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Weissweinessig (roh?, bio?)

Weissweinessig besitzt roh einen säuerlichen, fruchtigen Geschmack und eignet sich besonders zum Verfeinern von Saucen und Salaten. In Bio-Qualität erhältlich.
Die von uns zusammengetragenen Informationen zu der Zutat entsprechen dem Standard der USDA Datenbank.
94%
Wasser
 91
Makronährstoff Kohlenhydrate 90.91%
/09
Makronährstoff Proteine 9.09%
/00
Makronährstoff Fette 0%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, <0.1g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, <0.1g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 0:0

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Werte sind zu klein, um relevant zu sein.

Weissweinessig weist roh eine fein säuerliche Weissweinnote auf, die nicht nur gut zu Salaten und Saucen passt, sondern auch zur Veredlung von Gemüse geeignet ist. Bio-Qualität ist zu bevorzugen.

Verwendung in der Küche

Weissweinessig ist ein aus Weisswein hergestellter Essig. Er besitzt einen säuerlichen, mild-fruchtigen Geschmack mit einer, je nach Ausgangswein, mal mehr mal weniger ausgeprägten Würzigkeit.

In der Küche lässt sich Weissweinessig vielfältig einsetzten. Man verwendet ihn gerne als Würzmittel, vor allem als Zutat für Salatdressings. Ein Gurken-Salat, Spargel-Salat, Tomaten-Avocado-Salat, Orangen-Radicchio-Salat, Fenchel-Salat oder Feldsalat mit Pilzen, aber auch schlichte Blattsalate erhalten durch Weissweinessig einen würzigen Geschmack. Er eignet sich zudem hervorragend zum Einmachen und Einlegen von Rohkost-Gemüse und Obst.

Hellen Saucen (z.B. vegane Sahnesauce, Sauce hollandaise, Senfsauce, "Käsesosse") und Suppen verleiht Weissweinessig eine feine, säuerliche Note (z.B. gekühlte Erbsen- & Kräutersuppe mit Mandelschaum). Selbst gemachte Chutneys, Salsa verde und Senf veredelt man durch Beigabe von Weinessig. Er eignet sich auch zum Verfeinern von allerlei mediterranen Gerichten, z.B. Risotto oder Gemüsepfannen mit veganen Fischalternativen. Empfehlenswert sind ausserdem mit Weissweinessig und Agavensirup glasierte Ofen-Karotten.

Des Weiteren nutzt man Essig für die Zubereitung von Drinks und alkoholfreien Erfrischungsgetränken, wie z.B. einer durstlöschenden Schorle mit Sprudelwasser und 1-2 EL Essig.1

Ist Weissweinessig roh? Das hängt einerseits von der Herstellungsweise des verwendeten Weissweins ab, andererseits davon, ob man den Weissweinessig einer Pasteurisierung unterzogen hat. Unpasteurisierter Weissweinessig aus rohem Weisswein (erfuhr keine Erhitzung über 42 °C) gilt als Rohkost. Ist Weissweinessig vegan? Ob Weissweinessig vegan ist, ist von der Wein-Filtermethode abhängig - lesen Sie dazu mehr im Weisswein-Artikel.

Eigene Zubereitung

Weissweinessig lässt sich selber herstellen - entweder mithilfe von Essigessenz oder Essigmutter (mehr dazu im Kapitel "Tipps zur Lagerung"). Folgend beschreiben wir den Vorgang mit Essigmutter.

Eine Essigmutter können Sie in gewissen Drogerien oder im Internet erwerben. Dazu einen Wein, wobei wir vegane, schwefelarme Bio-Weine empfehlen, da Schwefelung ein haltbarkeitsverlängerndes Verfahren ist und somit Umwandlungsdauer sowie Umwandlungsgrad beeinflusst. Des Weiteren benötigen Sie ein Gefäss (Ton, Holz, Glas) mit einer grossen Oberfläche, um einen guten Gasaustausch zu ermöglichen - die Bakterien sind für die Umwandlung von Alkohol zu Essig auf Sauerstoff angewiesen. Zu guter Letzt benötigen Sie ein atmungsaktives Tuch (z.B. Gazetuch), um das Gefäss abdecken zu können.

Mischen Sie den Weisswein mit Wasser im Verhältnis 5:1 (5 Teile Wein, 1 Teil Wasser). Geben Sie die Essigmutter hinzu. Platzieren Sie das mit dem Tuch bedeckte Behältnis an einem geeigneten Ort. Dieser sollte über relativ stabile Temperaturen verfügen, am besten im Bereich von 25-30 °C. Da die Temperatur einen Einfluss auf die Bakterienaktivität hat, findet der Prozess bei höheren Temperaturen schneller statt. Gelegentliches Umschwenken des Behältnisses fördert den Gasaustausch. Der ganze Prozess dauert 2-3 Monate. Nehmen Sie nach 2-3 Wochen täglich kleine Kontroll-Proben. Stimmt der Geschmack für Sie, können Sie den Weissweinessig in Flaschen abfüllen (durch Sieb abgiessen). Hierbei einen kleinen Teil, inkl. Essigmutter, im Behältnis zurücklassen. Diesen kann man erneut mit Wein anreichern.

Den in Flaschen abgefüllten Essig vor dem Verzehr 2-3 Monate an einem kühlen und vor Licht geschütztem Ort (z.B. Keller) aufbewahren.

Veganes Rezept für Gurken-Rettich-Salat mit Weissweinessig

Zutaten (für 2 Personen): ½ Gurke, 200 g Rettich, 1 Büschel Gartenkresse, 4 EL Rapsöl, 2 EL Weissweinessig (am besten roh und bio), 1-2 TL Apfeldicksaft, etwas Salz und Pfeffer.

Zubereitung: Gurke waschen. Rettich schälen. Beides in dünne Scheiben hobeln. Gartenkresse abspülen und trocken schütteln. Für das Dressing Öl, Weissweinessig, Apfeldicksaft mit Schneebesen verrühren, mit Salz und Pfeffer abschmecken. Gurken- und Rettichscheiben unterheben. Veganen Salat auf zwei Tellern anrichten und mit Kresse bestreuen.

Vegane Rezepte mit Weissweinessig finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
.

Einkauf - Lagerung

Die meisten Supermärkte (z.B. Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Hofer, Billa) bieten Weissweinessig ganzjährig an. In Bio-Supermärkten (z.B. Denn's Biomarkt, Alnatura) findet man ihn in Bio-Qualität.

Weissweinessig aus konventioneller Herstellung enthält teilweise Antioxidationsmittel (wie Kaliummetabisulfit), was auf den Verpackungen ersichtlich sein sollte. Bei Bio-Produkten verzichtet man auf solche Zusatzstoffe.1 Zudem gibt es pasteurisierte Essige und naturbelassene, also nicht erhitzte Essige. Im Handel findet man ausserdem oft Weissweinessig, den man mit natürlichem Kräuteraroma aromatisiert hat.

Die Verfügbarkeit von Weissweinessig ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.

Tipps zur Lagerung

Weissweinessig ist richtig gelagert, nämlich luftdicht verschlossen an einem dunklen, kühlen Ort, mehrere Jahre lang haltbar. Ein muffig riechender Essig sollte man besser wegkippen.

Die lebendigen Essigsäurebakterien in naturbelassenem Weinessig können sich bei wärmeren Lagerkonditionen vermehren und so eine Essigmutter bilden. Dies ist eine gallertartige Masse aus Essigsäurebakterien, die gesundheitlich völlig unbedenklich ist. Man verwendet sie in traditionellen Essigherstellungen zum "Impfen" von Ausgangsflüssigkeiten, um die Umwandlung von Alkohol zu Essig zu beschleunigen.1 Die Essigmutter kann man auch einfach mit einem Sieb entfernen, wenn man sie nicht mitessen möchte.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Der Energiegehalt von Weissweinessig beträgt 28 kcal pro 100 g. Sowohl Kohlenhydrate (0,8 g/100g) als auch Proteine (0,08 g/100g) sind kaum vorhanden. Die Anteile an Fett und Ballaststoffen sind vernachlässigbar.2

In 100 g Weissweinessig sind 0,16 mg Mangan zu finden - das macht 8 % des Tagesbedarfs aus. Balsamessig (0,13 mg/100g) und Reisessig (0,2 mg/100g) weisen ähnliche Gehalte auf. Rotweinessig (0,05 mg/100g) enthält weniger, Kräuterweinessig (0,25 mg/100g) und Apfelessig (0,25 mg/100g) etwas mehr Mangan. Eine gute Mangan-Quelle sind mit 8,8 mg/100g Pinienkerne.2

18 mg Magnesium sind in 100 g Weissweinessig enthalten (5 % des Tagesbedarfs). Der Gehalt ist vergleichbar mit denjenigen von Kräuterweinessig (20 mg/100g) und Reisessig (22 mg/100g). Meerrettich ist mit 628 mg/100g besonders reich an Magnesium.2

Weissweinessig enthält 71 mg Kalium pro 100 g (4 % des Tagesbedarfs). Kräuterweinessig (100 mg/100g), Apfelessig (73 mg/100g) und Rotweinessig (39 mg/100g) weisen ähnliche Mengen des Mineralstoffs auf. Viel Kalium steckt in getrockneten Algen (z.B. Kombu-Algen: 6100 mg/100g, Dulse: 4684 mg/100g), wovon man aufgrund des hohen Jodgehalts jedoch nur geringe Mengen auf einmal verzehren sollte.2

Essigsäure ist die Hauptverbindung in Weinessig. Des Weiteren enthält er verschiedene organische Säuren (z.B. Zitronensäure, Weinsäure), Ester, Ketone und Aldehyde, die zu seinen organoleptischen Eigenschaften beitragen. Zu den enthaltenen sekundären Pflanzenstoffen gehören unter anderem Phenole, Carotinoide und Phytosterole.3,4

Die gesamten Inhaltsstoffe von Weissweinessig, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Ist Weissweinessig gesund? Funktionelle Eigenschaften, die man Essig nachwies, sind unter anderem antibakterielle, infektionshemmende, blutdrucksenkende, antioxidative und krebshemmende Wirkungen. Er soll zudem regulierend auf den Fettstoffwechsel wirken, die Verdauung fördern, den Blutzuckerspiegel verbessern, die Auswirkungen von Diabetes verringern und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen.3,5,6,7

Die antibakterielle und infektionshemmende Aktivität von Essig führt man auf das Vorhandensein organischer Säuren zurück, obwohl auch enthaltene Polyphenole dazu beitragen. Phenole sind verantwortlich für antioxidative Eigenschaften. Die Auswirkungen einiger Essige auf die Regulierung des Blutzuckerspiegels und des Fettstoffwechsels und Gewichtsabnahme schreibt man Essigsäure zu. Einigen Essigsorten wies man in Studien krebshemmende Wirkungen nach. Diese Ergebnisse gewann man jedoch in erster Linie aus Zell- und Tierversuchen und die verantwortlichen Inhaltsstoffe bleiben grösstenteils unklar.5 Die Ergebnisse einer Studie von 2010 weisen darauf hin, dass die Produktionsmethode des Essigs Auswirkungen auf seine bioaktiven Verbindungen und damit funktionellen Eigenschaften hat. Beispielsweise stellte man fest, dass der Gehalt an Catechin und Epicatechin in industriellem Essig höher als der in traditionellem Essig war.8

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Ein übermässiger Konsum von Essig kann gesundheitliche Probleme verursachen. Man stellte bei Personen, die über einen langen Zeitraum hinweg grosse Essig-Mengen zu sich genommen hatten, hohe Ausscheidungen an Kalium, Natrium und Bikarbonat im Urin sowie eine Stimulation der Plasma-Renin-Aktivität im Blutplasma fest. Es ist bekannt, dass eine Person, die täglich ca. 250 ml Essig (12,5 g Essigsäure) zu sich nahm, mit Hypokaliämie (Störung des Elektrolythaushalt) ins Krankenhaus musste. Zudem berichtet man über Verletzungen der Schleimhäute von Mund und Speiseröhre durch Essig und chemische Verbrennungen der Haut durch den Einsatz von Essig zur Behandlung von Hauterkrankungen.6

Weissweinessig und Weisswein sowie andere säurehaltigen Getränke und Lebensmittel können die Zahnhartsubstanz aufweichen und damit Zahnerosionen verursachen. Man empfiehlt, solche Produkte nur massvoll zu konsumieren, Zähneputzen unmittelbar vor und nach dem Verzehr zu vermeiden und danach eine Fluoridspülung zu verwenden oder ein zuckerfreies Joghurt zur Neutralisierung der Säure und Remineralisierung zu essen.9

Volksmedizin - Naturheilkunde

Oxymel ist ein antikes Arzneimittel aus Honig und Essig (meist Weissweinessig). Hippokrates (460-377 v. Chr.), seine Zeitgenossen, aber auch heutige ÄrztInnen ordneten/ordnen es gegen hartnäckigen Husten an. Ausserdem empfahl Hippokrates Essig zur Behandlung von Wunden und Reinigung von Geschwüren. Japanische Samurai-Krieger verwendeten im 8. Jahrhundert Essigtonikum als Stärkungsmittel, da sie glaubten, dass es ihnen Kraft und Stärke verlieh. Im 10. Jahrhundert sprach sich Sung Tse, Begründer der Gerichtsmedizin, fürs Händewaschen mit Schwefel und Essig aus, um Infektionen bei Autopsien zu vermeiden. Laut Schriften US-amerikanischer Ärzte aus dem späten 18. Jahrhundert behandelten sie viele Krankheiten, darunter Wassersucht, Krupp und Magenschmerzen, mit Essig. DiabetikerInnen tranken vor der Entwicklung von blutzuckersenkenden Mitteln "Essig-Tees", um ihr chronisches Leiden zu lindern.3,10

An verschiedenen Küstenorten weltweit setzt man Essig zum sofortigen Auftragen nach einem Quallenstich ein, da er Nematocysten deaktiviert. Trotzdem gilt ein Bad in heissem Wasser als wirksamste Erstbehandlung eines Quallenstichs. Ausserdem liest und hört man in den Medien von Empfehlungen, Nagelpilz, Kopfläuse und Warzen mit Essig zu behandeln. Wissenschaftlichen Grundlagen für diese Behandlungsstrategien gibt es jedoch keine. ExpertInnen raten zudem davon ab, Essigpräparate zur Behandlung von Wunden oder als Haushaltsdesinfektionsmittel zu verwenden.10

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Zur Einschätzung der Klimafreundlichkeit eines Lebensmittels dient in erster Linie der CO2-Fussabdruck. Dieser hängt von unterschiedlichen Aspekten ab, wie Anbauweise (konventionell/biologisch), Saisonalität, Herkunftsland, Verarbeitung, Transport und gegebenenfalls Verpackung. CarbonCloud schätzt den CO2-Fussabdruck von 1 kg Weissweinessig aus den USA auf 1,18 kg CO2eq.11 Der CO2-Fussabdruck von 1 kg Weisswein beträgt laut The Big Climate Database 1,74 kg CO2eq.12 Laut einer Studie von 2017 verursacht die Produktion von 1 Liter gereiftem Weinessig 1,94 bis 2,54 kg CO2, abhängig davon, wo man den Essig herstellt (direkt im landwirtschaftlichen Betrieb oder extern).13

Dieselbe Studie berechnete den Wasser-Fussabdruck von gereiftem Weinessig. Dieser liegt zwischen 1332 und 1892 Liter Wasser pro Liter Weinessig.13 Für die Produktion von 1 kg Wein benötigt man laut einer Studie von 2011 ca. 870 l Wasser.14

In der konventionellen Landwirtschaft kommen zur Bekämpfung von unerwünschten Pflanzen und Insekten oftmals synthetische Pestizide zum Einsatz. Diese wirken sich nachweislich negativ auf die Umwelt aus und beeinträchtigen unter anderem wichtige Bestäuber, Vögel und Säugetiere. Entsprechend sollte man beim Einkauf von Weissweinessig auf Bio-Ware zurückgreifen, um unter anderem die Biodiversität und eigene Gesundheit zu schützen. Beim biologischen Anbau ist der Einsatz derartiger Pflanzenschutzmittel nämlich verboten.

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie hier.

Weltweites Vorkommen - Anbau

Das Herstellen von Essig geht mindestens auf das Jahr 200 v. Chr. zurück. Essig und seine Verwendung als Würz- und Konservierungsmittel oder als Bestandteil einfacher Heilmittel ist seit der frühen Antike bekannt.15,16

Weinessig produziert man hauptsächlich in Ländern mit önologischer Tradition, wie z.B. in Mittelmeerländern, wo man ihn in grossem Umfang als Würzmittel, Säurungsmittel und Konservierungsmittel einsetzt.16

Industrielle Herstellung

Die wichtigsten Rohstoffe für die Herstellung von Essig sind eine alkoholhaltige Flüssigkeit, Acetobacter-Bakterien (sogenannte Essigsäurebakterien; eine Gattung aerober Bakterien) und Sauerstoff. Essig produziert man aus einer Vielzahl alkoholhaltiger Flüssigkeiten, am häufigsten aus Wein und Bier. Alternativ kann man zuerst ein Alkoholprodukt aus gärfähigen Kohlenhydratquellen durch alkoholische Gärung (in Anwesenheit von Hefen, z.B. Saccharomyces cerevisiae) herstellen, wie z.B. aus Reis, Zuckerrohr oder Obst. Hefen wandeln dabei Zucker unter anaeroben Bedingungen in Alkohol (Ethanol) um.3,17,18

Alkoholhaltige, verdünnte (Alkoholgehalt unter 7,5 Vol.-%) Flüssigkeiten unterzieht man folgend der Essigsäuregärung. Aerobe Essigsäurebakterien wandeln Alkohol dabei in Essigsäure um. Die Bakterien funktionieren am besten bei einer Temperatur von 28 °C mit voller Luftzufuhr. Die niedrigste Temperatur, welche Essigsäurebakterien tolerieren können, liegt bei 20 °C und die höchste bei 33 °C.18 Bei der Essigsäuregärung handelt es sich im Grunde genommen nicht um eine Gärung, sondern um eine unvollständige Oxidation oder Fermentation, da der Prozess Sauerstoff benötigt.19

Man unterscheidet grob zwei Systeme der Essigherstellung: traditionelle, langsame Verfahren (z.B. Orléans-Verfahren) und industrielle, schnelle Unterwasserverfahren (z.B. Submersverfahren, Generatorverfahren).3,16

Bei den langsamen Verfahren handelt es sich um eine Fermentation durch Oberflächenkulturen, bei der man Essigsäurebakterien an der Grenzfläche zwischen Flüssigkeit und Luft platziert. Die Anwesenheit der Bakterien und die Umwandlung von Ethanol in Essigsäure ist damit auf die Oberfläche der essigbildenden Flüssigkeit (im Falle von Weissweinessig Weisswein) beschränkt. Für das Orléans-Verfahren, eine der ältesten Techniken zur Herstellung von Essig, verwendet man Holzfässer mit seitlichen Öffnungen (für Luftzirkulation). Heutzutage wendet man langsame Methoden für die Herstellung traditioneller, ausgewählter Essige an. Dabei ist ein langer Zeitraum (Wochen bis Monate) erforderlich, um einen hohen Essigsäuregrad zu erreichen - das führt zu teuren Preisen. Diese Systeme ermöglichen die gleichzeitige Essigsäurebildung und Reifung, was hochwertige Essige hervorbringt.3,15,16,18

Bei schnellen Produktionsverfahren stellt man Essig innerhalb weniger Tage (zwischen 20 Stunden bis 3 Tage) her. In der kommerziellen Essigherstellung setzt man dafür Unterwasserverfahren wie Generatorverfahren und Submersverfahren ein. Bei diesen Methoden taucht man Essigsäurebakterienkulturen (direkt oder an einer Vorrichtung) in alkoholhaltige Flüssigkeiten ein und führt Sauerstoff zu. Eine solche Methode ist das Submersverfahren, das man in erster Linie zur industriellen Herstellung von Weinessig anwendet. Die Essigsäurebakterien befinden sich dabei direkt in der Flüssigkeit. Kontinuierlich blasen Turbinen Luftblasen in die Flüssigkeit ein und gewährleisten damit die Sauerstoffversorgung. Die Umwandlung von Alkohol zu Essigsäure durch die Bakterien findet an Luft-Flüssigkeits-Grenzflächen der Luftblasen statt. Ein Nachteil dieser Systeme: Es kommt zu einem Verlust von flüchtigen Verbindungen.3,15,16,18

Die längere Fermentationsdauer der traditionellen Verfahren ermöglicht die Bildung eines ungiftigen Schleims aus Essigsäurebakterien, der als Essigmutter bekannt ist. Viele Hersteller filtern und pasteurisieren ihren Essig vor der Abfüllung, um die Bildung dieser Organismen zu verhindern. Nach dem Öffnen kann sich in gelagertem, naturbelassenem Essig eine Essigmutter bilden, die man durch Filtern entfernen kann.10,18

Weiterführende Informationen

Weinessig ist in den Mittelmeerländern und Mitteleuropa der am häufigsten verwendete Essig. Wie bei Wein gibt es auch bei Weinessig eine beträchtliche Qualitätsspanne. Die Qualität ist abhängig vom Wein, Herstellungsverfahren und der Lagerung. Bessere Weinessige reifen bis zu zwei Jahren in Holzfässern und haben einen komplexen, feinen Geschmack. Weinessige, die man aus einzelnen Weinsorten herstellt, wie Champagner, Sherry oder Pinot Grigio, sind vorwiegend teuer.18

Essig, aus dem Französischen vin aigre, was "saurer Wein" bedeutet, kann man jedoch nicht nur aus Wein herstellen, sondern aus fast jeder gärfähigen Kohlenhydratquelle, wie z.B. Melasse, Äpfeln, Trauben, Getreide, Kokosnüssen, Melonen, Honig und Kartoffeln. Man kann zwischen Essig, den man aus Fruchtsäften herstellt, und Essig, den man aus rohen Pflanzenmaterialien produziert, unterscheiden.3,10

In den USA müssen Essigprodukte einen Säuregehalt von mindestens 4 % aufweisen. In Europa hingegen gibt es regionale Normen für Essig. Weisse Branntweinessige enthalten 4-7 % Essigsäure, während Apfelessig und Weinessig einen Gehalt von 5-6 % Essigsäure besitzen. Der Alkoholgehalt von Weinessig liegt bei 1,5 Vol.-%. Derjenige von anderen Essigen beträgt 0,5 Vol.-%.10,20

Aromatisierte Spezialitätenessige teilt man in Kräuter- und Fruchtessige ein. Kräuteressige sind Weinessige oder weisse Branntweinessige, die man z.B. mit Knoblauch, Basilikum, Estragon, Zimt, Nelken oder Muskatnuss gewürzt hat. Fruchtessige bestehen aus Weinessig und weissem Essig, die mit Früchten oder Fruchtsaft gesüsst sind. Traditionelle Essige sind Produkte aus regionalen Lebensmitteln, hergestellt nach althergebrachtem Brauch. Balsamessig aus Modena (Aceto Balsamico di Modena) produziert man aus den dortigen weissen Trebbiano-Trauben, die man so spät wie möglich erntet, langsam vergären und durch Reifung in Fässern aus verschiedenen Hölzern konzentrieren lässt. Reisessig produziert man vor allem in Asien, Kokosnuss- und Rohressig findet man in Indien und auf den Philippinen, und Dattelessig ist im Nahen Osten bekannt.10

Über folgende Essige finden Sie ebenfalls ausführliche Artikel: Balsamessig, Weisser Balsamico, Rotweinessig, Kräuterweinessig, Apfelessig und Reisessig.

Alternative Namen

Im Englischen bezeichnet man Weissweinessig (Weissweinessig) als white wine vinegar.

Sonstige Anwendungen

Weisser Essig eignet sich neben der Zubereitung von Speisen, auch gut als Reinigungsmittel, z.B. zur Entfernung von Urinstein und Kalkablagerungen.

Literaturverzeichnis - 20 Quellen

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Chen H, Chen T, Giudici P, Chen F. Vinegar Functions on Health: Constituents, Sources, and Formation Mechanisms. Comprehensive Reviews in Food Science and Food Safety. 2016;15(6):1124–1138.

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The Big Climate Database (Version 1.1): Wine, white, average values. 2024.

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