sonneneinstrahlung und reichhaltige, gut durchlässige Böden.7 Der Anbau ist in vielen Ländern verbreitet, auch in Süddeutschland.2

Die Kultivierung von Bund- und Topfware für den (Bio-) Frischmarkt erfolgt in Gewächshäusern und im Freiland. Für die industrielle Verarbeitung baut man die Gewürzpflanze stark mechanisiert und grossflächig an. Das Kraut für den Heilpflanzenanbau erfolgt ebenfalls grossflächig und im Freiland.

Weiterführende Informationen

Dill (Anethum graveolens) gehört zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae) und ist die einzige Art der Gattung Anethum.

Man unterscheidet drei Unterarten bzw. Varietäten. Neben dem Ackerdill (Anethum graveolens var. graveolens) gibt es den Gartendill (Anethum graveolens var. hortorum) mit Carvon-reichem ätherischem Öl sowie den Indischen Dill (Anethum graveolens subsp. sowa), dessen ätherisches Öl sich v.a. aus Dillapiol und Carvon zusammensetzt. Insgesamt ist er weniger aromatisch als Gartendill.

Alternative Namen

Alternativnamen sind Echter Dill, Dillich, Däll, Dillkraut, Dillfenchel, Gurkenkümmel, Gurkenkraut, Gurkenkräutel, Gurkenkümmel, Kapernkraut, Kappernkraut oder Blähkraut.

Im Süddeutschen Raum sind 'der Dill' und 'die Dille' ohne Bedeutungsunterschied bekannt.

Auf Englisch sind Bezeichnungen wie dill, dillseed (Frucht), dillweed (Kraut) und corn caraway im Umlauf.

Sonstige Anwendungen

Das ätherische Samenöl (Anethi herba aetheroleum) kommt als Aromabeigabe in Kosmetika, Parfüms, Medikamenten, Reinigungsmitteln, Seifen und in der Lebensmittelindustrie vor.4,8

Literaturverzeichnis - 33 Quellen

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